MN130 – Die Götterboten

Majjhima Nikàya 130

Die Götterboten
(Devadúta Sutta)

1. So habe ich gehört. Einmal hielt sich der Erhabene bei Sàvatthã im Jeta Hain,
dem Park des Anàthapindika auf. Dort richtete er sich folgendermaßen an die
Bhikkhus: „Ihr Bhikkhus.“ – „Ehrwürdiger Herr“, erwiderten sie. Der Erhabene
sagte dieses:

2. „Ihr Bhikkhus, angenommen, es gäbe es zwei Häuser mit Türen, und ein
Mann mit guter Sehkraft stünde zwischen ihnen und sähe, wie die Leute die
Häuser betreten und verlassen und an ihm vorbeigehen. Genau so sehe ich mit
dem Himmlischen Auge, das geläutert und dem menschlichen überlegen ist, die
Wesen sterben und wiedererscheinen, niedrige und hohe, schöne und häßliche,
in Glück und Elend. Ich verstehe, wie die Wesen ihren Handlungen gemäß weiterwandern:
,Diese geschätzten Wesen, die sich mit Körper, Sprache und Geist
wohl benommen haben, die die Edlen nicht geschmäht haben, die richtige Ansichten
hatten und diesen in ihren Taten Ausdruck verliehen, sind bei der Auflösung
des Körpers, nach dem Tode an einem glücklichen Bestimmungsort
wiedererschienen, ja sogar in der himmlischen Welt. Oder diese geschätzten
Wesen, die sich mit Körper, Sprache und Geist wohl benommen haben, die die
Edlen nicht geschmäht haben, die richtige Ansichten hatten und diesen in ihren
Taten Ausdruck verliehen, sind bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode
unter den Menschen wiedererschienen. Aber diese geschätzten Wesen, die sich
mit Körper, Sprache und Geist übel benommen haben, die die Edlen geschmäht
haben, die falsche Ansichten hatten und diesen in ihren Taten Ausdruck verliehen,
sind bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode im Hungergeisterbereich
wiedererschienen. Oder diese geschätzten Wesen, die sich mit Körper,
Sprache und Geist übel benommen haben, die die Edlen geschmäht haben, die
falsche Ansichten hatten und diesen in ihren Taten Ausdruck verliehen, sind bei
der Auflösung des Körpers, nach dem Tode im Tierreich wiedererschienen. Oder
diese geschätzten Wesen, die sich mit Körper, Sprache und Geist übel benommen
haben, die die Edlen geschmäht haben, die falsche Ansichten hatten und
diesen in ihren Taten Ausdruck verliehen, sind bei der Auflösung des Körpers,
nach dem Tode in Umständen, die von Entbehrungen geprägt sind, wiedererschienen,
an einem unglücklichen Bestimmungsort, in Verderbnis, ja sogar in
der Hölle.“

3. „Die Wächter der Hölle packen nun solch ein Wesen an den Armen und
schleppen es vor König Yama1), mit den Worten: ,Majestät, dieser Mann hat seine
Mutter schlecht behandelt, hat seinen Vater schlecht behandelt, hat Mönche
schlecht behandelt, hat Brahmanen schlecht behandelt; er hat keinen Respekt
vor seinen Familienoberhäuptern. Majestät befehle seine Bestrafung.‘“

