MN5 – Ohne Makel

Majjhima Nikàya 5

 

Ohne Makel (Anangana Sutta)

1. So habe ich gehört. Einmal hielt sich der Erhabene bei Sàvatthã im Jeta Hain, dem Park des Anàthapindika auf. Dort richtete sich der ehrwürdige Sàriputta folgendermaßen an die Bhikkhus: „Freunde, Bhikkhus.“ – „Freund“, erwiderten sie. Der ehrwürdige Sàriputta sagte dieses:

2. „Freunde, man findet diese vier Arten von Personen 1) in der Welt. Welche vier? Da versteht jemand, der einen Makel hat, nicht der Wirklichkeit entsprechend: ,Ich habe einen Makel in mir.‘ Da versteht jemand, der einen Makel hat, der Wirklichkeit entsprechend: ,Ich habe einen Makel in mir.‘ Da versteht jemand, der keinen Makel hat, nicht der Wirklichkeit entsprechend: ,Ich habe keinen Makel in mir.‘ Da versteht jemand, der keinen Makel hat, der Wirklichkeit entsprechend: ,Ich habe keinen Makel in mir.‘“ „Hierbei wird derjenige mit einem Makel, der nicht der Wirklichkeit entsprechend versteht: ,Ich habe einen Makel in mir‘, als der Geringere von diesen beiden Personen mit einem Makel bezeichnet. Hierbei wird derjenige mit einem Makel, der der Wirklichkeit entsprechend versteht: ,Ich habe einen Makel in mir‘, als der Überlegenere von diesen beiden Personen mit einem Makel bezeichnet.“ „Hierbei wird derjenige ohne Makel, der nicht der Wirklichkeit entsprechend versteht: ,Ich habe keinen Makel in mir‘, als der Geringere von diesen beiden Personen ohne Makel bezeichnet. Hierbei wird derjenige ohne Makel, der der Wirklichkeit entsprechend versteht: ,Ich habe keinen Makel in mir‘, als der Überlegenere von diesen beiden Personen ohne Makel bezeichnet.“

3. „Nach diesen Worten fragte der ehrwürdige Mahà Moggallàna den ehrwürdigen Sàriputta: „Freund Sàriputta, was ist die Ursache und der Grund dafür, daß von diesen beiden Personen mit einem Makel, einer als der Geringere und einer als der Überlegene bezeichnet wird? Was ist die Ursache und der Grund dafür, daß von diesen beiden Personen ohne Makel, einer als der Geringere und einer als der Überlegene bezeichnet wird?“

4. „Freund, wenn jemand mit einem Makel nicht der Wirklichkeit entsprechend versteht: ,Ich habe einen Makel in mir‘, dann ist zu erwarten, daß er keinen Eifer aufbringen wird, keine Anstrengung unternehmen und keine Energie einsetzen wird, um diesen Makel zu überwinden, und daß er mit Begierde, Haß und Verblendung sterben wird, mit einem Makel, mit beflecktem Geist. Angenommen, man brächte ein mit Schmutz und Flecken bedecktes Bronzegefäß aus einem Laden oder einer Schmiede mit, und die Eigentümer benutzten es nicht und ließen es auch nicht reinigen, sondern stellten es in eine staubige Ecke. Würde so das Bronzegefäß später nicht noch schmutziger und fleckiger werden?“ – „Ja, Freund.“ – Ebenso ist es, Freund, wenn jemand mit einem Makel nicht der Wirklichkeit entsprechend versteht: ,Ich habe einen Makel in mir‘, dann ist zu erwarten, daß er keinen Eifer aufbringen wird, keine Anstrengung unternehmen und keine Energie einsetzen wird, um diesen Makel zu überwinden, und daß er mit Begierde, Haß und Verblendung sterben wird, mit einem Makel, mit beflecktem Geist.“

