MN32 – Die längere Lehrrede bei Gosinga

Majjhima Nikàya 32

 

Die längere Lehrrede bei Gosinga

(Mahàgosinga Sutta)

1. So habe ich gehört. Einmal hielt sich der Erhabene im Park des Sàlawaldes von Gosinga auf, zusammen mit vielen berühmten langjährigen Schülern – dem ehrwürdigen Sàriputta, dem ehrwürdigen Mahà Moggallàna, dem ehrwürdigen Mahà Kassapa, dem ehrwürdigen Anuruddha, dem ehrwürdigen Revata, dem ehrwürdigen ânanda und anderen berühmten langjährigen Schülern.

2. Als es Abend war, erhob sich der ehrwürdige Mahà Moggallàna aus der Meditation, ging zum ehrwürdigen Mahà Kassapa und sagte zu ihm:„Freund Kassapa, laß uns zum ehrwürdigen Sàriputta gehen, um das Dhamma zu hören.“ – „Ja, Freund“, erwiderte der ehrwürdige Mahà Kassapa. Dann gingen der ehrwürdige Mahà Moggallàna, der ehrwürdige Mahà Kassapa und der ehrwürdige Anuruddha zum ehrwürdigen Sàriputta, um das Dhamma zu hören.

3. Der ehrwürdige ânanda sah, wie sie zum ehrwürdigen Sàriputta gingen, um das Dhamma zu hören. Daraufhin ging er zum ehrwürdigen Revata und sagte zu ihm: „Freund Revata, diese aufrechten Männer gehen zum ehrwürdigen Sàriputta, um das Dhamma zu hören. Laß uns auch zum ehrwürdigen Sàriputta gehen, um das Dhamma zu hören.“ – „Ja, Freund“, erwiderte der ehrwürdige Revata. Dann gingen der ehrwürdige Revata und der ehrwürdige ânanda zum ehrwürdigen Sàriputta, um das Dhamma zu hören.

4. Der ehrwürdige Sàriputta sah den ehrwürdigen Revata und den ehrwürdigen ânanda in der Ferne kommen und sagte zum ehrwürdigen ânanda: „Möge der ehrwürdige ânanda kommen, der ehrwürdige ânanda sei willkommen, der Aufwärter des Erhabenen, der sich immer in Gegenwart des Erhabenen aufhält. Freund ânanda, der Sàlawald von Gosiïga ist entzückend, die Nacht ist mondhell, die Sàlabäume stehen alle in Blüte, und himmlische Düfte scheinen in der Luft zu schweben. Welche Art von Bhikkhu, Freund ânanda, könnte diesen Sàlawald von Gosiïga schmücken?“ „Freund, Sàriputta, da hat ein Bhikkhu viel gelernt, erinnert sich an das Gelernte und festigt das Gelernte in sich. Solche Lehren, die gut am Anfang, gut in der Mitte und gut am Ende sind, mit der richtigen Bedeutung und der richtigen Ausdrucksweise, und die ein heiliges Leben, das äußerst vollkommen und rein ist, betonen – von solchen Lehren hat er viel gelernt, im Gedächtnis behalten, dem Wortlaut nach gemeistert, mit dem Geist erforscht und mit der Anschauung gut durchdrungen. Und er lehrt das Dhamma vor den vier Versammlungen, mit abgerundeten und zusammenhängenden Darlegungen und treffender Ausdrucksweise, um die inneren Neigungen 1) zu entwurzeln. Jene Art von Mönch könnte diesen Sàlawald von Gosiïga schmücken.“

5. Nach diesen Worten richtete sich der ehrwürdige Sàriputta folgendermaßen an den ehrwürdigen Revata: „Freund Revata, der ehrwürdige ânanda hat seiner eigenen Inspiration entsprechend gesprochen 2). Nun fragen wir den ehrwürdigen Revata: Freund Revata, der Sàlawald von Gosiïga ist entzückend, die Nacht ist mondhell, die Sàlabäume stehen alle in Blüte, und himmlische Düfte scheinen in der Luft zu schweben. Welche Art von Bhikkhu, Freund Revata, könnte diesen Sàlawald von Gosiïga schmücken?“
„Freund Sàriputta, da erfreut sich ein Bhikkhu an zurückgezogener Meditation, hat eine Vorliebe für zurückgezogene Meditation; er widmet sich innerer Herzensruhe, vernachlässigt die Meditation nicht, er besitzt Einsicht und wohnt in leeren Hütten. Jene Art von Mönch könnte diesen Sàlawald von Gosiïga schmücken.“

