MN62 – Die längere Lehrrede vom Rat an Ràhula

Majjhima Nikàya 62

 

Die längere Lehrrede vom Rat an Ràhula

(Mahàràhulovàda Sutta)

1. So habe ich gehört. Einmal hielt sich der Erhabene bei Sàvatthã im Jeta Hain,
dem Park des Anàthapindika auf.

2. Als es Morgen war, zog sich der Erhabene an, nahm seine Schale und äußere
Robe und ging nach Sàvatthã um Almosen. Der ehrwürdige Ràhula 1) zog sich
ebenfalls an, nahm seine Schale und äußere Robe und lief dicht hinter dem Erhabenen
her.

3. Da blickte sich der Erhabene um und richtete sich folgendermaßen an den
ehrwürdigen Ràhula: „Ràhula, jegliche Art von Form, ob vergangen, zukünftig
oder gegenwärtig, ob innerlich oder äußerlich, grob oder subtil, niedrig oder hoch,
entfernt oder nah, alle Form sollte mit angemessener Weisheit der Wirklichkeit
entsprechend gesehen werden: ,Dies ist nicht mein, dies bin ich nicht, dies ist
nicht mein Selbst 2).‘“
„Nur Form, Erhabener? Nur Form, Vollendeter?“
„Form, Ràhula, und Gefühl, Wahrnehmung, Gestaltungen und Bewußtsein.“

4. Da erwog der ehrwürdige Ràhula: „Wer würde heute um Almosen in die
Stadt gehen, wenn er vom Erhabenen persönlich ermahnt worden ist?“ So kehrte
er um und setzte sich am Fuße eines Baumes nieder, kreuzte die Beine, hielt den
Oberkörper gerade und hielt die Achtsamkeit vor sich gegenwärtig.

5. Der ehrwürdige Sàriputta sah ihn dort sitzen und richtete sich folgendermaßen
an ihn: „Ràhula, entwickle Achtsamkeit auf den Atem. Wenn die Achtsamkeit
auf den Atem entfaltet und geübt ist, ist das von großer Frucht und großem
Nutzen.“

6. Als es Abend war, erhob sich der ehrwürdige Ràhula von der Meditation
und ging zum Erhabenen. Nachdem er ihm gehuldigt hatte, setzte er sich seitlich
nieder und fragte den Erhabenen:

7. „Ehrwürdiger Herr, wie wird die Achtsamkeit auf den Atem entfaltet und
geübt, so daß sie von großer Frucht und großem Nutzen ist?“
Die Fünf Großen Elemente

8. „Ràhula 3), was immer an inneren, zu einem selbst gehörenden Dingen, fest,
verfestigt und Objekt der Anhaftung ist, also Kopfhaar, Körperhaar, Nägel, Zähne,
Haut, Muskelfleisch, Sehnen, Knochen, Knochenmark, Nieren, Herz, Leber,
Zwerchfell, Milz, Lunge, Dickdarm, Dünndarm, Mageninhalt, Kot oder was sonst
noch an inneren, zu einem selbst gehörenden Dingen, fest, verfestigt und Objekt
der Anhaftung ist: dies nennt man das innere Erdelement. Sowohl das innere
Erdelement, als auch das äußere Erdelement sind einfach nur Erdelement. Und
das sollte mit angemessener Weisheit der Wirklichkeit entsprechend gesehen
werden: ,Dies ist nicht mein, dies bin ich nicht, dies ist nicht mein Selbst.‘ Wenn
man es mit angemessener Weisheit der Wirklichkeit entsprechend sieht, wird
man gegenüber dem Erdelement ernüchtert und macht den Geist begierdelos in
Bezug auf das Erdelement.“

