MN70 – Bei Kitàgiri

Majjhima Nikàya 70

 

Bei Kitàgiri (Kïtàgiri Sutta)

1. So habe ich gehört. Einmal wanderte der Erhabene im Land Kàsi, zusammen
mit einer großen Sangha von Bhikkhus. Dort richtete er sich folgendermaßen an
die Bhikkhus:

2. „Ihr Bhikkhus, ich enthalte mich davon, nachts zu essen. Indem ich so verfahre,
bin ich frei von Krankheit und Leid, und ich erfreue mich der Gesundheit,
Stärke und eines leichten Lebens. Kommt, ihr Bhikkhus, enthaltet euch davon,
nachts zu essen. Indem ihr so verfahrt, werdet auch ihr von Krankheit und Unbehagen
frei sein, und ihr werdet euch der Gesundheit, Stärke und eines leichten
Lebens erfreuen.“
„Ja, ehrwürdiger Herr“, erwiderten sie.

3. Dann, weil der Erhabene etappenweise im Land Kàsi wanderte, gelangte er
schließlich bei einer kàsischen Stadt namens Kãñàgiri an. Dort hielt er sich in
dieser kàsischen Stadt Kãñàgiri auf.

4. Bei jener Gelegenheit wohnten die Bhikkhus namens Assaji und
Punabbasuka bei Kãñàgiri. Dann ging eine Anzahl Bhikkhus hin und sagte zu
ihnen: „Freunde, der Erhabene und die Sangha der Bhikkhus enthalten sich jetzt
davon, nachts zu essen. Indem sie so verfahren, sind sie frei von Krankheit und
Leid, und sie erfreuen sich der Gesundheit, Stärke und eines leichten Lebens.
Kommt, Freunde, enthaltet euch davon, nachts zu essen. Indem ihr so verfahrt,
werdet auch ihr von Krankheit und Unbehagen frei sein, und ihr werdet euch der
Gesundheit, Stärke und eines leichten Lebens erfreuen.“ Nach diesen Worten
sagten die Bhikkhus Assaji und Punabbasuka zu jenen Bhikkhus: „Freunde, wir
essen am Abend, am Morgen und tagsüber, außerhalb der richtigen Zeit. Indem
wir so verfahren, sind wir frei von Krankheit und Leid, und wir erfreuen uns der
Gesundheit, Stärke und eines leichten Lebens. Warum sollten wir einen Nutzen
aufgeben, der hier und jetzt sichtbar ist, um nach einem Nutzen zu trachten, der
in der Zukunft erlangt wird? Wir werden am Abend, am Morgen und tagsüber,
außerhalb der richtigen Zeit essen.“

5. Da die Bhikkhus nicht in der Lage waren, die Bhikkhus Assaji und
Punabbasuka zu überzeugen, gingen sie zum Erhabenen. Nachdem sie ihm gehuldigt
hatten, setzten sie sich seitlich nieder und erzählten ihm alles, was vorgefallen
war, wobei sie hinzufügten: „Ehrwürdiger Herr, da wir nicht in der Lage
waren, die Bhikkhus Assaji und Punabbasuka zu überzeugen, haben wir diese
Angelegenheit dem Erhabenen berichtet.“

