MN108 – Mit Gopaka Moggallàna

Majjhima Nikàya 108

Mit Gopaka Moggallàna

(Gopakamoggallàna Sutta)

 

1. So habe ich gehört. Einmal hielt sich der ehrwürdige ânanda bei Ràjagaha im
Bambushain, dem Eichhörnchen-Park auf, nicht lange nachdem der Erhabene
endgültiges Nibbàna erlangt hatte 1).

2. Bei jener Gelegenheit ließ König Ajàtasattu Vedehiputta von Magadha
Ràjagaha befestigen, weil er den Verdacht hatte, König Pajjota führe etwas im
Schilde.

3. Als es Morgen war, zog sich der ehrwürdige ânanda an, nahm seine
Schale
und äußere Robe und ging um Almosen nach Ràjagaha hinein. Da dachte der
ehrwürdige ânanda: „Es ist noch zu früh, um in Ràjagaha um Almosen umherzugehen.
Wie wäre es, wenn ich den Brahmanen Gopaka Moggallàna an seinem
Arbeitsplatz besuchte?“

4. Also besuchte der ehrwürdige ânanda den Brahmanen Gopaka Moggallàna
an seinem Arbeitsplatz. Der Brahmane Gopaka Moggallàna sah den ehrwürdigen
ânanda in der Ferne kommen und sagte zu ihm: „Möge Meister ânanda
kommen, Meister ânanda sei willkommen. Es ist lange her, daß Meister ânanda
die Gelegenheit fand, hierher zu kommen. Meister ânanda möge Platz nehmen;
dieser Sitz ist vorbereitet.“ Der ehrwürdige ânanda setzte sich auf dem vorbereiteten
Sitz nieder. Der Brahmane Gopaka Moggallàna nahm einen niedrigen Sitz
ein, setzte sich seitlich nieder und fragte den ehrwürdigen ânanda:

5. „Meister ânanda, gibt es einen bestimmten Bhikkhu, der auf jegliche Weise
all jene Eigenschaften besitzt, die Meister Gotama, der Verwirklichte und vollständig
Erleuchtete besessen hatte?“
„Es gibt keinen bestimmten Bhikkhu, der auf jegliche Weise all jene Eigenschaften
besitzt, die Meister Gotama, der Verwirklichte und vollständig Erleuchtete
besessen hatte. Denn der Erhabene war derjenige, der den noch nicht
entstandenen Pfad entstehen ließ, der den noch nicht bereiteten Pfad bereitete,
der den noch nicht verkündeten Pfad verkündete; er war derjenige, der den Pfad
kannte, der den Pfad fand, der im Pfad kundig war. Aber seine Schüler verweilen
jetzt, indem sie jenem Pfad folgen und ihn anschließend innehaben 2).“

6. Aber diese Erörterung zwischen dem ehrwürdigen ânanda und dem Brahmanen
Gopaka Moggallàna wurde unterbrochen; denn da ging der Brahmane
Vassakàra, der Minister von Magadha, der dabei war, die Arbeiten bei Ràjagaha
zu beaufsichtigen, zum ehrwürdigen ânanda am Arbeitsplatz des Brahmanen
Gopaka Moggallàna hin. Er tauschte Grußformeln mit dem ehrwürdigen ânanda
aus, und nach diesen höflichen und freundlichen Worten setzte er sich seitlich
nieder und fragte den ehrwürdigen ânanda: „Um welcher Erörterung willen sitzt
ihr jetzt hier zusammen, ânanda? Und was war das für eine Erörterung, die unterbrochen
wurde?“
„Brahmane, der Brahmane Gopaka Moggallàna fragte mich: ,Meister ânanda,
gibt es einen bestimmten Bhikkhu, der auf jegliche Weise all jene Eigenschaften
besitzt, die Meister Gotama, der Verwirklichte und vollständig Erleuchtete besessen
hatte?‘ Ich erwiderte dem Brahmanen Gopaka Moggallàna: ,Es gibt keinen
bestimmten Bhikkhu, der auf jegliche Weise all jene Eigenschaften besitzt,
die Meister Gotama, der Verwirklichte und vollständig Erleuchtete besessen hatte.
Denn der Erhabene war derjenige, der den noch nicht entstandenen Pfad entstehen
ließ, der den noch nicht bereiteten Pfad bereitete, der den noch nicht
verkündeten Pfad verkündete; er war derjenige, der den Pfad kannte, der den
Pfad fand, der im Pfad kundig war. Aber seine Schüler verweilen jetzt, indem sie
jenem Pfad folgen und ihn anschließend innehaben.‘ Dies war unsere Erörterung,
die unterbrochen wurde, als du eintrafst.“