5. „Wenn aber jemand mit einem Makel der Wirklichkeit entsprechend versteht: ,Ich habe einen Makel in mir‘, dann ist zu erwarten, daß er Eifer aufbringen wird, Anstrengung unternehmen und Energie einsetzen wird, um diesen Makel zu überwinden, und daß er ohne Begierde, Haß und Verblendung sterben wird, ohne Makel, mit unbeflecktem Geist. Angenommen, man brächte ein mit Schmutz und Flecken bedecktes Bronzegefäß aus einem Laden oder einer Schmiede mit, und die Eigentümer ließen es reinigen und stellten es nicht in eine staubige Ecke. Würde so das Bronzegefäß später nicht sauberer und glänzender werden?“ – „Ja, Freund.“ – Ebenso ist es, Freund, wenn jemand mit einem Makel der Wirklichkeit entsprechend versteht: ,Ich habe einen Makel in mir‘, dann ist zu erwarten, daß er Eifer aufbringen wird, Anstrengung unternehmen und Energie einsetzen wird, um diesen Makel zu überwinden, und daß er ohne Begierde, Haß und Verblendung sterben wird, ohne Makel, mit unbeflecktem Geist.“

6. „Freund, wenn jemand ohne Makel nicht der Wirklichkeit entsprechend versteht: ,Ich habe keinen Makel in mir‘, dann ist zu erwarten, daß er sich dem Merkmal des Schönen zuwenden wird, daß dadurch Begierde seinen Geist infizieren wird, und daß er mit Begierde, Haß und Verblendung sterben wird, mit einem Makel, mit beflecktem Geist 2). Angenommen, man brächte ein sauberes und glänzendes Bronzegefäß aus einem Laden oder einer Schmiede mit, und die Eigentümer benutzten es nicht und ließen es auch nicht reinigen, sondern stellten es in eine staubige Ecke. Würde so das Bronzegefäß später nicht schmutziger und fleckiger werden?“ – „Ja, Freund.“ – Ebenso ist es, Freund, wenn jemand ohne Makel nicht der Wirklichkeit entsprechend versteht: ,Ich habe keinen Makel in mir‘, dann ist zu erwarten, daß er sich dem Merkmal des Schönen zuwenden wird, daß dadurch Begierde seinen Geist infizieren wird, und daß er mit Begierde, Haß und Verblendung sterben wird, mit einem Makel, mit beflecktem Geist.“

7. „Wenn aber jemand ohne Makel der Wirklichkeit entsprechend versteht: ,Ich habe keinen Makel in mir‘, dann ist zu erwarten, daß er sich dem Merkmal des Schönen nicht zuwenden wird, daß dadurch Begierde seinen Geist nicht infizieren wird, und daß er ohne Begierde, Haß und Verblendung sterben wird, ohne Makel, mit unbeflecktem Geist. Angenommen, man brächte ein sauberes und glänzendes Bronzegefäß aus einem Laden oder einer Schmiede mit, und die Eigentümer benutzten es, ließen es reinigen und stellten es nicht in eine staubige Ecke. Würde so das Bronzegefäß später nicht noch sauberer und glänzender werden?“ – „Ja, Freund.“ – Ebenso ist es, Freund, wenn jemand ohne Makel der Wirklichkeit entsprechend versteht: ,Ich habe keinen Makel in mir‘, dann ist zu erwarten, daß er sich dem Merkmal des Schönen nicht zuwenden wird, daß dadurch Begierde seinen Geist nicht infizieren wird, und daß er ohne Begierde, Haß und Verblendung sterben wird, ohne Makel, mit unbeflecktem Geist.“

8. „Dies ist die Ursache und der Grund dafür, daß von diesen beiden Personen mit einem Makel, einer als der Geringere und einer als der Überlegene bezeichnet wird. Dies ist die Ursache und der Grund dafür, daß von diesen beiden Personen ohne Makel, einer als der Geringere und einer als der Überlegene bezeichnet wird.“

