MN105 – An Sunakkhatta

Majjhima Nikàya 105

 

An Sunakkhatta (Sunakkhatta Sutta)

1. So habe ich gehört. Einmal hielt sich der Erhabene bei Vesàlã, im Großen
Wald, in der Spitzdach-Halle auf.

2. Bei jener Gelegenheit hatte eine Anzahl Bhikkhus in der Gegenwart des
Erhabenen die letztendliche Erkenntnis verkündet, mit den Worten: „Wir haben
unmittelbar erkannt: Geburt ist zu Ende gebracht, das heilige Leben ist gelebt, es
ist getan, was getan werden mußte, darüber hinaus gibt es nichts mehr.“

3. Sunakkhatta, Sohn der Licchavier, hörte: „Eine Anzahl Bhikkhus hat anscheinend
in der Gegenwart des Erhabenen die letztendliche Erkenntnis verkündet,
mit den Worten: ,Wir haben unmittelbar erkannt: Geburt ist zu Ende gebracht,
das heilige Leben ist gelebt, es ist getan, was getan werden mußte, darüber hinaus
gibt es nichts mehr.‘“ Da ging Sunakkhatta, Sohn der Licchavier, zum Erhabenen,
und nachdem er ihm gehuldigt hatte, setzte er sich seitlich nieder und
sagte zum Erhabenen:
„Ich habe gehört, ehrwürdiger Herr, daß eine Anzahl Bhikkhus in der Gegenwart
des Erhabenen die letztendliche Erkenntnis verkündet hat. Haben sie dies
berechtigterweise getan, oder gibt es einige Bhikkhus, die die letztendliche Erkenntnis
verkünden, weil sie sich überschätzen?“

5. „Als jene Bhikkhus, Sunakkhatta, die letztendliche Erkenntnis in meiner
Gegenwart verkündeten, gab es einige Bhikkhus, die die letztendliche Erkenntnis
berechtigterweise verkündeten, und es gab einige, die die letztendliche Erkenntnis
verkündeten, weil sie sich überschätzen. Wenn Bhikkhus die letztendliche
Erkenntnis berechtigterweise verkünden, so ist ihre Erklärung wahr. Aber wenn
Bhikkhus die letztendliche Erkenntnis verkünden, weil sie sich überschätzen,
denkt der Tathàgata: ,Ich will sie das Dhamma lehren.‘ So verhält es sich in
diesem Fall, Sunakkhatta, daß der Tathàgata denkt: ,Ich will sie das Dhamma
lehren.‘ Aber einige fehlgeleitete Männer hier denken sich eine Frage aus, kommen
zum Tathàgata und stellen sie. In jenem Fall, Sunakkhatta, überlegt es sich
der Tathàgata anders, obwohl er dachte: ,Ich will sie das Dhamma lehren 1).‘“

6. „Jetzt ist die Zeit, Erhabener, jetzt ist die Zeit, Vollendeter, daß der Erhabene
das Dhamma lehrt. Wenn die Bhikkhus dies vom Erhabenen gehört haben,
werden sie es sich merken.“
„Dann, Sunakkhatta, höre zu und verfolge aufmerksam, was ich sagen werde.“
„Ja, ehrwürdiger Herr“, erwiderte Sunakkhatta, Sohn der Licchavier. Der Erhabene
sagte folgendes:

7. „Sunakkhatta, es gibt diese fünf Stränge sinnlichen Vergnügens. Was sind
die fünf? Formen, die mit dem Auge erfahrbar sind, die erwünscht, begehrt, angenehm
und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde
hervorrufen. Klänge, die mit dem Ohr erfahrbar sind, die erwünscht, begehrt,
angenehm und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde
hervorrufen. Gerüche, die mit der Nase erfahrbar sind, die erwünscht, begehrt,
angenehm und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und
Begierde hervorrufen. Geschmäcker, die mit der Zunge erfahrbar sind, die erwünscht,
begehrt, angenehm und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden
sind und Begierde hervorrufen. Berührungsobjekte, die mit dem Körper erfahrbar
sind, die erwünscht, begehrt, angenehm und liebenswert sind, die mit Sinnesgier
verbunden sind und Begierde hervorrufen. Dies sind die fünf Stränge
sinnlichen Vergnügens.“

