MN26 – Die Edle Suche

Majjhima Nikàya 26

 

Die Edle Suche (Ariyapariyesanà Sutta)

1. So habe ich gehört. Einmal hielt sich der Erhabene bei Sàvatthã im Jeta Hain, dem Park des Anàthapindika auf.

2. Als der Morgen dämmerte, kleidete sich da der Erhabene an, nahm seine Schale und äußere Robe und ging um Almosen nach Sàvatthã hinein. Da ging eine Anzahl von Bhikkhus zum ehrwürdigen ânanda und sagte zu ihm: „Freund ânanda, es ist lange her, daß wir einen Vortrag über das Dhamma aus des Erhabenen eigenen Munde hörten. Es wäre gut, wenn wir einen solchen Vortrag zu hören bekommen könnten, ânanda.“ – „Dann mögen die Ehrwürdigen zur Einsiedelei des Brahmanen Rammaka gehen. Vielleicht werdet ihr einen Vortrag über das Dhamma aus des Erhabenen eigenen Munde zu hören bekommen.“ – „Ja, Freund“, erwiderten sie.

3. Dann, als der Erhabene um Almosen in Sàvatthã umhergewandert und von seiner Almosenrunde zurückgekehrt war, richtete er sich nach seinem Mahl an den ehrwürdigen ânanda: „ânanda, laß uns zum Östlichen Park, zum Palast von Migàras Mutter gehen, um den Tag zu verbringen.“ – „Ja, ehrwürdiger Herr“, erwiderte der ehrwürdige ânanda. Dann ging der Erhabene mit dem ehrwürdigen ânanda zum Östlichen Park, zum Palast von Migàras Mutter, um den Tag zu verbringen. Dann, als es Abend war, erhob sich der Erhabene von seiner Meditation und richtete sich an den ehrwürdigen ânanda: „ânanda, laß uns zum Östlichen Badeplatz gehen, um zu baden.“ – „Ja, ehrwürdiger Herr“, erwiderte der ehrwürdige ânanda. Dann ging der Erhabene mit dem ehrwürdigen ânanda zum Östlichen Badeplatz, um zu baden. Als er fertig war, kam er aus dem Wasser heraus und stand in einer Robe da, um seine Glieder abzutrocknen. Dann sagte der ehrwürdige ânanda zum Erhabenen: „Ehrwürdiger Herr, die Einsiedelei des Brahmanen Rammaka ist in der Nähe. Diese Einsiedelei ist angenehm und lieblich. Ehrwürdiger Herr, es wäre gut, wenn der Erhabene aus Mitgefühl dorthin ginge.“ Der Erhabene stimmte schweigend zu.

4. Dann ging der Erhabene zur Einsiedelei des Brahmanen Rammaka. Bei dieser Gelegenheit saß eine Anzahl von Bhikkhus in der Einsiedelei beisammen und erörterte das Dhamma. Der Erhabene stand draußen vor der Tür und wartete das Ende ihrer Erörterung ab. Als er wußte, daß sie zu Ende war, räusperte er sich und klopfte an, und die Bhikkhus öffneten ihm die Tür. Der Erhabene trat ein, setzte sich auf dem Platz nieder, der für ihn vorbereitet wurde, und richtete sich so an die Bhikkhus: „Ihr Bhikkhus, zu welcher Art von Erörterung sitzt ihr jetzt hier beisammen? Und von welcher Art war eure Erörterung, die unterbrochen wurde?“
„Ehrwürdiger Herr, unsere Erörterung des Dhamma, die unterbrochen wurde, handelte vom Erhabenen selbst. Dann kam der Erhabene hier an.“ „Gut, ihr Bhikkhus. Es ist angemessen für euch Männer aus guter Familie, die ihr aus Vertrauen heraus von zu Hause fort in die Hauslosigkeit gezogen seid, beisammen zu sitzen und das Dhamma zu erörtern. Wenn ihr zusammenkommt, Bhikkhus, dann solltet ihr eines von zwei Dingen tun: eine Erörterung des Dhamma abhalten oder edles Schweigen einhalten.“

Zwei Arten der Suche
5. „Ihr Bhikkhus, es gibt diese zwei Arten der Suche: die edle Suche und die unedle Suche. Und was ist die unedle Suche? Da ist jemand selbst der Geburt unterworfen und sucht, was ebenfalls der Geburt unterworfen ist; er ist selbst dem Altern unterworfen und sucht, was ebenfalls dem Altern unterworfen ist; er ist selbst der Krankheit unterworfen und sucht, was ebenfalls der Krankheit unterworfen ist; er ist selbst dem Tode unterworfen und sucht, was ebenfalls dem Tode unterworfen ist; er ist selbst dem Kummer unterworfen und sucht, was ebenfalls dem Kummer unterworfen ist; er ist selbst der Befleckung unterworfen und sucht, was ebenfalls der Befleckung unterworfen ist.“

6. „Und was kann man als der Geburt unterworfen bezeichnen? Ehefrau und Kinder sind der Geburt unterworfen, Sklaven und Sklavinnen, Ziegen und Schafe, Geflügel und Schweine, Elefanten, Rinder, Pferde und Stuten, Gold und Silber sind der Geburt unterworfen. Diese Vereinnahmungen sind der Geburt unterworfen; und jemand, der an diese Dinge gebunden ist, in sie vernarrt ist und ihnen bis zum Äußersten ausgeliefert ist, sucht, was der Geburt unterworfen ist, wobei er selbst der Geburt unterworfen ist.“

7. „Und was kann man als dem Altern unterworfen bezeichnen? Ehefrau und Kinder sind dem Altern unterworfen, Sklaven und Sklavinnen, Ziegen und Schafe, Geflügel und Schweine, Elefanten, Rinder, Pferde und Stuten, Gold und Silber sind dem Altern unterworfen. Diese Vereinnahmungen sind dem Altern unterworfen; und jemand, der an diese Dinge gebunden ist, in sie vernarrt ist und ihnen bis zum Äußersten ausgeliefert ist, sucht, was dem Altern unterworfen ist, wobei er selbst dem Altern unterworfen ist.“

8. „Und was kann man als der Krankheit unterworfen bezeichnen? Ehefrau und Kinder sind der Krankheit unterworfen, Sklaven und Sklavinnen, Ziegen und Schafe, Geflügel und Schweine, Elefanten, Rinder, Pferde und Stuten sind der Krankheit unterworfen. Diese Vereinnahmungen sind der Krankheit unterworfen; und jemand, der an diese Dinge gebunden ist, in sie vernarrt ist und ihnen bis zum Äußersten ausgeliefert ist, sucht, was der Krankheit unterworfen ist, wobei er selbst der Krankheit unterworfen ist.“

