MN127 – Anuruddha

Majjhima Nikàya 127

Anuruddha
(Anuruddha Sutta)

1. So habe ich gehört. Einmal hielt sich der Erhabene bei Sàvatthã im Jeta Hain,
dem Park des Anàthapindika auf.

2. Da richtete sich der Zimmermann Pañcakaïga folgendermaßen an einen
bestimmten Mann: „Komm, guter Mann, geh zum ehrwürdigen Anuruddha und
bringe in meinem Namen mit dem Haupt zu seinen Füßen Huldigung dar und
sage: ,Ehrwürdiger Herr, der Zimmermann Pañcakaïga bringt Huldigung mit
dem Haupt zu Füßen des ehrwürdigen Anuruddha dar und läßt ausrichten: ›Ehrwürdiger
Herr, der ehrwürdige Anuruddha möge zusammen mit drei anderen zustimmen,
die morgige Mahlzeit vom Zimmermann Pañcakaïga anzunehmen; und
der ehrwürdige Anuruddha treffe pünktlich ein, da der Zimmermann Pañcakaïga
sehr geschäftig ist und eine Menge Arbeit für den König zu erledigen hat.‹‘“
„Ja, Herr“, erwiderte jener Mann, und er ging zum ehrwürdigen Anuruddha.
Nachdem er ihm gehuldigt hatte, setzte er sich seitlich nieder und richtete er
seine Botschaft aus. Der ehrwürdige Anuruddha stimmte schweigend zu.

3. Dann, als die Nacht zu Ende war, als der Morgen kam, zog sich der ehrwürdige
Anuruddha an, nahm seine Schale und äußere Robe und ging zum Haus des
Zimmermanns Pañcakaïga und setzte sich auf einem vorbereiteten Sitz nieder.
Dann bediente der Zimmermann Pañcakaïga den ehrwürdigen Anuruddha eigenhändig
und verköstigte ihn mit verschiedenen erlesenen Gerichten. Nachdem
der ehrwürdige Anuruddha gegessen und die Hand von seiner Schale zurückgezogen
hatte, nahm der Zimmermann Pañcakaïga einen niedrigen Sitz ein, setzte
sich seitlich nieder und sagte zum ehrwürdigen Anuruddha:

4. „Ehrwürdiger Herr, da sind ordensältere Bhikkhus zu mir gekommen und
haben gesagt: ,Haushälter, entfalte die unermeßliche Herzensbefreiung‘; und einige
Ordensältere haben gesagt: ,Haushälter, entfalte die erhabene Herzensbefreiung.‘
Ehrwürdiger Herr, die unermeßliche Herzensbefreiung und die
erhabene Herzensbefreiung – sind dies verschiedene Zustände mit verschiedenen
Kennzeichen, oder sind sie eins, nur mit verschiedenen Kennzeichen?“

5. „Erkläre es, wie du es siehst, Haushälter. Anschließend wird es für dich
geklärt werden.“
„Ehrwürdiger Herr, ich denke folgendermaßen: die unermeßliche Herzensbefreiung
und die erhabene Herzensbefreiung – diese Zustände sind eins, nur mit
verschiedenen Kennzeichen.“

6. „Haushälter, die unermeßliche Herzensbefreiung und die erhabene Herzensbefreiung
– dies sind verschiedene Zustände mit verschiedenen Kennzeichen.
Und es sollte folgendermaßen verstanden werden, auf welche Weise dies verschiedene
Zustände mit verschiedenen Kennzeichen sind.“

