Bericht Nr. 2 – “Ich singe für die Freiheit” – Ani Choying singt beim Jade Buddha

Das sanfte Lächeln des grünen Buddhas aus Jade öffnet Herzen

Heute möchte ich eine persönlichere Form der Berichterstattung verwenden wenn ich über das Klosterfestival anlässlich der Jade Buddha Ausstellung bei uns im Kloster Buddhas Weg berichte.

Der Tag war so voll und jede Stunde gab es ungefähr ein Highlight, so dass ich jetzt nur einige Stationen erwähnen kann und nur manche davon besonders hervor heben, weil ich das Glück hatte dabei zu sein und es mitzuerleben, während ich von anderen nur begeisterte Erzählungen bekommen habe.

Aber ganz vorne weg – es ist wunderschön morgens aufzuwachen und erst einmal hinters Haus zu gehen und dort steht er, im schönen Morgenlicht: der Jade Buddha mit seinem Lächeln, dass sich einem mitten ins Herz setzt und einen wie von innen streichelt. Im russischen gibt es einen Ausdruck dafür – man sagt „ Umarme mich, Zartheit“ und dieser Satz kommt jedes Mal, wenn ich vor dem Buddha stehe in meinen Kopf. Es ist wunderschön ihn zu sehen, und es ist sehr besonders, morgens, wenn noch kaum jemand da ist in seiner Nähe zu meditieren.

Viele Wanderer kommen von ihrem Weg ab und verweilen beim Buddha und – man kann wirklich sagen – tausende Besucherinnen und Besucher haben ihn an diesem Wochenende gesehen – und der Gedanke ist so schön, wenn ich mir vorstelle, dass sie vielleicht alle von der Zartheit seiner Ausstrahlung umarmt wurden und in sich diese innere Zartheit und tiefe Berührung empfunden haben und mit nachhause in ihrer Familien nehmen, an ihre Arbeitsstellen.

Die tiefe innere Berührung wurde an diesem Wochenende noch verstärkt durch die vielen Aktivitäten, die so viele Menschen zusammen gebracht und erfreut haben: es gab so viele Workshops und Impulse, vor allem musikalischer Art, die wir an diesem Wochenende durch Workshops, Darbietungen und vor allem durch gleich drei Konzerte erleben konnten!

Die Meditation mit Thay Thien Son am Nachmittag ging sehr tief. Er sprach davon, inneren Frieden in sich selbst zu finden und mit sich Frieden zu schließen und leitete uns in eine Meditation mit den Aspekten, auch sich selbst vergeben zu können und zu verzeihen für Dinge, die in einem schlummern und man schwer loslassen kann.

Diese Friedensmeditation war eine sehr feine Hinführung zu der Begegnung mit Ani Choying am Nachmittag, im Gespräch mit Thay Thien Son. Thema des Dialogs der Beiden war: „Gegen den Strom schwimmen“.

Bevor ich darauf näher eingehe, erzähle ich vielleicht erst einmal ein wenig vorweg von Ani Choying, für diejenigen die sie nicht kennen: Ani Choying ist eine tibetische Nonne, die von sich selbst sagt, dass sie zu den Mädchen gehört, die sich entschieden haben Nonne zu werden, um nicht verheiratet zu werden und dann fortan einem Mann dienen zu müssen und dessen Launen ausgesetzt zu sein. Sie fand einen Meister der sie tief berührte und inspiriere und ihre eine Ausbildung ermöglichte. Schon als Kind liebte sie es zu singen. Aber die Lieder im Radio beklagen sich ständig über irgendetwas und sind voller Vorwürfe: „You broke my heart, you stole my heart, you leave me alone…“. Warum nicht schönere positive Texte singen? Buddhas Lehre ist so unendlich groß und Musik ist das beste Instrument um Herzen zu öffnen und Menschen tief zu berühren – deshalb beschloss sie, Musik dazu zu benutzen, um von Buddhas Weisheit zu singen. Seitdem tourt sie um die Welt und singt. Das Geld, das sie bei den Konzerten einnimmt, verwendet sie, um Mädchen die Möglichkeit zu geben, eine Ausbildung zu bekommen. Ausserdem entsteht zur Zeit ein Krankenhaus.