6. Nach diesen Worten richtete sich der ehrwürdige Sàriputta folgendermaßen an den ehrwürdigen Anuruddha: „Freund Anuruddha, der ehrwürdige Revata hat seiner eigenen Inspiration entsprechend gesprochen 3). Nun fragen wir den ehrwürdigen Anuruddha: Freund Anuruddha, der Sàlawald von Gosiïga ist entzükkend, die Nacht ist mondhell, die Sàlabäume stehen alle in Blüte, und himmlische Düfte scheinen in der Luft zu schweben. Welche Art von Bhikkhu, Freund Anuruddha, könnte diesen Sàlawald von Gosiïga schmücken?“ „Freund Sàriputta, da überblickt ein Bhikkhu mit dem himmlischen Auge, das geläutert ist und das menschliche Auge übertrifft, eintausend Welten. So wie ein Mensch mit guter Sehkraft, nachdem er zum oberen Palastzimmer hinaufgestiegen ist, eintausend Radfelgen überblicken könnte, genauso überblickt ein Bhikkhu mit dem himmlischen Auge, das geläutert ist und das menschliche Auge übertrifft, eintausend Welten. Jene Art von Mönch könnte diesen Sàlawald von Gosiïga schmücken.“

7. Nach diesen Worten richtete sich der ehrwürdige Sàriputta folgendermaßen an den ehrwürdigen Mahà Kassapa: „Freund Kassapa, der ehrwürdige Anuruddha hat seiner eigenen Inspiration entsprechend gesprochen4). Nun fragen wir den ehrwürdigen Mahà Kassapa: Freund Kassapa, der Sàlawald von Gosiïga ist entzückend, die Nacht ist mondhell, die Sàlabäume stehen alle in Blüte, und himmlische Düfte scheinen in der Luft zu schweben. Welche Art von Bhikkhu, Freund Kassapa, könnte diesen Sàlawald von Gosiïga schmücken?“ „Freund Sàriputta, da ist ein Bhikkhu selbst ein Waldasket und preist das Waldasketentum; er ist selbst ein Almosengänger und preist das Almosengehen; er ist selbst ein Fetzenrobenträger und preist das Fetzenrobentragen; er ist selbst einer, der sich mit drei Roben begnügt und preist das Begnügen mit drei Roben; er hat selbst wenig Wünsche und preist die geringe Zahl von Wünschen; er ist selbst zufrieden und preist die Zufriedenheit; er lebt abgeschieden und preist die Abgeschiedenheit; er lebt selbst von der Gesellschaft zurückgezogen und preist die Zurückgezogenheit von der Gesellschaft; er ist selbst voller Energie und preist das Hervorbringen von Energie; er hat selbst Sittlichkeit erlangt und preist das Erlangen von Sittlichkeit; er hat selbst Konzentration erlangt und preist das Erlangen von Konzentration; er hat selbst Weisheit erlangt und preist das Erlangen von Weisheit; er hat selbst Befreiung erlangt und preist das Erlangen von Befreiung; er hat selbst das Wissen und die Schauung von der Befreiung erlangt und preist das Erlangen von Wissen und Schauung von der Befreiung. Jene Art von Mönch könnte diesen Sàlawald von Gosiïga schmücken.“