9. „Ràhula, was ist das Wasserelement? Das Wasserelement kann entweder
innerlich oder äußerlich sein. Was ist das innere Wasserelement? Was immer an
inneren, zu einem selbst gehörenden Dingen, Wasser, wäßrig und Objekt der
Anhaftung ist, also Galle, Schleim, Eiter, Blut, Schweiß, Fett, Tränen, Talg, Speichel,
Rotz, Gelenkschmiere, Urin oder was sonst noch an inneren, zu einem selbst
gehörenden Dingen, Wasser, wäßrig und Objekt der Anhaftung ist: dies nennt
man das innere Wasserelement. Sowohl das innere Wasserelement, als auch das
äußere Wasserelement sind einfach nur Wasserelement. Und das sollte mit angemessener
Weisheit der Wirklichkeit entsprechend gesehen werden: ,Dies ist nicht
mein, dies bin ich nicht, dies ist nicht mein Selbst.‘ Wenn man es mit angemessener
Weisheit der Wirklichkeit entsprechend sieht, wird man gegenüber dem
Wasserelement ernüchtert und macht den Geist begierdelos in Bezug auf das
Wasserelement.“

10. „Ràhula, was ist das Feuerelement? Das Feuerelement kann entweder innerlich
oder äußerlich sein. Was ist das innere Feuerelement? Was immer an
inneren, zu einem selbst gehörenden Dingen, Feuer, feurig und Objekt der Anhaftung
ist, also das, wodurch man gewärmt wird, altert und verzehrt wird, und
das, wodurch das, was gegessen, getrunken, verzehrt und geschmeckt worden
ist, vollständig verdaut wird, oder was sonst noch an inneren, zu einem selbst
gehörenden Dingen, Feuer, feurig und Objekt der Anhaftung ist: dies nennt man
das innere Feuerelement. Sowohl das innere Feuerelement, als auch das äußere
Feuerelement sind einfach nur Feuerelement. Und das sollte mit angemessener
Weisheit der Wirklichkeit entsprechend gesehen werden: ,Dies ist nicht mein,
dies bin ich nicht, dies ist nicht mein Selbst.‘ Wenn man es mit angemessener
Weisheit der Wirklichkeit entsprechend sieht, wird man gegenüber dem Feuerelement
ernüchtert und macht den Geist begierdelos in Bezug auf das Feuerelement.“

11. „Ràhula, was ist das Windelement? Das Windelement kann entweder innerlich
oder äußerlich sein. Was ist das innere Windelement? Was immer an inneren,
zu einem selbst gehörenden Dingen, Wind, windartig und Objekt der
Anhaftung ist, also aufsteigende Winde, absteigende Winde, Winde im Bauch,
Winde in den Därmen, Winde, die durch die Glieder verlaufen, Einatmung und
Ausatmung, oder was sonst noch an inneren, zu einem selbst gehörenden Dingen,
Wind, windartig und Objekt der Anhaftung ist: dies nennt man das innere
Windelement. Sowohl das innere Windelement, als auch das äußere Windelement
sind einfach nur Windelement. Und das sollte mit angemessener Weisheit der
Wirklichkeit entsprechend gesehen werden: ,Dies ist nicht mein, dies bin ich
nicht, dies ist nicht mein Selbst.‘ Wenn man es mit angemessener Weisheit der
Wirklichkeit entsprechend sieht, wird man gegenüber dem Windelement ernüchtert
und macht den Geist begierdelos in Bezug auf das Windelement.“

12. „Ràhula, was ist das Raumelement 4)? Das Raumelement kann entweder
innerlich oder äußerlich sein. Was ist das innere Raumelement? Was immer an
inneren, zu einem selbst gehörenden Dingen, Raum, raumhaft und Objekt der
Anhaftung ist, also die Ohrlöcher, die Nasenlöcher, die Mundöffnung und die
Öffnung, mit der das, was gegessen, getrunken, verzehrt und geschmeckt worden
ist, heruntergeschluckt wird, und die, in der es sich ansammelt, und die,
durch die es unten ausgeschieden wird, oder was sonst noch an inneren, zu einem
selbst gehörenden Dingen, Raum, raumhaft und Objekt der Anhaftung ist:
dies nennt man das innere Raumelement. Sowohl das innere Raumelement, als
auch das äußere Raumelement sind einfach nur Raumelement. Und das sollte
mit angemessener Weisheit der Wirklichkeit entsprechend gesehen werden: ,Dies
ist nicht mein, dies bin ich nicht, dies ist nicht mein Selbst.‘ Wenn man es mit
angemessener Weisheit der Wirklichkeit entsprechend sieht, wird man gegenüber
dem Raumelement ernüchtert und macht den Geist begierdelos in Bezug
auf das Raumelement.“

