MN63 – Die kürzere Lehrrede an Màlunkyàputta

Majjhima Nikàya 63

 

Die kürzere Lehrrede an Màlunkyàputta

(Cúlamàlunkya Sutta)

1. So habe ich gehört. Einmal hielt sich der Erhabene bei Sàvatthã im Jeta Hain,
dem Park des Anàthapindika auf.

2. Als der ehrwürdige Màlunkyàputta zu dieser Zeit allein in der Meditation
weilte, erschien der folgende Gedanke in seinem Herzen:
„Diese spekulativen Ansichten sind vom Erhabenen nicht verkündet worden,
sind von ihm verworfen und abgelehnt worden, nämlich: ,Die Welt ist ewig‘ und
,die Welt ist nicht ewig‘; ,die Welt ist endlich‘ und ,die Welt ist unendlich‘; ,die
Seele ist das gleiche wie der Körper‘ und ,die Seele ist eine Sache und der Körper
eine andere‘; und ,ein Tathàgata existiert nach dem Tode‘ und ,ein Tathàgata
existiert nach dem Tode nicht‘ und ,sowohl existiert ein Tathàgata nach dem
Tode, als auch existiert er nicht‘ und ,weder existiert ein Tathàgata nach dem
Tode, noch existiert er nicht.‘ Der Erhabene verkündet mir diese nicht, und ich
billige und akzeptiere die Tatsache nicht, daß er sie mir nicht verkündet, also
werde ich zum Erhabenen gehen und ihn nach der Bedeutung von diesem fragen.
Wenn er mir verkündet, entweder ,die Welt ist ewig‘ oder ,die Welt ist nicht
ewig‘; ,die Welt ist endlich‘ oder ,die Welt ist unendlich‘; ,die Seele ist das gleiche
wie der Körper‘ oder ,die Seele ist eine Sache und der Körper eine andere‘;
,ein Tathàgata existiert nach dem Tode‘ oder ,ein Tathàgata existiert nach dem
Tode nicht‘ oder ,sowohl existiert ein Tathàgata nach dem Tode, als auch existiert
er nicht‘ oder ,weder existiert ein Tathàgata nach dem Tode, noch existiert
er nicht‘, dann will ich das heilige Leben unter ihm führen; wenn er mir diese
nicht verkündet, dann will ich die Übung aufgeben und zum niedrigen Leben
zurückkehren.“

