Häufige Fragen
1. Was ist die zentrale Lehre des Buddhas?
Die meisten Menschen glauben an ein Selbst. Buddhas Erkenntnis aber ist die Nichtexistenz dieses Selbst. Er hat gelehrt, dass alles unbeständig und damit nicht ewig ist. Alles, was existiert, ist nur durch eine Vielzahl von Bedingungsfaktoren zusammengekommen, die sich auch wieder auflösen werden. Das bedeutet aber, dass es weder ein permanentes noch ein unabhängiges Selbst geben kann.
Alles kommt und geht. Was geboren wird, altert und stirbt eines Tages. Jede noch so kleine Zelle unseres Körpers, unsere Gefühle, Gedanken und Vorstellungen, aber auch unsere Umwelt, alles ist vergänglich und verändert sich in jeder Millisekunde. Das ist ein Naturgesetz. Wer dieses Naturgesetz nicht akzeptieren will und an der Idee von Beständigkeit festhält, wird darunter leiden: Sobald die Wirklichkeit diese Illusion zerstört, entstehen Enttäuschung und Leid. Daher hat der Buddha gesagt, dass Leid von uns selbst erzeugt wird.
2. Ist Buddhismus eine pessimistische Religion?
Nein. Buddhismus gibt den Menschen die Möglichkeit, das Leben und seine Erscheinungen realistisch zu sehen. Die Wirklichkeit ist nun einmal von stetigem Wandel durchdrungen. Alles, was entsteht, vergeht auch wieder. Viele Menschen aber wollen die Realität nicht so sehen, wie sie ist. Daher verlieren sie sich gerne in Illusionen: Man spricht im Buddhismus von einer gefärbten Wahrnehmung durch Gefühle, Emotionen, Ansichten und Konzepte.
Um sich wieder mit der Realität zu verbinden, schauen Buddhisten die unangenehmen und Leid erzeugenden Situationen sehr genau an. Das sieht von außen dann so aus, als sei Buddhismus eine pessimistische und auf das Leid konzentrierte Religion. Doch nur durch die genaue Analyse des Leidens erkennt man die Ursachen und kann dann einen Weg aus dem Leiden heraus finden.
3. Ist Buddhismus eine Religion, Ideologie oder Philosophie?
Im Buddhismus geht es nicht darum, ein Wesen anzubeten, weder einen Menschen noch einen Gott. Es geht aber auch nicht darum, ein Konzept zu verherrlichen und zum Maß aller Dinge zu machen. Buddhismus ist aber auch keine bloße Philosophie, in der analytisches Denken und logische Schlussfolgerungen oder Gedankenexperimente im Vordergrund stehen.
Natürlich soll man dem buddhistischen Weg nicht blind folgen. Buddha hat immer wieder betont, dass die Menschen seine Lehre und seine Einsichten prüfen sollen. Seine Lehre ist weder Geheimwissen, noch Dogma: So hat Buddha seine Schüler zu kritischer Auseinandersetzung ermutigt und stets die Bedeutung der eigenen Praxis unterstrichen.
Ein tiefes Verständnis der materiellen und geistigen Erscheinungen zeichnet den Buddhismus aus. Verständnis bedeutet eigenes Erfahren, nicht aber intellektuelles Nachvollziehen. Nur durch die Erfahrung gelangt man zur Einsicht.
4. War oder ist Buddha ein Gott?
Buddha bezeichnete sich selbst niemals als Gott. Er nannte sich „der Erwachte” oder „der Befreite”. Es ging ihm nur darum, die eigenen Illusionen aufzulösen, die doch nur Leid erzeugen. Buddha war ein Mensch wie Sie und Ich, der sich durch ernsthafte und intensive Praxis vollkommenen von Illusionen, Abhängigkeiten und Anhaftungen befreien konnte.
Buddha hat hervorgehoben, dass bereits vor ihm Buddhas existierten und auch nach ihm weitere Buddhas existieren werden. Der Weg, den er gegangen ist, kann von jedem erneut beschritten werden. Und jeder kann Vollendung erreichen.
5. Beten Buddhisten?
Buddhisten beten – jedoch nicht im Sinne christlichen Betens. Kein Gott, kein Buddha, kein höheres Wesen wird angerufen, uns zu helfen, uns Verantwortung abzunehmen oder Rettung zu bringen. Im Buddhismus spricht man Widmungen aus. D.h. man äußert Wünsche, die man anderen Menschen und Wesen widmet:
Mögen alle Wesen von ihrem Leid befreit werden.
Mögen sie ihre destruktiven Emotionen loslassen und transformieren können.
Mögen sie aus ihrer Verblendung heraustreten und Klarheit bekommen.
Mögen sie die volle Erleuchtung zu erlangen.
