MN100 – An Saïgàrava

Majjhima Nikàya 100

 

An Saïgàrava (Saògàrava Sutta)

1. So habe ich gehört. Einmal durchwanderte der Erhabene das Land Kosala,
zusammen mit einer großen Sangha von Bhikkhus.

2. Bei jener Gelegenheit hielt sich eine Brahmanin namens Dhànañjànã bei
Caõóalakappa auf, die volle Zuversicht in Bezug auf den Buddha, das Dhamma
und die Sangha hatte 1). Einmal stolperte sie, und (als sie ihr Gleichgewicht wiedererlangte),
äußerte sie dreimal: „Ehre dem Erhabenen, dem Verwirklichten und
vollständig Erleuchteten! Ehre dem Erhabenen, dem Verwirklichten und vollständig
Erleuchteten! Ehre dem Erhabenen, dem Verwirklichten und vollständig
Erleuchteten!“

3. Zu diesem Zeitpunkt hielt sich ein brahmanischer Student namens Saïgàrava
bei Caõóalakappa auf. Er war ein Meister der drei Veden mit ihrem Wortschatz,
der Liturgie, Klanglehre und Abstammungslehre, und der Überlieferungsgeschichte
als fünftem; gebildet in Sprachkunde und Grammatik, war er vollkommen
in Naturphilosophie und den Merkmalen eines Großen Mannes
bewandert. Nachdem er gehört hatte, wie die Brahmanin Dhànañjànã jene Worte
äußerte, sagte er zu ihr: „Diese Brahmanin Dhànañjànã muß entehrt und erniedrigt
sein, da sie jenen kahlköpfigen Mönch preist, während Brahmanen in der
Nähe sind.“
„Mein lieber Herr, du kennst die Sittlichkeit und Weisheit jenes Erhabenen
nicht. Wenn du die Sittlichkeit und Weisheit jenes Erhabenen kennen würdest,
würdest du niemals daran denken, ihn zu beleidigen und zu schmähen.“
„Dann, meine Dame, sage mir Bescheid, wenn der Mönch Gotama nach
Caõóalakappa kommt.“
„Ja, lieber Herr“, erwiderte die Brahmanin Dhànañjànã.

4. Dann, nachdem der Erhabene etappenweise im Land Kosala umhergewandert
war, gelangte er schließlich nach Caõóalakappa. Dort in Caõóalakappa hielt sich
der Erhabene im Mangohain, der den Brahmanen des Todeyya Klans gehörte, auf.

5. Die Brahmanin Dhànañjànã hörte, daß der Erhabene angekommen war, also
ging sie zu dem brahmanischen Studenten Saïgàrava und sagte zu ihm: „Mein
lieber Herr, der Erhabene ist bei Caõóalakappa angekommen und er hält sich
hier im Mangohain, der den Brahmanen des Todeyya Klans gehört, auf. Jetzt ist
es an der Zeit, das zu tun, was du für richtig hältst.“
„Ja, meine Dame“, erwiderte er. Dann ging er zum Erhabenen und tauschte
Grußformeln mit ihm aus. Nach diesen höflichen und freundlichen Worten setzte
er sich seitlich nieder und sagte:

6. „Meister Gotama, es gibt einige Mönche und Brahmanen, die behaupten,
die Grundlagen des heiligen Lebens zu lehren, nachdem sie hier und jetzt die
Krönung und Vervollkommnung der höheren Geisteskraft erreicht haben. Wo
unter diesen Mönchen und Brahmanen nimmt Meister Gotama seinen Platz ein?“

7. „Bhàradvàja, ich sage, daß es Unterschiede unter jenen Mönchen und Brahmanen,
die behaupten, die Grundlagen des heiligen Lebens zu lehren, nachdem
sie hier und jetzt die Krönung und Vervollkommnung der höheren Geisteskraft
erreicht haben, gibt. Es gibt einige Mönche und Brahmanen, die auf der Grundlage
mündlicher Überlieferung behaupten, die Grundlagen des heiligen Lebens
zu lehren, nachdem sie hier und jetzt die Krönung und Vervollkommnung der
höheren Geisteskraft erreicht haben; von solcher Art sind die Brahmanen der
drei Veden. Es gibt einige Mönche und Brahmanen, die gänzlich auf der Grundlage
bloßen Glaubens behaupten, die Grundlagen des heiligen Lebens zu lehren,
nachdem sie hier und jetzt die Krönung und Vervollkommnung der höheren
Geisteskraft erreicht haben; von solcher Art sind die Logiker und Nachforscher 2).
Es gibt einige Mönche und Brahmanen, die, nachdem sie das Dhamma für sich
selbst unmittelbar erkannt haben, bei Dingen, von denen man vorher nichts gehört
hat, behaupten, die Grundlagen des heiligen Lebens zu lehren, nachdem sie
hier und jetzt die Krönung und Vervollkommnung der höheren Geisteskraft erreicht
haben.“

8. „Ich, Bhàradvàja, bin einer jener Mönche und Brahmanen, die, nachdem
sie das Dhamma für sich selbst unmittelbar erkannt haben, bei Dingen, von denen
man vorher nichts gehört hat, behaupten, die Grundlagen des heiligen Lebens
zu lehren, nachdem sie hier und jetzt die Krönung und Vervollkommnung
der höheren Geisteskraft erreicht haben. Inwiefern ich einer jener Mönche und
Brahmanen bin, das mag auf folgende Weise verstanden werden.“