7. „Was, Haushälter, ist die unermeßliche Herzensbefreiung? Da verweilt ein
Bhikkhu, indem er eine Himmelsrichtung mit einem Herzen, erfüllt von Liebender
Güte, durchdringt, ebenso die zweite, ebenso die dritte, ebenso die vierte
Himmelsrichtung; auch nach oben, nach unten, in alle Richtungen und überall
hin, und zu allen wie zu sich selbst, verweilt er, indem er die allumfassende Welt
mit einem Herzen durchdringt, das von Liebender Güte erfüllt ist, unerschöpflich,
erhaben, unermeßlich, ohne Feindseligkeit und ohne Übelwollen. Er verweilt,
indem er eine Himmelsrichtung mit einem Herzen durchdringt, das erfüllt
ist von Mitgefühl; ebenso die zweite, ebenso die dritte, ebenso die vierte Himmelsrichtung;
auch nach oben, nach unten, in alle Richtungen und überall hin,
und zu allen wie zu sich selbst, verweilt er, indem er die allumfassende Welt mit
einem Herzen durchdringt, das von Mitgefühl erfüllt ist, unerschöpflich, erhaben,
unermeßlich, ohne Feindseligkeit und ohne Übelwollen. Er verweilt, indem
er eine Himmelsrichtung mit einem Herzen durchdringt, das erfüllt ist von Mitfreude;
ebenso die zweite, ebenso die dritte, ebenso die vierte Himmelsrichtung;
auch nach oben, nach unten, in alle Richtungen und überall hin, und zu allen wie
zu sich selbst, verweilt er, indem er die allumfassende Welt mit einem Herzen
durchdringt, das von Mitfreude erfüllt ist, unerschöpflich, erhaben, unermeßlich,
ohne Feindseligkeit und ohne Übelwollen. Er verweilt, indem er eine Himmelsrichtung
mit einem Herzen durchdringt, das erfüllt ist von Gleichmut; ebenso die
zweite, ebenso die dritte, ebenso die vierte Himmelsrichtung; auch nach oben,
nach unten, in alle Richtungen und überall hin, und zu allen wie zu sich selbst,
verweilt er, indem er die allumfassende Welt mit einem Herzen durchdringt, das
von Gleichmut erfüllt ist, unerschöpflich, erhaben, unermeßlich, ohne Feindseligkeit
und ohne Übelwollen. Dies wird unermeßliche Herzensbefreiung genannt.“

8. „Und was, Haushälter, ist die erhabene Herzensbefreiung? Da verweilt ein
Bhikkhu, nachdem er sich zu einem (Kasiõa-) Gebiet von der Größe des Wurzelwerks
eines Baumes entschlossen hat, indem er es als etwas Erhabenes1) durchdringt:
dies wird erhabene Herzensbefreiung genannt. Da verweilt ein Bhikkhu,
nachdem er sich zu einem (Kasiõa-) Gebiet von der Größe des Wurzelwerks von
zwei oder drei Bäumen entschlossen hat, indem er es als etwas Erhabenes durchdringt:
auch dies wird erhabene Herzensbefreiung genannt. Da verweilt ein
Bhikkhu, nachdem er sich zu einem (Kasiõa-) Gebiet von der Größe eines Dorfes
entschlossen hat, indem er es als etwas Erhabenes durchdringt: auch dies
wird erhabene Herzensbefreiung genannt. Da verweilt ein Bhikkhu, nachdem er
sich zu einem (Kasiõa-) Gebiet von der Größe von zwei oder drei Dörfern entschlossen
hat, indem er es als etwas Erhabenes durchdringt: auch dies wird erhabene
Herzensbefreiung genannt. Da verweilt ein Bhikkhu, nachdem er sich zu
einem (Kasiõa-) Gebiet von der Größe eines Großkönigreichs entschlossen hat,
indem er es als etwas Erhabenes durchdringt: auch dies wird erhabene Herzensbefreiung
genannt. Da verweilt ein Bhikkhu, nachdem er sich zu einem
(Kasiõa-) Gebiet von der Größe von zwei oder drei Großkönigreichen entschlossen
hat, indem er es als etwas Erhabenes durchdringt: auch dies wird erhabene
Herzensbefreiung genannt. Da verweilt ein Bhikkhu, nachdem er sich zu einem
(Kasiõa-) Gebiet von der Größe der Erde, vom Ozean begrenzt, entschlossen
hat, indem er es als etwas Erhabenes durchdringt: auch dies wird erhabene Herzensbefreiung
genannt. Auf diese Weise, Haushälter, kann es verstanden werden,
wie dies verschiedene Zustände mit verschiedenen Kennzeichen sind.“

9. „Es gibt, Haushälter, diese vier Arten des Wiedererscheinens eines neuen
Werdens. Welche vier? Da verweilt jemand, nachdem er sich zu ,begrenztem
Glanz‘ entschlossen und diesen durchdrungen hat; bei der Auflösung des Körpers,
nach dem Tode, erscheint unter den Himmelswesen des Begrenzten Glanzes
wieder. Da verweilt jemand, nachdem er sich zu ,unermeßlichem Glanz‘
entschlossen und diesen durchdrungen hat; bei der Auflösung des Körpers, nach
dem Tode, erscheint unter den Himmelswesen des Unermeßlichen Glanzes wieder.
Da verweilt jemand, nachdem er sich zu ,beflecktem Glanz‘ entschlossen
und diesen durchdrungen hat; bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode,
erscheint unter den Himmelswesen des Befleckten Glanzes wieder. Da verweilt
jemand, nachdem er sich zu ,reinem Glanz‘ entschlossen und diesen durchdrungen
hat; bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, erscheint unter den
Himmelswesen des Reinen Glanzes wieder. Dies sind die vier Arten des Wiedererscheinens
eines neuen Werdens2).“