9. „Und was kann man als dem Tode unterworfen bezeichnen? Ehefrau und Kinder sind dem Tode unterworfen, Sklaven und Sklavinnen, Ziegen und Schafe, Geflügel und Schweine, Elefanten, Rinder, Pferde und Stuten sind dem Tode unterworfen. Diese Vereinnahmungen sind dem Tode unterworfen; und jemand, der an diese Dinge gebunden ist, in sie vernarrt ist und ihnen bis zum Äußersten ausgeliefert ist, sucht, was dem Tode unterworfen ist, wobei er selbst dem Tode unterworfen ist.“

10. „Und was kann man als dem Kummer unterworfen bezeichnen? Ehefrau und Kinder sind dem Kummer unterworfen, Sklaven und Sklavinnen, Ziegen und Schafe, Geflügel und Schweine, Elefanten, Rinder, Pferde und Stuten sind dem Kummer unterworfen. Diese Vereinnahmungen sind dem Kummer unterworfen; und jemand, der an diese Dinge gebunden ist, in sie vernarrt ist und ihnen bis zum Äußersten ausgeliefert ist, sucht, was dem Kummer unterworfen ist, wobei er selbst dem Kummer unterworfen ist.“

11. „Und was kann man als der Befleckung unterworfen bezeichnen? Ehefrau und Kinder sind der Befleckung unterworfen, Sklaven und Sklavinnen, Ziegen und Schafe, Geflügel und Schweine, Elefanten, Rinder, Pferde und Stuten, Gold und Silber 1) sind der Befleckung unterworfen. Diese Vereinnahmungen sind der Befleckung unterworfen; und jemand, der an diese Dinge gebunden ist, in sie vernarrt ist und ihnen bis zum Äußersten ausgeliefert ist, sucht, was der Beflekkung unterworfen ist, wobei er selbst der Befleckung unterworfen ist. Dies ist die unedle Suche.“

12. „Und was ist die edle Suche? Da ist jemand selbst der Geburt unterworfen, und weil er die Gefahr in dem, was der Geburt unterworfen ist, erkannt hat, sucht er die ungeborene höchste Sicherheit vor dem Gefesseltsein, Nibbàna; jemand ist selbst dem Altern unterworfen, und weil er die Gefahr in dem, was dem Altern unterworfen ist, erkannt hat, sucht er die nicht alternde höchste Sicherheit vor dem Gefesseltsein, Nibbàna; jemand ist selbst der Krankheit unterworfen, und weil er die Gefahr in dem, was der Krankheit unterworfen ist, erkannt hat, sucht er die nicht krankende höchste Sicherheit vor dem Gefesseltsein, Nibbàna; jemand ist selbst dem Tode unterworfen, und weil er die Gefahr in dem, was dem Tode unterworfen ist, erkannt hat, sucht er die todlose höchste Sicherheit vor dem Gefesseltsein, Nibbàna; jemand ist selbst dem Kummer unterworfen, und weil er die Gefahr in dem, was dem Kummer unterworfen ist, erkannt hat, sucht er die kummerfreie höchste Sicherheit vor dem Gefesseltsein, Nibbàna; jemand ist selbst der Befleckung unterworfen, und weil er die Gefahr in dem, was der Befleckung unterworfen ist, erkannt hat, sucht er die unbefleckte höchste Sicherheit vor dem Gefesseltsein, Nibbàna. Dies ist die edle Suche.“

Die Suche nach Erleuchtung
13. „Ihr Bhikkhus, vor meiner Erleuchtung, als ich noch ein lediglich unerleuchteter Bodhisatta war, war auch ich der Geburt unterworfen und suchte, was ebenfalls der Geburt unterworfen war; war auch ich dem Altern, der Krankheit, dem Tode, dem Kummer und der Befleckung unterworfen und suchte, was ebenfalls dem Altern, der Krankheit, dem Tode, dem Kummer und der Befleckung unterworfen war. Dann erwog ich folgendes: „Warum suche ich, wenn ich selbst der Geburt unterworfen bin, das, was ebenfalls der Geburt unterworfen ist? Warum suche ich, wenn ich selbst dem Altern, der Krankheit, dem Tode, dem Kummer und der Befleckung unterworfen bin, das, was ebenfalls dem Altern, der Krankheit, dem Tode, dem Kummer und der Befleckung unterworfen ist? Angenommen, ich suche die ungeborene höchste Sicherheit vor dem Gefesseltsein, Nibbàna, weil ich selbst der Geburt unterworfen bin und die Gefahr in dem, was der Geburt unterworfen ist, erkannt habe; ich suche die nicht alternde, nicht krankende, todlose, kummerfreie, unbefleckte höchste Sicherheit vor dem Gefesseltsein, Nibbàna, weil ich selbst dem Altern, der Krankheit, dem Tode, dem Kummer und der Befleckung unterworfen bin und die Gefahr in dem, was dem Altern, der Krankheit, dem Tode, dem Kummer und der Befleckung unterworfen ist, erkannt habe.“

14. „Später, immer noch in jungem Alter, als schwarzhaariger junger Mann, mit Jugendlichkeit gesegnet, in der Blüte meines Lebens, rasierte ich mir Kopf- und Barthaar ab, zog die gelbe Robe an und ging von zu Hause fort in die Hauslosigkeit, obwohl meine Mutter und mein Vater das nicht wünschten und mit tränenüberströmtem Gesicht weinten.“

