MN146 – Rat von Nandaka

Majjhima Nikàya 146

Rat von Nandaka
(Nandakovàda Sutta)

1. So habe ich gehört. Einmal hielt sich der Erhabene bei Sàvatthã im Jeta Hain,
dem Park des Anàthapindika auf.

2. Da ging Mahàpajàpatã Gotamã zusammen mit fünfhundert Bhikkhunãs zum
Erhabenen. Nachdem sie dem Erhabenen gehuldigt hatte, stand sie zur Seite und
sagte zu ihm: „Ehrwürdiger Herr, der Erhabene gebe den Bhikkhunãs Ratschläge,
der Erhabene leite die Bhikkhunãs an, der Erhabene halte den Bhikkhunãs
einen Vortrag über das Dhamma.“

3. Bei jener Gelegenheit gaben die ordensälteren Bhikkhus abwechselnd den
Bhikkhunãs Ratschläge, aber der ehrwürdige Nandaka wollte ihnen keine Ratschläge
geben, als er an der Reihe war. Da richtete sich der Erhabene an den
ehrwürdigen ânanda: „ânanda, wer ist heute an der Reihe, den Bhikkhunãs Ratschläge
zu geben?“
„Ehrwürdiger Herr, der ehrwürdige Nandaka ist an der Reihe, den Bhikkhunãs
Ratschläge zu geben, aber er will ihnen keine Ratschläge geben, obwohl er an
der Reihe ist.“

4. Da richtete sich der Erhabene an den ehrwürdigen Nandaka: „Gib den
Bhikkhunãs Ratschläge, Nandaka. Leite die Bhikkhunãs an, Nandaka. Halte den
Bhikkhunãs einen Vortrag über das Dhamma, Brahmane.“
„Ja, ehrwürdiger Herr“, erwiderte der ehrwürdige Nandaka. Dann, als es
Morgen war, kleidete sich der ehrwürdige Nandaka an, nahm seine Schale und
äußere Robe und ging um Almosen nach Sàvatthã hinein. Als er um Almosen in
Sàvatthã umhergegangen war und nach seinem Mahl von seiner Almosenrunde
zurückgekehrt war, ging er zusammen mit einem Gefährten zum Ràjaka Park.
Die Bhikkhunãs sahen den ehrwürdigen Nandaka in der Ferne kommen und sie
bereiteten einen Sitz vor und stellten Wasser für die Füße bereit. Der ehrwürdige
Nandaka setzte sich auf dem vorbereiteten Sitz nieder und wusch sich die
Füße. Die Bhikkhunãs huldigten ihm und setzten sich seitlich nieder. Nachdem
die Bhikkhunãs Platz genommen hatten, sagte der ehrwürdige Nandaka zu ihnen:

5. „Schwestern, dieser Vortrag wird in Form von Fragen stattfinden. Wenn ihr
versteht, solltet ihr sagen: ,Wir verstehen‘; wenn ihr nicht versteht, solltet ihr
sagen: ,Wir verstehen nicht‘; wenn ihr im Zweifel oder im Unklaren seid, solltet
ihr mich fragen: ,Wie ist dies, ehrwürdiger Herr? Was bedeutet dies?‘“
„Ehrwürdiger Herr, wir sind zufrieden und erfreut, daß Herr Nandaka uns auf
diese Weise auffordert.“

6. „Schwestern, was meint ihr? Ist das Auge unvergänglich oder vergänglich?“
– „Vergänglich, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich ist, Leid oder
Glück?“ – „Leid, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich, leidvoll und
der Veränderung unterworfen ist, geeignet, so betrachtet zu werden: ,Dies ist
mein, dies bin ich, dies ist mein Selbst‘?“ – „Nein, ehrwürdiger Herr.“
„Schwestern, was meint ihr? Ist das Ohr unvergänglich oder vergänglich?“ –
„Vergänglich, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich ist, Leid oder
Glück?“ – „Leid, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich, leidvoll und
der Veränderung unterworfen ist, geeignet, so betrachtet zu werden: ,Dies ist
mein, dies bin ich, dies ist mein Selbst‘?“ – „Nein, ehrwürdiger Herr.“
„Schwestern, was meint ihr? Ist die Nase unvergänglich oder vergänglich?“ –
„Vergänglich, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich ist, Leid oder
Glück?“ – „Leid, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich, leidvoll und
der Veränderung unterworfen ist, geeignet, so betrachtet zu werden: ,Dies ist
mein, dies bin ich, dies ist mein Selbst‘?“ – „Nein, ehrwürdiger Herr.“
„Schwestern, was meint ihr? Ist die Zunge unvergänglich oder vergänglich?“
– „Vergänglich, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich ist, Leid oder
Glück?“ – „Leid, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich, leidvoll und
der Veränderung unterworfen ist, geeignet, so betrachtet zu werden: ,Dies ist
mein, dies bin ich, dies ist mein Selbst‘?“ – „Nein, ehrwürdiger Herr.“
„Schwestern, was meint ihr? Ist der Körper unvergänglich oder vergänglich?“
– „Vergänglich, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich ist, Leid oder
Glück?“ – „Leid, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich, leidvoll und
der Veränderung unterworfen ist, geeignet, so betrachtet zu werden: ,Dies ist
mein, dies bin ich, dies ist mein Selbst‘?“ – „Nein, ehrwürdiger Herr.“
„Schwestern, was meint ihr? Ist der Geist unvergänglich oder vergänglich?“ –
„Vergänglich, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich ist, Leid oder
Glück?“ – „Leid, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich, leidvoll und
der Veränderung unterworfen ist, geeignet, so betrachtet zu werden: ,Dies ist
mein, dies bin ich, dies ist mein Selbst‘?“ – „Nein, ehrwürdiger Herr. Warum ist
das so? Weil, ehrwürdiger Herr, wir dies bereits mit angemessener Weisheit der
Wirklichkeit entsprechend klar gesehen haben: ,Diese sechs inneren Sinnesgrundlagen
sind vergänglich.‘“
„Gut, gut, Schwestern. Genauso verhält es sich mit einem edlen Schüler, der
dies mit angemessener Weisheit der Wirklichkeit entsprechend sieht1).“