9. „Bhàradvàja, vor meiner Erleuchtung, als ich noch ein lediglich unerleuchteter
Bodhisatta war, erwog ich: ,Das Leben eines Haushälters ist eng und staubig;
das Leben in der Hauslosigkeit ist weit und offen. Während man zu Hause
wohnt, ist es nicht leicht, das heilige Leben zu führen, das zutiefst vollkommen
und rein ist, wie eine polierte Muschel. Angenommen, ich rasiere mir das Kopfhaar
und den Bart ab, ziehe die gelbe Robe an und ziehe vom Leben zu Hause
fort in die Hauslosigkeit.‘“

10. „Später, immer noch in jungem Alter, als schwarzhaariger junger Mann,
mit Jugendlichkeit gesegnet, in der Blüte meines Lebens, rasierte ich mir Kopfund
Barthaar ab, zog die gelbe Robe an und ging von zu Hause fort in die
Hauslosigkeit, obwohl meine Mutter und mein Vater das nicht wünschten und
mit tränenüberströmtem Gesicht weinten.“

11. „Bhàradvàja, nachdem ich in die Hauslosigkeit gezogen war, auf der Suche
nach dem Heilsamen, auf der Suche nach dem höchsten Zustand erhabenen
Friedens, ging ich zu âëàra Kàlàma und sagte zu ihm: ,Freund Kàlàma, ich will
das heilige Leben in diesem Dhamma und dieser Disziplin führen.‘ âëàra Kàlàma
erwiderte: ,Der Ehrwürdige möge hier bleiben. Dieses Dhamma ist so beschaffen,
daß ein weiser Mann in kurzer Zeit darin eintreten und verweilen kann,
wobei er durch höhere Geisteskraft die Lehre seines Lehrers selbst verwirklichen
kann.‘ Schnell lernte ich jenes Dhamma in kurzer Zeit. Was das bloße Hersagen
und Einüben seiner Lehre anbelangte, so konnte ich aus dem Wissen und
der Gewißheit heraus sprechen, und ich erhob den Anspruch: ,Ich weiß und sehe‘
– und es gab andere, die es mir gleichtaten.“
„Ich erwog: ,Es geschieht nicht allein aus bloßem Vertrauen heraus, daß âëàra
Kàlàma verkündet: ›Durch eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft trete
ich in dieses Dhamma ein und verweile darin.‹ Gewiß weilt âëàra Kàlàma, indem
er dieses Dhamma weiß und sieht.‘ Dann ging ich zu âëàra Kàlàma und
fragte ihn: ,Freund Kàlàma, auf welche Weise verkündest du, daß du durch eigene
Verwirklichung mit höherer Geisteskraft in dieses Dhamma eintrittst und darin
verweilst?‘ Als Antwort erklärte er das Nichtsheit-Gebiet.“
„Ich erwog: ,Nicht nur âëàra Kàlàma hat Vertrauen, Energie, Achtsamkeit,
Konzentration und Weisheit. Auch ich habe Vertrauen, Energie, Achtsamkeit,
Konzentration und Weisheit. Angenommen, ich mache mich daran, das Dhamma
zu verwirklichen, von dem âëàra Kàlàma verkündet, daß er durch eigene Verwirklichung
mit höherer Geisteskraft darin eintritt und verweilt?‘“
„Schnell trat ich in kurzer Zeit durch eigene Verwirklichung mit höherer
Geisteskraft in jenes Dhamma ein und verweilte darin. Dann ging ich zu âëàra
Kàlàma und fragte ihn: ,Freund Kàlàma, geschieht es auf diese Weise, daß du
verkündest, daß du durch eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft in dieses
Dhamma eintrittst und darin verweilst?‘ – ,Das ist die Weise, Freund.‘ – ,Es
geschieht auf diese Weise, daß auch ich durch eigene Verwirklichung mit höherer
Geisteskraft in jenes Dhamma eintrete und darin verweile.‘ – ,Es ist ein Gewinn
für uns, Freund, es ist ein großer Gewinn für uns, daß wir solch einen
Ehrwürdigen als Gefährten im heiligen Leben haben. Also ist das Dhamma, von
dem ich verkünde, daß ich durch eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft
darin eintrete und darin verweile, auch das Dhamma, in das du durch eigene
Verwirklichung mit höherer Geisteskraft eintrittst und darin verweilst. Und
das Dhamma, in das du durch eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft
eintrittst und darin verweilst, ist das Dhamma, von dem ich verkünde, daß ich
durch eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft darin eintrete und darin
verweile. Also kennst du das Dhamma, das ich kenne, und ich kenne das Dhamma,
das du kennst. So wie ich bin, bist auch du; so wie du bist, bin auch ich. Komm,
Freund, laß uns diese Gemeinschaft jetzt gemeinsam leiten.‘“
„So setzte âëàra Kàlàma, mein Lehrer, mich, seinen Schüler, auf gleichen
Rang mit sich selbst und erwies mir höchste Ehre. Aber es wurde mir klar: ,Dieses
Dhamma führt nicht zur Ernüchterung, zur Lossagung, zum Aufhören, zum
Frieden, zur höheren Geisteskraft, zur Erleuchtung, zum Nibbàna, sondern nur
zum Wiedererscheinen im Nichtsheit-Gebiet.‘ Weil ich mit jenem Dhamma nicht
zufrieden war, ließ ich es zurück und ging fort.“