3. Als es Abend war, erhob sich der ehrwürdige Màluïkyàputta von der Meditation
und ging zum Erhabenen. Nachdem er ihm gehuldigt hatte, setzte er sich
seitlich nieder und sagte dieses zu ihm:
„Ehrwürdiger Herr, da erschien, als ich allein in der Meditation weilte, der
folgende Gedanke in meinem Geist: ,Diese spekulativen Ansichten sind vom
Erhabenen nicht verkündet worden, sind von ihm verworfen und abgelehnt worden,
nämlich: ›Die Welt ist ewig‹ und ›die Welt ist nicht ewig‹; ›die Welt ist
endlich‹ und ›die Welt ist unendlich‹; ›die Seele ist das gleiche wie der Körper‹
und ›die Seele ist eine Sache und der Körper eine andere‹; und ›ein Tathàgata
existiert nach dem Tode‹ und ›ein Tathàgata existiert nach dem Tode nicht‹ und
›sowohl existiert ein Tathàgata nach dem Tode, als auch existiert er nicht‹ und
›weder existiert ein Tathàgata nach dem Tode, noch existiert er nicht.‹ Der Erhabene
verkündet mir diese nicht, und ich billige und akzeptiere die Tatsache nicht,
daß er sie mir nicht verkündet, also werde ich zum Erhabenen gehen und ihn
nach der Bedeutung von diesem fragen. Wenn er mir verkündet, entweder ›die
Welt ist ewig‹ oder ›die Welt ist nicht ewig‹; ›die Welt ist endlich‹ oder ›die Welt
ist unendlich‹; ›die Seele ist das gleiche wie der Körper‹ oder ›die Seele ist eine
Sache und der Körper eine andere‹; ›ein Tathàgata existiert nach dem Tode‹ oder
›ein Tathàgata existiert nach dem Tode nicht‹ oder ›sowohl existiert ein Tathàgata
nach dem Tode, als auch existiert er nicht‹ oder ›weder existiert ein Tathàgata
nach dem Tode, noch existiert er nicht‹, dann will ich das heilige Leben unter
ihm führen; wenn er mir diese nicht verkündet, dann will ich die Übung verlassen
und zum niedrigen Leben zurückkehren.‘ Wenn der Erhabene weiß, ,die Welt
ist ewig‘, so möge der Erhabene mir verkünden, ,die Welt ist ewig‘; wenn der
Erhabene weiß, ,die Welt ist nicht ewig‘, so möge der Erhabene mir verkünden,
,die Welt ist nicht ewig.‘ Wenn der Erhabene weder weiß, ,die Welt ist ewig‘,
noch ,die Welt ist nicht ewig‘, dann ist es geradlinig, wenn einer der nicht weiß
und nicht sieht, sagt: ,Ich weiß nicht, ich sehe nicht.‘“
„Wenn der Erhabene weiß, ,die Welt ist endlich‘, so möge der Erhabene mir
verkünden, ,die Welt ist endlich‘; wenn der Erhabene weiß, ,die Welt ist unendlich‘,
so möge der Erhabene mir verkünden, ,die Welt ist unendlich.‘ Wenn der
Erhabene weder weiß, ,die Welt ist endlich‘, noch ,die Welt ist unendlich‘, dann
ist es geradlinig, wenn einer der nicht weiß und nicht sieht, sagt: ,Ich weiß nicht,
ich sehe nicht.‘“
„Wenn der Erhabene weiß, ,die Seele ist das gleiche wie der Körper‘, so möge
der Erhabene mir verkünden, ,die Seele ist das gleiche wie der Körper‘; wenn
der Erhabene weiß, ,die Seele ist eine Sache und der Körper eine andere‘, so
möge der Erhabene mir verkünden, ,die Seele ist eine Sache und der Körper eine
andere.‘ Wenn der Erhabene weder weiß, ,die Seele ist das gleiche wie der Körper‘,
noch ,die Seele ist eine Sache und der Körper eine andere‘, dann ist es
geradlinig, wenn einer der nicht weiß und nicht sieht, sagt: ,Ich weiß nicht, ich
sehe nicht.‘“
„Wenn der Erhabene weiß, ,ein Tathàgata existiert nach dem Tode‘, so möge
der Erhabene mir verkünden, ,ein Tathàgata existiert nach dem Tode‘; wenn der
Erhabene weiß, ,ein Tathàgata existiert nach dem Tode nicht‘, so möge der Erhabene
mir verkünden, ,ein Tathàgata existiert nach dem Tode nicht.‘ Wenn der
Erhabene weder weiß, ,ein Tathàgata existiert nach dem Tode‘, noch ,ein Tathàgata
existiert nach dem Tode nicht‘, dann ist es geradlinig, wenn einer der nicht weiß
und nicht sieht, sagt: ,Ich weiß nicht, ich sehe nicht.‘“
„Wenn der Erhabene weiß, ,sowohl existiert ein Tathàgata nach dem Tode, als
auch existiert er nicht‘, so möge der Erhabene mir jenes verkünden; wenn der
Erhabene weiß, ,weder existiert ein Tathàgata nach dem Tode, noch existiert er
nicht‘, so möge der Erhabene mir jenes verkünden. Wenn der Erhabene weder
weiß, ,sowohl existiert ein Tathàgata nach dem Tode, als auch existiert er nicht‘,
noch ,weder existiert ein Tathàgata nach dem Tode, noch existiert er nicht‘, dann
ist es geradlinig, wenn einer der nicht weiß und nicht sieht, sagt: ,Ich weiß nicht,
ich sehe nicht.‘“

4. „Wie ist das, Màluïkyàputta, habe ich jemals zu dir gesagt: ,Komm,
Màluïkyàputta, führe das heilige Leben unter mir und ich werde dir verkünden
›die Welt ist ewig‹ oder ›die Welt ist nicht ewig‹; ›die Welt ist endlich‹ oder ›die
Welt ist unendlich‹; ›die Seele ist das gleiche wie der Körper‹ oder ›die Seele ist
eine Sache und der Körper eine andere‹; ›ein Tathàgata existiert nach dem Tode‹
oder ›ein Tathàgata existiert nach dem Tode nicht‹ oder ›sowohl existiert ein
Tathàgata nach dem Tode, als auch existiert er nicht‹ oder ›weder existiert ein
Tathàgata nach dem Tode, noch existiert er nicht‹‘?“ – „Nein, ehrwürdiger Herr.“
– „Hast du jemals zu mir gesagt: ,Ich werde das heilige Leben unter dem Erhabenen
führen, und der Erhabene wird mir verkünden ›die Welt ist ewig‹ oder ›die
Welt ist nicht ewig‹; ›die Welt ist endlich‹ oder ›die Welt ist unendlich‹; ›die
Seele ist das gleiche wie der Körper‹ oder ›die Seele ist eine Sache und der
Körper eine andere‹; ›ein Tathàgata existiert nach dem Tode‹ oder ›ein Tathàgata
existiert nach dem Tode nicht‹ oder ›sowohl existiert ein Tathàgata nach dem
Tode, als auch existiert er nicht‹ oder ›weder existiert ein Tathàgata nach dem
Tode, noch existiert er nicht‹‘?“ – „Nein, ehrwürdiger Herr.“ – „Nachdem das so
ist, fehlgeleiteter Mann, wer bist du, und was gibst du auf?“

