MN50 – Der Tadel an Màra

Majjhima Nikàya 50

 

Der Tadel an Màra (Màratajjanïya Sutta)

1. So habe ich gehört. Einmal hielt sich der ehrwürdige Mahà Moggallàna im
Bhagga-Land bei Su§sumàragira, im Bhesakaëà-Hain, dem Hirschpark auf.

2. Bei jener Gelegenheit ging der ehrwürdige Mahà Moggallàna im Freien auf
und ab. Und bei jener Gelegenheit schlüpfte Màra, der Böse in den Bauch des
ehrwürdigen Mahà Moggallàna und drang in seinen Darm ein. Da erwog der
ehrwürdige Mahà Moggallàna: „Warum fühlt sich mein Bauch so schwer an?
Man möchte meinen, er sei voller Bohnen.“ Somit verließ er seinen Gehpfad und
ging zu seiner Lagerstätte, wo er sich auf einem vorbereiteten Sitz niederließ.

3. Als er sich niedergesetzt hatte, richtete er sorgfältige Aufmerksamkeit auf
sich selbst, und er sah, daß Màra, der Böse in seinen Bauch geschlüpft und in
seinen Darm eingedrungen war. Als er dies sah, sagte er: „Komm heraus, Böser!
Komm heraus, Böser! Belästige den Tathàgata nicht, belästige den Schüler des
Tathàgata nicht, oder es wird lange zu deinem Schaden und Leid gereichen.“

4. Da dachte Màra, der Böse: „Dieser Mönch erkennt mich nicht, er sieht
mich nicht, wenn er das sagt. Nicht einmal sein Lehrer würde mich so schnell
erkennen, also wie könnte mich da dieser Schüler erkennen?“

5. Da sagte der ehrwürdige Mahà Moggallàna: „Sogar so erkenne ich dich,
Böser. Glaube nicht: ,Er erkennt mich nicht.‘ Du bist Màra, Böser. Du hast folgendes
gedacht: ,Dieser Mönch erkennt mich nicht, er sieht mich nicht, wenn er
das sagt. Nicht einmal sein Lehrer würde mich so schnell erkennen, also wie
könnte mich da dieser Schüler erkennen?‘“

6. Da dachte Màra, der Böse: ,Der Mönch erkannte mich, er sah mich, als er
das sagte‘, worauf aus dem Mund des ehrwürdigen Mahà Moggallàna herausfuhr
und sich neben die Türschwelle stellte.

7. Der ehrwürdige Mahà Moggallàna sah ihn dort stehen und sagte: „Ich sehe
dich auch dort, Böser. Glaube nicht: ,Er sieht mich nicht.‘ Du stehst neben der
Türschwelle, Böser.“

8. „Es geschah einmal, Böser, daß ich ein Màra namens Dåsã war, und ich hatte
eine Schwester namens Kàlã. Du warst ihr Sohn, also warst du mein Neffe.“

9. „Bei dieser Gelegenheit war der Erhabene Kakusandha 1), verwirklicht und
vollständig erleuchtet, in der Welt erschienen. Der Erhabene Kakusandha, verwirklicht
und vollständig erleuchtet, hatte ein glücksverheißendes Paar von Hauptschülern,
namens Vidhura und Sañjãva. Unter all den Schülern des Erhabenen
Kakusandha, verwirklicht und vollständig erleuchtet, gab es keinen, der dem
ehrwürdigen Vidhura im Lehren des Dhamma gleichkam. Auf jene Weise kam
der ehrwürdige Vidhura zu der Bezeichnung ,Vidhura 2)‘. Aber der ehrwürdige
Sañjãva trat, nachdem er sich in den Wald oder an den Fuß eines Baumes oder in
eine leere Hütte zurückgezogen hatte, ohne Schwierigkeit in das Aufhören von
Wahrnehmung und Gefühl ein.“

10. „Einmal geschah es, Böser, daß der ehrwürdige Sañjãva sich am Fuße eines
bestimmten Baumes niedergesetzt hatte und in das Aufhören von Wahrnehmung
und Gefühl eingetreten war. Einige Kuhhirten, Schäfer und Ackerleute,
die vorbeikamen, sahen den ehrwürdigen Sañjãva am Fuße des Baumes sitzen, in
das Aufhören von Wahrnehmung und Gefühl eingetreten, und sie dachten: ,Es ist
wunderbar, meine Herren, es ist erstaunlich. Da sitzt dieser Mönch tot da. Wir
wollen ihn verbrennen.‘ Dann sammelten die Kuhhirten, Schäfer und Ackerleute
Gras, Holz und Kuhmist, und nachdem sie es um den Körper des ehrwürdigen
Sañjãva herum aufgeschlichtet hatten, setzten sie es in Brand und gingen ihres
Wegs.“

