MN79 – Die kürzere Lehrrede an Sakuludàyin

Majjhima Nikàya 79

 

Die kürzere Lehrrede an Sakuludàyin

(Cúlasakuludàyi Sutta)

1. So habe ich gehört. Einmal hielt sich der Erhabene bei Ràjagaha im Bambushain,
dem Eichhörnchen-Park auf. Bei jener Gelegenheit wohnte der Wanderasket
Sakuludàyin im Pfauenpark, dem Park der Wanderasketen, zusammen mit
einer großen Versammlung von Wanderasketen.

2. Als es Morgen war, zog sich der Erhabene an, nahm seine Schale und äußere
Robe und ging um Almosen nach Ràjagaha hinein. Da dachte der Erhabene:
„Es ist noch zu früh, um in Ràjagaha um Almosen umherzugehen. Wie wäre es,
wenn ich zum Wanderasketen Sakuludàyin im Pfauenpark, dem Park der Wanderasketen
ginge?“

3. Dann ging der Erhabene zum Pfauenpark, dem Park der Wanderasketen.
Bei jener Gelegenheit saß der Wanderasket Sakuludàyin mit einer großen Versammlung
von Wanderasketen zusammen, die einen Aufruhr veranstalteten, laut
und lärmend viele sinnlose Gespräche führten, wie zum Beispiel Gespräche über
Könige, Räuber, Minister, Heere, Gefahren, Schlachten, Essen, Trinken, Kleidung,
Betten, Schmuck, Parfüm, Verwandte, Fahrzeuge, Dörfer, Marktstädte,
Großstädte, Länder, Frauen, Helden, Straßen, Brunnen, die Toten, Unbedeutendes,
den Ursprung der Welt, den Ursprung des Meeres, ob die Dinge so oder
anders sind. Da sah der Wanderasket Sakuludàyin den Erhabenen in der Ferne
kommen. Als er ihn sah, brachte er seine eigene Versammlung so zum Schweigen:
„Meine Herren, seid still; meine Herren, macht keinen Lärm. Hier kommt
der Mönch Gotama. Dieser Ehrwürdige mag die Stille und heißt Stille gut. Wenn
er feststellt, daß unsere Versammlung still ist, dann überlegt er sich vielleicht, zu
uns zu kommen.“ Da schwiegen die Wanderasketen.

4. Der Erhabene ging zum Wanderasketen Sakuludàyin, der zu ihm sagte:
„Der Erhabene komme her, ehrwürdiger Herr, der Erhabene sei willkommen. Es
ist lange her, daß der Erhabene die Gelegenheit gefunden hat, hierher zu kommen.
Der Erhabene nehme Platz; dieser Sitz ist vorbereitet.“
Der Erhabene setzte sich auf dem vorbereiteten Sitz nieder, und der Wanderasket
Sakuludàyin nahm einen niedrigen Sitz ein und setzte sich seitlich nieder.
Nachdem er dies getan hatte, fragte ihn der Erhabene: „Um welcher Erörterung
willen sitzt ihr jetzt hier zusammen, Udàyin? Und was war das für eine Erörterung,
die nicht zu Ende gebracht wurde?“

5. „Ehrwürdiger Herr, laß die Erörterung sein, um deren willen wir jetzt hier
zusammensitzen. Der Erhabene kann gut und gerne später davon hören. Ehrwürdiger
Herr, wenn ich nicht zu dieser Versammlung komme, dann sitzt sie da und
führt viele sinnlose Gespräche. Aber wenn ich zu dieser Versammlung gekommen
bin, dann sitzt sie da und blickt zu mir auf, mit dem Gedanken: ,Laßt uns das
Dhamma hören, das der Mönch Udàyin verkündet.‘ Jedoch wenn der Erhabene
kommt, dann sitzen sowohl ich als auch diese Versammlung da und blicken zum
Erhabenen auf, mit dem Gedanken: ,Laßt uns das Dhamma hören, das der Erhabene
verkündet.‘“

6. „Dann, Udàyin, schlage etwas vor, worüber ich sprechen sollte.“
„Ehrwürdiger Herr, kürzlich gab es einen, der behauptete, allwissend und allsehend
zu sein, und auf folgende Weise vollständiges Wissen und Schauung zu
haben: ,Ob ich gehe oder stehe oder schlafe oder wache, Wissen und Schauung
sind mir ständig und ununterbrochen gegenwärtig.‘ Als ich ihm eine Frage über
die Vergangenheit stellte, machte er Ausflüchte, lenkte das Gespräch ab und zeigte
Zorn, Haß und Bitterkeit. Da erinnerte ich mich folgendermaßen an den Erhabenen:
,Ach, gewiß ist der Erhabene, gewiß ist der Vollendete in diesen Dingen
bewandert.‘“
„Aber, Udàyin, wer war es, der behauptete, allwissend und allsehend zu sein,
und auf folgende Weise vollständiges Wissen und Schauung zu haben: ,Ob ich
gehe oder stehe oder schlafe oder wache, Wissen und Schauung sind mir ständig
und ununterbrochen gegenwärtig‘, und der dennoch, wenn ihm eine Frage über
die Vergangenheit gestellt wurde, Ausflüchte machte, das Gespräch ablenkte und
Zorn, Haß und Bitterkeit zeigte?“
„Es war der Nigaõñha Nàtaputta, ehrwürdiger Herr.“

