MN22 – Das Gleichnis von der Schlange

Majjhima Nikàya 22

 

Das Gleichnis von der Schlange

(Alagaddúpama Sutta)

1. So habe ich gehört. Einmal hielt sich der Erhabene bei Sàvatthã im Jeta Hain, dem Park des Anàthapindika auf.

2. Bei dieser Gelegenheit war folgende üble Ansicht in einem Bhikkhu namens Ariññha, einem früheren Geierjäger, entstanden: „So wie ich das Dhamma, das vom Erhabenen gelehrt wird, verstehe, sind jene Dinge, die vom Erhabenen Hemmnisse 1) genannt werden, nicht in der Lage, denjenigen zu hemmen, der sich in sie verwickelt.“

3. Etliche Bhikkhus, die davon gehört hatten, gingen zum Bhikkhu Ariññha und fragten ihn: „Freund Ariññha, ist es wahr, daß solch eine üble Ansicht in dir entstanden ist?“ „Das stimmt, Freunde. So wie ich das Dhamma, das vom Erhabenen gelehrt wird, verstehe, sind jene Dinge, die vom Erhabenen Hemmnisse genannt werden, nicht in der Lage, denjenigen zu hemmen, der sich in sie verwickelt.“ Weil jene Bhikkhus wünschten, ihn von dieser üblen Ansicht abzubringen, drängten sie ihn, befragten ihn und nahmen ihn ins Kreuzverhör: „Freund Ariññha, sag so etwas nicht. Stelle den Erhabenen nicht falsch dar, es ist nicht gut, wenn man den Erhabenen falsch darstellt. Der Erhabene würde so nicht sprechen. Denn in vielen Lehrreden hat der Erhabene dargelegt, was für hemmende Dinge Hemmnisse sind, und wie sie in der Lage sind, denjenigen zu hemmen, der sich in sie verwickelt. Der Erhabene hat erläutert, wie Sinnesvergnügen wenig Befriedigung, aber viel Leid und Verzweiflung einbringen, und wie groß die Gefahr in ihnen ist. Mit dem Gleichnis vom Skelett hat der Erhabene erläutert, wie Sinnesvergnügen wenig Befriedigung, aber viel Leid und Verzweiflung einbringen, und wie groß die Gefahr in ihnen ist. Mit dem Gleichnis vom Stück Fleisch hat der Erhabene erläutert, wie Sinnesvergnügen wenig Befriedigung, aber viel Leid und Verzweiflung einbringen, und wie groß die Gefahr in ihnen ist. Mit dem Gleichnis von der Grasfackel hat der Erhabene erläutert, wie Sinnesvergnügen wenig Befriedigung, aber viel Leid und Verzweiflung einbringen, und wie groß die Gefahr in ihnen ist. Mit dem Gleichnis von der Kohlengrube hat der Erhabene erläutert, wie Sinnesvergnügen wenig Befriedigung, aber viel Leid und Verzweiflung einbringen, und wie groß die Gefahr in ihnen ist. Mit dem Gleichnis vom Traum hat der Erhabene erläutert, wie Sinnesvergnügen wenig Befriedigung, aber viel Leid und Verzweiflung einbringen, und wie groß die Gefahr in ihnen ist. Mit dem Gleichnis von den geborgten Gütern hat der Erhabene erläutert, wie Sinnesvergnügen wenig Befriedigung, aber viel Leid und Verzweiflung einbringen, und wie groß die Gefahr in ihnen ist. Mit dem Gleichnis vom Baum voller Früchte hat der Erhabene erläutert, wie Sinnesvergnügen wenig Befriedigung, aber viel Leid und Verzweiflung einbringen, und wie groß die Gefahr in ihnen ist. Mit dem Gleichnis vom Schlachthaus hat der Erhabene erläutert, wie Sinnesvergnügen wenig Befriedigung, aber viel Leid und Verzweiflung einbringen, und wie groß die Gefahr in ihnen ist. Mit dem Gleichnis vom Speerschaft hat der Erhabene erläutert, wie Sinnesvergnügen wenig Befriedigung, aber viel Leid und Verzweiflung einbringen, und wie groß die Gefahr in ihnen ist. Mit dem Gleichnis vom Schlangenkopf hat der Erhabene erläutert, wie Sinnesvergnügen wenig Befriedigung, aber viel Leid und Verzweiflung einbringen, und wie groß die Gefahr in ihnen ist 2).“ Doch obwohl der Bhikkhu Ariññha, der frühere Geierjäger, auf diese Weise von jenen Bhikkhus gedrängt, befragt und ins Kreuzverhör genommen wurde, blieb er stur bei jener üblen Ansicht und bestand weiterhin darauf 3).

4. Weil die Bhikkhus nicht in der Lage waren, ihn von jener üblen Ansicht abzubringen, gingen sie zum Erhabenen, und nachdem sie ihm gehuldigt hatten, setzten sie sich seitlich nieder, erzählten ihm alles, was vorgefallen war und fügten hinzu: „Ehrwürdiger Herr, weil wir den Bhikkhu Ariññha, den früheren Geierjäger, nicht von seiner üblen Ansicht abbringen konnten, haben wir diese Angelegenheit dem Erhabenen berichtet.“

5. Da richtete sich der Erhabene folgendermaßen an einen bestimmten Bhikkhu: „Komm, Bhikkhu, richte dem Bhikkhu Ariññha, dem früheren Geierjäger, in meinem Namen aus, daß der Lehrer nach ihm ruft.“ – „Ja, ehrwürdiger Herr“, erwiderte er, und er ging zum Bhikkhu Ariññha und richtete ihm aus: „Der Lehrer ruft nach dir, Freund Ariññha.“ „Ja, Freund“, erwiderte er, und er ging zum Erhabenen, und nachdem er ihm gehuldigt hatte, setzte er sich seitlich nieder. Dann fragte ihn der Erhabene: „ Ariññha, ist es wahr, daß folgende üble Ansicht in dir entstanden ist: ,So wie ich das Dhamma, das vom Erhabenen gelehrt wird, verstehe, sind jene Dinge, die vom Erhabenen Hemmnisse genannt werden, nicht in der Lage, denjenigen zu hemmen, der sich in sie verwickelt.‘?“
„Das stimmt, ehrwürdiger Herr. So wie ich das Dhamma, das vom Erhabenen gelehrt wird, verstehe, sind jene Dinge, die vom Erhabenen Hemmnisse genannt werden, nicht in der Lage, denjenigen zu hemmen, der sich in sie verwickelt.“