8. Nach diesen Worten richtete sich der ehrwürdige Sàriputta folgendermaßen an den ehrwürdigen Mahà Moggallàna: „Freund Moggallàna, der ehrwürdige Mahà Kassapa hat seiner eigenen Inspiration entsprechend gesprochen 5). Nun fragen wir den ehrwürdigen Mahà Moggallàna: Freund Moggallàna, der Sàlawald von Gosiïga ist entzückend, die Nacht ist mondhell, die Sàlabäume stehen alle in Blüte, und himmlische Düfte scheinen in der Luft zu schweben. Welche Art von Bhikkhu, Freund Moggallàna, könnte diesen Sàlawald von Gosiïga schmükken?“ „Freund Sàriputta, da führen zwei Bhikkhus ein Gespräch über das höhere Dhamma 6) und sie befragen einander, und jeder antwortet auf die Fragen des anderen ohne ins Stocken zu geraten, und ihr Gespräch entwickelt sich dem Dhamma entsprechend. Jene Art von Mönch könnte diesen Sàlawald von Gosiïga schmücken.“

9. Nach diesen Worten richtete sich der ehrwürdige Mahà Moggallàna folgendermaßen an den ehrwürdigen Sàriputta: „Freund Sàriputta, wir alle haben unserer eigenen Inspiration entsprechend gesprochen. Nun fragen wir den ehrwürdigen Sàriputta: Freund Sàriputta, der Sàlawald von Gosiïga ist entzückend, die Nacht ist mondhell, die Sàlabäume stehen alle in Blüte, und himmlische Düfte scheinen in der Luft zu schweben. Welche Art von Bhikkhu, Freund Sàriputta, könnte diesen Sàlawald von Gosiïga schmücken?“
„Freund Moggallàna, da übt ein Bhikkhu Herrschaft über seinen Geist aus, er läßt es nicht zu, daß der Geist Herrschaft über ihn ausübt. Am Morgen verweilt er in der jeweiligen Verweilung oder dem jeweiligen Erreichungszustand, in dem er am Morgen zu verweilen wünscht; am Mittag verweilt er in der jeweiligen Verweilung oder dem jeweiligen Erreichungszustand, in dem er am Mittag zu verweilen wünscht; am Abend verweilt er in der jeweiligen Verweilung oder dem jeweiligen Erreichungszustand, in dem er am Abend zu verweilen wünscht. Angenommen, ein König oder königlicher Minister hätte eine Kiste voll von verschiedenfarbigen Kleidungsstücken. Am Morgen könnte er dasjenige Kleidungsstück anziehen, das er am Morgen anzuziehen wünschte; am Mittag könnte er dasjenige Kleidungsstück anziehen, das er am Mittag anzuziehen wünschte; am Abend könnte er dasjenige Kleidungsstück anziehen, das er am Abend anzuziehen wünschte. Genauso übt da ein Bhikkhu Herrschaft über seinen Geist aus, er läßt es nicht zu, daß der Geist Herrschaft über ihn ausübt. Am Morgen verweilt er in der jeweiligen Verweilung oder dem jeweiligen Erreichungszustand, in dem er am Morgen zu verweilen wünscht; am Mittag verweilt er in der jeweiligen Verweilung oder dem jeweiligen Erreichungszustand, in dem er am Mittag zu verweilen wünscht; am Abend verweilt er in der jeweiligen Verweilung oder dem jeweiligen Erreichungszustand, in dem er am Abend zu verweilen wünscht. Jene Art von Mönch könnte diesen Sàlawald von Gosiïga schmücken.“

10. Dann richtete sich der ehrwürdige Sàriputta folgendermaßen an jene Ehrwürdigen: „Freunde, wir alle haben unserer eigenen Inspiration entsprechend gesprochen. Laßt uns zum Erhabenen gehen und ihm diese Angelegenheit berichten. Wie der Erhabene antwortet, so wollen wir es uns merken.“ – „Ja, Freund“, erwiderten sie. Dann gingen jene Ehrwürdigen zum Erhabenen. Nachdem sie ihm gehuldigt hatten, setzten sie sich seitlich nieder. Der ehrwürdige Sàriputta sagte zum Erhabenen:

11. „Ehrwürdiger Herr, der ehrwürdige Revata und der ehrwürdige ânanda kamen zu mir um das Dhamma zu hören. Ich sah sie in der Ferne kommen und sagte zum ehrwürdigen ânanda: ,Möge der ehrwürdige ânanda kommen, der ehrwürdige ânanda sei willkommen, der Aufwärter des Erhabenen, der sich immer in Gegenwart des Erhabenen aufhält. Freund ânanda, der Sàlawald von Gosiïga ist entzückend, die Nacht ist mondhell, die Sàlabäume stehen alle in Blüte, und himmlische Düfte scheinen in der Luft zu schweben. Welche Art von Bhikkhu, Freund ânanda, könnte diesen Sàlawald von Gosiïga schmücken?‘ So gefragt, ehrwürdiger Herr, antwortete der ehrwürdige ânanda: ,Freund, Sàriputta, da hat ein Bhikkhu viel gelernt, erinnert sich an das Gelernte und festigt das Gelernte in sich. Solche Lehren, die gut am Anfang, gut in der Mitte und gut am Ende sind, mit der richtigen Bedeutung und der richtigen Ausdrucksweise, und die ein heiliges Leben, das äußerst vollkommen und rein ist, betonen – von solchen Lehren hat er viel gelernt, im Gedächtnis behalten, dem Wortlaut nach gemeistert, mit dem Geist erforscht und mit der Anschauung gut durchdrungen. Und er lehrt das Dhamma vor den vier Versammlungen, mit abgerundeten und zusammenhängenden Darlegungen und treffender Ausdrucksweise, um die inneren Neigungen zu entwurzeln. Jene Art von Mönch könnte diesen Sàlawald von Gosiïga schmücken.‘“
„Gut, gut, Sàriputta. Um richtig zu sprechen, sollte ânanda genauso sprechen, wie er es tat. Denn ânanda hat viel gelernt, erinnert sich an das Gelernte und festigt das Gelernte in sich. Solche Lehren, die gut am Anfang, gut in der Mitte und gut am Ende sind, mit der richtigen Bedeutung und der richtigen Ausdrucksweise, und die ein heiliges Leben, das äußerst vollkommen und rein ist, betonen – von solchen Lehren hat er viel gelernt, im Gedächtnis behalten, dem Wortlaut nach gemeistert, mit dem Geist erforscht und mit der Anschauung gut durchdrungen. Und er lehrt das Dhamma vor den vier Versammlungen, mit abgerundeten und zusammenhängenden Darlegungen und treffender Ausdrucksweise, um die inneren Neigungen zu entwurzeln.“

12. „Nach diesen Worten, ehrwürdiger Herr, richtete ich mich folgendermaßen an den ehrwürdigen Revata: ,Freund Revata, der ehrwürdige ânanda hat seiner eigenen Inspiration entsprechend gesprochen. Nun fragen wir den ehrwürdigen Revata: Freund Revata, der Sàlawald von Gosiïga ist entzückend, die Nacht ist mondhell, die Sàlabäume stehen alle in Blüte, und himmlische Düfte scheinen in der Luft zu schweben. Welche Art von Bhikkhu, Freund Revata, könnte diesen Sàlawald von Gosiïga schmücken?‘ Und der ehrwürdige Revata erwiderte: ,Freund Sàriputta, da erfreut sich ein Bhikkhu an zurückgezogener Meditation, hat eine Vorliebe für zurückgezogene Meditation; er widmet sich innerer Herzensruhe, vernachlässigt die Meditation nicht, er besitzt Einsicht und wohnt in leeren Hütten. Jene Art von Mönch könnte diesen Sàlawald von Gosiïga schmücken.‘“ „Gut, gut, Sàriputta. Um richtig zu sprechen, sollte Revata genauso sprechen, wie er es tat. Denn Revata erfreut sich an zurückgezogener Meditation, hat eine Vorliebe für zurückgezogene Meditation; er widmet sich innerer Herzensruhe, vernachlässigt die Meditation nicht, er besitzt Einsicht und wohnt in leeren Hütten.“