7. „Udàyin, wenn sich jemand an viele frühere Leben erinnern sollte, das heißt,
an eine Geburt, zwei Geburten, drei Geburten, vier Geburten, fünf Geburten,
zehn Geburten, zwanzig Geburten, dreißig Geburten, vierzig Geburten, fünfzig
Geburten, hundert Geburten, tausend Geburten, hunderttausend Geburten, viele
Äonen, in denen sich das Weltall zusammenzog, viele Äonen, in denen sich das
Weltall ausdehnte, viele Äonen, in denen sich das Weltall zusammenzog und
ausdehnte: ,Dort wurde ich soundso genannt, war von solcher Familie, mit solcher
Erscheinung, solcherart war meine Nahrung, so mein Erleben von Glück
und Schmerz, so meine Lebensspanne; und nachdem ich von dort verschieden
war, erschien ich woanders wieder; auch dort wurde ich soundso genannt, war
von solcher Familie, mit solcher Erscheinung, war meine Nahrung solcherart, so
mein Erleben von Glück und Schmerz, so meine Lebensspanne; und nachdem
ich von dort verschieden war, erschien ich hier wieder‘, wenn er sich so an viele
frühere Leben mit ihren Aspekten und Besonderheiten erinnern sollte, dann könnte
entweder er mir eine Frage über die Vergangenheit stellen, oder ich könnte ihm
eine Frage über die Vergangenheit stellen, und er könnte meinen Geist mit seiner
Antwort auf meine Frage zufriedenstellen, oder ich könnte seinen Geist mit meiner
Antwort auf seine Frage zufrieden stellen. Wenn jemand mit dem Himmlischen
Auge, das geläutert und dem menschlichen überlegen ist, die Wesen sterben
und wiedererscheinen sehen sollte, niedrige und hohe, schöne und häßliche, in
Glück und Elend; wenn er verstehen sollte, wie die Wesen ihren Handlungen
gemäß weiterwandern: ,Diese geschätzten Wesen, die sich mit Körper, Sprache
und Geist übel benommen haben, die die Edlen geschmäht haben, die falsche
Ansichten hatten und diesen in ihren Taten Ausdruck verliehen, sind bei der Auflösung
des Körpers, nach dem Tode in Umständen, die von Entbehrungen geprägt
sind, wiedererschienen, an einem unglücklichen Bestimmungsort, in
Verderbnis, ja sogar in der Hölle; aber jene geschätzten Wesen, die sich mit Körper,
Sprache und Geist wohl benommen haben, die die Edlen nicht geschmäht
haben, die richtige Ansichten hatten und diesen in ihren Taten Ausdruck verliehen,
sind bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode an einem glücklichen
Bestimmungsort wiedererschienen, ja sogar in der himmlischen Welt‘, wenn er
so mit dem Himmlischen Auge, das geläutert und dem menschlichen überlegen
ist, die Wesen sterben und wiedererscheinen sehen sollte, niedrige und hohe,
schöne und häßliche, in Glück und Elend, und verstehen sollte, wie die Wesen
ihren Handlungen gemäß weiterwandern, dann könnte entweder er mir eine Frage
über die Zukunft stellen, oder ich könnte ihm eine Frage über die Zukunft
stellen, und er könnte meinen Geist mit seiner Antwort auf meine Frage zufriedenstellen,
oder ich könnte seinen Geist mit meiner Antwort auf seine Frage
zufrieden stellen. Aber laß die Vergangenheit sein, Udàyin, laß die Zukunft sein.
Ich werde dich das Dhamma lehren: Wenn dies existiert, ist jenes; mit der Entstehung
von diesem, entsteht jenes. Wenn dies nicht existiert, ist jenes nicht; mit
dem Aufhören von diesem, hört jenes auf.“

8. „Ehrwürdiger Herr, ich kann mich nicht einmal an alles, was ich in dieser
gegenwärtigen Existenz erlebt habe, mit seinen Aspekten und Besonderheiten
erinnern, also wie sollte ich mich da an viele frühere Leben erinnern, das heißt,
an eine Geburt, zwei Geburten, drei Geburten, vier Geburten, fünf Geburten,
zehn Geburten, zwanzig Geburten, dreißig Geburten, vierzig Geburten, fünfzig
Geburten, hundert Geburten, tausend Geburten, hunderttausend Geburten, viele
Äonen, in denen sich das Weltall zusammenzog, viele Äonen, in denen sich das
Weltall ausdehnte, viele Äonen, in denen sich das Weltall zusammenzog und
ausdehnte: ,Dort wurde ich soundso genannt, war von solcher Familie, mit solcher
Erscheinung, solcherart war meine Nahrung, so mein Erleben von Glück
und Schmerz, so meine Lebensspanne; und nachdem ich von dort verschieden
war, erschien ich woanders wieder; auch dort wurde ich soundso genannt, war
von solcher Familie, mit solcher Erscheinung, war meine Nahrung solcherart, so
mein Erleben von Glück und Schmerz, so meine Lebensspanne; und nachdem
ich von dort verschieden war, erschien ich hier wieder‘, wie sollte ich mich da an
viele frühere Leben mit ihren Aspekten und Besonderheiten erinnern, wie es der
Erhabene tut? Und ich kann noch nicht einmal einen Schlammkobold sehen, also
wie sollte ich da mit dem Himmlischen Auge, das geläutert und dem menschlichen
überlegen ist, die Wesen sterben und wiedererscheinen sehen, niedrige und
hohe, schöne und häßliche, in Glück und Elend? Wie sollte ich verstehen, wie
die Wesen ihren Handlungen gemäß weiterwandern: ,Diese geschätzten Wesen,
die sich mit Körper, Sprache und Geist übel benommen haben, die die Edlen
geschmäht haben, die falsche Ansichten hatten und diesen in ihren Taten Ausdruck
verliehen, sind bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode in Umständen,
die von Entbehrungen geprägt sind, wiedererschienen, an einem
unglücklichen Bestimmungsort, in Verderbnis, ja sogar in der Hölle; aber jene
geschätzten Wesen, die sich mit Körper, Sprache und Geist wohl benommen
haben, die die Edlen nicht geschmäht haben, die richtige Ansichten hatten und
diesen in ihren Taten Ausdruck verliehen, sind bei der Auflösung des Körpers,
nach dem Tode an einem glücklichen Bestimmungsort wiedererschienen, ja sogar
in der himmlischen Welt‘, wie sollte ich mit dem Himmlischen Auge, das
geläutert und dem menschlichen überlegen ist, die Wesen sterben und wiedererscheinen
sehen, niedrige und hohe, schöne und häßliche, in Glück und Elend,
und verstehen, wie die Wesen ihren Handlungen gemäß weiterwandern, wie der
Erhabene es tut? Aber, ehrwürdiger Herr, als der Erhabene zu mir sagte: ,Aber
laß die Vergangenheit sein, Udàyin, laß die Zukunft sein. Ich werde dich das
Dhamma lehren: Wenn dies existiert, ist jenes; mit der Entstehung von diesem,
entsteht jenes. Wenn dies nicht existiert, ist jenes nicht; mit dem Aufhören von
diesem, hört jenes auf‘, so ist mir das noch viel weniger klar. Vielleicht, ehrwürdiger
Herr, könnte ich den Geist des Erhabenen zufriedenstellen, indem ich ihm
eine Frage über die Lehre unseres eigenen Lehrers beantworte.“

