MN82 – Über Ratthapàla

Majjhima Nikàya 82

 

Über Ratthapàla (Ratthapàla Sutta)

1. So habe ich gehört. Einmal wanderte der Erhabene im Lande Kuru umher,
zusammen mit einer großen Sangha von Bhikkhus, und schließlich gelangte er
bei einer Kuru-Stadt namens Thullakoññhita an.

2. Die brahmanischen Haushälter aus Thullakoññhita hörten: „Der Mönch
Gotama, der Sohn der Sakyer, der einen Sakyer-Klan verließ, um in die
Hauslosigkeit zu ziehen, hat das Land Kosala durchwandert, zusammen mit einer
großen Gruppe von Bhikkhus, und ist nach Thullakoññhita gekommen. Nun
eilt Meister Gotama ein guter Ruf voraus, der folgendes besagt: ,Jener Erhabene
ist ein Verwirklichter, ein vollständig Erleuchteter, vollkommen im wahren Wissen
und erhaben im Verhalten, vollendet, Kenner der Welten, unvergleichlicher
Meister bezähmbarer Menschen, Lehrer himmlischer und menschlicher Wesen,
ein Erwachter, ein Erhabener. Er erläutert diese Welt mit ihren Màras und Brahmàs,
er erläutert diese Generation mit ihren Mönchen und Brahmanen, ihren Prinzen
und dem Volk, was er mit höherer Geisteskraft selbst verwirklicht hat. Er lehrt
das Dhamma, das gut am Anfang, gut in der Mitte und gut am Ende ist, mit der
richtigen Bedeutung und der richtigen Ausdrucksweise, er enthüllt ein heiliges
Leben, das äußerst vollkommen und rein ist.‘ Es ist gut, solche Arahants aufzusuchen.“

3. Darauf gingen die brahmanischen Haushälter aus Thullakoññhita zum Erhabenen.
Einige huldigten dem Erhabenen und setzten sich seitlich nieder; einige
tauschten Grußformeln mit ihm aus und setzten sich nach diesen höflichen und
freundlichen Worten seitlich nieder; einige grüßten den Erhabenen ehrerbietig
mit zusammengelegten Händen und setzten sich seitlich nieder; einige nannten
ihren Namen und Klan in der Gegenwart des Erhabenen und setzten sich seitlich
nieder; einige schwiegen und setzten sich seitlich nieder. Als sie Platz genommen
hatten, unterrichtete sie der Erhabene, er forderte sie auf, rüttelte sie auf und
ermunterte sie mit einem Vortrag über das Dhamma.

4. Bei jener Gelegenheit, saß ein Mann aus guter Familie namens Raññhapàla,
der Sohn der führenden Familie in eben diesem Thullakoññhita, in der Versammlung.
Da kam ihm der Gedanke: „So wie ich das Dhamma, das vom Erhabenen
gelehrt wird, verstehe, ist es nicht leicht, das heilige Leben zu führen, das äußerst
vollkommen und rein wie eine polierte Muschel ist, solange man zu Hause wohnt.
Angenommen, ich rasiere mir Kopfhaar und Bart ab, ziehe die gelbe Robe an
und ziehe vom Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit.“

5. Dann, nachdem die brahmanischen Haushälter aus Thullakoññhita vom
Erhabenen mit einem Vortrag über das Dhamma unterrichtet, aufgefordert, aufgerüttelt
und ermuntert worden waren, waren sie entzückt und erfreut über seine
Worte. Dann erhoben sie sich von ihren Sitzen, und nachdem sie ihm gehuldigt
hatten, nahmen sie Abschied, wobei sie ihm die rechte Seite zuwandten.

6. Kurz nachdem sie gegangen waren, ging Raññhapàla, der Mann aus guter
Familie zum Erhabenen, und nachdem er ihm gehuldigt hatte, setzte er sich seitlich
nieder und sagte zum Erhabenen: „Ehrwürdiger Herr, so wie ich das Dhamma,
das vom Erhabenen gelehrt wird, verstehe, ist es nicht leicht, das heilige Leben
zu führen, das äußerst vollkommen und rein wie eine polierte Muschel ist, solange
man zu Hause wohnt. Ehrwürdiger Herr, ich möchte mir Kopfhaar und Bart
abrasieren, die gelbe Robe anziehen und vom Leben zu Hause fort in die
Hauslosigkeit ziehen. Ich würde gerne die Erlaubnis, in die Hauslosigkeit zu
ziehen, erhalten, ich würde gerne die Ordination erhalten.“
„Hast du die Erlaubnis von deinen Eltern erhalten, Raññhapàla, vom Leben zu
Hause fort in die Hauslosigkeit zu ziehen?“
„Nein, ehrwürdiger Herr, ich habe die Erlaubnis von meinen Eltern nicht erhalten.“
„Raññhapàla, Tathàgatas geben niemandem die Erlaubnis, in die Hauslosigkeit
zu ziehen, der die Erlaubnis seiner Eltern nicht erhalten hat.“
„Ehrwürdiger Herr, ich werde mich darum kümmern, daß meine Eltern mir
die Erlaubnis geben, vom Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit zu ziehen.“