Manche Buddhisten, die sich noch nicht lange mit Buddhismus beschäftigen, glauben, Buddha sei ein Gott. Deswegen beten sie ihn tatsächlich an. Das wird durchaus geduldet, denn Buddhismus neigt nicht zu Extremen und verbietet Ansichten nicht. Buddhismus ist vielmehr flexibel und offen und ermöglicht dadurch allen Menschen einen persönlichen Zugang zur Lehre Buddhas. Nach und nach kann so ein tieferes Verständnis entstehen, und Ansichten, die nicht mit der Lehre Buddhas übereinstimmen, werden von den Praktizierenden ganz natürlich aufgegeben.
6. Gibt es im Buddhismus nicht dennoch Götter?
Im Buddhismus gibt es Himmlische Wesen, die als Beschützer oder Befürworter angesehen werden. Sie sind keine Götter, haben aber Fähigkeiten und Eigenschaften, die unserem westlichen Götterbild durchaus nahe kommen. Was sie allerdings von Göttern unterscheidet ist die Vergänglichkeit ihrer Existenz. Denn nach dem Gesetz von Ursache und Wirkung wird alles, was entstanden und somit durch Bedingungen zusammengekommen ist, auch wieder vergehen und sich in die 4 Elemente auflösen. Wenn das Dasein/Leben Himmlischer Wesen ein Ende gefunden hat/zu Ende gegangen ist, können diese auch als Menschen oder gar in einer niedren Ebene wiedergeboren werden.
7. Wozu rezitieren Buddhisten buddhistische Texte?
Vor 2500 Jahren wurden Sutren nicht in geschriebener oder gedruckter Form weitergegeben. Die Verse wurden vielmehr mündlich weitergegeben und auswendig gelernt. Die Tradition der Rezitation behält der Buddhismus bei, auch wenn bereits seit langer Zeit die Lehre in Schriftform existiert, denn durch die Rezitationspraxis können die Verse und deren Bedeutung sehr gut verinnerlicht werden.
Buddhistische Texte vermitteln tief greifende Weisheiten und Belehrungen, die den Menschen ein Verständnis von sich selbst und der Wirklichkeit ermöglichen. Neben der täglichen Rezitation von Texten dürfen natürlich Selbstreflexion, Meditation und die Kultivierung von Mitgefühl nicht verloren gehen.
8. Was ist Meditation und warum ist sie für Buddhisten so wichtig?
Meditation ist eine Methode. Sie soll jedem Menschen innere Ruhe ermöglichen. Meditation ist geistiges Training. Üben wir regelmäßig, erhalten wir Schritt für Schritt mehr Klarheit und Ruhe.
Unser Alltag besteht größten Teils aus Arbeit – in unserer Familie, in der Schule, während der Ausbildungszeit und im Berufsleben werden wir ständig mit Aufgaben, Schwierigkeiten und Krisen konfrontiert. Um dies alles bewältigen zu können, müssen wir fähig sein, unsere Gedanken und unsere Konzentration auf eine Sache zu lenken – Dazu benötigen wir ein hohes Maß an Aufmerksamkeit. Durch Aufmerksamkeit können wir unsere unseren Geist fokussieren und machen uns bewusst, wann wir abschweifen. Solange unser Geist schwach ist, lassen wir uns sehr oft von den wesentlichen Dingen ablenken. Stärken wir durch Meditation unseren Geist, lassen wir uns nicht mehr so leicht aus der Ruhe bringen und durch äußere Bedingungen beeinflussen. Dadurch erkennen wir Probleme und Schwierigkeiten im Alltag auch mit größerer Leichtigkeit. Ruhe und Achtsamkeit, die wir in der Meditation finden, überträgt sich in unser Alltagsleben.
9. Was macht mich zum Buddhisten?
Ein Buddhist ist jemand, der wirklich bereit ist, tief in sein Inneres zu schauen. Wenn er dies tut, wird er erkennen, dass er Blockaden in seinem Leben selbst erzeugt hat. Er ist dann bereit diese Hindernisse aufzulösen. Was motiviert zu diesem sicher nicht immer einfachen Auflösungsprozess?
Der Buddhist möchte kein Leid erzeugen – weder für sich noch für andere. Er übt sich daher in der Entwicklung von Mitgefühl für sich selbst und für andere.
10. Was sind die Grundgelübde eines Buddhisten?
Es gibt fünf Grundgelübde. Sie dienen dazu, unheilsame Handlungen zu vermindern und heilsame Handlungen zu kultivieren. Man möchte sich selbst und niemand anderem Schaden zufügen – sei es in Gedanken oder in Handlungen. Diese Grundgelübde heißen auf Sanskrit silas, was man mit Disziplin übersetzen könnte.