9. „Man spricht von ,Makel, Makel‘, Freund, aber was bezeichnet dieser Ausdruck ,Makel‘? ,Makel‘, Freund, ist ein Ausdruck für die Sphären übler unheilsamer Wünsche.“

10. „Es ist möglich, daß ein Bhikkhu hier wünschen könnte: ,Wenn ich einen Regelverstoß begehe, sollen die anderen Bhikkhus nicht wissen, daß ich einen Regelverstoß begangen habe.‘ Und es ist möglich, daß die Bhikkhus erfahren, daß jener Bhikkhu einen Regelverstoß begangen hat. Also ist er zornig und verbittert: ,Die Bhikkhus wissen, daß ich einen Regelverstoß begangen habe.‘ Der Zorn und die Verbitterung sind beide ein Makel.“

11. „Es ist möglich, daß ein Bhikkhu hier wünschen könnte: ,Ich habe einen Regelverstoß begangen. Die Bhikkhus sollten mich im Geheimen ermahnen, nicht inmitten der Sangha.‘ Und es ist möglich, daß die Bhikkhus jenen Bhikkhu inmitten der Sangha ermahnen, nicht im Geheimen. Also ist er zornig und verbittert: ,Die Bhikkhus ermahnen mich inmitten der Sangha, nicht im Geheimen.‘ Der Zorn und die Verbitterung sind beide ein Makel.“

12. „Es ist möglich, daß ein Bhikkhu hier wünschen könnte: ,Ich habe einen Regelverstoß begangen. Jemand, der mir gleichrangig ist, sollte mich ermahnen, nicht jemand, der mir nicht gleichrangig ist.‘ Und es ist möglich, daß jemand, der ihm nicht gleichrangig ist, ihn ermahnt, nicht jemand, der ihm gleichrangig ist. Also ist er zornig und verbittert: ,Jemand, der mir nicht gleichrangig ist, ermahnt mich, nicht jemand, der mir gleichrangig ist.‘ Der Zorn und die Verbitterung sind beide ein Makel.“

13. „Es ist möglich, daß ein Bhikkhu hier wünschen könnte: ,Ach, möge der Lehrer die Bhikkhus das Dhamma lehren, indem er mir eine Reihe von Fragen stellt, nicht einem anderen Bhikkhu!‘ Und es ist möglich, daß der Lehrer die Bhikkhus das Dhamma lehrt, indem er einem anderen Bhikkhu eine Reihe von Fragen stellt, nicht jenem Bhikkhu. Also ist er zornig und verbittert: ,Der Lehrer lehrt die Bhikkhus das Dhamma, indem er einem anderen Bhikkhu eine Reihe von Fragen stellt, nicht mir.‘ Der Zorn und die Verbitterung sind beide ein Makel.“

14. „Es ist möglich, daß ein Bhikkhu hier wünschen könnte: ,Ach, mögen die Bhikkhus auf Almosenrunde das Dorf betreten mit mir an der Spitze, nicht mit einem anderen Bhikkhu!‘ Und es ist möglich, daß die Bhikkhus auf Almosenrunde das Dorf betreten mit einem anderen Bhikkhu an der Spitze, nicht mit jenem Bhikkhu. Also ist er zornig und verbittert: ,Die Bhikkhus betreten auf Almosenrunde das Dorf mit einem anderen Bhikkhu an der Spitze, nicht mit mir.‘ Der Zorn und die Verbitterung sind beide ein Makel.“

15. „Es ist möglich, daß ein Bhikkhu hier wünschen könnte: ,Ach, möge ich im Speisesaal den besten Sitzplatz bekommen, das beste Wasser, die beste – Almosenspeise, nicht ein anderer Bhikkhu!‘ Und es ist möglich, daß ein anderer Bhikkhu im Speisesaal den besten Sitzplatz bekommt, das beste Wasser, die beste Almosenspeise, nicht jener Bhikkhu. Also ist er zornig und verbittert: ,Ein anderer Bhikkhu bekommt im Speisesaal den besten Sitzplatz, das beste Wasser, die beste Almosenspeise, nicht ich.‘ Der Zorn und die Verbitterung sind beide ein Makel.“