7. „Schwestern, was meint ihr? Sind Formen unvergänglich oder vergänglich?“
– „Vergänglich, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich ist, Leid
oder Glück?“ – „Leid, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich, leidvoll
und der Veränderung unterworfen ist, geeignet, so betrachtet zu werden: ,Dies ist
mein, dies bin ich, dies ist mein Selbst‘?“ – „Nein, ehrwürdiger Herr.“
„Schwestern, was meint ihr? Sind Klänge unvergänglich oder vergänglich?“
– „Vergänglich, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich ist, Leid oder
Glück?“ – „Leid, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich, leidvoll und
der Veränderung unterworfen ist, geeignet, so betrachtet zu werden: ,Dies ist
mein, dies bin ich, dies ist mein Selbst‘?“ – „Nein, ehrwürdiger Herr.“
„Schwestern, was meint ihr? Sind Gerüche unvergänglich oder vergänglich?“
– „Vergänglich, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich ist, Leid oder
Glück?“ – „Leid, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich, leidvoll und
der Veränderung unterworfen ist, geeignet, so betrachtet zu werden: ,Dies ist
mein, dies bin ich, dies ist mein Selbst‘?“ – „Nein, ehrwürdiger Herr.“
„Schwestern, was meint ihr? Sind Geschmäcker unvergänglich oder vergänglich?“
– „Vergänglich, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich ist, Leid
oder Glück?“ – „Leid, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich, leidvoll
und der Veränderung unterworfen ist, geeignet, so betrachtet zu werden: ,Dies ist
mein, dies bin ich, dies ist mein Selbst‘?“ – „Nein, ehrwürdiger Herr.“
„Schwestern, was meint ihr? Sind Berührungsobjekte unvergänglich oder vergänglich?“
– „Vergänglich, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich ist,
Leid oder Glück?“ – „Leid, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich, leidvoll
und der Veränderung unterworfen ist, geeignet, so betrachtet zu werden:
,Dies ist mein, dies bin ich, dies ist mein Selbst‘?“ – „Nein, ehrwürdiger Herr.“
„Schwestern, was meint ihr? Sind Geistesobjekte unvergänglich oder vergänglich?“
– „Vergänglich, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich ist, Leid
oder Glück?“ – „Leid, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich, leidvoll
und der Veränderung unterworfen ist, geeignet, so betrachtet zu werden: ,Dies ist
mein, dies bin ich, dies ist mein Selbst‘?“ – „Nein, ehrwürdiger Herr. Warum ist
das so? Weil, ehrwürdiger Herr, wir dies bereits mit angemessener Weisheit der
Wirklichkeit entsprechend klar gesehen haben: ,Diese sechs äußeren Sinnesgrundlagen
sind vergänglich.‘“
„Gut, gut, Schwestern. Genauso verhält es sich mit einem edlen Schüler, der
dies mit angemessener Weisheit der Wirklichkeit entsprechend sieht.“

8. „Schwestern, was meint ihr? Ist Sehbewußtsein unvergänglich oder vergänglich?“
– „Vergänglich, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich ist,
Leid oder Glück?“ – „Leid, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich, leidvoll
und der Veränderung unterworfen ist, geeignet, so betrachtet zu werden:
,Dies ist mein, dies bin ich, dies ist mein Selbst‘?“ – „Nein, ehrwürdiger Herr.“
„Schwestern, was meint ihr? Ist Hörbewußtsein unvergänglich oder vergänglich?“
– „Vergänglich, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich ist, Leid
oder Glück?“ – „Leid, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich, leidvoll
und der Veränderung unterworfen ist, geeignet, so betrachtet zu werden: ,Dies ist
mein, dies bin ich, dies ist mein Selbst‘?“ – „Nein, ehrwürdiger Herr.“
„Schwestern, was meint ihr? Ist Riechbewußtsein unvergänglich oder vergänglich?“
– „Vergänglich, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich ist, Leid
oder Glück?“ – „Leid, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich, leidvoll
und der Veränderung unterworfen ist, geeignet, so betrachtet zu werden: ,Dies ist
mein, dies bin ich, dies ist mein Selbst‘?“ – „Nein, ehrwürdiger Herr.“
„Schwestern, was meint ihr? Ist Schmeckbewußtsein unvergänglich oder ver-
gänglich?“ – „Vergänglich, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich ist,
Leid oder Glück?“ – „Leid, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich, leidvoll
und der Veränderung unterworfen ist, geeignet, so betrachtet zu werden:
,Dies ist mein, dies bin ich, dies ist mein Selbst‘?“ – „Nein, ehrwürdiger Herr.“
„Schwestern, was meint ihr? Ist Berührungsbewußtsein unvergänglich oder
vergänglich?“ – „Vergänglich, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich
ist, Leid oder Glück?“ – „Leid, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich,
leidvoll und der Veränderung unterworfen ist, geeignet, so betrachtet zu werden:
,Dies ist mein, dies bin ich, dies ist mein Selbst‘?“ – „Nein, ehrwürdiger Herr.“
„Schwestern, was meint ihr? Ist Geistbewußtsein unvergänglich oder vergänglich?“
– „Vergänglich, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich ist, Leid
oder Glück?“ – „Leid, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich, leidvoll
und der Veränderung unterworfen ist, geeignet, so betrachtet zu werden: ,Dies ist
mein, dies bin ich, dies ist mein Selbst‘?“ – „Nein, ehrwürdiger Herr. Warum ist
das so? Weil, ehrwürdiger Herr, wir dies bereits mit angemessener Weisheit der
Wirklichkeit entsprechend klar gesehen haben: ,Diese sechs Bewußtseinsklassen
sind vergänglich.‘“
„Gut, gut, Schwestern. Genauso verhält es sich mit einem edlen Schüler, der
dies mit angemessener Weisheit der Wirklichkeit entsprechend sieht.“

