MN102 – Die Fünf und Drei

Majjhima Nikàya 102

 

Die Fünf und Drei (Pañcattaya Sutta)

1. So habe ich gehört. Einmal hielt sich der Erhabene bei Sàvatthã im Jeta Hain,
dem Park des Anàthapindika auf. Dort richtete er sich folgendermaßen an die
Bhikkhus: „Ihr Bhikkhus.“ – „Ehrwürdiger Herr“, erwiderten sie. Der Erhabene
sagte dieses:

Spekulationen über die Zukunft
2. „Ihr Bhikkhus, es gibt einige Mönche und Brahmanen, die über die Zukunft
spekulieren und Ansichten über die Zukunft vertreten, die verschiedene Lehrsätze
behaupten, die die Zukunft betreffen.
(I) Einige behaupten: ,Das Selbst ist wahrnehmend und besteht nach dem Tode
unbeeinträchtigt weiter.‘‘
(II) Einige behaupten: ,Das Selbst ist nicht-wahrnehmend und besteht nach
dem Tode unbeeinträchtigt weiter.‘
(III) Einige behaupten: ,Das Selbst ist weder wahrnehmend noch nicht-wahrnehmend
und besteht nach dem Tode unbeeinträchtigt weiter.‘
(IV) Oder sie beschreiben die Vernichtung, Zerstörung und Auslöschung eines
existierenden Wesens (zum Zeitpunkt des Todes).
(V) Oder sie behaupten Nibbàna (existiere) hier und jetzt.“
„Somit (a) beschreiben sie entweder ein existierendes Selbst, das nach dem
Tode unbeeinträchtigt weiterbesteht; (b) oder sie beschreiben die Vernichtung,
Zerstörung und Auslöschung eines existierenden Wesens (zum Zeitpunkt des
Todes); © oder sie behaupten Nibbàna (existiere) hier und jetzt. Somit werden
diese fünf (Ansichten) zu dreien, und aus dreien werden fünf. Dies ist die Zusammenfassung
von ,fünf und drei‘.“

3. „Darin, ihr Bhikkhus, beschreiben jene Mönche und Brahmanen, die das
Selbst als wahrnehmend und nach dem Tode unbeeinträchtigt weiterbestehend
beschreiben, solch ein wahrnehmendes und nach dem Tode unbeeinträchtigtes
Selbst, als entweder:
formhaft;
oder formlos;
oder sowohl formhaft als auch formlos;
oder weder formhaft noch formlos;
oder als Einheit wahrnehmend;
oder Vielfalt wahrnehmend;
oder Begrenztes wahrnehmend;
oder Unermeßliches wahrnehmend.
Oder ansonsten, unter den wenigen, die darüber hinausgehen, behaupten einige,
das Bewußtseins-Kasiõa, unermeßlich und unerschütterlich(, sei das Selbst) 1).“

4. „Der Tathàgata, ihr Bhikkhus, versteht dies so: ,Jene guten Mönche und Brahmanen,
die das Selbst als wahrnehmend und nach dem Tode unbeeinträchtigt weiterbestehend
beschreiben, beschreiben solch ein Selbst entweder als formhaft, oder
sie beschreiben es als formlos, oder sie beschreiben es als sowohl formhaft als
auch formlos, oder sie beschreiben es als weder formhaft noch formlos, oder sie
beschreiben es als Einheit wahrnehmend, oder sie beschreiben es als Vielfalt wahrnehmend,
oder sie beschreiben es als Begrenztes wahrnehmend, oder sie beschreiben
es als Unermeßliches wahrnehmend. Oder ansonsten, da (die Wahrnehmung)
„da ist nichts“ als die reinste, höchste, beste und unübertroffene jener Wahrnehmungen
bezeichnet wird – ob nun Wahrnehmung von Form oder Formlosigkeit,
von Einheit oder Vielfalt – behaupten einige, das Nichtsheitsgebiet, unermeßlich
und unerschütterlich(, sei das Selbst) 2). Jenes ist gestaltet und grob, aber es gibt ein
Aufhören der Gestaltungen. Weil der Tathàgata weiß, ,es gibt dies‘, und weil er
sieht, wie man jenem entkommt, hat er jenes überschritten 3).“

5. (II) „Darin, ihr Bhikkhus, beschreiben jene Mönche und Brahmanen, die
das Selbst als nicht-wahrnehmend und nach dem Tode unbeeinträchtigt weiterbestehend
beschreiben, solch ein nicht-wahrnehmendes und nach dem Tode unbeeinträchtigtes
Selbst, als entweder:
formhaft;
oder formlos;
oder sowohl formhaft als auch formlos;
oder weder formhaft noch formlos;

6. „Darin, ihr Bhikkhus, kritisieren diese jene guten Mönche und Brahmanen,
die das Selbst als wahrnehmend und nach dem Tode unbeeinträchtigt weiterbestehend
beschreiben. Warum ist das so? Weil (sie sagen): ,Wahrnehmung ist eine
Krankheit, Wahrnehmung ist ein Geschwür, Wahrnehmung ist ein Stachel; dies
hier ist friedvoll, dies ist erhaben, nämlich Nicht-Wahrnehmung.‘“

7. „Der Tathàgata, ihr Bhikkhus, versteht dies so: ,Jene guten Mönche und
Brahmanen, die das Selbst als nicht-wahrnehmend und nach dem Tode unbeeinträchtigt
weiterbestehend beschreiben, beschreiben solch ein nicht-wahrnehmendes
und nach dem Tode unbeeinträchtigtes Selbst entweder als formhaft, oder sie
beschreiben es als formlos, oder sie beschreiben es als sowohl formhaft als auch
formlos, oder sie beschreiben es als weder formhaft noch formlos. Daß irgendein
Mönch oder Brahmane sagen könnte: ,Getrennt von Form, getrennt von Gefühl,
getrennt von Wahrnehmung, getrennt von Gestaltungen, werde ich das Kommen
und Gehen des Bewußtseins, sein Vergehen und Wiedererscheinen, sein Wachstum,
sein Anwachsen und seine Reife beschreiben‘ – das ist unmöglich. Jenes ist
gestaltet und grob, aber es gibt ein Aufhören der Gestaltungen. Weil der Tathàgata
weiß, ,es gibt dies‘, und weil er sieht, wie man jenem entkommt, hat er jenes
überschritten.“