6. Dann richtete sich der Erhabene an einen bestimmten Bhikkhu: „Komm,
Bhikkhu, sage den Bhikkhus Assaji und Punabbasuka in meinem Namen, daß
der Lehrer sie ruft.“
„Ja, ehrwürdiger Herr“, erwiderte er und ging zu den Bhikkhus Assaji und
Punabbasuka und sagte zu ihnen: „Der Lehrer ruft euch, Freunde.“
„Ja, Freund“, erwiderten sie, und sie gingen zum Erhabenen, und nachdem sie
ihm gehuldigt hatten, setzten sie sich seitlich nieder. Dann sagte der Erhabene:
„Ihr Bhikkhus, ist es wahr, daß ihr, als eine Anzahl Bhikkhus zu euch hinging
und zu euch sagte: ,Freunde, der Erhabene und die Sangha der Bhikkhus enthalten
sich jetzt davon, nachts zu essen. Indem sie so verfahren, sind sie frei von
Krankheit und Leid, und sie erfreuen sich der Gesundheit, Stärke und eines leichten
Lebens. Kommt, Freunde, enthaltet euch davon, nachts zu essen. Indem ihr so
verfahrt, werdet auch ihr von Krankheit und Unbehagen frei sein, und ihr werdet
euch der Gesundheit, Stärke und eines leichten Lebens erfreuen.‘ zu ihnen sagtet:
,Freunde, wir essen am Abend, am Morgen und tagsüber, außerhalb der richtigen
Zeit. Indem wir so verfahren, sind wir frei von Krankheit und Leid, und wir
erfreuen uns der Gesundheit, Stärke und eines leichten Lebens. Warum sollten
wir einen Nutzen aufgeben, der hier und jetzt sichtbar ist, um nach einem Nutzen
zu trachten, der in der Zukunft erlangt wird? Wir werden am Abend, am Morgen
und tagsüber, außerhalb der richtigen Zeit essen‘?“ – „Ja, ehrwürdiger Herr.“
„Bhikkhus, habt ihr mich jemals das Dhamma auf eine Weise wie diese lehren
hören: ,Was diese Person auch immer erlebt, ob Angenehmes oder Schmerzhaftes
oder Weder-Schmerzhaftes-noch-Angenehmes, unheilsame Zustände nehmen
in ihm ab und heilsame Zustände nehmen zu‘?“ – „Nein, ehrwürdiger Herr.“

7. „Ihr Bhikkhus, habt ihr mich nicht das Dhamma auf eine Weise wie diese
lehren hören: ,Wenn jemand eine bestimmte Art angenehmen Gefühls empfindet,
nehmen unheilsame Zustände in ihm zu und heilsame Zustände nehmen ab;
aber wenn jemand eine andere Art angenehmen Gefühls empfindet, nehmen unheilsame
Zustände in ihm ab und heilsame Zustände nehmen zu. Wenn jemand
eine bestimmte Art schmerzhaften Gefühls empfindet, nehmen unheilsame Zustände
in ihm zu und heilsame Zustände nehmen ab; aber wenn jemand eine
andere Art schmerzhaften Gefühls empfindet, nehmen unheilsame Zustände in
ihm ab und heilsame Zustände nehmen zu. Wenn jemand eine bestimmte Art
weder-schmerzhaften-noch-angenehmen Gefühls empfindet, nehmen unheilsame
Zustände in ihm zu und heilsame Zustände nehmen ab; aber wenn jemand
eine andere Art weder-schmerzhaften-noch-angenehmen Gefühls empfindet,
nehmen unheilsame Zustände in ihm ab und heilsame Zustände nehmen zu 1)‘?“
– „Ja, ehrwürdiger Herr.“

8. „Gut, ihr Bhikkhus. Und wenn es folgendermaßen von mir nicht erkannt,
nicht gesehen, nicht gewußt, nicht verwirklicht, nicht mit Weisheit berührt wäre:
,Wenn da jemand eine bestimmte Art angenehmen Gefühls empfindet, nehmen
unheilsame Zustände in ihm zu und heilsame Zustände nehmen ab‘, wäre es
dann schicklich für mich, obwohl ich jenes nicht weiß, zu sagen: ,Gebt solch
eine Art angenehmen Gefühls auf‘?“ – „Nein, ehrwürdiger Herr.“
„Aber weil es folgendermaßen von mir erkannt, gesehen, gewußt, verwirklicht,
mit Weisheit berührt ist: ,Wenn da jemand eine bestimmte Art angenehmen
Gefühls empfindet, nehmen unheilsame Zustände in ihm zu und heilsame Zustände
nehmen ab‘, sage ich: ,Gebt solch eine Art angenehmen Gefühls auf.‘“
„Wenn es folgendermaßen von mir nicht erkannt, nicht gesehen, nicht gewußt,
nicht verwirklicht, nicht mit Weisheit berührt wäre: ,Wenn da jemand eine
bestimmte Art angenehmen Gefühls empfindet, nehmen unheilsame Zustände in
ihm ab und heilsame Zustände nehmen zu‘, wäre es dann schicklich für mich,
obwohl ich jenes nicht weiß, zu sagen: ,Tretet in solch eine Art angenehmen
Gefühls ein und verweilt darin‘?“ – „Nein, ehrwürdiger Herr.“
„Aber weil es folgendermaßen von mir erkannt, gesehen, gewußt, verwirklicht,
mit Weisheit berührt ist: ,Wenn da jemand eine bestimmte Art angenehmen
Gefühls empfindet, nehmen unheilsame Zustände in ihm ab und heilsame Zustände
nehmen zu‘, sage ich: ,Tretet in solch eine Art angenehmen Gefühls ein
und verweilt darin.‘“

