MN69 – Gulissàni

Majjhima Nikàya 69

 

Gulissàni (Gulissàni Sutta)

1. So habe ich gehört. Einmal hielt sich der Erhabene bei Ràjagaha im Bambushain,
dem Eichhörnchen-Park auf.

2. Bei dieser Gelegenheit war ein Bhikkhu namens Gulissàni, ein Waldmönch
mit losem Verhalten, zu Besuch gekommen, um sich wegen dieser oder
jener Angelegenheit in der Sangha aufzuhalten. Der ehrwürdige Sàriputta richtete
sich, auf den Bhikkhu Gulissàni bezugnehmend, folgendermaßen an die
Bhikkhus:

3. „Freunde, wenn ein waldbewohnender Bhikkhu zur Sangha kommt und
sich in der Sangha aufhält, sollte er respektvoll und ehrerbietig gegenüber seinen
Gefährten im heiligen Leben sein. Wenn er respektlos und nicht ehrerbietig gegenüber
seinen Gefährten im heiligen Leben ist, dann wird es jene geben, die
von ihm sagen würden: ,Was hat dieser ehrwürdige Waldmönch erreicht, dadurch
daß er allein im Wald lebt, wo er sich benimmt, wie es ihm gefällt, da er
respektlos und nicht ehrerbietig gegenüber seinen Gefährten im heiligen Leben
ist?‘ Da es jene geben würde, die dies von ihm sagen würden, sollte ein waldbewohnender
Bhikkhu, wenn er zur Sangha kommt und sich in der Sangha aufhält,
respektvoll und ehrerbietig gegenüber seinen Gefährten im heiligen Leben
sein.“

4. „Wenn ein waldbewohnender Bhikkhu zur Sangha kommt und sich in der
Sangha aufhält, sollte er folgendermaßen geschickt im guten Umgang mit Sitzgelegenheiten
sein: ,Ich werde mich auf eine Weise niedersetzen, so daß ich ältere
Bhikkhus nicht bedränge und neuen Bhikkhus nicht den Sitzplatz verweigere.‘
Wenn er nicht geschickt ist im guten Umgang mit Sitzgelegenheiten, dann wird
es jene geben, die von ihm sagen würden: ,Was hat dieser ehrwürdige Waldmönch
erreicht, dadurch daß er allein im Wald lebt, wo er sich benimmt, wie es
ihm gefällt, da er noch nicht einmal weiß, was sich für einen guten Umgang
gehört?‘ Da es jene geben würde, die dies von ihm sagen würden, sollte ein
waldbewohnender Bhikkhu, wenn er zur Sangha kommt und sich in der Sangha
aufhält, geschickt im guten Umgang mit Sitzgelegenheiten sein.“

5. „Wenn ein waldbewohnender Bhikkhu zur Sangha kommt und sich in der
Sangha aufhält, sollte er nicht zu früh ins Dorf gehen oder spät am Tage zurückkehren.
Wenn er zu früh ins Dorf geht oder spät am Tage zurückkehrt, dann wird
es jene geben, die von ihm sagen würden: ,Was hat dieser ehrwürdige Waldmönch
erreicht, dadurch daß er allein im Wald lebt, wo er sich benimmt, wie es
ihm gefällt, da er zu früh ins Dorf geht und spät am Tage zurückkehrt?‘ Da es
jene geben würde, die dies von ihm sagen würden, sollte ein waldbewohnender
Bhikkhu, wenn er zur Sangha kommt und sich in der Sangha aufhält, nicht zu
früh ins Dorf gehen oder spät am Tage zurückkehren.“

6. „Wenn ein waldbewohnender Bhikkhu zur Sangha kommt und sich in der
Sangha aufhält, sollte er nicht vor der Mahlzeit oder nach der Mahlzeit Familien
besuchen gehen. Wenn er vor der Mahlzeit oder nach der Mahlzeit Familien
besuchen geht, dann wird es jene geben, die von ihm sagen würden: ,Dieser
ehrwürdige Waldmönch muß sich sicherlich, während er allein im Wald lebt, wo
er sich benimmt, wie es ihm gefällt, daran gewöhnt haben, Besuche zur falschen
Zeit abzustatten, da er sich so verhält, seit er zur Sangha gekommen ist.‘ Da es
jene geben würde, die dies von ihm sagen würden, sollte ein waldbewohnender
Bhikkhu, wenn er zur Sangha kommt und sich in der Sangha aufhält, nicht vor
der Mahlzeit oder nach der Mahlzeit Familien besuchen gehen.“