8. (III) „Darin, ihr Bhikkhus, beschreiben jene Mönche und Brahmanen, die
das Selbst als weder wahrnehmend noch nicht-wahrnehmend und nach dem Tode
unbeeinträchtigt weiterbestehend beschreiben, solch ein weder wahrnehmendes
noch nicht-wahrnehmendes und nach dem Tode unbeeinträchtigtes Selbst, als
entweder:
formhaft;
oder formlos;
oder sowohl formhaft als auch formlos;
oder weder formhaft noch formlos;

9. „Darin, ihr Bhikkhus, kritisieren diese jene guten Mönche und Brahmanen,
die das Selbst als wahrnehmend und nach dem Tode unbeeinträchtigt weiterbestehend
beschreiben, und sie kritisieren jene guten Mönche und Brahmanen, die
das Selbst als nicht-wahrnehmend und nach dem Tode unbeeinträchtigt weiterbestehend
beschreiben. Warum ist das so? Weil (sie sagen): ,Wahrnehmung ist
eine Krankheit, Wahrnehmung ist ein Geschwür, Wahrnehmung ist ein Stachel,
und Nicht-Wahrnehmung ist Abstumpfung; dies hier ist friedvoll, dies ist erhaben,
nämlich Weder-Wahrnehmung- noch-Nicht-Wahrnehmung 4).‘“

10. „Der Tathàgata, ihr Bhikkhus, versteht dies so: ,Jene guten Mönche und
Brahmanen, die das Selbst als weder-wahrnehmend-noch-nicht-wahrnehmend
und nach dem Tode unbeeinträchtigt weiterbestehend beschreiben, beschreiben
solch ein weder-wahrnehmendes-noch-nicht-wahrnehmendes und nach dem Tode
unbeeinträchtigtes Selbst entweder als formhaft, oder sie beschreiben es als formlos,
oder sie beschreiben es als sowohl formhaft als auch formlos, oder sie beschreiben
es als weder formhaft noch formlos. Falls irgendwelche Mönche und
Brahmanen den Eintritt in dieses Gebiet so beschreiben, als ob er durch ein Ausmaß
an Gestaltung durch Gesehenes, Gehörtes, Empfundenes und Erfahrenes
zustandekomme, so wird das als ein Unglück für den Eintritt in dieses Gebiet
verkündet. Denn dieses Gebiet, so wird verkündet, wird nicht mit Hilfe von Gestaltungen
erlangt; dieses Gebiet, so wird verkündet, wird mit einem Überbleibsel
an Gestaltungen erlangt 5). Jenes ist gestaltet und grob, aber es gibt ein Aufhören
der Gestaltungen. Weil der Tathàgata weiß, ,es gibt dies‘, und weil er sieht, wie
man jenem entkommt, hat er jenes überschritten.“

11. (IV) „Darin, ihr Bhikkhus, kritisieren jene Mönche und Brahmanen, die
die Vernichtung, Zerstörung und Auslöschung eines existierenden Wesens (zum
Zeitpunkt des Todes) beschreiben, jene guten Mönche und Brahmanen, die das
Selbst als wahrnehmend und nach dem Tode unbeeinträchtigt weiterbestehend
beschreiben, und sie kritisieren jene guten Mönche und Brahmanen, die das Selbst
als nicht-wahrnehmend und nach dem Tode unbeeinträchtigt weiterbestehend
beschreiben, und sie kritisieren jene guten Mönche und Brahmanen, die das Selbst
als weder-wahrnehmend- noch-nicht-wahrnehmend und nach dem Tode unbeeinträchtigt
weiterbestehend beschreiben. Warum ist das so? All diese guten Mönche
und Brahmanen eilen immer weiter und machen ihre Hingabe so geltend: ,Wir
werden nach dem Tode so und so sein, wir werden nach dem Tode so und so sein.‘
So wie ein Händler, der zum Markt geht, denkt: ,Durch dieses wird jenes mein
Eigentum werden; mittels diesem werde ich jenes bekommen‘; ebenso erscheinen
jene guten Mönche und Brahmanen wie Händler, wenn sie verkünden: ,Wir werden
nach dem Tode so und so sein, wir werden nach dem Tode so und so sein.‘“

12. „Der Tathàgata, ihr Bhikkhus, versteht dies so: ,Jene guten Mönche und
Brahmanen, die die Vernichtung, Zerstörung und Auslöschung eines existierenden
Wesens (zum Zeitpunkt des Todes) beschreiben, rennen und kreisen aus Angst vor
der Persönlichkeit und aus Abscheu vor der Persönlichkeit immer weiter um eben
jene Persönlichkeit herum 6). So wie ein Hund, der mittels einer Leine an einen
festen Pfosten oder Pfeiler gebunden wurde, immer weiter um eben jenen Pfosten
oder Pfeiler herumrennt und kreist; ebenso rennen und kreisen jene guten Mönche
und Brahmanen aus Angst vor der Persönlichkeit und aus Abscheu vor der Persönlichkeit
immer weiter um eben jene Persönlichkeit herum. Jenes ist gestaltet und
grob, aber es gibt ein Aufhören der Gestaltungen. Weil der Tathàgata weiß, ,es gibt
dies‘, und weil er sieht, wie man jenem entkommt, hat er jenes überschritten.“

