MN140 – Die Darlegung der Elemente

Majjhima Nikàya 140

Die Darlegung der Elemente
(Dhàtuvibhanga Sutta)

1. So habe ich gehört. Einmal durchwanderte der Erhabene das Land Magadha,
und schließlich gelangte er nach Ràjagaha. Dort ging er zu dem Töpfer Bhaggava
und sagte zu ihm:

2. „Wenn es dir keine Umstände bereitet, Bhaggava, werde ich eine Nacht in
deiner Werkstatt verbringen.“
„Es bereitet mir keine Umstände, ehrwürdiger Herr, aber es hält sich dort bereits
ein Hausloser auf. Wenn er einverstanden ist, dann bleibe so lange du magst,
ehrwürdiger Herr.“

3. Nun gab es da einen Mann aus guter Familie namens Pukkusàti, der aus
Vertrauen zum Erhabenen vom Leben zu Hause in die Hauslosigkeit gezogen
war, und bei jener Gelegenheit hielt er sich bereits in der Werkstatt des Töpfers
auf1). Da ging der Erhabene zum ehrwürdigen Pukkusàti hin und sagte zu ihm:
„Wenn es dir keine Umstände bereitet, Bhikkhu, werde ich eine Nacht in der
Werkstatt verbringen.“
„Die Werkstatt des Töpfers ist groß genug, Freund. Der Ehrwürdige bleibe so
lange er mag.“

4. Dann betrat der Erhabene die Werkstatt, bereitete eine Schicht Gras an einem
Ende vor, und setzte sich mit gekreuzten Beinen und gerade aufgerichtetem
Oberkörper hin und hielt die Achtsamkeit vor sich gegenwärtig. Dann verbrachte
der Erhabene den größten Teil der Nacht in Meditation sitzend und auch der
ehrwürdige Pukkusàti verbrachte den größten Teil der Nacht in Meditation sitzend.
Da dachte der Erhabene: „Dieser Mann aus guter Familie benimmt sich
auf eine Art, die Zuversicht erweckt. Angenommen ich befrage ihn.“ Also fragte
er den ehrwürdigen Pukkusàti:

5. „Unter wem bist du in die Hauslosigkeit gezogen, Bhikkhu? Wer ist dein
Lehrer? Zu wessen Dhamma bekennst du dich?“
„Freund, es gibt da den Mönch Gotama, der Sohn der Sakyer, der einen Sakyer-
Klan verließ, um in die Hauslosigkeit zu ziehen. Nun eilt jenem Erhabenen ein
guter Ruf voraus, der folgendes besagt: ,Jener Erhabene ist ein Verwirklichter,
ein vollständig Erleuchteter, vollkommen im wahren Wissen und erhaben im
Verhalten, vollendet, Kenner der Welten, unvergleichlicher Meister bezähmbarer
Menschen, Lehrer himmlischer und menschlicher Wesen, ein Erwachter,
ein Erhabener.‘ Unter jenem Erhabenen bin ich in die Hauslosigkeit gezogen;
jener Erhabene ist mein Lehrer; zum Dhamma jenes Erhabenen bekenne ich
mich.“
„Aber, Bhikkhu, wo hält sich jener Erhabene, Verwirklichte und vollständig
Erleuchtete jetzt auf?“
„Es gibt, Freund, eine Stadt in nördlichen Land, namens Sàvatthã. Der Erhabene,
Verwirklichte und vollständig Erleuchtete hält sich jetzt dort auf.“
„Aber, Bhikkhu, hast du jenen Erhabenen jemals gesehen? Würdest du ihn
erkennen, wenn du ihn sähest?“
„Nein, Freund, ich habe jenen Erhabenen nie gesehen, und ich würde ihn nicht
erkennen, wenn ich ihn sähe.“

6. Da dachte der Erhabene: „Dieser Mann aus guter Familie ist unter mir in
vom Leben zu Hause in die Hauslosigkeit fortgezogen. Angenommen, ich lehrte
ihn das Dhamma.“ Also richtete sich der Erhabene folgendermaßen an den ehrwürdigen
Pukkusàti: „Bhikkhu, ich werde dich das Dhamma lehren. Höre zu
und verfolge aufmerksam, was ich sagen werde.“ – „Ja, Freund“, erwiderte der
ehrwürdige Pukkusàti. Der Erhabene sagte dieses:

7. „Bhikkhu, dieser Mensch2) besteht aus sechs Elementen, sechs Grundlagen
für Kontakt, und achtzehn Arten des geistigen Untersuchens, und er hat vier Grundlagen.
Die Fluten der Vorstellung spülen über einen, der auf diesen Grundlagen
steht, nicht mehr hinweg, und wenn die Fluten der Vorstellung nicht mehr über
ihn hinwegspülen, dann wird er ein Weiser im Frieden genannt. Man sollte Weisheit
nicht vernachlässigen, man sollte die Wahrheit aufrecht erhalten, man sollte
Verzicht pflegen, und man sollte für den Frieden üben. Dies ist die Zusammenfassung
der Darlegung der sechs Elemente.“

8. „,Bhikkhu, dieser Mensch besteht aus sechs Elementen.‘ So wurde gesagt.
Und in Bezug worauf wurde dies gesagt? Da gibt es das Erdelement, das Wasserelement,
das Feuerelement, das Windelement, das Raumelement und das
Bewußtseinselement. Also geschah es in Bezug auf dieses, daß gesagt wurde:
,Bhikkhu, dieser Mensch besteht aus sechs Elementen.‘“

9. „,Bhikkhu, dieser Mensch besteht aus sechs Grundlagen für Kontakt.‘ So
wurde gesagt. Und in Bezug worauf wurde dies gesagt? Da gibt es die Grundlage
des Sehkontakts, die Grundlage des Hörkontakts, die Grundlage des Riechkontakts,
die Grundlage des Schmeckkontakts, die Grundlage des Berührungskontakts
und die Grundlage des Geistkontakts. Also geschah es in Bezug auf
dieses, daß gesagt wurde: ,Bhikkhu, dieser Mensch besteht aus sechs Grundlagen
für Kontakt.‘“

10. „,Bhikkhu, dieser Mensch besteht aus achtzehn Arten des geistigen Untersuchens.‘
So wurde gesagt. Und in Bezug worauf wurde dies gesagt? Wenn man
mit dem Auge eine Form sieht, untersucht man eine Form, wobei man Freude
hervorbringt, man untersucht eine Form, wobei man Trauer hervorbringt, man
untersucht eine Form, wobei man Gleichmut hervorbringt. Wenn man mit dem
Ohr einen Klang hört, untersucht man einen Klang, wobei man Freude hervorbringt,
man untersucht einen Klang, wobei man Trauer hervorbringt, man untersucht
einen Klang, wobei man Gleichmut hervorbringt. Wenn man mit der Nase
einen Geruch riecht, untersucht man einen Geruch, wobei man Freude hervor-
bringt, man untersucht einen Geruch, wobei man Trauer hervorbringt, man untersucht
einen Geruch, wobei man Gleichmut hervorbringt. Wenn man mit der
Zunge einen Geschmack schmeckt, untersucht man einen Geschmack, wobei
man Freude hervorbringt, man untersucht einen Geschmack, wobei man Trauer
hervorbringt, man untersucht einen Geschmack, wobei man Gleichmut hervorbringt.
Wenn man mit dem Körper ein Berührungsobjekt fühlt, untersucht man
ein Berührungsobjekt, wobei man Freude hervorbringt, man untersucht ein
Berührungsobjekt, wobei man Trauer hervorbringt, man untersucht ein
Berührungsobjekt, wobei man Gleichmut hervorbringt. Wenn man mit dem Geist
ein Geistesobjekt erfährt, untersucht man ein Geistesobjekt, wobei man Freude
hervorbringt, man untersucht ein Geistesobjekt, wobei man Trauer hervorbringt,
man untersucht ein Geistesobjekt, wobei man Gleichmut hervorbringt. Somit
gibt es sechs Arten des Untersuchens mit Freude, sechs Arten des Untersuchens
mit Trauer, und sechs Arten des Untersuchens mit Gleichmut. Also geschah es in
Bezug auf dieses, daß gesagt wurde: ,Bhikkhu, dieser Mensch besteht aus achtzehn
Arten des geistigen Untersuchens.‘“

11. „,Bhikkhu, dieser Mensch hat vier Grundlagen.‘ So wurde gesagt. Und in
Bezug worauf wurde dies gesagt? Da gibt es die Grundlage der Weisheit, die
Grundlage der Wahrheit, die Grundlage des Verzichts und die Grundlage des
Friedens. Also geschah es in Bezug auf dieses, daß gesagt wurde: ,Bhikkhu, dieser
Mensch hat vier Grundlagen.‘“

12. „,Man sollte Weisheit nicht vernachlässigen, man sollte die Wahrheit aufrecht
erhalten, man sollte Verzicht pflegen, und man sollte für den Frieden üben.‘
So wurde gesagt. Und in Bezug worauf wurde dies gesagt?“

13. „Wie, Bhikkhu, vernachlässigt man Weisheit nicht? Es gibt diese sechs
Elemente: das Erdelement, das Wasserelement, das Feuerelement, das Windelement,
das Raumelement und das Bewußtseinselement.“