11. „Als nun die Nacht vorüber war, Böser, tauchte der ehrwürdige Sañjãva
aus dem Erreichungszustand auf 3). Er schüttelte seine Robe aus, und weil es
Morgen war, zog er sich an, nahm seine Schale und äußere Robe und ging um
Almosen in das Dorf hinein. Die Kuhhirten, Schäfer und Ackerleute, die vorbeigekommen
waren, sahen den ehrwürdigen Sañjãva um Almosen umhergehen und
sie dachten: ,Es ist wunderbar, meine Herren, es ist erstaunlich. Dieser Mönch,
der tot dasaß, ist zum Leben zurückgekehrt!‘ Auf jene Weise kam der ehrwürdige
Sañjãva zu der Bezeichnung ,Sañjãva 4)‘.“

12. „Dann, Böser, dachte der Màra Dåsã: ,Da gibt es diese sittsamen Bhikkhus
von gutem Charakter, aber ich kenne ihr Kommen und Gehen nicht. Ich will nun
die brahmanischen Haushälter in Besitz nehmen und zu ihnen sagen: ›Kommt
und beleidigt, verunglimpft, beschimpft und belästigt diese sittsamen Bhikkhus
von gutem Charakter; wenn sie von euch beleidigt, verunglimpft, beschimpft
und belästigt werden, dann wird vielleicht eine Veränderung in ihrem Geist stattfinden,
wodurch der Màra Dåsã möglicherweise eine Chance erhält.‹‘“

13. „Dann, Böser, nahm der Màra Dåsã jene brahmanischen Haushälter in
Besitz und sagte zu ihnen: ,Kommt und beleidigt, verunglimpft, beschimpft und
belästigt diese sittsamen Bhikkhus von gutem Charakter; wenn sie von euch beleidigt,
verunglimpft, beschimpft und belästigt werden, dann wird vielleicht eine
Veränderung in ihrem Geist stattfinden, wodurch der Màra Dåsã möglicherweise
eine Chance erhält.‘ Als der Màra Dåsã die brahmanischen Haushälter in Besitz
genommen hatte beleidigten, verunglimpften, beschimpften und belästigten sie
die sittsamen Bhikkhus von gutem Charakter folgendermaßen: ,Diese kahlköpfigen
Mönche, diese dunkelhäutigen, niedrigen Abkömmlinge, geboren aus den
Füßen des Ahnen 5), behaupten: ›Wir sind Meditierende, wir sind Meditierende!‹
und mit hängenden Schultern, hängenden Köpfen und schlaffer Haltung meditieren
sie, grübeln, denken nach und überlegen 6). So wie eine Eule, die auf einem
Ast auf eine Maus wartet, meditiert, grübelt, nachdenkt und überlegt, oder wie
ein Schakal, der am Flußufer auf Fisch wartet, meditiert, grübelt, nachdenkt und
überlegt, oder wie eine Katze, die neben einem Türpfosten oder einem Abfallkorb
oder einem Abfluß auf eine Maus wartet, meditiert, grübelt, nachdenkt und
überlegt, oder wie ein unbeladener Esel, der neben einem Türpfosten oder einem
Abfallkorb oder einem Abfluß steht, meditiert, grübelt, nachdenkt und überlegt,
ebenso behaupten diese kahlköpfigen Mönche, diese dunkelhäutigen, niedrigen
Abkömmlinge, geboren aus den Füßen ihrer Verwandten: ›Wir sind Meditierende,
wir sind Meditierende!‹ und mit hängenden Schultern, hängenden Köpfen
und schlaffer Haltung meditieren sie, grübeln, denken nach und überlegen.‘ Böser,
bei jener Gelegenheit erschienen die meisten dieser Menschen als sie starben,
bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode in Umständen, die von
Entbehrungen geprägt sind, wieder, an einem unglücklichen Bestimmungsort, in
Verderbnis, ja sogar in der Hölle 7).“