16. „Es ist möglich, daß ein Bhikkhu hier wünschen könnte: ,Ach, möge ich im Speisesaal den Segen nach der Mahlzeit erteilen, nicht ein anderer Bhikkhu!‘ Und es ist möglich, daß ein anderer Bhikkhu im Speisesaal nach der Mahlzeit den Segen erteilt, nicht jener Bhikkhu. Also ist er zornig und verbittert: ,Ein anderer Bhikkhu erteilt im Speisesaal nach der Mahlzeit den Segen, nicht ich.‘ Der Zorn und die Verbitterung sind beide ein Makel.“

17. „Es ist möglich, daß ein Bhikkhu hier wünschen könnte: ,Ach, möge ich die Bhikkhus das Dhamma lehren, nicht ein anderer Bhikkhu!‘ Und es ist möglich, daß ein anderer Bhikkhu die Bhikkhus das Dhamma lehrt, nicht jener Bhikkhu. Also ist er zornig und verbittert: ,Ein anderer Bhikkhu lehrt die Bhikkhus das Dhamma, nicht ich.‘ Der Zorn und die Verbitterung sind beide ein Makel.“

18. „Es ist möglich, daß ein Bhikkhu hier wünschen könnte: ,Ach, möge ich die Bhikkhunãs das Dhamma lehren, nicht ein anderer Bhikkhu!‘ Und es ist möglich, daß ein anderer Bhikkhu die Bhikkhunãs das Dhamma lehrt, nicht jener Bhikkhu. Also ist er zornig und verbittert: ,Ein anderer Bhikkhu lehrt die Bhikkhunãs das Dhamma, nicht ich.‘ Der Zorn und die Verbitterung sind beide ein Makel.“

19. „Es ist möglich, daß ein Bhikkhu hier wünschen könnte: ,Ach, möge ich die Laienanhänger das Dhamma lehren, nicht ein anderer Bhikkhu!‘ Und es ist möglich, daß ein anderer Bhikkhu die Laienanhänger das Dhamma lehrt, nicht jener Bhikkhu. Also ist er zornig und verbittert: ,Ein anderer Bhikkhu lehrt die Laienanhänger das Dhamma, nicht ich.‘ Der Zorn und die Verbitterung sind beide ein Makel.“

20. „Es ist möglich, daß ein Bhikkhu hier wünschen könnte: ,Ach, möge ich die Laienanhängerinnen das Dhamma lehren, nicht ein anderer Bhikkhu!‘ Und es ist möglich, daß ein anderer Bhikkhu die Laienanhängerinnen das Dhamma lehrt, nicht jener Bhikkhu. Also ist er zornig und verbittert: ,Ein anderer Bhikkhu lehrt die Laienanhängerinnen das Dhamma, nicht ich.‘ Der Zorn und die Verbitterung sind beide ein Makel.“

21. „Es ist möglich, daß ein Bhikkhu hier wünschen könnte: ,Ach, mögen die Bhikkhus mich ehren, respektieren, würdigen und verehren, nicht einen anderen Bhikkhu!‘ Und es ist möglich, daß die Bhikkhus einen anderen Bhikkhu ehren, respektieren, würdigen und verehren, nicht jenen Bhikkhu. Also ist er zornig und verbittert: ,Die Bhikkhus ehren, respektieren, würdigen und verehren einen anderen Bhikkhu, nicht mich.‘ Der Zorn und die Verbitterung sind beide ein Makel.“

