Ordination in der Pagode Phat Hue

sangha-buddhahalleIm Rahmen einer stimmungsvollen Feier wurden am 28.12.2008 drei Anwärter in den Lin -Chi Orden der Pagode Phat Hue aufgenommen. „Ich heiße Lelio de Dominicis, bin 31 Jahre alt und bitte um Aufnahme in die Sangha“. Lelio ist einer von drei jungen Leuten, die am 28.12.07 in den Orden aufgenommen wurden. Warum wünschen in der heutigen Zeit Männer und Frauen als Novize oder Novizin den Ordensweg zu gehen und ihr Leben in der Gemeinschaft zu verbringen ?

Video-Dokumentation

Die Antworten sind ganz individuell: So sagte Maya Oelke, sie habe schon als Kunststudentin den Wunsch gehabt, eine gute Künstlerin und ein guter Mensch zu werden. Sie wünsche sich, wahres Mitgefühl zu entwickeln, ihr sei aber bewusst, dass sie dazu große Klarheit und Selbstvertrauen aufbauen müsse. Die Sangha sei nun genau der richtige Ort, um sich selbst zu reflektieren, Selbstvertrauen zu gewinnen und klare Strukturen in sich selbst zu entwickeln.
Wolf Schacht sagte bei seiner Vorstellung, er habe in den letzten Monaten, die er gemeinsam mit den Mönchen und Nonnen als Praktikant verbracht hatte, gemerkt, wie gut ihm das Gemeinschaftsleben getan habe und wie sehr er sich selbst den Mitmenschen gegenüber öffnen konnte. Warum er sich nun wünschte, Mönch zu werden, konnte er jedoch kaum auf einen Aspekt reduzieren: ” Ich will Mönch werden, um heraus zu finden, warum ich Mönch werden will!” Er folgte bis zur Ordination einem tiefen inneren Gefühl, das Richtige zu tun.

Alle drei Anwärter brachten zum Ausdruck, dass sie Thich Thien Son, dem Abt der Pagode, großes Vertrauen entgegenbringen und wünschen, von ihm als ihren Meister auf dem Weg begleitet zu werden, „ ein Weg, der sicher auch mal mit Hindernissen gepflastert sein kann “- wie der junge Italiener Lelio sagte – „und wo die Hilfe des Meisters unabdingbar wird.“

Die Zeremonie der Ordination vollzog sich in mehreren Schritten: nach der förmlichen Anfrage um Aufnahme folgte der Dank an die anwesenden Eltern und die Bitte um deren Verständnis und Unterstützung.
Die Eltern haben die Kinder in Liebe und Sorge großgezogen und somit für die jungen Anwärter die Bedingungen geschaffen, damit diese den Weg als Mönch oder Nonne gehen können. Mit dem Eintritt in den Orden findet nun ein Wechsel im Rollenverständnis statt. Die Ordinierten kultivieren ihren Geist, lernen, ihr Herz zu öffnen und wollen mit ihrer Kraft und Weisheit allen Lebewesen zu Verfügung zu stehen. Folglich konzentrieren sich ihre Pflichten nicht mehr allein nur auf die Eltern und die Familienmitglieder. Deswegen haben die Mönchs- und Nonnenanwärter die anwesenden Eltern gebeten, sie von ihrer Kindrolle zu entbinden.

Das Einverständnis der Eltern ist- so von Buddha vorgegeben –Voraussetzung für die Aufnahme in den Orden. Darüber hinaus ist für die jungen Leute entscheidend, dass die Eltern bereit sind, sie auf dem neuen Weg zu begleiten und zu unterstützen. Denn erst auf dieser Grundlage kann eine friedliche, harmonische Beziehung mit der Familie hergestellt werden. Es sei angemerkt, dass die Mönche und Nonnen keineswegs abgeschlossen hinter Klostermauern leben, das bedeutet, dass die Eltern auch als Gäste in der Pagode jederzeit herzlich willkommen sind. So berichtete Hue Nghi, einer der älteren Novizen, dass sich seit seinem Ordenseintritt das Verhältnis zu seinen Eltern durch die Besuche und die vielen Gespräche deutlich verändert habe und die Beziehung zu seinen Eltern nun sehr viel enger und verständnisvoller sei als früher.

„Wer aus der Sangha gegen die Aufnahme der Anwärter in den Orden sei, erhebe seine Stimme jetzt oder schweige für immer“, sagte der Abt laut und vernehmlich. Stille im Raum, damit sind die jungen Menschen aufgenommen.
Mit der Aufnahme in den Orden beginnt ein neuer Lebensabschnitt, der in der Zeremonie zum einen durch eine förmliche Handlung der Reinigung und zum andern durch das Schneiden der Haare sowie der feierlichen Einkleidung zum Ausdruck gebracht wurde. Buddhistische Mönche und Nonnen verzichten vollständig auf ihre Haarpracht und zeigen damit, dass sie den Äußerlichkeiten des Lebens, den Symbolen der äußeren Schönheit, nicht mehr verhaftet sein wollen. Auch das Tragen der bescheidenen braunen Ordenstracht ist symbolhaft zu verstehen. ’Kleider machen Leute’ sagt unser Sprichwort; mit dem Anziehen der einfachen Robe demonstrieren die Novizen wiederum, dass äußere Phänomene nicht mehr wichtig genommen werden.

Am Ende des feierlichen Festaktes, der insgesamt zwei Stunden dauerte , betonte der Abt der Pagode nochmals die Aufgabe der Mönche und Nonnen: Kultivierung des Geistes, die Entwicklung tiefer Einsicht und mitfühlende Hinwendung an alle Lebewesen. Er hob hervor, dass das Kloster und die Klostergemeinschaft die bestmöglichsten Rahmenbedingungen für diese Aufgaben stellten, dass die Verantwortung aber zur Umsetzung und Wandlung beim Einzelnen liege.

1. Januar 2008