9. „Nun gut, Udàyin, was wird in der Lehre deines eigenen Lehrers gelehrt?“
„Ehrwürdiger Herr, es wird in der Lehre unseres eigenen Lehrers gelehrt: ,Dies
ist der vollkommene Glanz, dies ist der vollkommene Glanz!‘“
„Aber, Udàyin, da in der Lehre deines eigenen Lehrers gelehrt wird: ,Dies ist
der vollkommene Glanz, dies ist der vollkommene Glanz!‘ – was ist jener vollkommene
Glanz?“
„Ehrwürdiger Herr, jener Glanz ist der vollkommene Glanz, der von keinem
anderen Glanz an Größe und Erhabenheit übertroffen werden kann.“
„Aber, Udàyin, was ist jener vollkommene Glanz, der von keinem anderen
Glanz an Größe und Erhabenheit übertroffen werden kann.“
„Ehrwürdiger Herr, jener Glanz ist der vollkommene Glanz, der von keinem
anderen Glanz an Größe und Erhabenheit übertroffen werden kann.“

10. „Udàyin, du könntest auf diese Weise noch lange fortfahren. Du sagst:
,Ehrwürdiger Herr, jener Glanz ist der vollkommene Glanz, der von keinem anderen
Glanz an Größe und Erhabenheit übertroffen werden kann‘, und doch zeigst
du nicht auf, was jener Glanz ist. Angenommen, ein Mann würde sagen: ,Ich
liebe das schönste Mädchen in diesem Lande.‘ Dann würden sie ihn fragen: ,Guter
Mann, jenes schönste Mädchen in diesem Lande, das du liebst – weißt du, ob
sie aus der Adeligenkaste oder aus der Brahmanenkaste oder aus der Händlerkaste
oder aus der Arbeiterkaste stammt?‘ und er würde erwidern: ,Nein.‘ Dann
würden sie ihn fragen: ,Guter Mann, jenes schönste Mädchen in diesem Lande,
das du liebst – kennst du ihren Namen und ihre Familie?‘ und er würde erwidern:
,Nein.‘ Dann würden sie ihn fragen: ,Guter Mann, jenes schönste Mädchen in
diesem Lande, das du liebst – weißt du ob sie groß, klein oder mittelgroß ist?‘
und er würde erwidern: ,Nein.‘ Dann würden sie ihn fragen: ,Guter Mann, jenes
schönste Mädchen in diesem Lande, das du liebst – weißt du ob sie von dunkler,
brauner oder goldener Hautfarbe ist?‘ und er würde erwidern: ,Nein.‘ Dann würden
sie ihn fragen: ,Guter Mann, jenes schönste Mädchen in diesem Lande, das
du liebst – weißt du, in welchem Dorf, welcher Marktstadt oder Großstadt sie
wohnt?‘ und er würde erwidern: ,Nein.‘ Und dann würden sie ihn fragen: ,Guter
Mann, liebst du dann ein Mädchen, das du nie gekannt oder gesehen hast?‘ und
er würde erwidern: ,Ja.‘ Was meinst du, Udàyin, nachdem das so ist, würde die
Rede jenes Mannes nicht völligem Unsinn gleichkommen?“
„Sicherlich, ehrwürdiger Herr, nachdem das so ist, würde die Rede jenes Mannes
völligem Unsinn gleichkommen.“
„Aber auf gleiche Weise, Udàyin, sagst du: ,Jener Glanz ist der vollkommene
Glanz, der von keinem anderen Glanz an Größe und Erhabenheit übertroffen
werden kann‘, und doch zeigst du nicht auf, was jener Glanz ist.“

11. „Ehrwürdiger Herr, gerade so wie ein wunderschöner Beryll von größter
Reinheit, mit acht Facetten, gut gespalten, der auf rotem Brokat liegt und glüht,
strahlt und leuchtet, von solchem Glanz ist das Selbst, das ohne Beeinträchtigung
nach dem Tode weiterlebt.“

12. „Was meinst du, Udàyin? Dieser wunderschöne Beryll von größter Reinheit,
mit acht Facetten, gut gespalten, der auf rotem Brokat liegt und glüht, strahlt
und leuchtet, oder ein Glühwürmchen in stockfinsterer Nacht – welches von diesen
beiden gibt einen vorzüglicheren und erhabeneren Glanz ab?“ – „Das Glühwürmchen
in stockfinsterer Nacht, ehrwürdiger Herr.“

13. „Was meinst du, Udàyin? Dieses Glühwürmchen in stockfinsterer Nacht
oder eine Öllampe in stockfinsterer Nacht – welches von diesen beiden gibt einen
vorzüglicheren und erhabeneren Glanz ab?“ – „Die Öllampe, ehrwürdiger Herr.“
14. „Was meinst du, Udàyin? Diese Öllampe in stockfinsterer Nacht oder ein
großes Lagerfeuer in stockfinsterer Nacht – welches von diesen beiden gibt einen
vorzüglicheren und erhabeneren Glanz ab?“ – „Das große Lagerfeuer, ehrwürdiger
Herr.“

15. „Was meinst du, Udàyin? Dieses große Lagerfeuer in stockfinsterer Nacht
oder der Morgenstern gegen Morgen an einem klaren wolkenlosen Himmel –
welches von diesen beiden gibt einen vorzüglicheren und erhabeneren Glanz
ab?“ – „Der Morgenstern gegen Morgen an einem klaren wolkenlosen Himmel,
ehrwürdiger Herr.“

16. „Was meinst du, Udàyin? Der Morgenstern gegen Morgen an einem klaren
wolkenlosen Himmel oder der Vollmond um Mitternacht am Uposatha-Tag
am Fünfzehnten – welches von diesen beiden gibt einen vorzüglicheren und erhabeneren
Glanz ab?“ – „Der Vollmond um Mitternacht am Uposatha-Tag am
Fünfzehnten, ehrwürdiger Herr.“

17. „Was meinst du, Udàyin? Der Vollmond um Mitternacht am Uposatha-
Tag am Fünfzehnten oder die volle Sonnenscheibe, mittags an einem klaren wolkenlosen
Himmel im Herbst, im letzten Monat der Regenzeit – welches von
diesen beiden gibt einen vorzüglicheren und erhabeneren Glanz ab?“ – „Die volle
Sonnenscheibe, mittags an einem klaren wolkenlosen Himmel im Herbst, im
letzten Monat der Regenzeit, ehrwürdiger Herr.“