6. „Du fehlgeleiteter Mensch, wen sollte ich jemals das Dhamma auf solche Weise gelehrt haben? Du fehlgeleiteter Mensch, habe ich nicht in vielen Lehrreden dargelegt, was für hemmende Dinge Hemmnisse sind, und wie sie in der Lage sind, denjenigen zu hemmen, der sich in sie verwickelt? Ich habe erläutert, wie Sinnesvergnügen wenig Befriedigung, aber viel Leid und Verzweiflung einbringen, und wie groß die Gefahr in ihnen ist. Mit dem Gleichnis vom Skelett habe ich erläutert, wie Sinnesvergnügen wenig Befriedigung, aber viel Leid und Verzweiflung einbringen, und wie groß die Gefahr in ihnen ist. Mit dem Gleichnis vom Stück Fleisch habe ich erläutert, wie Sinnesvergnügen wenig Befriedigung, aber viel Leid und Verzweiflung einbringen, und wie groß die Gefahr in ihnen ist. Mit dem Gleichnis von der Grasfackel habe ich erläutert, wie Sinnesvergnügen wenig Befriedigung, aber viel Leid und Verzweiflung einbringen, und wie groß die Gefahr in ihnen ist. Mit dem Gleichnis von der Kohlengrube habe ich erläutert, wie Sinnesvergnügen wenig Befriedigung, aber viel Leid und Verzweiflung einbringen, und wie groß die Gefahr in ihnen ist. Mit dem Gleichnis vom Traum habe ich erläutert, wie Sinnesvergnügen wenig Befriedigung, aber viel Leid und Verzweiflung einbringen, und wie groß die Gefahr in ihnen ist. Mit dem Gleichnis von den geborgten Gütern habe ich erläutert, wie Sinnesvergnügen wenig Befriedigung, aber viel Leid und Verzweiflung einbringen, und wie groß die Gefahr in ihnen ist. Mit dem Gleichnis vom Baum voller Früchte habe ich erläutert, wie Sinnesvergnügen wenig Befriedigung, aber viel Leid und Verzweiflung einbringen, und wie groß die Gefahr in ihnen ist. Mit dem Gleichnis vom Schlachthaus habe ich erläutert, wie Sinnesvergnügen wenig Befriedigung, aber viel Leid und Verzweiflung einbringen, und wie groß die Gefahr in ihnen ist. Mit dem Gleichnis vom Speerschaft habe ich erläutert, wie Sinnesvergnügen wenig Befriedigung, aber viel Leid und Verzweiflung einbringen, und wie groß die Gefahr in ihnen ist. Mit dem Gleichnis vom Schlangenkopf habe ich erläutert, wie Sinnesvergnügen wenig Befriedigung, aber viel Leid und Verzweiflung einbringen, und wie groß die Gefahr in ihnen ist. Aber, du fehlgeleiteter Mensch, du hast uns durch dein falsches Verständnis falsch dargestellt und dich dadurch selbst verletzt und viel Unverdienst angehäuft; denn dies wird dir lange Zeit zum Schaden und zum Leid gereichen.“

7. Dann richtete sich der Erhabene folgendermaßen an die Bhikkhus: „Ihr Bhikkhus, was meint ihr? Hat dieser Bhikkhu Ariññha, der frühere Geierjäger, auch nur einen Funken Weisheit in diesem Dhamma und dieser Disziplin entzündet?“ „Wie könnte er das, ehrwürdiger Herr? Nein, ehrwürdiger Herr.“ Nach diesen Worten saß Ariññha, der frühere Geierjäger, stumm da, verzagt, mit hängenden Schultern und gesenktem Kopf, verdrossen und teilnahmslos. Dann sagte der Erhabene, der dies wußte, zu ihm: „Du fehlgeleiteter Mensch, man wird dich an deiner eigenen üblen Ansicht erkennen. Ich werde die Bhikkhus in dieser Angelegenheit befragen.“

8. Dann richtete sich der Erhabene folgendermaßen an die Bhikkhus: „Ihr Bhikkhus, versteht ihr das Dhamma, das von mir gelehrt wird, auf die gleiche Weise, wie dieser Bhikkhu Ariññha, der frühere Geierjäger, wenn er uns durch sein falsches Verständnis falsch darstellt und sich dadurch selbst verletzt und viel Unverdienst anhäuft?“ „Nein, ehrwürdiger Herr. Denn in vielen Lehrreden hat der Erhabene dargelegt, was für hemmende Dinge Hemmnisse sind, und wie sie in der Lage sind, denjenigen zu hemmen, der sich in sie verwickelt. Mit dem Gleichnis vom Skelett hat der Erhabene erläutert, wie Sinnesvergnügen wenig Befriedigung, aber viel Leid und Verzweiflung einbringen, und wie groß die Gefahr in ihnen ist. Mit dem Gleichnis vom Stück Fleisch hat der Erhabene erläutert, wie Sinnesvergnügen wenig Befriedigung, aber viel Leid und Verzweiflung einbringen, und wie groß die Gefahr in ihnen ist. Mit dem Gleichnis von der Grasfackel hat der Erhabene erläutert, wie Sinnesvergnügen wenig Befriedigung, aber viel Leid und Verzweiflung einbringen, und wie groß die Gefahr in ihnen ist. Mit dem Gleichnis von der Kohlengrube hat der Erhabene erläutert, wie Sinnesvergnügen wenig Befriedigung, aber viel Leid und Verzweiflung einbringen, und wie groß die Gefahr in ihnen ist. Mit dem Gleichnis vom Traum hat der Erhabene erläutert, wie Sinnesvergnügen wenig Befriedigung, aber viel Leid und Verzweiflung einbringen, und wie groß die Gefahr in ihnen ist. Mit dem Gleichnis von den geborgten Gütern hat der Erhabene erläutert, wie Sinnesvergnügen wenig Befriedigung, aber viel Leid und Verzweiflung einbringen, und wie groß die Gefahr in ihnen ist. Mit dem Gleichnis vom Baum voller Früchte hat der Erhabene erläutert, wie Sinnesvergnügen wenig Befriedigung, aber viel Leid und Verzweiflung einbringen, und wie groß die Gefahr in ihnen ist. Mit dem Gleichnis vom Schlachthaus hat der Erhabene erläutert, wie Sinnesvergnügen wenig Befriedigung, aber viel Leid und Verzweiflung einbringen, und wie groß die Gefahr in ihnen ist. Mit dem Gleichnis vom Speerschaft hat der Erhabene erläutert, wie Sinnesvergnügen wenig Befriedigung, aber viel Leid und Verzweiflung einbringen, und wie groß die Gefahr in ihnen ist. Mit dem Gleichnis vom Schlangenkopf hat der Erhabene erläutert, wie Sinnesvergnügen wenig Befriedigung, aber viel Leid und Verzweiflung einbringen, und wie groß die Gefahr in ihnen ist.“ „Gut, ihr Bhikkhus. Es ist gut, daß ihr das Dhamma, das von mir gelehrt wird, so versteht. Denn in vielen Lehrreden habe ich dargelegt, wie Sinnesvergnügen wenig Befriedigung, aber viel Leid und Verzweiflung einbringen, und wie groß die Gefahr in ihnen ist. Mit dem Gleichnis vom Skelett habe ich erläutert, wie Sinnesvergnügen wenig Befriedigung, aber viel Leid und Verzweiflung einbringen, und wie groß die Gefahr in ihnen ist. Mit dem Gleichnis vom Stück Fleisch habe ich erläutert, wie Sinnesvergnügen wenig Befriedigung, aber viel Leid und Verzweiflung einbringen, und wie groß die Gefahr in ihnen ist. Mit dem Gleichnis von der Grasfackel habe ich erläutert, wie Sinnesvergnügen wenig Befriedigung, aber viel Leid und Verzweiflung einbringen, und wie groß die Gefahr in ihnen ist. Mit dem Gleichnis von der Kohlengrube habe ich erläutert, wie Sinnesvergnügen wenig Befriedigung, aber viel Leid und Verzweiflung einbringen, und wie groß die Gefahr in ihnen ist. Mit dem Gleichnis vom Traum habe ich erläutert, wie Sinnesvergnügen wenig Befriedigung, aber viel Leid und Verzweiflung einbringen, und wie groß die Gefahr in ihnen ist. Mit dem Gleichnis von den geborgten Gütern habe ich erläutert, wie Sinnesvergnügen wenig Befriedigung, aber viel Leid und Verzweiflung einbringen, und wie groß die Gefahr in ihnen ist. Mit dem Gleichnis vom Baum voller Früchte habe ich erläutert, wie Sinnesvergnügen wenig Befriedigung, aber viel Leid und Verzweiflung einbringen, und wie groß die Gefahr in ihnen ist. Mit dem Gleichnis vom Schlachthaus habe ich erläutert, wie Sinnesvergnügen wenig Befriedigung, aber viel Leid und Verzweiflung einbringen, und wie groß die Gefahr in ihnen ist. Mit dem Gleichnis vom Speerschaft habe ich erläutert, wie Sinnesvergnügen wenig Befriedigung, aber viel Leid und Verzweiflung einbringen, und wie groß die Gefahr in ihnen ist. Mit dem Gleichnis vom Schlangenkopf habe ich erläutert, wie Sinnesvergnügen wenig Befriedigung, aber viel Leid und Verzweiflung einbringen, und wie groß die Gefahr in ihnen ist. Aber, dieser Bhikkhu Ariññha, der frühere Geierjäger, hat uns durch sein falsches Verständnis falsch dargestellt und sich dadurch selbst verletzt und viel Unverdienst angehäuft; denn dies wird ihm zum Schaden und zum Leid gereichen.“