4. „Dann setzt König Yama ihn unter Druck, befragt ihn und nimmt ihn über
den ersten Götterboten ins Kreuzverhör: ,Guter Mann, hast du denn den ersten
Götterboten nicht in der Welt erscheinen sehen?‘ Er sagt: ,Das habe ich nicht,
ehrwürdiger Herr.‘ Dann sagt König Yama: ,Guter Mann, hast du denn niemals
in der Welt ein junges, zartes Kleinkind unbeholfen daliegen sehen, wie es sich
mit seinem eigenen Kot und Urin besudelt?‘ Er sagt: ,Das habe ich, ehrwürdiger
Herr2).‘“
„Dann sagt König Yama: ,Guter Mann, ist dir – einem intelligenten und reifen
Mann – niemals eingefallen ›Auch ich bin der Geburt unterworfen, ich kann der
Geburt nicht entgehen: gewiß sollte ich besser mit Körper, Sprache und Geist
Gutes tun‹?‘ Er sagt: ,Ich konnte nicht, ehrwürdiger Herr, ich war nachlässig.‘
Dann sagt König Yama: ,Guter Mann, durch Nachlässigkeit hast du es versäumt,
mit Körper, Sprache und Geist Gutes zu tun. Gewiß werden sie mit dir entsprechend
deiner Nachlässigkeit verfahren. Aber diese deine üble Handlung wurde
nicht von deiner Mutter oder deinem Vater begangen, oder von deinem Bruder
oder deiner Schwester, oder von deinen Freunden und Gefährten, oder von deinen
Verwandten und Angehörigen, oder von Mönchen und Brahmanen, oder von
Göttern: diese üble Handlung wurde von dir selbst begangen, du selbst wirst ihre
Folgen erfahren.‘“

5. „Dann, nachdem König Yama ihn unter Druck gesetzt hat und über den
ersten Götterboten befragt und ins Kreuzverhör genommen hat, setzt er ihn unter
Druck, befragt ihn und nimmt ihn über den zweiten Götterboten ins Kreuzverhör:
,Guter Mann, hast du denn den zweiten Götterboten nicht in der Welt erscheinen
sehen?‘ Er sagt: ,Das habe ich nicht, ehrwürdiger Herr.‘ Dann sagt König
Yama: ,Guter Mann, hast du denn niemals in der Welt einen Mann oder eine Frau
mit achtzig, neunzig oder hundert Jahren gesehen, gealtert, krumm wie ein Dach,
gekrümmt, auf einen Stock gestützt, wackelig, gebrechlich, mit entschwundener
Jugendlichkeit, mit schadhaften Zähnen, grauhaarig, mit schütterem Haar, kahl,
runzelig, mit ganz fleckigen Gliedern?‘ Er sagt: ,Das habe ich, ehrwürdiger Herr.‘“
„Dann sagt König Yama: ,Guter Mann, ist dir – einem intelligenten und reifen
Mann – niemals eingefallen ›Auch ich bin dem Altern unterworfen, ich kann
dem Altern nicht entgehen: gewiß sollte ich besser mit Körper, Sprache und Geist
Gutes tun‹?‘ Er sagt: ,Ich konnte nicht, ehrwürdiger Herr, ich war nachlässig.‘
Dann sagt König Yama: ,Guter Mann, durch Nachlässigkeit hast du es versäumt,
mit Körper, Sprache und Geist Gutes zu tun. Gewiß werden sie mit dir entsprechend
deiner Nachlässigkeit verfahren. Aber diese deine üble Handlung wurde
nicht von deiner Mutter oder deinem Vater begangen, oder von deinem Bruder
oder deiner Schwester, oder von deinen Freunden und Gefährten, oder von deinen
Verwandten und Angehörigen, oder von Mönchen und Brahmanen, oder von
Göttern: diese üble Handlung wurde von dir selbst begangen, du selbst wirst ihre
Folgen erfahren.‘“