18. „Darüber hinaus, Udàyin, weiß ich von sehr vielen Göttern mit (deren
Glanz) sich der Schein von Sonne und Mond nicht messen kann, und dennoch
sage ich nicht, daß es keinen anderen Glanz gibt, der höher oder erhabener als
jener Glanz ist. Aber du, Udàyin, sagst von jenem Glanz, der niedriger und gewöhnlicher
als der eines Glühwürmchens ist: ,Dies ist der vollkommene Glanz‘,
und doch zeigst du nicht auf, was jener Glanz ist.“

19. „Der Erhabene hat die Diskussion zu Ende gebracht; der Vollendete hat
die Diskussion zu Ende gebracht.“
„Aber, Udàyin, warum sagst du das?“
„Ehrwürdiger Herr, es wird in der Lehre unseres eigenen Lehrers gelehrt: ,Dies
ist der vollkommene Glanz, dies ist der vollkommene Glanz.‘ Aber wenn wir
unter Druck geraten und vom Erhabenen über die Lehre unseres eigenen Lehrers
befragt und in Kreuzverhör genommen werden, werden wir für leer, hohl und
irrig befunden.“

20. „Wie ist das, Udàyin, gibt es eine vollständig angenehme Welt? Gibt es
einen ausübbaren Weg, um eine vollständig angenehme Welt zu verwirklichen?“
„Ehrwürdiger Herr, es wird in der Lehre unseres eigenen Lehrers gelehrt: ,Es
gibt eine vollständig angenehme Welt; es gibt einen ausübbaren Weg, um eine
vollständig angenehme Welt zu verwirklichen.‘“

21. „Aber, Udàyin, was ist jener ausübbare Weg, um eine vollständig angenehme
Welt zu verwirklichen?“
„Ehrwürdiger Herr, da enthält sich jemand davon, Lebewesen zu töten, indem
er es aufgibt, Lebewesen zu töten; er enthält sich davon, das zu nehmen, was ihm
nicht gegeben wurde, indem er es aufgibt zu nehmen, was nicht gegeben wurde;
er enthält sich von Fehlverhalten bei Sinnesvergnügen, indem er Fehlverhalten
bei Sinnesvergnügen aufgibt; er enthält sich falscher Rede, indem er falsche Rede
aufgibt; und ansonsten nimmt er eine bestimmte Form der Askese auf sich und
übt sich darin. Dies ist der ausübbare Weg, um eine vollständig angenehme Welt
zu verwirklichen.“

22. „Was meinst du, Udàyin? Wenn er bei einer bestimmten Gelegenheit das
Töten von Lebewesen aufgibt und sich davon enthält, Lebewesen zu töten, empfindet
sein Selbst dann nur Glück oder sowohl Glück als auch Schmerz?“
„Sowohl Glück als auch Schmerz, ehrwürdiger Herr.“
„Was meinst du, Udàyin? Wenn er bei einer bestimmten Gelegenheit aufgibt,
zu nehmen, was ihm nicht gegeben wurde und sich davon enthält, zu nehmen,
was ihm nicht gegeben wurde, empfindet sein Selbst dann nur Glück oder sowohl
Glück als auch Schmerz?“
„Sowohl Glück als auch Schmerz, ehrwürdiger Herr.“
„Was meinst du, Udàyin? Wenn er bei einer bestimmten Gelegenheit das Fehlverhalten
bei Sinnesvergnügen aufgibt und sich des Fehlverhaltens bei Sinnesvergnügen
enthält, empfindet sein Selbst dann nur Glück oder sowohl Glück als
auch Schmerz?“
„Sowohl Glück als auch Schmerz, ehrwürdiger Herr.“
„Was meinst du, Udàyin? Wenn er bei einer bestimmten Gelegenheit falsche
Rede aufgibt und sich falscher Rede enthält, empfindet sein Selbst dann nur Glück
oder sowohl Glück als auch Schmerz?“
„Sowohl Glück als auch Schmerz, ehrwürdiger Herr.“
„Was meinst du, Udàyin? Wenn er bei einer bestimmten Gelegenheit eine bestimmte
Form der Askese auf sich nimmt und sich darin übt, empfindet sein
Selbst dann nur Glück oder sowohl Glück als auch Schmerz?“
„Sowohl Glück als auch Schmerz, ehrwürdiger Herr.“
„Was meinst du, Udàyin? Kommt die Verwirklichung einer vollständig angenehmen
Welt zustande, indem man einem Weg folgt, der aus einer Mischung von
Glück und Schmerz besteht?“

23. „Der Erhabene hat die Diskussion zu Ende gebracht; der Vollendete hat
die Diskussion zu Ende gebracht.“
„Aber, Udàyin, warum sagst du das?“
„Ehrwürdiger Herr, es wird in der Lehre unseres eigenen Lehrers gelehrt: ,Es
gibt eine vollständig angenehme Welt; es gibt einen ausübbaren Weg, um eine
vollständig angenehme Welt zu verwirklichen.‘ Aber wenn wir unter Druck geraten
und vom Erhabenen über die Lehre unseres eigenen Lehrers befragt und in
Kreuzverhör genommen werden, werden wir für leer, hohl und irrig befunden.
Aber wie verhält es sich damit, ehrwürdiger Herr, gibt es eine vollständig angenehme
Welt? Gibt es einen ausübbaren Weg, um eine vollständig angenehme
Welt zu verwirklichen.“

24. „Es gibt eine vollständig angenehme Welt, Udàyin; es gibt einen ausübbaren
Weg, um eine vollständig angenehme Welt zu verwirklichen.“
„Ehrwürdiger Herr, was ist jener ausübbare Weg, um eine vollständig angenehme
Welt zu verwirklichen?“