7. „Gibt es, Meister ânanda, einen bestimmten Bhikkhu, der folgendermaßen
von Meister Gotama ernannt wurde: ,Er wird eure Zuflucht sein, wenn ich gegangen
bin‘, und bei dem ihr jetzt Rückhalt findet?“
„Es gibt keinen bestimmten Bhikkhu, Brahmane, der folgendermaßen vom
Erhabenen, der weiß und sieht, dem Verwirklichten und vollständig Erleuchteten
ernannt wurde: ,Er wird eure Zuflucht sein, wenn ich gegangen bin‘, und bei
dem wir jetzt Rückhalt finden.“

8. „Aber gibt es, Meister ânanda, einen bestimmten Bhikkhu, der von der
Sangha auserwählt und folgendermaßen von einer Anzahl von Ordensälteren ernannt
wurde: ,Er wird unsere Zuflucht sein, wenn der Erhabene gegangen ist‘,
und bei dem ihr jetzt Rückhalt findet?“
„Es gibt keinen bestimmten Bhikkhu, Brahmane, der von der Sangha auserwählt
und folgendermaßen von einer Anzahl von Ordensälteren ernannt wurde:
,Er wird unsere Zuflucht sein, wenn der Erhabene gegangen ist‘, und bei dem wir
jetzt Rückhalt finden.“

9. „Aber wenn ihr keine Zuflucht habt, Meister ânanda, was ist der Grund für
eure Eintracht?“
„Wir sind nicht ohne Zuflucht, Brahmane. Wir haben eine Zuflucht; wir haben
das Dhamma als unsere Zuflucht.“

10. „Aber als du gefragt wurdest: ,Gibt es, Meister ânanda, einen bestimmten
Bhikkhu, der folgendermaßen von Meister Gotama ernannt wurde: ›Er wird eure
Zuflucht sein, wenn ich gegangen bin‹, und bei dem ihr jetzt Rückhalt findet?‘
antwortetest du: ,Es gibt keinen bestimmten Bhikkhu, Brahmane, der folgendermaßen
vom Erhabenen, der weiß und sieht, dem Verwirklichten und vollständig
Erleuchteten ernannt wurde: ›Er wird eure Zuflucht sein, wenn ich gegangen
bin‹, und bei dem wir jetzt Rückhalt finden.‘ Als du gefragt wurdest: ,Gibt es,
Meister ânanda, einen bestimmten Bhikkhu, der von der Sangha auserwählt und
folgendermaßen von einer Anzahl von Ordensälteren ernannt wurde: ›Er wird
unsere Zuflucht sein, wenn der Erhabene gegangen ist‹, und bei dem ihr jetzt
Rückhalt findet?‘ antwortetest du: ,Es gibt keinen bestimmten Bhikkhu, Brahmane,
der von der Sangha auserwählt und folgendermaßen von einer Anzahl von
Ordensälteren ernannt wurde: ›Er wird unsere Zuflucht sein, wenn der Erhabene
gegangen ist‹, und bei dem wir jetzt Rückhalt finden.‘ Als du gefragt wurdest:
,Aber wenn ihr keine Zuflucht habt, Meister ânanda, was ist der Grund für eure
Eintracht?‘ antwortetest du: ,Wir sind nicht ohne Zuflucht, Brahmane. Wir haben
eine Zuflucht; wir haben das Dhamma als unsere Zuflucht.‘ Wie sollte nun
die Bedeutung dieser Aussagen aufgefaßt werden, Meister ânanda?“
„Brahmane, der Erhabene, der weiß und sieht, der Verwirklichte und vollständig
Erleuchtete, hat den Verlauf der Schulung für Bhikkhus vorgeschrieben und
er hat die Pàtimokkha-Regeln festgelegt. Am Uposatha-Tag treffen wir uns alle,
die wir in Abhängigkeit von einem jeweiligen Dorfbezirk leben, in Einklang,
und wenn wir uns treffen, bitten wir einen, der die Pàtimokkha-Regeln kennt,
diese zu rezitieren. Wenn sich ein Bhikkhu an einen Verstoß oder eine Überschreitung
erinnert, während die Pàtimokkha-Regeln rezitiert werden, verfahren
wir mit ihm gemäß dem Dhamma, so wie wir angewiesen worden sind. Es sind
nicht die Ehrwürdigen, die sich mit uns beschäftigen; es ist das Dhamma, das
sich mit uns beschäftigt3).“