14. „Bhikkhu, was ist das Erdelement? Das Erdelement kann entweder innerlich
oder äußerlich sein. Was ist das innere Erdelement? Was immer an inneren,
zu einem selbst gehörenden Dingen, fest, verfestigt und Objekt der Anhaftung
ist, also Kopfhaar, Körperhaar, Nägel, Zähne, Haut, Muskelfleisch, Sehnen, Knochen,
Knochenmark, Nieren, Herz, Leber, Zwerchfell, Milz, Lunge, Dickdarm,
Dünndarm, Magen, Kot oder was sonst noch an inneren, zu einem selbst gehörenden
Dingen, fest, verfestigt und Objekt der Anhaftung ist: dies nennt man das
innere Erdelement. Sowohl das innere Erdelement, als auch das äußere Erdelement
sind einfach nur Erdelement. Und das sollte mit angemessener Weisheit der Wirklichkeit
entsprechend gesehen werden: ,Dies ist nicht mein, dies bin ich nicht,
dies ist nicht mein Selbst.‘ Wenn man es mit angemessener Weisheit der Wirklichkeit
entsprechend so sieht, wird man gegenüber dem Erdelement ernüchtert
und macht den Geist begierdelos in Bezug auf das Erdelement.“

15. „Bhikkhu, was ist das Wasserelement? Das Wasserelement kann entweder
innerlich oder äußerlich sein. Was ist das innere Wasserelement? Was immer an
inneren, zu einem selbst gehörenden Dingen, Wasser, wäßrig und Objekt der
Anhaftung ist, also Galle, Schleim, Eiter, Blut, Schweiß, Fett, Tränen, Talg, Speichel,
Rotz, Gelenkschmiere, Urin oder was sonst noch an inneren, zu einem selbst
gehörenden Dingen, Wasser, wäßrig und Objekt der Anhaftung ist: dies nennt
man das innere Wasserelement. Sowohl das innere Wasserelement, als auch das
äußere Wasserelement sind einfach nur Wasserelement. Und das sollte mit angemessener
Weisheit der Wirklichkeit entsprechend gesehen werden: ,Dies ist nicht
mein, dies bin ich nicht, dies ist nicht mein Selbst.‘ Wenn man es mit angemessener
Weisheit der Wirklichkeit entsprechend so sieht, wird man gegenüber dem
Wasserelement ernüchtert und macht den Geist begierdelos in Bezug auf das
Wasserelement.“

16. „Bhikkhu, was ist das Feuerelement? Das Feuerelement kann entweder
innerlich oder äußerlich sein. Was ist das innere Feuerelement? Was immer an
inneren, zu einem selbst gehörenden Dingen, Feuer, feurig und Objekt der Anhaftung
ist, also das, wodurch man gewärmt wird, altert und verzehrt wird, und
das, wodurch das, was gegessen, getrunken, verzehrt und geschmeckt worden
ist, vollständig verdaut wird, oder was sonst noch an inneren, zu einem selbst
gehörenden Dingen, Feuer, feurig und Objekt der Anhaftung ist: dies nennt man
das innere Feuerelement. Sowohl das innere Feuerelement, als auch das äußere
Feuerelement sind einfach nur Feuerelement. Und das sollte mit angemessener
Weisheit der Wirklichkeit entsprechend gesehen werden: ,Dies ist nicht mein,
dies bin ich nicht, dies ist nicht mein Selbst.‘ Wenn man es mit angemessener
Weisheit der Wirklichkeit entsprechend so sieht, wird man gegenüber dem Feuerelement
ernüchtert und macht den Geist begierdelos in Bezug auf das Feuerelement.“

17. „Bhikkhu, was ist das Windelement? Das Windelement kann entweder
innerlich oder äußerlich sein. Was ist das innere Windelement? Was immer an
inneren, zu einem selbst gehörenden Dingen, Wind, windartig und Objekt der
Anhaftung ist, also aufsteigende Winde, absteigende Winde, Winde im Bauch,
Winde in den Därmen, Winde, die durch die Glieder verlaufen, Einatmung und
Ausatmung, oder was sonst noch an inneren, zu einem selbst gehörenden Dingen,
Wind, windartig und Objekt der Anhaftung ist: dies nennt man das innere
Windelement. Sowohl das innere Windelement, als auch das äußere Windelement
sind einfach nur Windelement. Und das sollte mit angemessener Weisheit der
Wirklichkeit entsprechend gesehen werden: ,Dies ist nicht mein, dies bin ich
nicht, dies ist nicht mein Selbst.‘ Wenn man es mit angemessener Weisheit der
Wirklichkeit entsprechend so sieht, wird man gegenüber dem Windelement ernüchtert
und macht den Geist begierdelos in Bezug auf das Windelement.“