9. „Schwestern, angenommen, eine Öllampe brennt: ihr Öl ist vergänglich
und der Veränderung unterworfen, ihr Docht ist vergänglich und der Veränderung
unterworfen, ihre Flamme ist vergänglich und der Veränderung unterworfen,
und ihr Schein ist vergänglich und der Veränderung unterworfen. Würde
nun jemand zu Recht sprechen, der folgendes sagte: ,Während diese Öllampe
brennt, sind ihr Öl, ihr Docht und ihre Flamme vergänglich und der Veränderung
unterworfen, aber ihr Schein ist unvergänglich, immerwährend, ewig, der Veränderung
nicht unterworfen‘?“
„Nein, ehrwürdiger Herr. Warum ist das so? Weil, ehrwürdiger Herr, während
diese Öllampe brennt, ihr Öl, ihr Docht und ihre Flamme vergänglich und der
Veränderung unterworfen sind, also muß ihr Schein vergänglich und der Veränderung
unterworfen sein.“
„Ebenso, Schwestern, würde jemand zu Recht sprechen, der folgendes sagte:
,Diese sechs inneren Sinnesgrundlagen sind vergänglich und der Veränderung
unterworfen, aber das Angenehme, Schmerzhafte oder Weder-Schmerzhafte-noch-
Angenehme, das man in Abhängigkeit von den sechs inneren Sinnesgrundlagen
fühlt, ist unvergänglich, immerwährend, ewig, der Veränderung nicht unterworfen‘?“
„Nein, ehrwürdiger Herr. Warum ist das so? Weil jedes Gefühl in Abhängigkeit
von seiner zugehörigen Bedingung entsteht, und mit dem Aufhören seiner
zugehörigen Bedingung hört jedes entsprechende Gefühl auf.“
„Gut, gut, Schwestern. Genauso verhält es sich mit einem edlen Schüler, der
dies mit angemessener Weisheit der Wirklichkeit entsprechend sieht.“

10. „Schwestern, angenommen, da steht ein großer Baum voller Kernholz:
sein Wurzelwerk ist vergänglich und der Veränderung unterworfen, sein Stamm
ist vergänglich und der Veränderung unterworfen, sein Geäst und sein Laub ist
vergänglich und der Veränderung unterworfen, und sein Schatten ist vergänglich
und der Veränderung unterworfen. Würde nun jemand zu Recht sprechen, der
folgendes sagte: ,Das Wurzelwerk, der Stamm, das Geäst und das Laub dieses
großen Baums, der voller Kernholz dasteht, sind vergänglich und der Veränderung
unterworfen, aber sein Schatten ist unvergänglich, immerwährend, ewig,
der Veränderung nicht unterworfen‘?“
„Nein, ehrwürdiger Herr. Warum ist das so? Weil, ehrwürdiger Herr, das Wurzelwerk,
der Stamm, das Geäst und das Laub dieses großen Baums, der voller
Kernholz dasteht, vergänglich und der Veränderung unterworfen sind, also muß
sein Schatten vergänglich und der Veränderung unterworfen sein.“
„Ebenso, Schwestern, würde jemand zu Recht sprechen, der folgendes sagte:
,Diese sechs äußeren Sinnesgrundlagen sind vergänglich und der Veränderung
unterworfen, aber das Angenehme, Schmerzhafte oder Weder-Schmerzhafte-noch-
Angenehme, das man in Abhängigkeit von den sechs inneren Sinnesgrundlagen
fühlt, ist unvergänglich, immerwährend, ewig, der Veränderung nicht unterworfen‘?“
„Nein, ehrwürdiger Herr. Warum ist das so? Weil jedes Gefühl in Abhängigkeit
von seiner zugehörigen Bedingung entsteht, und mit dem Aufhören seiner
zugehörigen Bedingung hört jedes entsprechende Gefühl auf.“
„Gut, gut, Schwestern. Genauso verhält es sich mit einem edlen Schüler, der
dies mit angemessener Weisheit der Wirklichkeit entsprechend sieht.“