13. „Ihr Bhikkhus, jegliche Mönche oder Brahmanen, die über die Zukunft
spekulieren und Ansichten über die Zukunft vertreten, die verschiedene Lehrsätze
behaupten, die die Zukunft betreffen, vertreten diese fünf Grundlagen 7) oder
eine bestimmte von ihnen.“
Spekulationen über die Vergangenheit

14. „Ihr Bhikkhus, es gibt einige Mönche und Brahmanen, die über die Vergangenheit
spekulieren und Ansichten über die Vergangenheit vertreten, die verschiedene
Lehrsätze behaupten, die die Vergangenheit betreffen.
(1) Einige behaupten: ,Das Selbst und die Welt sind ewig: nur dies ist wahr,
alles andere ist falsch.‘
(2) Einige behaupten: ,Das Selbst und die Welt sind nicht ewig: nur dies ist
wahr, alles andere ist falsch.‘
(3) Einige behaupten: ,Das Selbst und die Welt sind sowohl ewig, als auch
nicht ewig: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch.‘
(4) Einige behaupten: ,Das Selbst und die Welt sind weder ewig, noch nicht
ewig: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch.‘
(5) Einige behaupten: ,Das Selbst und die Welt sind endlich: nur dies ist wahr,
alles andere ist falsch.‘
(6) Einige behaupten: ,Das Selbst und die Welt sind unendlich: nur dies ist
wahr, alles andere ist falsch.‘
(7) Einige behaupten: ,Das Selbst und die Welt sind sowohl endlich, als auch
unendlich: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch.‘
(8) Einige behaupten: ,Das Selbst und die Welt sind weder endlich, noch unendlich:
nur dies ist wahr, alles andere ist falsch.‘
(9) Einige behaupten: ,Das Selbst und die Welt nehmen Einheit wahr: nur dies
ist wahr, alles andere ist falsch.‘
(10) Einige behaupten: ,Das Selbst und die Welt nehmen Vielfalt wahr: nur
dies ist wahr, alles andere ist falsch.‘
(11) Einige behaupten: ,Das Selbst und die Welt nehmen das Begrenzte wahr:
nur dies ist wahr, alles andere ist falsch.‘
(12) Einige behaupten: ,Das Selbst und die Welt nehmen das Unbegrenzte
wahr: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch 8).‘
(13) Einige behaupten: ,Das Selbst und die Welt erleben ausschließlich Angenehmes:
nur dies ist wahr, alles andere ist falsch.‘
(14) Einige behaupten: ,Das Selbst und die Welt erleben ausschließlich
Schmerz: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch.‘
(15) Einige behaupten: ,Das Selbst und die Welt erleben sowohl Angenehmes
als auch Schmerz: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch.‘
(16) Einige behaupten: ,Das Selbst und die Welt erleben weder Angenehmes
noch Schmerz: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch.‘

15. (1) „Darin, ihr Bhikkhus, was jene Mönche und Brahmanen anbelangt, die
eine Lehrmeinung und Ansicht, wie diese, vertreten: ,Das Selbst und die Welt
sind ewig: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch‘, daß sie abgesehen von Vertrauen,
abgesehen von Billigung, abgesehen von mündlicher Überlieferung, abgesehen
von begründendem Erdenken, abgesehen von reflektivem Übernehmen
einer Ansicht, irgendeine reine und klare persönliche Kenntnis dieser Dinge haben
– das ist unmöglich. Da sie keine reine und klare persönliche Kenntnis haben,
wird sogar das bloße bruchstückhafte Wissen, das jene guten Mönche und
Brahmanen hinsichtlich ihrer Ansicht erkennen lassen, als Anhaftung ihrerseits
verkündet. Jenes ist gestaltet und grob, aber es gibt ein Aufhören der Gestaltungen.
Weil der Tathàgata weiß, ,es gibt dies‘, und weil er sieht, wie man jenem
entkommt, hat er jenes überschritten.“