18. „Bhikkhu, was ist das Raumelement? Das Raumelement kann entweder
innerlich oder äußerlich sein. Was ist das innere Raumelement? Was immer an
inneren, zu einem selbst gehörenden Dingen, Raum, raumhaft und Objekt der
Anhaftung ist, also die Ohrlöcher, die Nasenlöcher, die Mundöffnung und die
Öffnung, mit der das, was gegessen, getrunken, verzehrt und geschmeckt worden
ist, heruntergeschluckt wird, und die, in der es sich ansammelt, und die,
durch die es unten ausgeschieden wird, oder was sonst noch an inneren, zu einem
selbst gehörenden Dingen, Raum, raumhaft und Objekt der Anhaftung ist:
dies nennt man das innere Raumelement. Sowohl das innere Raumelement, als
auch das äußere Raumelement sind einfach nur Raumelement. Und das sollte
mit angemessener Weisheit der Wirklichkeit entsprechend gesehen werden: ,Dies
ist nicht mein, dies bin ich nicht, dies ist nicht mein Selbst.‘ Wenn man es mit
angemessener Weisheit der Wirklichkeit entsprechend so sieht, wird man gegenüber
dem Raumelement ernüchtert und macht den Geist begierdelos in Bezug
auf das Raumelement.“

19. „Dann bleibt nur noch Bewußtsein übrig, geläutert und strahlend3). Was
erfährt man mit jenem Bewußtsein? Man erfährt, ,(Dies ist) angenehm‘; man
erfährt, ,(Dies ist) schmerzhaft‘; man erfährt, ,(Dies ist) weder-schmerzhaft-noch
angenehm.‘ In Abhängigkeit von einem Kontakt, der als angenehm gefühlt werden
muß, entsteht angenehmes Gefühl. Wenn man ein angenehmes Gefühl fühlt,
versteht man: ,Ich fühle ein angenehmes Gefühl.‘ Beim Aufhören eben jenes
Kontakts, der als angenehm gefühlt werden muß, versteht man: ,Das angenehme
Gefühl, das in Abhängigkeit von jenem Kontakt, der als angenehm gefühlt werden
muß, entstanden war, das ihm entsprechende Gefühl – es hat nachgelassen
und aufgehört.‘ In Abhängigkeit von einem Kontakt, der als schmerzhaft gefühlt
werden muß, entsteht schmerzhaftes Gefühl. Wenn man ein schmerzhaftes Gefühl
fühlt, versteht man: ,Ich fühle ein schmerzhaftes Gefühl.‘ Beim Aufhören
eben jenes Kontakts, der als schmerzhaft gefühlt werden muß, versteht man:
,Das schmerzhafte Gefühl, das in Abhängigkeit von jenem Kontakt, der als
schmerzhaft gefühlt werden muß, entstanden war, das ihm entsprechende Gefühl
– es hat nachgelassen und aufgehört.‘ In Abhängigkeit von einem Kontakt,
der als weder-schmerzhaft-noch-angenehm gefühlt werden muß, entsteht
weder-schmerzhaftes-noch-angenehmes Gefühl. Wenn man ein weder-schmerzhaftes-
noch-angenehmes Gefühl fühlt, versteht man: ,Ich fühle ein wederschmerzhaftes-
noch-angenehmes Gefühl.‘ Beim Aufhören eben jenes Kontakts,
der als weder-schmerzhaft-noch-angenehm gefühlt werden muß, versteht man:
,Das weder-schmerzhafte-noch-angenehme Gefühl, das in Abhängigkeit von jenem
Kontakt, der als weder-schmerzhaft-noch-angenehm gefühlt werden muß,
entstanden war, das ihm entsprechende Gefühl – es hat nachgelassen und aufgehört.‘“
„Bhikkhu, so wie vom Kontakt und der Reibung von zwei Reibehölzern Hitze
erzeugt und Feuer hervorgebracht wird, und beim Trennen und Auseinandernehmen
jener zwei Reibehölzer, die dem entsprechende Hitze nachläßt und aufhört;
genauso entsteht auch in Abhängigkeit von einem Kontakt, der als angenehm
gefühlt werden muß, ein angenehmes Gefühl. Wenn man ein angenehmes Gefühl
fühlt, versteht man: ,Ich fühle ein angenehmes Gefühl.‘ Beim Aufhören eben
jenes Kontakts, der als angenehm gefühlt werden muß, versteht man: ,Das angenehme
Gefühl, das in Abhängigkeit von jenem Kontakt, der als angenehm gefühlt
werden muß, entstanden war, das ihm entsprechende Gefühl – es hat
nachgelassen und aufgehört. In Abhängigkeit von einem Kontakt, der als schmerzhaft
gefühlt werden muß, entsteht schmerzhaftes Gefühl. Wenn man ein schmerzhaftes
Gefühl fühlt, versteht man: ,Ich fühle ein schmerzhaftes Gefühl.‘ Beim
Aufhören eben jenes Kontakts, der als schmerzhaft gefühlt werden muß, versteht
man: ,Das schmerzhafte Gefühl, das in Abhängigkeit von jenem Kontakt,
der als schmerzhaft gefühlt werden muß, entstanden war, das ihm entsprechende
Gefühl – es hat nachgelassen und aufgehört. In Abhängigkeit von einem Kontakt,
der als weder-schmerzhaft-noch-angenehm gefühlt werden muß, entsteht
weder-schmerzhaftes-noch-angenehmes Gefühl. Wenn man ein weder-schmerzhaftes-
noch-angenehmes Gefühl fühlt, versteht man: ,Ich fühle ein wederschmerzhaftes-
noch-angenehmes Gefühl.‘ Beim Aufhören eben jenes Kontakts,
der als weder-schmerzhaft-noch-angenehm gefühlt werden muß, versteht man:
,Das weder-schmerzhafte-noch-angenehme Gefühl, das in Abhängigkeit von jenem
Kontakt, der als weder-schmerzhaft-noch-angenehm gefühlt werden muß,
entstanden war, das ihm entsprechende Gefühl – es hat nachgelassen und aufgehört.“