9. „Ihr Bhikkhus, daß man sich ohne Sinnesbegierde in Sinnesvergnügen verwickelt, ohne Wahrnehmungen der Sinnesbegierde, ohne Gedanken der Sinnesbegierde – das ist unmöglich.“

10. „Ihr Bhikkhus, da lernen einige fehlgeleitete Männer das Dhamma – Lehrreden, Gedichte, Darlegungen, Verse, Ausrufe, Sprüche, Geburtsgeschichten, Wunder und Antworten auf Fragen – aber nachdem sie das Dhamma gelernt haben, ergründen sie nicht die Bedeutung jener Lehren mit Weisheit. Weil sie die Bedeutung jener Lehren nicht mit Weisheit ergründen, gelangen sie nicht dahin, sie reflektiv anzunehmen. Stattdessen lernen sie das Dhamma nur, um andere kritisieren zu können und um in Debatten zu gewinnen, und sie erfahren nicht das Gute 4), um dessen willen sie das Dhamma gelernt haben. Jene Lehren, die von ihnen falsch ergriffen wurden, tragen lange zu ihrem Schaden und Leid bei. Warum ist das so? Wegen des falschen Ergreifens jener Lehren.“ „Angenommen, ein Mann, der eine Schlange benötigt, der eine Schlange sucht, der sich auf die Suche nach einer Schlange macht, sähe eine große Schlange und packte sie an ihren Windungen oder am Schwanz. Sie würde sich nach ihm umdrehen und ihn in die Hand oder den Arm oder eines seiner Glieder beißen, und deswegen würde er sich den Tod oder tödliches Leid zuziehen. Warum ist das so? Wegen des falschen Ergreifens jener Schlange. Genauso, lernen da einige fehlgeleitete Männer das Dhamma – Lehrreden, Gedichte, Darlegungen, Verse, Ausrufe, Sprüche, Geburtsgeschichten, Wunder und Antworten auf Fragen – aber nachdem sie das Dhamma gelernt haben, ergründen sie nicht die Bedeutung jener Lehren mit Weisheit. Weil sie die Bedeutung jener Lehren nicht mit Weisheit ergründen, gelangen sie nicht dahin, sie reflektiv anzunehmen. Stattdessen lernen sie das Dhamma nur, um andere kritisieren zu können und um in Debatten zu gewinnen, und sie erfahren nicht das Gute, um dessen willen sie das Dhamma gelernt haben. Jene Lehren, die von ihnen falsch ergriffen wurden, tragen lange zu ihrem Schaden und Leid bei. Warum ist das so? Wegen des falschen Ergreifens jener Lehren.“

11. „Ihr Bhikkhus, da lernen einige Männer aus guter Familie das Dhamma – Lehrreden, Gedichte, Darlegungen, Verse, Ausrufe, Sprüche, Geburtsgeschichten, Wunder und Antworten auf Fragen – und nachdem sie das Dhamma gelernt haben, ergründen sie die Bedeutung jener Lehren mit Weisheit. Weil sie die Bedeutung jener Lehren mit Weisheit ergründen, gelangen sie dahin, sie reflektiv anzunehmen. Sie lernen das Dhamma nicht, um andere kritisieren zu können und um in Debatten zu gewinnen, und sie erfahren das Gute, um dessen willen sie das Dhamma gelernt haben. Jene Lehren, die von ihnen richtig ergriffen wurden, tragen lange zu ihrem Wohlergehen und Glück bei. Warum ist das so? Wegen des richtigen Ergreifens jener Lehren.“ „Angenommen, ein Mann, der eine Schlange benötigt, der eine Schlange sucht, der sich auf die Suche nach eine Schlange macht, sähe eine große Schlange und finge sie richtig mit einem gespaltenen Stock, und packte sie danach am Nacken. Obwohl sich die Schlange ihm um die Hand oder den Arm oder die Glieder winden würde, würde er sich deswegen dennoch nicht den Tod oder tödliches Leid zuziehen. Warum ist das so? Wegen des richtigen Ergreifens jener Schlange. Genauso, lernen da einige Männer aus guter Familie das Dhamma – Lehrreden, Gedichte, Darlegungen, Verse, Ausrufe, Sprüche, Geburtsgeschichten, Wunder und Antworten auf Fragen – und nachdem sie das Dhamma gelernt haben, ergründen sie die Bedeutung jener Lehren mit Weisheit. Weil sie die Bedeutung jener Lehren mit Weisheit ergründen, gelangen sie dahin, sie reflektiv anzunehmen. Sie lernen das Dhamma nicht nur, um andere kritisieren zu können und um in Debatten zu gewinnen, und sie erfahren das Gute, um dessen willen sie das Dhamma gelernt haben. Jene Lehren, die von ihnen richtig ergriffen wurden, tragen lange zu ihrem Wohlergehen und Glück bei. Warum ist das so? Wegen des richtigen Ergreifens jener Lehren.“