15. „Ihr Bhikkhus, nachdem ich in die Hauslosigkeit gezogen war, auf der Suche nach dem Heilsamen, auf der Suche nach dem höchsten Zustand erhabenen Friedens, ging ich zu Alàra Kàlàma und sagte zu ihm: ,Freund Kàlàma, ich will das heilige Leben in diesem Dhamma und dieser Disziplin führen.‘ Alàra Kàlàma erwiderte: ,Der Ehrwürdige möge hier bleiben. Dieses Dhamma ist so beschaffen, daß ein weiser Mann in kurzer Zeit darin eintreten und verweilen kann, wobei er durch höhere Geisteskraft die Lehre seines Lehrers selbst verwirklichen kann.‘ Schnell lernte ich jenes Dhamma in kurzer Zeit. Was das bloße Hersagen und Einüben seiner Lehre anbelangte, so konnte ich aus dem Wissen und der Gewißheit heraus sprechen, und ich erhob den Anspruch: ,Ich weiß und sehe‘ – und es gab andere, die es mir gleichtaten.“ „Ich erwog: ,Es geschieht nicht allein aus bloßem Vertrauen heraus, daß Alàra Kàlàma verkündet: ›Durch eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft trete ich in dieses Dhamma ein und verweile darin.‹ Gewiß weilt Alàra Kàlàma, indem er dieses Dhamma weiß und sieht.‘ Dann ging ich zu Alàra Kàlàma und fragte ihn: ,Freund Kàlàma, auf welche Weise verkündest du, daß du durch eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft in dieses Dhamma eintrittst und darin verweilst?‘ Als Antwort erklärte er das Nichtsheit-Gebiet.“ „Ich erwog: ,Nicht nur Alàra Kàlàma hat Vertrauen, Energie, Achtsamkeit, Konzentration und Weisheit. Auch ich habe Vertrauen, Energie, Achtsamkeit, Konzentration und Weisheit. Angenommen, ich mache mich daran, das Dhamma zu verwirklichen, von dem Alàra Kàlàma verkündet, daß er durch eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft 2) darin eintritt und verweilt?‘“ „Schnell trat ich in kurzer Zeit durch eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft in jenes Dhamma ein und verweilte darin. Dann ging ich zu Alàra Kàlàma und fragte ihn: ,Freund Kàlàma, geschieht es auf diese Weise, daß du verkündest, daß du durch eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft in dieses Dhamma eintrittst und darin verweilst?‘ – ,Das ist die Weise, Freund.‘ – ,Es geschieht auf diese Weise, daß auch ich durch eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft in jenes Dhamma eintrete und darin verweile.‘ – ,Es ist ein Gewinn für uns, Freund, es ist ein großer Gewinn für uns, daß wir solch einen Ehrwürdigen als Gefährten im heiligen Leben haben. Also ist das Dhamma, von dem ich verkünde, daß ich durch eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft darin eintrete und darin verweile, auch das Dhamma, in das du durch eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft eintrittst und darin verweilst. Und das Dhamma, in das du durch eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft eintrittst und darin verweilst, ist das Dhamma, von dem ich verkünde, daß ich durch eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft darin eintrete und darin verweile. Also kennst du das Dhamma, das ich kenne, und ich kenne das Dhamma, das du kennst. So wie ich bin, bist auch du; so wie du bist, bin auch ich. Komm, Freund, laß uns diese Gemeinschaft jetzt gemeinsam leiten.‘“
„So setzte Alàra Kàlàma, mein Lehrer, mich, seinen Schüler, auf gleichen Rang mit sich selbst und erwies mir höchste Ehre. Aber es wurde mir klar: ,Dieses Dhamma führt nicht zur Ernüchterung, zur Lossagung, zum Aufhören, zum Frieden, zur höheren Geisteskraft, zur Erleuchtung, zum Nibbàna, sondern nur zum Wiedererscheinen im Nichtsheit-Gebiet 3).‘ Weil ich mit jenem Dhamma nicht zufrieden war, ließ ich es zurück und ging fort.“

16. „Ihr Bhikkhus, immer noch auf der Suche nach dem Heilsamen, auf der Suche nach dem höchsten Zustand erhabenen Friedens, ging ich zu Uddaka Ràmaputta 4) und sagte zu ihm: ,Freund, ich will das heilige Leben in diesem Dhamma und dieser Disziplin führen.‘ Uddaka Ràmaputta erwiderte: ,Der Ehrwürdige möge hier bleiben. Dieses Dhamma ist so beschaffen, daß ein weiser Mann in kurzer Zeit darin eintreten und verweilen kann, wobei er durch höhere Geisteskraft die Lehre seines Lehrers selbst verwirklichen kann.‘ Schnell lernte ich jenes Dhamma in kurzer Zeit. Was das bloße Hersagen und Einüben seiner Lehre anbelangte, so konnte ich aus dem Wissen und der Gewißheit heraus sprechen, und ich erhob den Anspruch: ,Ich weiß und sehe‘ – und es gab andere, die es mir gleichtaten.“
„Ich erwog: ,Es geschah nicht allein aus bloßem Vertrauen heraus, daß Ràma verkündete: ›Durch eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft trete ich in dieses Dhamma ein und verweile darin.‹ Gewiß weilte Ràma, indem er dieses Dhamma wußte und sah.‘ Dann ging ich zu Uddaka Ràmaputta und fragte ihn: ,Freund, auf welche Weise verkündete Ràma, daß er durch eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft in dieses Dhamma eintrat und darin verweilte?‘ Als Antwort erklärte Uddaka Ràmaputta das Gebiet von Weder-Wahrnehmung-Noch-Nichtwahrnehmung.“ „Ich erwog: ,Nicht nur Ràma hatte Vertrauen, Energie, Achtsamkeit, Konzentration und Weisheit. Auch ich habe Vertrauen, Energie, Achtsamkeit, Konzentration und Weisheit. Angenommen, ich mache mich daran, das Dhamma zu verwirklichen, von dem Ràma verkündete, daß er durch eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft darin eintrat und verweilte?‘“ „Schnell trat ich in kurzer Zeit durch eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft in jenes Dhamma ein und verweilte darin. Dann ging ich zu Uddaka Ràmaputta und fragte ihn: ,Freund, geschah es auf diese Weise, daß Ràma verkündete, daß er durch eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft in dieses Dhamma eintrat und darin verweilte?‘ – ,Das ist die Weise, Freund.‘ – ,Es geschieht auf diese Weise, daß auch ich durch eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft in jenes Dhamma eintrete und darin verweile.‘ – ,Es ist ein Gewinn für uns, Freund, es ist ein großer Gewinn für uns, daß wir solch einen Ehrwürdigen als Gefährten im heiligen Leben haben. Also ist das Dhamma, von dem Ràma verkündete, daß er durch eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft darin eintrat und darin verweilte, auch das Dhamma, in das du durch eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft eintrittst und darin verweilst. Und das Dhamma, in das du durch eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft eintrittst und darin verweilst, ist das Dhamma, von dem Ràma verkündete, daß er durch eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft darin eintrat und darin verweilte. Also kennst du das Dhamma, das Ràma kannte, und Ràma kannte das Dhamma, das du kennst. So wie Ràma war, bist auch du; so wie du bist, war auch Ràma. Komm, Freund, leite jetzt diese Gemeinschaft.‘“ „So setzte Uddaka Ràmaputta, mein Gefährte im heiligen Leben, mich auf den Rang eines Lehrers und erwies mir höchste Ehre. Aber es wurde mir klar: ,Dieses Dhamma führt nicht zur Ernüchterung, zur Lossagung, zum Aufhören, zum Frieden, zur höheren Geisteskraft, zur Erleuchtung, zum Nibbàna, sondern nur zum Wiedererscheinen im Gebiet von Weder-Wahrnehmung-Noch-Nichtwahrnehmung.‘ Weil ich mit jenem Dhamma nicht zufrieden war, ließ ich es zurück und ging fort.“