16. (2) „Darin, ihr Bhikkhus, was jene Mönche und Brahmanen anbelangt, die
eine Lehrmeinung und Ansicht, wie diese, vertreten: ,Das Selbst und die Welt
sind nicht ewig: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch‘, daß sie abgesehen von
Vertrauen, abgesehen von Billigung, abgesehen von mündlicher Überlieferung,
abgesehen von begründendem Erdenken, abgesehen von reflektivem Übernehmen
einer Ansicht, irgendeine reine und klare persönliche Kenntnis dieser Dinge
haben – das ist unmöglich. Da sie keine reine und klare persönliche Kenntnis
haben, wird sogar das bloße bruchstückhafte Wissen, das jene guten Mönche
und Brahmanen hinsichtlich ihrer Ansicht erkennen lassen, als Anhaftung ihrerseits
verkündet. Jenes ist gestaltet und grob, aber es gibt ein Aufhören der Gestaltungen.
Weil der Tathàgata weiß, ,es gibt dies‘, und weil er sieht, wie man
jenem entkommt, hat er jenes überschritten.“
(3) „Darin, ihr Bhikkhus, was jene Mönche und Brahmanen anbelangt, die
eine Lehrmeinung und Ansicht, wie diese, vertreten: ,Das Selbst und die Welt
sind sowohl ewig, als auch nicht ewig: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch‘,
daß sie abgesehen von Vertrauen, abgesehen von Billigung, abgesehen von mündlicher
Überlieferung, abgesehen von begründendem Erdenken, abgesehen von
reflektivem Übernehmen einer Ansicht, irgendeine reine und klare persönliche
Kenntnis dieser Dinge haben – das ist unmöglich. Da sie keine reine und klare
persönliche Kenntnis haben, wird sogar das bloße bruchstückhafte Wissen, das
jene guten Mönche und Brahmanen hinsichtlich ihrer Ansicht erkennen lassen,
als Anhaftung ihrerseits verkündet. Jenes ist gestaltet und grob, aber es gibt ein
Aufhören der Gestaltungen. Weil der Tathàgata weiß, ,es gibt dies‘, und weil er
sieht, wie man jenem entkommt, hat er jenes überschritten.“
(4) „Darin, ihr Bhikkhus, was jene Mönche und Brahmanen anbelangt, die
eine Lehrmeinung und Ansicht, wie diese, vertreten: ,Das Selbst und die Welt
sind weder ewig, noch nicht ewig: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch‘, daß
sie abgesehen von Vertrauen, abgesehen von Billigung, abgesehen von mündlicher
Überlieferung, abgesehen von begründendem Erdenken, abgesehen von
reflektivem Übernehmen einer Ansicht, irgendeine reine und klare persönliche
Kenntnis dieser Dinge haben – das ist unmöglich. Da sie keine reine und klare
persönliche Kenntnis haben, wird sogar das bloße bruchstückhafte Wissen, das
jene guten Mönche und Brahmanen hinsichtlich ihrer Ansicht erkennen lassen,
als Anhaftung ihrerseits verkündet. Jenes ist gestaltet und grob, aber es gibt ein
Aufhören der Gestaltungen. Weil der Tathàgata weiß, ,es gibt dies‘, und weil er
sieht, wie man jenem entkommt, hat er jenes überschritten.“
(5) „Darin, ihr Bhikkhus, was jene Mönche und Brahmanen anbelangt, die
eine Lehrmeinung und Ansicht, wie diese, vertreten: ,Das Selbst und die Welt
sind endlich: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch‘, daß sie abgesehen von
Vertrauen, abgesehen von Billigung, abgesehen von mündlicher Überlieferung,
abgesehen von begründendem Erdenken, abgesehen von reflektivem Übernehmen
einer Ansicht, irgendeine reine und klare persönliche Kenntnis dieser Dinge
haben – das ist unmöglich. Da sie keine reine und klare persönliche Kenntnis
haben, wird sogar das bloße bruchstückhafte Wissen, das jene guten Mönche
und Brahmanen hinsichtlich ihrer Ansicht erkennen lassen, als Anhaftung ihrerseits
verkündet. Jenes ist gestaltet und grob, aber es gibt ein Aufhören der Gestaltungen.
Weil der Tathàgata weiß, ,es gibt dies‘, und weil er sieht, wie man
jenem entkommt, hat er jenes überschritten.“
(6) „Darin, ihr Bhikkhus, was jene Mönche und Brahmanen anbelangt, die
eine Lehrmeinung und Ansicht, wie diese, vertreten: ,Das Selbst und die Welt
sind unendlich: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch‘, daß sie abgesehen von
Vertrauen, abgesehen von Billigung, abgesehen von mündlicher Überlieferung,
abgesehen von begründendem Erdenken, abgesehen von reflektivem Übernehmen
einer Ansicht, irgendeine reine und klare persönliche Kenntnis dieser Dinge
haben – das ist unmöglich. Da sie keine reine und klare persönliche Kenntnis
haben, wird sogar das bloße bruchstückhafte Wissen, das jene guten Mönche
und Brahmanen hinsichtlich ihrer Ansicht erkennen lassen, als Anhaftung ihrerseits
verkündet. Jenes ist gestaltet und grob, aber es gibt ein Aufhören der Gestaltungen.
Weil der Tathàgata weiß, ,es gibt dies‘, und weil er sieht, wie man
jenem entkommt, hat er jenes überschritten.“
(7) „Darin, ihr Bhikkhus, was jene Mönche und Brahmanen anbelangt, die
eine Lehrmeinung und Ansicht, wie diese, vertreten: ,Das Selbst und die Welt
sind sowohl endlich, als auch unendlich: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch‘,
daß sie abgesehen von Vertrauen, abgesehen von Billigung, abgesehen von mündlicher
Überlieferung, abgesehen von begründendem Erdenken, abgesehen von
reflektivem Übernehmen einer Ansicht, irgendeine reine und klare persönliche
Kenntnis dieser Dinge haben – das ist unmöglich. Da sie keine reine und klare
persönliche Kenntnis haben, wird sogar das bloße bruchstückhafte Wissen, das
jene guten Mönche und Brahmanen hinsichtlich ihrer Ansicht erkennen lassen,
als Anhaftung ihrerseits verkündet. Jenes ist gestaltet und grob, aber es gibt ein
Aufhören der Gestaltungen. Weil der Tathàgata weiß, ,es gibt dies‘, und weil er
sieht, wie man jenem entkommt, hat er jenes überschritten.“
(8) „Darin, ihr Bhikkhus, was jene Mönche und Brahmanen anbelangt, die
eine Lehrmeinung und Ansicht, wie diese, vertreten: ,Das Selbst und die Welt
sind weder endlich, noch unendlich: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch‘,
daß sie abgesehen von Vertrauen, abgesehen von Billigung, abgesehen von mündlicher
Überlieferung, abgesehen von begründendem Erdenken, abgesehen von
reflektivem Übernehmen einer Ansicht, irgendeine reine und klare persönliche
Kenntnis dieser Dinge haben – das ist unmöglich. Da sie keine reine und klare
persönliche Kenntnis haben, wird sogar das bloße bruchstückhafte Wissen, das
jene guten Mönche und Brahmanen hinsichtlich ihrer Ansicht erkennen lassen,
als Anhaftung ihrerseits verkündet. Jenes ist gestaltet und grob, aber es gibt ein
Aufhören der Gestaltungen. Weil der Tathàgata weiß, ,es gibt dies‘, und weil er
sieht, wie man jenem entkommt, hat er jenes überschritten.“
(9) „Darin, ihr Bhikkhus, was jene Mönche und Brahmanen anbelangt, die
eine Lehrmeinung und Ansicht, wie diese, vertreten: ,Das Selbst und die Welt
nehmen Einheit wahr: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch‘, daß sie abgesehen
von Vertrauen, abgesehen von Billigung, abgesehen von mündlicher Überlieferung,
abgesehen von begründendem Erdenken, abgesehen von reflektivem
Übernehmen einer Ansicht, irgendeine reine und klare persönliche Kenntnis dieser