Als sie begann zu singen, wurde sie von vielen Seiten angefeindet. Nicht nur, weil sie als Nonne singt, sie ist auch die erste Nonne in ganz Nepal, die Auto fährt. Sie sagte dazu: „Wenn man anders ist als die anderen, oder wen man eine neue Methode ausprobiert, beginnen oft die Probleme“ – so erging es ihr, die eine der ersten Nonnen war, die sagte: When I can see monks driving, why shouldn`t nuns driving?“ Kaum vorstellbar, dass allein dieses Denken Probleme auslösen kann und gleichzeitig so viel bewegen kann! Und sie hat viel bewegt: Sie schafft ein Zuhause und Ausbildung für viele Mädchen und Nonnen und ermöglicht ihnen Unterkunft und Gesundheitliche Versorgung mit der „Nuns Welfare Foundation of Nepal“

In ihrem Buch „Ich singe für die Freiheit“ erzählt sie ihre Geschichte. Die Geschichte eines kleinen Mädchens, das eine Entscheidung getroffen hat, nämlich die Entscheidung nicht mehr zu leiden. In einem Elternhaus aufgewachsen mit einem gewalttätigen Vater, der sie über Jahre schlug und misshandelte, erzählt sie, dass es möglich ist, jemandem zu vergeben, der einen sehr verletzt hat. Dass es sogar möglich ist, sich um jemanden zu sorgen, der einen misshandelt hat. Mit „Für die Freiheit singen“ sagt sie, meint, frei zu sein von Hass und Wut. Und es ist eine Inspiration dafür, dass diese Transformation möglich ist.

Mich haben Ani Choyings Worte und ihre Ausstrahlung sehr inspiriert. Und ich habe bei der Begegnung mit ihr bemerkt, wie wichtig und wunderbar es ist, weibliche Praktizierende und Lehrerinnen zu treffen, die einen inspirieren und ihren Weg gehen. Ich bin sicher, dass es vielen Frauen ebenso geht wie mir und in ihnen eine tiefe Ebene und auch Inspiration durch ein weibliches Vorbild erweckt wird.

Ani Choying Konzert im Anschluss an das Gespräch hat viele Herzen berührt. Thay hat sie dem Publikum am Anfang vorgestellt mit den Worten: „Ani Choying ist eine Nonne, ich nenne sie die singende Nonne aus Nepal, die ich sehr bewundere. Sie kennt keine Angst. Einmal hat sie zu mir gesagt: Wenn wir die Möglichkeit haben, die Herzen zu öffnen, können wir alles machen, dann ist alles möglich“

In diesem Sinne möchten wir hier an der Jade Buddha Statue unseren Wunsch aussprechen und in die Welt senden:

„Mögen in diesem Jahrhundert viele hohe verwirklichte Meisterinnen, Nonnen und Laienpraktizierende für uns Inspiration und Vorbild sein und ihr Wissen und ihre Erfahrungen mit uns teilen“.

Der ganze Sonntagabend war voller Musik. Wir haben einen überraschenden Besuch einer indischen Sängerin, die als Vertreterin von Art of Living hier zum Jade Buddha ein Konzert gegeben hat und alle anwesenden zum World Culture Festival am 2.und 3. Juli ins Olympiastadion nach Berlin einlud.

Der Abend klang aus mit einem Friedensgebet und einer Lichter-Meditation.

Vertreter aller buddhistischen Traditionen die zu diesem Zeitpunkt bei uns waren, haben sich vor der Jade Buddha Statue versammelt und haben Wunschgebete ausgesprochen. Es begann Bhante Punnaratana, der Teravada Tradition, der bei uns im Kloster lebt, mit seinen Mönchsbrüdern mit dem Metta-Gebet, der Liebenden Güte. Im Anschluss rezitierte Ani Choying ein tibetisches Wunschgebet und darauf folgte eine Rezitation des Herz-Sutras auf Vietnamesisch, in das alle Vietnamesen einfielen. Jeder konnte danach bei der Opferung der Kerze vor dem Buddha seine Wünsche in die Welt schicken.

Der Abend wurde irisch beendet und sicher war das weltweit das erste irische Folksmusik-Konzert, das neben einer Buddhastatue Heiterkeit und Lebenslust in die Welt und Herzen geschickt hat.

Das Wochenende war so reich an Eindrücken, aber auch an Besucherinnen, es sind weit mehr Besucherinnen gekommen als wir erwartet hatten. Ursprünglich hatten wir gehofft und gewünscht, dass wir mit 10.000 Besucher während der ganzen Festivalwoche rechnen können, doch bereits jetzt nach dem ersten Wochenende, haben fast 10.000 Menschen den Jade Buddha gesehen und seine Botschaft in diese Woche mitgenommen. Wir freuen uns, auf alle die Veranstaltungen, die noch kommen werden und laden Euch alle ganz herzlich ein dabei zu sein. Das Programm findet Ihr unter: www.jadebuddha-odenwald.de

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6. Juni 2011

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