12. „Bhàradvàja, immer noch auf der Suche nach dem Heilsamen, auf der
Suche nach dem höchsten Zustand erhabenen Friedens, ging ich zu Uddaka
Ràmaputta und sagte zu ihm: ,Freund, ich will das heilige Leben in diesem
Dhamma und dieser Disziplin führen.‘ Uddaka Ràmaputta erwiderte: ,Der Ehrwürdige
möge hier bleiben. Dieses Dhamma ist so beschaffen, daß ein weiser
Mann in kurzer Zeit darin eintreten und verweilen kann, wobei er durch höhere
Geisteskraft die Lehre seines Lehrers selbst verwirklichen kann.‘ Schnell lernte
ich jenes Dhamma in kurzer Zeit. Was das bloße Hersagen und Einüben seiner
Lehre anbelangte, so konnte ich aus dem Wissen und der Gewißheit heraus sprechen,
und ich erhob den Anspruch: ,Ich weiß und sehe‘ – und es gab andere, die
es mir gleichtaten.“
„Ich erwog: ,Es geschah nicht allein aus bloßem Vertrauen heraus, daß Ràma
verkündete: ›Durch eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft trete ich in
dieses Dhamma ein und verweile darin.‹ Gewiß weilte Ràma, indem er dieses
Dhamma wußte und sah.‘ Dann ging ich zu Uddaka Ràmaputta und fragte ihn:
,Freund, auf welche Weise verkündete Ràma, daß er durch eigene Verwirklichung
mit höherer Geisteskraft in dieses Dhamma eintrat und darin verweilte?‘
Als Antwort erklärte Uddaka Ràmaputta das Gebiet von Weder-Wahrnehmung-
Noch-Nichtwahrnehmung.“
„Ich erwog: ,Nicht nur Ràma hatte Vertrauen, Energie, Achtsamkeit, Konzentration
und Weisheit. Auch ich habe Vertrauen, Energie, Achtsamkeit, Konzentration
und Weisheit. Angenommen, ich mache mich daran, das Dhamma zu
verwirklichen, von dem Ràma verkündete, daß er durch eigene Verwirklichung
mit höherer Geisteskraft darin eintrat und verweilte?‘“
„Schnell trat ich in kurzer Zeit durch eigene Verwirklichung mit höherer
Geisteskraft in jenes Dhamma ein und verweilte darin. Dann ging ich zu Uddaka
Ràmaputta und fragte ihn: ,Freund, geschah es auf diese Weise, daß Ràma verkündete,
daß er durch eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft in dieses
Dhamma eintrat und darin verweilte?‘ – ,Das ist die Weise, Freund.‘ – ,Es geschieht
auf diese Weise, daß auch ich durch eigene Verwirklichung mit höherer
Geisteskraft in jenes Dhamma eintrete und darin verweile.‘ – ,Es ist ein Gewinn
für uns, Freund, es ist ein großer Gewinn für uns, daß wir solch einen Ehrwürdigen
als Gefährten im heiligen Leben haben. Also ist das Dhamma, von dem Ràma
verkündete, daß er durch eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft darin
eintrat und darin verweilte, auch das Dhamma, in das du durch eigene Verwirklichung
mit höherer Geisteskraft eintrittst und darin verweilst. Und das Dhamma,
in das du durch eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft eintrittst und
darin verweilst, ist das Dhamma, von dem Ràma verkündete, daß er durch eigene
Verwirklichung mit höherer Geisteskraft darin eintrat und darin verweilte.
Also kennst du das Dhamma, das Ràma kannte, und Ràma kannte das Dhamma,
das du kennst. So wie Ràma war, bist auch du; so wie du bist, war auch Ràma.
Komm, Freund, leite jetzt diese Gemeinschaft.‘“
„So setzte Uddaka Ràmaputta, mein Gefährte im heiligen Leben, mich auf
den Rang eines Lehrers und erwies mir höchste Ehre. Aber es wurde mir klar:)
,Dieses Dhamma führt nicht zur Ernüchterung, zur Lossagung, zum Aufhören,
zum Frieden, zur höheren Geisteskraft, zur Erleuchtung, zum Nibbàna, sondern
nur zum Wiedererscheinen im Gebiet von Weder-Wahrnehmung-Noch-Nichtwahrnehmung.‘
Weil ich mit jenem Dhamma nicht zufrieden war, ließ ich es
zurück und ging fort.“

13. „Bhàradvàja, immer noch auf der Suche nach dem Heilsamen, auf der
Suche nach dem höchsten Zustand erhabenen Friedens, wanderte ich etappenweise
durch das Land Magadha, bis ich schließlich bei Senànigama nahe Uruvelà
ankam. Dort sah ich ein liebenswürdiges Stück Land, einen lieblichen Hain mit
einem klar dahinströmenden Fluß mit angenehmen, sanft ansteigenden Ufern,
und in der Nähe ein Dorf für den Almosengang. Ich erwog: ,Dies ist ein liebenswürdiges
Stück Land, dies ist ein lieblicher Hain mit einem klar dahinströmenden
Fluß mit angenehmen, sanft ansteigenden Ufern, und in der Nähe ein Dorf für
den Almosengang. Dies wird den Bemühungen eines Mannes aus guter Familie,
der auf Bemühungen aus ist, dienlich sein.‘ Und ich setzte mich nieder und dachte:
,Dies wird meinen Bemühungen dienlich sein.‘“