6. „Dann, nachdem König Yama ihn unter Druck gesetzt hat und über den
zweiten Götterboten befragt und ins Kreuzverhör genommen hat, setzt er ihn
unter Druck, befragt ihn und nimmt ihn über den dritten Götterboten ins Kreuzverhör:
,Guter Mann, hast du denn den dritten Götterboten nicht in der Welt
erscheinen sehen?‘ Er sagt: ,Das habe ich nicht, ehrwürdiger Herr.‘ Dann sagt
König Yama: ,Guter Mann, hast du denn niemals in der Welt einen kranken Mann
oder eine kranke Frau gesehen, leidend und schwer erkrankt, mit dem eigenen
Kot und Urin besudelt daliegend, von einigen aufgehoben und von anderen abgesetzt?‘
Er sagt: ,Das habe ich, ehrwürdiger Herr.‘“
„Dann sagt König Yama: ,Guter Mann, ist dir – einem intelligenten und reifen
Mann – niemals eingefallen ›Auch ich bin der Krankheit unterworfen, ich kann
der Krankheit nicht entgehen: gewiß sollte ich besser mit Körper, Sprache und
Geist Gutes tun‹?‘ Er sagt: ,Ich konnte nicht, ehrwürdiger Herr, ich war nachlässig.‘
Dann sagt König Yama: ,Guter Mann, durch Nachlässigkeit hast du es versäumt,
mit Körper, Sprache und Geist Gutes zu tun. Gewiß werden sie mit dir
entsprechend deiner Nachlässigkeit verfahren. Aber diese deine üble Handlung
wurde nicht von deiner Mutter oder deinem Vater begangen, oder von deinem
Bruder oder deiner Schwester, oder von deinen Freunden und Gefährten, oder
von deinen Verwandten und Angehörigen, oder von Mönchen und Brahmanen,
oder von Göttern: diese üble Handlung wurde von dir selbst begangen, du selbst
wirst ihre Folgen erfahren.‘“

7. „Dann, nachdem König Yama ihn unter Druck gesetzt hat und über den
dritten Götterboten befragt und ins Kreuzverhör genommen hat, setzt er ihn unter
Druck, befragt ihn und nimmt ihn über den vierten Götterboten ins Kreuzverhör:
,Guter Mann, hast du denn den vierten Götterboten nicht in der Welt
erscheinen sehen?‘ Er sagt: ,Das habe ich nicht, ehrwürdiger Herr.‘ Dann sagt
König Yama: ,Guter Mann, hast du denn niemals in der Welt gesehen, wenn ein
überführter Räuber gefaßt wird, wie Könige ihm viele Arten von Folter auferlegen
lassen: wie sie ihn auspeitschen lassen, mit Stöcken schlagen, mit Knüppeln
schlagen lassen; wie sie ihm die Hände abhacken lassen, die Füße abhacken,
Hände und Füße abhacken, die Ohren abschneiden, die Nase abschneiden, Ohren
und Nase abschneiden lassen; wie sie den ,Breitopf‘ anwenden lassen, die
,Muschelschalen-Rasur‘, den ,Mund Ràhus‘, den ,glühenden Kranz‘, die ,Flammenhand‘,
die ,Grasklingen‘, das ,Rindenkleid‘, die ,Antilope‘, die ,Fleischhaken‘,
die ,Münzen‘, das ,Laugenpökeln‘, den ,Drehpflock‘, den ,zusammengerollten
Strohsack‘; wie sie ihn mit siedendem Öl besprengen lassen, ihn den Hunden
zum Fraß vorwerfen lassen, ihn lebendig pfählen und ihm den Kopf mit einem
Schwert abschlagen lassen?‘ Er sagt: ,Das habe ich, ehrwürdiger Herr.‘“
„Dann sagt König Yama: ,Guter Mann, ist dir – einem intelligenten und reifen
Mann – niemals eingefallen ›Jene, die üble Handlungen begehen, bekommen
solche Foltern der verschiedensten Art hier und jetzt auferlegt; wieviel mehr noch
im Jenseits? Gewiß sollte ich besser mit Körper, Sprache und Geist Gutes tun‹?‘
Er sagt: ,Ich konnte nicht, ehrwürdiger Herr, ich war nachlässig.‘ Dann sagt Kö-
nig Yama: ,Guter Mann, durch Nachlässigkeit hast du es versäumt, mit Körper,
Sprache und Geist Gutes zu tun. Gewiß werden sie mit dir entsprechend deiner
Nachlässigkeit verfahren. Aber diese deine üble Handlung wurde nicht von deiner
Mutter oder deinem Vater begangen, oder von deinem Bruder oder deiner
Schwester, oder von deinen Freunden und Gefährten, oder von deinen Verwandten
und Angehörigen, oder von Mönchen und Brahmanen, oder von Göttern:
diese üble Handlung wurde von dir selbst begangen, du selbst wirst ihre Folgen
erfahren.‘“