9. „Wenn es folgendermaßen von mir nicht erkannt, nicht gesehen, nicht gewußt,
nicht verwirklicht, nicht mit Weisheit berührt wäre: ,Wenn da jemand eine
bestimmte Art schmerzhaften Gefühls empfindet, nehmen unheilsame Zustände
in ihm zu und heilsame Zustände nehmen ab‘, wäre es dann schicklich für mich,
obwohl ich jenes nicht weiß, zu sagen: ,Gebt solch eine Art schmerzhaften Gefühls
auf‘?“ – „Nein, ehrwürdiger Herr.“
„Aber weil es folgendermaßen von mir erkannt, gesehen, gewußt, verwirklicht,
mit Weisheit berührt ist: ,Wenn da jemand eine bestimmte Art schmerzhaften
Gefühls empfindet, nehmen unheilsame Zustände in ihm zu und heilsame
Zustände nehmen ab‘, sage ich: ,Gebt solch eine Art schmerzhaften Gefühls auf.‘“
„Wenn es folgendermaßen von mir nicht erkannt, nicht gesehen, nicht gewußt,
nicht verwirklicht, nicht mit Weisheit berührt wäre: ,Wenn da jemand eine
bestimmte Art schmerzhaften Gefühls empfindet, nehmen unheilsame Zustände
in ihm ab und heilsame Zustände nehmen zu‘, wäre es dann schicklich für mich,
obwohl ich jenes nicht weiß, zu sagen: ,Tretet in solch eine Art schmerzhaften
Gefühls ein und verweilt darin‘?“ – „Nein, ehrwürdiger Herr.“
„Aber weil es folgendermaßen von mir erkannt, gesehen, gewußt, verwirklicht,
mit Weisheit berührt ist: ,Wenn da jemand eine bestimmte Art schmerzhaften
Gefühls empfindet, nehmen unheilsame Zustände in ihm ab und heilsame
Zustände nehmen zu‘, sage ich: ,Tretet in solch eine Art schmerzhaften Gefühls
ein und verweilt darin.‘“