11. „Gibt es, Meister ânanda, einen bestimmten Bhikkhu, den ihr jetzt ehrt,
respektiert, würdigt und verehrt, und von dem abhängig ihr lebt, während ihr ihn
ehrt und respektiert?“
„Es gibt einen bestimmten Bhikkhu, Brahmane, den wir jetzt ehren, respektieren,
würdigen und verehren, und von dem abhängig wir leben, während wir
ihn ehren und respektieren.“

12. „Aber als du gefragt wurdest: ,Gibt es, Meister ânanda, einen bestimmten
Bhikkhu, der folgendermaßen von Meister Gotama ernannt wurde: ›Er wird eure
Zuflucht sein, wenn ich gegangen bin‹, und bei dem ihr jetzt Rückhalt findet?‘
antwortetest du: ,Es gibt keinen bestimmten Bhikkhu, Brahmane, der folgendermaßen
vom Erhabenen, der weiß und sieht, dem Verwirklichten und vollständig
Erleuchteten ernannt wurde: ›Er wird eure Zuflucht sein, wenn ich gegangen
bin‹, und bei dem wir jetzt Rückhalt finden.‘ Als du gefragt wurdest: ,Gibt es,
Meister ânanda, einen bestimmten Bhikkhu, der von der Sangha auserwählt und
folgendermaßen von einer Anzahl von Ordensälteren ernannt wurde: ›Er wird
unsere Zuflucht sein, wenn der Erhabene gegangen ist‹, und bei dem ihr jetzt
Rückhalt findet?‘ antwortetest du: ,Es gibt keinen bestimmten Bhikkhu, Brahmane,
der von der Sangha auserwählt und folgendermaßen von einer Anzahl von
Ordensälteren ernannt wurde: ›Er wird unsere Zuflucht sein, wenn der Erhabene
gegangen ist‹, und bei dem wir jetzt Rückhalt finden.‘ Als du gefragt wurdest:
,Gibt es, Meister ânanda, einen bestimmten Bhikkhu, den ihr jetzt ehrt, respektiert,
würdigt und verehrt, und von dem abhängig ihr lebt, während ihr ihn ehrt
und respektiert?‘ antwortetest du: ,Es gibt einen bestimmten Bhikkhu, Brahmane,
den wir jetzt ehren, respektieren, würdigen und verehren, und von dem ab
hängig wir leben, während wir ihn ehren und respektieren.‘ Wie sollte nun die
Bedeutung dieser Aussagen aufgefaßt werden, Meister ânanda?“