10. „Es gibt eine Gelegenheit, Haushälter, bei der sich jene Himmelswesen an
einem Ort versammeln. Wenn sie sich an einem Ort versammelt haben, kann ein
Unterschied in ihren Farben ausgemacht werden, aber kein Unterschied in ihrem
Glanz. So als ob ein Mann mehrere Öllampen in ein Haus bringen würde, und
ein Unterschied in ihren Flammen ausgemacht werden kann, aber kein Unterschied
in ihrem Glanz; genauso gibt es eine Gelegenheit, bei der sich jene
Himmelswesen an einem Ort versammeln. Wenn sie sich an einem Ort versammelt
haben, kann ein Unterschied in ihren Farben ausgemacht werden, aber kein
Unterschied in ihrem Glanz.“

11. „Es gibt eine Gelegenheit, Haushälter, bei der sich jene Himmelswesen
verstreuen. Wenn sie sich verstreut haben, kann ein Unterschied in ihren Farben
ausgemacht werden, und auch ein Unterschied in ihrem Glanz. So als ob ein
Mann jene Öllampen aus dem Haus entfernen würde, und ein Unterschied in
ihren Flammen ausgemacht werden kann, und auch ein Unterschied in ihrem
Glanz; genauso gibt eine Gelegenheit, bei der sich jene Himmelswesen verstreuen.
Wenn sie sich verstreut haben, kann ein Unterschied in ihren Farben ausgemacht
werden, und auch ein Unterschied in ihrem Glanz.“

12. „Jenen Himmelswesen kommt nicht der Gedanke: ,Dieses unser Leben ist
unvergänglich, immerwährend und ewig‘, und doch, wo immer sie sich niederlassen,
dort finden sie Vergnügen. So wie, wenn Fliegen auf einer Tragestange
oder auf einem Korb umhergetragen werden, ihnen nicht der Gedanke kommt:
,Dieses unser Leben ist unvergänglich, immerwährend und ewig‘, und sie doch,
wo immer sie sich niederlassen, dort Vergnügen finden; genauso kommt auch
jenen Himmelswesen nicht der Gedanke: ,Dieses unser Leben ist unvergänglich,
immerwährend und ewig‘, und doch, wo immer sie sich niederlassen, dort finden
sie Vergnügen.“

13. Nach diesen Worten sagte der ehrwürdige Abhiya Kaccàna zum ehrwürdigen
Anuruddha: „Gut, ehrwürdiger Anuruddha, doch ich habe noch eine weitere
Frage: Sind all jene glänzenden Wesen Himmelswesen des Begrenzten Glanzes
oder sind einige von ihnen Himmelswesen des Unermeßlichen Glanzes?“
„Aufgrund eines Faktors, Freund Kaccàna, sind einige Himmelswesen des
Begrenzten Glanzes und einige sind Himmelswesen des Unermeßlichen Glanzes.“

