MN132 – Ananda und Eine glücksverheißende Nacht

Majjhima Nikàya 132

Ananda und Eine glücksverheißende Nacht
(Ànandabhaddekaratta Sutta)

1. So habe ich gehört. Einmal hielt sich der Erhabene bei Sàvatthã im Jeta Hain,
dem Park des Anàthapindika auf.

2. Bei jener Gelegenheit unterrichtete der ehrwürdige ânanda die Bhikkhus in
der Versammlungshalle mit einem Vortrag über das Dhamma, er forderte sie auf,
rüttelte sie auf und ermunterte sie. Er rezitierte die Zusammenfassung und Darlegung
von „Einer, der eine glücksverheißende Nacht hatte“.
Dann, am Abend, erhob sich der Erhabene aus der Meditation und ging zur
Versammlungshalle. Er setzte sich auf einem vorbereiteten Sitz nieder und fragte
die Bhikkhus: „Ihr Bhikkhus, wer hat die Bhikkhus in der Versammlungshalle
mit einem Vortrag über das Dhamma unterrichtet, aufgefordert, aufgerüttelt und
ermuntert? Und wer hat die Zusammenfassung und Darlegung von ,Einer, der
eine glücksverheißende Nacht hatte‘ rezitiert?“
„Es war der ehrwürdige ânanda, ehrwürdiger Herr.“
Dann richtete sich der Erhabene an den ehrwürdigen ânanda: „ânanda, wie
hast du die Bhikkhus mit einem Vortrag über das Dhamma unterrichtet, wie hast
du sie aufgefordert, sie aufgerüttelt und ermuntert? Und wie hast du die Zusammenfassung
und Darlegung von ,Einer, der eine glücksverheißende Nacht hatte‘
rezitiert?“

3. „Ich tat es so, ehrwürdiger Herr:
,Man lass‘ Vergangenes nicht aufersteh’n,
Auf Künftiges man nicht die Hoffnung bau’;
Denn das Vergangene liegt hinter uns,
Das Künftige ist noch nicht angelangt.
Statt dessen, einsichtsvoll erkenne man,
Was in der Gegenwart entstanden ist;
Man wisse es und sicher sei man sich,
Unüberwältigt, unerschütterlich.
Die Anstrengung, erfolgen muß sie heut’;
Vielleicht kommt morgen schon der Tod, wer weiß?
Nicht Schachern kann man mit der Sterblichkeit,
Nicht hält’s den Tod und seine Horden fern,
Doch einer, der da voller Eifer weilt,
Ganz ohne nachzulassen, Tag und Nacht –
Er ist es, so der Buddha hat’s gesagt,
Mit einer Nacht, die ihm nur Glück verheißt.‘“

4. „,Auf welche Weise, ihr Bhikkhus, läßt man Vergangenes auferstehen?
Während man denkt ›Ich hatte solche Form in der Vergangenheit‹, ergötzt man
sich daran. Während man denkt ›Ich hatte solche Gefühle in der Vergangenheit‹,
ergötzt man sich daran. Während man denkt ›Ich hatte solche Wahrnehmung in
der Vergangenheit‹, ergötzt man sich daran. Während man denkt ›Ich hatte solche
Gestaltungen in der Vergangenheit‹, ergötzt man sich daran. Während man
denkt ›Ich hatte solches Bewußtsein in der Vergangenheit‹, ergötzt man sich daran.
Auf solche Weise läßt man Vergangenes auferstehen.‘“

5. „,Und auf welche Weise, ihr Bhikkhus, läßt man Vergangenes nicht auferstehen?
Während man denkt ›Ich hatte solche Form in der Vergangenheit‹, ergötzt
man sich nicht daran. Während man denkt ›Ich hatte solche Gefühle in der
Vergangenheit‹, ergötzt man sich nicht daran. Während man denkt ›Ich hatte
solche Wahrnehmung in der Vergangenheit‹, ergötzt man sich nicht daran. Während
man denkt ›Ich hatte solche Gestaltungen in der Vergangenheit‹, ergötzt
man sich nicht daran. Während man denkt ›Ich hatte solches Bewußtsein in der
Vergangenheit‹, ergötzt man sich nicht daran. Auf solche Weise läßt man Vergangenes
nicht auferstehen.‘“