10. „Wenn es folgendermaßen von mir nicht erkannt, nicht gesehen, nicht gewußt,
nicht verwirklicht, nicht mit Weisheit berührt wäre: ,Wenn da jemand eine
bestimmte Art weder-schmerzhaften-noch-angenehmen Gefühls empfindet, nehmen
unheilsame Zustände in ihm zu und heilsame Zustände nehmen ab‘, wäre es
dann schicklich für mich, obwohl ich jenes nicht weiß, zu sagen: ,Gebt solch
eine Art weder-schmerzhaften-noch-angenehmen Gefühls auf‘?“ – „Nein, ehrwürdiger
Herr.“
„Aber weil es folgendermaßen von mir erkannt, gesehen, gewußt, verwirklicht,
mit Weisheit berührt ist: ,Wenn da jemand eine bestimmte Art wederschmerzhaften-
noch-angenehmen Gefühls empfindet, nehmen unheilsame
Zustände in ihm zu und heilsame Zustände nehmen ab‘, sage ich: ,Gebt solch
eine Art weder-schmerzhaften-noch-angenehmen Gefühls auf.‘“
„Wenn es folgendermaßen von mir nicht erkannt, nicht gesehen, nicht gewußt,
nicht verwirklicht, nicht mit Weisheit berührt wäre: ,Wenn da jemand eine
bestimmte Art weder-schmerzhaften-noch-angenehmen Gefühls empfindet, nehmen
unheilsame Zustände in ihm ab und heilsame Zustände nehmen zu’, wäre es
dann schicklich für mich, obwohl ich jenes nicht weiß, zu sagen: ,Tretet in solch
eine Art weder-schmerzhaften-noch-angenehmen Gefühls ein und verweilt darin‘?“
– „Nein, ehrwürdiger Herr.“
„Aber weil es folgendermaßen von mir erkannt, gesehen, gewußt, verwirklicht,
mit Weisheit berührt ist: ,Wenn da jemand eine bestimmte Art wederschmerzhaften-
noch-angenehmen Gefühls empfindet, nehmen unheilsame
Zustände in ihm ab und heilsame Zustände nehmen zu‘, sage ich: ,Tretet in solch
eine Art weder-schmerzhaften-noch-angenehmen Gefühls ein und verweilt darin.‘“

11. „Ihr Bhikkhus, ich sage nicht von allen Bhikkhus, daß sie noch Arbeit mit
Umsicht zu erledigen haben; auch sage ich nicht von allen Bhikkhus, daß sie
keine Arbeit mehr mit Umsicht zu erledigen haben 2).“

12. „Von jenen Bhikkhus, die Arahants sind, mit vernichteten Trieben, die das
heilige Leben gelebt haben, getan haben, was getan werden mußte, die Bürde
abgelegt haben, das wahre Ziel erreicht haben, die Fesseln des Werdens zerstört
haben und durch Erkenntnis vollständig befreit sind, sage ich nicht, daß sie noch
Arbeit mit Umsicht zu erledigen haben. Warum ist das so? Sie haben ihre Arbeit
mit Umsicht erledigt; sie sind nicht mehr in der Lage, nachlässig zu sein.“

13. „Von jenen Bhikkhus, die in der höheren Schulung stehen, deren Geist das
Ziel noch nicht erreicht hat, und die noch zur höchsten Sicherheit vor dem
Gefesseltsein streben, sage ich, daß sie noch Arbeit mit Umsicht zu erledigen
haben. Warum ist das so? Weil, wenn jene Ehrwürdigen von passenden Lagerstätten
Gebrauch machen und mit guten spirituellen Freunden 3) verkehren und
ihre spirituellen Fähigkeiten im Gleichgewicht halten, dann mögen sie durch
eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft in das höchste Ziel des heiligen
Lebens eintreten, für das Männer aus guter Familie zu Recht von zu Hause fort
in die Hauslosigkeit ziehen, und darin verweilen. Weil ich diese Frucht der Umsicht
für jene Bhikkhus sehe, sage ich, daß sie noch Arbeit mit Umsicht zu erledigen
haben.“

14. „Ihr Bhikkhus, man findet sieben Arten von Personen 4) in der Welt. Welche
sieben? Es sind: einer, der auf beide Arten befreit ist, einer, der durch Weisheit
befreit ist, ein Körperzeuge, ein Ansichtsgereifter, einer, der durch Vertrauen
befreit ist, ein Dhammaergebener und ein Vertrauensergebener.“

15. „Was für eine Art von Person ist einer, der auf beide Arten befreit ist? Da
nimmt eine bestimmte Person mit dem Körper Kontakt mit jenen Erlösungen
auf, die friedvoll und formlos sind und Formen transzendieren, und verweilt darin,
und ihre Triebe sind vernichtet, dadurch, daß sie mit Weisheit sieht. Diese Art
von Person nennt man einen, der auf beide Arten befreit ist. Von so einem Bhikkhu
sage ich nicht, daß er noch Arbeit mit Umsicht zu erledigen hat. Warum ist das
so? Er hat seine Arbeit mit Umsicht erledigt; er ist nicht mehr in der Lage, nachlässig
zu sein.“