13. „Nach diesen Worten, ehrwürdiger Herr, richtete ich mich folgendermaßen an den ehrwürdigen Anuruddha: ,Freund Anuruddha, der ehrwürdige Revata hat seiner eigenen Inspiration entsprechend gesprochen. Nun fragen wir den ehrwürdigen Anuruddha: Freund Anuruddha, der Sàlawald von Gosiïga ist entzükkend, die Nacht ist mondhell, die Sàlabäume stehen alle in Blüte, und himmlische Düfte scheinen in der Luft zu schweben. Welche Art von Bhikkhu, Freund Anuruddha, könnte diesen Sàlawald von Gosiïga schmücken?‘ Und der ehrwürdige Anuruddha erwiderte: ,Freund Sàriputta, da überblickt ein Bhikkhu mit dem himmlischen Auge, das geläutert ist und das menschliche Auge übertrifft, eintausend Welten. So wie ein Mensch mit guter Sehkraft, nachdem er zum oberen Palastzimmer hinaufgestiegen ist, eintausend Radfelgen überblicken könnte, genauso überblickt ein Bhikkhu mit dem himmlischen Auge, das geläutert ist und das menschliche Auge übertrifft, eintausend Welten. Jene Art von Mönch könnte diesen Sàlawald von Gosiïga schmücken.‘“ „Gut, gut, Sàriputta. Um richtig zu sprechen, sollte Anuruddha genauso sprechen, wie er es tat. Denn Anuruddha überblickt mit dem himmlischen Auge, das geläutert ist und das menschliche Auge übertrifft, eintausend Welten.“

14. „Nach diesen Worten, ehrwürdiger Herr richtete ich mich folgendermaßen an den ehrwürdigen Mahà Kassapa: ,Freund Kassapa, der ehrwürdige Anuruddha hat seiner eigenen Inspiration entsprechend gesprochen. Nun fragen wir den ehrwürdigen Mahà Kassapa: Freund Kassapa, der Sàlawald von Gosiïga ist entzükkend, die Nacht ist mondhell, die Sàlabäume stehen alle in Blüte, und himmlische Düfte scheinen in der Luft zu schweben. Welche Art von Bhikkhu, Freund Kassapa, könnte diesen Sàlawald von Gosiïga schmücken?‘ Und der ehrwürdige Mahà Kassapa erwiderte: ,Freund Sàriputta, da ist ein Bhikkhu selbst ein Waldasket und preist das Waldasketentum; er ist selbst ein Almosengänger und preist das Almosengehen; er ist selbst ein Fetzenrobenträger und preist das Fetzenrobentragen; er ist selbst einer, der sich mit drei Roben begnügt und preist das Begnügen mit drei Roben; er hat selbst wenig Wünsche und preist die geringe Zahl von Wünschen; er ist selbst zufrieden und preist die Zufriedenheit; er lebt abgeschieden und preist die Abgeschiedenheit; er lebt selbst von der Gesellschaft zurückgezogen und preist die Zurückgezogenheit von der Gesellschaft; er ist selbst voller Energie und preist das Hervorbringen von Energie; er hat selbst Sittlichkeit erlangt und preist das Erlangen von Sittlichkeit; er hat selbst Konzentration erlangt und preist das Erlangen von Konzentration; er hat selbst Weisheit erlangt und preist das Erlangen von Weisheit; er hat selbst Befreiung erlangt und preist das Erlangen von Befreiung; er hat selbst das Wissen und die Schauung von der Befreiung erlangt und preist das Erlangen von Wissen und Schauung von der Befreiung. Jene Art von Mönch könnte diesen Sàlawald von Gosiïga schmücken.‘“ „Gut, gut, Sàriputta. Um richtig zu sprechen, sollte Kassapa genauso sprechen, wie er es tat. Denn Kassapa ist selbst ein Waldasket und preist das Waldasketentum; er ist selbst ein Almosengänger und preist das Almosengehen; er ist selbst ein Fetzenrobenträger und preist das Fetzenrobentragen; er ist selbst einer, der sich mit drei Roben begnügt und preist das Begnügen mit drei Roben; er hat selbst wenig Wünsche und preist die geringe Zahl von Wünschen; er ist selbst zufrieden und preist die Zufriedenheit; er lebt abgeschieden und preist die Abgeschiedenheit; er lebt selbst von der Gesellschaft zurückgezogen und preist die Zurückgezogenheit von der Gesellschaft; er ist selbst voller Energie und preist das Hervorbringen von Energie; er hat selbst Sittlichkeit erlangt und preist das Erlangen von Sittlichkeit; er hat selbst Konzentration erlangt und preist das Erlangen von Konzentration; er hat selbst Weisheit erlangt und preist das Erlangen von Weisheit; er hat selbst Befreiung erlangt und preist das Erlangen von Befreiung; er hat selbst das Wissen und die Schauung von der Befreiung erlangt und preist das Erlangen von Wissen und Schauung von der Befreiung.“