14. „Da fielen mir spontan drei Gleichnisse ein, von denen man vorher nie
gehört hatte. Angenommen, da wäre ein nasses, grünes Stück Holz, das im Wasser
liegt, und ein Mann käme mit einem Reibestock daher und dächte: ,Ich werde
ein Feuer entfachen, ich werde Hitze erzeugen.‘ Was meinst du, Bhàradvàja?
Könnte der Mann ein Feuer entfachen und Hitze erzeugen, indem er den Reibestock
an dem nassen, grünen Stück Holz, das im Wasser liegt, reibt?“
„Nein, Meister Gotama. Warum nicht? Weil es ein nasses, grünes Stück Holz
ist, das im Wasser liegt. Der Mann würde schließlich nur Erschöpfung und Enttäuschung
ernten.“
„Ebenso, Bhàradvàja, was jene Mönche und Brahmanen anbelangt, die noch
nicht körperlich und geistig von Sinnesvergnügen zurückgezogen leben, deren
Sinnesgier, Zuneigung, Vernarrtheit, Durst und Fieber in Bezug auf Sinnesvergnügen
innerlich nicht völlig überwunden und beruhigt worden ist – selbst
wenn jene guten Mönche und Brahmanen aufgrund ihrer Bemühungen schmerzhafte,
quälende, bohrende Gefühle empfinden, so sind sie zum Wissen, zur
Schauung und zur höchsten Erleuchtung nicht fähig; und selbst wenn jene guten
Mönche und Brahmanen aufgrund ihrer Bemühungen nicht schmerzhafte, quälende,
bohrende Gefühle empfinden, so sind sie zum Wissen, zur Schauung und
zur höchsten Erleuchtung nicht fähig. Dies war das erste Gleichnis, das mir spontan
einfiel, von dem man vorher nie gehört hatte.“

15. „Bhàradvàja, wieder fiel mir spontan ein zweites Gleichnis ein, von dem
man vorher nie gehört hatte. Angenommen, da wäre ein nasses, grünes Stück
Holz, das auf dem Trockenen, weit weg vom Wasser liegt, und ein Mann käme
mit einem Reibestock daher und dächte: ,Ich werde ein Feuer entfachen, ich
werde Hitze erzeugen.‘ Was meinst du, Bhàradvàja? Könnte der Mann ein Feuer
entfachen und Hitze erzeugen, indem er den Reibestock an dem nassen, grünen
Stück Holz, das auf dem Trockenen, weit weg vom Wasser liegt, reibt?“
„Nein, Meister Gotama. Warum nicht? Weil es ein nasses, grünes Stück Holz
ist, auch wenn es auf dem Trockenen, weit weg vom Wasser liegt. Der Mann
würde schließlich nur Erschöpfung und Enttäuschung ernten.“
„Ebenso, Bhàradvàja, was jene Mönche und Brahmanen anbelangt, die körperlich
und geistig von Sinnesvergnügen zurückgezogen leben, aber deren Sinnesgier,
Zuneigung, Vernarrtheit, Durst und Fieber in Bezug auf Sinnesvergnügen
innerlich nicht völlig überwunden und beruhigt worden ist – selbst wenn jene
guten Mönche und Brahmanen aufgrund ihrer Bemühungen schmerzhafte, quälende,
bohrende Gefühle empfinden, so sind sie zum Wissen, zur Schauung und
zur höchsten Erleuchtung nicht fähig; und selbst wenn jene guten Mönche und
Brahmanen aufgrund ihrer Bemühungen nicht schmerzhafte, quälende, bohrende
Gefühle empfinden, so sind sie zum Wissen, zur Schauung und zur höchsten
Erleuchtung nicht fähig. Dies war das zweite Gleichnis, das mir spontan einfiel,
von dem man vorher nie gehört hatte.“

16. „Bhàradvàja, wieder fiel mir spontan ein drittes Gleichnis ein, von dem
man vorher nie gehört hatte. Angenommen, da wäre ein trockenes, abgelagertes
Stück Holz, das auf dem Trockenen, weit weg vom Wasser liegt, und ein Mann
käme mit einem Reibestock daher und dächte: ,Ich werde ein Feuer entfachen,
ich werde Hitze erzeugen.‘ Was meinst du, Bhàradvàja? Könnte der Mann ein
Feuer entfachen und Hitze erzeugen, indem er den Reibestock an dem trockenen,
abgelagerten Stück Holz, das auf dem Trockenen, weit weg vom Wasser
liegt, reibt?“
„Ja, Meister Gotama. Warum? Weil es ein trockenes, abgelagertes Stück Holz
ist, und weil es auf dem Trockenen, weit weg vom Wasser liegt.“
„Ebenso, Bhàradvàja, was jene Mönche und Brahmanen anbelangt, die körperlich
und geistig von Sinnesvergnügen zurückgezogen leben, und deren Sinnesgier,
Zuneigung, Vernarrtheit, Durst und Fieber in Bezug auf Sinnesvergnügen
innerlich völlig überwunden und beruhigt worden ist – selbst wenn jene guten
Mönche und Brahmanen aufgrund ihrer Bemühungen schmerzhafte, quälende,
bohrende Gefühle empfinden, so sind sie zum Wissen, zur Schauung und zur
höchsten Erleuchtung fähig; und selbst wenn jene guten Mönche und Brahmanen
aufgrund ihrer Bemühungen nicht schmerzhafte, quälende, bohrende Gefühle
empfinden, so sind sie zum Wissen, zur Schauung und zur höchsten Erleuchtung
fähig. Dies war das dritte Gleichnis, das mir spontan einfiel, von dem man vorher
nie gehört hatte. Dies sind die drei Gleichnisse, die mir spontan einfielen,
von denen man vorher nie gehört hatte.“