8. „Es ist möglich, Sunakkhatta, daß eine Person hier auf weltliche materielle
Dinge aus ist. Wenn eine Person auf weltliche materielle Dinge aus ist, ist sie nur
an diesbezüglichen Gesprächen interessiert, und ihr Denken und Erwägen stimmt
damit überein, und sie gibt sich mit Personen dieser Art ab und findet Befriedigung
durch sie. Aber wenn ein Gespräch über das Unerschütterliche 2) stattfindet,
wird sie nicht zuhören oder sich dem widmen oder ihren Geist anstrengen, um es
zu verstehen. Sie gibt sich nicht mit Personen dieser Art ab und findet keine
Befriedigung durch sie.“

9. „Angenommen, Sunakkhatta, ein Mann hätte sein Heimatdorf oder seine
Heimatstadt vor langer Zeit verlassen und träfe einen anderen Mann, der jenes
Dorf oder jene Stadt erst kürzlich verlassen hat. Er würde jenen Mann fragen, ob
die Leute in jenem Dorf oder jener Stadt sicher, wohlauf und gesund seien, und
jener Mann würde ihm sagen, ob die Leute in jenem Dorf oder jener Stadt sicher,
wohlauf und gesund sind. Was meinst du, Sunakkhatta? Würde ihm jener (erste)
Mann zuhören, sich ihm widmen und seinen Geist anstrengen, um ihn zu verstehen?“
– „Ja, ehrwürdiger Herr.“ – „Ebenso, Sunakkhatta, ist es möglich, daß eine
Person hier auf weltliche materielle Dinge aus ist. Wenn eine Person auf weltliche
materielle Dinge aus ist, ist sie nur an diesbezüglichen Gesprächen interessiert,
und ihr Denken und Erwägen stimmt damit überein, und sie gibt sich mit
Personen dieser Art ab und findet Befriedigung durch sie. Aber wenn ein Gespräch
über das Unerschütterliche stattfindet, wird sie nicht zuhören oder sich
dem widmen oder ihren Geist anstrengen, um es zu verstehen. Sie gibt sich nicht
mit Personen dieser Art ab und findet keine Befriedigung durch sie. Sie sollte als
eine Person aufgefaßt werden, die auf weltliche materielle Dinge aus ist.“

10. „Es ist möglich, Sunakkhatta, daß eine Person hier auf das Unerschütterliche
aus ist. Wenn eine Person auf das Unerschütterliche aus ist, ist sie nur an
diesbezüglichen Gesprächen interessiert, und ihr Denken und Erwägen stimmt
damit überein, und sie gibt sich mit Personen dieser Art ab und findet Befriedigung
durch sie. Aber wenn ein Gespräch über weltliche materielle Dinge stattfindet,
wird sie nicht zuhören oder sich dem widmen oder ihren Geist anstrengen,
um es zu verstehen. Sie gibt sich nicht mit Personen dieser Art ab und findet
keine Befriedigung durch sie.“

11. „So wie ein gelbes Blatt, das von seinem Stiel gefallen ist, nicht in der
Lage ist, wieder grün zu werden, genauso, Sunakkhatta, hat eine Person, wenn
sie auf das Unerschütterliche aus ist, die Fessel weltlicher materieller Dinge
abgeworfen. Sie sollte als eine Person aufgefaßt werden, die nicht durch die
Fessel weltlicher materieller Dinge gebunden ist, die auf das Unerschütterliche
aus ist.“

12. „Es ist möglich, Sunakkhatta, daß eine Person hier auf das Nichtsheitsgebiet
aus ist. Wenn eine Person auf das Nichtsheitgebiet aus ist, ist sie nur an diesbezüglichen
Gesprächen interessiert, und ihr Denken und Erwägen stimmt damit
überein, und sie gibt sich mit Personen dieser Art ab und findet Befriedigung
durch sie. Aber wenn ein Gespräch über das Unerschütterliche stattfindet, wird
sie nicht zuhören oder sich dem widmen oder ihren Geist anstrengen, um es zu
verstehen. Sie gibt sich nicht mit Personen dieser Art ab und findet keine Befriedigung
durch sie.“