7. „Wenn ein waldbewohnender Bhikkhu zur Sangha kommt und sich in der
Sangha aufhält, sollte er nicht hochmütig und eitel sein. Wenn er hochmütig und
eitel ist, dann wird es jene geben, die von ihm sagen würden: ,Dieser ehrwürdige
Waldmönch muß sicherlich, während er allein im Wald lebt, wo er sich benimmt,
wie es ihm gefällt, generell hochmütig und eitel sein, da er sich so verhält, seit er
zur Sangha gekommen ist.‘ Da es jene geben würde, die dies von ihm sagen
würden, sollte ein waldbewohnender Bhikkhu, wenn er zur Sangha kommt und
sich in der Sangha aufhält, nicht hochmütig und eitel sein.“

8. „Wenn ein waldbewohnender Bhikkhu zur Sangha kommt und sich in der
Sangha aufhält, sollte er nicht geschwätzig sein und ein loses Mundwerk haben.
Wenn er geschwätzig ist und ein loses Mundwerk hat, dann wird es jene geben,
die von ihm sagen würden: ,Was hat dieser ehrwürdige Waldmönch erreicht,
dadurch daß er allein im Wald lebt, wo er sich benimmt, wie es ihm gefällt, da er
geschwätzig ist und ein loses Mundwerk hat?‘ Da es jene geben würde, die dies
von ihm sagen würden, sollte ein waldbewohnender Bhikkhu, wenn er zur Sangha
kommt und sich in der Sangha aufhält, nicht geschwätzig sein und ein loses Mundwerk
haben.“

9. „Wenn ein waldbewohnender Bhikkhu zur Sangha kommt und sich in der
Sangha aufhält, sollte er leicht zu korrigieren sein und mit guten Freunden verkehren.
Wenn er schwer zu korrigieren ist und mit schlechten Freunden verkehrt,
dann wird es jene geben, die von ihm sagen würden: ,Was hat dieser ehrwürdige
Waldmönch erreicht, dadurch daß er allein im Wald lebt, wo er sich benimmt,
wie es ihm gefällt, da er schwer zu korrigieren ist und mit schlechten Freunden
verkehrt?‘ Da es jene geben würde, die dies von ihm sagen würden, sollte ein
waldbewohnender Bhikkhu, wenn er zur Sangha kommt und sich in der Sangha
aufhält, leicht zu korrigieren sein und mit guten Freunden verkehren.“

10. „Ein waldbewohnender Bhikkhu sollte seine Sinnestore beschützen. Wenn
er seine Sinnestore nicht beschützt, dann wird es jene geben, die von ihm sagen
würden: ,Was hat dieser ehrwürdige Waldmönch erreicht, dadurch daß er allein
im Wald lebt, wo er sich benimmt, wie es ihm gefällt, da er seine Sinnestore nicht
beschützt?‘ Da es jene geben würde, die dies von ihm sagen würden, sollte ein
waldbewohnender Bhikkhu seine Sinnestore beschützen.“

11. „Ein waldbewohnender Bhikkhu sollte sich im Essen mäßigen. Wenn er
sich nicht im Essen mäßigt, dann wird es jene geben, die von ihm sagen würden:
,Was hat dieser ehrwürdige Waldmönch erreicht, dadurch daß er allein im Wald
lebt, wo er sich benimmt, wie es ihm gefällt, da er sich nicht im Essen mäßigt?‘
Da es jene geben würde, die dies von ihm sagen würden, sollte sich ein waldbewohnender
Bhikkhu im Essen mäßigen.“

12. „Ein waldbewohnender Bhikkhu sollte sich der Wachsamkeit widmen.
Wenn er sich nicht der Wachsamkeit widmet, dann wird es jene geben, die von
ihm sagen würden: ,Was hat dieser ehrwürdige Waldmönch erreicht, dadurch
daß er allein im Wald lebt, wo er sich benimmt, wie es ihm gefällt, da er sich
nicht der Wachsamkeit widmet?‘ Da es jene geben würde, die dies von ihm sagen
würden, sollte sich ein waldbewohnender Bhikkhu der Wachsamkeit widmen.“

13. „Ein waldbewohnender Bhikkhu sollte energetisch sein. Wenn er faul ist,
dann wird es jene geben, die von ihm sagen würden: ,Was hat dieser ehrwürdige
Waldmönch erreicht, dadurch daß er allein im Wald lebt, wo er sich benimmt,
wie es ihm gefällt, da er faul ist?‘ Da es jene geben würde, die dies von ihm
sagen würden, sollte ein waldbewohnender Bhikkhu energetisch sein.“

14. „Ein waldbewohnender Bhikkhu sollte in der Achtsamkeit verankert sein.
Wenn er unachtsam ist, dann wird es jene geben, die von ihm sagen würden:
,Was hat dieser ehrwürdige Waldmönch erreicht, dadurch daß er allein im Wald
lebt, wo er sich benimmt, wie es ihm gefällt, da er unachtsam ist?‘ Da es jene
geben würde, die dies von ihm sagen würden, sollte ein waldbewohnender
Bhikkhu in der Achtsamkeit verankert sein.“