17. „Ich dachte: ,Angenommen, ich werfe den Geist mit dem Herzen nieder,
zwinge ihn zu Boden und überwältige ihn mit zusammengebissenen Zähnen und
an den Gaumen gepreßter Zunge.‘ Also warf ich den Geist mit dem Herzen nieder,
zwang ihn zu Boden und überwältigte ihn mit zusammengebissenen Zähnen
und an den Gaumen gepreßter Zunge. Während ich das tat, rann Schweiß aus
meinen Achselhöhlen. So wie ein starker Mann einen schwächeren Mann am
Kopf oder an den Schultern packen und ihn niederwerfen, zu Boden zwingen
und ihn überwältigen könnte, so warf auch ich den Geist mit dem Herzen nieder,
zwang ihn zu Boden und überwältigte ihn mit zusammengebissenen Zähnen und
an den Gaumen gepreßter Zunge, und Schweiß rann aus meinen Achselhöhlen.
Aber obwohl unerschöpfliche Energie in mir hervorgebracht wurde und unablässige
Achtsamkeit in mir verankert war, war mein Körper überreizt und unruhig,
weil ich von dem schmerzhaften Bemühen erschöpft war.“

18. „Ich dachte: ,Angenommen, ich praktiziere die Meditation des Atemanhaltens.‘
Also hörte ich mit dem Ein- und Ausatmen durch Mund und Nase auf.
Während ich das tat, gab es ein lautes Geräusch des Windes, der aus meinen
Ohren austrat. So wie es ein lautes Geräusch gibt, wenn der Blasebalg eines
Schmiedes betätigt wird, gab es ein lautes Geräusch des Windes, der aus meinen
Ohren austrat, während ich mit dem Ein- und Ausatmen durch Mund und Nase
aufhörte. Aber obwohl unerschöpfliche Energie in mir hervorgebracht wurde und
unablässige Achtsamkeit in mir verankert war, war mein Körper überreizt und
unruhig, weil ich von dem schmerzhaften Bemühen erschöpft war.“

19. „Ich dachte: ,Angenommen, ich praktiziere die Meditation des Atemanhaltens
noch weiter.‘ Also hörte ich mit dem Ein- und Ausatmen durch Mund,
Nase und Ohren auf. Während ich das tat, schnitten ungestüme Winde durch
meinen Kopf. So als ob ein starker Mann meinen Kopf mit einem scharfen Schwert
aufspaltete, so schnitten ungestüme Winde durch meinen Kopf, während ich mit
dem Ein- und Ausatmen durch Mund, Nase und Ohren aufhörte. Aber obwohl
unerschöpfliche Energie in mir hervorgebracht wurde und unablässige Achtsamkeit
in mir verankert war, war mein Körper überreizt und unruhig, weil ich von
dem schmerzhaften Bemühen erschöpft war.“

20. „Ich dachte: ,Angenommen, ich praktiziere die Meditation des Atemanhaltens
noch weiter.‘ Also hörte ich mit dem Ein- und Ausatmen durch Mund,
Nase und Ohren auf. Während ich das tat, gab es heftige Schmerzen in meinem
Kopf. So als ob ein starker Mann ein zähes Lederband wie ein Stirnband um
meinen Kopf zusammenzöge, so gab es heftige Schmerzen in meinem Kopf,
während ich mit dem Ein- und Ausatmen durch Mund, Nase und Ohren aufhörte.
Aber obwohl unerschöpfliche Energie in mir hervorgebracht wurde und unablässige
Achtsamkeit in mir verankert war, war mein Körper überreizt und unruhig,
weil ich von dem schmerzhaften Bemühen erschöpft war.“

21. „Ich dachte: ,Angenommen, ich praktiziere die Meditation des Atemanhaltens
noch weiter.‘ Also hörte ich mit dem Ein- und Ausatmen durch Mund,
Nase und Ohren auf. Während ich das tat, schlitzten ungestüme Winde meinen
Bauch auf. So als ob ein geschickter Schlachter oder sein Gehilfe den Bauch
eines Ochsen aufschlitzte, so schlitzten ungestüme Winde meinen Bauch auf,
während ich mit dem Ein- und Ausatmen durch Mund, Nase und Ohren aufhörte.
Aber obwohl unerschöpfliche Energie in mir hervorgebracht wurde und unablässige
Achtsamkeit in mir verankert war, war mein Körper überreizt und unruhig,
weil ich von dem schmerzhaften Bemühen erschöpft war.“

22. „Ich dachte: ,Angenommen, ich praktiziere die Meditation des Atemanhaltens
noch weiter.‘ Also hörte ich mit dem Ein- und Ausatmen durch Mund,
Nase und Ohren auf. Während ich das tat, gab es ein heftiges Brennen in meinem
Körper. So als ob zwei starke Männer einen schwächeren Mann packten und ihn
über einer Grube voll heißer Kohlen rösteten, so gab ein heftiges Brennen in
meinem Körper, während ich mit dem Ein- und Ausatmen durch Mund, Nase
und Ohren aufhörte. Aber obwohl unerschöpfliche Energie in mir hervorgebracht
wurde und unablässige Achtsamkeit in mir verankert war, war mein Körper überreizt
und unruhig, weil ich von dem schmerzhaften Bemühen erschöpft war.“

23. „Als Devas mich da sahen, sagten einige: ,Der Mönch Gotama ist tot.‘
Andere Devas sagten: ,Der Mönch Gotama ist nicht tot, er liegt im Sterben.‘ Und
andere Devas sagten: ,Der Mönch Gotama ist weder tot, noch liegt er im Sterben;
er ist ein Arahant, denn Arahants leben auf solche Weise.‘“