17. „Ihr Bhikkhus, immer noch auf der Suche nach dem Heilsamen, auf der Suche nach dem höchsten Zustand erhabenen Friedens, wanderte ich etappenweise durch das Land Magadha, bis ich schließlich bei Senànigama nahe Uruvelà ankam. Dort sah ich ein liebenswürdiges Stück Land, einen lieblichen Hain mit einem klar dahinströmenden Fluß mit angenehmen, sanft ansteigenden Ufern, und in der Nähe ein Dorf für den Almosengang. Ich erwog: ,Dies ist ein liebenswürdiges Stück Land, dies ist ein lieblicher Hain mit einem klar dahinströmenden Fluß mit angenehmen, sanft ansteigenden Ufern, und in der Nähe ein Dorf für den Almosengang. Dies wird den Bemühungen eines Mannes aus guter Familie, der auf Bemühungen aus ist, dienlich sein.‘ Und ich setzte mich nieder und dachte: ,Dies wird meinen Bemühungen dienlich sein.‘“

Erleuchtung
18. „Dann, ihr Bhikkhus, nachdem ich selbst der Geburt unterworfen war, die Gefahr in dem, was der Geburt unterworfen ist, erkannt hatte und die ungeborene höchste Sicherheit vor dem Gefesseltsein, Nibbàna suchte, erlangte ich die ungeborene höchste Sicherheit vor dem Gefesseltsein, Nibbàna; nachdem ich selbst dem Altern unterworfen war, die Gefahr in dem, was dem Altern unterworfen ist, erkannt hatte und die nicht alternde höchste Sicherheit vor dem Gefesseltsein, Nibbàna suchte, erlangte ich die nicht alternde höchste Sicherheit vor dem Gefesseltsein, Nibbàna; nachdem ich selbst der Krankheit unterworfen war, die Gefahr in dem, was der Krankheit unterworfen ist, erkannt hatte und die nicht krankende höchste Sicherheit vor dem Gefesseltsein, Nibbàna suchte, erlangte ich die nicht krankende höchste Sicherheit vor dem Gefesseltsein, Nibbàna; nachdem ich selbst dem Tode unterworfen war, die Gefahr in dem, was dem Tode unterworfen ist, erkannt hatte und die todlose höchste Sicherheit vor dem Gefesseltsein, Nibbàna suchte, erlangte ich die todlose höchste Sicherheit vor dem Gefesseltsein, Nibbàna; nachdem ich selbst dem Kummer unterworfen war, die Gefahr in dem, was dem Kummer unterworfen ist, erkannt hatte und die kummerfreie höchste Sicherheit vor dem Gefesseltsein, Nibbàna suchte, erlangte ich die kummerfreie höchste Sicherheit vor dem Gefesseltsein, Nibbàna; nachdem ich selbst der Befleckung unterworfen war, die Gefahr in dem, was der Befleckung unterworfen ist, erkannt hatte und die unbefleckte höchste Sicherheit vor dem Gefesseltsein, Nibbàna suchte, erlangte ich die unbefleckte höchste Sicherheit vor dem Gefesseltsein, Nibbàna. Das Wissen und die Schauung erwuchs mir: ,Meine Befreiung ist unerschütterlich; dies ist meine letzte Geburt; jetzt gibt es kein erneutes Werden mehr.‘“

19. „Ich erwog: ,Dieses Dhamma, das ich erlangt habe, ist tiefgründig, schwer zu sehen und schwer zu verstehen, friedvoll und erhaben, durch bloßes Nachdenken nicht zu erlangen, subtil, von den Weisen zu erfahren. Aber diese Generation ergötzt sich am Verlangen, begeistert sich für das Verlangen, erfreut sich am Verlangen. Es ist schwer für so eine Generation, diese Wahrheit zu erkennen, nämlich die zugrundeliegende Bedingtheit, die bedingte Entstehung. Und es ist schwer, diese Wahrheit zu erkennen, nämlich die Stillung aller Gestaltungen, das Aufgeben aller Vereinnahmung, die Vernichtung des Begehrens, die Lossagung, das Aufhören, Nibbàna. Wenn ich das Dhamma lehren würde, würden andere mich nicht verstehen, und das wäre ermüdend und beschwerlich für mich.‘ Darauf fielen mir spontan diese Verse ein, die man niemals zuvor gehört hatte:

,Das Dhamma lehr‘n, genug davon,
Das selbst für mich so schwierig war;
Denn niemals wird‘s verstanden sein
Von jenen voller Gier und Haß.
Gehüllt in Lust und Dunkelheit
Sie tiefes Dhamma niemals seh‘n;
Dies schwimmt nicht mit der Weltlichkeit,
Tiefgründig, schwierig und subtil.‘

Indem ich dies erwog, neigte mein Geist eher zur Untätigkeit als zum Lehren des Dhamma.“

20. „Ihr Bhikkhus, da erkannte der Brahmà Sahampati mit seinem Herzen den Gedanken in meinem Herzen und er erwog: ,Die Welt wird verloren sein, die Welt wird zugrunde gehen, weil der Geist des Tathàgata, verwirklicht und vollständig erleuchtet, eher zur Untätigkeit als zum Lehren des Dhamma neigt.‘ Dann verschwand der Brahmà Sahampati aus der Brahmawelt und erschien vor mir, gerade so schnell, wie ein starker Mann seinen gebeugten Arm strecken oder seinen gestreckten Arm beugen könnte. Er rückte seine obere Robe auf einer Schulter zurecht, und indem er mich ehrerbietig mit zusammengelegten Händen grüßte, sagte er: ,Ehrwürdiger Herr, möge der Erhabene das Dhamma lehren, möge der Vollendete das Dhamma lehren. Es gibt Wesen mit wenig Staub auf den Augen, die zugrunde gehen, wenn sie das Dhamma nicht hören. Es wird jene geben, die das Dhamma verstehen werden.‘ So sprach der Brahmà Sahampati, und dann sagte er weiter:

,Magadha kennt bis jetzt nur unlaut‘re Lehren
Von jenen, die selbst noch nicht fleckenlos sind.
Zum Todlosen öffne die Tür! Laß sie hören
Das Dhamma, das der Fleckenlose jetzt fand.

So wie einer, der auf der Bergesspitz‘ steht,
Die Menschen da unten im Umkreise sieht,
Erklimme auch du, allwissender Seher,
Erhabener Weiser, den Dhamma-Palast.
Die Menschheit begutachte der Grambefreite,
Die Sorge, Geburt und dem Altern erliegt.