11. „Schwestern, angenommen, ein geschickter Schlachter oder sein Gehilfe
schlachtete eine Kuh und schlitzte sie mit einem scharfen Schlachtermesser auf.
Ohne die innere Fleischmasse zu beschädigen, und ohne die äußere Haut zu beschädigen,
würde er die inneren Flechsen, Sehnen und Bänder mit dem scharfen
Schlachtermesser abschneiden, abtrennen und herausschälen. Nachdem er all dies
abgeschnitten, abgetrennt und herausgeschält hat, würde er die äußere Haut wieder
an ihren Platz zurückbringen und die Kuh wieder mit der selben Haut bedekken.
Würde er zu Recht sprechen, wenn er folgendes sagte: ,Diese Kuh ist mit
dieser Haut verbunden, genau wie vorher‘?“
„Nein, ehrwürdiger Herr. Warum ist das so? Weil, ehrwürdiger Herr, wenn
jener geschickte Schlachter oder sein Gehilfe eine Kuh schlachtete und sie mit
einem scharfen Schlachtermesser aufschlitzte; wenn er, ohne die innere Fleischmasse
zu beschädigen, und ohne die äußere Haut zu beschädigen, die inneren
Flechsen, Sehnen und Bänder mit dem scharfen Schlachtermesser abschneiden,
abtrennen und herausschälen würde; selbst wenn er, nachdem er all dies abgeschnitten,
abgetrennt und herausgeschält hat, die äußere Haut wieder an ihren
Ort zurückbringen und die Kuh wieder mit der selben Haut bedecken würde und
sagen würde: ,Diese Kuh ist mit dieser Haut verbunden, genau wie vorher‘, so
wäre jene Kuh immer noch von jener Haut getrennt.“

12. „Schwestern, ich habe dieses Gleichnis gegeben, um eine Bedeutung zu
vermitteln. Dies ist die Bedeutung: ,Die innere Fleischmasse‘ ist ein Ausdruck
für die sechs inneren Sinnesgrundlagen. ,Die äußere Haut‘ ist ein Ausdruck für
die sechs äußeren Sinnesgrundlagen. ,Die inneren Flechsen, Sehnen und Bänder‘
ist ein Ausdruck für Ergötzen und Begierde. ,Das scharfe Schlachtermesser‘
ist ein Ausdruck für edle Weisheit. Diese edle Weisheit schneidet die Befleckungen,
Fesseln und Verstrickungen ab, trennt sie ab und schält sie heraus.“

13. „Schwestern, es gibt diese sieben Erleuchtungsglieder, durch deren Entfaltung
und Übung ein Bhikkhu, durch eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft,
hier und jetzt in die Herzensbefreiung, die Befreiung durch Weisheit, die
mit der Vernichtung der Triebe triebfrei ist, eintritt und darin verweilt. Was sind
die sieben? Schwestern, da entfaltet ein Bhikkhu das Erleuchtungsglied der Achtsamkeit,
das von Abgeschiedenheit, Lossagung und Aufhören gefördert wird und
zum Loslassen führt. Er entfaltet das Erleuchtungsglied der Wirklichkeitsergründung,
das von Abgeschiedenheit, Lossagung und Aufhören gefördert wird
und zum Loslassen führt. Er entfaltet das Erleuchtungsglied der Energie, das von
Abgeschiedenheit, Lossagung und Aufhören gefördert wird und zum Loslassen
führt. Er entfaltet das Erleuchtungsglied der Verzückung, das von Abgeschiedenheit,
Lossagung und Aufhören gefördert wird und zum Loslassen führt. Er
entfaltet das Erleuchtungsglied der Stille, das von Abgeschiedenheit, Lossagung
und Aufhören gefördert wird und zum Loslassen führt. Er entfaltet das
Erleuchtungsglied der Konzentration, das von Abgeschiedenheit, Lossagung und
Aufhören gefördert wird und zum Loslassen führt. Er entfaltet das Erleuchtungsglied
des Gleichmuts, das von Abgeschiedenheit, Lossagung und Aufhören gefördert
wird und zum Loslassen führt. Dies sind die sieben Erleuchtungsglieder,
durch deren Entfaltung und Übung ein Bhikkhu, durch eigene Verwirklichung
mit höherer Geisteskraft, hier und jetzt in die Herzensbefreiung, die Befreiung
durch Weisheit, die mit der Vernichtung der Triebe triebfrei ist, eintritt und darin
verweilt.“

14. Nachdem der ehrwürdige Nandaka den Bhikkhunãs diesen Rat gegeben
hatte, entließ er sie mit den Worten: „Geht, Schwestern, es ist Zeit.“ Dann erhoben
sich die Bhikkhunãs von ihren Sitzen, entzückt und erfreut über die Worte
des ehrwürdigen Nandaka, und nachdem sie dem ehrwürdigen Nandaka gehuldigt
hatten, nahmen sie Abschied, wobei sie ihm die rechte Seite zuwandten. Sie
gingen zum Erhabenen, und nachdem sie ihm gehuldigt hatten, standen sie zur
Seite. Der Erhabene sagte zu ihnen: „Geht, Bhikkhunãs, es ist Zeit.“ Dann huldigten
die Bhikkhunãs dem Erhabenen und nahmen Abschied, wobei sie ihm die
rechte Seite zuwandten.