14. „Dann richtete sich der Erhabene Kakusandha, verwirklicht und vollständig
erleuchtet folgendermaßen an die Bhikkhus: ,Ihr Bhikkhus, der Màra Dåsã
hat die brahmanischen Haushälter in Besitz genommen und zu ihnen gesagt:
›Kommt und beleidigt, verunglimpft, beschimpft und belästigt diese sittsamen
Bhikkhus von gutem Charakter; wenn sie von euch beleidigt, verunglimpft, beschimpft
und belästigt werden, dann wird vielleicht eine Veränderung in ihrem
Geist stattfinden, wodurch der Màra Dåsã möglicherweise eine Chance erhält.‹
Kommt, ihr Bhikkhus, verweilt, indem ihr eine Himmelsrichtung mit einem
Herzen durchdringt, das erfüllt ist von Liebender Güte; ebenso die zweite, ebenso
die dritte, ebenso die vierte Himmelsrichtung; auch nach oben, nach unten, in
alle Richtungen und überall hin, und zu allen wie zu euch selbst, verweilt, indem
ihr die allumfassende Welt mit einem Herzen durchdringt, das von Liebender
Güte erfüllt ist, unerschöpflich, erhaben, unermeßlich, ohne Feindseligkeit und
ohne Übelwollen. Verweilt, indem ihr eine Himmelsrichtung mit einem Herzen
durchdringt, das erfüllt ist von Mitgefühl; ebenso die zweite, ebenso die dritte,
ebenso die vierte Himmelsrichtung; auch nach oben, nach unten, in alle Richtungen
und überall hin, und zu allen wie zu euch selbst, verweilt, indem ihr die
allumfassende Welt mit einem Herzen durchdringt, das von Mitgefühl erfüllt ist,
unerschöpflich, erhaben, unermeßlich, ohne Feindseligkeit und ohne Übelwollen.
Verweilt, indem ihr eine Himmelsrichtung mit einem Herzen durchdringt,
das erfüllt ist von Mitfreude; ebenso die zweite, ebenso die dritte, ebenso die
vierte Himmelsrichtung; auch nach oben, nach unten, in alle Richtungen und
überall hin, und zu allen wie zu euch selbst, verweilt, indem ihr die allumfassende
Welt mit einem Herzen durchdringt, das von Mitfreude erfüllt ist, unerschöpflich,
erhaben, unermeßlich, ohne Feindseligkeit und ohne Übelwollen. Verweilt,
indem ihr eine Himmelsrichtung mit einem Herzen durchdringt, das erfüllt ist
von Gleichmut; ebenso die zweite, ebenso die dritte, ebenso die vierte Himmelsrichtung;
auch nach oben, nach unten, in alle Richtungen und überall hin, und zu
allen wie zu euch selbst, verweilt, indem ihr die allumfassende Welt mit einem
Herzen durchdringt, das von Gleichmut erfüllt ist, unerschöpflich, erhaben, unermeßlich,
ohne Feindseligkeit und ohne Übelwollen.“

15. „Also, Böser, nachdem jenen Bhikkhus vom Erhaben Kakusandha, verwirklicht
und vollständig erleuchtet, so geraten worden war, sie so von ihm angeleitet
worden waren, und nachdem sie sich in den Wald oder an den Fuß eines
Baumes oder in eine leere Hütte zurückgezogen hatten, verweilten sie, indem sie
eine Himmelsrichtung mit einem Geist durchdrangen, der erfüllt war von Liebender
Güte; ebenso die zweite, ebenso die dritte, ebenso die vierte Himmelsrichtung;
auch nach oben, nach unten, in alle Richtungen und überall hin, und zu
allen wie zu sich selbst, verweilten sie, indem sie die allumfassende Welt mit
einem Geist durchdrangen, der von Liebender Güte erfüllt war, unerschöpflich,
erhaben, unermeßlich, ohne Feindseligkeit und ohne Übelwollen. Sie verweilten,
indem sie eine Himmelsrichtung mit einem Geist durchdrangen, der erfüllt
war von Mitgefühl; ebenso die zweite, ebenso die dritte, ebenso die vierte Himmelsrichtung;
auch nach oben, nach unten, in alle Richtungen und überall hin,
und zu allen wie zu sich selbst, verweilten sie, indem sie die allumfassende Welt
mit einem Geist durchdrangen, der von Mitgefühl erfüllt war, unerschöpflich,
erhaben, unermeßlich, ohne Feindseligkeit und ohne Übelwollen. Sie verweilten,
indem sie eine Himmelsrichtung mit einem Geist durchdrangen, der erfüllt
war von Mitfreude; ebenso die zweite, ebenso die dritte, ebenso die vierte Himmelsrichtung;
auch nach oben, nach unten, in alle Richtungen und überall hin,
und zu allen wie zu sich selbst, verweilten sie, indem sie die allumfassende Welt
mit einem Geist durchdrangen, der von Mitfreude erfüllt war, unerschöpflich,
erhaben, unermeßlich, ohne Feindseligkeit und ohne Übelwollen. Sie verweilten,
indem sie eine Himmelsrichtung mit einem Geist durchdrangen, der erfüllt
war von Gleichmut; ebenso die zweite, ebenso die dritte, ebenso die vierte Himmelsrichtung;
auch nach oben, nach unten, in alle Richtungen und überall hin,
und zu allen wie zu sich selbst, verweilten sie, indem sie die allumfassende Welt
mit einem Geist durchdrangen, der von Gleichmut erfüllt war, unerschöpflich,
erhaben, unermeßlich, ohne Feindseligkeit und ohne Übelwollen.“