13. „Es gibt, Brahmane, zehn Eigenschaften, die Zuversicht erwecken, die
vom Erhabenen, der weiß und sieht, dem Verwirklichten und vollständig Erleuchteten
verkündet worden sind. Wenn diese Eigenschaften in irgendeinem von uns
zu finden sind, ehren, respektieren, würdigen und verehren wir ihn, und leben
von ihm abhängig, während wir ihn ehren und respektieren. Was sind die zehn?“

14. (1) „Brahmane, da ist ein Bhikkhu sittsam, er lebt zurückgehalten mit der
Zurückhaltung der Pàtimokkha-Regeln, er ist vollkommen im Verhalten und (der
Wahl des) Aufenthaltsorts, und indem er den Schrecken im kleinsten Fehler sieht,
übt er sich, indem er die Übungsregeln auf sich nimmt.“

15. (2) „Er hat viel gelernt, erinnert sich an das Gelernte und festigt das Gelernte.
Solche Lehren, die gut am Anfang, gut in der Mitte und gut am Ende sind,
mit der richtigen Bedeutung und der richtigen Ausdrucksweise, und die ein heiliges
Leben, das äußerst vollkommen und rein ist, bestätigen – von solchen Lehren,
wie diesen hat er viel gelernt, sie im Gedächtnis behalten, ihren Wortlaut
gemeistert, sie mit dem Geist ergründet und mit seiner Ansicht gut durchdrungen.“

16. (3) „Er ist mit seinen Roben, seiner Almosenspeise, seiner Lagerstätte und
seinen krankheitsbedingten Medikamenten zufrieden.“

17. (4) „Er erlangt nach Belieben, ohne Probleme oder Schwierigkeiten, die
vier Vertiefungen, die den höheren Geist ausmachen und ein angenehmes Verweilen
hier und jetzt bieten.“

18. (5) „Er hat die verschiedenen Arten übernatürlicher Kräfte inne: nachdem
er einer gewesen ist, vervielfältigt er sich; nachdem er sich vervielfältigt hat,
wird er einer; er erscheint und verschwindet; er geht ungehindert durch eine Wand,
durch eine Einzäunung, durch einen Berg, als ob er sich durch den freien Raum
bewegte; er taucht in die Erde ein und aus ihr auf, als ob sie Wasser wäre; er geht
übers Wasser, ohne zu versinken, als ob es Erde wäre; er reist im Lotussitz durch
den Raum, wie ein Vogel; er berührt und streichelt mit der Hand den Mond und
die Sonne, die so kraftvoll und mächtig sind; er hat körperliche Beherrschung
inne, die sogar bis zur Brahma-Welt reicht.“

19. (6) „Mit dem Element des Himmlischen Ohrs, das geläutert und dem
menschlichen überlegen ist, hört er beide Arten von Klängen, die himmlischen
und die menschlichen, die fernen ebenso wie die nahen.“

20. (7) „Er versteht das Herz anderer Wesen, anderer Personen, nachdem er
sie mit seinem eigenen Herzen umfaßt hat. Er versteht einen Geist, der von Begierde
beeinträchtigt ist, als von Begierde beeinträchtigt, und einen Geist, der
nicht von Begierde beeinträchtigt ist, als nicht von Begierde beeinträchtigt; er
versteht einen Geist, der von Haß beeinträchtigt ist, als von Haß beeinträchtigt,
und einen Geist, der nicht von Haß beeinträchtigt ist, als nicht von Haß beeinträchtigt;
er versteht einen Geist, der von Verblendung beeinträchtigt ist, als von
Verblendung beeinträchtigt, und einen Geist, der nicht von Verblendung beeinträchtigt ist, als nicht von Verblendung
beeinträchtigt; er versteht einen zusammengezogenen
Geist als zusammengezogen, und einen abgelenkten Geist als
abgelenkt; er versteht einen erhabenen Geist als erhaben, und einen nicht erhabenen
Geist als nicht erhaben; er versteht einen übertrefflichen Geist als übertrefflich,
und einen unübertrefflichen Geist als unübertrefflich; er versteht einen konzentrierten
Geist als konzentriert, und einen unkonzentrierten Geist als unkonzentriert;
er versteht einen befreiten Geist als befreit, und einen unbefreiten Geist als
unbefreit.“