13. „So wie ein dicker Stein, der in zwei Teile zersprungen ist, nicht wieder
zusammengefügt werden kann, genauso, Sunakkhatta, wurde die Fessel des Unerschütterlichen
zerschlagen, wenn eine Person auf das Nichtsheitgebiet aus ist.
Sie sollte als eine Person aufgefaßt werden, die nicht durch die Fessel des Unerschütterlichen
gebunden ist, die auf das Nichtsheitgebiet aus ist.“

14. „Es ist möglich, Sunakkhatta, daß eine Person hier auf das Gebiet von
Weder-Wahrnehmung-noch-Nichtwahrnehmung aus ist. Wenn eine Person auf
das Gebiet von Weder-Wahrnehmung-noch-Nichtwahrnehmung aus ist, ist sie
nur an diesbezüglichen Gesprächen interessiert, und ihr Denken und Erwägen
stimmt damit überein, und sie gibt sich mit Personen dieser Art ab und findet
Befriedigung durch sie. Aber wenn ein Gespräch über das Nichtsheitgebiet stattfindet,
wird sie nicht zuhören oder sich dem widmen oder ihren Geist anstrengen,
um es zu verstehen. Sie gibt sich nicht mit Personen dieser Art ab und findet
keine Befriedigung durch sie.“

15. „Angenommen, eine Person hat köstliches Essen zu sich genommen und
es erbrochen. Was meinst du, Sunakkhatta? Würde jener Mensch irgendein Verlangen
haben, jenes Essen noch einmal zu sich zu nehmen?“
„Nein, ehrwürdiger Herr. Warum ist das so? Weil jenes Essen als abstoßend
gilt.“
„Ebenso, Sunakkhatta, wenn eine Person auf das Gebiet von Weder-Wahrnehmung-
noch-Nichtwahrnehmung aus ist, wurde die Fessel des Nichtsheitsgebiets
zurückgewiesen. Sie sollte als eine Person aufgefaßt werden, die nicht durch die
Fessel des Nichtsheitsgebiets gebunden ist, die auf das Gebiet von Weder-Wahrnehmung-
noch-Nichtwahrnehmung aus ist.“

16. „Es ist möglich, Sunakkhatta, daß eine Person hier ganz und gar auf Nibbàna
aus ist. Wenn eine Person ganz und gar auf Nibbàna aus ist, ist sie nur an diesbezüglichen
Gesprächen interessiert, und ihr Denken und Erwägen stimmt damit
überein, und sie gibt sich mit Personen dieser Art ab und findet Befriedigung
durch sie. Aber wenn ein Gespräch über das Gebiet von Weder-Wahrnehmungnoch-
Nichtwahrnehmung stattfindet, wird sie nicht zuhören oder sich dem widmen
oder ihren Geist anstrengen, um es zu verstehen. Sie gibt sich nicht mit
Personen dieser Art ab und findet keine Befriedigung durch sie.“

17. „So wie eine Palme mit abgeschnittener Krone nicht mehr weiterwachsen
kann, ebenso, Sunakkhatta, wenn eine Person ganz und gar auf Nibbàna aus ist,
ist ihre Fessel des Gebiets von Weder-Wahrnehmung-noch-Nichtwahrnehmung
abgeschnitten worden – an der Wurzel abgeschnitten worden, einem Palmstumpf
gleichgemacht worden, beseitigt worden, so daß sie künftigem Entstehen nicht
mehr unterworfen ist. Sie sollte als eine Person aufgefaßt werden, die nicht durch
die Fessel des Gebiets von Weder-Wahrnehmung-noch-Nichtwahrnehmung gebunden
ist, die ganz und gar auf Nibbàna aus ist.“