Dinge haben – das ist unmöglich. Da sie keine reine und klare persönliche
Kenntnis haben, wird sogar das bloße bruchstückhafte Wissen, das jene guten
Mönche und Brahmanen hinsichtlich ihrer Ansicht erkennen lassen, als Anhaftung
ihrerseits verkündet. Jenes ist gestaltet und grob, aber es gibt ein Aufhören
der Gestaltungen. Weil der Tathàgata weiß, ,es gibt dies‘, und weil er sieht, wie
man jenem entkommt, hat er jenes überschritten.“
(10) „Darin, ihr Bhikkhus, was jene Mönche und Brahmanen anbelangt, die
eine Lehrmeinung und Ansicht, wie diese, vertreten: ,Das Selbst und die Welt
nehmen Vielfalt wahr: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch‘, daß sie abgesehen
von Vertrauen, abgesehen von Billigung, abgesehen von mündlicher Überlieferung,
abgesehen von begründendem Erdenken, abgesehen von reflektivem
Übernehmen einer Ansicht, irgendeine reine und klare persönliche Kenntnis dieser
Dinge haben – das ist unmöglich. Da sie keine reine und klare persönliche
Kenntnis haben, wird sogar das bloße bruchstückhafte Wissen, das jene guten
Mönche und Brahmanen hinsichtlich ihrer Ansicht erkennen lassen, als Anhaftung
ihrerseits verkündet. Jenes ist gestaltet und grob, aber es gibt ein Aufhören
der Gestaltungen. Weil der Tathàgata weiß, ,es gibt dies‘, und weil er sieht, wie
man jenem entkommt, hat er jenes überschritten.“
(11) „Darin, ihr Bhikkhus, was jene Mönche und Brahmanen anbelangt, die
eine Lehrmeinung und Ansicht, wie diese, vertreten: ,Das Selbst und die Welt
nehmen das Begrenzte wahr: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch‘, daß sie
abgesehen von Vertrauen, abgesehen von Billigung, abgesehen von mündlicher
Überlieferung, abgesehen von begründendem Erdenken, abgesehen von reflektivem
Übernehmen einer Ansicht, irgendeine reine und klare persönliche
Kenntnis dieser Dinge haben – das ist unmöglich. Da sie keine reine und klare
persönliche Kenntnis haben, wird sogar das bloße bruchstückhafte Wissen, das
jene guten Mönche und Brahmanen hinsichtlich ihrer Ansicht erkennen lassen,
als Anhaftung ihrerseits verkündet. Jenes ist gestaltet und grob, aber es gibt ein
Aufhören der Gestaltungen. Weil der Tathàgata weiß, ,es gibt dies‘, und weil er
sieht, wie man jenem entkommt, hat er jenes überschritten.“
(12) „Darin, ihr Bhikkhus, was jene Mönche und Brahmanen anbelangt, die
eine Lehrmeinung und Ansicht, wie diese, vertreten: ,Das Selbst und die Welt
nehmen das Unbegrenzte wahr: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch‘, daß sie
abgesehen von Vertrauen, abgesehen von Billigung, abgesehen von mündlicher
Überlieferung, abgesehen von begründendem Erdenken, abgesehen von
reflektivem Übernehmen einer Ansicht, irgendeine reine und klare persönliche
Kenntnis dieser Dinge haben – das ist unmöglich. Da sie keine reine und klare
persönliche Kenntnis haben, wird sogar das bloße bruchstückhafte Wissen, das
jene guten Mönche und Brahmanen hinsichtlich ihrer Ansicht erkennen lassen,
als Anhaftung ihrerseits verkündet. Jenes ist gestaltet und grob, aber es gibt ein
Aufhören der Gestaltungen. Weil der Tathàgata weiß, ,es gibt dies‘, und weil er
sieht, wie man jenem entkommt, hat er jenes überschritten.“
(13) „Darin, ihr Bhikkhus, was jene Mönche und Brahmanen anbelangt, die
eine Lehrmeinung und Ansicht, wie diese, vertreten: ,Das Selbst und die Welt
erleben ausschließlich Angenehmes: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch‘,
daß sie abgesehen von Vertrauen, abgesehen von Billigung, abgesehen von mündlicher
Überlieferung, abgesehen von begründendem Erdenken, abgesehen von
reflektivem Übernehmen einer Ansicht, irgendeine reine und klare persönliche
Kenntnis dieser Dinge haben – das ist unmöglich. Da sie keine reine und klare
persönliche Kenntnis haben, wird sogar das bloße bruchstückhafte Wissen, das
jene guten Mönche und Brahmanen hinsichtlich ihrer Ansicht erkennen lassen,
als Anhaftung ihrerseits verkündet. Jenes ist gestaltet und grob, aber es gibt ein
Aufhören der Gestaltungen. Weil der Tathàgata weiß, ,es gibt dies‘, und weil er
sieht, wie man jenem entkommt, hat er jenes überschritten.“
(14) „Darin, ihr Bhikkhus, was jene Mönche und Brahmanen anbelangt, die
eine Lehrmeinung und Ansicht, wie diese, vertreten: ,Das Selbst und die Welt
erleben ausschließlich Schmerz: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch‘, daß sie
abgesehen von Vertrauen, abgesehen von Billigung, abgesehen von mündlicher
Überlieferung, abgesehen von begründendem Erdenken, abgesehen von
reflektivem Übernehmen einer Ansicht, irgendeine reine und klare persönliche
Kenntnis dieser Dinge haben – das ist unmöglich. Da sie keine reine und klare
persönliche Kenntnis haben, wird sogar das bloße bruchstückhafte Wissen, das
jene guten Mönche und Brahmanen hinsichtlich ihrer Ansicht erkennen lassen,
als Anhaftung ihrerseits verkündet. Jenes ist gestaltet und grob, aber es gibt ein
Aufhören der Gestaltungen. Weil der Tathàgata weiß, ,es gibt dies‘, und weil er
sieht, wie man jenem entkommt, hat er jenes überschritten.“
(15) „Darin, ihr Bhikkhus, was jene Mönche und Brahmanen anbelangt, die
eine Lehrmeinung und Ansicht, wie diese, vertreten: ,Das Selbst und die Welt
erleben sowohl Angenehmes als auch Schmerz: nur dies ist wahr, alles andere ist
falsch‘, daß sie abgesehen von Vertrauen, abgesehen von Billigung, abgesehen
von mündlicher Überlieferung, abgesehen von begründendem Erdenken, abgesehen
von reflektivem Übernehmen einer Ansicht, irgendeine reine und klare
persönliche Kenntnis dieser Dinge haben – das ist unmöglich. Da sie keine reine
und klare persönliche Kenntnis haben, wird sogar das bloße bruchstückhafte
Wissen, das jene guten Mönche und Brahmanen hinsichtlich ihrer Ansicht erkennen
lassen, als Anhaftung ihrerseits verkündet. Jenes ist gestaltet und grob,
aber es gibt ein Aufhören der Gestaltungen. Weil der Tathàgata weiß, ,es gibt
dies‘, und weil er sieht, wie man jenem entkommt, hat er jenes überschritten.“
(16) „Darin, ihr Bhikkhus, was jene Mönche und Brahmanen anbelangt, die
eine Lehrmeinung und Ansicht, wie diese, vertreten: ,Das Selbst und die Welt
erleben weder Angenehmes noch Schmerz: nur dies ist wahr, alles andere ist
falsch‘, daß sie abgesehen von Vertrauen, abgesehen von Billigung, abgesehen
von mündlicher Überlieferung, abgesehen von begründendem Erdenken, abgesehen
von reflektivem Übernehmen einer Ansicht, irgendeine reine und klare
persönliche Kenntnis dieser Dinge haben – das ist unmöglich. Da sie keine reine
und klare persönliche Kenntnis haben, wird sogar das bloße bruchstückhafte
Wissen, das jene guten Mönche und Brahmanen hinsichtlich ihrer Ansicht erkennen
lassen, als Anhaftung ihrerseits verkündet. Jenes ist gestaltet und grob,
aber es gibt ein Aufhören der Gestaltungen. Weil der Tathàgata weiß, ,es gibt
dies‘, und weil er sieht, wie man jenem entkommt, hat er jenes überschritten.“