13. „Ràhula, entwickle Meditation, die gelassen wie die Erde ist; denn wenn
du Meditation entwickelst, die gelassen wie die Erde ist, werden erschienene
angenehme und unangenehme Kontakte nicht in deinen Geist eindringen und
dort bleiben. Gerade so wie die Leute saubere Dinge und schmutzige Dinge,
Kot, Urin, Speichel, Eiter und Blut auf die Erde werfen, und die Erde deswegen
nicht entsetzt, gedemütigt und angewidert ist, genauso, Ràhula, entwickle Meditation,
die gelassen wie die Erde ist; denn wenn du Meditation entwickelst, die
gelassen wie die Erde ist, werden erschienene angenehme und unangenehme
Kontakte nicht in deinen Geist eindringen und dort bleiben.“

14. „Ràhula, entwickle Meditation, die gelassen wie Wasser ist; denn wenn du
Meditation entwickelst, die gelassen wie Wasser ist, werden erschienene angenehme
und unangenehme Kontakte nicht in deinen Geist eindringen und dort
bleiben. Gerade so wie die Leute saubere Dinge und schmutzige Dinge, Kot,
Urin, Speichel, Eiter und Blut im Wasser waschen, und das Wasser deswegen
nicht entsetzt, gedemütigt und angewidert ist, genauso, Ràhula, entwickle Meditation,
die gelassen wie Wasser ist; denn wenn du Meditation entwickelst, die
gelassen wie Wasser ist, werden erschienene angenehme und unangenehme Kontakte
nicht in deinen Geist eindringen und dort bleiben.“

15. „Ràhula, entwickle Meditation, die gelassen wie Feuer ist; denn wenn du
Meditation entwickelst, die gelassen wie Feuer ist, werden erschienene angenehme
und unangenehme Kontakte nicht in deinen Geist eindringen und dort
bleiben. Gerade so wie die Leute saubere Dinge und schmutzige Dinge, Kot,
Urin, Speichel, Eiter und Blut im Feuer verbrennen, und das Feuer deswegen
nicht entsetzt, gedemütigt und angewidert ist, genauso, Ràhula, entwickle Meditation,
die gelassen wie Feuer ist; denn wenn du Meditation entwickelst, die gelassen
wie Feuer ist, werden erschienene angenehme und unangenehme Kontakte
nicht in deinen Geist eindringen und dort bleiben.“

16. „Ràhula, entwickle Meditation, die gelassen wie Wind ist; denn wenn du
Meditation entwickelst, die gelassen wie Wind ist, werden erschienene angenehme
und unangenehme Kontakte nicht in deinen Geist eindringen und dort bleiben.
Gerade so wie der Wind über saubere Dinge und schmutzige Dinge, Kot,
Urin, Speichel, Eiter und Blut streicht, und der Wind deswegen nicht entsetzt,
gedemütigt und angewidert ist, genauso, Ràhula, entwickle Meditation, die gelassen
wie Wind ist; denn wenn du Meditation entwickelst, die gelassen wie
Wind ist, werden erschienene angenehme und unangenehme Kontakte nicht in
deinen Geist eindringen und dort bleiben.“

17. „Ràhula, entwickle Meditation, die gelassen wie Raum ist; denn wenn du
Meditation entwickelst, die gelassen wie Raum ist, werden erschienene angenehme
und unangenehme Kontakte nicht in deinen Geist eindringen und dort
bleiben. Gerade so wie Raum sich nirgendwo auf etwas stützt, genauso, Ràhula,
entwickle Meditation, die gelassen wie Raum ist; denn wenn du Meditation entwickelst,
die gelassen wie Raum ist, werden erschienene angenehme und unangenehme
Kontakte nicht in deinen Geist eindringen und dort bleiben.“

18. „Ràhula, entwickle Meditation über Liebende Güte; denn wenn du Meditation
über Liebende Güte entwickelst, wird jegliches Übelwollen überwunden.“

19. „Ràhula, entwickle Meditation über Mitgefühl; denn wenn du Meditation
über Mitgefühl entwickelst, wird jegliche Grausamkeit überwunden.“

20. „Ràhula, entwickle Meditation über Mitfreude; denn wenn du Meditation
über Mitfreude entwickelst, wird jegliche Mißgunst überwunden.“