18. „Es ist möglich, Sunakkhatta, daß ein Bhikkhu hier folgendes denken könnte:
,Begehren ist vom Großen Mönch als Pfeil bezeichnet worden; der giftige
Saft der Unwissenheit wird durch Gier, Begierde und Übelwollen verbreitet. Jener
Pfeil des Begehrens ist aus mir entfernt worden; der giftige Saft der Unwissenheit
ist ausgetrieben worden. Ich bin einer, der ganz und gar auf Nibbàna aus
ist.‘ Weil er fälschlicherweise so von sich denkt, könnte er jenen Dingen nachgehen,
die unpassend sind für einen, der ganz und gar auf Nibbàna aus ist. Er
könnte dem Anblick unpassender Formen mit dem Auge nachgehen, er könnte
unpassenden Klängen mit dem Ohr nachgehen, unpassenden Gerüchen mit der
Nase, unpassenden Geschmäckern mit der Zunge, unpassenden Berührungsobjekten
mit dem Körper oder unpassenden Geistesobjekten mit dem Geist. Wenn
er dem Anblick unpassender Formen mit dem Auge nachgeht, unpassenden Klängen
mit dem Ohr, unpassenden Gerüchen mit der Nase, unpassenden Geschmäkkern
mit der Zunge, unpassenden Berührungsobjekten mit dem Körper oder
unpassenden Geistesobjekten mit dem Geist, dann dringt Begierde in seinen Geist
ein. Mit einem Geist, in den Begierde eingedrungen ist, könnte er dem Tod verfallen
oder sich tödliches Leid zuziehen.“

19. „Angenommen, Sunakkhatta, ein Mann würde von einem Pfeil, dick bestrichen
mit Gift, verwundet, und seine Freunde und Gefährten, seine Verwandten
und Angehörigen, brächten einen Wundarzt herbei. Dieser Wundarzt würde
mit einem Messer um die Wundöffnung herumschneiden, dann würde er den
Pfeil mit einer Sonde abtasten, dann würde er den Pfeil herausziehen und würde
den giftigen Saft austreiben, wobei er eine Spur davon zurückließe. Wohl wissend,
daß eine Spur davon zurückblieb, würde er sagen: ,Guter Mann, der Pfeil
ist aus dir herausgezogen worden; der giftige Saft ist ausgetrieben, wobei eine
Spur davon zurückblieb, aber er kann dir nicht schaden. Nimm nur passende
Nahrung zu dir; nimm keine unpassende Nahrung zu dir, ansonsten könnte die
Wunde eitern. Wasch die Wunde von Zeit zu Zeit und salbe die Wundöffnung
von Zeit zu Zeit, so daß Eiter und Blut die Wundöffnung nicht bedecken. Wandere
nicht in Wind und Sonne umher, ansonsten könnten Staub und Schmutz die
Wundöffnung infizieren. Kümmere dich um deine Wunde, guter Mann, und achte
darauf, daß die Wunde heilt.‘“

20. „Der Mann würde denken: ,Der Pfeil ist aus mir herausgezogen worden;
der giftige Saft ist ausgetrieben, wobei keine Spur davon zurückblieb, und er
kann mir nicht schaden.‘ Er würde unpassende Nahrung zu sich nehmen, und die
Wunde würde eitern. Er würde weder die Wunde von Zeit zu Zeit waschen, noch
die Wundöffnung von Zeit zu Zeit salben, und Eiter und Blut würden die Wundöffnung
bedecken. Er würde in Wind und Sonne umherwandern, und Staub und
Schmutz würden die Wundöffnung infizieren. Er würde sich nicht um seine Wunde
kümmern, und auch nicht darauf achten, daß die Wunde heilt. Dann würde die
Wunde anschwellen, sowohl weil er tut, was unpassend ist, als auch weil der
faulige giftige Saft ausgetrieben wurde, wobei eine Spur davon zurückblieb, und
mit ihrem Anschwellen würde er dem Tod verfallen oder sich tödliches Leid
zuziehen.“