25. „Udàyin, da tritt ein Bhikkhu ganz abgeschieden von Sinnesvergnügen,
abgeschieden von unheilsamen Geisteszuständen, in die erste Vertiefung ein, die
von anfänglicher und anhaltender Hinwendung des Geistes begleitet ist, und verweilt
darin, mit Verzückung und Glückseligkeit, die aus der Abgeschiedenheit
entstanden sind. Mit der Stillung der anfänglichen und anhaltenden Hinwendung
des Geistes (zum Meditationsobjekt) tritt er in die zweite Vertiefung ein, die
innere Beruhigung und Einheit des Herzens enthält, ohne anfängliche und anhaltende
Hinwendung des Geistes, und verweilt darin, mit Verzückung und Glückseligkeit,
die aus der Konzentration entstanden sind. Mit dem Verblassen der
Verzückung, in Gleichmut verweilend, achtsam und wissensklar, voll körperlich
erlebter Glückseligkeit, tritt er in die dritte Vertiefung ein, von der die Edlen
sagen: ,Glückselig verweilt derjenige, der voll Gleichmut und Achtsamkeit ist‘,
und verweilt darin. Dies ist der ausübbare Weg, um eine vollständig angenehme
Welt zu verwirklichen.“
„Ehrwürdiger Herr, das ist nicht der ausübbare Weg, um eine vollständig angenehme
Welt zu verwirklichen; an jener Stelle ist eine vollständig angenehme
Welt bereits verwirklicht worden.“
„Udàyin, an jenem Punkt ist eine vollständig angenehme Welt noch nicht verwirklicht
worden; das ist nur der ausübbare Weg, um eine vollständig angenehme
Welt zu verwirklichen.“

26. Nach diesen Worten veranstaltete die Versammlung des Wanderasketen
Sakuludàyin einen Aufruhr, indem sie ein Geschrei anstimmten: „Wir sind verloren,
zusammen mit den Lehren unserer eigenen Lehrer! Wir sind verloren, zusammen
mit den Lehren unserer eigenen Lehrer! Wir kennen nichts höheres als
das 1)!“
Dann brachte der Wanderasket Sakuludàyin jene Wanderasketen zum Schweigen
und fragte den Erhabenen:

27. „Ehrwürdiger Herr, an welcher Stelle ist eine vollständig angenehme Welt
verwirklicht worden?“
„Mit dem Überwinden von Glück und Schmerz und dem schon früheren Verschwinden
von Freude und Trauer, tritt da ein Bhikkhu in die vierte Vertiefung
ein, die aufgrund von Gleichmut Weder-Schmerzhaftes-noch-Angenehmes und
Reinheit der Achtsamkeit in sich hat, und verweilt darin. Er verweilt mit jenen
Göttern, die in einer vollständig angenehmen Welt erschienen sind, und er spricht
mit ihnen und tritt mit ihnen ins Gespräch. An jener Stelle ist eine vollständig
angenehme Welt verwirklicht worden.“

28. „Ehrwürdiger Herr, es geschieht sicherlich um der Verwirklichung jener
vollständig angenehmen Welt willen, daß Bhikkhus das heilige Leben unter dem
Erhabenen führen.“
„Es geschieht nicht um der Verwirklichung jener vollständig angenehmen Welt
willen, daß Bhikkhus das heilige Leben unter mir führen. Es gibt andere Zustände,
Udàyin, höhere und erhabenere als das, und es geschieht um deren Verwirklichung
willen, daß Bhikkhus das heilige Leben unter mir führen.“
„Was sind jene höheren und erhabeneren Zustände, ehrwürdiger Herr, um deren
Verwirklichung willen Bhikkhus das heilige Leben unter dem Erhabenen
führen?“

29. „Udàyin, da erscheint ein Tathàgata in der Welt, ein Verwirklichter, ein
vollständig Erleuchteter, vollkommen im wahren Wissen und erhaben im Verhalten,
vollendet, Kenner der Welten, unvergleichlicher Meister bezähmbarer
Menschen, Lehrer himmlischer und menschlicher Wesen, ein Erwachter, ein Erhabener.
Er erläutert diese Welt mit ihren Màras und Brahmàs, er erläutert diese
Generation mit ihren Mönchen und Brahmanen, ihren Prinzen und dem Volk,
was er mit höherer Geisteskraft selbst verwirklicht hat. Er lehrt das Dhamma,
das gut am Anfang, gut in der Mitte und gut am Ende ist, mit der richtigen Bedeutung
und der richtigen Ausdrucksweise, er enthüllt ein heiliges Leben, das
äußerst vollkommen und rein ist.“

30. „Ein Haushälter oder Sohn eines Haushälters oder jemand, der in einer
anderen Familie geboren wird, hört jenes Dhamma. Wenn er das Dhamma hört,
erlangt er Vertrauen in den Tathàgata. Im Besitz jenes Vertrauens erwägt er: ,Das
Leben eines Haushälters ist eng und staubig; das Leben in der Hauslosigkeit ist
weit und offen. Während man zu Hause wohnt, ist es nicht leicht, das heilige
Leben zu führen, das zutiefst vollkommen und rein ist, wie eine polierte Muschel.
Angenommen, ich rasiere mir das Kopfhaar und den Bart ab, ziehe die
gelbe Robe an und ziehe vom Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit.‘ Bei
späterer Gelegenheit rasiert er sich das Kopfhaar und den Bart ab, zieht die gelbe
Robe an und zieht vom Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit, wobei er ein
kleines oder großes Vermögen, einen kleinen oder großen Verwandtenkreis aufgibt.“