15. „Nach diesen Worten, ehrwürdiger Herr, richtete ich mich folgendermaßen an den ehrwürdigen Mahà Moggallàna: ,Freund Moggallàna, der ehrwürdige Mahà Kassapa hat seiner eigenen Inspiration entsprechend gesprochen. Nun fragen wir den ehrwürdigen Mahà Moggallàna: Freund Moggallàna, der Sàlawald von Gosiïga ist entzückend, die Nacht ist mondhell, die Sàlabäume stehen alle in Blüte, und himmlische Düfte scheinen in der Luft zu schweben. Welche Art von Bhikkhu, Freund Moggallàna, könnte diesen Sàlawald von Gosiïga schmükken?‘ Und der ehrwürdige Mahà Moggallàna erwiderte: ,Freund Sàriputta, da führen zwei Bhikkhus ein Gespräch über das höhere Dhamma und sie befragen einander, und jeder antwortet auf die Fragen des anderen ohne ins Stocken zu geraten, und ihr Gespräch entwickelt sich dem Dhamma entsprechend. Jene Art von Mönch könnte diesen Sàlawald von Gosiïga schmücken.‘“ „Gut, gut, Sàriputta. Um richtig zu sprechen, sollte Moggallàna genauso sprechen, wie er es tat. Denn Moggallàna ist einer, der über das Dhamma spricht.“

16. Nach diesen Worten sagte der ehrwürdige Mahà Moggallàna zum Erhabenen: „Dann, ehrwürdiger Herr, richtete ich mich folgendermaßen an den ehrwürdigen Sàriputta : ,Freund Sàriputta, wir alle haben unserer eigenen Inspiration entsprechend gesprochen. Nun fragen wir den ehrwürdigen Sàriputta: Freund Sàriputta, der Sàlawald von Gosiïga ist entzückend, die Nacht ist Mondhell, die Sàlabäume stehen alle in Blüte, und himmlische Düfte scheinen in der Luft zu schweben. Welche Art von Bhikkhu, Freund Sàriputta, könnte diesen Sàlawald von Gosiïga schmücken?‘ Und der ehrwürdige Sàriputta erwiderte: ,Freund Moggallàna, da übt ein Bhikkhu Herrschaft über seinen Geist aus, er läßt es nicht zu, daß der Geist Herrschaft über ihn ausübt. Am Morgen verweilt er in der jeweiligen Verweilung oder dem jeweiligen Erreichungszustand, in dem er am Morgen zu verweilen wünscht; am Mittag verweilt er in der jeweiligen Verweilung oder dem jeweiligen Erreichungszustand, in dem er am Mittag zu verweilen wünscht; am Abend verweilt er in der jeweiligen Verweilung oder dem jeweiligen Erreichungszustand, in dem er am Abend zu verweilen wünscht. Angenommen, ein König oder königlicher Minister hätte eine Kiste voll von verschiedenfarbigen Kleidungsstücken. Am Morgen könnte er dasjenige Kleidungsstück anziehen, das er am Morgen anzuziehen wünschte; am Mittag könnte er dasjenige Kleidungsstück anziehen, das er am Mittag anzuziehen wünschte; am Abend könnte er dasjenige Kleidungsstück anziehen, das er am Abend anzuziehen wünschte. Genauso übt da ein Bhikkhu Herrschaft über seinen Geist aus, er läßt es nicht zu, daß der Geist Herrschaft über ihn ausübt. Am Morgen verweilt er in der jeweiligen Verweilung oder dem jeweiligen Erreichungszustand, in dem er am Morgen zu verweilen wünscht; am Mittag verweilt er in der jeweiligen Verweilung oder dem jeweiligen Erreichungszustand, in dem er am Mittag zu verweilen wünscht; am Abend verweilt er in der jeweiligen Verweilung oder dem jeweiligen Erreichungszustand, in dem er am Abend zu verweilen wünscht. Jene Art von Mönch könnte diesen Sàlawald von Gosiïga schmücken.‘“ „Gut, gut, Moggallàna. Um richtig zu sprechen, sollte Sàriputta genauso sprechen, wie er es tat. Denn Sàriputta übt Herrschaft über seinen Geist aus, er läßt es nicht zu, daß der Geist Herrschaft über ihn ausübt. Am Morgen verweilt er in der jeweiligen Verweilung oder dem jeweiligen Erreichungszustand, in dem er am Morgen zu verweilen wünscht; am Mittag verweilt er in der jeweiligen Verweilung
oder dem jeweiligen Erreichungszustand, in dem er am Mittag zu verweilen wünscht; am Abend verweilt er in der jeweiligen Verweilung oder dem jeweiligen Erreichungszustand, in dem er am Abend zu verweilen wünscht.“