12. „Daher, ihr Bhikkhus, wenn ihr die Bedeutung meiner Erklärungen versteht, behaltet sie dementsprechend im Gedächtnis; und wenn ihr die Bedeutung meiner Erklärungen nicht versteht, dann fragt entweder mich darüber oder jene Bhikkhus, die weise sind.“
Das Gleichnis vom Floß

13. „Ihr Bhikkhus, ich werde euch zeigen, wie das Dhamma einem Floß ähnlich ist, indem es zur Überfahrt da ist, nicht zum Festhalten. Hört zu und verfolgt aufmerksam, was ich sagen werde.“ – „Ja, ehrwürdiger Herr“, erwiderten die Bhikkhus. Der Erhabene sagte dieses: „Ihr Bhikkhus, angenommen ein Mann sähe im Verlauf einer Reise eine große Wasserfläche, deren hiesiges Ufer gefährlich und voller furchterregender Dinge war, und deren jenseitiges Ufer sicher und frei von furchterregenden Dingen war, aber es gab keine Fähre oder Brücke, um zum anderen Ufer zu gelangen. Dann dachte er: ,Da ist diese große Wasserfläche, deren hiesiges Ufer gefährlich und voller furchterregender Dinge ist, und deren jenseitiges Ufer sicher und frei von furchterregenden Dingen ist, aber es gibt keine Fähre oder Brücke, um zum anderen Ufer zu gelangen. Angenommen, ich sammle Gras, Zweige, Äste und Blätter und binde sie zu einem Floß zusammen, und mit Hilfe des Floßes, und indem ich mich mit Händen und Füßen abmühe, gelange ich sicher ans andere Ufer.‘ Und der Mann sammelte Gras, Zweige, Äste und Blätter und band sie zu einem Floß zusammen, und mit Hilfe des Floßes, und indem er sich mit Händen und Füßen abmühte, gelangte er sicher ans andere Ufer. Dann, nachdem er übergesetzt hatte und auf der anderen Seite angelangt war, dachte er möglicherweise: ,Dieses Floß war mir sehr nützlich, da ich mit seiner Hilfe, und indem ich mich mit Händen und Füßen abmühte, sicher ans andere Ufer gelangte. Angenommen, ich würde es mir auf den Kopf hieven oder auf die Schulter laden, und dann gehen, wohin ich wollte.‘ Nun, ihr Bhikkhus, was meint ihr? Würde jener Mann bei solcher Vorgehensweise das tun, was er mit jenem Floß tun sollte?“ „Nein, ehrwürdiger Herr.“ „Mit welcher Vorgehensweise würde jener Mann das tun, was er mit jenem Floß tun sollte? Ihr Bhikkhus, nachdem jener Mann übergesetzt hatte und auf der anderen Seite angelangt war, dachte er möglicherweise: ,Dieses Floß war mir sehr nützlich, da ich mit seiner Hilfe, und indem ich mich mit Händen und Füßen abmühte, sicher ans andere Ufer gelangte. Angenommen ich würde es ans trokkene Land ziehen oder es auf dem Wasser treiben lassen, und dann gehen, wohin ich wollte.‘ Nun, ihr Bhikkhus, mit solcher Vorgehensweise würde jener Mann das tun, was er mit jenem Floß tun sollte. Also, ihr Bhikkhus, habe ich euch gezeigt, wie das Dhamma einem Floß ähnlich ist, indem es der Überfahrt dient, nicht dem Festhalten.“

14. „Ihr Bhikkhus, wenn ihr das Gleichnis vom Floß versteht, solltet ihr sogar gute Zustände aufgeben, um wieviel mehr schlechte Zustände 5).“

Grundlagen für Ansichten
15. „Ihr Bhikkhus, da gibt es diese sechs Grundlagen für Ansichten. Was sind die sechs? Ihr Bhikkhus, ein nicht unterrichteter Weltling, der die Edlen nicht beachtet und in ihrem Dhamma nicht bewandert und geschult ist, der aufrechte Menschen nicht beachtet und in ihrem Dhamma nicht bewandert und geschult ist, betrachtet materielle Form so: ,Dies ist mein, dies bin ich, dies ist mein Selbst. 6)‘ Er betrachtet Gefühl so: ,Dies ist mein, dies bin ich, dies ist mein Selbst.‘ Er betrachtet Wahrnehmung so: ,Dies ist mein, dies bin ich, dies ist mein Selbst.‘ Er betrachtet Gestaltungen so: ,Dies ist mein, dies bin ich, dies ist mein Selbst.‘ Er betrachtet das, was gesehen, gehört, empfunden, erfahren, erlebt, gesucht und geistig erwogen wird, so: ,Dies ist mein, dies bin ich, dies ist mein Selbst.‘ Und diese Grundlage für Ansichten, nämlich ,Die Welt und das Selbst sind dasselbe; nach dem Tode werde ich unvergänglich, dauerhaft, ewig, nicht der Veränderung unterworfen sein, ich werde so lange wie die Ewigkeit überdauern‘ – auch dies betrachtet er so: ,Dies ist mein, dies bin ich, dies ist mein Selbst.‘“

16. „Ihr Bhikkhus, ein wohlunterrichteter edler Schüler, der die Edlen beachtet und in ihrem Dhamma bewandert und geschult ist, der aufrechte Menschen beachtet und in ihrem Dhamma bewandert und geschult ist, betrachtet materielle Form so: ,Dies ist nicht mein, dies bin nicht ich, dies ist nicht mein Selbst.‘ Er betrachtet Gefühl so: ,Dies ist nicht mein, dies bin nicht ich, dies ist nicht mein Selbst.‘ Er betrachtet Wahrnehmung so: ,Dies ist nicht mein, dies bin nicht ich, dies ist nicht mein Selbst.‘ Er betrachtet Gestaltungen so: ,Dies ist nicht mein, dies bin nicht ich, dies ist nicht mein Selbst.‘ Er betrachtet das, was gesehen, gehört, empfunden, erfahren, erlebt, gesucht und geistig erwogen wird, so: ,Dies ist nicht mein, dies bin nicht ich, dies ist nicht mein Selbst.‘ Und diese Grundlage für Ansichten, nämlich ,Die Welt und das Selbst sind dasselbe; nach dem Tode werde ich unvergänglich, dauerhaft, ewig, nicht der Veränderung unterworfen sein, ich werde so lange wie die Ewigkeit überdauern‘ – auch dies betrachtet er so: ,Dies ist nicht mein, dies bin nicht ich, dies ist nicht mein Selbst.‘“