17. „Ihr Bhikkhus 9), da tritt irgendein Mönch oder Brahmane mit dem Loslassen
von Ansichten über die Vergangenheit und die Zukunft und durch völliges
Fehlen von Entschluß zu den Fesseln sinnlicher Vergnügen in die Verzückung
der Abgeschiedenheit ein und verweilt darin. (Ihm ist bewußt): ,Dies ist das Friedvolle,
dies ist das Erhabene, daß ich in die Verzückung der Abgeschiedenheit 10)
eintrete und darin verweile.‘ Jene Verzückung der Abgeschiedenheit hört in ihm
auf. Mit dem Aufhören der Verzückung der Abgeschiedenheit steigt Trauer auf,
und mit dem Aufhören von Trauer, steigt die Verzückung der Abgeschiedenheit
auf. So wie das Sonnenlicht die Stellen durchdringt, die der Schatten ausspart,
und der Schatten die Stellen durchdringt, die das Sonnenlicht ausspart, so steigt
auch mit dem Aufhören der Verzückung der Abgeschiedenheit Trauer auf, und
mit dem Aufhören von Trauer, steigt die Verzückung der Abgeschiedenheit auf.“

18. „“Der Tathàgata, ihr Bhikkhus, versteht dies so: ,Jener gute Mönch oder
Brahmane, tritt mit dem Loslassen von Ansichten über die Vergangenheit und
die Zukunft und durch völliges Fehlen von Entschluß zu den Fesseln sinnlicher
Vergnügen in die Verzückung der Abgeschiedenheit ein und verweilt darin. (Ihm
ist bewußt): ,Dies ist das Friedvolle, dies ist das Erhabene, daß ich in die Verzükkung
der Abgeschiedenheit eintrete und darin verweile.‘ Jene Verzückung der
Abgeschiedenheit hört in ihm auf. Mit dem Aufhören der Verzückung der Abgeschiedenheit
steigt Trauer auf, und mit dem Aufhören von Trauer, steigt die Verzückung
der Abgeschiedenheit auf. Jenes ist gestaltet und grob, aber es gibt ein
Aufhören der Gestaltungen. Weil der Tathàgata weiß, ,es gibt dies‘, und weil er
sieht, wie man jenem entkommt, hat er jenes überschritten.“

19. „Ihr Bhikkhus, da tritt irgendein Mönch oder Brahmane mit dem Loslassen
von Ansichten über die Vergangenheit und die Zukunft und durch völliges
Fehlen von Entschluß zu den Fesseln sinnlicher Vergnügen und mit Überschreitung
der Verzückung der Abgeschiedenheit, in überirdisches Glück 11) ein und
verweilt darin. (Ihm ist bewußt): ,Dies ist das Friedvolle, dies ist das Erhabene,
daß ich in überirdisches Glück eintrete und darin verweile.‘ Jenes überirdische
Glück hört in ihm auf. Mit dem Aufhören des überirdischen Glücks steigt die
Verzückung der Abgeschiedenheit in ihm auf, und mit dem Aufhören der Verzükkung
der Abgeschiedenheit steigt überirdisches Glück auf. So wie das Sonnenlicht
die Stellen durchdringt, die der Schatten ausspart, und der Schatten die Stellen
durchdringt, die das Sonnenlicht ausspart, so steigt auch mit dem Aufhören des
überirdischen Glücks Verzückung der Abgeschiedenheit auf, und mit dem Aufhören
der Verzückung der Abgeschiedenheit steigt überirdisches Glück auf.“