20. „Dann bleibt nur noch Gleichmut übrig, geläutert und strahlend, geschmeidig,
schmiedbar und leuchtend4). Angenommen, Bhikkhu, ein geschickter Goldschmied
oder sein Gehilfe würden einen Schmelzofen vorbereiten, den
Schmelztiegel aufheizen, etwas Gold mit Zangen nehmen, und es in den Schmelztiegel
stecken. Von Zeit zu Zeit würde er daraufblasen, von Zeit zu Zeit würde er
Wasser darübersprenkeln, und von Zeit zu Zeit würde er einfach nur zuschauen.
Jenes Gold würde fein werden, gut verfeinert, völlig verfeinert, fehlerlos, frei
von Schlacke, geschmeidig, schmiedbar und leuchtend. Was für eine Art von
Schmuck er auch immer daraus anfertigen wollte, entweder eine goldene Kette
oder Ohrringe oder eine Halskette oder eine goldene Girlande, es würde seinen
Zweck erfüllen. Genauso, Bhikkhu, bleibt dann nur noch Gleichmut übrig, geläutert
und strahlend, geschmeidig, schmiedbar und leuchtend.“

21. „Er versteht: ,Wenn ich diesen Gleichmut, der so geläutert und strahlend
ist, auf das Gebiet der Raumunendlichkeit ausrichten würde, und meinen Geist
dementsprechend entfalten würde, dann würde dieser mein Gleichmut, von jenem
Gebiet getragen, daran anhaftend, sehr lange Zeit anhalten5). Wenn ich diesen
Gleichmut, der so geläutert und strahlend ist, auf das Gebiet der
Bewußtseinsunendlichkeit ausrichten würde, und meinen Geist dementsprechend
entfalten würde, dann würde dieser mein Gleichmut, von jenem Gebiet getragen,
daran anhaftend, sehr lange Zeit anhalten. Wenn ich diesen Gleichmut, der so
geläutert und strahlend ist, auf das Gebiet der Nichtsheit ausrichten würde, und
meinen Geist dementsprechend entfalten würde, dann würde dieser mein Gleichmut,
von jenem Gebiet getragen, daran anhaftend, sehr lange Zeit anhalten. Wenn
ich diesen Gleichmut, der so geläutert und strahlend ist, auf das Gebiet von Weder-
Wahrnehmung-noch-Nichtwahrnehmung ausrichten würde, und meinen Geist
dementsprechend entfalten würde, dann würde dieser mein Gleichmut, von jenem
Gebiet getragen, daran anhaftend, sehr lange Zeit anhalten.‘“