17. „Da er sie so betrachtet, ist er nicht voll Aufregung über das, was nicht existiert.“

Aufregung
18. Nach diesen Worten fragte ein bestimmter Bhikkhu den Erhabenen: „Ehrwürdiger Herr, kann es Aufregung über das geben, was äußerlich nicht existiert?“ „Die kann es geben, Bhikkhu“, sagte der Erhabene. „Bhikkhu, da denkt jemand so: ,O weh, ich hatte es! O weh, ich habe es nicht mehr! O weh, möge ich es doch haben! O weh, ich bekomme es nicht!‘ Dann ist er bekümmert, trauert und klagt, er weint und schlägt sich die Brust und wird zerrüttet. So kann es Aufregung über das geben, was äußerlich nicht existiert.“

19. „Ehrwürdiger Herr, kann es Abwesenheit von Aufregung über das geben, was äußerlich nicht existiert?“ „Die kann es geben, Bhikkhu“, sagte der Erhabene. „Bhikkhu, da denkt jemand nicht so: ,O weh, ich hatte es! O weh, ich habe es nicht mehr! O weh, möge ich es doch haben! O weh, ich bekomme es nicht!‘ Dann ist er nicht bekümmert, trauert und klagt nicht, er weint nicht und schlägt sich nicht die Brust und wird nicht zerrüttet. So kann es Abwesenheit von Aufregung über das geben, was äußerlich nicht existiert.“

20. „Ehrwürdiger Herr, kann es Aufregung über das geben, was innerlich nicht existiert?“ „Die kann es geben, Bhikkhu“, sagte der Erhabene. „Bhikkhu, da hat jemand die Ansicht: ,Die Welt und das Selbst sind dasselbe; nach dem Tode werde ich unvergänglich, dauerhaft, ewig, nicht der Veränderung unterworfen sein, ich werde so lange wie die Ewigkeit überdauern.‘ Er hört den Tathàgata oder einen Schüler des Tathàgata das Dhamma lehren, für das Beseitigen aller Grundlagen für Ansichten, Entscheidungen, Besessenheiten, allen Festhaltens und aller Neigungen, für die Stillung aller Gestaltungen, für den Verzicht auf alle Vereinnahmung, für die Zerstörung des Begehrens, für die Lossagung, fürs Aufhören, für Nibbàna. Er denkt so: ,Also werde ich vernichtet werden! Also werde ich zugrunde gehen! Also werde ich nicht mehr werden!‘ Dann ist er bekümmert, trauert und klagt, er weint und schlägt sich die Brust und wird zerrüttet. So kann es Aufregung über das geben, was innerlich nicht existiert.“

21. „Ehrwürdiger Herr, kann es Abwesenheit von Aufregung über das geben, was innerlich nicht existiert?“ „Die kann es geben, Bhikkhu“, sagte der Erhabene. „Bhikkhu, da hat jemand nicht die Ansicht: ,Die Welt und das Selbst sind dasselbe; nach dem Tode werde ich unvergänglich, dauerhaft, ewig, nicht der Veränderung unterworfen sein, ich werde so lange wie die Ewigkeit überdauern.‘ Er hört den Tathàgata oder einen Schüler des Tathàgata das Dhamma lehren, für das Beseitigen aller Grundlagen für Ansichten, Entscheidungen, Besessenheiten, allen Festhaltens und aller Neigungen, für die Stillung aller Gestaltungen, für den Verzicht auf alle Vereinnahmung, für die Zerstörung des Begehrens, für die Lossagung, fürs Aufhören, für Nibbàna. Er denkt nicht so: ,Also werde ich vernichtet werden! Also werde ich zugrunde gehen! Also werde ich nicht mehr werden!‘ Dann ist er nicht bekümmert, trauert und klagt nicht, er weint nicht und schlägt sich nicht die Brust und wird nicht zerrüttet. So kann es Abwesenheit von Aufregung über das geben, was innerlich nicht existiert 7).“

Vergänglichkeit und Nicht-Selbst
22. „Ihr Bhikkhus, ihr mögt wohl jenen Besitz erwerben, der unvergänglich, dauerhaft, ewig, nicht der Veränderung unterworfen ist, und der so lange wie die Ewigkeit überdauern könnte. Aber seht ihr irgendeinen solchen Besitz, ihr Bhikkhus?“ – „Nein, ehrwürdiger Herr.“ – „Gut, ihr Bhikkhus. Auch ich sehe keinerlei Besitz, der unvergänglich, dauerhaft, ewig, nicht der Veränderung unterworfen ist, und der so lange wie die Ewigkeit überdauern könnte.“

23. „Ihr Bhikkhus, ihr mögt wohl an jener Lehrmeinung von einem Selbst anhaften, die nicht Kummer, Klagen, Schmerz, Trauer und Verzweiflung erwekken würde, in einem, der daran anhaftet. Aber seht ihr irgendeine solche Lehrmeinung von einem Selbst, ihr Bhikkhus?“ – „Nein, ehrwürdiger Herr.“ – „Gut, ihr Bhikkhus. Auch ich sehe keinerlei Lehrmeinung von einem Selbst, die nicht Kummer, Klagen, Schmerz, Trauer und Verzweiflung erwecken würde, in einem, der daran anhaftet.“

24. „Ihr Bhikkhus, ihr mögt euch wohl auf jene Ansicht stützen, die nicht Kummer, Klagen, Schmerz, Trauer und Verzweiflung erwecken würde, in einem, der sich darauf stützt. Aber seht ihr eine Stütze in irgendeiner solcher Ansicht, ihr Bhikkhus?“ – „Nein, ehrwürdiger Herr.“ – „Gut, ihr Bhikkhus. Auch ich sehe keinerlei Ansicht, die nicht Kummer, Klagen, Schmerz, Trauer und Verzweiflung erwecken würde, in einem, der sich darauf stützt.“

25. „Ihr Bhikkhus, wenn es ein Selbst gäbe, würde es etwas geben, das meinem Selbst gehört?“ – „Ja, ehrwürdiger Herr.“ – „Oder, wenn es etwas gäbe, das einem Selbst gehört, würde es mein Selbst geben?“ – „Ja, ehrwürdiger Herr.“ – „Ihr Bhikkhus, da ein Selbst und das, was einem Selbst gehört, nicht als wahr und gegeben aufgefaßt werden, ist dann diese Grundlage für Ansichten, nämlich ,Die Welt und das Selbst sind dasselbe; nach dem Tode werde ich unvergänglich, dauerhaft, ewig, nicht der Veränderung unterworfen sein, ich werde so lange wie die Ewigkeit überdauern‘ – wäre das nicht eine ganz und gar und vollkommen törichte Lehre?“ „Was könnte es sonst sein, ehrwürdiger Herr. Es wäre eine ganz und gar und vollkommen törichte Lehre.“