8. „Dann, nachdem König Yama ihn unter Druck gesetzt hat und über den
vierten Götterboten befragt und ins Kreuzverhör genommen hat, setzt er ihn unter
Druck, befragt ihn und nimmt ihn über den fünften Götterboten ins Kreuzverhör:
,Guter Mann, hast du denn den fünften Götterboten nicht in der Welt
erscheinen sehen?‘ Er sagt: ,Das habe ich nicht, ehrwürdiger Herr.‘ Dann sagt
König Yama: ,Guter Mann, hast du denn niemals in der Welt einen Mann oder
eine Frau gesehen, schon einen, zwei oder drei Tage lang tot, aufgedunsen, blau
angelaufen, aus denen Flüssigkeiten heraussickern?‘ Er sagt: ,Das habe ich, ehrwürdiger
Herr.‘“
„Dann sagt König Yama: ,Guter Mann, ist dir – einem intelligenten und reifen
Mann – niemals eingefallen ›Auch ich bin dem Tode unterworfen, ich kann dem
Tode nicht entgehen: gewiß sollte ich besser mit Körper, Sprache und Geist Gutes
tun‹?‘ Er sagt: ,Ich konnte nicht, ehrwürdiger Herr, ich war nachlässig.‘ Dann
sagt König Yama: ,Guter Mann, durch Nachlässigkeit hast du es versäumt, mit
Körper, Sprache und Geist Gutes zu tun. Gewiß werden sie mit dir entsprechend
deiner Nachlässigkeit verfahren. Aber diese deine üble Handlung wurde nicht
von deiner Mutter oder deinem Vater begangen, oder von deinem Bruder oder
deiner Schwester, oder von deinen Freunden und Gefährten, oder von deinen
Verwandten und Angehörigen, oder von Mönchen und Brahmanen, oder von
Göttern: diese üble Handlung wurde von dir selbst begangen, du selbst wirst ihre
Folgen erfahren.‘“

9. „Dann, nachdem König Yama ihn unter Druck gesetzt hat und über den
fünften Götterboten befragt und ins Kreuzverhör genommen hat, schweigt er.“

10. „Die Wächter der Hölle foltern ihn mit der fünffachen Durchbohrung. Sie
treiben einen rotglühenden Eisenpfahl durch die eine Hand, sie treiben einen
rotglühenden Eisenpfahl durch die andere Hand, sie treiben einen rotglühenden
Eisenpfahl durch den einen Fuß, sie treiben einen rotglühenden Eisenpfahl durch
den anderen Fuß, sie treiben ihm einen rotglühenden Eisenpfahl durch den Bauch.
Da fühlt er schmerzhafte, scharfe, peinigende Gefühle. Und doch stirbt er nicht,
solange jene üble Handlung sich nicht erschöpft hat.“

11. „Als nächstes werfen ihn die Wächter der Hölle zu Boden und zerstückeln
ihn mit Äxten. Da fühlt er schmerzhafte, scharfe, peinigende Gefühle. Und doch
stirbt er nicht, solange jene üble Handlung sich nicht erschöpft hat.“

12. „Als nächstes hängen ihn die Wächter der Hölle an den Füßen auf, mit
dem Kopf nach unten, und zerstückeln ihn mit Hackmessern. Da fühlt er schmerz-
hafte, scharfe, peinigende Gefühle. Und doch stirbt er nicht, solange jene üble
Handlung sich nicht erschöpft hat.“

13. „Als nächstes spannen ihn die Wächter der Hölle vor eine Kutsche und
treiben ihn hin und her, über brennenden, lodernden und glühenden Untergrund.
Da fühlt er schmerzhafte, scharfe, peinigende Gefühle. Und doch stirbt er nicht,
solange jene üble Handlung sich nicht erschöpft hat.“

14. „Als nächstes zwingen ihn die Wächter der Hölle, über einen großen Berg
brennender, lodernder und glühender Kohlen hinauf und herunter zu klettern. Da
fühlt er schmerzhafte, scharfe, peinigende Gefühle. Und doch stirbt er nicht, solange
jene üble Handlung sich nicht erschöpft hat.“