5. „Wenn irgendjemand sagen sollte: ,Ich werde das heilige Leben unter dem
Erhabenen nicht eher führen, als der Erhabene mir verkündet ›die Welt ist ewig‹
oder ›die Welt ist nicht ewig‹; ›die Welt ist endlich‹ oder ›die Welt ist unendlich‹;
›die Seele ist das gleiche wie der Körper‹ oder ›die Seele ist eine Sache und der
Körper eine andere‹; ›ein Tathàgata existiert nach dem Tode‹ oder ›ein Tathàgata
existiert nach dem Tode nicht‹ oder ›sowohl existiert ein Tathàgata nach dem
Tode, als auch existiert er nicht‹ oder ›weder existiert ein Tathàgata nach dem
Tode, noch existiert er nicht‹‘, so würde das dennoch vom Tathàgata unverkündet
bleiben, und mittlerweile würde jene Person sterben. Angenommen,
Màluïkyàputta, ein Mann wäre von einem Pfeil, der dick mit Gift bestrichen
war, verwundet worden, und seine Freunde und Gefährten, seine Angehörigen
und Verwandten brächten einen Wundarzt herbei, um ihn zu behandeln. Der Mann
würde sagen: ,Ich werde nicht zulassen, daß der Wundarzt diesen Pfeil herauszieht,
bis ich weiß, ob der Mann, der mich verwundet hat, ein Adeliger oder ein
Brahmane oder ein Händler oder ein Arbeiter war.‘ Und er würde sagen: ,Ich
werde nicht zulassen, daß der Wundarzt diesen Pfeil herauszieht, bis ich den
Namen und die Familie des Mannes, der mich verwundet hat, weiß.‘ Und er
würde sagen: ,Ich werde nicht zulassen, daß der Wundarzt diesen Pfeil herauszieht,
bis ich weiß, ob der Mann, der mich verwundet hat, groß, klein oder von
mittlerer Größe war.‘ Und er würde sagen: ,Ich werde nicht zulassen, daß der
Wundarzt diesen Pfeil herauszieht, bis ich weiß, ob der Mann, der mich verwundet
hat, von schwarzer, brauner oder gelber Hautfarbe war.‘ Und er würde sagen:
,Ich werde nicht zulassen, daß der Wundarzt diesen Pfeil herauszieht, bis ich
weiß, ob der Mann, der mich verwundet hat, in diesem oder jenem Dorf, dieser
oder jener Kleinstadt oder Großstadt lebt.‘ Und er würde sagen: ,Ich werde nicht
zulassen, daß der Wundarzt diesen Pfeil herauszieht, bis ich weiß, ob der Bogen,
der mich verwundet hat, ein Langbogen oder ein Querbogen war.‘ Und er würde
sagen: ,Ich werde nicht zulassen, daß der Wundarzt diesen Pfeil herauszieht, bis
ich weiß, ob die Bogensehne, die mich verwundet hat, aus Fasern oder Schilf
oder Sehne oder Hanf oder Rinde war.‘ Und er würde sagen: ,Ich werde nicht
zulassen, daß der Wundarzt diesen Pfeil herauszieht, bis ich weiß, ob der Pfeilschaft,
der mich verwundet hat, wild gewachsen oder angebaut war.‘ Und er
würde sagen: ,Ich werde nicht zulassen, daß der Wundarzt diesen Pfeil herauszieht,
bis ich weiß, mit welcher Sorte Federn der Pfeilschaft, der mich verwundet
hat, ausgestattet war – ob mit den Federn eines Geiers oder einer Krähe oder
eines Habichts oder eines Pfaus oder eines Storchs.‘ Und er würde sagen: ,Ich
werde nicht zulassen, daß der Wundarzt diesen Pfeil herauszieht, bis ich weiß,
mit was für einer Sehne der Schaft, der mich verwundet hat, zusammengebunden
war – ob mit der Sehne eines Ochsen oder eines Büffels oder eines Löwen
oder eines Affen.‘ Und er würde sagen: ,Ich werde nicht zulassen, daß der Wundarzt
diesen Pfeil herauszieht, bis ich weiß, welche Sorte Pfeilspitze es war, die
mich verwundet hat – ob sie hufförmig oder gebogen oder mit Widerhaken oder
kalbszahnartig oder oleanderartig war.‘ All dies würde dem Mann dennoch nicht
bekannt sein und mittlerweile würde er sterben. Ebenso, Màluïkyàputta, wenn
irgendjemand sagen sollte: ,Ich werde das heilige Leben unter dem Erhabenen
nicht eher führen, als der Erhabene mir verkündet ›die Welt ist ewig‹ oder ›die
Welt ist nicht ewig‹; ›die Welt ist endlich‹ oder ›die Welt ist unendlich‹; ›die
Seele ist das gleiche wie der Körper‹ oder ›die Seele ist eine Sache und der
Körper eine andere‹; ›ein Tathàgata existiert nach dem Tode‹ oder ›ein Tathàgata
existiert nach dem Tode nicht‹ oder ›sowohl existiert ein Tathàgata nach dem
Tode, als auch existiert er nicht‹ oder ›weder existiert ein Tathàgata nach dem
Tode, noch existiert er nicht‹‘, so würde das dennoch vom Tathàgata unverkündet
bleiben, und mittlerweile würde jene Person sterben.“