21. „Ebenso, Sunakkhatta, ist es möglich, daß ein Bhikkhu hier folgendes denken
könnte: ,Begehren ist vom Großen Mönch als Pfeil bezeichnet worden; der
giftige Saft der Unwissenheit wird durch Gier, Begierde und Übelwollen verbreitet.
Jener Pfeil des Begehrens ist aus mir entfernt worden; der giftige Saft der
Unwissenheit ist ausgetrieben worden. Ich bin einer, der ganz und gar auf Nibbàna
aus ist.‘ Weil er fälschlicherweise so von sich denkt, könnte er jenen Dingen
nachgehen, die unpassend sind für einen, der ganz und gar auf Nibbàna aus ist.
Er könnte dem Anblick unpassender Formen mit dem Auge nachgehen, er könnte
unpassenden Klängen mit dem Ohr nachgehen, unpassenden Gerüchen mit
der Nase, unpassenden Geschmäckern mit der Zunge, unpassenden Berührungsobjekten
mit dem Körper oder unpassenden Geistesobjekten mit dem Geist. Wenn
er dem Anblick unpassender Formen mit dem Auge nachgeht, unpassenden Klängen
mit dem Ohr, unpassenden Gerüchen mit der Nase, unpassenden Geschmäkkern
mit der Zunge, unpassenden Berührungsobjekten mit dem Körper oder
unpassenden Geistesobjekten mit dem Geist, dann dringt Begierde in seinen Geist
ein. Mit einem Geist, in den Begierde eingedrungen ist, könnte er dem Tod verfallen
oder sich tödliches Leid zuziehen.“

22. „Denn es gilt als Tod in der Disziplin des Edlen, Sunakkhatta, wenn man
die Übung aufgibt und zum niedrigen Leben zurückkehrt; und es gilt als tödliches
Leid, wenn jemand einen befleckten Verstoß begeht 3).“

23. „Es ist möglich, Sunakkhatta, daß ein Bhikkhu hier folgendes denken könnte:
,Begehren ist vom Großen Mönch als Pfeil bezeichnet worden; der giftige
Saft der Unwissenheit wird durch Gier, Begierde und Übelwollen verbreitet. Jener
Pfeil des Begehrens ist aus mir entfernt worden; der giftige Saft der Unwissenheit
ist ausgetrieben worden. Ich bin einer, der ganz und gar auf Nibbàna aus
ist.‘ Weil er einer ist, der wirklich ganz und gar auf Nibbàna aus ist, würde er
nicht jenen Dingen nachgehen, die unpassend sind für einen, der ganz und gar
auf Nibbàna aus ist. Er würde nicht dem Anblick unpassender Formen mit dem
Auge nachgehen, er würde nicht unpassenden Klängen mit dem Ohr nachgehen,
nicht unpassenden Gerüchen mit der Nase, nicht unpassenden Geschmäckern
mit der Zunge, nicht unpassenden Berührungsobjekten mit dem Körper und nicht
unpassenden Geistesobjekten mit dem Geist. Weil er nicht dem Anblick unpassender
Formen mit dem Auge nachgeht, nicht unpassenden Klängen mit dem
Ohr, nicht unpassenden Gerüchen mit der Nase, nicht unpassenden Geschmäkkern
mit der Zunge, unpassenden Berührungsobjekten mit dem Körper und nicht
unpassenden Geistesobjekten mit dem Geist, dringt Begierde nicht in seinen Geist
ein. Weil Begierde nicht in seinen Geist eingedrungen ist, würde er nicht dem
Tod verfallen oder sich tödliches Leid zuziehen.“

24. „Angenommen, Sunakkhatta, ein Mann würde von einem Pfeil, dick bestrichen
mit Gift, verwundet, und seine Freunde und Gefährten, seine Verwandten
und Angehörigen, brächten einen Wundarzt herbei. Dieser Wundarzt würde
mit einem Messer um die Wundöffnung herumschneiden, dann würde er den
Pfeil mit einer Sonde abtasten, dann würde er den Pfeil herausziehen und würde
den giftigen Saft austreiben, ohne eine Spur davon zurückzulassen. Wohl wissend,
daß keine Spur davon zurückblieb, würde er sagen: ,Guter Mann, der Pfeil
ist aus dir herausgezogen worden; der giftige Saft ist ausgetrieben, ohne daß eine
Spur davon zurückblieb, und er kann dir nicht schaden. Nimm nur passende Nahrung
zu dir; nimm keine unpassende Nahrung zu dir, ansonsten könnte die Wunde
eitern. Wasch die Wunde von Zeit zu Zeit und salbe die Wundöffnung von
Zeit zu Zeit, so daß Eiter und Blut die Wundöffnung nicht bedecken. Wandere
nicht in Wind und Sonne umher, ansonsten könnten Staub und Schmutz die Wundöffnung
infizieren. Kümmere dich um deine Wunde, guter Mann, und achte darauf,
daß die Wunde heilt.‘“