15. „Als nächstes packen ihn die Wächter der Hölle an den Füßen und werfen
ihn kopfüber in einen rotglühenden Metallkessel, der brennt, lodert und glüht.
Dort wird er in einem Schaumwirbel gekocht. Und während er dort in einem
Schaumwirbel gekocht wird, wird er mal nach oben gespült, mal nach unten, mal
hin und her. Da fühlt er schmerzhafte, scharfe, peinigende Gefühle. Und doch
stirbt er nicht, solange jene üble Handlung sich nicht erschöpft hat.“

16. „Als nächstes werfen ihn die Wächter der Hölle in die Große Hölle. Was
nun jene Große Hölle anbelangt, ihr Bhikkhus:

Sie hat vier Ecken, hat vier Tür’n,
An jeder Seite eine Tür,
Ein Eisenwall umgibt sie ganz,
Nach oben schließt ein Eisendach.

Und auch der Boden eisern ist,
Erhitzt durch Feuer, bis zur Glut;
Erstreckt sich hundert Meilen weit,
Bedeckt dort alles, ganz und gar.

17. „Nun schlagen die Flammen, die aus dem östlichen Wall der Großen Hölle
hervorbrechen, gegen ihren westlichen Wall. Die Flammen, die aus ihrem westlichen
Wall hervorbrechen, schlagen gegen ihren östlichen Wall. Die Flammen,
die aus ihrem nördlichen Wall hervorbrechen, schlagen gegen ihren südlichen
Wall. Die Flammen, die aus ihrem südlichen Wall hervorbrechen, schlagen gegen
ihren nördlichen Wall. Die Flammen, die aus dem Boden hervorbrechen,
schlagen gegen das Dach. Die Flammen, die aus ihrem dem Dach hervorbrechen,
schlagen gegen den Boden. Da fühlt er schmerzhafte, scharfe, peinigende
Gefühle. Und doch stirbt er nicht, solange jene üble Handlung sich nicht erschöpft
hat.“

18. „Irgendwann, ihr Bhikkhus, am Ende eines langen Zeitraums, kommt eine
Gelegenheit, bei der sich die östliche Tür der Großen Hölle öffnet. Er rennt auf
sie zu, wobei er schnell auftritt. Während er das tut, brennen seine äußeren Hautschichten,
seine unteren Hautschichten brennen, sein Fleisch brennt, seine Sehnen
brennen, seine Knochen verwandeln sich in Rauch; und wenn er den Fuß
hebt, ist es genauso. Wenn er endlich die Tür erreicht, dann wird sie geschlossen.
Da fühlt er schmerzhafte, scharfe, peinigende Gefühle. Und doch stirbt er nicht,
solange jene üble Handlung sich nicht erschöpft hat.“
„Irgendwann, am Ende eines langen Zeitraums, kommt eine Gelegenheit, bei
der sich die westliche Tür der Großen Hölle öffnet. Er rennt auf sie zu, wobei er
schnell auftritt. Während er das tut, brennen seine äußeren Hautschichten, seine
unteren Hautschichten brennen, sein Fleisch brennt, seine Sehnen brennen, seine
Knochen verwandeln sich in Rauch; und wenn er den Fuß hebt, ist es genauso.
Wenn er endlich die Tür erreicht, dann wird sie geschlossen. Da fühlt er schmerzhafte,
scharfe, peinigende Gefühle. Und doch stirbt er nicht, solange jene üble
Handlung sich nicht erschöpft hat.“
„Irgendwann, am Ende eines langen Zeitraums, kommt eine Gelegenheit, bei
der sich die nördliche Tür der Großen Hölle öffnet. Er rennt auf sie zu, wobei er
schnell auftritt. Während er das tut, brennen seine äußeren Hautschichten, seine
unteren Hautschichten brennen, sein Fleisch brennt, seine Sehnen brennen, seine
Knochen verwandeln sich in Rauch; und wenn er den Fuß hebt, ist es genauso.
Wenn er endlich die Tür erreicht, dann wird sie geschlossen. Da fühlt er schmerzhafte,
scharfe, peinigende Gefühle. Und doch stirbt er nicht, solange jene üble
Handlung sich nicht erschöpft hat.“
„Irgendwann, am Ende eines langen Zeitraums, kommt eine Gelegenheit, bei
der sich die südliche Tür der Großen Hölle öffnet. Er rennt auf sie zu, wobei er
schnell auftritt. Während er das tut, brennen seine äußeren Hautschichten, seine
unteren Hautschichten brennen, sein Fleisch brennt, seine Sehnen brennen, seine
Knochen verwandeln sich in Rauch; und wenn er den Fuß hebt, ist es genauso.
Wenn er endlich die Tür erreicht, dann wird sie geschlossen. Da fühlt er schmerzhafte,
scharfe, peinigende Gefühle. Und doch stirbt er nicht, solange jene üble
Handlung sich nicht erschöpft hat.“
„Irgendwann, am Ende eines langen Zeitraums, kommt eine Gelegenheit, bei
der sich die östliche Tür der Großen Hölle öffnet. Er rennt auf sie zu, wobei er
schnell auftritt. Während er das tut, brennen seine äußeren Hautschichten, seine
unteren Hautschichten brennen, sein Fleisch brennt, seine Sehnen brennen, seine
Knochen verwandeln sich in Rauch; und wenn er den Fuß hebt, ist es genauso.
Er gelangt durch jene Tür nach draußen.“