7. Dann erhob sich Raññhapàla, der Mann aus guter Familie von seinem Sitz,
und nachdem er dem Erhabenen gehuldigt hatte, nahm er Abschied, wobei er
ihm die rechte Seite zuwandte. Er ging zu seinen Eltern und sagte zu ihnen:
„Mutter und Vater, so wie ich das Dhamma, das vom Erhabenen gelehrt wird,
verstehe, ist es nicht leicht, das heilige Leben zu führen, das äußerst vollkommen
und rein wie eine polierte Muschel ist, solange man zu Hause wohnt. Ich möchte
mir Kopfhaar und Bart abrasieren, die gelbe Robe anziehen und vom Leben zu
Hause fort in die Hauslosigkeit ziehen. Gebt mir die Erlaubnis, vom Leben zu
Hause fort in die Hauslosigkeit zu ziehen.“
Nach diesen Worten erwiderten seine Eltern: „Lieber Raññhapàla, du bist unser
einziger, geliebter Sohn, der uns am Herzen liegt. Du bist in Glück aufgewachsen,
in Glück großgezogen worden; du weißt nichts vom Leiden, lieber
Raññhapàla. Selbst im Falle deines Todes würden wir dich nur ungern verlieren,
also wie könnten wir dir unsere Erlaubnis, vom Leben zu Hause fort in die
Hauslosigkeit zu ziehen, geben, solange du noch am Leben bist?“
Ein zweites Mal sagte Raññhapàla, der Mann aus guter Familie zu seinen Eltern:
„Mutter und Vater, so wie ich das Dhamma, das vom Erhabenen gelehrt
wird, verstehe, ist es nicht leicht, das heilige Leben zu führen, das äußerst vollkommen
und rein wie eine polierte Muschel ist, solange man zu Hause wohnt.
Ich möchte mir Kopfhaar und Bart abrasieren, die gelbe Robe anziehen und vom
Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit ziehen. Gebt mir die Erlaubnis, vom
Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit zu ziehen.“
Ein zweites Mal erwiderten seine Eltern: „Lieber Raññhapàla, du bist unser
einziger, geliebter Sohn, der uns am Herzen liegt. Du bist in Glück aufgewachsen,
in Glück großgezogen worden; du weißt nichts vom Leiden, lieber Raññhapàla.
Selbst im Falle deines Todes würden wir dich nur ungern verlieren, also wie
könnten wir dir unsere Erlaubnis, vom Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit
zu ziehen, geben, solange du noch am Leben bist?“
Ein drittes Mal sagte Raññhapàla, der Mann aus guter Familie zu seinen Eltern:
„Mutter und Vater, so wie ich das Dhamma, das vom Erhabenen gelehrt wird,
verstehe, ist es nicht leicht, das heilige Leben zu führen, das äußerst vollkommen
und rein wie eine polierte Muschel ist, solange man zu Hause wohnt. Ich möchte
mir Kopfhaar und Bart abrasieren, die gelbe Robe anziehen und vom Leben zu
Hause fort in die Hauslosigkeit ziehen. Gebt mir die Erlaubnis, vom Leben zu
Hause fort in die Hauslosigkeit zu ziehen.“
Ein drittes Mal erwiderten seine Eltern: „Lieber Raññhapàla, du bist unser einziger,
geliebter Sohn, der uns am Herzen liegt. Du bist in Glück aufgewachsen,
in Glück großgezogen worden; du weißt nichts vom Leiden, lieber Raññhapàla.
Selbst im Falle deines Todes würden wir dich nur ungern verlieren, also wie
könnten wir dir unsere Erlaubnis, vom Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit
zu ziehen, geben, solange du noch am Leben bist?“
Dann legte sich Raññhapàla, der Mann aus guter Familie, weil er die Erlaubnis,
in die Hauslosigkeit zu ziehen, von seinen Eltern nicht erhielt, auf dem blanken
Boden nieder und sagte: „Hier auf der Stelle werde ich entweder sterben oder die
Erlaubnis, in die Hauslosigkeit zu ziehen, erhalten.“