21. (8) „Er erinnert sich an viele frühere Leben, das heißt, an eine Geburt,
zwei Geburten, drei Geburten, vier Geburten, fünf Geburten, zehn Geburten,
zwanzig Geburten, dreißig Geburten, vierzig Geburten, fünfzig Geburten, hundert
Geburten, tausend Geburten, hunderttausend Geburten, viele Äonen, in denen
sich das Weltall zusammenzog, viele Äonen, in denen sich das Weltall
ausdehnte, viele Äonen, in denen sich das Weltall zusammenzog und ausdehnte:
,Dort wurde ich soundso genannt, war von solcher Familie, mit solcher Erscheinung,
solcherart war meine Nahrung, so mein Erleben von Glück und Schmerz,
so meine Lebensspanne; und nachdem ich von dort verschieden war, erschien
ich woanders wieder; auch dort wurde ich soundso genannt, war von solcher
Familie, mit solcher Erscheinung, war meine Nahrung solcherart, so mein Erleben
von Glück und Schmerz, so meine Lebensspanne; und nachdem ich von dort
verschieden war, erschien ich hier wieder.‘ So erinnert er sich an viele frühere
Leben mit ihren Aspekten und Besonderheiten.“

22. (9) „Er sieht mit dem Himmlischen Auge, das geläutert und dem menschlichen
überlegen ist, die Wesen sterben und wiedererscheinen, niedrige und hohe,
schöne und häßliche, in Glück und Elend, und er versteht, wie die Wesen ihren
Handlungen gemäß weiterwandern.“

23. (10) „Und durch eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft, tritt er
hier und jetzt in die Herzensbefreiung, die Befreiung durch Weisheit, die mit der
Vernichtung der Triebe triebfrei ist, ein und verweilt darin.“
„Dies, Brahmane, sind die zehn Eigenschaften, die Zuversicht erwecken, die
vom Erhabenen, der weiß und sieht, dem Verwirklichten und vollständig Erleuchteten
verkündet worden sind. Wenn diese Eigenschaften in irgendeinem von uns
zu finden sind, ehren, respektieren, würdigen und verehren wir ihn, und leben
von ihm abhängig, während wir ihn ehren und respektieren.“

24. Nach diesen Worten sagte der Brahmane Vassakàra, der Minister von
Magadha, zu General Upananda: „Was meinst du, General? Wenn diese Ehrwürdigen
einen ehren, der geehrt werden sollte, einen respektieren, der respektiert
werden sollte, einen würdigen, der gewürdigt werden sollte, und einen verehren,
der verehrt werden sollte, dann ehren sie gewiß einen, der geehrt werden sollte,
dann respektieren sie einen, der respektiert werden sollte, dann würdigen sie
einen, der gewürdigt werden sollte, und verehren einen, der verehrt werden sollte.
Denn wenn diese Ehrwürdigen eine solche Person nicht ehren, respektieren,
würdigen und verehren würden, wen könnten sie denn dann noch ehren, respektieren, würdigen und verehren, und von wem abhängig könnten sie leben, während
sie ihn ehren und respektieren?“