24. „Ich dachte: ,Angenommen, ich praktiziere völligen Verzicht auf Nahrung.‘
Da kamen Devas zu mir und sagten: ,Guter Herr, praktiziere keinen völligen
Verzicht auf Nahrung. Wenn du das tust, werden wir himmlische Speise in
die Poren deiner Haut gießen und du wirst dich davon ernähren.‘ Ich erwog:
,Wenn ich behaupte, vollständig zu fasten, während diese Devas himmlische
Speise in die Poren meiner Haut gießen und ich mich davon ernähre, dann werde
ich lügen.‘ Also entließ ich jene Devas, indem ich sagte: ,Es besteht keine Notwendigkeit.‘“

25. Ich dachte: ,Angenommen, ich nehme sehr wenig Nahrung zu mir, jedesmal
nur eine Handvoll, egal ob von Bohnensuppe oder Linsensuppe oder Wickensuppe
oder Erbsensuppe.‘ Also nahm ich sehr wenig Nahrung zu mir, jedesmal
nur eine Handvoll, egal ob von Bohnensuppe oder Linsensuppe oder Wickensuppe
oder Erbsensuppe. Während ich das tat, erreichte mein Körper den Zustand
äußerster Auszehrung. Weil ich so wenig aß, wurden meine Glieder wie
durch Knoten unterteilte Weinreben oder Bambusrohre. Weil ich so wenig aß,
wurde mein Gesäß wie ein Kamelhuf. Weil ich so wenig aß, standen meine Wirbelfortsätze
hervor wie aufgereihte Perlen. Weil ich so wenig aß, ragten meine Rippen
heraus, so hager wie die baufälligen Dachsparren einer alten, ungedeckten
Scheune. Weil ich so wenig aß, sank der Glanz meiner Augen tief in die Augenhöhlen
zurück und sah aus, wie der Glanz des Wasserspiegels, der in einem tiefen
Brunnen tief abgesunken ist. Weil ich so wenig aß, verschrumpelte und
verdorrte meine Kopfhaut, so wie ein grüner Bitterkürbis in Wind und Sonne
verschrumpelt und verdorrt. Weil ich so wenig aß, lag meine Bauchdecke auf
meinem Rückgrat auf; daher fühlte ich mein Rückgrat, wenn ich meine Bauchdecke
berührte und fühlte meine Bauchdecke, wenn ich mein Rückgrat berührte.
Weil ich so wenig aß, stürzte ich beim Urinieren oder beim Stuhlgang auf das
Gesicht. Weil ich so wenig aß, fiel mir das an den Wurzeln verfaulte Haar aus,
wenn ich versuchte, meinem Körper Erleichterung zu verschaffen, indem ich
meine Glieder mit den Händen massierte.“

26. „Als die Leute mich da sahen, sagten einige: ,Der Mönch Gotama ist
schwarz.‘ Andere Leute sagten: ,Der Mönch Gotama ist nicht schwarz, er ist
braun.‘ Andere Leute sagten: ,Der Mönch Gotama ist weder schwarz, noch braun;
er hat eine goldene Haut.‘ So sehr war die klare, helle Farbe meiner Haut verfallen,
dadurch, daß ich so wenig aß.“

27. „Ich dachte: ,Welche Mönche oder Brahmanen in der Vergangenheit auch
immer schmerzhafte, quälende, bohrende Gefühle aufgrund ihres Strebens gefühlt
haben, dies hier ist das äußerste, nichts übertrifft dies. Und welche Mönche
oder Brahmanen in der Zukunft auch immer schmerzhafte, quälende, bohrende
Gefühle aufgrund ihres Strebens fühlen werden, dies hier ist das äußerste, nichts
übertrifft dies. Und welche Mönche oder Brahmanen in der Gegenwart auch
immer schmerzhafte, quälende, bohrende Gefühle aufgrund ihres Strebens fühlen,
dies hier ist das äußerste, nichts übertrifft dies. Aber durch diese quälende
Praxis der Askese habe ich keinerlei übermenschliche Geisteszustände erlangt,
keinerlei Klarheit des Wissens und keinerlei Schauung, die der Edlen würdig ist.
Könnte es einen anderen Pfad zur Erleuchtung geben?‘“

28. „Ich überlegte: ,Ich erinnere mich an eine Begebenheit, als mein Vater, der
Sakyer beschäftigt war, während ich im kühlen Schatten eines Rosenapfelbaums
saß; ganz abgeschieden von Sinnesvergnügen, abgeschieden von unheilsamen
Geisteszuständen, trat ich in die erste Vertiefung ein, die von anfänglicher und
anhaltender Hinwendung des Geistes begleitet ist, und verweilte darin, mit Verzückung
und Glückseligkeit, die aus der Abgeschiedenheit entstanden sind. Könnte
das der Pfad zur Erleuchtung sein?‘ Dann, auf diese Erinnerung folgend, kam
das Bewußtsein: ,Das ist der Pfad zur Erleuchtung.‘“

29. „Ich dachte: ,Warum habe ich Angst vor jener Glückseligkeit, die nichts
mit Sinnesvergnügen und unheilsamen Geisteszuständen zu tun hat?‘ Ich dachte:
,Ich habe keine Angst vor jener Glückseligkeit, die nichts mit Sinnesvergnügen
und unheilsamen Geisteszuständen zu tun hat.‘“

