Bericht: Geshe Sonams Vortrag “Weg zu einem friedvollen und glücklichen Geist”

Geshe SonamDie ZEN – Schüler des Abtes der Pagode Phat Hue in Frankfurt/M, dem Ehrw. Thich Thien Son, sowie interessierte Gäste aus deren Freundes- und Bekanntenkreis, hatten am 03.04.2012 die Gelegenheit – und das Vorrecht! – den tibetischen Mönch, Ehrw. Geshe Sonam, zu erleben und seinem Vortrag zu lauschen. Der Ehrw. Geshe Sonam wurde übersetzt von dem Mönch Kehdrup und der Nonne Hue Tho.

Das Verhalten des Ehrw. Geshe Sonam vom Betreten der Buddhahalle bis zum Verlassen war eine ebenso eindrucksvolle Belehrung wie seine Worte. Durch 3 tiefe Verbeugungen bezeugte er seine Ehrfurcht vor Buddha. Nach einer Rezitation und einem warmherzigen Willkommensgruß, wies er von Beginn seines Vortrags darauf hin, wie entscheidend wichtig die Motivation sowohl des Sprechers, wie des Zuhörers jetzt sei. Beiden geziemt tiefe Dankbarkeit, für das Vorrecht, als Mensch geboren zu sein und zu der Wahrheit und Weisheit der Lehre Buddhas Zugang zu haben.

Wir haben einen menschlichen Körper, einen menschlichen Geist und tragen den Samen der Buddhanatur in uns. Viele Menschen sind reich und berühmt und haben nicht dies Glück, mit Dharma in Berührung zu kommen. Es gilt, sich bewusst zu machen, wie wir unseren Reichtum und unsere Freiheit nutzen können. 3 Ebenen werden dem Praktizierenden als Ziel angeboten: die 1. Ebene verheißt uns, als menschliches oder göttliches Wesen wiedergeboren zu werden. Die 2. Ebene stellt uns das Nirvana, d.h. die Beendigung des Leidens, in Aussicht. Die 3. Ebene ist die der Buddhaschaft zum Wohle aller Lebewesen. Je nach engagiertem Training können wir eine oder alle drei Ebenen erreichen und dann auch das Glück dieser Ebenen erfahren. Warum braucht es Training? Damit für uns und andere ein stabiles Glück erreicht wird. Wie kann das Training aussehen? Neben dem Hören und Reflektieren der Dharmareden können wir die Zufluchtnahme praktizieren und die Regel von Ursache und Wirkung beobachten.

Bei der Zufluchtnahme werden nicht viele Worte gemacht, aber die Wirkung ist groß. Was Karma ist und wie es entsteht, wird deutlich, wenn man sieht, wieviel Leid entsteht, weil man nicht Ursache + Wirkung beachtet. Viele Menschen haben nicht das Wissen, wie sie sich aus Leid befreien können. Sie schaffen es nicht, es zu beenden.

Die 4 Edlen Wahrheiten zeigen den Übungsweg auf, sich aus Leid zu befreien.

Die 1. Wahrheit besagt: Das wichtigste ist, erst einmal mein Leid zu sehen und zu verstehen: ja, ich leide (= Wirkung des Leids)

Die 2. Wahrheit besagt: Im nächsten Schritt fragen wir: wie entsteht das Leid? Wie kreiere ich es? = die Bedingungen zum Leid. (= Ursache des Leids)

Die 3. Wahrheit besagt: dass man das Leid beenden kann

Die 4. Wahrheit zeigt auf: wie man das Leid beenden kann.

Alle ehemaligen buddhistischen Gelehrten zeigen auf, wie man sich vom Leid befreit.

Da wird als Praxis angeboten, den Bodhicittageist zu entwickeln. Das bedeutet, Mitgefühl für alle Lebewesen zu empfinden und sich einzusetzen für ihre Befreiung von Leid. Als zweite Möglichkeit wird die Praxis der Leerheit genannt. Das bedeutet, in einer friedvollen Geisteshaltung Liebe und Mitgefühl für alle Lebewesen zu entfalten. Genau diese Unterstützung haben wir selbst bereits von vielen erhalten, nicht nur in diesem Leben von Vater und Mutter.

Am Ende des Abends bot Ehrw. Geshe Sonam an, Fragen der Zuhörer zu beantworten.

Frage: Was ist mit den Menschen, die mir Probleme machen?

Antwort: Diese Menschen haben nicht die Freiheit, ihren Verstrickungen zu entgehen. Ärger im Kontakt mit ihnen fühlen wir auch, weil wir Ärger in unserem Karma angesammelt haben. Ärger ist die größte Verstrickung. Wir haben dabei nicht nur jetzt ein schlechtes Gefühl, sondern zerstören auch unser zukünftiges Glück. Ein wirksames Gegengift ist Geduld. Bei Problemen, die uns begegnen, sollten wir nicht argumentieren: „Womit habe ich das verdient?“ Sondern bedenken: Unsere Probleme sind gering im Gegensatz zu denen anderer Menschen, beispielsweise derer, die in Kriegsgebieten leben, verletzt, krank und hungrig sind.  Ein Problem ruft uns auf zu schauen: gibt es eine Methode, es zu lösen? Und dann diese Methode anzuwenden, statt im Leid zu baden.Wenn uns aber klar wird: es gibt keine Methode, das Problem zu lösen, dann ist es Zeit, uns vom Leid abzuwenden, an die Quelle des Leids zu gehen und das Übel an der Wurzel zu packen.

Zum Abschluß des Abends gab der Ehrw. Thich Thien Son seinen ZEN – Schülern die Gelegenheit, mit einer dreifachen tiefen Verbeugung dem Ehrw. Geshe Sonam ihre Dankbarkeit und ihren Respekt zu zeigen.

Er kündigte an, dass der Ehrw. Geshe Sonam bei dem 2 Tage später beginnenden Samadhi-Retreat in Phat Dao seine Belehrungen fortsetzen werde.

21. April 2012

Noch keine Kommentare.

Einen Kommentar hinterlassen