6. „,Und auf welche Weise, ihr Bhikkhus, baut man seine Hoffnung auf Künftiges?
Während man denkt ›Vielleicht habe ich solche Form in der Zukunft‹,
ergötzt man sich daran. Während man denkt ›Vielleicht habe ich solche Gefühle
in der Zukunft‹, ergötzt man sich daran. Während man denkt ›Vielleicht habe ich
solche Wahrnehmung in der Zukunft‹, ergötzt man sich daran. Während man
denkt ›Vielleicht habe ich solche Gestaltungen in der Zukunft‹, ergötzt man sich
daran. Während man denkt ›Vielleicht habe ich solches Bewußtsein in der Zukunft‹,
ergötzt man sich daran. Auf solche Weise baut man seine Hoffnung auf
Künftiges.‘“

7. „,Und auf welche Weise, ihr Bhikkhus, baut man nicht seine Hoffnung auf
Künftiges? Während man denkt ›Vielleicht habe ich solche Form in der Zukunft‹,
ergötzt man sich nicht daran. Während man denkt ›Vielleicht habe ich solche
Gefühle in der Zukunft‹, ergötzt man sich nicht daran. Während man denkt ›Vielleicht
habe ich solche Wahrnehmung in der Zukunft‹, ergötzt man sich nicht
daran. Während man denkt ›Vielleicht habe ich solche Gestaltungen in der Zukunft‹,
ergötzt man sich nicht daran. Während man denkt ›Vielleicht habe ich
solches Bewußtsein in der Zukunft‹, ergötzt man sich nicht daran. Auf solche
Weise baut man nicht seine Hoffnung auf Künftiges.‘“

8. „,Und auf welche Weise, ihr Bhikkhus, ist man in Bezug auf gegenwärtig
entstandene Zustände überwältigt? Ihr Bhikkhus, ein nicht unterrichteter Weltling,
der die Edlen nicht beachtet und in ihrem Dhamma nicht bewandert und geschult
ist, der aufrechte Menschen nicht beachtet und in ihrem Dhamma nicht bewandert
und geschult ist, betrachtet da Form als Selbst, oder Selbst als Form besitzend,
oder Form als im Selbst enthalten, oder Selbst als in Form enthalten. Er
betrachtet Gefühl als Selbst, oder Selbst als Gefühl besitzend, oder Gefühl als im
Selbst enthalten, oder Selbst als im Gefühl enthalten. Er betrachtet Wahrneh-
mung als Selbst, oder Selbst als Wahrnehmung besitzend, oder Wahrnehmung
als im Selbst enthalten, oder Selbst als in der Wahrnehmung enthalten. Er betrachtet
Gestaltungen als Selbst, oder Selbst als Gestaltungen besitzend, oder
Gestaltungen als im Selbst enthalten, oder Selbst als in Gestaltungen enthalten.
Er betrachtet Bewußtsein als Selbst, oder Selbst als Bewußtsein besitzend, oder
Bewußtsein als im Selbst enthalten, oder Selbst als im Bewußtsein enthalten.
Auf solche Weise ist man in Bezug auf gegenwärtig entstandene Zustände überwältigt.‘“

9. „,Und auf welche Weise, ihr Bhikkhus, ist man in Bezug auf gegenwärtig
entstandene Zustände unüberwältigt? Ihr Bhikkhus, ein wohlunterrichteter edler
Schüler, der die Edlen beachtet und in ihrem Dhamma bewandert und geschult
ist, der aufrechte Menschen beachtet und in ihrem Dhamma bewandert und geschult
ist, betrachtet da Form nicht als Selbst, oder Selbst als Form besitzend,
oder Form als im Selbst enthalten, oder Selbst als in Form enthalten. Er betrachtet
Gefühl nicht als Selbst, oder Selbst als Gefühl besitzend, oder Gefühl als im
Selbst enthalten, oder Selbst als im Gefühl enthalten. Er betrachtet Wahrnehmung
nicht als Selbst, oder Selbst als Wahrnehmung besitzend, oder Wahrnehmung
als im Selbst enthalten, oder Selbst als in der Wahrnehmung enthalten. Er
betrachtet Gestaltungen nicht als Selbst, oder Selbst als Gestaltungen besitzend,
oder Gestaltungen als im Selbst enthalten, oder Selbst als in Gestaltungen enthalten.
Er betrachtet Bewußtsein nicht als Selbst, oder Selbst als Bewußtsein
besitzend, oder Bewußtsein als im Selbst enthalten, oder Selbst als im Bewußtsein
enthalten. Auf solche Weise ist man in Bezug auf gegenwärtig entstandene
Zustände unüberwältigt.‘“