15. Kurz nachdem sie gegangen waren, richtete sich der Erhabene an die
Bhikkhus: „Ihr Bhikkhus, so wie die Leute am Uposatha-Tag des vierzehnten
nicht im Zweifel oder im Unklaren darüber sind, ob der Mond voll ist oder noch
nicht, da der Mond klar ersichtlich noch nicht voll ist, genauso sind auch jene
Bhikkhunãs zufrieden mit Nandakas Lehrrede über das Dhamma, aber ihre Absichten
haben sich noch nicht erfüllt.“

16. Dann richtete sich der Erhabene an den ehrwürdigen Nandaka: „Nun gut,
Nandaka, auch morgen solltest du jenen Bhikkhunãs Ratschläge geben, auf genau
die selbe Art.“
„Ja, ehrwürdiger Herr“, erwiderte der ehrwürdige Nandaka. Dann, als es
Morgen war, kleidete sich der ehrwürdige Nandaka an, nahm seine Schale und
äußere Robe und ging um Almosen nach Sàvatthã hinein. Als er um Almosen in
Sàvatthã umhergegangen war und nach seinem Mahl von seiner Almosenrunde
zurückgekehrt war, ging er zusammen mit einem Gefährten zum Ràjaka Park.
Die Bhikkhunãs sahen den ehrwürdigen Nandaka in der Ferne kommen und sie
bereiteten einen Sitz vor und stellten Wasser für die Füße bereit. Der ehrwürdige
Nandaka setzte sich auf dem vorbereiteten Sitz nieder und wusch sich die
Füße. Die Bhikkhunãs huldigten ihm und setzten sich seitlich nieder. Nachdem
die Bhikkhunãs Platz genommen hatten, sagte der ehrwürdige Nandaka zu ihnen:

17. „Schwestern, dieser Vortrag wird in Form von Fragen stattfinden. Wenn
ihr versteht, solltet ihr sagen: ,Wir verstehen‘; wenn ihr nicht versteht, solltet ihr
sagen: ,Wir verstehen nicht‘; wenn ihr im Zweifel oder im Unklaren seid, solltet
ihr mich fragen: ,Wie ist dies, ehrwürdiger Herr? Was bedeutet dies?‘“
„Ehrwürdiger Herr, wir sind zufrieden und erfreut, daß Herr Nandaka uns auf
diese Weise einlädt.“

18. „Schwestern, was meint ihr? Ist das Auge unvergänglich oder vergänglich?“
– „Vergänglich, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich ist, Leid
oder Glück?“ – „Leid, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich, leidvoll
und der Veränderung unterworfen ist, geeignet, so betrachtet zu werden: ,Dies ist
mein, dies bin ich, dies ist mein Selbst‘?“ – „Nein, ehrwürdiger Herr.“
„Schwestern, was meint ihr? Ist das Ohr unvergänglich oder vergänglich?“ –
„Vergänglich, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich ist, Leid oder
Glück?“ – „Leid, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich, leidvoll und
der Veränderung unterworfen ist, geeignet, so betrachtet zu werden: ,Dies ist
mein, dies bin ich, dies ist mein Selbst‘?“ – „Nein, ehrwürdiger Herr.“
„Schwestern, was meint ihr? Ist die Nase unvergänglich oder vergänglich?“ –
„Vergänglich, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich ist, Leid oder
Glück?“ – „Leid, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich, leidvoll und
der Veränderung unterworfen ist, geeignet, so betrachtet zu werden: ,Dies ist
mein, dies bin ich, dies ist mein Selbst‘?“ – „Nein, ehrwürdiger Herr.“
„Schwestern, was meint ihr? Ist die Zunge unvergänglich oder vergänglich?“
– „Vergänglich, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich ist, Leid oder
Glück?“ – „Leid, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich, leidvoll und
der Veränderung unterworfen ist, geeignet, so betrachtet zu werden: ,Dies ist
mein, dies bin ich, dies ist mein Selbst‘?“ – „Nein, ehrwürdiger Herr.“
„Schwestern, was meint ihr? Ist der Körper unvergänglich oder vergänglich?“
– „Vergänglich, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich ist, Leid oder
Glück?“ – „Leid, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich, leidvoll und
der Veränderung unterworfen ist, geeignet, so betrachtet zu werden: ,Dies ist
mein, dies bin ich, dies ist mein Selbst‘?“ – „Nein, ehrwürdiger Herr.“
„Schwestern, was meint ihr? Ist der Geist unvergänglich oder vergänglich?“ –
„Vergänglich, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich ist, Leid oder
Glück?“ – „Leid, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich, leidvoll und
der Veränderung unterworfen ist, geeignet, so betrachtet zu werden: ,Dies ist
mein, dies bin ich, dies ist mein Selbst‘?“ – „Nein, ehrwürdiger Herr. Warum ist
das so? Weil, ehrwürdiger Herr, wir dies bereits mit angemessener Weisheit der
Wirklichkeit entsprechend klar gesehen haben: ,Diese sechs inneren Sinnesgrundlagen
sind vergänglich.‘“
„Gut, gut, Schwestern. Genauso verhält es sich mit einem edlen Schüler, der
dies mit angemessener Weisheit der Wirklichkeit entsprechend sieht.“

