Vietnamesisches Neujahrsfest in Frankfurt
6. Februar 2008, Mitternacht. In der hell erleuchteten Buddhahalle warten die Besucher gespannt auf den Einzug der Mönche und Nonnen. Dann erschallen der dumpfe Klang der großen Glocke und der durchdringende Ton der großen Trommel – Auftakt für den religiösen Festakt. Video-Dokumentation. Das vietnamesische Neujahr beginnt diesmal am 7. Februar. Nach dem Tierkreiszeichen steht es unter dem Leitbild der Ratte, Symbol für Wende und tiefgreifende Veränderung.
Neujahr ist für die Vietnamesen gleichzeitig auch Frühjahrsbeginn. In den Wohnzimmern und Tempeln in Vietnam dürfen weder die gelbblühenden „Mai-Bäumchen“ noch die Kirschbaumzweige fehlen. Bei unserem Klima reicht es nur zu künstlich erblühten Bäumchen, so haben fleißige Helfer der Pagode in tagelanger Arbeit große Zweige mit Papierblumen geschmückt.
Aber natürlich ist die Halle auch mit frischen Blumen und Obst dekoriert. Auf dem großen Schrein befindet sich ein kunstvolles Arrangement aus Gerbera, Lilien, Chrysanthemen, Orchideen, sowie Melonen, Mandarinen, Mangos, Papayas und Birnen. Diese Vielfalt und Fülle von Blumen und Früchten versprechen materiellen wie auch spirituellen Reichtum.
Üppigkeit verspricht auch die Traditionsfigur des „Glücksgottes“. So schreitet am Ende des Prozessionszuges ein Mann herein, der mit einem mächtigem Kopfputz ausgestattet und mit einem blauen Gewand bekleidet ist. Er verkörpert diesen Gott. In der Hand hält er einen glänzenden Kultgegenstand. Berührt man diesen Gegenstand, soll Reichtum im neuen Jahr in greifbare Nähe rücken.
Nach dem feierlichen Einzug der Mönche und Nonnen und einem imposanten Spiel von Glocke und Trommel findet die religiöse Zeremonie statt, eine Rezitationsfolge von Sutren und Schutzmantren. Die Gläubigen rufen den Maitreya-Buddha an und geloben, freundlich und friedfertig zu sein. Freundlichkeit und Friedfertigkeit wünschen sie auch ihren Familien, ihrer näheren Umgebung und der ganzen Welt.
Dann treten zwei weitere Traditionsfiguren auf: manchmal werden sie Löwen, manchmal auch Drachen genannt. Junge Männer und Kinder in prachtvollen Kostümen mimen diese Tiere und führen den Löwentanz auf. Das Erscheinen der Fabelwesen am Neujahrstag verheißt Frieden, ihr Ausbleiben dagegen lässt Krieg befürchten.
Kaum sind die Löwen in die Buddahalle eingezogen, beginnt im kleinen Garten hinter der Buddahalle eine schier unendliche Salve von Knallern. Der Lärm vertreibt die bösen Geister und schlechten Energien, so glaubt man. Das neue Jahr soll glücklich verlaufen.
Nun folgen die Segenswünschen des Abtes, des Vertreters der Sangha und des Vertreters der deutsch-vietnamesischen Gemeinde: Chúc mừng năm mới – ein gutes neues Jahr! An khang thịnh vượng -Sicherheit, Gesundheit und Wohlstand! Abschließend erhalten die Besucher den Reliquiensegen und nehmen die kleinen symbolträchtigen Geschenke entgegen.
Gegen 1.30 Uhr lehrt sich die Buddahalle, denn für viele Vietnamesen ist am nächsten Morgen ein ganz normaler Arbeitstag, leben sie doch in einem Land mit einem ganz anderen Festkalender.