Erhebe dich, Sieger, führ‘ die Karawane,
Du Schuldfreier, wand‘re hinaus in die Welt.
O laß den Erhabenen lehren das Dhamma.
Es wird jene geben, die werden‘s versteh‘n.‘“

21. „Da schenkte ich der Fürsprache des Brahmà Gehör und aus Mitgefühl für die Wesen begutachtete ich die Welt mit dem Auge eines Buddha. Als ich die Welt mit dem Auge eines Buddha begutachtete, sah ich Wesen mit wenig Staub auf den Augen und mit viel Staub auf den Augen, mit scharfen geistigen Fähigkeiten und mit dumpfen geistigen Fähigkeiten, mit guten Eigenschaften und mit schlechten Eigenschaften, leicht zu lehren und schwer zu lehren, und einige, die weilten, indem sie Furcht und Tadel in der anderen Welt erblickten. Gerade so wie in einem Teich mit blauen oder roten oder weißen Lotusblumen, einige Lotusblumen, die im Wasser geboren sind und wachsen, unter Wasser gedeihen, ohne sich daraus zu erheben, und einige andere Lotusblumen, die im Wasser geboren sind und wachsen, auf der Wasseroberfläche bleiben, und einige andere Lotusblumen, die im Wasser geboren sind und wachsen, sich aus dem Wasser erheben und frei und unbenetzt stehen; so sah auch ich, als ich die Welt mit dem Auge eines Buddha begutachtete, Wesen mit wenig Staub auf den Augen und mit viel Staub auf den Augen, mit scharfen geistigen Fähigkeiten und mit dumpfen geistigen Fähigkeiten, mit guten Eigenschaften und mit schlechten Eigenschaften, leicht zu lehren und schwer zu lehren, und einige die weilten, indem sie Furcht und Tadel in der anderen Welt erblickten. Ich erwiderte dem Brahmà Sahampati in Versform:

,Die Türen zum Todlosen steh‘n ihnen offen,
Wer Ohren zum Hören hat, zeige Vertrau‘n.
Ich dachte, es sei zu beschwerlich, o Brahmà,
Und sprach nicht vom Dhamma, das tief ist und fein.‘

Da dachte der Brahmà Sahampati: ,Der Erhabene hat meiner Bitte, das Dhamma zu lehren, zugestimmt.‘ Und nachdem er mir gehuldigt hatte, verschwand er darauf auf der Stelle, wobei er mir die rechte Seite zuwandte 5).“

22. „Ich erwog folgendes: ,Wen sollte ich zuerst das Dhamma lehren? Wer wird dieses Dhamma schnell verstehen?‘ Da fiel mir ein: , Alàra Kàlàma ist weise, intelligent und verständig; er hat seit langem wenig Staub auf den Augen. Angenommen, ich lehre das Dhamma zuerst Alàra Kàlàma. Er wird es schnell verstehen.‘ Da traten Devas an mich heran und sagten: ,Ehrwürdiger Herr, Alàra Kàlàma starb vor sieben Tagen.‘ Und das Wissen und die Schauung erschien in mir: , Alàra Kàlàma starb vor sieben Tagen.‘ Ich dachte: ,Das ist ein großer Verlust 6) für Alàra Kàlàma. Wenn er dieses Dhamma gehört hätte, hätte er es schnell verstanden.‘“

23. „Ich erwog folgendes: ,Wen sollte ich zuerst das Dhamma lehren? Wer wird dieses Dhamma schnell verstehen?‘ Da fiel mir ein: ,Uddaka Ràmaputta ist weise, intelligent und verständig; er hat seit langem wenig Staub auf den Augen. Angenommen, ich lehre das Dhamma zuerst Uddaka Ràmaputta. Er wird es schnell verstehen.‘ Da traten Devas an mich heran und agten: ,Ehrwürdiger Herr, Uddaka Ràmaputta starb letzte Nacht.‘ Und das Wissen und die Schauung erschien in mir: ,Uddaka Ràmaputta starb letzte Nacht.‘ Ich dachte: ,Das ist ein großer Verlust für Uddaka Ràmaputta. Wenn er dieses Dhamma gehört hätte, hätte er es schnell verstanden.‘“

24. „Ich erwog folgendes: ,Wen sollte ich zuerst das Dhamma lehren? Wer wird dieses Dhamma schnell verstehen?‘ Da fiel mir ein: ,Die Bhikkhus der Fünfergruppe, die mir aufwarteten, während ich mit meinen Bemühungen 7) beschäftigt war, waren sehr hilfsbereit. Angenommen, ich lehre sie zuerst das Dhamma.‘ Dann dachte ich: ,Wo leben diese Bhikkhus der Fünfergruppe jetzt?‘ Und mit dem Himmlischen Auge, das geläutert und dem menschlichen überlegen ist, sah ich, daß sie bei Bàràõasã im Hirschpark bei Isipatana lebten.“

Die Darlegung des Dhamma
25. „Dann, ihr Bhikkhus, nachdem ich bei Uruvelà geblieben war, so lange, wie ich es entschieden hatte, machte ich mich auf den Weg, um etappenweise nach Bàràõasã zu wandern. Zwischen Gayà und dem Ort der Erleuchtung sah mich der âjãvaka Upaka auf der Straße und sagte: ,Freund, deine Sinne sind klar, die Farbe deiner Haut ist rein und strahlend. Unter wem bist du in die Hauslosigkeit gezogen, Freund? Wer ist dein Lehrer? Zu wessen Dhamma bekennst du dich?‘ Ich erwiderte dem âjãvaka Upaka in Versform:

,Ich habe alles transzendiert, ich bin allwissend,
Bei allen Dingen unbesudelt, all-entsagend,
Befreit durch‘s Ende des Begehrens. Hab‘ all dieses
In mir erkannt, wen sollte ich als Lehrer nennen?
Ich habe keinen Lehrer, Meinesgleichen
Ist nirgends auf der ganzen Welt zu finden
Mit allen ihren Göttern, denn ich habe
Als Ebenbild nicht mal ein einz‘ges Wesen.