19. „Schwestern, was meint ihr? Sind Formen unvergänglich oder vergänglich?“
– „Vergänglich, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich ist, Leid
oder Glück?“ – „Leid, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich, leidvoll
und der Veränderung unterworfen ist, geeignet, so betrachtet zu werden: ,Dies ist
mein, dies bin ich, dies ist mein Selbst‘?“ – „Nein, ehrwürdiger Herr.“
„Schwestern, was meint ihr? Sind Klänge unvergänglich oder vergänglich?“
– „Vergänglich, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich ist, Leid oder
Glück?“ – „Leid, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich, leidvoll und
der Veränderung unterworfen ist, geeignet, so betrachtet zu werden: ,Dies ist
mein, dies bin ich, dies ist mein Selbst‘?“ – „Nein, ehrwürdiger Herr.“
„Schwestern, was meint ihr? Sind Gerüche unvergänglich oder vergänglich?“
– „Vergänglich, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich ist, Leid oder
Glück?“ – „Leid, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich, leidvoll und
der Veränderung unterworfen ist, geeignet, so betrachtet zu werden: ,Dies ist
mein, dies bin ich, dies ist mein Selbst‘?“ – „Nein, ehrwürdiger Herr.“
„Schwestern, was meint ihr? Sind Geschmäcker unvergänglich oder vergänglich?“
– „Vergänglich, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich ist, Leid
oder Glück?“ – „Leid, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich, leidvoll
und der Veränderung unterworfen ist, geeignet, so betrachtet zu werden: ,Dies ist
mein, dies bin ich, dies ist mein Selbst‘?“ – „Nein, ehrwürdiger Herr.“
„Schwestern, was meint ihr? Sind Berührungsobjekte unvergänglich oder vergänglich?“
– „Vergänglich, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich ist,
Leid oder Glück?“ – „Leid, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich, leidvoll
und der Veränderung unterworfen ist, geeignet, so betrachtet zu werden:
,Dies ist mein, dies bin ich, dies ist mein Selbst‘?“ – „Nein, ehrwürdiger Herr.“
„Schwestern, was meint ihr? Sind Geistesobjekte unvergänglich oder vergänglich?“
– „Vergänglich, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich ist, Leid
oder Glück?“ – „Leid, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich, leidvoll
und der Veränderung unterworfen ist, geeignet, so betrachtet zu werden: ,Dies ist
mein, dies bin ich, dies ist mein Selbst‘?“ – „Nein, ehrwürdiger Herr. Warum ist
das so? Weil, ehrwürdiger Herr, wir dies bereits mit angemessener Weisheit der
Wirklichkeit entsprechend klar gesehen haben: ,Diese sechs äußeren Sinnesgrundlagen
sind vergänglich.‘“
„Gut, gut, Schwestern. Genauso verhält es sich mit einem edlen Schüler, der
dies mit angemessener Weisheit der Wirklichkeit entsprechend sieht.“

20. „Schwestern, was meint ihr? Ist Sehbewußtsein unvergänglich oder vergänglich?“
– „Vergänglich, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich ist,
Leid oder Glück?“ – „Leid, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich, leidvoll
und der Veränderung unterworfen ist, geeignet, so betrachtet zu werden:
,Dies ist mein, dies bin ich, dies ist mein Selbst‘?“ – „Nein, ehrwürdiger Herr.“
„Schwestern, was meint ihr? Ist Hörbewußtsein unvergänglich oder vergänglich?“
– „Vergänglich, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich ist, Leid
oder Glück?“ – „Leid, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich, leidvoll
und der Veränderung unterworfen ist, geeignet, so betrachtet zu werden: ,Dies ist
mein, dies bin ich, dies ist mein Selbst‘?“ – „Nein, ehrwürdiger Herr.“
„Schwestern, was meint ihr? Ist Riechbewußtsein unvergänglich oder vergänglich?“
– „Vergänglich, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich ist, Leid
oder Glück?“ – „Leid, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich, leidvoll
und der Veränderung unterworfen ist, geeignet, so betrachtet zu werden: ,Dies ist
mein, dies bin ich, dies ist mein Selbst‘?“ – „Nein, ehrwürdiger Herr.“
„Schwestern, was meint ihr? Ist Schmeckbewußtsein unvergänglich oder vergänglich?“
– „Vergänglich, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich ist,
Leid oder Glück?“ – „Leid, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich, leidvoll
und der Veränderung unterworfen ist, geeignet, so betrachtet zu werden:
,Dies ist mein, dies bin ich, dies ist mein Selbst‘?“ – „Nein, ehrwürdiger Herr.“
„Schwestern, was meint ihr? Ist Berührungsbewußtsein unvergänglich oder
vergänglich?“ – „Vergänglich, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich
ist, Leid oder Glück?“ – „Leid, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich,
leidvoll und der Veränderung unterworfen ist, geeignet, so betrachtet zu werden:
,Dies ist mein, dies bin ich, dies ist mein Selbst‘?“ – „Nein, ehrwürdiger Herr.“
„Schwestern, was meint ihr? Ist Geistbewußtsein unvergänglich oder vergänglich?“
– „Vergänglich, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich ist, Leid
oder Glück?“ – „Leid, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich, leidvoll
und der Veränderung unterworfen ist, geeignet, so betrachtet zu werden: ,Dies ist
mein, dies bin ich, dies ist mein Selbst‘?“ – „Nein, ehrwürdiger Herr. Warum ist
das so? Weil, ehrwürdiger Herr, wir dies bereits mit angemessener Weisheit der
Wirklichkeit entsprechend klar gesehen haben: ,Diese sechs Bewußtseinsklassen
sind vergänglich.‘“
„Gut, gut, Schwestern. Genauso verhält es sich mit einem edlen Schüler, der
dies mit angemessener Weisheit der Wirklichkeit entsprechend sieht.“