16. „Dann, Böser, dachte der Màra Dåsã: ,Obwohl ich all dies anstelle, kenne
ich immer noch nicht das Kommen und Gehen dieser sittsamen Bhikkhus von
gutem Charakter. Ich will nun die brahmanischen Haushälter in Besitz nehmen
und zu ihnen sagen: ›Kommt und erweist diesen sittsamen Bhikkhus von gutem
Charakter Ehre, Respekt, Verehrung und Ehrerbietung; wenn ihnen von euch
Ehre, Respekt, Verehrung und Ehrerbietung erwiesen wird, dann wird vielleicht
eine Veränderung in ihrem Geist stattfinden, wodurch der Màra Dåsã möglicherweise
eine Chance erhält.‹‘“

17. „Dann, Böser, nahm der Màra Dåsã jene brahmanischen Haushälter in
Besitz und sagte zu ihnen: ,Kommt und erweist diesen sittsamen Bhikkhus von
gutem Charakter Ehre, Respekt, Verehrung und Ehrerbietung; wenn ihnen von
euch Ehre, Respekt, Verehrung und Ehrerbietung erwiesen wird, dann wird vielleicht
eine Veränderung in ihrem Geist stattfinden, wodurch der Màra Dåsã möglicherweise
eine Chance erhält.‘ Als der Màra Dåsã die brahmanischen Haushälter
in Besitz genommen hatte, erwiesen sie den sittsamen Bhikkhus von gutem Charakter
Ehre, Respekt, Verehrung und Ehrerbietung. Böser, bei jener Gelegenheit
erschienen die meisten dieser Menschen als sie starben, bei der Auflösung des
Körpers, nach dem Tode an einem glücklichen Bestimmungsort, ja sogar in der
himmlischen Welt wieder.“

18. „Dann richtete sich der Erhabene Kakusandha, verwirklicht und vollständig
erleuchtet folgendermaßen an die Bhikkhus: ,Ihr Bhikkhus, der Màra Dåsã
hat die brahmanischen Haushälter in Besitz genommen und zu ihnen gesagt:
›Kommt und erweist diesen sittsamen Bhikkhus von gutem Charakter Ehre, Respekt,
Verehrung und Ehrerbietung; wenn ihnen von euch Ehre, Respekt, Verehrung
und Ehrerbietung erwiesen wird, dann wird vielleicht eine Veränderung in
ihrem Geist stattfinden, wodurch der Màra Dåsã möglicherweise eine Chance
erhält.‹ Kommt, ihr Bhikkhus, verweilt, indem ihr die Nicht-Schönheit 8) im Körper
betrachtet, indem ihr das Abstoßende in der Nahrung wahrnehmt, indem ihr
die Ernüchterung gegenüber der ganzen Welt wahrnehmt, indem ihr die Vergänglichkeit
aller Gestaltungen betrachtet.‘“

19. „Also, Böser, nachdem jenen Bhikkhus vom Erhaben Kakusandha, verwirklicht
und vollständig erleuchtet, so geraten worden war, sie so von ihm
angeleitet worden waren, und nachdem sie sich in den Wald oder an den Fuß
eines Baumes oder in eine leere Hütte zurückgezogen hatten, verweilten sie,
indem sie die Nicht-Schönheit im Körper betrachteten, indem sie das Abstoßende
in der Nahrung wahrnahmen, indem sie die Ernüchterung gegenüber der
ganzen Welt wahrnahmen, indem sie die Vergänglichkeit aller Gestaltungen betrachteten.“