22. „Es ist möglich, daß ein Bhikkhu hier wünschen könnte: ,Ach, mögen die Bhikkhunãs mich ehren, respektieren, würdigen und verehren, nicht einen anderen Bhikkhu!‘ Und es ist möglich, daß die Bhikkhunãs einen anderen Bhikkhu ehren, respektieren, würdigen und verehren, nicht jenen Bhikkhu. Also ist er zornig und verbittert: ,Die Bhikkhunãs ehren, respektieren, würdigen und verehren einen anderen Bhikkhu, nicht mich.‘ Der Zorn und die Verbitterung sind beide ein Makel.“

23. „Es ist möglich, daß ein Bhikkhu hier wünschen könnte: ,Ach, mögen die Laienanhänger mich ehren, respektieren, würdigen und verehren, nicht einen anderen Bhikkhu!‘ Und es ist möglich, daß die Laienanhänger einen anderen Bhikkhu ehren, respektieren, würdigen und verehren, nicht jenen Bhikkhu. Also ist er zornig und verbittert: ,Die Laienanhänger ehren, respektieren, würdigen und verehren einen anderen Bhikkhu, nicht mich.‘ Der Zorn und die Verbitterung sind beide ein Makel.“

24. „Es ist möglich, daß ein Bhikkhu hier wünschen könnte: ,Ach, mögen die Laienanhängerinnen mich ehren, respektieren, würdigen und verehren, nicht einen anderen Bhikkhu!‘ Und es ist möglich, daß die Laienanhängerinnen einen anderen Bhikkhu ehren, respektieren, würdigen und verehren, nicht jenen Bhikkhu. Also ist er zornig und verbittert: ,Die Laienanhängerinnen ehren, respektieren, würdigen und verehren einen anderen Bhikkhu, nicht mich.‘ Der Zorn und die Verbitterung sind beide ein Makel.“

25. „Es ist möglich, daß ein Bhikkhu hier wünschen könnte: ,Ach, möge ich derjenige sein, der eine hervorragende Robe bekommt, nicht ein anderer Bhikkhu!‘ Und es ist möglich, daß ein anderer Bhikkhu derjenige ist, der eine hervorragende Robe bekommt, nicht jener Bhikkhu. Also ist er zornig und verbittert: ,Ein anderer Bhikkhu ist derjenige, der eine hervorragende Robe bekommt, nicht ich.‘ Der Zorn und die Verbitterung sind beide ein Makel.“

26. „Es ist möglich, daß ein Bhikkhu hier wünschen könnte: ,Ach, möge ich derjenige sein, der hervorragende Almosenspeise bekommt, nicht ein anderer Bhikkhu!‘ Und es ist möglich, daß ein anderer Bhikkhu derjenige ist, der hervorragende Almosenspeise bekommt, nicht jener Bhikkhu. Also ist er zornig und verbittert: ,Ein anderer Bhikkhu ist derjenige, der hervorragende Almosenspeise bekommt, nicht ich.‘ Der Zorn und die Verbitterung sind beide ein Makel.“

27. „Es ist möglich, daß ein Bhikkhu hier wünschen könnte: ,Ach, möge ich derjenige sein, der eine hervorragende Lagerstätte bekommt, nicht ein anderer Bhikkhu!‘ Und es ist möglich, daß ein anderer Bhikkhu derjenige ist, der eine hervorragende Lagerstätte bekommt, nicht jener Bhikkhu. Also ist er zornig und verbittert: ,Ein anderer Bhikkhu ist derjenige, der eine hervorragende Lagerstätte bekommt, nicht ich.‘ Der Zorn und die Verbitterung sind beide ein Makel.“

28. „Es ist möglich, daß ein Bhikkhu hier wünschen könnte: ,Ach, möge ich derjenige sein, der hervorragende krankheitsbedingte Medikamente und Requisiten bekommt, nicht ein anderer Bhikkhu!‘ Und es ist möglich, daß ein anderer Bhikkhu derjenige ist, der hervorragende krankheitsbedingte Medikamente und Requisiten bekommt, nicht jener Bhikkhu. Also ist er zornig und verbittert: ,Ein anderer Bhikkhu ist derjenige, der hervorragende krankheitsbedingte Medikamente und Requisiten bekommt, nicht ich.‘ Der Zorn und die Verbitterung sind beide ein Makel.“ „,Makel‘, Freund, ist ein Ausdruck für die Sphären dieser üblen unheilsamen Wünsche.“