In dieser Welt bin ich der Eine, voll verwirklicht,
Der oberste, der allerhöchste Lehrer.
Wahrhaftig voll erleuchtet bin nur ich alleine,
Dem alle Feuer ausgelöscht, erstickt sind.
Ich gehe jetzt zur Stadt hin namens Kàsi
Das Rad des Dhamma in Bewegung setzen.
In einer Welt, die völlig blind geworden,
Werd‘ ich die Trommel des Todlosen schlagen.‘

,Deinen Behauptungen nach, Freund, müßtest du der Universale Sieger 8) sein.‘

,Die Sieger sind jene, die haben wie ich,
Zerstörung von all ihren Trieben erreicht.
Besiegt hab‘ ich allen unheilsamen Geist,
Upaka, daher bin ein Sieger ich jetzt.‘

Nach diesen Worten sagte der âjãvaka Upaka: ,Möge es so sein, Freund.‘ Kopfschüttelnd nahm er einen Seitenweg und ging davon.“

26. „Indem ich etappenweise wanderte, ihr Bhikkhus, gelangte ich schließlich nach Bàrànasi, zum Hirschpark bei Isipatana, und ich ging zu den Bhikkhus der Fünfergruppe. Die Bhikkhus sahen mich in der Ferne kommen und sie trafen diese Übereinkunft untereinander: ,Freunde, da kommt der Mönch Gotama, der im Luxus lebt 9), der seine Bemühungen aufgab und zum Luxus zurückkehrte. Wir sollten ihm nicht huldigen oder für ihn aufstehen oder ihm die Schale oder äußere Robe abnehmen. Aber einen Sitzplatz kann man ihm zurechtmachen. Wenn er will, mag er sich niedersetzen.‘ Jedoch, als ich ankam, stellten jene Bhikkhus fest, daß sie nicht in der Lage waren, ihr Abkommen einzuhalten. Einer kam mir entgegen, um mir die Schale und äußere Robe abzunehmen, ein anderer machte einen Sitzplatz zurecht, und noch ein anderer stellte Wasser für meine Füße bereit; allerdings redeten sie mich mit meinem Namen und mit ,Freund 10)‘ an.“

27. „Darauf sagte ich ihnen: ,Ihr Bhikkhus, redet den Tathàgata nicht mit seinem Namen und mit ,Freund‘ an. Der Tathàgata ist ein Verwirklichter, ein vollständig Erleuchteter. Hört, ihr Bhikkhus, das Todlose wurde erreicht. Ich werde euch unterrichten, ich werde euch das Dhamma lehren. Wenn ihr gemäß der Anleitung praktiziert, werdet ihr bald hier und jetzt durch eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft in das höchste Ziel des heiligen Lebens, für das Männer aus guter Familie zu Recht von zu Hause fort in die Hauslosigkeit ziehen, eintreten und darin verweilen.‘“
„Nach diesen Worten antworteten die Bhikkhus der Fünfergruppe: ,Freund Gotama, durch das Verhalten, die Praxis und die Ausübung der Askese, die du auf dich genommen hast, hast du keinerlei übermenschliche Zustände erreicht, keinerlei Klarheit des Wissens und der Schauung, die der Edlen würdig ist. Jetzt, da du im Luxus lebst, deine Bemühungen aufgegeben hast und zum Luxus zurückgekehrt bist, wie willst du da irgendwelche übermenschliche Zustände, irgendeine Klarheit des Wissens und der Schauung, die der Edlen würdig ist, erreicht haben?‘ Nach diesen Worten sagte ich ihnen: ,Der Tathàgata lebt nicht im Luxus, auch hat er seine Bemühungen nicht aufgegeben und ist auch nicht zum Luxus zurückgekehrt. Der Tathàgata ist ein Verwirklichter, ein vollständig Erleuchteter. Hört, ihr Bhikkhus, das Todlose wurde erreicht. Ich werde euch unterrichten, ich werde euch das Dhamma lehren. Wenn ihr gemäß der Anleitung praktiziert, werdet ihr bald hier und jetzt durch eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft in das höchste Ziel des heiligen Lebens, für das Männer aus guter Familie zu Recht von zu Hause fort in die Hauslosigkeit ziehen, eintreten und darin verweilen.‘“
„Ein zweites Mal sagten die Bhikkhus der Fünfergruppe zu mir: ,Freund Gotama, durch das Verhalten, die Praxis und die Ausübung der Askese, die du auf dich genommen hast, hast du keinerlei übermenschliche Zustände erreicht, keinerlei Klarheit des Wissens und der Schauung, die der Edlen würdig ist. Jetzt, da du im Luxus lebst, deine Bemühungen aufgegeben hast und zum Luxus zurückgekehrt bist, wie willst du da irgendwelche übermenschliche Zustände, irgendeine Klarheit des Wissens und der Schauung, die der Edlen würdig ist, erreicht haben?‘ Ein zweites Mal sagte ich ihnen: ,Der Tathàgata lebt nicht im Luxus, noch hat er seine Bemühungen aufgegeben und ist auch nicht zum Luxus zurückgekehrt. Der Tathàgata ist ein Verwirklichter, ein vollständig Erleuchteter. Hört, ihr Bhikkhus, das Todlose wurde erreicht. Ich werde euch unterrichten, ich werde euch das Dhamma lehren. Wenn ihr gemäß der Anleitung praktiziert, werdet ihr bald hier und jetzt durch eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft in das höchste Ziel des heiligen Lebens, für das Männer aus guter Familie zu Recht von zu Hause fort in die Hauslosigkeit ziehen, eintreten und darin verweilen.‘
Ein drittes Mal sagten die Bhikkhus der Fünfergruppe zu mir: ,Freund Gotama, durch das Verhalten, die Praxis und die Ausübung der Askese, die du auf dich genommen hast, hast du keinerlei übermenschliche Zustände erreicht, keinerlei Klarheit des Wissens und der Schauung, die der Edlen würdig ist. Jetzt, da du im Luxus lebst, deine Bemühungen aufgegeben hast und zum Luxus zurückgekehrt bist, wie willst du da irgendwelche übermenschliche Zustände, irgendeine Klarheit des Wissens und der Schauung, die der Edlen würdig ist, erreicht haben?‘“

28. „Nach diesen Worten fragte ich sie: ,Ihr Bhikkhus, habt ihr mich jemals auf solche Weise sprechen hören?‘ – ,Nein, ehrwürdiger Herr.‘ – ,Ihr Bhikkhus, der Tathàgata ist ein Verwirklichter, ein vollständig Erleuchteter. Hört, ihr Bhikkhus, das Todlose wurde erreicht. Ich werde euch unterrichten, ich werde euch das Dhamma lehren. Wenn ihr gemäß der Anleitung praktiziert, werdet ihr bald hier und jetzt durch eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft in das höchste Ziel des heiligen Lebens, für das Männer aus guter Familie zu Recht von zu Hause fort in die Hauslosigkeit ziehen, eintreten und darin verweilen.‘“

29. „Ich konnte die Bhikkhus der Fünfergruppe überzeugen 11). Dann unterrichtete ich zuweilen zwei Bhikkhus, während die anderen drei um Almosen gingen, und wir sechs lebten von dem, was jene drei Bhikkhus von ihrer Almosenrunde zurückbrachten. Zuweilen unterrichtete ich drei Bhikkhus, während die anderen zwei um Almosen gingen, und wir sechs lebten von dem, was jene zwei Bhikkhus von ihrer Almosenrunde zurückbrachten.“