6. „ Màluïkyàputta, wenn die Ansicht besteht ,die Welt ist ewig‘, kann das
heilige Leben nicht gelebt werden; und wenn die Ansicht besteht ,die Welt ist
nicht ewig‘, kann das heilige Leben nicht gelebt werden. Ob nun die Ansicht
besteht ,die Welt ist ewig‘ oder die Ansicht ,die Welt ist nicht ewig‘, es gibt
Geburt, es gibt Altern, es gibt Tod, es gibt Kummer, Klagen, Schmerz, Trauer
und Verzweiflung, deren Vernichtung ich hier und jetzt erkläre 1).“
„Wenn die Ansicht besteht ,die Welt ist endlich‘, kann das heilige Leben nicht
gelebt werden; und wenn die Ansicht besteht ,die Welt ist unendlich‘, kann das
heilige Leben nicht gelebt werden. Ob nun die Ansicht besteht ,die Welt ist endlich‘
oder die Ansicht ,die Welt ist unendlich‘, es gibt Geburt, es gibt Altern, es
gibt Tod, es gibt Kummer, Klagen, Schmerz, Trauer und Verzweiflung, deren
Vernichtung ich hier und jetzt erkläre.“
„Wenn die Ansicht besteht ,die Seele ist das gleiche wie der Körper‘, kann das
heilige Leben nicht gelebt werden; und wenn die Ansicht besteht ,die Seele ist
eine Sache und der Körper eine andere‘, kann das heilige Leben nicht gelebt
werden. Ob nun die Ansicht besteht ,die Seele ist das gleiche wie der Körper‘
oder die Ansicht ,die Seele ist eine Sache und der Körper eine andere‘, es gibt
Geburt, es gibt Altern, es gibt Tod, es gibt Kummer, Klagen, Schmerz, Trauer
und Verzweiflung, deren Vernichtung ich hier und jetzt erkläre.“
„Wenn die Ansicht besteht ,ein Tathàgata existiert nach dem Tode‘, kann das
heilige Leben nicht gelebt werden; und wenn die Ansicht besteht ,ein Tathàgata
existiert nach dem Tode nicht‘, kann das heilige Leben nicht gelebt werden. Ob
nun die Ansicht besteht ,ein Tathàgata existiert nach dem Tode‘ oder die Ansicht
,ein Tathàgata existiert nach dem Tode nicht‘, es gibt Geburt, es gibt Altern, es
gibt Tod, es gibt Kummer, Klagen, Schmerz, Trauer und Verzweiflung, deren
Vernichtung ich hier und jetzt erkläre.“
„Wenn die Ansicht besteht ,sowohl existiert ein Tathàgata nach dem Tode, als
auch existiert er nicht‘, kann das heilige Leben nicht gelebt werden; und wenn
die Ansicht besteht ,weder existiert ein Tathàgata nach dem Tode, noch existiert
er nicht‘, kann das heilige Leben nicht gelebt werden. Ob nun die Ansicht besteht
,sowohl existiert ein Tathàgata nach dem Tode, als auch existiert er nicht‘ oder
die Ansicht ,weder existiert ein Tathàgata nach dem Tode, noch existiert er nicht‘,
es gibt Geburt, es gibt Altern, es gibt Tod, es gibt Kummer, Klagen, Schmerz,
Trauer und Verzweiflung, deren Vernichtung ich hier und jetzt erkläre.“
„Daher, Màluïkyàputta, betrachte das, was von mir nicht verkündet worden
ist, als nicht verkündet, und betrachte das, was von mir verkündet wurde, als
verkündet. Und was ist von mir nicht verkündet worden? ,Die Welt ist ewig‘ ist
von mir nicht verkündet worden. ,Die Welt ist nicht ewig‘ ist von mir nicht verkündet
worden. ,Die Welt ist endlich‘ ist von mir nicht verkündet worden. ,Die
Welt ist unendlich‘ ist von mir nicht verkündet worden. ,Die Seele ist das gleiche
wie der Körper‘ ist von mir nicht verkündet worden. ,Die Seele ist eine Sache
und der Körper eine andere‘ ist von mir nicht verkündet worden. ,Ein Tathàgata
existiert nach dem Tode‘ ist von mir nicht verkündet worden. ,Ein Tathàgata
existiert nach dem Tode nicht‘ ist von mir nicht verkündet worden. ,Sowohl existiert
ein Tathàgata nach dem Tode, als auch existiert er nicht‘ ist von mir nicht
verkündet worden. ,Weder existiert ein Tathàgata nach dem Tode, noch existiert
er nicht‘ ist von mir nicht verkündet worden.“