25. „Der Mann würde denken: ,Der Pfeil ist aus mir herausgezogen worden;
der giftige Saft ist ausgetrieben, wobei keine Spur davon zurückblieb, und er
kann mir nicht schaden.‘ Er würde nur passende Nahrung zu sich nehmen, und
die Wunde würde nicht eitern. Er würde die Wunde von Zeit zu Zeit waschen
und die Wundöffnung von Zeit zu Zeit salben, und Eiter und Blut würden die
Wundöffnung nicht bedecken. Er würde nicht in Wind und Sonne umherwandern,
und Staub und Schmutz würden die Wundöffnung nicht infizieren. Er würde sich
um seine Wunde kümmern und darauf achten, daß die Wunde heilt. Dann würde
die Wunde heilen, sowohl weil er tut, was passend ist, als auch weil der faulige
giftige Saft ausgetrieben wurde, wobei keine Spur davon zurückblieb, und weil
sie verheilt und mit Haut bedeckt war, würde er nicht dem Tod verfallen oder
sich tödliches Leid zuziehen.“

26. „Ebenso, Sunakkhatta, ist es möglich, daß ein Bhikkhu hier folgendes denken
könnte: ,Begehren ist vom Großen Mönch als Pfeil bezeichnet worden; der
giftige Saft der Unwissenheit wird durch Gier, Begierde und Übelwollen verbreitet.
Jener Pfeil des Begehrens ist aus mir entfernt worden; der giftige Saft der
Unwissenheit ist ausgetrieben worden. Ich bin einer, der ganz und gar auf Nibbàna
aus ist.‘ Weil er einer ist, der wirklich ganz und gar auf Nibbàna aus ist, würde er
nicht jenen Dingen nachgehen, die unpassend sind für einen, der ganz und gar
auf Nibbàna aus ist. Er würde nicht dem Anblick unpassender Formen mit dem
Auge nachgehen, er würde nicht unpassenden Klängen mit dem Ohr nachgehen,
nicht unpassenden Gerüchen mit der Nase, nicht unpassenden Geschmäckern
mit der Zunge, nicht unpassenden Berührungsobjekten mit dem Körper und nicht
unpassenden Geistesobjekten mit dem Geist. Weil er nicht dem Anblick unpassender
Formen mit dem Auge nachgeht, nicht unpassenden Klängen mit dem
Ohr, nicht unpassenden Gerüchen mit der Nase, nicht unpassenden Geschmäkkern
mit der Zunge, unpassenden Berührungsobjekten mit dem Körper und nicht
unpassenden Geistesobjekten mit dem Geist, dringt Begierde nicht in seinen Geist
ein. Weil Begierde nicht in seinen Geist eingedrungen ist, würde er nicht dem
Tod verfallen oder sich tödliches Leid zuziehen.“

27. „Sunakkhatta, ich habe dir dieses Gleichnis gegeben, um dir eine Bedeutung
zu vermitteln. Dies ist die Bedeutung hier: ,Wunde‘ ist ein Ausdruck für die
sechs inneren Grundlagen. ,Giftiger Saft‘ ist ein Ausdruck für Unwissenheit.
,Pfeil‘ ist ein Ausdruck für Begehren. ,Sonde‘ ist ein Ausdruck für Achtsamkeit.
,Messer‘ ist ein Ausdruck für edle Weisheit. ,Wundarzt‘ ist ein Ausdruck für den
Tathàgata, den Verwirklichten, den Vollständig Erleuchteten.“

28. „Sunakkhatta, wenn ein Bhikkhu Zurückhaltung in den sechs Grundlagen
des Kontakts übt und ohne Vereinnahmung ist, nachdem er verstanden hat, daß
Vereinnahmung die Wurzel von Dukkha ist, befreit durch die Vernichtung der
Vereinnahmung 4), so ist es nicht möglich, daß er seinen Körper auf irgendeine
Form der Vereinnahmung lenkt oder seinen Geist daran erregt.“