31. „Nachdem er so in die Hauslosigkeit gezogen ist und die Übung und Lebensweise
der Bhikkhus auf sich genommen hat, enthält er sich davon, Lebewesen
zu töten, indem er es aufgegeben hat, Lebewesen zu töten; Stock und Waffen
beiseite gelegt, sanft und freundlich, lebt er voll Mitgefühl für alle Lebewesen.
Er enthält sich davon, das zu nehmen, was ihm nicht gegeben wurde, indem er es
aufgegeben hat zu nehmen, was nicht gegeben wurde; indem er nur nimmt, was
gegeben wurde, nur erwartet, was gegeben wurde, indem er nicht stiehlt, weilt er
in Reinheit. Indem er die Unkeuschheit aufgegeben hat, lebt er in Keuschheit,
lebt er losgelöst von der gewöhnlichen Praxis des Geschlechtsverkehrs und er
enthält sich davon.“
„Er enthält sich davon, die Unwahrheit zu sagen, indem er es aufgegeben hat,
die Unwahrheit zu sagen; er spricht die Wahrheit, hält sich an die Wahrheit, ist
vertrauenswürdig und verläßlich, er ist einer, der die Welt nicht täuscht. Er enthält
sich davon, gehässig zu sprechen, indem er es aufgegeben hat, gehässig zu
sprechen; er verbreitet nicht woanders, was er hier gehört hat, um jene Menschen
von den Menschen hier zu entzweien, auch verbreitet er nicht hier, was er woanders
gehört hat, um diese Menschen von jenen Menschen dort zu entzweien;
somit ist er einer, der diejenigen vereint, die vorher entzweit waren, einer, der
Freundschaft fördert, Eintracht genießt, sich über Eintracht freut, an Eintracht
Entzücken findet, jemand, der Worte äußert, die Eintracht säen. Er enthält sich
des Gebrauchs grober Worte, indem er den Gebrauch grober Worte aufgegeben
hat; er äußert Worte, die sanft, gefällig und liebenswert sind, die zu Herzen gehen,
höflich sind, nach denen es viele verlangt, die vielen angenehm sind. Er
enthält sich der Schwatzhaftigkeit, indem er die Schwatzhaftigkeit aufgegeben
hat; er redet zur rechten Zeit, sagt, was den Tatsachen entspricht, redet über das,
was gut ist, spricht über das Dhamma und die Disziplin; zur rechten Zeit sagt er
Worte, die wert sind, festgehalten zu werden, vernünftig, gemäßigt und heilsam.“
„Er enthält sich davon, Saatgut und Pflanzen zu beschädigen. Er übt sich darin,
nur zu einer Tageszeit zu essen, indem er sich davon enthält, nachts und außerhalb
der angemessenen Zeit zu essen. Er enthält sich des Tanzens, Singens,
Musizierens und des Besuchs von Theateraufführungen. Er enthält sich davon,
Schmuck zu tragen, sich mit Parfüm herauszuputzen und sich mit Kosmetik zu
verschönern. Er enthält sich hoher und breiter Betten. Er enthält sich davon, Gold
und Silber anzunehmen. Er enthält sich davon, ungekochtes Getreide anzunehmen.
Er enthält sich davon, rohes Fleisch anzunehmen. Er enthält sich davon,
Frauen und Mädchen anzunehmen. Er enthält sich davon, Sklaven und Sklavinnen
anzunehmen. Er enthält sich davon, Ziegen und Schafe anzunehmen. Er enthält
sich davon, Geflügel und Schweine anzunehmen. Er enthält sich davon,
Elefanten, Rinder, Pferde und Stuten anzunehmen. Er enthält sich davon, Felder
und Ländereien anzunehmen.Er enthält sich davon, Botengänge zu verrichten
und Botschaften zu übermitteln. Er enthält sich des Kaufens und Verkaufens. Er
enthält sich davon, falsche Gewichte, falsche Metalle und falsche Maße zu verwenden.
Er enthält sich des Schwindelns, Täuschens, Betrügens und der Hinterlist.
Er enthält sich der Körperverletzung, des Mordens, Fesselns, der Wegelagerei,
des Plünderns und der Gewalt.“

32. „Er begnügt sich mit Roben, um seinen Körper zu schützen, und mit
Almosenspeise, um seinen Magen zu füllen, und wohin er auch geht, nimmt er
nur diese mit. Gerade so wie ein Vogel, der, wohin er auch fliegt, nur mit seinen
Flügeln als Gepäck fliegt, so begnügt sich auch der Bhikkhu mit Roben, um
seinen Körper zu schützen, und mit Almosenspeise, um seinen Magen zu füllen,
und wohin er auch geht, nimmt er nur diese mit. Weil er diese Ansammlung edler
Sittlichkeit besitzt, erlebt er in sich eine Glückseligkeit, die ohne Tadel ist.“

33. „Wenn er mit dem Auge eine Form sieht, klammert er sich nicht an ihre
Zeichen und ihr Erscheinungsbild. Da üble, unheilsame Geisteszustände der Gier
und der Trauer in ihn eindringen könnten, wenn er den Sehsinn unkontrolliert
ließe, übt er sich in dessen Kontrolle, er beschützt den Sehsinn, er beschäftigt
sich mit der Kontrolle des Sehsinns. Wenn er mit dem Ohr einen Klang hört,
klammert er sich nicht an seine Zeichen und sein Erscheinungsbild. Da üble,
unheilsame Geisteszustände der Gier und der Trauer in ihn eindringen könnten,
wenn er den Hörsinn unkontrolliert ließe, übt er sich in dessen Kontrolle, er
beschützt den Hörsinn, er beschäftigt sich mit der Kontrolle des Hörsinns. Wenn
er mit der Nase einen Geruch riecht, klammert er sich nicht an seine Zeichen und
sein Erscheinungsbild. Da üble, unheilsame Geisteszustände der Gier und der
Trauer in ihn eindringen könnten, wenn er den Geruchsinn unkontrolliert ließe,
übt er sich in dessen Kontrolle, er beschützt den Geruchsinn, er beschäftigt sich
mit der Kontrolle des Geruchsinns. Wenn er mit der Zunge einen Geschmack
schmeckt, klammert er sich nicht an seine Zeichen und sein Erscheinungsbild.
Da üble, unheilsame Geisteszustände der Gier und der Trauer in ihn eindringen
könnten, wenn er den Geschmacksinn unkontrolliert ließe, übt er sich in dessen
Kontrolle, er beschützt den Geschmacksinn, er beschäftigt sich mit der Kontrolle
des Geschmacksinns. Wenn er mit dem Körper ein Berührungsobjekt fühlt,
klammert er sich nicht an seine Zeichen und sein Erscheinungsbild. Da üble,
unheilsame Geisteszustände der Gier und der Trauer in ihn eindringen könnten,
wenn er den Berührungssinn unkontrolliert ließe, übt er sich in dessen Kontrolle,
er beschützt den Berührungssinn, er beschäftigt sich mit der Kontrolle des
Berührungssinns. Wenn er mit dem Geist ein Geistesobjekt erfährt, klammert er
sich nicht an seine Zeichen und sein Erscheinungsbild. Da üble, unheilsame Geisteszustände
der Gier und der Trauer in ihn eindringen könnten, wenn er den
Geistsinn unkontrolliert ließe, übt er sich in dessen Kontrolle, er beschützt den
Geistsinn, er beschäftigt sich mit der Kontrolle des Geistsinns. Weil er diese edle
Sinneskontrolle besitzt, erlebt er in sich eine Glückseligkeit, die unbesudelt ist.“