25. Dann sagte der Brahmane Vassakàra, der Minister von Magadha, zum
ehrwürdigen ânanda: „Wo hält sich Meister ânanda zur Zeit auf?“
„Ich halte mich zur Zeit im Bambushain auf, Brahmane.“
„Ich hoffe, Meister ânanda, daß der Bambushain angenehm, ruhig und von
Stimmen ungestört ist, mit einer Atmosphäre der Abgeschiedenheit, von den
Menschen abgelegen, günstig für die Zurückgezogenheit.“
„In der Tat, Brahmane, daß der Bambushain angenehm, ruhig und von Stimmen
ungestört ist, mit einer Atmosphäre der Abgeschiedenheit, von den Menschen
abgelegen, günstig für die Zurückgezogenheit, das liegt an solchen
Schutzherren wie dir.“
„In der Tat, Meister ânanda, daß der Bambushain angenehm, ruhig und von
Stimmen ungestört ist, mit einer Atmosphäre der Abgeschiedenheit, von den
Menschen abgelegen, günstig für die Zurückgezogenheit, das liegt an den Ehrwürdigen,
die Meditierende sind und die Meditation pflegen. Die Ehrwürdigen
sind Meditierende und pflegen die Meditation. Einmal, Meister ânanda, hielt
sich Meister Gotama bei Vesàlã, in der Halle mit dem Spitzdach, im Großen
Wald auf. Da ging ich dort hin und trat an Meister Gotama heran, und auf vielfache
Weise gab er einen Vortrag über Meditation. Meister Gotama war ein Meditierender
und pflegte die Meditation, und er pries jede Art der Meditation.“

26. „Der Erhabene, Brahmane, pries nicht jede Art der Meditation, noch verdammte
er jede Art der Meditation. Welche Art der Meditation pries der Erhabene
nicht? Brahmane, da verweilt jemand mit einem Herzen, besessen von
Sinnesbegierde, eine Beute der Sinnesbegierde, und er versteht das Entkommen
von der Sinnesbegierde nicht der Wirklichkeit entsprechend. Während er Sinnesbegierde
in sich beherbergt, meditiert er, grübelt er, denkt er nach und überlegt
er. Er verweilt mit einem Herzen, besessen von Übelwollen, eine Beute des Übelwollens,
und er versteht das Entkommen vom Übelwollen nicht der Wirklichkeit
entsprechend. Während er Übelwollen in sich beherbergt, meditiert er, grübelt
er, denkt er nach und überlegt er. Er verweilt mit einem Herzen, besessen von
Trägheit und Mattheit, eine Beute von Trägheit und Mattheit, und er versteht das
Entkommen von Trägheit und Mattheit nicht der Wirklichkeit entsprechend.
Während er Trägheit und Mattheit in sich beherbergt, meditiert er, grübelt er,
denkt er nach und überlegt er. Er verweilt mit einem Herzen, besessen von Rastlosigkeit
und Gewissensunruhe, eine Beute von Rastlosigkeit und Gewissensunruhe,
und er versteht das Entkommen von Rastlosigkeit und Gewissensunruhe
nicht der Wirklichkeit entsprechend. Während er Rastlosigkeit und Gewissensunruhe
in sich beherbergt, meditiert er, grübelt er, denkt er nach und überlegt er.
Er verweilt mit einem Herzen, besessen von Zweifel, eine Beute des Zweifels,
und er versteht das Entkommen vom Zweifel nicht der Wirklichkeit entsprechend.
Während er Zweifel in sich beherbergt, meditiert er, grübelt er, denkt er
nach und überlegt er. Der Erhabene pries jene Art der Meditation nicht.“