10. „,Man lass’ Vergangenes nicht aufersteh’n,
Auf Künftiges man nicht die Hoffnung bau’;
Denn das Vergangene liegt hinter uns,
Das Künftige ist noch nicht angelangt.
Statt dessen, einsichtsvoll erkenne man,
Was in der Gegenwart entstanden ist;
Man wisse es und sicher sei man sich,
Unüberwältigt, unerschütterlich.
Die Anstrengung, erfolgen muß sie heut’;
Vielleicht kommt morgen schon der Tod, wer weiß?
Nicht Schachern kann man mit der Sterblichkeit,
Nicht hält’s den Tod und seine Horden fern,
Doch einer, der da voller Eifer weilt,
Ganz ohne nachzulassen, Tag und Nacht –
Er ist es, so der Buddha hat’s gesagt,
Mit einer Nacht, die ihm nur Glück verheißt.‘“

11. „So habe ich die Bhikkhus mit einem Vortrag über das Dhamma unterrichtet,
habe ich sie aufgefordert, aufgerüttelt und ermuntert, und so habe ich die Zusam
menfassung und Darlegung von ,Einer, der eine glücksverheißende Nacht hatte‘
rezitiert.“
„Gut, gut, ânanda; es ist gut, daß du die Bhikkhus so mit einem Vortrag über
das Dhamma unterrichtet hast, sie aufgefordert hast, aufgerüttelt und ermuntert,
und die Zusammenfassung und Darlegung von ,Einer, der eine glücksverheißende
Nacht hatte‘ so rezitiert hast:“

12. „,Man lass‘ Vergangenes nicht aufersteh’n,
Auf Künftiges man nicht die Hoffnung bau’;
Denn das Vergangene liegt hinter uns,
Das Künftige ist noch nicht angelangt.
Statt dessen, einsichtsvoll erkenne man,
Was in der Gegenwart entstanden ist;
Man wisse es und sicher sei man sich,
Unüberwältigt, unerschütterlich.
Die Anstrengung, erfolgen muß sie heut’;
Vielleicht kommt morgen schon der Tod, wer weiß?
Nicht Schachern kann man mit der Sterblichkeit,
Nicht hält’s den Tod und seine Horden fern,
Doch einer, der da voller Eifer weilt,
Ganz ohne nachzulassen, Tag und Nacht -
Er ist es, so der Buddha hat’s gesagt,
Mit einer Nacht, die ihm nur Glück verheißt.‘“

13. „,Auf welche Weise, ihr Bhikkhus, läßt man Vergangenes auferstehen? Während
man denkt ›Ich hatte solche Form in der Vergangenheit‹, ergötzt man sich
daran. Während man denkt ›Ich hatte solche Gefühle in der Vergangenheit‹, ergötzt
man sich daran. Während man denkt ›Ich hatte solche Wahrnehmung in der
Vergangenheit‹, ergötzt man sich daran. Während man denkt ›Ich hatte solche
Gestaltungen in der Vergangenheit‹, ergötzt man sich daran. Während man denkt
›Ich hatte solches Bewußtsein in der Vergangenheit‹, ergötzt man sich daran. Auf
solche Weise läßt man Vergangenes auferstehen.‘“

14. „,Und auf welche Weise, ihr Bhikkhus, läßt man Vergangenes nicht auferstehen?
Während man denkt ›Ich hatte solche Form in der Vergangenheit‹, ergötzt
man sich nicht daran. Während man denkt ›Ich hatte solche Gefühle in der
Vergangenheit‹, ergötzt man sich nicht daran. Während man denkt ›Ich hatte
solche Wahrnehmung in der Vergangenheit‹, ergötzt man sich nicht daran. Während
man denkt ›Ich hatte solche Gestaltungen in der Vergangenheit‹, ergötzt
man sich nicht daran. Während man denkt ›Ich hatte solches Bewußtsein in der
Vergangenheit‹, ergötzt man sich nicht daran. Auf solche Weise läßt man Vergangenes
nicht auferstehen.‘“

15. „,Und auf welche Weise, ihr Bhikkhus, baut man seine Hoffnung auf Künftiges?
Während man denkt ›Vielleicht habe ich solche Form in der Zukunft‹,
ergötzt man sich daran. Während man denkt ›Vielleicht habe ich solche Gefühle
in der Zukunft‹, ergötzt man sich daran. Während man denkt ›Vielleicht habe ich
solche Wahrnehmung in der Zukunft‹, ergötzt man sich daran. Während man
denkt ›Vielleicht habe ich solche Gestaltungen in der Zukunft‹, ergötzt man sich
daran. Während man denkt ›Vielleicht habe ich solches Bewußtsein in der Zukunft‹,
ergötzt man sich daran. Auf solche Weise baut man seine Hoffnung auf
Künftiges.‘“