20. „Unmittelbar an die Große Hölle schließt sich die ungeheuer weite Kot-
Hölle an. In jene fällt er. In jener Kot-Hölle bohren sich nadelmäulige Kreaturen
durch seine äußeren Hautschichten, bohren sich durch seine unteren Hautschichten,
bohren sich durch sein Fleisch, bohren sich durch seine Sehnen, bohren sich
durch seine Knochen und fressen sein Knochenmark. Da fühlt er schmerzhafte,
scharfe, peinigende Gefühle. Und doch stirbt er nicht, solange jene üble Handlung
sich nicht erschöpft hat.“

21. „Unmittelbar an die Kot-Hölle schließt sich die ungeheuer weite Hölle der
Heißen Kohlenglut an. In jene fällt er. Da fühlt er schmerzhafte, scharfe, peinigende
Gefühle. Und doch stirbt er nicht, solange jene üble Handlung sich nicht
erschöpft hat.“

22. „Unmittelbar an die Hölle der Heißen Kohlenglut schließt sich der ungeheuer
weite Wald der Simbali-Bäume an, die eine Meile hoch sind, und vor Dornen
starren, sechzehn Fingerbreit lang, die brennen, lodern und glühen. Sie
zwingen ihn, diese auf und ab zu klettern. Da fühlt er schmerzhafte, scharfe,
peinigende Gefühle. Und doch stirbt er nicht, solange jene üble Handlung sich
nicht erschöpft hat.“

23. „Unmittelbar an den Wald der Simbali-Bäume schließt sich der ungeheuer
weite Wald der Schwertblatt-Bäume an. In jenen geht er. Die Blätter, die der
Wind bewegt, hacken ihm die Hände ab, hacken ihm die Füße ab, hacken ihm
Hände und Füße ab, schneiden ihm die Ohren ab, schneiden ihm die Nase ab,
schneiden ihm Ohren und Nase ab. Da fühlt er schmerzhafte, scharfe, peinigende
Gefühle. Und doch stirbt er nicht, solange jene üble Handlung sich nicht erschöpft
hat.“

24. „Unmittelbar an den Wald der Schwertblatt-Bäume schließt sich ein großer
Fluß von ätzendem Wasser an. In jenen fällt er. Dort wird er stromauf gespült
und stromab gespült, stromauf und stromab gespült. Da fühlt er schmerzhafte,
scharfe, peinigende Gefühle. Und doch stirbt er nicht, solange jene üble Handlung
sich nicht erschöpft hat.“