21. „Ràhula, entwickle Meditation über Gleichmut; denn wenn du Meditation
über Gleichmut entwickelst, wird jegliches Widerstreben überwunden.“

22. „Ràhula, entwickle Meditation über Nicht-Schönheit 5); denn wenn du
Meditation über Nicht-Schönheit entwickelst, wird jegliche Begierde überwunden.“

23. „Ràhula, entwickle Meditation über die Wahrnehmung der Vergänglichkeit;
denn wenn du Meditation über die Wahrnehmung der Vergänglichkeit entwickelst,
wird jeglicher Ich-Dünkel überwunden.“

24. „Ràhula, entwickle Meditation über die Achtsamkeit auf den Atem. Wenn
die Achtsamkeit auf den Atem entfaltet und geübt wird, ist das von großer Frucht
und großem Nutzen. Und wie wird die Achtsamkeit auf den Atem entfaltet und
geübt, so daß sie von großer Frucht und großem Nutzen ist?“

25. „Ràhula, da setzt sich ein Bhikkhu nieder, nachdem er in den Wald oder
zum Fuße eines Baumes oder in eine leere Hütte gegangen ist; nachdem er die
Beine gekreuzt, den Oberkörper aufgerichtet und die Achtsamkeit vor sich gegenwärtig
gehalten hat, atmet er völlig achtsam ein, achtsam atmet er aus.“

26. „Wenn er lang einatmet, versteht er: ,Ich atme lang ein‘; oder wenn er lang
ausatmet, versteht er: ,Ich atme lang aus.‘ Wenn er kurz einatmet, versteht er:
,Ich atme kurz ein‘; oder wenn er kurz ausatmet, versteht er: ,Ich atme kurz aus.‘
Er übt sich so: ,Ich werde einatmen und dabei den ganzen Atemkörper erleben‘;
er übt sich so: ,Ich werde ausatmen und dabei den ganzen Atemkörper erleben.‘
Er übt sich so: ,Ich werde einatmen und dabei die Gestaltung des Körpers beruhigen‘;
er übt sich so: ,Ich werde ausatmen und dabei die Gestaltung des Körpers
beruhigen 6).‘“

27. „Er übt sich so: ,Ich werde einatmen und dabei Verzückung erleben‘; er
übt sich so: ,Ich werde ausatmen und dabei Verzückung erleben.‘ Er übt sich so:
,Ich werde einatmen und dabei Glückseligkeit erleben‘; er übt sich so: ,Ich werde
ausatmen und dabei Glückseligkeit erleben.‘ Er übt sich so: ,Ich werde einatmen
und dabei die geistige Gestaltung erleben‘; er übt sich so: ,Ich werde ausatmen
und dabei die geistige Gestaltung erleben.‘ Er übt sich so: ,Ich werde einatmen
und dabei die geistige Gestaltung beruhigen‘; er übt sich so: ,Ich werde ausatmen
und dabei die geistige Gestaltung beruhigen.‘“

28. „Er übt sich so: ,Ich werde einatmen und dabei den Geist erleben‘; er übt
sich so: ,Ich werde ausatmen und dabei den Geist erleben.‘ Er übt sich so: ,Ich
werde einatmen und dabei den Geist erfreuen‘; er übt sich so: ,Ich werde ausatmen
und dabei den Geist erfreuen.‘ Er übt sich so: ,Ich werde einatmen und
dabei den Geist konzentrieren‘; er übt sich so: ,Ich werde ausatmen und dabei
den Geist konzentrieren.‘ Er übt sich so: ,Ich werde einatmen und dabei den
Geist befreien‘; er übt sich so: ,Ich werde ausatmen und dabei den Geist befreien 7).‘“

29. „Er übt sich so: ,Ich werde einatmen und dabei die Vergänglichkeit betrachten‘;
er übt sich so: ,Ich werde ausatmen und dabei die Vergänglichkeit betrachten.‘
Er übt sich so: ,Ich werde einatmen und dabei die Lossagung betrachten‘;
er übt sich so: ,Ich werde ausatmen und dabei die Lossagung betrachten.‘ Er übt
sich so: ,Ich werde einatmen und dabei das Aufhören betrachten‘; er übt sich so:
,Ich werde ausatmen und dabei das Aufhören betrachten.‘ Er übt sich so: ,Ich
werde einatmen und dabei das Loslassen betrachten‘; er übt sich so: ,Ich werde
ausatmen und dabei das Loslassen betrachten.‘“