20. „Der Tathàgata, ihr Bhikkhus, versteht dies so: ,Jener gute Mönch oder
Brahmane, tritt mit dem Loslassen von Ansichten über die Vergangenheit und
die Zukunft und durch völliges Fehlen von Entschluß zu den Fesseln sinnlicher
Vergnügen und mit Überschreitung der Verzückung der Abgeschiedenheit, in
überirdisches Glück ein und verweilt darin. (Ihm ist bewußt): ,Dies ist das Friedvolle,
dies ist das Erhabene, daß ich in überirdisches Glück eintrete und darin
verweile.‘ Jenes überirdische Glück hört in ihm auf. Mit dem Aufhören des überirdischen
Glücks steigt die Verzückung der Abgeschiedenheit in ihm auf, und
mit dem Aufhören der Verzückung der Abgeschiedenheit steigt überirdisches
Glück auf. Jenes ist gestaltet und grob, aber es gibt ein Aufhören der Gestaltungen.
Weil der Tathàgata weiß, ,es gibt dies‘, und weil er sieht, wie man jenem
entkommt, hat er jenes überschritten.“

21. „Ihr Bhikkhus, da tritt irgendein Mönch oder Brahmane mit dem Loslassen
von Ansichten über die Vergangenheit und die Zukunft und durch völliges
Fehlen von Entschluß zu den Fesseln sinnlicher Vergnügen und mit Überschreitung
der Verzückung der Abgeschiedenheit und des überirdischen Glücks, in
weder-schmerzhaftes-noch-angenehmes Gefühl 12) ein und verweilt darin. (Ihm
ist bewußt): ,Dies ist das Friedvolle, dies ist das Erhabene, daß ich in wederschmerzhaftes-
noch-angenehmes Gefühl eintrete und darin verweile.‘ Jenes weder-
schmerzhafte-noch-angenehme Gefühl hört in ihm auf. Mit dem Aufhören
des weder-schmerzhaften-noch-angenehmen Gefühls steigt überirdisches Glück
in ihm auf, und mit dem Aufhören des überirdischen Glücks steigt weder-schmerzhaftes-
noch-angenehmes Gefühl auf. So wie das Sonnenlicht die Stellen durchdringt,
die der Schatten ausspart, und der Schatten die Stellen durchdringt, die
das Sonnenlicht ausspart, so steigt auch mit dem Aufhören des weder-schmerzhaften-
noch-angenehmen Gefühls überirdisches Glück in ihm auf, und mit dem
Aufhören des überirdischen Glücks steigt weder-schmerzhaftes-noch-angenehmes
Gefühl auf.“

22. „Der Tathàgata, ihr Bhikkhus, versteht dies so: ,Jener gute Mönch oder
Brahmane, tritt mit dem Loslassen von Ansichten über die Vergangenheit und
die Zukunft und durch völliges Fehlen von Entschluß zu den Fesseln sinnlicher
Vergnügen und mit Überschreitung der Verzückung der Abgeschiedenheit und
des überirdischen Glücks, in weder-schmerzhaftes-noch-angenehmes Gefühl ein
und verweilt darin. (Ihm ist bewußt): ,Dies ist das Friedvolle, dies ist das Erhabene,
daß ich in weder-schmerzhaftes-noch-angenehmes Gefühl eintrete und darin
verweile.‘ Jenes weder-schmerzhafte-noch-angenehme Gefühl hört in ihm auf.
Mit dem Aufhören des weder-schmerzhaften-noch-angenehmen Gefühls steigt
überirdisches Glück in ihm auf, und mit dem Aufhören des überirdischen Glücks
steigt weder-schmerzhaftes-noch-angenehmes Gefühl auf. Jenes ist gestaltet und
grob, aber es gibt ein Aufhören der Gestaltungen. Weil der Tathàgata weiß, ,es
gibt dies‘, und weil er sieht, wie man jenem entkommt, hat er jenes überschritten.“

23. „Ihr Bhikkhus, da betrachtet sich irgendein Mönch oder Brahmane mit
dem Loslassen von Ansichten über die Vergangenheit und die Zukunft und durch
völliges Fehlen von Entschluß zu den Fesseln sinnlicher Vergnügen und mit
Überschreitung der Verzückung der Abgeschiedenheit, des überirdischen Glücks
und weder-schmerzhaften-noch-angenehmen Gefühls folgendermaßen: ,Ich bin
im Frieden, ich habe Nibbàna erlangt, ich bin ohne Anhaften.‘“

24. „Der Tathàgata, ihr Bhikkhus, versteht dies so: ,Jener gute Mönch oder
Brahmane betrachtet sich mit dem Loslassen von Ansichten über die Vergangenheit
und die Zukunft und durch völliges Fehlen von Entschluß zu den Fesseln
sinnlicher Vergnügen und mit Überschreitung der Verzückung der Abgeschiedenheit,
des überirdischen Glücks und weder-schmerzhaften-noch-angenehmen
Gefühls folgendermaßen: ,Ich bin im Frieden, ich habe Nibbàna erlangt, ich bin
ohne Anhaften 13).‘ Gewiß macht dieser Ehrwürdige den Weg der auf Nibbàna
ausgerichtet ist, geltend. Und dennoch haftet dieser gute Mönch oder Brahmane
immer noch an, er haftet entweder an einer Ansicht über die Vergangenheit oder
an einer Ansicht über die Zukunft oder an einer Fessel sinnlichen Vergnügens
oder an der Verzückung der Abgeschiedenheit oder an überirdischem Glück oder
an weder-schmerzhaftem-noch-angenehmem Gefühl. Und wenn dieser Ehrwürdige
sich folgendermaßen betrachtet: ,Ich bin im Frieden, ich habe Nibbàna erlangt,
ich bin ohne Anhaften‘, dann wird auch das als Anhaften seitens dieses
guten Mönches oder Brahmanen verkündet. Jenes ist gestaltet und grob, aber es
gibt ein Aufhören der Gestaltungen. Weil der Tathàgata weiß, ,es gibt dies‘, und
weil er sieht, wie man jenem entkommt, hat er jenes überschritten.“