8. Dann sagten die Eltern von Raññhapàla, dem Mann aus guter Familie zu
ihm: „Lieber Raññhapàla, du bist unser einziger, geliebter Sohn, der uns am Herzen
liegt. Du bist in Glück aufgewachsen, in Glück großgezogen worden; du
weißt nichts vom Leiden, lieber Raññhapàla. Stehe auf, Raññhapàla, iß, trink und
amüsiere dich. Während du ißt, trinkst und dich amüsierst, kannst du frohen
Herzens die Sinnesvergnügen genießen und Verdienste anhäufen. Wir erlauben
dir nicht, vom Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit zu ziehen. Selbst im
Falle deines Todes würden wir dich nur ungern verlieren, also wie könnten wir
dir unsere Erlaubnis, vom Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit zu ziehen,
geben, solange du noch am Leben bist?“ Nach diesen Worten schwieg Raññhapàla,
der Mann aus guter Familie.
Ein zweites Mal sagten die Eltern von Raññhapàla, dem Mann aus guter Familie
zu ihm: „Lieber Raññhapàla, du bist unser einziger, geliebter Sohn, der uns am
Herzen liegt. Du bist in Glück aufgewachsen, in Glück großgezogen worden; du
weißt nichts vom Leiden, lieber Raññhapàla. Stehe auf, Raññhapàla, iß, trink und
amüsiere dich. Während du ißt, trinkst und dich amüsierst, kannst du frohen
Herzens die Sinnesvergnügen genießen und Verdienste anhäufen. Wir erlauben
dir nicht, vom Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit zu ziehen. Selbst im
Falle deines Todes würden wir dich nur ungern verlieren, also wie könnten wir
dir unsere Erlaubnis, vom Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit zu ziehen,
geben, solange du noch am Leben bist?“ Ein zweites Mal schwieg Raññhapàla,
der Mann aus guter Familie.
Ein drittes Mal sagten die Eltern von Raññhapàla, dem Mann aus guter Familie
zu ihm: „Lieber Raññhapàla, du bist unser einziger, geliebter Sohn, der uns am
Herzen liegt. Du bist in Glück aufgewachsen, in Glück großgezogen worden; du
weißt nichts vom Leiden, lieber Raññhapàla. Stehe auf, Raññhapàla, iß, trink und
amüsiere dich. Während du ißt, trinkst und dich amüsierst, kannst du frohen
Herzens die Sinnesvergnügen genießen und Verdienste anhäufen. Wir erlauben
dir nicht, vom Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit zu ziehen. Selbst im
Falle deines Todes würden wir dich nur ungern verlieren, also wie könnten wir
dir unsere Erlaubnis, vom Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit zu ziehen,
geben, solange du noch am Leben bist?“ Ein drittes Mal schwieg Raññhapàla, der
Mann aus guter Familie.

9. Dann gingen die Eltern von Raññhapàla, dem Mann aus guter Familie zu
seinen Freunden und sagten zu ihnen: „Ihr Lieben, Raññhapàla, der Mann aus
guter Familie hat sich auf dem blanken Boden niedergelegt, nachdem er die Worte
geäußert hat: ,Hier auf der Stelle werde ich entweder sterben oder die Erlaubnis,
in die Hauslosigkeit zu ziehen, erhalten.‘ Kommt, ihr Lieben, geht zu Raññhapàla,
dem Mann aus guter Familie hin und sagt zu ihm: ,Freund Raññhapàla, du bist der
einzige, geliebte Sohn deiner Eltern, der ihnen am Herzen liegt. Du bist in Glück
aufgewachsen, in Glück großgezogen worden; du weißt nichts vom Leiden,
lieber Raññhapàla. Stehe auf, Freund Raññhapàla, iß, trink und amüsiere dich. Während
du ißt, trinkst und dich amüsierst, kannst du frohen Herzens die Sinnesvergnügen
genießen und Verdienste anhäufen. Deine Eltern erlauben dir nicht,
vom Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit zu ziehen. Selbst im Falle deines
Todes würden sie dich nur ungern verlieren, also wie könnten sie dir ihre Erlaubnis,
vom Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit zu ziehen, geben, solange du
noch am Leben bist?‘“