34. „Er wird einer, der wissensklar handelt beim Hingehen und Zurückgehen;
der wissensklar handelt beim Hinschauen und Wegschauen; der wissensklar handelt
beim Beugen und Strecken der Glieder; der wissensklar handelt beim Tragen
der Robe und beim Umhertragen der äußeren Robe und der Schale; der
wissensklar handelt beim Essen, Trinken, Kauen und Schmecken; der wissensklar
handelt beim Entleeren von Kot und Urin; der wissensklar handelt beim
Gehen, Stehen, Sitzen, Einschlafen, Aufwachen, beim Reden und Schweigen.“

35. „Weil er diese Ansammlung edler Sittlichkeit, diese edle Sinneskontrolle
und diese edle Achtsamkeit und Wissensklarheit besitzt, zieht er sich an eine
abgeschiedene Lagerstätte zurück: in einen Wald, an den Fuß eines Baumes, auf
einen Berg, in eine Schlucht, in eine Berghöhle, an eine Leichenstätte, in ein
Dschungeldickicht, auf ein freies Feld, auf einen Strohhaufen.“

36. „Nach der Rückkehr von seiner Almosenrunde, nach seiner Mahlzeit, setzt
er sich mit gekreuzten Beinen und gerade aufgerichtetem Oberkörper hin und
hält die Achtsamkeit vor sich gegenwärtig. Indem er die Habgier nach weltlichen
Dingen überwindet, verweilt er mit einem Herzen, das frei ist von Habgier;
er läutert seinen Geist von Habgier. Indem er Übelwollen und Haß überwindet,
verweilt er mit einem Geist, der frei ist von Übelwollen, der Mitgefühl empfindet
für das Wohlergehen aller Lebewesen; er läutert seinen Geist von Übelwollen
und Haß. Indem er Trägheit und Mattheit überwindet, verweilt er frei von
Trägheit und Mattheit, lichten Geistes, achtsam und wissensklar; er läutert seinen
Geist von Trägheit und Mattheit. Indem er Rastlosigkeit und Gewissensunruhe
überwindet, verweilt er ausgeglichen, mit einem Geist, der inneren Frieden
hat; er läutert seinen Geist von Rastlosigkeit und Gewissensunruhe. Indem er
den Zweifel überwindet, verweilt er dem Zweifel entronnen, ohne Unsicherheit
in Bezug auf heilsame Geisteszustände; er läutert seinen Geist vom Zweifel.“

37. „Nachdem er diese fünf Hindernisse, diese Unvollkommenheiten des Herzens,
die die Weisheit schwächen, überwunden hat, tritt ein Bhikkhu ganz abgeschieden
von Sinnesvergnügen, abgeschieden von unheilsamen Geisteszuständen,
in die erste Vertiefung ein, die von anfänglicher und anhaltender Hinwendung
des Geistes begleitet ist, und verweilt darin, mit Verzückung und Glückseligkeit,
die aus der Abgeschiedenheit entstanden sind. Dies, Udàyin, ist ein höherer und
erhabenerer Zustand, um dessen Verwirklichung willen Bhikkhus das heilige
Leben unter mir führen.“

38. „Wiederum, mit der Stillung der anfänglichen und anhaltenden Hinwendung
des Geistes (zum Meditationsobjekt) tritt er in die zweite Vertiefung ein,
die innere Beruhigung und Einheit des Herzens enthält, ohne anfängliche und
anhaltende Hinwendung des Geistes, und verweilt darin, mit Verzückung und
Glückseligkeit, die aus der Konzentration entstanden sind. Auch dies, Udàyin,
ist ein höherer und erhabenerer Zustand, um dessen Verwirklichung willen
Bhikkhus das heilige Leben unter mir führen.“

39. „Wiederum, mit dem Verblassen der Verzückung, in Gleichmut verweilend,
achtsam und wissensklar, voll körperlich erlebter Glückseligkeit, tritt er in
die dritte Vertiefung ein, von der die Edlen sagen: ,Glückselig verweilt derjenige,
der voll Gleichmut und Achtsamkeit ist‘, und verweilt darin. Auch dies, Udàyin,
ist ein höherer und erhabenerer Zustand, um dessen Verwirklichung willen
Bhikkhus das heilige Leben unter mir führen.“

40. „Mit dem Überwinden von Glück und Schmerz und dem schon früheren
Verschwinden von Freude und Trauer, tritt er in die vierte Vertiefung ein, die
aufgrund von Gleichmut Weder-Schmerzhaftes-noch-Angenehmes und Reinheit
der Achtsamkeit in sich hat, und verweilt darin. Auch dies, Udàyin, ist ein höherer
und erhabenerer Zustand, um dessen Verwirklichung willen Bhikkhus das
heilige Leben unter mir führen.“

41. „Wenn sein konzentrierter Geist auf solche Weise geläutert, klar, makellos,
der Unvollkommenheit ledig, gefügig, nutzbar, stetig und unerschütterlich
ist, richtet er ihn auf das Wissen von der Erinnerung an frühere Leben. Er erinnert
sich an viele frühere Leben, das heißt, an eine Geburt, zwei Geburten, drei
Geburten, vier Geburten, fünf Geburten, zehn Geburten, zwanzig Geburten, dreißig
Geburten, vierzig Geburten, fünfzig Geburten, hundert Geburten, tausend
Geburten, hunderttausend Geburten, viele Äonen, in denen sich das Weltall zusammenzog,
viele Äonen, in denen sich das Weltall ausdehnte, viele Äonen, in
denen sich das Weltall zusammenzog und ausdehnte: ,Dort wurde ich soundso
genannt, war von solcher Familie, mit solcher Erscheinung, solcherart war meine
Nahrung, so mein Erleben von Glück und Schmerz, so meine Lebensspanne;
und nachdem ich von dort verschieden war, erschien ich woanders wieder; auch
dort wurde ich soundso genannt, war von solcher Familie, mit solcher Erscheinung,
war meine Nahrung solcherart, so mein Erleben von Glück und Schmerz,
so meine Lebensspanne; und nachdem ich von dort verschieden war, erschien
ich hier wieder.‘ So erinnert er sich an viele frühere Leben mit ihren Aspekten
und Besonderheiten. Auch dies, Udàyin, ist ein höherer und erhabenerer Zustand,
um dessen Verwirklichung willen Bhikkhus das heilige Leben unter mir führen.“