30. „Ràhula, so wird die Achtsamkeit auf den Atem entfaltet und geübt, so daß
sie von großer Frucht und großem Nutzen ist. Wenn die Achtsamkeit auf den
Atem auf diese Weise entfaltet und geübt wird, sind sogar die letzten Atemzüge
bei ihrem Erlöschen bewußt, nicht unbewußt 8).“
Das ist es, was der Erhabene sagte. Der ehrwürdige Ràhula war zufrieden und
entzückt über die Worte des Erhabenen.

Anmerkungen:
1) Laut MA erhielt Ràhula diese Lehrrede im Alter von achtzehn Jahren, also noch
als Novize.
2) MA berichtet, daß Ràhula Gedanken der Anhaftung an seines Vaters und seine
eigene körperliche Attraktivität hegte, die der Buddha erfaßte. Der Buddha beschloß,
ihn sofort Gegenmaßnahmen zu lehren. Das ist durchaus plausibel, da der Buddha
an anderer Stelle äußerte, daß er normalerweise auf Almosenrunde keine
Lehrvorträge halte.
3) Hier sind möglicherweise die Sätze „Was ist das Erdelement? Das Erdelement
kann entweder innerlich oder äußerlich sein. Was ist das innere Erdelement?“ in
der Überlieferung verlorengegangen. Der Buddha beantwortet die Frage „Wie
wird die Achtsamkeit auf den Atem entfaltet und geübt, so daß sie von großer
Frucht und großem Nutzen ist?“ durchaus nicht abschweifend, sondern erklärt
die Achtsamkeit auf den Atem im Kontext mit der Entfaltung von Richtiger Ansicht
(die im Folgenden erläuterten reflektiven Meditationen) und der Entfaltung
von Richtiger Absicht (Meditation über Liebe, Mitgefühl etc.).
4) Die Betrachtung des Raumelements ist eine schwierigere Übung und zum Beispiel
in M10 nicht enthalten. Das Raumelement ist nur indirekt, in Durchdringung
der vier anderen Elemente manifest.
5) „Nicht-Schönheit“ ist die wörtliche Übersetzung von „asubha“; die früher übliche
Übersetzung „Widerlichkeit“ hat in der Frühphase des Buddhismus im Westen
mit dazu beigetragen, daß die Lehre des Buddha als pessimistisch und
weltverachtend mißverstanden wurde.
6) Siehe Anmerkungen zu M10.
7) Die letzten beiden Abschnitte schildern verschiedene Aspekte der Entwicklung
von Geistesruhe (samatha), wobei „den Geist befreien“ sich auf das Befreien
von den Hindernissen in den Vertiefungen beziehen dürfte. M118 erläutert diese
Abschnitte im Sinne von Gefühls- und Geistbetrachtung (zweite und dritte Grundlage
der Achtsamkeit), was daruf hinweist, daß Ruhe- und Einsichtspraxis im
Grunde nicht strikt zu trennen sind. Im folgenden Abschnitt werden Aspekte der
Einsicht geschildert, in M118 als Geistesobjektbetrachtung (vierte Grundlage der
Achtsamkeit) erklärt; Loslassen unheilsamer Geisteszustände aufgrund der Durchdringung
der Natur der Vergänglichkeit. Das ist die Verwirklichung der Vier Edlen
Wahrheiten; im Kleinen, wenn innere Ursachen geistiger Schwierigkeiten
losgelassen werden; im Großen beim endgültigen Loslassen, bei der Vernichtung
der Triebe.
8) Der Meditierende hat die Achtsamkeit so weit entwickelt, daß sie auch in schwierigen
Situationen noch gegenwärtig ist; zweitens ist er durch die Einsichtspraxis
so gefaßt, daß er im Augenblick des Todes klaren Geistes sein kann; drittens
kann die Praxis der Vertiefungen mit dem Atem als Objekt zum Wissen um die
eigene Lebensspanne führen.