22. „Er versteht: ,Wenn ich diesen Gleichmut, der so geläutert und strahlend
ist, auf das Gebiet der Raumunendlichkeit ausrichten würde, und meinen Geist
dementsprechend entfalten würde, dann wäre dies gestaltet. Wenn ich diesen
Gleichmut, der so geläutert und strahlend ist, auf das Gebiet der Bewußtseinsunendlichkeit
ausrichten würde, und meinen Geist dementsprechend entfalten
würde, dann wäre dies gestaltet. Wenn ich diesen Gleichmut, der so geläutert und
strahlend ist, auf das Gebiet der Nichtsheit ausrichten würde, und meinen Geist
dementsprechend entfalten würde, dann wäre dies gestaltet. Wenn ich diesen
Gleichmut, der so geläutert und strahlend ist, auf das Gebiet von Weder-Wahrnehmung-
noch-Nichtwahrnehmung ausrichten würde, und meinen Geist dementsprechend
entfalten würde, dann wäre dies gestaltet.‘ Er formt keinerlei Bedingung
und erzeugt keinerlei Willensregung in Richtung Werden oder Nicht-Werden. Weil
er keinerlei Bedingung formt und keinerlei Willensregung in Richtung Werden
oder Nicht-Werden erzeugt, haftet er an nichts in der Welt an. Wenn er nicht anhaftet,
ist er nicht aufgeregt. Wenn er nicht aufgeregt ist, erlangt er persönlich
Nibbàna. Er versteht: ,Geburt ist zu Ende gebracht, das heilige Leben ist gelebt,
es ist getan, was getan werden mußte, darüber hinaus gibt es nichts mehr.‘“

23. „Wenn er ein angenehmes Gefühl fühlt, versteht er: ,Es ist vergänglich, es
gibt kein Festhalten daran; darin ist nichts Ergötzliches zu finden.‘ Wenn er ein
schmerzhaftes Gefühl fühlt, versteht er: ,Es ist vergänglich, es gibt kein Festhalten
daran; darin ist nichts Ergötzliches zu finden.‘ Wenn er ein weder-schmerzhaftes-
noch-angenehmes Gefühl fühlt, versteht er: ,Es ist vergänglich, es gibt
kein Festhalten daran; darin ist nichts Ergötzliches zu finden.‘“

24. „Wenn er ein angenehmes Gefühl fühlt, fühlt er es als Losgelöster; wenn
er ein schmerzhaftes Gefühl fühlt, fühlt er es als Losgelöster; wenn er ein wederschmerzhaftes-
noch-angenehmes Gefühl fühlt, fühlt er es als Losgelöster. Wenn
er ein Gefühl fühlt, das zusammen mit dem Körper aufhört, versteht er: ,Ich
empfinde ein Gefühl, das zusammen mit dem Körper aufhört.‘ Wenn er ein Gefühl
fühlt, das zusammen mit dem Leben aufhört, versteht er: ,Ich empfinde ein
Gefühl, das zusammen mit dem Leben aufhört.‘ Er versteht: ,Bei der Auflösung
des Körpers, mit dem Ende des Lebens, wird alles, was gefühlt wird, an dem
man sich nicht ergötzt, auf der Stelle kühl werden.‘ Bhikkhu, so wie eine Öllampe
in Abhängigkeit von Öl und einem Docht brennt und erloschen ist, falls sie
keinen weiteren Brennstoff bekommt, sobald das Öl und der Docht verbraucht
sind; genauso, wenn er ein Gefühl fühlt, das zusammen mit dem Körper aufhört,
versteht er: ,Ich empfinde ein Gefühl, das zusammen mit dem Körper aufhört.‘
Wenn er ein Gefühl fühlt, das zusammen mit dem Leben aufhört, versteht er: ,Ich
empfinde ein Gefühl, das zusammen mit dem Leben aufhört.‘ Er versteht: ,Bei
der Auflösung des Körpers, mit dem Ende des Lebens, wird alles, was gefühlt
wird, an dem man sich nicht ergötzt, auf der Stelle kühl werden.‘“

25. „Daher, ein Bhikkhu, der diese Weisheit besitzt, besitzt die höchste Grundlage
der Weisheit. Denn dies, Bhikkhu, ist die höchste edle Weisheit, nämlich
das Wissen von der Vernichtung von allem Dukkha.“
26. „Seine Befreiung, die auf der Wahrheit gegründet ist, ist unerschütterlich.
Denn jenes ist unecht, Bhikkhu, was eine trügerische Natur hat, und jenes ist echt,
was eine untrügerische Natur hat – Nibbàna. Daher, ein Bhikkhu, der diese Wahrheit
besitzt, besitzt die höchste Grundlage der Wahrheit. Denn dies, Bhikkhu, ist
die höchste edle Wahrheit, nämlich Nibbàna, das eine untrügerische Natur hat.“

27. „Früher, als er unwissend war, erwarb und entwickelte er Vereinnahmungen;
jetzt sind jene von ihm überwunden worden, an der Wurzel abgeschnitten
worden, einem Palmstumpf gleichgemacht worden, beseitigt worden, so daß sie
künftigem Entstehen nicht mehr unterworfen sind. Daher, ein Bhikkhu, der diesen
Verzicht besitzt, besitzt die höchste Grundlage des Verzichts. Denn dies,
Bhikkhu, ist der höchste edle Verzicht, nämlich das Loslassen aller Vereinnahmungen.“