10. Dann gingen die Freunde von Raññhapàla, dem Mann aus guter Familie zu
ihm hin und sagten: „Freund Raññhapàla, du bist der einzige, geliebte Sohn deiner
Eltern, der ihnen am Herzen liegt. Du bist in Glück aufgewachsen, in Glück
großgezogen worden; du weißt nichts vom Leiden, lieber Raññhapàla. Stehe auf,
Freund Raññhapàla, iß, trink und amüsiere dich. Während du ißt, trinkst und dich
amüsierst, kannst du frohen Herzens die Sinnesvergnügen genießen und Verdienste
anhäufen. Deine Eltern erlauben dir nicht, vom Leben zu Hause fort in
die Hauslosigkeit zu ziehen. Selbst im Falle deines Todes würden sie dich nur
ungern verlieren, also wie könnten sie dir ihre Erlaubnis, vom Leben zu Hause
fort in die Hauslosigkeit zu ziehen, geben, solange du noch am Leben bist?“
Nach diesen Worten schwieg Raññhapàla, der Mann aus guter Familie.
Ein zweites Mal sagten seine Freunde zu ihm: „Freund Raññhapàla, du bist der
einzige, geliebte Sohn deiner Eltern, der ihnen am Herzen liegt. Du bist in Glück
aufgewachsen, in Glück großgezogen worden; du weißt nichts vom Leiden, lieber
Raññhapàla. Stehe auf, Freund Raññhapàla, iß, trink und amüsiere dich. Während
du ißt, trinkst und dich amüsierst, kannst du frohen Herzens die Sinnesvergnügen
genießen und Verdienste anhäufen. Deine Eltern erlauben dir nicht, vom Leben zu
Hause fort in die Hauslosigkeit zu ziehen. Selbst im Falle deines Todes würden sie
dich nur ungern verlieren, also wie könnten sie dir ihre Erlaubnis, vom Leben zu
Hause fort in die Hauslosigkeit zu ziehen, geben, solange du noch am Leben bist?“
Ein zweites Mal schwieg Raññhapàla, der Mann aus guter Familie.
Ein drittes Mal sagten seine Freunde zu ihm: „Freund Raññhapàla, du bist der
einzige, geliebte Sohn deiner Eltern, der ihnen am Herzen liegt. Du bist in Glück
aufgewachsen, in Glück großgezogen worden; du weißt nichts vom Leiden, lieber
Raññhapàla. Stehe auf, Freund Raññhapàla, iß, trink und amüsiere dich. Während
du ißt, trinkst und dich amüsierst, kannst du frohen Herzens die
Sinnesvergnügen genießen und Verdienste anhäufen. Deine Eltern erlauben dir
nicht, vom Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit zu ziehen. Selbst im Falle
deines Todes würden sie dich nur ungern verlieren, also wie könnten sie dir ihre
Erlaubnis, vom Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit zu ziehen, geben, solange
du noch am Leben bist?“ Ein drittes Mal schwieg Raññhapàla, der Mann
aus guter Familie.

11. Dann gingen die Freunde von Raññhapàla, dem Mann aus guter Familie zu
seinen Eltern und sagten zu ihnen: „Mutter und Vater, Raññhapàla, der Mann aus
guter Familie hat sich auf dem blanken Boden niedergelegt, nachdem er die Worte
geäußert hat: ,Hier auf der Stelle werde ich entweder sterben oder die Erlaubnis,
in die Hauslosigkeit zu ziehen, erhalten.‘ Wenn ihr ihm nun eure Erlaubnis, vom
Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit zu ziehen, nicht gebt, wird er dort sterben.
Aber wenn ihr ihm eure Erlaubnis, vom Leben zu Hause fort in die
Hauslosigkeit zu ziehen, gebt, dann werdet ihr ihn sehen können, nachdem er in
die Hauslosigkeit gezogen ist. Und wenn ihm das Leben in der Hauslosigkeit
nicht gefällt, was wird ihm dann anderes übrig bleiben, als hierher zurückzukehren?
Also gebt ihm eure Erlaubnis, vom Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit
zu ziehen.“
„Dann, ihr Lieben, geben wir Raññhapàla, dem Mann aus guter Familie die
Erlaubnis, vom Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit zu ziehen. Aber nachdem
er in die Hauslosigkeit gezogen ist, muß er seine Eltern besuchen.“
Da gingen die Freunde von Raññhapàla, dem Mann aus guter Familie zu ihm
hin und sagten zu ihm: „Stehe auf, Freund Raññhapàla. Deine Eltern erlauben dir,
vom Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit zu ziehen. Aber nachdem du in die
Hauslosigkeit gezogen bist, mußt du deine Eltern besuchen.“

12. Raññhapàla, der Mann aus guter Familie stand dann auf, und als er sich
erholt hatte, ging er zum Erhabenen, und nachdem er ihm gehuldigt hatte, setzte
er sich seitlich nieder und sagte zu ihm: „Ehrwürdiger Herr, ich habe die Erlaubnis
meiner Eltern, vom Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit zu ziehen. Der
Erhabene gebe mir die Erlaubnis, in die Hauslosigkeit zu ziehen.“ Da erhielt
Raññhapàla, der Mann aus guter Familie die Erlaubnis, unter dem Erhabenen in
die Hauslosigkeit zu ziehen, und er erhielt die Ordination 1).

13. Danach, nicht lange nachdem der ehrwürdige Raññhapàla die Ordination
erhalten hatte, einen Halbmonat nachdem er die Ordination erhalten hatte, machte
sich der Erhabene auf den Weg, um in Richtung Sàvatthã zu wandern, nachdem
er sich bei Thullakoññhita aufgehalten hatte, solange wie er es entschieden
hatte. Nach etappenweiser Wanderung kam er schließlich bei Sàvatthã an, und
dort wohnte er bei Sàvatthã im Jeta Hain, dem Park des Anàthapindika.