29. „Angenommen, Sunakkhatta, es gäbe eine bronzene Tasse voll von einem
Getränk, das eine gute Farbe, guten Geschmack und Geruch hat, aber mit Gift
vermischt ist, und ein Mann, der leben, nicht sterben wollte, der Glück haben
wollte und vor Schmerz zurückschreckte, käme daher. Was meinst du,
Sunakkhatta, würde jener Mann jene Tasse mit dem Getränk austrinken, wohl
wissend: ,Wenn ich dies trinke, werde ich dem Tod verfallen oder mir tödliches
Leid zuziehen?‘“ – „Nein, ehrwürdiger Herr.“ – „Ebenso, wenn ein Bhikkhu
Zurückhaltung in den sechs Grundlagen des Kontakts übt und ohne Vereinnahmung
ist, nachdem er verstanden hat, daß Vereinnahmung die Wurzel von Dukkha
ist, befreit durch die Vernichtung der Vereinnahmung, so ist es nicht möglich,
daß er seinen Körper auf irgendeine Form der Vereinnahmung lenkt oder seinen
Geist daran erregt.“

30. „Angenommen, Sunakkhatta, es gäbe eine tödlich giftige Schlange, und
ein Mann, der leben, nicht sterben wollte, der Glück haben wollte und vor Schmerz
zurückschreckte, käme daher. Was meinst du, Sunakkhatta, würde jener Mann
jener tödlich giftigen Schlange die Hand oder den Daumen reichen, wohl wissend:
,Wenn ich von ihr gebissen werde, werde ich dem Tod verfallen oder mir
tödliches Leid zuziehen?‘“ – „Nein, ehrwürdiger Herr.“ – „Ebenso, wenn ein
Bhikkhu Zurückhaltung in den sechs Grundlagen des Kontakts übt und ohne
Vereinnahmung ist, nachdem er verstanden hat, daß Vereinnahmung die Wurzel
von Dukkha ist, befreit durch die Vernichtung der Vereinnahmung, so ist es nicht
möglich, daß er seinen Körper auf irgendeine Form der Vereinnahmung lenkt
oder seinen Geist daran erregt.“
Das ist es was, der Erhabene sagte. Sunakkhatta, Sohn der Licchavier, war zufrieden
und entzückt über die Worte des Erhabenen.

Anmerkungen:
1) „Ich will sie das Dhamma lehren“, heißt, der Buddha will es ihnen ermöglichen,
ihren Irrtum einzusehen. Der Buddha überlegt es sich anders, wenn er feststellt,
daß die betreffende Person seinen Darlegungen nicht zugänglich ist.
2) Die weltlichen materiellen Dinge sind die fünf Stränge sinnlichen Vergnügens.
Das „Unerschütterliche“ ist im Allgemeinen ein Sammelbegriff für die meditativen
Zustände, in denen Gleichmut der vorherrschende geistige Faktor ist, also
die vierte Vertiefung und die formlosen Vertiefungen. Hier werden jedoch das
Nichtsheit-Gebiet und das Gebiet von Weder-Wahrnehmung-noch-Nichtwahrnehmung
gesondert aufgeführt.
3) Einen Verstoß der beiden schwersten Vergehensklassen; heute wie damals gibt es
Beispiele für Menschen, bei denen ein Irrtum bezüglich des eigenen spirituellen
Zustands zum Absturz führte. Heute haben wir zudem den Nachteil, daß kein
Buddha zugegen ist, der einen solchen Irrtum korrigieren könnte. Jeder Praktizierende
ist auf seine eigene Weisheit angewiesen. Man kann sich glücklich schätzen,
wenn man einen spirituellen Freund (kalyàôamitta) zur Verfügung hat, der
einem bei Abweichungen vom Weg die Richtung sagen kann.
4) Der Buddha gibt den Maßstab für die Selbstbeurteilung. Wer noch ein Mein-
Machen hinsichtlich der Sinnesobjekte feststellen kann, darf sich sicher sein, daß
die „letztendliche Erkenntnis“ nur eine vermeintliche ist, auch wenn der Geist
spektakuläre und erhabene Zustände erlebt oder erlebt hat.