28. „Früher, als er unwissend war, erlebte er Habgier, Gier und Begierde; jetzt
ist jenes von ihm überwunden worden, an der Wurzel abgeschnitten worden,
einem Palmstumpf gleichgemacht worden, beseitigt worden, so daß es künftigem
Entstehen nicht mehr unterworfen ist. Früher, als er unwissend war, erlebte
er Zorn, Übelwollen und Haß; jetzt ist jenes von ihm überwunden worden, an der
Wurzel abgeschnitten worden, einem Palmstumpf gleichgemacht worden, beseitigt
worden, so daß es künftigem Entstehen nicht mehr unterworfen ist. Früher,
als er unwissend war, erlebte Unwissenheit und Verblendung; jetzt ist jenes von
ihm aufgegeben worden, an der Wurzel abgeschnitten worden, einem Palmstumpf
gleichgemacht worden, beseitigt worden, so daß es künftigem Entstehen nicht
mehr unterworfen ist. Daher, ein Bhikkhu, der diesen Frieden besitzt, besitzt die
höchste Grundlage des Friedens. Denn dies, Bhikkhu, ist der höchste edle Frieden,
nämlich die Befriedung von Begierde, Haß und Verblendung.“

29. „Also geschah es in Bezug auf dieses, daß gesagt wurde: ,Man sollte Weisheit
nicht vernachlässigen, man sollte die Wahrheit aufrecht erhalten, man sollte
Verzicht pflegen, und man sollte für den Frieden üben.‘“

30. „,Die Fluten der Vorstellung spülen über einen, der auf diesen Grundlagen
steht, nicht mehr hinweg, und wenn die Fluten der Vorstellung nicht mehr über
ihn hinwegspülen, dann wird er ein Weiser im Frieden genannt.‘ So wurde gesagt.
Und in Bezug worauf wurde dies gesagt?“

31. „Bhikkhu, ,Ich bin‘ ist eine Vorstellung; ,Ich bin dies‘ ist eine Vorstellung;
,Ich werde sein‘ ist eine Vorstellung; ,Ich werde nicht sein‘ ist eine Vorstellung;
,Ich werde Form besitzen‘ ist eine Vorstellung; ,Ich werde formlos sein‘ ist eine
Vorstellung; ,Ich werde wahrnehmend sein‘ ist eine Vorstellung; ,Ich werde nichtwahrnehmend
sein‘ ist eine Vorstellung; ,Ich werde weder-wahrnehmend-nochnicht-
wahrnehmend sein‘ ist eine Vorstellung. Vorstellung ist eine Krankheit,
Vorstellung ist ein Geschwür, Vorstellung ist ein Stachel. Indem man alle Vorstellung
überschreitet, Bhikkhu, wird man ein Weiser im Frieden genannt6). Und
der Weise im Frieden ist nicht geboren7), er altert nicht, stirbt nicht; er wird nicht
erschüttert und hat keine Sehnsucht. Denn da ist nichts in ihm gegenwärtig, wodurch
er geboren werden könnte. Nicht geboren, wie könnte er da altern? Nicht
alternd, wie könnte er da sterben? Nicht sterbend, wie könnte er da erschüttert
werden? Nicht erschüttert, wie könnte er da Sehnsucht haben?“

32. „Also geschah es in Bezug auf dieses, daß gesagt wurde: ,Die Fluten der
Vorstellung spülen über einen, der auf diesen Grundlagen steht, nicht mehr hinweg,
und wenn die Fluten der Vorstellung nicht mehr über ihn hinwegspülen,
dann wird er ein Weiser im Frieden genannt.‘ Bhikkhu, behalte diese kurze Darlegung
der sechs Elemente im Gedächtnis.“

33. „Daraufhin dachte der Ehrwürdige Pukkusàti: „Der Lehrer ist wahrhaftig
zu mir gekommen! Der Vollendete ist zu mir gekommen! Der vollständig Erleuchtete
ist zu mir gekommen!“ Dann erhob er sich von seinem Sitz, rückte
seine obere Robe auf einer Schulter zurecht, und während er sich mit dem Kopf
zu Füßen des Erhabenen niederwarf, sagte er: „Ehrwürdiger Herr, ich habe einen
Verstoß begangen; wie ein Narr, verwirrt und blind, habe ich mich angemaßt,
den Erhabenen mit ,Freund‘ anzureden. Ehrwürdiger Herr, der Erhabene möge
mir meinen Verstoß vergeben, um künftiger Zurückhaltung willen.“
„Gewiß, Bhikkhu, du hast einen Verstoß begangen; wie ein Narr, verwirrt und
blind, hast du dich angemaßt, mich mit ,Freund‘ anzureden. Aber da du deinen
Verstoß einsiehst und dem Dhamma gemäß Wiedergutmachung übst, vergeben
wir dir. Denn es bedeutet Wachstum in der Lehre des Edlen, wenn man seinen
Verstoß einsieht, dem Dhamma gemäß Wiedergutmachung übt, und künftige
Zurückhaltung auf sich nimmt.“