14. In kurzer Zeit 2), nachdem er allein lebte, zurückgezogen, umsichtig, eifrig
und entschlossen, trat der ehrwürdige Raññhapàla hier und jetzt durch eigene Verwirklichung
mit höherer Geisteskraft in das höchste Ziel des heiligen Lebens
ein, für das Männer aus guter Familie zu Recht von zu Hause fort in die
Hauslosigkeit ziehen, und er verweilte darin. Er erkannte unmittelbar: „Geburt
ist zu Ende gebracht, das heilige Leben ist gelebt, es ist getan, was getan werden
mußte, darüber hinaus gibt es nichts mehr.“ Und der ehrwürdige Raññhapàla wurde
einer der Arahants.

15. Dann ging der ehrwürdige Raññhapàla zum Erhabenen, und nachdem er
ihm gehuldigt hatte, setzte er sich seitlich nieder und sagte zu ihm: „Ehrwürdiger
Herr, ich möchte meine Eltern besuchen, falls ich die Erlaubnis des Erhabenen
dazu habe.“
Da durchdrang der Erhabene mit dem Herzen die Gedanken im Herzen des
ehrwürdigen Raññhapàla. Als er erkannte, daß Raññhapàla, der Mann aus guter
Familie unfähig war, die Übung aufzugeben und zum niedrigen Leben zurückzukehren,
sagte er zu ihm: „Jetzt ist es an der Zeit, Raññhapàla, das zu tun, was du
für richtig hältst.“

16. Dann erhob sich der ehrwürdige Raññhapàla von seinem Sitz, und nachdem
er dem Erhabenen gehuldigt hatte, nahm er Abschied, wobei er ihm die rechte
Seite zuwandte. Danach brachte er seine Lagerstätte in Ordnung, nahm seine Schale
und äußere Robe und machte sich auf den Weg, um in Richtung Thullakoññhita zu
wandern. Nach etappenweiser Wanderung kam er schließlich bei Thullakoññhita
an. Dort wohnte er in Thullakoññhita in König Koravyas Migàcãra-Garten. Dann,
als es Morgen war, zog er sich an, nahm seine Schale und äußere Robe und ging
nach Thullakoññhita um Almosen hinein. Als er in Thullakoññhita um Almosen von
Haus zu Haus ging, gelangte er beim Haus seines eigenen Vaters an.

17. Bei jener Gelegenheit saß der Vater des ehrwürdigen Raññhapàla in der
mittleren Eingangshalle und ließ sich frisieren. Als er den ehrwürdigen Raññhapàla
in der Ferne kommen sah, sagte er: „Unser einziger, geliebter Sohn, der uns am
Herzen liegt, wurde von diesen kahlköpfigen Mönchen dazu bewegt, in die
Hauslosigkeit zu ziehen.“ Da empfing der ehrwürdige Raññhapàla am Haus seines
eigenen Vaters weder Almosen, noch eine höfliche Absage; stattdessen empfing
er nur Beschimpfungen.

18. Genau in diesem Moment machte sich eine Sklavin, die einem seiner Verwandten
gehörte, daran, etwas alten Reisbrei wegzuschütten. Als der ehrwürdige
Raññhapàla das sah, sagte er zu ihr: „Schwester, wenn dieses Zeug weggeschüttet
werden soll, dann gieße es hier in meine Schale.“
Während sie das tat, erkannte sie die charakteristischen Merkmale seiner Hände,
seiner Füße und seiner Stimme. Da ging sie zu seiner Mutter und sagte: „Herrin,
nimm bitte zur Kenntnis, daß der Sohn meines Herrn, Raññhapàla, angekommen
ist.“
„Du meine Güte! Wenn das wahr ist, was du sagst, dann bist du keine Sklavin
mehr!“
Dann ging die Mutter des ehrwürdigen Raññhapàla zu seinem Vater und sagte:
„Haushälter, nimm bitte zur Kenntnis, daß man sagt, Raññhapàla, der Mann aus
guter Familie sei angekommen.“

19. Genau zu dieser Zeit aß der ehrwürdige Raññhapàla den alten Reisbrei an
der Mauer eines gewissen Gebäudes. Sein Vater ging zu ihm hin und sagte: „
Raññhapàla, es gibt sicherlich … und du ißt alten Reisbrei 3)! Hast du nicht dein
eigenes Haus, zu dem du gehen kannst?“
„Wie könnten wir ein Haus haben, Haushälter, wenn wir vom Leben zu Hause
fort in die Hauslosigkeit gezogen sind? Wir sind hauslos, Haushälter. Wir gingen
zu deinem Haus hin, aber wir empfingen weder Almosen, noch eine höfliche
Absage; stattdessen empfingen wir nur Beschimpfungen.“
„Komm, lieber Raññhapàla, laß uns zum Haus gehen.“
„Genug davon, Haushälter, ich habe mein heutiges Mahl beendet.“
„Dann, lieber Raññhapàla, willige ein, das morgige Mahl anzunehmen.“ Der
ehrwürdige Raññhapàla stimmte schweigend zu.