21. „Schwestern, angenommen, eine Öllampe brennt: ihr Öl ist vergänglich
und der Veränderung unterworfen, ihr Docht ist vergänglich und der Veränderung
unterworfen, ihre Flamme ist vergänglich und der Veränderung unterworfen,
und ihr Schein ist vergänglich und der Veränderung unterworfen. Würde
nun jemand zu Recht sprechen, der folgendes sagte: ,Während diese Öllampe
brennt, sind ihr Öl, ihr Docht und ihre Flamme vergänglich und der Veränderung
unterworfen, aber ihr Schein ist unvergänglich, immerwährend, ewig, der Veränderung
nicht unterworfen‘?“
„Nein, ehrwürdiger Herr. Warum ist das so? Weil, ehrwürdiger Herr, während
diese Öllampe brennt, ihr Öl, ihr Docht und ihre Flamme vergänglich und der
Veränderung unterworfen sind, also muß ihr Schein vergänglich und der Veränderung
unterworfen sein.“
„Ebenso, Schwestern, würde jemand zu Recht sprechen, der folgendes sagte:
,Diese sechs inneren Sinnesgrundlagen sind vergänglich und der Veränderung
unterworfen, aber das Angenehme, Schmerzhafte oder Weder-Schmerzhafte-noch-
Angenehme, das man in Abhängigkeit von den sechs inneren Sinnesgrundlagen
fühlt, ist unvergänglich, immerwährend, ewig, der Veränderung nicht unterworfen‘?“
„Nein, ehrwürdiger Herr. Warum ist das so? Weil jedes Gefühl in Abhängigkeit
von seiner zugehörigen Bedingung entsteht, und mit dem Aufhören seiner
zugehörigen Bedingung hört jedes entsprechende Gefühl auf.“
„Gut, gut, Schwestern. Genauso verhält es sich mit einem edlen Schüler, der
dies mit angemessener Weisheit der Wirklichkeit entsprechend sieht.“

22. „Schwestern, angenommen, da steht ein großer Baum voller Kernholz:
sein Wurzelwerk ist vergänglich und der Veränderung unterworfen, sein Stamm
ist vergänglich und der Veränderung unterworfen, sein Geäst und sein Laub ist
vergänglich und der Veränderung unterworfen, und sein Schatten ist vergänglich
und der Veränderung unterworfen. Würde nun jemand zu Recht sprechen, der
folgendes sagte: ,Das Wurzelwerk, der Stamm, das Geäst und das Laub dieses
großen Baums, der voller Kernholz dasteht, sind vergänglich und der Veränderung
unterworfen, aber sein Schatten ist unvergänglich, immerwährend, ewig,
der Veränderung nicht unterworfen‘?“
„Nein, ehrwürdiger Herr. Warum ist das so? Weil, ehrwürdiger Herr, das Wurzelwerk,
der Stamm, das Geäst und das Laub dieses großen Baums, der voller
Kernholz dasteht, vergänglich und der Veränderung unterworfen sind, also muß
sein Schatten vergänglich und der Veränderung unterworfen sein.“
„Ebenso, Schwestern, würde jemand zu Recht sprechen, der folgendes sagte:
,Diese sechs äußeren Sinnesgrundlagen sind vergänglich und der Veränderung
unterworfen, aber das Angenehme, Schmerzhafte oder Weder-Schmerzhafte-noch-
Angenehme, das man in Abhängigkeit von den sechs inneren Sinnesgrundlagen
fühlt, ist unvergänglich, immerwährend, ewig, der Veränderung nicht unterworfen‘?“
„Nein, ehrwürdiger Herr. Warum ist das so? Weil jedes Gefühl in Abhängigkeit
von seiner zugehörigen Bedingung entsteht, und mit dem Aufhören seiner
zugehörigen Bedingung hört jedes entsprechende Gefühl auf.“
„Gut, gut, Schwestern. Genauso verhält es sich mit einem edlen Schüler, der
dies mit angemessener Weisheit der Wirklichkeit entsprechend sieht.“

23. „Schwestern, angenommen, ein geschickter Schlachter oder sein Gehilfe
schlachtete eine Kuh und schlitzte sie mit einem scharfen Schlachtermesser auf.
Ohne die innere Fleischmasse zu beschädigen, und ohne die äußere Haut zu beschädigen,
würde er die inneren Flechsen, Sehnen und Bänder mit dem scharfen
Schlachtermesser abschneiden, abtrennen und herausschälen. Nachdem er all dies
abgeschnitten, abgetrennt und herausgeschält hat, würde er die äußere Haut wieder
an ihren Platz zurückbringen und die Kuh wieder mit der selben Haut bedekken.
Würde er zu Recht sprechen, wenn er folgendes sagte: ,Diese Kuh ist mit
dieser Haut verbunden, genau wie vorher‘?“
„Nein, ehrwürdiger Herr. Warum ist das so? Weil, ehrwürdiger Herr, wenn
jener geschickte Schlachter oder sein Gehilfe eine Kuh schlachtete und sie mit
einem scharfen Schlachtermesser aufschlitzte; wenn er, ohne die innere Fleischmasse
zu beschädigen, und ohne die äußere Haut zu beschädigen, die inneren
Flechsen, Sehnen und Bänder mit dem scharfen Schlachtermesser abschneiden,
abtrennen und herausschälen würde; selbst wenn er, nachdem er all dies abgeschnitten,
abgetrennt und herausgeschält hat, die äußere Haut wieder an ihren
Ort zurückbringen und die Kuh wieder mit der selben Haut bedecken würde und
sagen würde: ,Diese Kuh ist mit dieser Haut verbunden, genau wie vorher‘, so
wäre jene Kuh immer noch von jener Haut getrennt.“

24. „Schwestern, ich habe dieses Gleichnis gegeben, um eine Bedeutung zu
vermitteln. Dies ist die Bedeutung: ,Die innere Fleischmasse‘ ist ein Ausdruck
für die sechs inneren Sinnesgrundlagen. ,Die äußere Haut‘ ist ein Ausdruck für
die sechs äußeren Sinnesgrundlagen. ,Die inneren Flechsen, Sehnen und Bänder‘
ist ein Ausdruck für Ergötzen und Begierde. ,Das scharfe Schlachtermesser‘
ist ein Ausdruck für edle Weisheit. Diese edle Weisheit schneidet die Befleckungen,
Fesseln und Verstrickungen ab, trennt sie ab und schält sie heraus.“