29. „Wenn man sieht und hört, daß die Sphären dieser üblen unheilsamen Wünsche in irgendeinem Bhikkhu nicht überwunden sind, dann mag er auch ein Waldasket sein, einer, der sich an entlegenen Plätzen aufhält, ein Brockensammler, ein Haus-zu-Haus-Gänger, ein Fetzenrobenträger, einer, der rauhe Roben trägt 3) – seine Gefährten im heiligen Leben ehren, respektieren, würdigen und verehren ihn dennoch nicht. Warum ist das so? Weil man sieht und hört, daß die Sphären dieser üblen unheilsamen Wünsche in jenem Ehrwürdigen nicht überwunden sind.“ „Angenommen, man würde eine saubere und glänzende Bronzeschale aus einem Laden oder einer Schmiede mitbringen, und die Eigentümer würden den Kadaver einer Schlange, eines Hundes oder eines Menschen hineinlegen, sie mit einer anderen Schale bedecken und sie würden zum Markt zurückgehen; dann würden die Leute es sehen und sagen: ,Was ist das, was du wie einen Schatz mit dir herumträgst?‘ Sie würden den Deckel hochheben, öffnen und hineinschauen. Doch sobald sie es sähen, würden sie von solch einem Ekel, Widerwillen und Abscheu gepackt werden, daß nicht einmal die Hungrigen essen wollten, von den Satten ganz zu schweigen.“ „Ebenso, wenn man sieht und hört, daß die Sphären dieser üblen unheilsamen Wünsche in irgendeinem Bhikkhu nicht überwunden sind, dann mag er auch ein Waldasket sein, einer, der sich an entlegenen Plätzen aufhält, ein Brockensammler, ein Haus-zu-Haus-Gänger, ein Fetzenrobenträger, einer, der rauhe Roben trägt – seine Gefährten im heiligen Leben ehren, respektieren, würdigen und verehren ihn dennoch nicht. Warum ist das so? Weil man sieht und hört, daß die Sphären dieser üblen unheilsamen Wünsche in jenem Ehrwürdigen nicht überwunden sind.“

30. „Wenn man sieht und hört, daß die Sphären dieser üblen unheilsamen Wünsche in irgendeinem Bhikkhu überwunden sind, dann mag er auch ein Dorfbewohner sein, einer, der Einladungen annimmt, einer, der Roben trägt, die ihm von Haushältern gegeben wurden – seine Gefährten im heiligen Leben ehren, respektieren, würdigen und verehren ihn dennoch. Warum ist das so? Weil man sieht und hört, daß die Sphären dieser üblen unheilsamen Wünsche in jenem Ehrwürdigen überwunden sind.“ „Angenommen, man würde eine saubere und glänzende Bronzeschale aus einem Laden oder einer Schmiede mitbringen, und die Eigentümer würden sauberen gekochten Reis, und verschiedene Suppen und Soßen hineingeben, sie mit einer anderen Schale bedecken und sie würden zum Markt zurückgehen; dann würden die Leute es sehen und sagen: ,Was ist das, was du wie einen Schatz mit dir herumträgst?‘ Sie würden den Deckel hochheben, öffnen und hineinschauen. Und sobald sie es sähen, würden sie von solch einem Gefallen, Appetit und Genuß ergriffen werden, daß sogar die Satten essen wollten, von den Hungrigen ganz zu schweigen.“ „Ebenso, wenn man sieht und hört, daß die Sphären dieser üblen unheilsamen Wünsche in irgendeinem Bhikkhu überwunden sind, dann mag er auch ein Dorfbewohner sein, einer, der Einladungen annimmt, einer, der Roben trägt, die ihm von Haushältern gegeben wurden – seine Gefährten im heiligen Leben ehren, respektieren, würdigen und verehren ihn dennoch. Warum ist das so? Weil man sieht und hört, daß die Sphären dieser üblen unheilsamen Wünsche in jenem Ehrwürdigen überwunden sind.“