8. „Warum habe ich jenes unverkündet gelassen? Weil es nicht förderlich ist,
weil es nicht zu den Grundlagen des heiligen Lebens gehört, weil es nicht zur
Ernüchterung, zur Lossagung, zum Aufhören, zum Frieden, zur höheren Geisteskraft,
zur Erleuchtung, zu Nibbàna führt. Deswegen ist es von mir nicht verkündet
worden.“

9. „Und was ist von mir verkündet worden? ,Dies ist Dukkha‘ ist von mir
verkündet worden. ,Dies ist der Ursprung von Dukkha‘ ist von mir verkündet
worden. ,Dies ist das Aufhören Dukkha‘ ist von mir verkündet worden. ,Dies ist
der Weg, der zum Aufhören von Dukkha führt‘ ist von mir verkündet worden.“

10. Warum ist jenes von mir verkündet worden? Weil es förderlich ist, weil es
zu den Grundlagen des heiligen Lebens gehört, weil es zur Ernüchterung, zur
Lossagung, zum Aufhören, zum Frieden, zur höheren Geisteskraft, zur Erleuchtung,
zu Nibbàna führt. Deswegen ist es von mir verkündet worden.“
„Daher, Màluïkyàputta, nimm das, was ich unverkündet gelassen habe, als
unverkündet hin, und nimm das, was ich verkündet habe, als verkündet hin.“
Das ist es, was der Erhabene sagte. Der ehrwürdige Màluïkyàputta war zufrieden
und entzückt über die Worte des Erhabenen 2).

Anmerkungen:
1) Ganz abgesehen davon, daß die Beantwortung dieser Fragen nichts zur Vernichtung
von Dukkha beitragen würde, kann man getrost davon ausgehen, daß die
Denkkategorien, aus denen diese Fragen entstehen, die Wirklichkeit nicht erfassen
können. Wenn man ein zyklisches Universum annimmt, von dem der Buddha
ja auch ständig spricht, wenn er die Erinnerung an frühere Leben beschreibt,
dann machen Begriffe wie „ewig“ und „nicht ewig“ keinen Sinn. Wenn das Universum
expandiert und kontrahiert, verlieren Begriffe wie „endlich“ und „unendlich“
ihre Bedeutung. Die Frage nach der Existenz des Tathàgata (oder
Arahants) nach dem Tode hat der Buddha in mehreren anderen Lehrreden zurückgewiesen
und durch die Darlegung der bedingten Entstehung ersetzt. Interessanterweise
machte der Buddha in der Brahmajàla Sutta (D1) klar, daß auch
meditatives Erleben nicht vor spekulativer falscher Ansicht schützt. Das einzige
Gegenmittel gegen das Verirren im Dschungel der Ansichten ist Richtige Ansicht.
2) Eine nette Anmerkung von BB: Jene, die sich fragen, was wohl aus dem Mönch
wurde, der beinahe den Buddha verließ, um seine metaphysische Neugier zu
stillen, werden froh sein, wenn sie erfahren, daß Màluïkyàputta im Alter vom
Buddha eine kurze Lehrrede über die sechs Sinnesgrundlagen erhielt, sich zur
Meditation zurückzog und Arahantschaft erlangte. Vgl. S35:97/IV.72-76. Seine
Verse stehen in Thag 399-404 und 794-817.