20. Nachdem er wußte, daß der ehrwürdige Raññhapàla zugestimmt hatte, ging
sein Vater zu seinem eigenen Haus zurück, wo er Goldmünzen und Goldbarren
zu einem großen Haufen aufschütten und mit Matten bedecken ließ. Dann sagte
er zu Raññhapàlas ehemaligen Ehefrauen: „Kommt, Schwiegertöchter, putzt euch
mit Schmuck heraus, so wie euch Raññhapàla am liebsten hatte, so wie er euch
liebenswert fand.“

21. Als die Nacht zu Ende war, ließ der Vater des ehrwürdigen Raññhapàla
verschiedene erlesene Gerichte in seinem eigenen Haus zubereiten und dem ehrwürdigen
Raññhapàla den Zeitpunkt ankündigen: „Es ist soweit, lieber Raññhapàla,
das Mahl ist zubereitet.“

22. Dann, als es Morgen war, zog sich der ehrwürdige Raññhapàla an, nahm
seine Schale und äußere Robe und ging zum Haus seines eigenen Vaters und
setzte sich auf dem vorbereiteten Sitz nieder. Dann ließ sein Vater den Haufen
mit Goldmünzen und Goldbarren aufdecken und sagte: „Lieber Raññhapàla, dies
ist dein mütterliches Vermögen; dein väterliches Vermögen ist noch einmal so
viel und das Vermögen deiner Vorfahren ist noch einmal so viel. Lieber Raññhapàla,
du kannst den Reichtum genießen und Verdienste anhäufen. Also komm, mein
Lieber, gib die Übung auf und kehre zum niedrigen Leben zurück, genieße den
Reichtum und häufe Verdienste an.“
„Haushälter, wenn du meinen Worten Folge leisten würdest, dann laß diesen
Haufen Goldmünzen und Goldbarren auf Karren laden und wegfahren und mitten
auf dem Ganges in den Fluß kippen. Warum ist das so? Weil, Haushälter,
wegen diesem hier Kummer, Klagen, Schmerz, Trauer und Verzweiflung zu dir
kommen werden.“

23. Da umklammerten die ehemaligen Ehefrauen des ehrwürdigen Raññhapàla
seine Füße und sagten zu ihm: „Wie sind sie, Sohn meines Herrn, die Nymphen
um deren Willen du das heilige Leben führst?“
„Wir führen das heilige Leben nicht um irgendwelcher Nymphen willen,
Schwestern.“
„Raññhapàla, der Sohn unseres Herrn, nennt uns ,Schwestern‘“, riefen sie aus
und fielen auf der Stelle in Ohnmacht.

24. Dann sagte der ehrwürdige Raññhapàla zu seinem Vater: „Haushälter, wenn
es eine Mahlzeit gibt, die gegeben werden soll, dann gib sie. Schikaniere uns nicht.“
„Dann iß, lieber Raññhapàla, das Mahl ist zubereitet.“
Dann bediente der Vater des ehrwürdigen Raññhapàla ihn eigenhändig und
verköstigte ihn mit verschiedenen erlesenen Gerichten. Nachdem der ehrwürdige
Raññhapàla gegessen und seine Hand von der Schale zurückgezogen hatte,
stand er auf und äußerte diese Verse:

25. Sieh da, ein Püppchen, ,rausgeputzt,
Ein Leib, aus Wunden aufgebaut,
Der krank, ein Grund zur Sorge ist,
In dem es nichts an Sich’rem gibt.
Sieh die Figur, herausgeputzt,
Mit Schmuck und Ohrringen behängt,
Skelett, nur in die Haut gehüllt,
Durch seine Kleider hübsch gemacht.

Die Füß’ mit Henna eingefärbt,
Und Puder ins Gesicht geschmiert,
Bezaubert vielleicht Narr’n, nicht den,
Der das jenseit’ge Ufer sucht.

Das Haar achtfach geflochten ist,
Die Augen, farbig angeschmiert,
Bezaubern vielleicht Narr’n, nicht den,
Der das jenseit’ge Ufer sucht.

Ein wohlgeschmückter, schmutz’ger Leib,
,Nem frischgestrich’nen Farbtopf gleich,
Bezaubert vielleicht Narr’n, nicht den,
Der das jenseit’ge Ufer sucht.

Der Jäger stellte Fallen auf,
Jedoch das Wild sprang nicht hinein;
Den Köder aßen wir und geh’n,
Den Jägern jetzt nur Klagen bleibt.