26. „Ihr Bhikkhus, was meint ihr? Ist Form unvergänglich oder vergänglich?“ – „Vergänglich, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich ist, Leid oder Glück?“ – „Leid, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich, leidvoll und der Veränderung unterworfen ist, geeignet, so betrachtet zu werden: ,Dies ist mein, dies bin ich, dies ist mein Selbst‘?“ – „Nein, ehrwürdiger Herr.“ „Ihr Bhikkhus, was meint ihr, ist Gefühl unvergänglich oder vergänglich?“ – „Vergänglich, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich ist, Leid oder Glück?“ – „Leid, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich, leidvoll und der Veränderung unterworfen ist, geeignet, so betrachtet zu werden: ,Dies ist mein, dies bin ich, dies ist mein Selbst‘?“ – „Nein, ehrwürdiger Herr.“ „Ihr Bhikkhus, was meint ihr, ist Wahrnehmung unvergänglich oder vergänglich?“ – „Vergänglich, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich ist, Leid oder Glück?“ – „Leid, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich, leidvoll und der Veränderung unterworfen ist, geeignet, so betrachtet zu werden: ,Dies ist mein, dies bin ich, dies ist mein Selbst‘?“ – „Nein, ehrwürdiger Herr.“ „Ihr Bhikkhus, was meint ihr, sind Gestaltungen unvergänglich oder vergänglich?“ – „Vergänglich, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich ist, Leid oder Glück?“ – „Leid, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich, leidvoll und der Veränderung unterworfen ist, geeignet, so betrachtet zu werden: ,Dies ist mein, dies bin ich, dies ist mein Selbst‘?“ – „Nein, ehrwürdiger Herr.“ „Ihr Bhikkhus, was meint ihr, ist Bewußtsein unvergänglich oder vergänglich?“ – „Vergänglich, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich ist, Leid oder Glück?“ – „Leid, ehrwürdiger Herr.“ – „Ist das, was vergänglich, leidvoll und der Veränderung unterworfen ist, geeignet, so betrachtet zu werden: ,Dies ist mein, dies bin ich, dies ist mein Selbst‘?“ – „Nein, ehrwürdiger Herr.“

27. „Daher, ihr Bhikkhus, sollte jegliche Art von Form, ob vergangen, zukünftig oder gegenwärtig, ob innerlich oder äußerlich, grob oder subtil, niedrig oder hoch, entfernt oder nah, alle Form sollte mit angemessener Weisheit der Wirklichkeit entsprechend erkannt werden: ,Dies ist nicht mein, dies bin ich nicht, dies ist nicht mein Selbst.‘ Jegliche Art von Gefühl, ob vergangen, zukünftig oder gegenwärtig, ob innerlich oder äußerlich, grob oder subtil, niedrig oder hoch, entfernt oder nah, alles Gefühl sollte mit angemessener Weisheit der Wirklichkeit entsprechend erkannt werden: ,Dies ist nicht mein, dies bin ich nicht, dies ist nicht mein Selbst.‘ Jegliche Art von Wahrnehmung, ob vergangen, zukünftig oder gegenwärtig, ob innerlich oder äußerlich, grob oder subtil, niedrig oder hoch, entfernt oder nah, alle Wahrnehmung sollte mit angemessener Weisheit der Wirklichkeit entsprechend erkannt werden: ,Dies ist nicht mein, dies bin ich nicht, dies ist nicht mein Selbst.‘ Jegliche Art von Gestaltungen, ob vergangen, zukünftig oder gegenwärtig, ob innerlich oder äußerlich, grob oder subtil, niedrig oder hoch, entfernt oder nah, alle Gestaltungen sollten mit angemessener Weisheit der Wirklichkeit entsprechend erkannt werden: ,Dies ist nicht mein, dies bin ich nicht, dies ist nicht mein Selbst.‘ Jegliche Art von Bewußtsein, ob vergangen, zukünftig oder gegenwärtig, ob innerlich oder äußerlich, grob oder subtil, niedrig oder hoch, entfernt oder nah, alles Bewußtsein sollte mit angemessener Weisheit der Wirklichkeit entsprechend erkannt werden: ,Dies ist nicht mein, dies bin ich nicht, dies ist nicht mein Selbst.‘“

28. „Indem er so erkennt, wird ein wohlunterrichteter edler Schüler ernüchtert der Form gegenüber, ernüchtert gegenüber dem Gefühl gegenüber, ernüchtert der Wahrnehmung gegenüber, ernüchtert den Gestaltungen gegenüber, ernüchtert dem Bewußtsein gegenüber.“

29. „Wenn er ernüchtert wird, wird er begierdelos. Durch Begierdelosigkeit ist sein Geist befreit. Wenn er befreit ist, kommt das Wissen: ,Er ist befreit.‘ Er versteht: ,Geburt ist zu Ende gebracht, das heilige Leben ist gelebt, es ist getan, was getan werden mußte, darüber hinaus gibt es nichts mehr.‘“

Der Arahant
30. „Ihr Bhikkhus, dieser Bhikkhu wird als einer bezeichnet, dessen Deichsel angehoben worden ist, dessen Graben angefüllt worden ist, dessen Pfeiler ausgegraben worden ist, einer, der keine Schranke hat, ein Edler, dessen Banner gesenkt ist, dessen Bürde abgelegt ist, der ungefesselt ist.“

31. „Und auf welche Weise ist der Bhikkhu einer, dessen Deichsel angehoben worden ist? Da hat der Bhikkhu Unwissenheit überwunden, er hat sie an der Wurzel abgeschnitten, einem Palmstumpf gleichgemacht, beseitigt, so daß sie künftigem Entstehen nicht mehr unterworfen ist. Auf solche Weise ist der Bhikkhu einer, dessen Deichsel angehoben worden ist.“

32. „Und auf welche Weise ist der Bhikkhu einer, dessen Graben angefüllt worden ist? Da hat der Bhikkhu die Runde der Geburten überwunden, die erneutes Werden bringt, er hat sie an der Wurzel abgeschnitten, einem Palmstumpf gleichgemacht, beseitigt, so daß sie künftigem Entstehen nicht mehr unterworfen ist. Auf solche Weise ist der Bhikkhu einer, dessen Graben angefüllt worden ist.“

33. „Und auf welche Weise ist der Bhikkhu einer, dessen Pfeiler ausgegraben worden ist? Da hat der Bhikkhu Begehren überwunden, er hat es an der Wurzel abgeschnitten, einem Palmstumpf gleichgemacht, beseitigt, so daß es künftigem Entstehen nicht mehr unterworfen ist. Auf solche Weise ist der Bhikkhu einer, dessen Pfeiler ausgegraben worden ist.“

34. „Und auf welche Weise ist der Bhikkhu einer, der keine Schranke hat? Da hat der Bhikkhu die fünf niedrigeren Fesseln überwunden, er hat sie an der Wurzel abgeschnitten, einem Palmstumpf gleichgemacht, beseitigt, so daß sie künftigem Entstehen nicht mehr unterworfen sind. Auf solche Weise ist der Bhikkhu einer, der keine Schranke hat.“