30. „So von mir gelehrt und unterrichtet, erlangten die Bhikkhus der Fünfergruppe, nachdem sie selbst der Geburt unterworfen waren, die Gefahr in dem, was der Geburt unterworfen ist, erkannt hatten und die ungeborene höchste Sicherheit vor dem Gefesseltsein, Nibbàna suchten, die ungeborene höchste Sicherheit vor dem Gefesseltsein, Nibbàna; nachdem sie selbst dem Altern, der Krankheit, dem Tod, dem Kummer und der Befleckung unterworfen waren, die Gefahr in dem, was dem Altern, der Krankheit, dem Tod, dem Kummer und der Befleckung unterworfen ist, erkannt hatten und die nicht alternde, nicht krankende, todlose, kummerfreie und unbefleckte höchste Sicherheit vor dem Gefesseltsein, Nibbàna suchten, erlangten sie die nicht alternde, nicht krankende, todlose, kummerfreie und unbefleckte höchste Sicherheit vor dem Gefesseltsein, Nibbàna. Das Wissen und die Schauung erwuchs ihnen: ,Unsere Befreiung ist unerschütterlich; dies ist unsere letzte Geburt; jetzt gibt es kein erneutes Dasein mehr.‘“

Sinnesvergnügen
31. „Bhikkhus, es gibt diese fünf Stränge sinnlichen Vergnügens. Was sind die fünf? Formen, die mit dem Auge erfahrbar sind, die erwünscht, begehrt, angenehm und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde hervorrufen. Klänge, die mit dem Ohr erfahrbar sind, die erwünscht, begehrt, angenehm und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde hervorrufen. Gerüche, die mit der Nase erfahrbar sind, die erwünscht, begehrt, angenehm und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde hervorrufen. Geschmäcker, die mit der Zunge erfahrbar sind, die erwünscht, begehrt, angenehm und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde hervorrufen. Berührungsobjekte, die mit dem Körper erfahrbar sind, die erwünscht, begehrt, angenehm und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde hervorrufen. Dies sind die fünf Stränge sinnlichen Vergnügens.“

32. „Was jene Mönche und Brahmanen anbelangt, die an diese fünf Stränge sinnlichen Vergnügens gefesselt sind, die von ihnen geblendet sind und ihnen bis zum äußersten verhaftet sind, und die sie benutzen, ohne die Gefahr in ihnen zu sehen oder zu verstehen, wie man ihnen entkommt, von ihnen möge man wissen:
,Sie sind ins Unglück geraten, ins Elend geraten, der Böse kann mit ihnen verfahren, wie es ihm beliebt.‘ Angenommen, ein Waldhirsch liegt auf einem Haufen von Schlingen, in sie verfangen; von ihm könnte man wissen:
,Er ist ins Unglück geraten, ins Elend geraten, der Jäger kann mit ihm verfahren, wie es ihm beliebt, und wenn der Jäger kommt, kann der Hirsch nicht laufen, wohin er will.‘ Ebenso, was jene Mönche und Brahmanen anbelangt, die an diese fünf Stränge sinnlichen Vergnügens gefesselt sind, die von ihnen geblendet sind und ihnen bis zum äußersten verhaftet sind, und die sie benutzen, ohne gie Gefahr in ihnen zu sehen oder zu verstehen, wie man ihnen entkommt, von ihnen möge man wissen:
,Sie sind ins Unglück geraten, ins Elend geraten, der Böse kann mit ihnen verfahren, wie es ihm beliebt.‘“

33. „Was jene Mönche und Brahmanen anbelangt, die nicht an diese fünf Stränge sinnlichen Vergnügens gefesselt sind, die von ihnen nicht geblendet sind und ihnen nicht bis zum äußersten verhaftet sind, und die sie benutzen, wobei sie die Gefahr in ihnen sehen und verstehen, wie man ihnen entkommt, von ihnen möge man wissen:
,Sie sind nicht ins Unglück geraten, nicht ins Elend geraten, der Böse kann nicht mit ihnen verfahren, wie es ihm beliebt.‘ Angenommen, ein Waldhirsch liegt auf einem Haufen von Schlingen, nicht in sie verfangen; von ihm könnte man wissen:
,Er ist nicht ins Unglück geraten, nicht ins Elend geraten, der Jäger kann nicht mit ihm verfahren, wie es ihm beliebt, und wenn der Jäger kommt, kann der Hirsch laufen, wohin er will.‘ Ebenso, was jene Mönche und Brahmanen anbelangt, die nicht an diese fünf Stränge sinnlichen Vergnügens gefesselt sind, die von ihnen nicht geblendet sind und ihnen nicht bis zum äußersten verhaftet sind, und die sie benutzen, wobei sie die Gefahr in ihnen sehen und verstehen, wie man ihnen entkommt, von ihnen möge man wissen:
,Sie sind nicht ins Unglück geraten, nicht ins Elend geraten, der Böse kann nicht mit ihnen verfahren, wie es ihm beliebt.‘“

34. „Angenommen, ein Waldhirsch durchstreift den tiefen Wald: er geht voll Zuversicht, er steht voll Zuversicht, er sitzt voll Zuversicht, er liegt voll Zuversicht. Warum ist das so? Weil er außerhalb der Reichweite des Jägers ist. Ebenso tritt ein Bhikkhu ganz abgeschieden von Sinnesvergnügen, abgeschieden von unheilsamen Geisteszuständen, in die erste Vertiefung ein, die von Anfänglicher und anhaltender Hinwendung des Geistes begleitet ist, und verweilt darin, mit Verzückung und Glückseligkeit, die aus der Abgeschiedenheit entstanden sind. Man sagt, dieser Bhikkhu habe Màra geblendet, er sei für den Bösen unsichtbar geworden, indem er das Auge Màras seiner Gelegenheit beraubt hat.“

35. „Wiederum tritt ein Bhikkhu mit der Stillung der anfänglichen und anhaltenden Hinwendung des Geistes (zum Meditationsobjekt) in die zweite Vertiefung ein, die innere Beruhigung und Einheit des Herzens ohne anfängliche und anhaltende Hinwendung des Geistes enthält, und verweilt darin, mit Verzückung und Glückseligkeit, die aus der Konzentration entstanden sind. Man sagt, dieser Bhikkhu habe Màra geblendet, er sei für den Bösen unsichtbar geworden, indem er das Auge Màras seiner Gelegenheit beraubt hat.“