27. „Und welche Art der Meditation pries der Erhabene? Brahmane, da tritt
ein Bhikkhu, ganz abgeschieden von Sinnesvergnügen, abgeschieden von unheilsamen
Geisteszuständen, in die erste Vertiefung ein, die von anfänglicher
und anhaltender Hinwendung des Geistes begleitet ist, und verweilt darin, mit
Verzückung und Glückseligkeit, die aus der Abgeschiedenheit entstanden sind.
Mit der Stillung der anfänglichen und anhaltenden Hinwendung des Geistes (zum
Meditationsobjekt) tritt er in die zweite Vertiefung ein, die innere Beruhigung
und Einheit des Herzens enthält, ohne anfängliche und anhaltende Hinwendung
des Geistes, und verweilt darin, mit Verzückung und Glückseligkeit, die aus der
Konzentration entstanden sind. Mit dem Verblassen der Verzückung, in Gleichmut
verweilend, achtsam und wissensklar, voll körperlich erlebter Glückseligkeit,
tritt er in die dritte Vertiefung ein, von der die Edlen sagen: ,Glückselig
verweilt derjenige, der voll Gleichmut und Achtsamkeit ist‘, und verweilt darin.
Mit dem Überwinden von Glück und Schmerz und dem schon früheren Verschwinden
von Freude und Trauer, tritt er in die vierte Vertiefung ein, die aufgrund
von Gleichmut Weder-Schmerzhaftes-noch-Angenehmes und Reinheit der
Achtsamkeit in sich hat, und verweilt darin. Der Erhabene pries jene Art der
Meditation.“

28. „Es scheint, Meister ânanda, daß Meister Gotama die Art der Meditation,
die zu mißbilligen ist, mißbilligte, und die Art der Meditation, die zu loben ist,
lobte. Und jetzt, Meister ânanda, nehmen wir Abschied. Wir sind beschäftigt
und haben viel zu tun.“
„Jetzt ist es an der Zeit, Brahmane, das zu tun, was du für richtig hältst.“
Dann erhob sich der Brahmane Vassakàra, der Minister von Magadha, und
nahm Abschied, entzückt und erfreut über die Worte des ehrwürdigen ânanda.

29. Dann, kurz nachdem er gegangen war, sagte der Brahmane Gopaka
Moggallàna zum ehrwürdigen ânanda: „Meister ânanda hat noch nicht beantwortet,
was wir ihn fragten.“
„Haben wir dir nicht gesagt, Brahmane: ,Es gibt keinen bestimmten Bhikkhu,
der auf jegliche Weise all jene Eigenschaften besitzt, die Meister Gotama, der
Verwirklichte und vollständig Erleuchtete besessen hatte. Denn der Erhabene
war derjenige, der den noch nicht entstandenen Pfad entstehen ließ, der den noch
nicht bereiteten Pfad bereitete, der den noch nicht verkündeten Pfad verkündete;
er war derjenige, der den Pfad kannte, der den Pfad fand, der im Pfad kundig war.
Aber seine Schüler verweilen jetzt, indem sie jenem Pfad folgen und ihn anschließend
innehaben.‘?“

Anmerkungen:
1) MA sagt, der ehrwürdige ânanda sei wegen des ersten buddhistischen Konzils,
bei dem die ersten beiden Teile des Tipiñaka zusammengestellt wurden, nach
Ràjagaha gekommen.
2) In diesem Punkt gibt es Meinungsverschiedenheiten zwischen den heute vorhandenen
verschiedenen buddhistischen Strömungen. Der Theravàda-Buddhismus
stützt sich auf kanonische Aussagen wie diese und sagt, ein Verwirklichter in der
Nachfolge eines Buddha (arahant) unterscheide sich in Sachen Erleuchtung nicht
von einem Buddha (sammàsambuddha), wohl aber in der Höhe spiritueller Vollendung
(pàramï), die ausschlaggebend ist für die Fähigkeit, das Dhamma wiederzuentdecken,
in einer Zeit, in der es für die Welt verlorengegangen war. Viele
Vertreter des Mahàyàna behaupten dagegen, ein Arahant sei den Weg noch nicht
zu Ende gegangen und habe noch subtile Befleckungen oder Schleier.
3) Auch heute noch gibt es herausragende Lehrer- und Führerpersönlichkeiten in
der Sangha. Es gibt viele Beispiele dafür, daß die Strategie der frühen Sangha
auch heute noch fruchtbar ist: diejenigen Gruppen, die sich am Dhamma und
Vinaya orientieren, haben beim Tod des Lehrers weniger Probleme als jene, die
sich auf die Persönlichkeit des Lehrers fixiert hatten.