Perspectiva Kongress (Schweiz)
Vortrag von Zen-Meister Thich Thien Son Im Rahmen des Kongresses Noch mal leben…. Sterben, Trauer, Tod hielt Abt Thich Thien Son am 26.11.06 einen Vortrag in Basel. Zunächst sprach er von seinen Erfahrungen als Kind während des Vietnamkkrieges, den schon alltäglichen Kontakt mit Leichen, die fast unerträgliche Wahrnehmung des Schmerzes der Hinterbliebenen und seine ständige Frage nach der Ursache all des erlebten Leids. Dann ließ er die Zuhörer an seiner Suche als Kind teilnehmen.
Wie er versuchte, mit Hilfe der Erklärung buddhistischer Mönche zu verstehen, was Leben, Leid und Tod eigentlich sind und wie er allmählich, insbesondere durch geschickte Lehren seinen Meisters, verstehen konnte, dass Leben einem Schauspiel gleicht.
Ein zentraler Gedanke des Vortrages zeigte sich in der Aussage: Wie man lebt, so stirbt man.
Aus buddhistischer Sicht nimmt der Mensch seine Gefühle mit in den Sterbeprozess und dann in die Zwischenebene nach seinem Tod. Schließlich – bei der Wiedergeburt – werden diese Gefühle in das nächste Leben mit hineingenommen. Ein immer mit negativen Emotionen geladener Mensch wird in eine Ebene kommen, in der er diese Gefühle “entladen” kann, also eine Ebene mit Krieg und hohen Gewaltanteilen; ein Mensch, der vorwiegend positive Gefühle hat, wird sich eher in der Götterebene wiederfinden und jener, der schon zu Lebzeiten von Gier und Verlangen “zerfressen” ist, wird sich auf der Ebene der Hungergeister wiederfinden.
Für Buddhisten hat die Sterbebegleitung durch Angehörige eine wichtige Funktion, wobei Sterbebegleitung sich nicht allein auf die Zeit des Absterbens des Körpers bezieht, denn – so Abt Thich Thien Son – “wenn man tot ist, ist man nicht sofort tot”. Dies meint, man kann den Verstorbenen in einer gewissen Zeitspanne noch Belehrungen mitgeben, damit die Toten lernen von ihrer bisherigen Gewohnheitsstruktur, ihrem typischen Handeln, Denken und Fühlen loszulassen, um somit bessere Voraussetzungen für das nächste Leben zu schaffen.
Was die Angehörigen angeht, so sollen sie ihre Trauer zulassen, hiermit ist nach buddhistischer Vorstellung allerdings nicht nur gemeint, dass man um den Toten trauert, weil er Abschied von uns genommen hat, denn dies würde nur bedeuten, dass man ihn nicht los lassen kann und er selbst sich auch nicht lösen kann. Es geht vielmehr auch darum, dass die Trauernden mit Mitgefühl an den Verstorbenen denken und ihm positive Energie schicken, damit ein Neubeginn im Kreislauf von Leben und Tod möglich wird. Zum Trauerprozess können auch Vorstellungen gehören, nicht genug für den Toten getan zu haben oder auch der Vorwurf an andere Familienmitglieder, ebenfalls nicht genug für den Toten getan zu haben. Konflikte dieser Art sind als Ablösungsprozess zu verstehen.
Ein weiterer zentrales Thema des Vortrags war der Tod aus buddhistischer Sicht.
Abt Thich Thien Son erzählte, sein Meister habe auf die Frage: “Meister, was geschieht mit uns nach dem Tod?” als Antwort ein Blatt Papier angezündet.
Das Papier löste sich in die einzelnen Elemente Rauch, Hitze, Asche, Feuer und Wind auf. Dieser Transformationsprozess ist Voraussetzung für einen Neubeginn. Der Gedanke der Wiedergeburt beinhaltet die Neuformierung. Allerdings, so Abt Thich Thien Son, “fragen auch Buddhisten, wie oft sollen wir denn diesen Durchlauf noch machen?” Und so stellt sich der Wunsch nach endgültiger Befreiung aus dem Samsara ein. Um aber zur Befreiung zu gelangen, müssen wir loslassen lernen.
Abt Thich Thien Son beendete seinen Vortrag mit einer Geschichte:
Ein Prinz hat vier Frauen, die erste verhilft ihm zu Reichtum, die andere zur Macht, die dritte bringt ihm die Liebe, die Funktion de vierten erfährt er erst, nachdem ihn die anderen drei ihn schon wieder verlassen haben. Sie erklärt ihm, sie sei seine ständige Begleiterin und garantiere ihm die einzige, wirkliche Sicherheit. Auf die Frage, was für eine Sicherheit dies sei, sagt sie ihm: dies ist die Sicherheit, dass dein Leben endlich ist, dies ist die Sicherheit des Todes.
Der Tod ist Bestandteil unseres Lebens und je mehr wir uns darüber im klaren sind, desto eher können wir loslassen.
Noch keine Kommentare.