36. „Wiederum tritt ein Bhikkhu mit dem Verblassen der Verzückung, in Gleichmut verweilend, achtsam und wissensklar, voll körperlich erlebter Glückseligkeit, in die dritte Vertiefung ein, von der die Edlen sagen: ,Glückselig verweilt derjenige, der voll Gleichmut und Achtsamkeit ist‘, und verweilt darin. Man sagt, dieser Bhikkhu habe Màra geblendet, er sei für den Bösen unsichtbar geworden, indem er das Auge Màras seiner Gelegenheit beraubt hat.“

37. „Wiederum, tritt ein Bhikkhu mit dem Überwinden von Glück und Schmerz und dem schon früheren Verschwinden von Freude und Trauer, in die vierte Vertiefung ein, die aufgrund von Gleichmut Weder-Schmerzhaftes-noch-Angenehmes und Reinheit der Achtsamkeit in sich hat, und verweilt darin. Man sagt, dieser Bhikkhu habe Màra geblendet, er sei für den Bösen unsichtbar geworden, indem er das Auge Màras seiner Gelegenheit beraubt hat.“

38. „Wiederum, mit dem völligen Überwinden der Formwahrnehmung, mit dem Verschwinden der Wahrnehmung der Sinneseinwirkung, mit Nichtbeachtung der Vielheitswahrnehmung, indem sich der Bhikkhu vergegenwärtigt ,Raum ist unendlich‘, tritt er in das Gebiet der Raumunendlichkeit ein und verweilt darin. Man sagt, dieser Bhikkhu habe Màra geblendet, er sei für den Bösen unsichtbar geworden, indem er das Auge Màras seiner Gelegenheit beraubt hat.“

39. „Wiederum, mit dem völligen Überwinden des Gebiets der Raumunendlichkeit, indem sich der Bhikkhu Vergegenwärtigt ,Bewußtsein ist unendlich‘, tritt er in das Gebiet der Bewußtseinsunendlichkeit ein und verweilt darin. Man sagt, dieser Bhikkhu habe Màra geblendet, er sei für den Bösen unsichtbar geworden, indem er das Auge Màras seiner Gelegenheit beraubt hat.“

40. „Wiederum, mit dem völligen Überwinden des Gebiets der Bewußtseinsunendlichkeit, indem sich der Bhikkhu vergegenwärtigt ,da ist nichts‘, tritt er in das Gebiet der Nichtsheit ein und verweilt darin. Man sagt, dieser Bhikkhu habe Màra geblendet, er sei für den Bösen unsichtbar geworden, indem er das Auge Màras seiner Gelegenheit beraubt hat.“ Man sagt, dieser Bhikkhu habe Màra geblendet, er sei für den Bösen unsichtbar geworden, indem er das Auge Màras seiner Gelegenheit beraubt hat.“

41. „Wiederum, mit dem völligen Überwinden des Gebiets der Nichtsheit tritt der Bhikkhu in das Gebiet von Weder-Wahrnehmung-Noch-Nichtwahrnehmung ein und verweilt darin. Man sagt, dieser Bhikkhu habe Màra geblendet, er sei für den Bösen unsichtbar geworden, indem er das Auge Màras seiner Gelegenheit beraubt hat.“

42. „Wiederum, mit dem völligen Überwinden des Gebiets von Weder-Wahrnehmung-Noch-Nichtwahrnehmung tritt der Bhikkhu in das Aufhören von Wahrnehmung und Gefühl ein und verweilt darin. Und seine Triebe sind vernichtet durch sein Sehen mit Weisheit. Man sagt, dieser Bhikkhu habe Màra geblendet, er sei für den Bösen unsichtbar geworden, indem er das Auge Màras seiner Gelegenheit beraubt hat, und er habe die Anhaftung an die Welt hinter sich gelassen. Er geht voll Zuversicht, er steht voll Zuversicht, er sitzt voll Zuversicht, er liegt voll Zuversicht. Warum ist das so? Weil er außerhalb der Reichweite des Bösen ist.“
Das ist es, was der Erhabene sagte. Die Bhikkhus waren zufrieden und entzückt über die Worte des Erhabenen.

Anmerkungen:
1) Gold und Silber sind nicht Tod und Alter unterworfen. Sie sind aber der Beflekkung unterworfen, d.h. sie können mit unedlen Metallen gemischt werden. Die Analogie Reinheit/Unreinheit im Falle von Gold bzw. im Falle von Geisteszuständen findet sich an etlichen Stellen im Kanon.
2) Mit höherer Geisteskraft ist hier die Fähigkeit zur Konzentration bis zur dritten formlosen Vertiefung gemeint. Es handelt sich aber um einen weltlichen Erreichungszustand.
3) Das ständige Üben der formlosen Vertiefung schafft die kammische Ursache für eine künftige „Geburt“ im Daseinsbereich des Nichtsheitgebiets, mit einer Lebensspanne von 60.000 Äonen. Hier ist für unvorstellbar lange Zeit grobes Leid nicht vorhanden, aber nach Ablauf dieser Frist ist ein Abstieg in niedrigere Daseinsbereiche unvermeidlich.
4) Uddaka Ràmaputta war der Sohn – entweder leiblich oder spirituell – von Ràma. Dieser muß wohl schon vor dem Auftauchen des Bodhisatta gestorben gewesen sein. Ob Udakka ebenfalls die vierte formlose Vertiefung erreicht hatte, ist nicht klar. Jedenfalls gibt es ältere Übersetzungen dieser Lehrrede, die irrtümlicherweise Uddaka und Ràma für ein und dieselbe Person halten.
5) Diese Episode deutet vielleicht darauf hin, daß in der buddhistischen Tradition niemand missioniert, also die Lehre vermittelt, ohne darum gebeten zu werden.
6) Insbesondere wenn man bedenkt, daß er am Ende seiner anzunehmenden kommenden Lebensspanne, also nach 60.000 Äonen, vielleicht nicht das Glück haben wird, dem Dhamma zu begegnen.
7) Die asketischen Praktiken, die in M36 geschildert werden.
8) Anantajina: möglicherweise ein Begriff aus der Lehre der âjãvakas, der ein spirituell vollkommenes Wesen bezeichnet.
9) Die Fünf waren äußerst beeindruckt von den asketischen Praktiken des Bodhisatta und zutiefst enttäuscht, als dieser sich von der Selbstabtötung abwendete, um den Mittleren Weg zu entdecken.
10) Eine Anrede unter Gleichrangigen.
11) An dieser Stelle setzt der Buddha das Rad der Lehre in Bewegung, mit der ersten Lehrrede Dhammacakkappavattana Sutta. Einer der fünf Mönche erlangte Stromeintritt; somit war das Dhamma in die Welt zurückgekehrt. Zwei Wochen später hatten alle fünf Dukkha ein Ende gemacht.