31. Nach diesen Worten sagte der ehrwürdige Mahà Moggallàna zum ehrwürdigen Sàriputta: „Ein Gleichnis fällt mir ein, Freund Sàriputta.“ – „Trage es vor, Freund Moggallàna.“ – „Einmal, Freund, hielt ich mich bei der Bergfestung bei Ràjagaha auf. Als es Morgen war, zog ich mich an, nahm meine Schale und äußere Robe und ging um Almosen nach Ràjagaha hinein. Bei jener Gelegenheit hobelte Samãti, der Sohn des Wagners, an einer Radfelge, und der Ajãvaka 4) Paõóuputta, der Sohn eines ehemaligen Wagners, stand daneben. Da kam dem Ajãvaka Paõóuputta dieser Gedanke: ,Ach, möge dieser Samãti, der Sohn des Wagners, doch diese Biegung, diese Krümmung, diesen Fehler aus der Radfelge heraushobeln, damit sie ohne Biegungen, Krümmungen und Fehlern sei und nur aus Kernholz bestände. Und gerade, als ihm dieser Gedanke kam, hobelte Samãti, der Sohn des Wagners, jene Biegung, jene Krümmung, jenen Fehler aus der Radfelge heraus. Da war der Ajãvaka Paõóuputta, der Sohn eines ehemaligen Wagners, erfreut und brachte seine Freude folgendermaßen zum Ausdruck: ,Er hobelt, als würde er meinen Geist mit seinem Geist erkennen!‘“

32. „Ebenso, Freund, gibt es Leute, die ohne Vertrauen sind und die vom Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit gezogen sind, nicht aus Vertrauen, sondern um einen Lebensunterhalt zu suchen, die betrügerisch, hinterlistig, verschlagen, hochmütig, hohl, eitel, mit derber Zunge, mit losem Mundwerk sind, die ihre Sinnestore nicht beschützen, die maßlos im Essen sind, der Wachsamkeit nicht gewidmet, dem Mönchsstand gegenüber gleichgültig, nicht besonders respektvoll gegenüber der Schulung, die aufwendig leben, die achtlos sind, die Rückfälligwerden führend sind, die die Abgeschiedenheit vernachlässigen, die faul sind, es an Energie mangeln lassen, die unachtsam sind, nicht wissensklar, unkonzentriert, mit zerstreutem Geist, bar jeder Weisheit, Schwätzer. Der ehrwürdige Sàriputta hobelt mit seinem Vortrag über das Dhamma ihre Fehler heraus, als würde er meinen Geist mit seinem Geist erkennen!“„Aber es gibt Männer aus guter Familie, die aus Vertrauen vom Leben zuHause in die Hauslosigkeit gezogen sind, die nicht betrügerisch, hinterlistig, verschlagen, hochmütig, hohl, eitel, mit derber Zunge, mit losem Mundwerk sind; die ihre Sinnestore beschützen, die gemäßigt im Essen sind, der Wachsamkeit gewidmet, die sich um den Mönchsstand kümmern, die besonders respektvoll gegenüber der Schulung sind, nicht aufwendig oder achtlos leben, die darauf aus sind, Rückfälle zu vermeiden, die in der Abgeschiedenheit führend sind, die voll Energie, Entschlossenheit sind, in Achtsamkeit verankert, wissensklar, konzentriert, mit gesammeltem Geist, Weisheit besitzend, keine Schwätzer. Wenn diese den Vortrag des ehrwürdigen Sàriputta über das Dhamma hören, saugen sie ihn auf und verschlingen ihn geradezu, sowohl durch die Worte, als auch durch die Gedanken. Es ist in der Tat gut, daß er seine Gefährten im heiligen Leben dazu bringt, sich aus dem Unheilsamen zu erheben und sich im Heilsamen zu verankern.“