34. „Ehrwürdiger Herr, ich möchte gerne die Ordination unter dem Erhabenen
erhalten.“
„Aber sind deine Schale und Roben vollständig, Bhikkhu?“
„Ehrwürdiger Herr, meine Schale und Roben sind nicht vollständig.“
„Bhikkhu, Tathàgatas geben niemandem die Ordination, dessen Schale und
Roben nicht vollständig sind.“

35. Dann erhob sich der ehrwürdige Pukkusàti von seinem Sitz, entzückt und
erfreut über die Worte des Erhabenen, und nachdem er dem Erhabenen gehuldigt
hatte, nahm er Abschied, wobei er ihm die rechte Seite zuwandte, um nach einer
Schale und Roben zu suchen. Dann, während der ehrwürdige Pukkusàti auf der
Suche nach einer Schale und Roben war, tötete ihn eine herumstreunende Kuh.

36. Da ging eine Anzahl von Bhikkhus zum Erhabenen, und nachdem sie ihm
gehuldigt hatten, setzten sie sich seitlich nieder und sagten zu ihm: „Ehrwürdiger
Herr, der Mann aus guter Familie Pukkusàti, dem eine kurze Unterweisung durch
den Erhabenen zuteil wurde, ist gestorben. Was ist sein Bestimmungsort? Was
ist sein künftiger Weg?“
„Ihr Bhikkhus, der Mann aus guter Familie Pukkusàti war weise. Er übte in
Übereinstimmung mit dem Dhamma und hat mir in den Fragen des Dhamma
keine Schwierigkeiten bereitet. Mit der Vernichtung der fünf niedrigeren Fesseln,
ist der Mann aus guter Familie Pukkusàti spontan (in den Reinen Bereichen)
wiedererschienen und wird dort Nibbàna erlangen, ohne jemals von jener
Welt zurückzukehren.“
Das ist es, was der Erhabene sagte. Die Bhikkhus waren zufrieden und entzückt
über die Worte des Erhabenen.

Anmerkungen:
1) Laut MA war Pukkusàti der mit König Bimbisàra von Magadha befreundete König
von Takkasïla gewesen. Er hatte durch seinen Freund vom Buddhadhamma erfahren
und war derart von Vertrauen erfüllt, daß er ohne formale Ordination in
die Hauslosigkeit gezogen und nun unterwegs zum Buddha war. Der Buddha
hatte Pukkusàtis Veranlagung zu überweltlicher Erkenntnis gesehen und das Inkognito-
Zusammentreffen mit ihm arrangiert.
2) Purisa ist das Pàliwort für „Mann“ oder allgemein „Mensch“; es wird nicht im
Zusammenhang mit dem Persönlichkeitsglauben verwendet, sondern beschreibt
die Individualität, die auch ein Erleuchteter hat.
3) Bewußtsein wird auf besondere Weise abgehandelt; das Bewußtsein ist in seiner
Essenz negativ, sein Inhalt sind die vorgenannten fünf Elemente. Da das beobachtende
Bewußtsein immer eine Generalitätsebene über dem Beobachteten steht,
ist mit ihm besonders zäh die Vorstellung von Beständigkeit verbunden. Der
Buddha stellt die bedingte Entstehung von Bewußtsein anhand (vergänglichen)
Gefühls dar, um die Vorstellung eines unabhängig existierenden, beständigen
Bewußtseins zu durchbrechen.
4) MA erklärt, Pukkusàti habe bereits die vierte Vertiefung beherrscht und Anhaftung
an den dort vorhandenen Gleichmut gehabt.
5) Sehr lange sogar; die Lebensspannen der formlosen Daseinsbereiche, die den
formlosen Vertiefungen entsprechen, sollen zwischen 20.000 und 84.000 Äonen
liegen.
6) Dieses Thema wird ausführlich in M1 behandelt.
7) Ein deutlicher Hinweis darauf, daß sich die letztendliche Erkenntnis des Arahants
„Geburt ist zu Ende gebracht“ nicht auf das Fehlen einer künftigen Wiedergeburt
bezieht.