16. „,Und auf welche Weise, ihr Bhikkhus, baut man nicht seine Hoffnung auf
Künftiges? Während man denkt ›Vielleicht habe ich solche Form in der Zukunft‹,
ergötzt man sich nicht daran. Während man denkt ›Vielleicht habe ich solche
Gefühle in der Zukunft‹, ergötzt man sich nicht daran. Während man denkt ›Vielleicht
habe ich solche Wahrnehmung in der Zukunft‹, ergötzt man sich nicht
daran. Während man denkt ›Vielleicht habe ich solche Gestaltungen in der Zukunft‹,
ergötzt man sich nicht daran. Während man denkt ›Vielleicht habe ich
solches Bewußtsein in der Zukunft‹, ergötzt man sich nicht daran. Auf solche
Weise baut man nicht seine Hoffnung auf Künftiges.‘“

17. „,Und auf welche Weise, ihr Bhikkhus, ist man in Bezug auf gegenwärtig
entstandene Zustände überwältigt? Ihr Bhikkhus, ein nicht unterrichteter Weltling,
der die Edlen nicht beachtet und in ihrem Dhamma nicht bewandert und geschult
ist, der aufrechte Menschen nicht beachtet und in ihrem Dhamma nicht bewandert
und geschult ist, betrachtet da Form als Selbst, oder Selbst als Form besitzend,
oder Form als im Selbst enthalten, oder Selbst als in Form enthalten. Er
betrachtet Gefühl als Selbst, oder Selbst als Gefühl besitzend, oder Gefühl als im
Selbst enthalten, oder Selbst als im Gefühl enthalten. Er betrachtet Wahrnehmung
als Selbst, oder Selbst als Wahrnehmung besitzend, oder Wahrnehmung
als im Selbst enthalten, oder Selbst als in der Wahrnehmung enthalten. Er betrachtet
Gestaltungen als Selbst, oder Selbst als Gestaltungen besitzend, oder
Gestaltungen als im Selbst enthalten, oder Selbst als in Gestaltungen enthalten.
Er betrachtet Bewußtsein als Selbst, oder Selbst als Bewußtsein besitzend, oder
Bewußtsein als im Selbst enthalten, oder Selbst als im Bewußtsein enthalten.
Auf solche Weise ist man in Bezug auf gegenwärtig entstandene Zustände überwältigt.‘“

18. „,Und auf welche Weise, ihr Bhikkhus, ist man in Bezug auf gegenwärtig
entstandene Zustände unüberwältigt? Ihr Bhikkhus, ein wohlunterrichteter edler
Schüler, der die Edlen beachtet und in ihrem Dhamma bewandert und geschult
ist, der aufrechte Menschen beachtet und in ihrem Dhamma bewandert und geschult
ist, betrachtet da Form nicht als Selbst, oder Selbst als Form besitzend,
oder Form als im Selbst enthalten, oder Selbst als in Form enthalten. Er betrachtet
Gefühl nicht als Selbst, oder Selbst als Gefühl besitzend, oder Gefühl als im
Selbst enthalten, oder Selbst als im Gefühl enthalten. Er betrachtet Wahrnehmung
nicht als Selbst, oder Selbst als Wahrnehmung besitzend, oder Wahrnehmung
als im Selbst enthalten, oder Selbst als in der Wahrnehmung enthalten. Er
betrachtet Gestaltungen nicht als Selbst, oder Selbst als Gestaltungen besitzend,
oder Gestaltungen als im Selbst enthalten, oder Selbst als in Gestaltungen ent-
halten. Er betrachtet Bewußtsein nicht als Selbst, oder Selbst als Bewußtsein
besitzend, oder Bewußtsein als im Selbst enthalten, oder Selbst als im Bewußtsein
enthalten. Auf solche Weise ist man in Bezug auf gegenwärtig entstandene
Zustände unüberwältigt.‘“

19. „,Man lass’ Vergangenes nicht aufersteh’n,
Auf Künftiges man nicht die Hoffnung bau’;
Denn das Vergangene liegt hinter uns,
Das Künftige ist noch nicht angelangt.
Statt dessen, einsichtsvoll erkenne man,
Was in der Gegenwart entstanden ist;
Man wisse es und sicher sei man sich,
Unüberwältigt, unerschütterlich.
Die Anstrengung, erfolgen muß sie heut’;
Vielleicht kommt morgen schon der Tod, wer weiß?
Nicht Schachern kann man mit der Sterblichkeit,
Nicht hält’s den Tod und seine Horden fern,
Doch einer, der da voller Eifer weilt,
Ganz ohne nachzulassen, Tag und Nacht –
Er ist es, so der Buddha hat’s gesagt,
Mit einer Nacht, die ihm nur Glück verheißt.‘“

Das ist es, was der Erhabene sagte. Der ehrwürdige ânanda war zufrieden und
entzückt über die Worte des Erhabenen.