15. „Ein waldbewohnender Bhikkhu sollte konzentriert sein. Wenn er nicht
konzentriert ist, dann wird es jene geben, die von ihm sagen würden: ,Was hat
dieser ehrwürdige Waldmönch erreicht, dadurch daß er allein im Wald lebt, wo
er sich benimmt, wie es ihm gefällt, da er nicht konzentriert ist?‘ Da es jene
geben würde, die dies von ihm sagen würden, sollte ein waldbewohnender
Bhikkhu konzentriert sein.“

16. „Ein waldbewohnender Bhikkhu sollte weise sein. Wenn er nicht weise
ist, dann wird es jene geben, die von ihm sagen würden: ,Was hat dieser ehrwürdige
Waldmönch erreicht, dadurch daß er allein im Wald lebt, wo er sich benimmt,
wie es ihm gefällt, da er nicht weise ist?‘ Da es jene geben würde, die
dies von ihm sagen würden, sollte ein waldbewohnender Bhikkhu weise sein.“

17. „Ein waldbewohnender Bhikkhu sollte sich dem höheren Dhamma und
der höheren Disziplin widmen, denn es gibt jene, die einem waldbewohnenden
Mönch Fragen stellen über das höhere Dhamma und die höhere Disziplin. Wenn
er sich nicht dem höheren Dhamma und der höheren Disziplin widmet, dann
wird es jene geben, die von ihm sagen würden: ,Was hat dieser ehrwürdige Waldmönch
erreicht, dadurch daß er allein im Wald lebt, wo er sich benimmt, wie es
ihm gefällt, da er sich nicht dem höheren Dhamma und der höheren Disziplin
widmet?‘ Da es jene geben würde, die dies von ihm sagen würden, sollte sich ein
waldbewohnender Bhikkhu dem höheren Dhamma und der höheren Disziplin
widmen.“

18. „Ein waldbewohnender Bhikkhu sollte sich jenen Erlösungen widmen,
die friedvoll und formlos sind und Formen transzendieren 1); denn es gibt jene,
die einem waldbewohnenden Mönch Fragen stellen über die Erlösungen, die
friedvoll und formlos sind und Formen transzendieren. Wenn er sich jenen Erlösungen
nicht widmet, dann wird es jene geben, die von ihm sagen würden:
,Was hat dieser ehrwürdige Waldmönch erreicht, dadurch daß er allein im Wald
lebt, wo er sich benimmt, wie es ihm gefällt, da er sich jenen Erlösungen, die
friedvoll und formlos sind und Formen transzendieren, nicht widmet?‘ Da es
jene geben würde, die dies von ihm sagen würden, sollte sich ein waldbewohnender
Bhikkhu jenen Erlösungen widmen, die friedvoll und formlos sind
und Formen transzendieren.“

19. „Ein waldbewohnender Bhikkhu sollte sich übermenschlichen Zuständen
widmen 2); denn es gibt jene, die einem waldbewohnenden Mönch über die übermenschlichen
Zustände Fragen stellen. Wenn er sich jenen Zuständen nicht widmet,
dann wird es jene geben, die von ihm sagen würden: ,Was hat dieser
ehrwürdige Waldmönch erreicht, dadurch daß er allein im Wald lebt, wo er sich
benimmt, wie es ihm gefällt, da er sich übermenschlichen Zuständen nicht widmet?‘
Da es jene geben würde, die dies von ihm sagen würden, sollte sich ein
waldbewohnender Bhikkhu übermenschlichen Zuständen widmen.“

20. Nach diesen Worten fragte der ehrwürdige Mahà Moggallàna den ehrwürdigen
Sàriputta: „Freund Sàriputta, sollten diese Dinge nur von einem waldbewohnenden
Bhikkhu unternommen und geübt werden, oder ebenso auch von
einem stadtbewohnenden Bhikkhu?“
„Freund Moggallàna, diese Dinge sollten nicht nur von einem waldbewohnenden
Bhikkhu unternommen und geübt werden, sondern ebenso auch
von einem stadtbewohnenden Bhikkhu.“

Anmerkungen:
1) Strenggenommen sind das die formlosen Vertiefungen; sich diesen Zuständen zu
widmen heißt, Ruhemeditation (samatha) zu pflegen.
MA: Das bezieht sich auf alle Vertiefungen.
2) MA: Dies bezieht sich auf alle überweltlichen Zustände. Zumindest sollte er
Geläufigkeit in der Einsichtsmeditation erlangen.