42. „Wenn sein konzentrierter Geist auf solche Weise geläutert, klar, makellos,
der Unvollkommenheit ledig, gefügig, nutzbar, stetig und unerschütterlich
ist, richtet er ihn auf das Wissen vom Sterben und Wiedererscheinen der Wesen.
Er sieht mit dem Himmlischen Auge, das geläutert und dem menschlichen überlegen
ist, die Wesen sterben und wiedererscheinen, niedrige und hohe, schöne
und häßliche, in Glück und Elend. Er versteht, wie die Wesen ihren Handlungen
gemäß weiterwandern: ,Diese geschätzten Wesen, die sich mit Körper, Sprache
und Geist übel benommen haben, die die Edlen geschmäht haben, die falsche
Ansichten hatten und diesen in ihren Taten Ausdruck verliehen, sind bei der Auflösung
des Körpers, nach dem Tode in Umständen, die von Entbehrungen geprägt
sind, wiedererschienen, an einem unglücklichen Bestimmungsort, in
Verderbnis, ja sogar in der Hölle; aber jene geschätzten Wesen, die sich mit Körper,
Sprache und Geist wohl benommen haben, die die Edlen nicht geschmäht
haben, die richtige Ansichten hatten und diesen in ihren Taten Ausdruck verliehen,
sind bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode an einem glücklichen
Bestimmungsort wiedererschienen, ja sogar in der himmlischen Welt.‘ So sieht
er mit dem Himmlischen Auge, das geläutert und dem menschlichen überlegen
ist, die Wesen sterben und wiedererscheinen, niedrige und hohe, schöne und häßliche,
in Glück und Elend, und er versteht, wie die Wesen ihren Handlungen
gemäß weiterwandern. Auch dies, Udàyin, ist ein höherer und erhabenerer Zustand,
um dessen Verwirklichung willen Bhikkhus das heilige Leben unter mir
führen.“

43. „Wenn sein konzentrierter Geist auf solche Weise geläutert, klar, makellos,
der Unvollkommenheit ledig, gefügig, nutzbar, stetig und unerschütterlich
ist, richtet er ihn auf das Wissen von der Vernichtung der Triebe. Er versteht der
Wirklichkeit entsprechend: ,Dies ist Dukkha.‘ Er versteht der Wirklichkeit entsprechend:
,Dies ist der Ursprung von Dukkha.‘ Er versteht der Wirklichkeit
entsprechend: ,Dies ist das Aufhören von Dukkha.‘ Er versteht der Wirklichkeit
entsprechend: ,Dies ist der Weg, der zum Aufhören von Dukkha führt.‘ Er versteht
der Wirklichkeit entsprechend: ,Dies sind die Triebe.‘ Er versteht der Wirklichkeit
entsprechend: ,Dies ist der Ursprung der Triebe.‘ Er versteht der
Wirklichkeit entsprechend: ,Dies ist das Aufhören der Triebe.‘ Er versteht der
Wirklichkeit entsprechend: ,Dies ist der Weg, der zum Aufhören der Triebe führt.‘“

44. „Wenn er so weiß und sieht, ist sein Geist vom Sinnestrieb befreit, vom
Werdenstrieb und vom Unwissenheitstrieb. Wenn er so befreit ist, kommt das
Wissen: ,Er ist befreit.‘ Er versteht: ,Geburt ist zu Ende gebracht, das heilige
Leben ist gelebt, es ist getan, was getan werden mußte, darüber hinaus gibt es
nichts mehr.‘ Auch dies, Udàyin, ist ein höherer und erhabenerer Zustand, um
dessen Verwirklichung willen Bhikkhus das heilige Leben unter mir führen.“
„Dies, Udàyin, sind jene höheren und erhabeneren Zustände, um deren Verwirklichung
willen Bhikkhus das heilige Leben unter mir führen.“

45. Nach diesen Worten sagte der Wanderasket Sakuludàyin zum Erhabenen:
„Großartig, ehrwürdiger Herr! Großartig, ehrwürdiger Herr! Das Dhamma ist
vom Erhabenen auf vielfältige Weise klar gemacht worden, so als ob er Umgestürztes
aufgerichtet, Verborgenes enthüllt, einem Verirrten den Weg gezeigt oder
in der Dunkelheit eine Lampe gehalten hätte, damit die Sehenden die Dinge erkennen
können. Ich nehme Zuflucht zum Erhabenen und zum Dhamma und zur
Sangha der Bhikkhus. Ich würde gerne unter dem Erhabenen in die Hauslosigkeit
ziehen, ich würde gerne die Ordination erhalten.“

46. Nach diesen Worten richtete sich die Versammlung des Wanderasketen
Sakuludàyin so an ihn: „Führe nicht das heilige Leben unter dem Mönch Gotama,
Meister Udàyin. Nachdem du bereits ein Lehrer geworden bist, Meister Udàyin,
lebe nicht als Schüler. Wenn Meister Udàyin so etwas tun würde, wäre das wie
ein Wasserfaß, das zum Becher wird. Führe nicht das heilige Leben unter dem
Mönch Gotama, Meister Udàyin. Nachdem du bereits ein Lehrer geworden bist,
Meister Udàyin, lebe nicht als Schüler.“
Auf diese Weise wurde der Wanderasket Sakuludàyin daran gehindert, das
heilige Leben unter dem Erhabenen zu führen 2).

Anmerkungen:
1) MA: In der Vergangenheit erlangten die Angehörigen dieser Sekte mittels
Kasiõameditation die dritte Vertiefung und wurden im Himmelsbereich der Leuchtenden
Herrlichkeit wiedergeboren, Mit der Zeit ging diese Praxis verloren und
die Wanderasketen lernten diese Himmelswelt nur vom Hörensagen kennen, und
betrachteten irrigerweise das Befolgen der genannten fünf Sittenregeln als Weg
dorthin. Sie kannten nichts höheres als die dritte Vertiefung.
2) MA sagt, daß er zur Zeit von Buddha Kassapa einen anderen Mönch überredet
hatte zu entroben, und dies war nun die kammische Frucht davon. Aber die beiden
langen Lehrreden des Buddha sollten ihre Wirkung später zeigen: zur Zeit
von Kaiser Asokha erlangte er als Bhikkhu Assagutta Arahantschaft.