30. „Ich überlegte: ,Es ist nicht leicht, jene Glückseligkeit mit einem so maßlos
ausgezehrten Körper zu erlangen. Angenommen, ich äße ein wenig feste
Nahrung – etwas gekochten Reis und Reisbrei.‘ Und ich aß ein wenig feste Nahrung
– etwas gekochten Reis und Reisbrei. Zu jener Zeit warteten fünf Bhikkhus
auf mich, die dachten: ,Wenn unser Mönch Gotama einen höheren Geisteszustand
erreicht, wird er uns informieren.‘ Aber als ich den gekochten Reis und den
Reisbrei aß, waren die fünf Bhikkhus angewidert und verließen mich, während
sie dachten: ,Der Mönch Gotama lebt jetzt auf luxuriöse Weise; er hat sein Streben
aufgegeben und ist zum Luxus zurückgekehrt.‘“

31. „Als ich nun feste Nahrung gegessen und meine Stärke wiedererlangt hatte,
da trat ich ganz abgeschieden von Sinnesvergnügen, abgeschieden von unheilsamen
Geisteszuständen, in die erste Vertiefung ein, die von anfänglicher
und anhaltender Hinwendung des Geistes begleitet ist, und verweilte darin, mit
Verzückung und Glückseligkeit, die aus der Abgeschiedenheit entstanden sind.“

32. „Mit der Stillung der anfänglichen und anhaltenden Hinwendung des Geistes
trat ich in die zweite Vertiefung ein, die innere Beruhigung und Einheit des
Herzens ohne anfängliche und anhaltende Hinwendung des Geistes enthält, und
verweilte darin, mit Verzückung und Glückseligkeit, die aus der Konzentration
entstanden sind.“

33. „Mit dem Verblassen der Verzückung, in Gleichmut verweilend, achtsam
und wissensklar, voll körperlich erlebter Glückseligkeit, trat ich in die dritte Vertiefung
ein, von der die Edlen sagen: ,Glückselig verweilt derjenige, der voll
Gleichmut und Achtsamkeit ist‘, und verweilte darin.“

34. „Mit dem Überwinden von Glück und Schmerz und dem schon früheren
Verschwinden von Freude und Trauer, trat ich in die vierte Vertiefung ein, die
aufgrund von Gleichmut Weder-Schmerzhaftes-noch-Angenehmes und Reinheit
der Achtsamkeit in sich hat, und verweilte darin.“

35. „Als mein konzentrierter Geist auf solche Weise geläutert, klar, makellos,
der Unvollkommenheit ledig, gefügig, nutzbar, stetig und unerschütterlich war,
richtete ich ihn auf das Wissen von der Erinnerung an frühere Leben. Ich erinnerte
mich an viele frühere Leben, das heißt, an eine Geburt, zwei Geburten, drei
Geburten, vier Geburten, fünf Geburten, zehn Geburten, zwanzig Geburten, dreißig
Geburten, vierzig Geburten, fünfzig Geburten, hundert Geburten, tausend
Geburten, hunderttausend Geburten, viele Äonen, in denen sich das Weltall zusammenzog,
viele Äonen, in denen sich das Weltall ausdehnte, viele Äonen, in
denen sich das Weltall zusammenzog und ausdehnte: ,Dort wurde ich soundso
genannt, war von solcher Familie, mit solcher Erscheinung, solcherart war meine
Nahrung, so mein Erleben von Glück und Schmerz, so meine Lebensspanne;
und nachdem ich von dort verschieden war, erschien ich woanders wieder; auch
dort wurde ich soundso genannt, war von solcher Familie, mit solcher Erscheinung,
war meine Nahrung solcherart, so mein Erleben von Glück und Schmerz,
so meine Lebensspanne; und nachdem ich von dort verschieden war, erschien
ich hier wieder.‘ So erinnerte ich mich an viele frühere Leben mit ihren Aspekten
und Besonderheiten.“

36. „Dies war das erste wahre Wissen, das ich zur ersten Nachtwache erlangte.
Die Unwissenheit war vertrieben und wahres Wissen erschien, die Dunkelheit
war vertrieben und Licht erschien, wie es in einem geschieht, der umsichtig,
eifrig und entschlossen lebt.“

37. „Als mein konzentrierter Geist auf solche Weise geläutert, klar, makellos,
der Unvollkommenheit ledig, gefügig, nutzbar, stetig und unerschütterlich war,
richtete ich ihn auf das Wissen vom Sterben und Wiedererscheinen der Wesen.
Ich sah mit dem Himmlischen Auge, das geläutert und dem menschlichen überlegen
ist, die Wesen sterben und wiedererscheinen, niedrige und hohe, schöne
und häßliche, in Glück und Elend. Ich verstand, wie die Wesen ihren Handlungen
gemäß weiterwandern: ,Diese geschätzten Wesen, die sich mit Körper, Sprache
und Geist übel benommen haben, die die Edlen geschmäht haben, die falsche
Ansichten hatten und diesen in ihren Taten Ausdruck verliehen, sind bei der Auflösung
des Körpers, nach dem Tode in Umständen, die von Entbehrungen geprägt
sind, wiedererschienen, an einem unglücklichen Bestimmungsort, in
Verderbnis, ja sogar in der Hölle; aber jene geschätzten Wesen, die sich mit Körper,
Sprache und Geist wohl benommen haben, die die Edlen nicht geschmäht
haben, die richtige Ansichten hatten und diesen in ihren Taten Ausdruck verliehen,
sind bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode an einem glücklichen
Bestimmungsort wiedererschienen, ja sogar in der himmlischen Welt.‘ So sah
ich mit dem Himmlischen Auge, das geläutert und dem menschlichen überlegen
ist, die Wesen sterben und wiedererscheinen, niedrige und hohe, schöne und häßliche,
in Glück und Elend, und ich verstand, wie die Wesen ihren Handlungen
gemäß weiterwandern.“