20. „Dann, als es Morgen war, zog sich der Erhabene Kakusandha, verwirklicht
und vollständig erleuchtet, an, nahm seine Schale und äußere Robe, und
ging in das Dorf um Almosen hinein, mit dem ehrwürdigen Vidhura als seinem
Aufwärter.“

21. „Dann nahm der Màra Dåsã einen bestimmten Jungen in Besitz, hob einen
Stein auf, schlug dem ehrwürdigen Vidhura damit auf den Kopf und schlitzte
ihm den Kopf auf. Der ehrwürdige Vidhura folgte dem Erhabenen Kakusandha,
verwirklicht und vollständig erleuchtet, dicht auf den Fersen, wobei das Blut aus
seinem aufgeschlitzten Kopf rann. Da drehte sich der Erhabene Kakusandha,
verwirklicht und vollständig erleuchtet, um und schaute ihn mit dem Blick des
Elefanten an: ,Dieser Màra Dåsã kennt keine Grenzen.‘ Und bei diesem Blick,
Böser, stürzte der Màra Dåsã von jenem Ort und erschien in der Großen Hölle
wieder 9).“

22. „Böser, es gibt drei Namen für die Großen Hölle: die Hölle der sechs
Grundlagen für den Kontakt, die Hölle des Pfählens und die Hölle, die man selbst
fühlen muß. Dann, Böser, kamen die Höllenwächter zu mir und sagten: ,Guter
Herr, wenn die Pfähle in deinem Herzen aufeinanderstoßen, dann wirst du wissen:
›Ich habe seit tausend Jahren in der Hölle geschmort.‹‘“

23. „Manches Jahr, Böser, manches Jahrhundert, manches Jahrtausend schmorte
ich in jener Großen Hölle. Zehntausend Jahre lang schmorte ich in der Vorhalle
jener Großen Hölle, wobei ich das Gefühl erlebte, das man das Gefühl des Auftauchens
vom Heranreifen 10) nennt. Mein Körper hatte die gleiche Form wie ein
menschlicher Körper, Böser, aber mein Kopf hatte die Form eines Fischkopfs.“

24. „Wie läßt sich die Höll’ vergleichen,
Worin Dåsã schmorte, der den
Anschlag auf Vidhura führte,
Den Brahmanen Kakusandha.
Hundert stahlerschaff‘ne Pfähle,
Jeder einzelne erlitten;
So läßt sich die Höll’ vergleichen,
Worin Dúsï schmorte, der den
Anschlag auf Vidhura führte,
Den Brahmanen Kakusandha.
Dunkler, du hast viel zu leiden,
Wenn du solchen Bhikkhu angreifst,
Schüler eines Voll-Erwachten,
Der die Sache direkt kennt.“

25. „Mitten in dem Weltenmeere
Gibt’s äonenalte Burgen,
Saphirscheinend, feurig glühend,
Hell und klar, durchscheinend leuchtend,
Wo die Nymphen funkelnd tanzen,
Manchen komplizierten Rhythmus.
Dunkler, du hast viel zu leiden,
Wenn du solchen Bhikkhu angreifst,
Schüler eines Voll-Erwachten,
Der die Sache direkt kennt.“

26. „Ich bin der, der mit der Zehe,
Vom Erhab’nen aufgefordert,
Den Palast Migàras Mutter’,
Beben ließ, der Orden sah es.
Dunkler, du hast viel zu leiden,
Wenn du solchen Bhikkhu angreifst,
Schüler eines Voll-Erwachten,
Der die Sache direkt kennt.“

27. „Ich bin der, der mit der Zehe,
Im Besitz von Überkräften
Palast Vejayanta schüttelt’,
Um die Götter aufzurütteln.
Dunkler, du hast viel zu leiden,
Wenn du solchen Bhikkhu angreifst,
Schüler eines Voll-Erwachten,
Der die Sache direkt kennt.“

28. „Ich bin der, der in dem Palast
Sakka diese Frage stellte:
‘Kennst du die Befreiung durch das
Völlige Begehrensende?‘
Worauf Sakka wahrheitsfolgend
Dieser Frage Antwort gab 11).
Dunkler, du hast viel zu leiden,
Wenn du solchen Bhikkhu angreifst,
Schüler eines Voll-Erwachten,
Der die Sache direkt kennt.“