26. Nachdem der ehrwürdige Raññhapàla aufgestanden war und diese Verse
geäußert hatte, ging er zu König Koravyas Migàcãra-Garten und setzte sich am
Fuße eines Baumes nieder, um den Tag zu verbringen.

27. Da richtete sich König Koravya folgendermaßen an seinen Wildhüter:
„Guter Wildhüter, räume den Migàcãra-Garten auf, so daß wir diesen Lustgarten
aufsuchen können, um einen erfreulichen Platz zu sehen.“ – „Ja, Majestät“, erwiderte
er. Als der Wildhüter nun den Migàcãra-Garten aufräumte, sah er den
ehrwürdigen Raññhapàla, der am Fuße eines Baumes saß, um den Tag zu verbringen.
Als er ihn sah, ging er zu König Koravya und sagte zu ihm: „Majestät, der
Migàcãra -Garten ist aufgeräumt worden. Raññhapàla, der Mann aus guter Familie
befindet sich dort, der Sohn der führenden Familie in eben diesem
Thullakoññhita, von dem du immer eine hohe Meinung gehabt hast; er sitzt am
Fuße eines Baumes, um den Tag zu verbringen.“
„Dann, guter Wildhüter, laß es mit dem Lustgarten für heute gut sein. Nun
werden wir hingehen, um jenem Meister Raññhapàla Respekt zu erweisen.“

28. Mit den Worten: „Schenkt alles Essen her, das da zubereitet worden ist“,
ließ König Koravya eine Anzahl Staatskarossen anspannen, und nachdem er eine
davon bestiegen hatte, fuhr er in Begleitung der anderen Kutschen im vollen
Pomp der Königsherrschaft aus Thullakoññhita aus, um den ehrwürdigen
Raññhapàla zu sehen. Er fuhr so weit die Straße für Kutschen befahrbar war, und
dann stieg er von seiner Karosse herab und ging zu Fuß weiter, mit einem Gefolge
der angesehensten Staatsbeamten, dorthin, wo der ehrwürdige Raññhapàla sich
aufhielt. Er tauschte Grußformeln mit dem ehrwürdigen Raññhapàla aus, und nach
diesen höflichen und freundlichen Worten stand er zur Seite und sagte: „Hier ist
eine Elefantendecke. Meister Raññhapàla nehme darauf Platz.“
„Dafür besteht keine Notwendigkeit, großer König. Nimm Platz. Ich sitze auf
meiner eigenen Matte.“
König Koravya setzte sich auf einem vorbereiteten Sitz nieder und sagte:

29. „Meister Raññhapàla, es gibt vier Arten des Verlusts. Einige Leute rasieren
sich Kopfhaar und Bart ab, weil sie diese vier Arten von Verlust durchgemacht
haben, sie ziehen die gelbe Robe an und ziehen vom Leben zu Hause fort in die
Hauslosigkeit. Was sind die vier? Es sind Verlust durch das Altern, Verlust durch
Krankheit, Verlust von Reichtum und Verlust von Angehörigen.“

30. „Und was ist Verlust durch das Altern? Meister Raññhapàla, da ist jemand
alt, gealtert, gebeugt unter der Last der Jahre, in fortgeschrittenem Alter, im letzten
Lebensabschnitt. Er erwägt so: ,Ich bin alt, gealtert, gebeugt unter der Last
der Jahre, in fortgeschrittenem Alter, im letzten Lebensabschnitt. Es ist nicht
mehr leicht für mich, neuen Reichtum zu erwerben oder bereits erworbenen Reichtum
zu vermehren. Angenommen, ich rasiere mir Kopfhaar und Bart ab, ziehe
die gelbe Robe an und ziehe vom Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit.‘
Weil er jenen Verlust durch das Altern durchgemacht hat, rasiert er sich Kopfhaar
und Bart ab, zieht die gelbe Robe an und zieht vom Leben zu Hause fort in
die Hauslosigkeit. Dies wird Verlust durch das Altern genannt. Aber Meister
Raññhapàla ist jetzt noch jung, ein schwarzhaariger junger Mann, mit Jugendlichkeit
gesegnet, in der Blüte seines Lebens. Meister Raññhapàla hat keinerlei Verlust
durch das Altern durchgemacht. Was weiß er oder hat er gesehen oder gehört,
daß er vom Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit gezogen ist?“