25. „Ihr Bhikkhus, dieser höchste Zustand erhabenen Friedens ist vom Tathàgata
entdeckt worden, nämlich Befreiung durch Nicht-Anhaften, indem man den Ursprung,
das Verschwinden, die Befriedigung, die Gefahr und das Entkommen im
Falle der sechs Grundlagen für Kontakt 14) der Wirklichkeit entsprechend weiß.
Ihr Bhikkhus, das ist der höchste Zustand erhabenen Friedens, der vom Tathàgata
entdeckt worden, nämlich Befreiung durch Nicht-Anhaften, indem man den Ursprung,
das Verschwinden, die Befriedigung, die Gefahr und das Entkommen im
Falle der sechs Grundlagen für Kontakt der Wirklichkeit entsprechend versteht.“
Das ist es, was der Erhabene sagte. Die Bhikkhus waren zufrieden und entzückt
über die Worte des Erhabenen.

Anmerkungen:
1) Die Vorstellung, das Selbst sei formlos, Einheit wahrnehmend oder Unermeßliches
wahrnehmend, beruht auf den Erlebnissen der Vertiefung des Gebiets der
Raumunendlichkeit. Mò erklärt, das Bewußtseins-Kasiõa sei das Gebiet der
Bewußtseinsunendlichkeit, das der zuletzt genannten Theorie zugrunde liegt.
Interessant ist, daß auch erhabene meditative Zustände nicht automatisch zu
wirklichkeitsgemäßer Sicht führen, entgegen landläufiger Meinung, meditatives
Erleben sei wahr, Erdachtes sei dagegen nur geistiges Konstrukt. Der Buddha hat
in der thematisch ähnlichen Brahmajàla Sutta (D1) darauf hingewiesen, daß auch
Meditation ohne Richtige Ansicht zu falschen Ergebnissen führt.
2) Dies ist die subtilste Form der Identifikation eines Selbst in der Kategorie der
Theorien über ein wahrnehmendes Selbst. Zwar gibt es noch einen höheren meditativen
Zustand, das Gebiet von Weder-Wahrnehmung-noch-Nichtwahrnehmung,
aber in diesem gibt es keine Wahrnehmung mehr, die als Grundlage für
eine Ansicht dieser Art dienen könnte.
3) Im Vergleich zu „diesem“ – Nibbàna, sind selbst die subtilsten konditionierten
Zustände grob.
4) Der höchste meditative Zustand, der noch als Grundlage für eine Theorie über
das Selbst dienen kann.
BB: Sammoha (normalerweise: Verblendung) hat hier offensichtlich eine andere
Bedeutung. Er übersetzt mit „stupefaction“, diese Übersetzung folgt ihm mit
„Abstumpfung“.
5) Es ist eben weder Wahrnehmung, noch Nicht-Wahrnehmung. Sàriputta analysiert
die geistigen Faktoren der verschiedenen Vertiefungen ausführlich in M111.
6) BB: „Angst und Abscheu vor Persönlichkeit“ ist ein Aspekt von vibhavataôhà,
dem Begehren nach Nicht-Sein. Die Vernichtungsansicht, die es hervorruft, beinhaltet
immer noch eine Identifikation mit einem Selbst – ein Selbst, das beim
Tod vernichtet wird – und bindet den Theoretiker trotz seiner Verleugnung an
den Daseinskreislauf.
7) Auf die fünfte Theorie, „Nibbàna hier und jetzt“, die in D1 erklärt wird, wird hier
nicht näher eingegangen. Vielleicht war in der Situation der Lehrrede eine nähere
Erläuterung nicht notwendig, oder vielleicht ging ein Teil der Lehrrede bei der
Überlieferung verloren. „Nibbàna hier und jetzt“ ist ein Satz von Theorien, die
entweder die Sinnesvergnügen oder die Vertiefungserlebnisse mit dem Erlangen
von Nibbàna verwechseln.
8) Auch diese Ansichten beruhen auf Erlebnissen der formlosen Vertiefung der
Raumunendlichkeit, in Verbindung mit der Suche nach einem Selbst, ohne Richtige
Ansicht.
9) Bhikkhu Ñàôamoli war der Meinung, der folgende Abschnitt behandle die Theorie
von „Nibbàna hier und jetzt“, was aber nicht zur Aussage in Absatz 13 paßt.
Relativ wahrscheinlich ist, daß sich der Abschnitt allgemein mit der Anhaftung
an die Vertiefungen beschäftigt, die ein Ausgangspunkt für die Theorie von
„Nibbàna hier und jetzt“ sein könnte.
10) Eine Umschreibung der ersten zwei Vertiefungen. Die ungewöhnliche Wortwahl
ist möglicherweise ein Hinweis darauf, daß es hier nicht wie gewohnt um die
heilsamen Aspekte der Vertiefungspraxis geht, sondern um falschen Umgang mit
ihr.
11) Eine ungewöhnliche Beschreibung der dritten Vertiefung.
12) Die vierte Vertiefung.
13) Im Pàli wird es auch ohne Unterstreichungen klar, daß hier immer noch Ich-
Dünkel im Spiel ist (aham asmi), auch wenn dieser sich nicht an Ansichten oder
Anhaftung an meditativen Zuständen festmacht.
14) Kontakt ist nicht einfach nur das Zusammenkommen von Sinnesobjekt und Sinnesgrundlage
(vgl. M148), sondern entsteht, wenn Sinnesobjekt, Sinnesgrundlage
und Bewußtsein zusammentreffen. Es ist Kontakt von „Ich“ und der „Welt“.