Übt man sich in Disziplin, so arbeitet man gegen die negativen Gewohnheiten. Das kostet sehr viel Energie – denn wir alle wissen, wie schwer es ist, aus einem eingefahren Verhaltensmuster herauszutreten. Ein Buddhist bemüht sich dennoch darin – zum Wohle seiner selbst und vor allem zum Wohle aller fühlenden Wesen. Die Grundgelübde des Buddhismus sind daher keine aufgezwungenen Regeln, sondern Ausdruck der Barmherzigkeit:
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Möge ich es unterlassen, zu töten
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Möge ich es unterlassen, zu stehlen.
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Möge ich es unterlassen, sexuell unheilsame Handlungen auszuüben.
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Möge ich es unterlassen, zu lügen, Zwietracht zu säen, grobe Worte zu benutzen und sinnlose Gespräche zu führen.
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Möge ich es unterlassen, meinen Geist oder Verstand mit Drogen, Alkohol, Gedanken oder Emotionen zu benebeln und zu schaden.
Es bleibt jedem selbst überlassen, wo er die Grenze eines Gelübdes ansetzt, beispielsweise ist es nahezu unmöglich nicht zu töten. Denn unser Körper tötet jeden Tag Bakterien, bei jedem Schritt kommen viele Kleinstlebewesen unter dem Gewicht unserer Füße um und auch in unserem Trinkwasser befinden sich viele Lebewesen, die man mit dem bloßen Auge nicht erkennen kann.
Doch man kann klein anfangen und sich vornehmen, keine Insekten mehr umzubringen. Dann kann man sich vornehmen kein Fleisch mehr zu essen, vielleicht zunächst einmal im Monat und dann allmählich häufiger. So hört man auf, das Schlachten von Tieren aus eigennützigen Zwecken zu unterstützen.
Nach und nach macht man sich bewusst, durch welche Handlungen wir Leid für uns und andere schaffen. Das ist der erste Schritt, um sich zu verändern und aktiv am eigenen und am Glück anderer zu arbeiten. Nur über Frieden zu reden reicht nicht aus, man muss ihn jeden Tag leben.
Hier finden sie eine detaillierte Ausführung zu den 5 Grundgelübden
11. Muss jeder Buddhist Vegetarier sein? Warum essen Buddhisten kein Fleisch?
Ein Buddhist muss nicht unbedingt auch Vegetarier sein. Man sollte auf keinen Fall selbst Tiere töten, darf aber Fleisch essen. Wenn unsere Barmherzigkeit größer wird und wir stärkeres Mitgefühl für andere Lebewesen empfinden, werden wir uns entscheiden, kein Fleisch mehr zu essen. Denn wir erkennen, dass für die Befriedigung unserer sinnlichen Begierde, Lebewesen sterben müssen.
Ein Erleuchteter hat sich bereits von jeglichen negativen Handlungen befreit, wir sind jedoch noch keine Buddhas oder Bodhisattvas. Inwieweit wir unsere Lebensweise an Buddhas Ratschlägen ausrichten, liegt daher bei uns selbst.
Buddha baute den Weg zur Befreiung stufenweise auf. Es gibt daher im Buddhismus kein muss für jeden, sondern die Handlung ist abhängig von der individuellen Entwicklung und Einsichtsfähigkeit. Buddha zeigte zwar deutlich auf, welche unheilsamen Folgen die unheilsamen Handlungen nach sich ziehen, er war sich aber auch bewusst, dass nicht jeder Mensch sofort alle negativen Handlungen einstellen kann. Daher sollte man die eigene Praxis langsam aber stetig vertiefen.
12. Wieso leben Mönche und Nonnen im Zölibat?
Sexualität ist ein Grundbedürfnis der Menschen. Können wir unsere Grundbedürfnisse befriedigen, befriedigen wir dadurch direkt unser Ego. Menschen denken selten darüber nach, ob sie auch ohne die Befriedigung der Grundbedürfnisse weiter existieren würden. Die Ursache dafür liegt darin begründet, dass wir Angst haben, unser Ego aufzulösen, das ist aber ein zentrales Ziel unserer Praxis. Mönche und Nonnen verringern und stoppen alle Einflüsse, die ihren Ego-Glauben stärken könnten.
Zölibat ist ein Begriff aus dem Christentum und für viele Menschen eher negativ behaftet – man sieht keinen Grund, sich in dieser Hinsicht „einzuschränken”. Im Buddhismus ist jedoch klar: Gehe deiner Begierde nicht nach, denn sobald man Begierde befriedigt, stärkt und füttert man sein Ego. Sexuelle Aktivitäten befriedigen hierbei unsere 5 Sinne gleichzeitig, stellen also einen großen Faktor der Egostärkung dar.