16. „Was für eine Art von Person ist einer, der durch Weisheit befreit ist? Da
nimmt eine bestimmte Person nicht mit dem Körper Kontakt mit jenen Erlösungen
auf, die friedvoll und formlos sind und Formen transzendieren, und verweilt nicht
darin, aber ihre Triebe sind vernichtet, dadurch, daß sie mit Weisheit sieht. Diese
Art von Person nennt man einen, der durch Weisheit befreit ist. Von so einem
Bhikkhu sage ich nicht, daß er noch Arbeit mit Umsicht zu erledigen hat. Warum
ist das so? Er hat seine Arbeit mit Umsicht erledigt; er ist nicht mehr in der Lage,
nachlässig zu sein 5).“

17. „Was für eine Art von Person ist ein Körperzeuge? Da nimmt eine bestimmte
Person mit dem Körper Kontakt mit jenen Erlösungen auf, die friedvoll
und formlos sind und Formen transzendieren, und verweilt darin, und einige ihrer
Triebe sind vernichtet, dadurch, daß sie mit Weisheit sieht. Diese Art von
Person nennt man einen Körperzeugen. Von so einem Bhikkhu sage ich, daß er
noch Arbeit mit Umsicht zu erledigen hat. Warum ist das so? Weil, wenn jener
Ehrwürdige von passenden Lagerstätten Gebrauch macht und mit guten Freunden
verkehrt und seine spirituellen Fähigkeiten im Gleichgewicht hält, dann mag
er durch eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft in das höchste Ziel des
heiligen Lebens eintreten, für das Männer aus guter Familie zu Recht von zu
Hause fort in die Hauslosigkeit ziehen, und darin verweilen. Weil ich diese Frucht
der Umsicht für jenen Bhikkhu sehe, sage ich, daß er noch Arbeit mit Umsicht zu
erledigen hat.“

18. „Was für eine Art von Person ist ein Ansichtsgereifter? Da nimmt eine
bestimmte Person nicht mit dem Körper Kontakt mit jenen Erlösungen auf, die
friedvoll und formlos sind und Formen transzendieren, und verweilt nicht darin,
aber einige ihrer Triebe sind vernichtet, dadurch, daß sie mit Weisheit sieht, und
die Lehren, die vom Tathàgata verkündet sind, werden von ihr mit Weisheit geprüft
und untersucht. Diese Art von Person nennt man einen Ansichtsgereiften.
Von so einem Bhikkhu sage ich, daß er noch Arbeit mit Umsicht zu erledigen
hat. Warum ist das so? Weil, wenn jener Ehrwürdige von passenden Lagerstätten
Gebrauch macht und mit guten Freunden verkehrt und seine spirituellen Fähigkeiten
im Gleichgewicht hält, dann mag er durch eigene Verwirklichung mit höherer
Geisteskraft in das höchste Ziel des heiligen Lebens eintreten, für das Männer
aus guter Familie zu Recht von zu Hause fort in die Hauslosigkeit ziehen, und
darin verweilen. Weil ich diese Frucht der Umsicht für jenen Bhikkhu sehe, sage
ich, daß er noch Arbeit mit Umsicht zu erledigen hat.“

19. „Was für eine Art von Person ist einer, der durch Vertrauen befreit ist? Da
nimmt eine bestimmte Person nicht mit dem Körper Kontakt mit jenen Erlösungen
auf, die friedvoll und formlos sind und Formen transzendieren, und verweilt nicht
darin, aber einige ihrer Triebe sind vernichtet, dadurch, daß sie mit Weisheit
sieht, und ihr Vertrauen ist in den Tathàgata gesetzt, in ihm verwurzelt und verankert.
Diese Art von Person nennt man einen, der durch Vertrauen befreit ist.
Von so einem Bhikkhu sage ich, daß er noch Arbeit mit Umsicht zu erledigen
hat. Warum ist das so? Weil, wenn jener Ehrwürdige von passenden Lagerstätten
Gebrauch macht und mit guten Freunden verkehrt und seine spirituellen Fähigkeiten
im Gleichgewicht hält, dann mag er durch eigene Verwirklichung mit höherer
Geisteskraft in das höchste Ziel des heiligen Lebens eintreten, für das Männer
aus guter Familie zu Recht von zu Hause fort in die Hauslosigkeit ziehen, und
darin verweilen. Weil ich diese Frucht der Umsicht für jenen Bhikkhu sehe, sage
ich, daß er noch Arbeit mit Umsicht zu erledigen hat 6).“