25. „Schwestern, es gibt diese sieben Erleuchtungsglieder, durch deren Entfaltung
und Übung ein Bhikkhu, durch eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft,
hier und jetzt in die Herzensbefreiung, die Befreiung durch Weisheit, die
mit der Vernichtung der Triebe triebfrei ist, eintritt und darin verweilt. Was sind
die sieben? Schwestern, da entfaltet ein Bhikkhu das Erleuchtungsglied der Achtsamkeit,
das von Abgeschiedenheit, Lossagung und Aufhören gefördert wird und
zum Loslassen führt. Er entfaltet das Erleuchtungsglied der Wirklichkeitsergründung,
das von Abgeschiedenheit, Lossagung und Aufhören gefördert wird
und zum Loslassen führt. Er entfaltet das Erleuchtungsglied der Energie, das von
Abgeschiedenheit, Lossagung und Aufhören gefördert wird und zum Loslassen
führt. Er entfaltet das Erleuchtungsglied der Verzückung, das von Abgeschiedenheit,
Lossagung und Aufhören gefördert wird und zum Loslassen führt. Er
entfaltet das Erleuchtungsglied der Stille, das von Abgeschiedenheit, Lossagung
und Aufhören gefördert wird und zum Loslassen führt. Er entfaltet das
Erleuchtungsglied der Konzentration, das von Abgeschiedenheit, Lossagung und
Aufhören gefördert wird und zum Loslassen führt. Er entfaltet das Erleuchtungsglied
des Gleichmuts, das von Abgeschiedenheit, Lossagung und Aufhören ge-
fördert wird und zum Loslassen führt. Dies sind die sieben Erleuchtungsglieder,
durch deren Entfaltung und Übung ein Bhikkhu, durch eigene Verwirklichung
mit höherer Geisteskraft, hier und jetzt in die Herzensbefreiung, die Befreiung
durch Weisheit, die mit der Vernichtung der Triebe triebfrei ist, eintritt und darin
verweilt.“

26. Nachdem der ehrwürdige Nandaka den Bhikkhunãs diesen Rat gegeben
hatte, entließ er sie mit den Worten: „Geht, Schwestern, es ist Zeit.“ Dann erhoben
sich die Bhikkhunãs von ihren Sitzen, entzückt und erfreut über die Worte
des ehrwürdigen Nandaka, und nachdem sie dem ehrwürdigen Nandaka gehuldigt
hatten, nahmen sie Abschied, wobei sie ihm die rechte Seite zuwandten. Sie
gingen zum Erhabenen, und nachdem sie ihm gehuldigt hatten, standen sie zur
Seite. Der Erhabene sagte zu ihnen: „Geht, Bhikkhunãs, es ist Zeit.“ Dann huldigten
die Bhikkhunãs dem Erhabenen und nahmen Abschied, wobei sie ihm die
rechte Seite zuwandten.

27. Kurz nachdem sie gegangen waren, richtete sich der Erhabene an die
Bhikkhus: „Ihr Bhikkhus, so wie die Leute am Uposatha-Tag des fünfzehnten
nicht im Zweifel oder im Unklaren darüber sind, ob der Mond voll ist oder noch
nicht, da der Mond klar ersichtlich voll ist, genauso sind auch jene Bhikkhunãs
zufrieden mit Nandakas Lehrrede über das Dhamma, und ihre Vorhaben haben
sich erfüllt. Ihr Bhikkhus, selbst die am wenigsten Fortgeschrittene jener fünfhundert
Bhikkhunãs ist eine Stromeingetretene, dem Verderben nicht länger unterworfen,
zur Befreiung bestimmt, auf die Erleuchtung zugehend.“
Das ist es, was der Erhabene sagte. Die Bhikkhus waren zufrieden und entzückt
über die Worte des Erhabenen.

Anmerkungen:
1) MA ist der Meinung, die Erkenntnis der Bhikkhunãs sei (weltliche) Einsichtsweisheit
gewesen, also keine Beschreibung eines überweltlichen Stromeintritts.
Tatsächlich ist auch die Standardbeschreibung des Stromeintritts zwar ähnlich,
aber doch fundamental anders. Die fleckenlose, reine Schau des Dhamma, die in
„Alles, was dem Ursprung unterworfen ist, ist dem Aufhören unterworfen“ Ausdruck
findet, ist Einsicht in die Natur der Vergänglichkeit; Einsicht in das zugrundeliegende
Prinzip, die unabhängig von der Tatsache, ob ein Objekt untersucht
wird oder nicht, weiß, daß Vergänglichkeit die Existenzbedingung allen Entstandenen
ist. Die Aussage der Bhikkhunãs: „Diese sechs inneren Sinnesgrundlagen
sind vergänglich“, befindet sich noch auf der empirischen Ebene (Vipassana-
Meditation). Hier kann zwar alles, was jeweils beobachtet wird, als vergänglich
gesehen werden, aber „der Beobachter“ selbst entzieht sich der Beobachtung. Er
hört auf, Beobachter zu sein, sobald er zum Objekt wird, und ein neuer Beobachter
steht dann hinter dem beobachteten Beobachter. Der ehrwürdige Nandaka
schien auch der Meinung zu sein, daß die Bhikkhunãs noch keine edlen Schüler
waren: „Genauso verhält es sich mit einem edlen Schüler…“