35. „Und auf welche Weise ist der Bhikkhu ein Edler, dessen Banner gesenkt ist, dessen Bürde abgelegt ist, der ungefesselt ist? Da hat der Bhikkhu den Ich- Dünkel überwunden, er hat ihn an der Wurzel abgeschnitten, einem Palmstumpf gleichgemacht, beseitigt, so daß er künftigem Entstehen nicht mehr unterworfen ist. Auf solche Weise ist der Bhikkhu ein Edler, dessen Banner gesenkt ist, dessen Bürde abgelegt ist, der ungefesselt ist.“

36. „Ihr Bhikkhus, wenn die Götter mit Indra, mit Brahmà und mit Pajàpati einen Bhikkhu suchen, der so im Geist befreit ist, finden sie nichts, von dem sie sagen könnten: ,Das Bewußtsein eines Hinübergegangenen 8) stützt sich auf dies.‘ Warum ist das so? Ein Hinübergegangener, sage ich, ist nicht auffindbar hier und jetzt.“

Falsche Darstellung des Tathàgata
37. „Obwohl ich so spreche, ihr Bhikkhus, obwohl ich so verkünde, bin ich grundlos, auf nichtige Weise, unwahr und falsch von einigen Mönchen und Brahmanen so dargestellt worden: ,Der Mönch Gotama ist einer, der in die Irre führt; er beschreibt die Vernichtung, die Zerstörung, die Auslöschung eines existierenden Wesens.‘ Da ich das nicht lehre, da ich das nicht verkünde, bin ich also grundlos, auf nichtige Weise, unwahr und falsch von einigen Mönchen und Brahmanen so dargestellt worden: ,Der Mönch Gotama ist einer, der in die Irre führt; er beschreibt die Vernichtung, die Zerstörung, die Auslöschung eines existierenden Wesens.‘“

38. „Ihr Bhikkhus, sowohl früher wie auch jetzt ist das, was ich verkünde, Dukkha und das Aufhören von Dukkha. Wenn andere den Tathàgata dafür beleidigen, verunglimpfen, schelten und belästigen, hegt der Tathàgata deswegen keinen Ärger, keine Verbitterung oder Niedergeschlagenheit im Herzen. Und wenn andere den Tathàgata dafür ehren, respektieren, würdigen und verehren, hegt derTathàgata kein Entzücken, keine Freude oder Begeisterung im Herzen. Und wenn andere den Tathàgata dafür ehren, respektieren, würdigen und verehren, denkt der Tathàgata deswegen: ,Sie verrichten Dienste wie diese zum Wohle dessen, was vorher vollständig durchschaut wurde.‘“

39. „Daher, ihr Bhikkhus, wenn euch andere beleidigen, verunglimpfen, schelten und belästigen, sollte deswegen von euch kein Ärger, keine Verbitterung oder Niedergeschlagenheit im Herzen gehegt werden. Und wenn andere euch ehren, respektieren, würdigen und verehren, sollte deswegen von euch kein Entzücken, Freude oder Begeisterung im Herzen gehegt werden. Wenn andere euch dafür ehren, respektieren, würdigen und verehren, solltet ihr deswegen denken: ,Sie verrichten Dienste wie diese zum Wohle dessen, was vorher vollständig durchschaut wurde 9).‘“

Nicht Euer
40. „Daher, ihr Bhikkhus, was immer nicht euer ist, gebt es auf; wenn ihr es aufgegeben habt, wird das lange zu eurem Wohlergehen und Glück beitragen. Was ist es, was nicht euer ist? Form ist nicht euer. Gebt sie auf. Wenn ihr sie aufgegeben habt, wird das lange zu eurem Wohlergehen und Glück beitragen. Gefühl ist nicht euer. Gebt es auf. Wenn ihr es aufgegeben habt, wird das lange zu eurem Wohlergehen und Glück beitragen. Wahrnehmung ist nicht euer. Gebt sie auf. Wenn ihr sie aufgegeben habt, wird das lange zu eurem Wohlergehen und Glück beitragen. Gestaltungen sind nicht euer. Gebt sie auf. Wenn ihr sie aufgegeben habt, wird das lange zu eurem Wohlergehen und Glück beitragen. Bewußtsein ist nicht euer. Gebt es auf. Wenn ihr es aufgegeben habt, wird das lange zu eurem Wohlergehen und Glück beitragen.“

41. „Ihr Bhikkhus, was meint ihr? Wenn die Leute das Gras, die Stöcke, Äste und Blätter in diesem Jeta-Hain forttragen oder sie verbrennen oder mit ihnen nach Belieben verfahren würden, würdet ihr denken: ,Die Leute tragen uns fort oder verbrennen uns oder verfahren mit uns nach Belieben?‘“ – „Nein, ehrwürdiger Herr. Warum nicht? Weil, ehrwürdiger Herr, jenes weder unser Selbst ist, noch unserem Selbst gehört.“ – „Genauso, ihr Bhikkhus, was immer nicht euer ist, gebt es auf; wenn ihr es aufgegeben habt, wird das lange zu eurem Wohlergehen und Glück beitragen. Was ist es, was nicht euer ist? Form ist nicht euer. Gebt sie auf. Wenn ihr sie aufgegeben habt, wird das lange zu eurem Wohlergehen und Glück beitragen. Gefühl ist nicht euer. Gebt es auf. Wenn ihr es aufgegeben habt, wird das lange zu eurem Wohlergehen und Glück beitragen. Wahrnehmung ist nicht euer. Gebt sie auf. Wenn ihr sie aufgegeben habt, wird das lange zu eurem Wohlergehen und Glück beitragen. Gestaltungen sind nicht euer. Gebt sie auf. Wenn ihr sie aufgegeben habt, wird das lange zu eurem Wohlergehen und Glück beitragen. Bewußtsein ist nicht euer. Gebt es auf. Wenn ihr es aufgegeben habt, wird das lange zu eurem Wohlergehen und Glück beitragen.“

In diesem Dhamma
42. „Ihr Bhikkhus, das Dhamma, das auf solche Weise von mir wohl verkündet wurde, ist klar, offen, ersichtlich und frei von Flickwerk. In diesem Dhamma, das auf solche Weise von mir wohl verkündet wurde, das klar, offen, ersichtlich und frei von Flickwerk ist, gibt es keine Beschreibung einer künftigen Daseinsrunde für Bhikkhus, die Arahants sind, mit vernichteten Trieben, die das heilige Leben gelebt haben, getan haben, was getan werden mußte, die Bürde abgelegt haben, das wahre Ziel erreicht haben, die Fesseln des Werdens zerstört haben und durch letztendliche Erkenntnis vollständig befreit sind.“