20. „Was für eine Art von Person ist ein Dhammaergebener? Da nimmt eine
bestimmte Person nicht mit dem Körper Kontakt mit jenen Erlösungen auf, die
friedvoll und formlos sind und Formen transzendieren, und verweilt nicht darin,
und ihre Triebe sind noch nicht vernichtet, dadurch, daß sie mit Weisheit sieht,
aber mit Weisheit hat sie die Lehren, die vom Tathàgata verkündet sind, durch
Nachdenken ausreichend angenommen. Darüber hinaus hat sie diese Qualitäten:
die Fähigkeit des Vertrauens, die Fähigkeit der Energie, die Fähigkeit der Achtsamkeit,
die Fähigkeit der Konzentration und die Fähigkeit der Weisheit. Diese
Art von Person nennt man einen Dhammaergebenen. Von so einem Bhikkhu
sage ich, daß er noch Arbeit mit Umsicht zu erledigen hat. Warum ist das so?
Weil, wenn jener Ehrwürdige von passenden Lagerstätten Gebrauch macht und
mit guten Freunden verkehrt und seine spirituellen Fähigkeiten im Gleichgewicht
hält, dann mag er durch eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft in
das höchste Ziel des heiligen Lebens eintreten, für das Männer aus guter Familie
zu Recht von zu Hause fort in die Hauslosigkeit ziehen, und darin verweilen.
Weil ich diese Frucht der Umsicht für jenen Bhikkhu sehe, sage ich, daß er noch
Arbeit mit Umsicht zu erledigen hat.“

21. „Was für eine Art von Person ist ein Vertrauensergebener? Da nimmt eine
bestimmte Person nicht mit dem Körper Kontakt mit jenen Erlösungen auf, die
friedvoll und formlos sind und Formen transzendieren, und verweilt nicht darin,
und ihre Triebe sind noch nicht vernichtet, dadurch, daß sie mit Weisheit sieht,
aber sie hat ausreichend Vertrauen in den Tathàgata, ausreichend Liebe für den
Tathàgata. Darüber hinaus hat sie diese Qualitäten: die Fähigkeit des Vertrauens,
die Fähigkeit der Energie, die Fähigkeit der Achtsamkeit, die Fähigkeit der Konzentration
und die Fähigkeit der Weisheit. Diese Art von Person nennt man einen
Vertrauensergebenen. Von so einem Bhikkhu sage ich, daß er noch Arbeit mit
Umsicht zu erledigen hat. Warum ist das so? Weil, wenn jener Ehrwürdige von
passenden Lagerstätten Gebrauch macht und mit guten Freunden verkehrt und
seine spirituellen Fähigkeiten im Gleichgewicht hält, dann mag er durch eigene
Verwirklichung mit höherer Geisteskraft in das höchste Ziel des heiligen Lebens
eintreten, für das Männer aus guter Familie zu Recht von zu Hause fort in die
Hauslosigkeit ziehen, und darin verweilen. Weil ich diese Frucht der Umsicht für
jenen Bhikkhu sehe, sage ich, daß er noch Arbeit mit Umsicht zu erledigen hat 7).“

22. „Ihr Bhikkhus, ich sage nicht, daß letztendliche Erkenntnis auf einmal
erlangt wird. Im Gegenteil, letztendliche Erkenntnis wird durch stufenweise
Übung, durch stufenweise Praxis, durch stufenweisen Fortschritt erlangt.“