14. „Ehrwürdiger Anuruddha, was ist der Grund und die Bedingung dafür,
daß unter jenen Himmelswesen, die in einer einzelnen Gattung von Göttern wiedererschienen
sind, einige Himmelswesen des Begrenzten Glanzes sind, und einige
Himmelswesen des Unermeßlichen Glanzes?“
„Was das anbelangt, Freund Kaccàna, werde ich dir eine Gegenfrage stellen.
Antworte nach Belieben. Was meinst du, Freund Kaccàna? Wenn ein Bhikkhu
verweilt, nachdem er sich zu einem (Kasiõa-) Gebiet von der Größe des Wurzelwerks
eines Baumes entschlossen hat, indem er es als etwas Erhabenes durchdringt,
und ein anderer Bhikkhu verweilt, nachdem er sich zu einem (Kasiõa-)
Gebiet von der Größe des Wurzelwerks von zwei oder drei Bäumen entschlossen
hat, indem er es als etwas Erhabenes durchdringt – welche dieser zwei Arten der
geistigen Entfaltung ist erhabener?“ – „Die zweite, ehrwürdiger Herr.“
„Was meinst du, Freund Kaccàna? Wenn ein Bhikkhu verweilt, nachdem er
sich zu einem (Kasiõa-) Gebiet von der Größe des Wurzelwerks von zwei oder
drei Bäumen entschlossen hat, indem er es als etwas Erhabenes durchdringt, und
ein anderer Bhikkhu verweilt, nachdem er sich zu einem (Kasiõa-) Gebiet von
der Größe eines Dorfes entschlossen hat, indem er es als etwas Erhabenes durchdringt
– welche dieser zwei Arten der geistigen Entfaltung ist erhabener?“ –
„Die zweite, ehrwürdiger Herr.“
„Was meinst du, Freund Kaccàna? Wenn ein Bhikkhu verweilt, nachdem er sich
zu einem (Kasiõa-) Gebiet von der Größe eines Dorfes entschlossen hat, indem er
es als etwas Erhabenes durchdringt, und ein anderer Bhikkhu verweilt, nachdem er
sich zu einem (Kasiõa-) Gebiet von der Größe von zwei oder drei Dörfern entschlossen
hat, indem er es als etwas Erhabenes durchdringt – welche dieser zwei
Arten der geistigen Entfaltung ist erhabener?“ – „Die zweite, ehrwürdiger Herr.“
„Was meinst du, Freund Kaccàna? Wenn ein Bhikkhu verweilt, nachdem er
sich zu einem (Kasiõa-) Gebiet von der Größe von zwei oder drei Dörfern entschlossen
hat, indem er es als etwas Erhabenes durchdringt, und ein anderer
Bhikkhu verweilt, nachdem er sich zu einem (Kasiõa-) Gebiet von der Größe
eines Großkönigreichs entschlossen hat, indem er es als etwas Erhabenes durchdringt
– welche dieser zwei Arten der geistigen Entfaltung ist erhabener?“ –
„Die zweite, ehrwürdiger Herr.“
„Was meinst du, Freund Kaccàna? Wenn ein Bhikkhu verweilt, nachdem er
sich zu einem (Kasiõa-) Gebiet von der Größe eines Großkönigreichs entschlossen
hat, indem er es als etwas Erhabenes durchdringt, und ein anderer Bhikkhu
verweilt, nachdem er sich zu einem (Kasiõa-) Gebiet von der Größe von zwei
oder drei Großkönigreichen entschlossen hat, indem er es als etwas Erhabenes
durchdringt – welche dieser zwei Arten der geistigen Entfaltung ist erhabener?“
– „Die zweite, ehrwürdiger Herr.“
„Was meinst du, Freund Kaccàna? Wenn ein Bhikkhu verweilt, nachdem er
sich zu einem (Kasiõa-) Gebiet von der Größe von zwei oder drei Großkönigreichen
entschlossen hat, indem er es als etwas Erhabenes durchdringt, und ein
anderer Bhikkhu verweilt, nachdem er sich zu einem (Kasiõa-) Gebiet von der
Größe der Erde, vom Ozean begrenzt, entschlossen hat, indem er es als etwas
Erhabenes durchdringt – welche dieser zwei Arten der geistigen Entfaltung ist
erhabener?“ – „Die zweite, ehrwürdiger Herr.“
„Dies ist der Grund und die Bedingung, Freund Kaccàna, dafür, daß unter
jenen Himmelswesen, die in einer einzelnen Gattung von Göttern wiedererschienen
sind, einige Himmelswesen des Begrenzten Glanzes sind, und einige
Himmelswesen des Unermeßlichen Glanzes.“

15. „Gut, ehrwürdiger Anuruddha, doch ich habe noch eine weitere Frage:
Sind all jene glänzenden Wesen Himmelswesen des Befleckten Glanzes oder
sind einige von ihnen Himmelswesen des Reinen Glanzes?“
„Aufgrund eines Faktors, Freund Kaccàna, sind einige Himmelswesen des
Befleckten Glanzes und einige sind Himmelswesen des Reinen Glanzes.“