25. „Als nächstes ziehen ihn die Wächter der Hölle mit einem Haken heraus,
setzen ihn auf den Boden und fragen ihn: ,Guter Mann, was willst du?‘ Er sagt:
,Ich bin hungrig, ehrwürdige Herren.‘ Dann zwingen ihm die Wächter der Hölle
den Mund mit einer rotglühenden Eisenzange auf, die brennt, lodert und glüht,
und sie werfen ihm eine rotglühende Metallkugel in den Mund, die brennt, lodert
und glüht. Sie verbrennt ihm die Lippen, sie verbrennt ihm den Mund, sie verbrennt
ihm die Kehle, sie verbrennt ihm den Magen und tritt unten wieder aus,
wobei sie seinen Dickdarm und Dünndarm nach sich zieht. Da fühlt er schmerzhafte,
scharfe, peinigende Gefühle. Und doch stirbt er nicht, solange jene üble
Handlung sich nicht erschöpft hat.“

26. „Als nächstes fragen ihn die Wächter der Hölle: ,Guter Mann, was willst
du?‘ Er sagt: ,Ich bin durstig, ehrwürdige Herren.‘ Dann zwingen ihm die Wächter
der Hölle den Mund mit einer rotglühenden Eisenzange auf, die brennt, lodert
und glüht, und sie schütten ihm geschmolzenes Kupfer in den Mund, das brennt,
lodert und glüht. Es verbrennt ihm die Lippen, es verbrennt ihm den Mund, es
verbrennt ihm die Kehle, es verbrennt ihm den Magen und tritt unten wieder aus,
wobei es seinen Dickdarm und Dünndarm nach sich zieht. Da fühlt er schmerzhafte,
scharfe, peinigende Gefühle. Und doch stirbt er nicht, solange jene üble
Handlung sich nicht erschöpft hat.“

27. „Dann werfen ihn die Wächter der Hölle zurück in die Große Hölle.“
28. „Es kam vor, daß König Yama dachte: ,Jene in der Welt, die üble Handlungen
begehen, bekommen in der Tat all diese verschiedenen Arten der Folter auferlegt.
Ach, daß ich doch das menschliche Dasein erlangen möge; daß ein
Tathàgata, ein Verwirklichter und vollständig Erleuchteter in der Welt erscheinen
möge; daß ich jenem Erhabenen aufwarten möge; daß jener Erhabene mich
das Dhamma lehren möge; und das es mir gelingen möge, das Dhamma jenes
Erhabenen zu verstehen!“

29. „Ihr Bhikkhus, ich erzähle euch dies nicht als etwas, das ich von einem
anderen Mönch oder Brahmanen gehört habe. Ich erzähle euch dies als etwas,
das ich tatsächlich selbst weiß, gesehen und entdeckt habe.“

30. Das ist es, was der Erhabene sagte. Als der Vollendete das gesagt hatte,
fügte der Lehrer noch hinzu:

„Obwohl gewarnt durch Götterboten,
Viele sind gar nachlässig.
Die Leute haben lange Kummer,
Sind sie in der Nieder-Welt.
Doch wenn gewarnt durch Götterboten,
Gute Leute geben acht,
Sie wollen nicht nachlässig weilen,
Edles Dhamma üben sie.
Mit Furcht sie Anhaftung betrachten,
Denn sie bringt Geburt und Tod;
Durch Nicht-Anhaften sie befreit sind,
Enden so Geburt und Tod.
Sie weilen glücklich, sie sind sicher,
Seh’n Nibbàna hier und jetzt.
Die Furcht, den Haß sie überwanden,
Jedem Leid entkommen ganz.“

Anmerkungen:
1) Yama ist der Gott des Todes; es gibt unterschiedliche Auffassungen darüber, ob
er ein wirklich existierendes Wesen aus einem der unteren Himmelsbereiche ist,
oder einfach zur kammisch projizierten Kulisse der Hölle gehört, oder nur metaphorische
Bedeutung hat.
2) Götterboten dieser Art spielen auch in der Legende von Prinz Siddhattha eine
Rolle; der Bodhisatta sah einen alten, einen kranken, einen toten Menschen und
einen Wandermönch, was ihn zur Ernüchterung gegenüber dem Glanz des Palastlebens
geführt haben soll.