23. „Und wie kommt da stufenweise Übung, stufenweise Praxis, stufenweiser
Fortschritt zustande? Einer, der Vertrauen (in einen Lehrer) hat, besucht ihn; wenn
er ihn besucht, erweist er ihm Respekt; wenn er ihm Respekt erweist, hört er
genau zu; einer, der genau zuhört, hört das Dhamma; wenn er das Dhamma gehört
hat, behält er es im Gedächtnis; er untersucht die Bedeutung der Lehren, die
er im Gedächtnis behalten hat; wenn er ihre Bedeutung untersucht, nimmt er
jene Lehren durch Nachdenken an; wenn er jene Lehren durch Nachdenken angenommen
hat, kommt Eifer in ihm auf; wenn Eifer in ihm aufgekommen ist,
wendet er seinen Willen an; wenn er seinen Willen angewendet hat, ergründet er;
wenn er ergründet hat, bemüht er sich; wenn er sich entschlossen bemüht, verwirklicht
er mit dem Körper 8) die letztendliche Wahrheit und sieht sie, indem er
sie mit Weisheit durchdringt.“

24. „Jenes Vertrauen gab es nicht, ihr Bhikkhus, und jenes Abstatten von Besuchen
gab es nicht, und jenes Erweisen von Respekt gab es nicht, und jenes
genaue Zuhören gab es nicht, und jenes Hören des Dhamma gab es nicht, und
jenes im Gedächtnis Behalten gab es nicht, und jenes Untersuchen der Bedeutung
gab es nicht, und jenes Annehmen der Lehren durch Nachdenken gab es
nicht, und jenen Eifer gab es nicht, und jenes Anwenden des Willens gab es
nicht, und jenes Ergründen gab es nicht, und jenes Bemühen gab es nicht.
Bhikkhus, ihr habt den Weg verloren, ihr seid auf dem falschen Weg. Wie weit
seid ihr von diesem Dhamma und dieser Disziplin abgeschweift, ihr fehlgeleiteten
Männer!“

25. „Ihr Bhikkhus, es gibt eine vierteilige Aussage, und wenn sie rezitiert wird,
würde ein Weiser sie schnell verstehen. Ich werde sie für euch rezitieren, ihr
Bhikkhus. Versucht, sie zu verstehen.“
„Ehrwürdiger Herr, wer sind wir, daß wir das Dhamma verstehen sollten?“

26. „Ihr Bhikkhus, selbst unter einem Lehrer, der mit materiellen Dingen beschäftigt
ist, der ein Erbe materieller Dinge ist, der an materiellen Dingen hängt,
wäre solch ein Gefeilsche (seitens seiner Schüler) nicht angemessen: ,Wenn wir
dieses bekommen, werden wir es tun; wenn wir dieses nicht bekommen, werden
wir es nicht tun‘; also ganz zu schweigen vom Tathàgata, der bis zum Äußersten
frei vom Hängen an materiellen Dingen ist.“

27. „Ihr Bhikkhus, für einen vertrauensvollen Schüler, der darauf bedacht ist,
die Lehre des Lehrers auszuloten, ist es angemessen, daß er sich so benimmt:
,Der Erhabene ist der Lehrer, ich bin ein Schüler; der Erhaben weiß, ich weiß
nicht.‘ Für einen vertrauensvollen Schüler, der darauf bedacht ist, die Lehre des
Lehrers auszuloten, ist die Lehre des Lehrers nahrhaft und erfrischend. Für einen
vertrauensvollen Schüler, der darauf bedacht ist, die Lehre des Lehrers auszuloten,
ist es angemessen, daß er sich so benimmt: ,Von mir aus soll nur meine Haut,
meine Sehnen und Knochen übrig bleiben und das Fleisch und Blut in meinem
Körper austrocknen, aber meine Energie soll nicht nachlassen, solange ich noch
nicht das erlangt habe, was mit mannhafter Stärke, mannhafter Energie und mannhafter
Beharrlichkeit erlangt werden kann.‘ Für einen vertrauensvollen Schüler,
der darauf bedacht ist, die Lehre des Lehrers auszuloten, kann eine von zwei
Früchten erwartet werden: entweder letztendliche Erkenntnis hier und jetzt, oder,
wenn noch eine Spur von Anhaften übrig ist, Nicht-Wiederkehr.“
Das ist es, was der Erhabene sagte. Die Bhikkhus waren zufrieden und entzückt
über die Worte des Erhabenen.