16. „Ehrwürdiger Anuruddha, was ist der Grund und die Bedingung dafür,
daß unter jenen Himmelswesen, die in einer einzelnen Gattung von Göttern wiedererschienen
sind, einige Himmelswesen des Befleckten Glanzes sind, und einige
Himmelswesen des Reinen Glanzes?“
„Was das anbelangt, Freund Kaccàna, werde ich dir ein Gleichnis geben, denn
einige weise Männer hier verstehen die Bedeutung einer Aussage mit Hilfe eines
Gleichnisses. Angenommen, eine Öllampe brennt mit verunreinigtem Öl und
einem verunreinigtem Docht; wegen der Verunreinigung ihres Öls und ihres
Dochts brennt sie trübe. Genauso verweilt da ein Bhikkhu, nachdem er sich zu
beflecktem Glanz entschlossen hat und ihn durchdringt. Körperliches Tadelnswertes
in ihm hat noch nicht vollständig nachgelassen, seine Trägheit und Mattheit
sind nicht vollständig ausgemerzt worden, seine Rastlosigkeit und
Gewissensunruhe sind nicht vollständig entfernt worden; aufgrund dessen meditiert
er sozusagen trübe3). Bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, erscheint
unter den Himmelswesen des befleckten Glanzes wieder.“
„Angenommen, eine Öllampe brennt mit reinem Öl und einem reinem Docht;
wegen der Reinheit ihres Öls und ihres Dochts brennt sie nicht trübe. Genauso
verweilt da ein Bhikkhu, nachdem er sich zu reinem Glanz entschlossen hat und
ihn durchdringt. Körperliches Tadelnswertes in ihm hat vollständig nachgelassen,
seine Trägheit und Mattheit sind vollständig ausgemerzt worden, seine Rast-
losigkeit und Gewissensunruhe sind vollständig entfernt worden; aufgrund dessen
meditiert er sozusagen nicht trübe. Bei der Auflösung des Körpers, nach dem
Tode, erscheint er unter den Himmelswesen des Reinen Glanzes wieder.“
„Dies ist der Grund und die Bedingung, Freund Kaccàna, dafür, daß unter
jenen Himmelswesen, die in der gleichen Gattung von Göttern wiedererschienen
sind, einige Himmelswesen des Befleckten Glanzes sind, und einige Himmelswesen
des Reinen Glanzes.“

17. Nach diesen Worten sagte der ehrwürdige Abhiya Kaccàna zum ehrwürdigen
Anuruddha: „Gut, ehrwürdiger Anuruddha. Der ehrwürdige Anuruddha sagt
nicht: ,Dies habe ich gehört‘ oder ,So sollte es sein.‘ Stattdessen sagt der ehrwürdige
Anuruddha: ,Diese Himmelswesen sind so und jene Himmelswesen sind
so.‘ Es kommt mir in den Sinn, ehrwürdiger Herr, daß der ehrwürdige Anuruddha
sicherlich mit jenen Himmelswesen verkehrt hat und mit ihnen geredet hat und
sich mit ihnen unterhalten hat.“
„Freund Kaccàna, deine Worte sind sicherlich beleidigend und unhöflich4),
aber ich werde dir dennoch antworten. Über einen langen Zeitraum habe ich mit
jenen Himmelswesen verkehrt und mit ihnen geredet und mich mit ihnen unterhalten.“

18. Nach diesen Worten sagte der ehrwürdige Abhiya Kaccàna zum Zimmermann
Pañcakaïga: „Es ist ein Gewinn für dich, Haushälter, es ist ein großer
Gewinn für dich, daß du deinen Zustand des Zweifelns überwunden hast und die
Gelegenheit gehabt hast, diese Lehrrede über das Dhamma zu hören.“

Anmerkungen:
1) MA erklärt die Phrase „als etwas Erhabenes durchdringen“ in dem Sinne, daß der
Vertiefungszustand ein erhabener Geisteszustand ist. Möglicherweise wird hier
ein Wortspiel verwendet, da mahaggata nicht nur „erhaben“, sondern auch „sehr
groß, umfassend“ bedeutet. Das würde dann bedeuten, daß das Kasiõa den gesamten
Wahrnehmungshorizont umfaßt, was ja in den Vertiefungen der Fall ist.
Mehr zu den Kasiõas in M77.
2) MA sagt, es gäbe keine gesonderten Daseinsbereiche des Befleckten Glanzes
und des Reinen Glanzes, beide seien Unterabteilungen innerhalb der anderen
zwei Bereiche des Begrenzten Glanzes und des Unermeßlichen Glanzes. Wiedergeburt
bei den Wesen des Begrenzten Glanzes werde durch den Erreichungszustand
der zweiten Vertiefung mit einem begrenzten Kasiõa bestimmt,
Wiedergeburt bei den Wesen des Unermeßlichen Glanzes durch den Erreichungszustand
der zweiten Vertiefung mit einem ausgedehnten Kasiõa. Für befleckten
Glanz sei eine unvollkommene Beherrschung der Vertiefung die Ursache, für
reinen Glanz die Meisterschaft in der zweiten Vertiefung.
3) BB: Es handelt sich hier um ein Wortspiel. Das Pàli Verb jhàyati bedeutet sowohl
„brennen“, als auch „meditieren“, auch wenn beide Bedeutungen von verschiedenen
Sanskrit-Verben abstammen. Zur Übersetzung von kàyaduííhulla („Körperliches
Tadelnswertes“) siehe M128, Fußnote 7.
4) Der ehrwürdige Kaccàna fragt recht unverblümt nach dem persönlichen Erfahrungsschatz
des ehrwürdigen Anuruddha.