43. „Ihr Bhikkhus, das Dhamma, das auf solche Weise von mir wohl verkündet wurde, ist klar, offen, ersichtlich und frei von Flickwerk. In diesem Dhamma, das auf solche Weise von mir wohl verkündet wurde, das klar, offen, ersichtlich und frei von Flickwerk ist, sind jene Bhikkhus, die die fünf niedrigeren Fesseln überwunden haben, alle dazu bestimmt, spontan (in den Reinen Bereichen) wiederzuerscheinen und dort Nibbàna zu erlangen, ohne je von jener Welt zurückzukehren.“

44. „Ihr Bhikkhus, das Dhamma, das auf solche Weise von mir wohl verkündet wurde, ist klar, offen, ersichtlich und frei von Flickwerk. In diesem Dhamma, das auf solche Weise von mir wohl verkündet wurde, das klar, offen, ersichtlich und frei von Flickwerk ist, sind jene Bhikkhus, die drei Fesseln überwunden, und Begierde, Haß und Verblendung vermindert haben, alle Einmalwiederkehrer, die noch einmal in diese Welt zurückkehren, um dem Leiden ein Ende zu bereiten.“

45. „Ihr Bhikkhus, das Dhamma, das auf solche Weise von mir wohl verkündet wurde, ist klar, offen, ersichtlich und frei von Flickwerk. In diesem Dhamma, das auf solche Weise von mir wohl verkündet wurde, das klar, offen, ersichtlich und frei von Flickwerk ist, sind jene Bhikkhus, die drei Fesseln überwunden haben, alle Stromeingetretene, die nicht länger dem Verderben unterworfen sind, die auf dem Weg (zur Befreiung) sind, die der Erleuchtung entgegengehen.

46. „Ihr Bhikkhus, das Dhamma, das auf solche Weise von mir wohl verkündet wurde, ist klar, offen, ersichtlich und frei von Flickwerk. In diesem Dhamma, das auf solche Weise von mir wohl verkündet wurde, das klar, offen, ersichtlich und frei von Flickwerk ist, gehen jene Bhikkhus, die dem Dhamma ergeben sind, oder die dem Vertrauen ergeben sind 10), alle der Erleuchtung entgegen.“

47. „Ihr Bhikkhus, das Dhamma, das auf solche Weise von mir wohl verkündet wurde, ist klar, offen, ersichtlich und frei von Flickwerk. In diesem Dhamma, das auf solche Weise von mir wohl verkündet wurde, das klar, offen, ersichtlich und frei von Flickwerk ist, gehen jene, die genug Vertrauen in mich haben, die genug Liebe für mich empfinden, alle der himmlischen Welt entgegen.“
Das ist es, was der Erhabene sagte. Die Bhikkhus waren zufrieden und entzückt über die Worte des Erhabenen.

Anmerkungen:
1) Die Hemmnisse sind Sinnesvergnügen. MA meint mit einer gewissen Berechtigung, es seien speziell sexuelle Vergnügen gemeint. Das Pàliwort antaràya hat auch die Nebenbedeutung „Widrigkeit“ und „Gefahr“ – zumindest für Bhikkhus ist ja durch sexuelle Betätigung die Gefahr einer Regelverletzung, die zum Ordensausschluß führt, gegeben. Bhikkhu Ariññha widerspricht hier direkt der dritten Grundlage für Selbstsicherheit eines Tathàgata (M12.25).
2) Die ersten sieben Gleichnisse werden in M54 erläutert.
3) Somit macht sich Ariññha eines mittelschweren Regelverstoßes schuldig.
4) Im strikten Sinn sind „das Gute“ die überweltlichen Erleuchtungsstufen. Aber diese Passage bezieht sich natürlich auf jeglichen Fortschritt im Dhamma.
5) In westlichen buddhistischen Kreisen geistert manchmal die Ansicht umher, man müsse Gut und Böse hinter sich lassen. Die Aussage des Buddha bezieht sich aber auf das Anhaften an Gutes und Böses, siehe auch M66.26 ff. und M38.14. Es ist eine Anweisung an Weltlinge, bei denen noch die Gefahr des spirituellen Materialismus besteht.
6) Die drei Besessenheiten (gàha), Begehren, Ich-Dünkel und Ich-Ansicht äußern sich so: „Dies ist mein, dies bin ich, dies ist mein Selbst.“ „Dies ist mein“ ist der Ausdruck von Begehren; somit könnte man es ausführlicher formulieren „dies bezieht sich auf mich“, da Begehren auch ablehnende, negative Anhaftung bedingt. Die Übung des Stromeingetretenen etc., „dies ist nicht mein“, bedeutet natürlich nicht, daß irgendetwas anderes dann „mein“ sein könnte – ein Irrtum einiger früher Buddhisten im Westen. „Dies bin ich“ ist der Ausdruck von Ich-Dünkel, und lautet präzise „dies (deutet darauf hin): ich bin“. Ein Beispiel, das den Unterschied zwischen diesen beiden Formulierungen verdeutlicht: man kann sich bereits klar sein, daß Gedanken nicht „Ich“ sind, aber dennoch die Behauptung vertreten „ich denke, also bin ich.“ „Dies ist mein Selbst“ ist die Ich-Ansicht, eine Theorie oder Vorstellung über das Selbst. Diese drei Besessenheiten sind die Quelle für Vorstellungen und geistig-konzeptuelles Ausufern, vgl. M1 und M18.
7) Was innerlich nicht existiert, ist das Selbst oder Ich. Die Aufregung kommt zustande, indem die Lehre von Nicht-Selbst fälschlicherweise als Nihilismus verstanden wird. Die Dinge, die äußerlich nicht existierten, sind die Dinge in ihrer Eigenschaft als Etwas, das einem Selbst gehört.
8) Im Pàli „Tathàgata“, normalerweise eine Bezeichnung für den Buddha, hier in breiterer Anwendung. Das Bewußtsein eines Arahants ist nicht-indikativ. Es ist die reine Gegenwart der Phänomene im Geist des Erleuchteten, ohne auf ein Ich hinzuweisen. Daher gilt der Arahant als nicht auffindbar.
9) Bhikkhu Bodhi erklärt diese Passage so: „Das, was vorher vollständig durchschaut wurde“ sind die fünf Daseinsgruppen; in diesen ist kein Selbst zu finden, also auch kein Grund, über Verehrung begeistert zu sein.
10) Markant bei den Stromeingetretenen ist die Tatsache, daß sie durch das erste Erblicken der Wahrheit über jeden Zweifel erhaben sind. Die beiden spirituellen Fähigkeiten, die den Zweifel vernichten, bedingen sich zwar gegenseitig, sind aber doch unterscheidbar: Weisheit (paññà) und Vertrauen (saddhà). Dementsprechend gibt es zwei Arten von Individuen, die im Begriff sind, in den Strom des Dhamma einzutreten und die drei niederen Fesseln zu vernichten: der Dhammaergebene, bei dem Weisheit die führende spirituelle Fähigkeit ist, und der Vertrauensergebene, bei dem das Vertrauen im Vordergrund steht.