29. „Ich bin der, der daran dachte,
Brahmà folgendes zu fragen,
Dort in der Sudhamma Halle:
,Freund, ist in dir noch zu finden
Deine alte falsche Ansicht?
Wird von dir der Glanz im Himmel
Klar geseh’n als unbeständig?
Brahmà gab mir dann die Antwort
Wahrheitstreu und angebracht:
,Herr, in mir gibt es nicht länger
Meine alte falsche Ansicht;
Von mir wird der Glanz im Himmel
Klar geseh’n als unbeständig;
Nicht mehr halt’ ich die Behauptung,
Ich sei ewig und beständig.‘
Dunkler, du hast viel zu leiden,
Wenn du solchen Bhikkhu angreifst,
Schüler eines Voll-Erwachten,
Der die Sache direkt kennt.“

30. „Ich bin der, der durch Befreiung
Den Sineru Berg berührte,
Pubbavideha und Indien
Und die ganze Welt besuchte.
Dunkler, du hast viel zu leiden,
Wenn du solchen Bhikkhu angreifst,
Schüler eines Voll-Erwachten,
Der die Sache direkt kennt.“

31. „Nie gab’s Feuer mit der Absicht:
,Ich will diesen Narren brennen.‘
Doch ein Narr, der Feuer angreift,
Brennt sich durch sein eig’nes Tun.
So ist‘s auch mit dir, o Màra:
Den Tathàgata angreifend,
Wie ein Narr, mit Feuer spielend,
Brennst du dich nur ganz alleine.
Den Tathàgata angreifend
Schaffst du viel vom Unverdienst.
Böser, du glaubst doch nicht etwa,
Daß dies Böse nicht wird reifen?
Unheil häufst du an durch dieses,
Welches lange dauern wird!
Màra, scheue den Erhab’nen,
Spiel’ den Bhikkhus nicht mehr mit.“
So scholt dieser Bhikkhu Màra
In dem Bhesakaëà Dickicht,
Worauf dieser Geist, der Finst’re
Gleich und auf der Stell’ verschwand.

Anmerkungen:
1) Kakusandha war der erste Buddha im gegenwärtigen kosmischen Zyklus, der als
glücksverheißendes Äon bezeichnet wird. Nach ihm kamen die Buddhas
Koõàgamana, Kassapa und der gegenwärtige Buddha Gotama.
2) „Der, dem keiner ebenbürtig ist“.
3) Jemand, der in das Aufhören von Wahrnehmung und Gefühl eingetreten ist, ist
anscheinend vor Verletzung und Tod gefeit. Dieser Erreichungszustand soll sogar
seine Roben und Sitz beschützen.
4) „Der Überlebende“.
5) Nach brahmanistischer Vorstellung ist Brahmà der erste Ahne der Menschheit;
die Brahmanenkaste sei seinem Mund entsprungen, die Adeligenkaste seiner Brust,
die Händlerkaste seinem Bauch, die Arbeiterkaste seinen Beinen und die Mönche
seinen Fußsohlen.
6) In M108 verwendet der ehrwürdige ânanda diesen Ausdruck, um Meditation
unter dem Einfluß der fünf Hindernisse zu beschreiben.
7) MA erläutert, daß der Màra nicht ihre Handlungen kontrolliert hatte, sondern
lediglich einen Geisteszustand verursacht, der zu genanntem Fehlverhalten führte.
8) Asubhà heißt wörtlich „Nicht-Schönheit“. Die übliche Übersetzung „Widerlichkeit“
ist unpassend, da nicht das Hervorbringen von Ekel und Abscheu, also einer
Form der Abneigung, das Ziel dieser Meditation ist, sondern Ernüchterung.
Der Körper ist nicht schön, er ist aber auch nicht häßlich, er ist einfach Materie,
die den Naturgesetzen unterworfen ist.
9) Der Elefantenblick, laut MA ein Umdrehen mit dem ganzen Körper, war nicht
die Ursache, sondern ein Begleitumstand des Höllensturzes. Der Màra hatte einen
Arahant verletzt, was den vier Arten unmittelbaren negativen Kammas nahekommt.
Diese vier Handlungen reifen mit Sicherheit in einer unmittelbar folgenden
Höllengeburt. Im einzelnen: Vater oder Mütter töten, einen Arahant töten, einen
Buddha verletzen, die Sangha spalten. Die vier Arten positiven unmittelbaren
Kammas sind das Erlangen der vier Stufen der Edlen. Die Große Hölle wird in
M130 näher beschrieben.
10) Laut MA ist dieses Gefühl schmerzhafter als das in der Großen Hölle selbst.
11) Die beiden letzten Strophen beziehen sich auf die Geschichte aus M37.