Menschen richten ihr Leben im Allgemeinen darauf aus, sinnliche Befriedigungen zu erlangen. Oft vergeuden wir einen Großteil unserer Lebenszeit, um einen bestimmten Partner zu finden, sich Hobbys und Verhaltensweisen anzueignen und einen bestimmten Job zu bekommen, nur um für einen kurzen Moment in einer ganz bestimmten Art und Weise unsere Sinne befriedigen zu können.
Wenn dann unsere Sinne befriedigt sind, sollte man dann nicht sagen können, an einem Ziel angelangt zu sein? Sollte man nicht zufrieden sein mit dem, was man endlich erreichen durfte? Dem ist in Realität niemals so, die Befriedigung unserer Sinne verstärkt nur noch unsere Gier und unseren Durst nach mehr Befriedigung. Wir gehen wieder auf die Suche nach noch intensiverer Befriedigung und noch stärkeren Impulsen. Es ist, als würden wir unseren Durst mit Salzwasser stillen – je mehr Verlangen wir in uns entwickeln, desto stärker leiden wir.
Weshalb leiden wir, mag man fragen? Zum einen leiden wir, sobald wir wieder und wieder erkennen müssen, dass unsere Sinne niemals vollends befriedigt werden können. Wir suchen immer wieder einen neuen Impuls und werden wieder enttäuscht. Die Befriedigung aller Sinne zu unserer vollsten Zufriedenheit ist einfach nicht möglich. Zum anderen leiden wir unter der enormen Abhängigkeit, in die wir uns begeben, um der Befriedigung unserer Sinne nachzujagen. Wir opfern den Großteil unseres Lebens dafür, unser Ego zu befriedigen, nur um dann erkennen zu müssen, dass es nicht so war, wie wir uns vorgestellt haben. Oder wir erkennen, dass der kurze schöne Moment, für den wir so lange arbeiten mussten, niemals ewig bleiben wird.
Unsere Sucht nach Befriedigung löst auch Angst aus. Je mehr wir uns sinnlich befriedigen wollen, desto mehr Angst haben wir, das erlangte wieder zu verlieren. Wenn wir einen Partner gefunden haben und meinen, das vollkommene Glück erlangt zu haben, möchten wir es unbedingt bewahren. Das erzeugt Ängste, mit denen wir fortan leben müssen. Alles, wofür wir so lange gekämpft haben, könnte wieder so schnell verloren gehen. Jegliche Veränderung ruft Unruhe in uns hervor. Je mehr Unruhe wir in uns haben, desto größer wird unsere Sehnsucht festzuhalten. Wir kreieren in uns die Illusion, die sinnliche Befriedigung sei unentbehrlich, ein essenzieller Bestandteil unserer Existenz. Letztendlich aber verlieren wir uns vollkommen in der Suche nach Befriedigung und vergessen etwas viel wirklicheres – unser selbst erzeugtes Leiden aufzulösen, aus Abhängigkeit herauszutreten, uns zu befreien.
7. Warum sollte man keine Drogen, Alkohol oder sonstige berauschenden Mittel zu sich nehmen?
Nochmals sei darauf hingewiesen, dass Buddha nichts verboten hat, wohl aber Ratschläge und Hinweise gegeben hat. Buddha hat immer die Eigenverantwortung betont:
Man muss für sich selbst entscheiden, ob man bereit ist, seinen Verstand zu benebeln.
Wenn man Alkohol in einem gesunden Maß konsumieren könnte, ohne seiner geistigen und körperlichen Gesundheit zu schaden hätte Buddha sicherlich nichts dagegen. Doch wer kann schon sicher sagen, wann Alkohol uns gut tut und wann er sich bereits unheilsam auf Körper und Geist auswirkt? Wir wissen auch, wie unheilsam sich ein benebelter Geist für andere auswirken kann: Menschen unter Alkohol – oder Drogeneinfluss sind sich nicht mehr über ihre eigenen Handlungen und Gefühle im Klaren. Sie verletzen in diesen Zuständen nicht nur sich selbst, sondern oft auch andere. Das ist mit dem buddhistischen Weg nicht vereinbar. Buddha rät daher, Abstand von Rauschmitteln zu nehmen.
Unser Geist ist schwach und gibt auf den ersten Blick angenehmen Verführungen wie Alkohol oder Drogen sehr schnell nach. Im Buddhismus geht es darum, Klarheit zu erlangen und die vollkommene Wahrheit zu erkennen. Wer seinen Geist aber mit Rauschmitteln benebelt, ihn unruhig und unklar hält, wird in dieser Richtung keinerlei Fortschritte machen.
Nicht nur Alkohol und Drogen sind Rauschmittel, auch Internet, Fernsehen und Videospiele sowie unachtsam geführte Gespräche können dazu zählen.
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