33. „So wie eine Frau – oder ein Mann – jung, jugendlich, in Schmuck verliebt, mit gewaschenem Kopf, die eine Girlande aus Lotusblumen, Jasmin oder Rosen bekommen hat, diese mit beiden Händen nehmen und auf den Kopf setzen würde, ebenso gibt es Männer aus guter Familie, die aus Vertrauen vom Leben zu Hause in die Hauslosigkeit gezogen sind, die nicht betrügerisch, hinterlistig, verschlagen, hochmütig, hohl, eitel, mit derber Zunge, mit losem Mundwerk sind; die ihre Sinnestore beschützen, die gemäßigt im Essen sind, der Wachsamkeit gewidmet, die sich um den Mönchsstand kümmern, die besonders respektvoll gegenüber der Schulung sind, nicht aufwendig oder achtlos leben, die darauf aus sind, Rückfälle zu vermeiden, die in der Abgeschiedenheit führend sind, die voll Energie, Entschlossenheit sind, in Achtsamkeit verankert, wissensklar, konzentriert, mit gesammeltem Geist, Weisheit besitzend, keine Schwätzer. Wenn diese den Vortrag des ehrwürdigen Sàriputta über das Dhamma hören, saugen sie ihn auf und verschlingen ihn geradezu, sowohl durch die Worte, als auch durch die Gedanken. Es ist in der Tat gut, daß er seine Gefährten im heiligen Leben dazu bringt, sich aus dem Unheilsamen zu erheben und sich im Heilsamen zu verankern.“ So geschah es, daß diese zwei großen Wesen 5) sich über die guten Worte des jeweils anderen freuten.

Anmerkungen:

1) Im Pàli gibt es zwei Begriffe, die so etwas wie „Person“ bedeuten und von einigen Gelehrten fälschlicherweise als Synonyme betrachtet werden: puggala und sakkàya. Puggala ist eine neutrale Bezeichnung für die Individualität, die auch Erleuchtete haben, im Gegensatz zur Illusion von einer Persönlichkeit oder Ich-Identität – sakkàya. Wenn man diese beiden Begriffe gleichsetzt, dann muß man kommentarielle Verrenkungen vornehmen und die Lehre des Buddha in „konventionell gesprochen“ und „letztendlich wirklich gesprochen“ einteilen. In den Suttas findet sich eine derartige Unterteilung nicht. Der Buddha hat immer nur auf eine Art gelehrt – nämlich „der Wirklichkeit entsprechend“. Zur Unterscheidung im Deutschen wurde puggala mit „Person“ und sakkàya mit „Persönlichkeit“ übersetzt.
2) Hieraus wird ersichtlich, daß „ohne Makel sein“ noch keine überweltliche Stufe bezeichnet, da ein Rückfall möglich ist, zum Beispiel durch das Zuwenden und Anhaften an angenehmen Sinnesobjekten.
3) Asketische Übungen, die von den Bhikkhus – auch heute noch – zeitweise praktiziert werden. Der Buddha hat die erwähnten Übungen ausdrücklich erlaubt, nicht jedoch Übungen der Selbstquälerei und Leibesabtötung.
4) Die âjãvakas oder âjãvikas waren Angehörige einer Sekte, die das Gesetz von Kamma ablehnte, einer Art Fatalismus anhing und extreme asketische Praktiken ausübte.
5) Die Bezeichnung im Pàli lautet „mahànàgà“. Ein Nàga ist ein feinstoffliches Wesen, das man als Drachen oder Schlangengeist betrachten könnte. Nàgas werden mit Wasserläufen in Verbindung gebracht. Das Wort repräsentiert auch andere beeindruckende Wesen, wie z.B. königliche Elefanten, große Schlangen – und eben auch Arahants.