38. „Dies war das zweite wahre Wissen, das ich zur zweiten Nachtwache erlangte.
Die Unwissenheit war vertrieben und wahres Wissen erschien, die Dunkelheit
war vertrieben und Licht erschien, wie es in einem geschieht, der umsichtig,
eifrig und entschlossen lebt.“

39. „Als mein konzentrierter Geist auf solche Weise geläutert, klar, makellos,
der Unvollkommenheit ledig, gefügig, nutzbar, stetig und unerschütterlich war,
richtete ich ihn auf das Wissen von der Vernichtung der Triebe. Ich erkannte
unmittelbar der Wirklichkeit entsprechend: ,Dies ist Dukkha.‘ Ich erkannte unmittelbar
der Wirklichkeit entsprechend: ,Dies ist der Ursprung von Dukkha.‘
Ich erkannte unmittelbar der Wirklichkeit entsprechend: ,Dies ist das Aufhören
von Dukkha.‘ Ich erkannte unmittelbar der Wirklichkeit entsprechend: ,Dies ist
der Weg, der zum Aufhören von Dukkha führt.‘ Ich erkannte unmittelbar der
Wirklichkeit entsprechend: ,Dies sind die Triebe.‘ Ich erkannte unmittelbar der
Wirklichkeit entsprechend: ,Dies ist der Ursprung der Triebe.‘ Ich erkannte unmittelbar
der Wirklichkeit entsprechend: ,Dies ist das Aufhören der Triebe.‘ Ich
erkannte unmittelbar der Wirklichkeit entsprechend: ,Dies ist der Weg, der zum
Aufhören der Triebe führt.‘“

40. „Als ich so wußte und sah, war mein Geist vom Sinnestrieb befreit, vom
Werdenstrieb und vom Unwissenheitstrieb. Als er so befreit war, kam das Wissen:
,Er ist befreit.‘ Ich erkannte unmittelbar: ,Geburt ist zu Ende gebracht, das
heilige Leben ist gelebt, es ist getan, was getan werden mußte, darüber hinaus
gibt es nichts mehr.‘“

41. „Dies war das dritte wahre Wissen, das ich zur dritten Nachtwache erlangte.
Die Unwissenheit war vertrieben und wahres Wissen erschien, die Dunkelheit
war vertrieben und Licht erschien, wie es in einem geschieht, der umsichtig,
eifrig und entschlossen lebt.“

42. Nach diesen Worten sagte der brahmanische Student Saïgàrava zum Erhabenen:
„Meister Gotamas Bemühen war ohne Schwanken, Meister Gotamas
Bemühen war das eines wahren Mannes, wie es sich für einen Verwirklichten,
einen vollständig Erleuchteten geziemt. Aber wie ist das, Meister Gotama, gibt
es Devas?“
„Es ist mir bekannt, daß es der Fall ist, Bhàradvàja, daß es Devas gibt.“
„Aber wie ist das zu verstehen, Meister Gotama, daß du, wenn du gefragt wirst,
,Gibt es Devas?‘ antwortest: ,Es ist mir bekannt, daß es der Fall ist, Bhàradvàja,
daß es Devas gibt‘?“ Wenn das so ist, ist das, was du sagst, nicht leer und falsch?“
„Bhàradvàja, wenn man gefragt wird, ,Gibt es Devas?, kann ein Weiser mit
Bestimmtheit die Schlußfolgerung ziehen, daß es Devas gibt, ob man nun antwortet,
,Es gibt Devas‘, oder ,Es ist mir bekannt, daß es der Fall ist, daß es Devas
gibt‘.“
„Aber warum gab Meister Gotama nicht erstere Antwort?“
„Es ist weithin in der Welt anerkannt, daß es Devas gibt, Bhàradvàja 3).“

43. Nach diesen Worten sagte der brahmanische Student Saïgàrava zum Erhabenen:
„Großartig, Meister Gotama! Großartig, Meister Gotama! Das Dhamma
ist vom Erhabenen auf vielfältige Weise klar gemacht worden, so als ob er Umgestürztes
aufgerichtet, Verborgenes enthüllt, einem Verirrten den Weg gezeigt
oder in der Dunkelheit eine Lampe gehalten hätte, damit die Sehenden die Dinge
erkennen können. Ich nehme Zuflucht zu Meister Gotama und zum Dhamma
und zur Sangha der Bhikkhus. Möge Meister Gotama mich von heute an als
Laien-Anhänger, der zu ihm lebenslang Zuflucht genommen hat, annehmen.“

Anmerkungen:
1) Sie war eine Stromeingetretene.
2) Schwer zu verstehen, warum sich Logiker auf bloßen Glauben stützen sollten.
Möglicherweise ist es der Glaube, die Wirklichkeit entspräche dem, was sie sich
erdacht haben, ohne dies als Tatsache selbst überprüfen zu können.
3) BB sagt, es sei schwierig, der Abfolge von Ideen in dieser Passage zu folgen, und
daß die Überlieferung fehlerhaft sein könnte. MA sagt, Saïgàrava sei der Meinung
gewesen, der Buddha habe geantwortet, ohne selbst den Wahrheitsgehalt
zu kennen. Es kann gut sein, daß der Buddha wirklich den Eindruck vermeiden
wollte, er gäbe nur Gemeinplätze wieder, indem er betonte: „Es ist mir bekannt,
daß …“.