17. Nach diesen Worten fragte der ehrwürdige Sàriputta den Erhabenen: „Ehrwürdiger Herr, wer von uns hat gut gesprochen?“
„Ihr habt alle gut gesprochen, Sàriputta, jeder auf seine Weise. Höre auch von mir, welche Art von Bhikkhu diesen Sàlawald von Gosiïga schmücken könnte. Sàriputta, wenn da ein Bhikkhu von seiner Almosenrunde zurückgekehrt ist, setzt er sich nach seiner Mahlzeit nieder, kreuzt die Beine, richtet den Oberkörper auf, verankert die Achtsamkeit vor sich und faßt den Entschluß: ,Ich werde diese Sitzhaltung nicht aufgeben, bis mein Geist durch Nicht-Anhaften von den Trieben befreit ist 7).‘ Jene Art von Mönch könnte diesen Sàlawald von Gosiïga schmücken.“
Das ist es, was der Erhabene sagte. Jene Ehrwürdigen waren zufrieden und entzückt über die Worte des Erhabenen.

Anmerkungen:
1) Die vier Versammlungen sind Bhikkhus, Bhikkhunãs, Laienanhänger und Laienanhängerinnen. Die sieben inneren Neigungen: Neigung zu Begierde, zu Abneigung, zu Ansichten, zum Zweifel, zum Dünkel, zur Daseinsbegierde, zur Unwissenheit.
2) Der Buddha hatte den ehrwürdigen ânanda zum Besten unter jenen erklärt, die viel gelernt haben und das Dhamma den vier Versammlungen vortragen.
3) Der Buddha hatte den ehrwürdigen Revata zum Besten unter jenen erklärt, die sich in der Meditation üben.
4) Der Buddha hatte den ehrwürdigen Anuruddha zum Besten unter jenen erklärt, die das Himmlische Auge besitzen.
5) Der Buddha hatte den ehrwürdigen Mahà Kassapa zum Besten unter jenen erklärt, die asketische Praxis ausüben.
6) Der Begriff „höheres Dhamma“ kann sich nicht auf den Abhidhammapiñaka beziehen, da diese Sammlung mehr als hundert Jahre nach dem Pàrinibbàna des Buddha zusammengestellt wurde. Einige Gelehrte vermuten, daß ein Vorläufer des Abhidhamma damit gemeint sein könnte. Wahrscheinlicher ist, daß hier eine Erörterung des Dhamma auf einer Ebene gemeint ist, die nur Arahants zugänglich ist, z.B. das völlige Durchdringen der bedingten Entstehung oder ähnliches.
7) Während die Bhikkhus ein Ideal hochhalten, das auf Könnerschaft auf einem bestimmten Gebiet beruht, unterstreicht die Antwort des Buddha das höchste Ziel des heiligen Lebens, indem er sich auf denjenigen bezieht, der dieses Ziel noch nicht erreicht hat, aber voll Energie darauf zustrebt.