Anmerkungen:
1) Die Tatsache, ob ein Gefühl angenehm, schmerzhaft oder neutral ist, sagt nichts
über kammische Konsequenzen der Handlung, die mit diesem Gefühl verbunden
ist, aus. In M137 wird ausführlich erklärt, daß Gefühle, die ein Zunehmen des
Heilsamen nach sich ziehen, auf Einsicht beruhen; Gefühle, die ein Zunehmen
des Unheilsamen nach sich ziehen, beruhen auf der Anhaftung an Sinnesobjekte.
2) Appamàda ist ein technischer Begriff im Buddhadhamma, der eine zentrale Stellung
einnimmt. Eine früher gängige Übersetzung war „Unermüdlichkeit“ oder
„Strebsamkeit“, was aber der herausragenden Stellung von appamàda und seiner
weiten Bedeutung nicht gerecht wird. Dschau Khun Dhammapiñaka (Phra Payutto)
wählt in seinem buddhistischen Pàli-Thai-Englisch-Wörterbuch den englischen
Begriff „heedfulness“ und beschreibt ihn als Kombination aus Erinnern, Unterscheidungsvermögen,
Schamgefühl, Zurückschrecken vor unheilsamer Handlung
und Vorsicht. Diese Eigenschaft ist geprägt von Weisheit und einer mitfühlenden
Motivation, die mittels Achtsamkeit zu Anwendung kommen. Der Begriff „Umsicht“
dürfte als Übersetzung des vorletzten Wortes, das der Buddha sprach, geeignet
sein.
3) „Guter spiritueller Freund“ (kalyàôamitta) ist ein weiterer technischer Begriff
im Buddhadhamma von herausragender Bedeutung. Auch die Bedeutung des guten
spirituellen Freundes für die Praxis wurde vom Buddha des öfteren hervorgehoben.
4) Bei der folgenden siebenfachen Einteilung der Edlen steht deren spirituelle Fähigkeit
im Vordergrund, weniger die Klassifizierung nach Anzahl der abgelegten
Fesseln, wie es bei der vierfachen, bzw. achtfachen Einteilung der Fall ist.
5) Einer, der auf beide Arten befreit ist, ist ein Arahant, der Befreiung auf der Grundlage
einer formlosen Vertiefung erlangt hat, bzw. ein Arahant, der die formlosen
Vertiefungen praktizieren kann. Einer, der durch Weisheit befreit ist, ist ein Arahant
im Allgemeinen.
6) Die drei letztgenannten Individuen sind Nichtwiederkehrer; bei ihnen ist der
Sinnestrieb vernichtet, der Werdenstrieb bezieht sich nur noch auf Werden feinstofflicher
Form oder formloses Werden, der Unwissenheitstrieb ist noch vorhanden.
Beim Körperzeugen herrscht die Fähigkeit zur Konzentration vor, beim
Ansichtsgereiften die Weisheitsfähigkeit, beim Vertrauensbefreiten das Vertrauen
in Buddha, Dhamma und Sangha. Andere Interpretationen beziehen diese
Begriffe auf alle Edlen ab Stromeintritt: der bei ihnen vernichtete Trieb ist der
Ansichtstrieb, der in einigen Lehrreden genannt wird.
7) Der Dhammaergebene und der Vertrauensergebene sind dazu bestimmt, in den
Strom einzutreten. Bei ihnen herrschen Weisheit, bzw. Vertrauen vor. Siehe auch
Anmerkung zu M34.
8) MA hat eine einfache Erklärung parat: „mit dem geistigen Körper“. Vielleicht ist
auch die Umschreibung „zu Lebzeiten“ zulässig.