31. „Und was ist Verlust durch Krankheit? Meister Raññhapàla, da ist jemand
im Elend, leidend und schwer krank. Er erwägt so: ,Ich bin im Elend, leidend
und schwer krank. Es ist nicht mehr leicht für mich, neuen Reichtum zu erwerben
oder bereits erworbenen Reichtum zu vermehren. Angenommen, ich rasiere
mir Kopfhaar und Bart ab, ziehe die gelbe Robe an und ziehe vom Leben zu
Hause fort in die Hauslosigkeit.‘ Weil er jenen Verlust durch Krankheit durchgemacht
hat, rasiert er sich Kopfhaar und Bart ab, zieht die gelbe Robe an und zieht
vom Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit. Dies wird Verlust durch Krankheit
genannt. Aber Meister Raññhapàla ist jetzt frei von Krankheit und Elend; er
hat eine gute Verdauung, die weder zu kühl, noch zu warm ist, sondern in der
Mitte. Meister Raññhapàla hat keinerlei Verlust durch Krankheit durchgemacht.
Was weiß er oder hat er gesehen oder gehört, daß er vom Leben zu Hause fort in
die Hauslosigkeit gezogen ist?“

32. „Und was ist Verlust von Reichtum? Meister Raññhapàla, da ist jemand
reich, von großem Reichtum, von großem Besitz. Nach und nach schwindet sein
Reichtum dahin. Er erwägt so: ,Früher war ich reich, von großem Reichtum, von
großem Besitz. Nach und nach ist mein Reichtum dahingeschwunden. Es ist nicht
mehr leicht für mich, neuen Reichtum zu erwerben oder bereits erworbenen Reichtum
zu vermehren. Angenommen, ich rasiere mir Kopfhaar und Bart ab, ziehe
die gelbe Robe an und ziehe vom Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit.‘
Weil er jenen Verlust von Reichtum durchgemacht hat, rasiert er sich Kopfhaar
und Bart ab, zieht die gelbe Robe an und zieht vom Leben zu Hause fort in die
Hauslosigkeit. Dies wird Verlust von Reichtum genannt. Aber Meister Raññhapàla
ist der Sohn der führenden Familie in eben diesem Thullakoññhita. Meister
Raññhapàla hat keinerlei Verlust von Reichtum durchgemacht. Was weiß er oder
hat er gesehen oder gehört, daß er vom Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit
gezogen ist?“

33. „Und was ist Verlust von Angehörigen? Meister Raññhapàla, da hat jemand
viele Freunde und Gefährten, Verwandte und Angehörige. Nach und nach schwinden
jene Angehörigen dahin. Er erwägt so: ,Früher hatte ich viele Freunde und
Gefährten, Verwandte und Angehörige. Nach und nach sind meine Angehörigen
dahingeschwunden. Es ist nicht mehr leicht für mich, neuen Reichtum zu erwerben
oder bereits erworbenen Reichtum zu vermehren. Angenommen, ich rasiere
mir Kopfhaar und Bart ab, ziehe die gelbe Robe an und ziehe vom Leben zu Hause
fort in die Hauslosigkeit.‘ Weil er jenen Verlust von Angehörigen durchgemacht
hat, rasiert er sich Kopfhaar und Bart ab, zieht die gelbe Robe an und zieht
vom Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit. Dies wird Verlust von Angehörigen
genannt. Aber Meister Raññhapàla hat viele Freunde und Gefährten, Verwandte
und Angehörige in eben diesem Thullakoññhita. Meister Raññhapàla hat keinerlei
Verlust von Angehörigen durchgemacht. Was weiß er oder hat er gesehen oder
gehört, daß er vom Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit gezogen ist?“

34. „Meister Raññhapàla, dies sind die vier Arten des Verlusts. Einige Leute
rasieren sich, Kopfhaar und Bart ab, weil sie diese vier Arten von Verlust durchgemacht
haben, sie ziehen die gelbe Robe an und ziehen vom Leben zu Hause
fort in die Hauslosigkeit. Meister Raññhapàla hat keine von diesen durchgemacht.
Was weiß er oder hat er gesehen oder gehört, daß er vom Leben zu Hause fort in
die Hauslosigkeit gezogen ist?“

35. „Großer König, es gibt vier Zusammenfassungen des Dhamma, die vom
Erhabenen, der weiß und sieht, der verwirklicht und vollständig erleuchtet ist,
gelehrt worden sind. Als ich sie wußte, sah und hörte, zog ich vom Leben zu
Hause fort in die Hauslosigkeit. Was sind die vier?“
36. (1) „,(Das Leben in) jeglicher Welt ist instabil, es wird hinweggefegt‘:
dies ist die erste Zusammenfassung des Dhamma, die vom Erhabenen, der weiß
und sieht, der verwirklicht und vollständig erleuchtet ist, gelehrt worden ist. Als
ich dies wußte, sah und hörte, zog ich vom Leben zu Hause fort in die
Hauslosigkeit.“
(2) „,(Das Leben in) jeglicher Welt ist ohne Schutz und ohne Beschützer‘:
dies ist die zweite Zusammenfassung des Dhamma, die vom Erhabenen, der weiß
und sieht, der verwirklicht und vollständig erleuchtet ist, gelehrt worden ist. Als
ich dies wußte, sah und hörte, zog ich vom Leben zu Hause fort in die
Hauslosigkeit.“
(3) „,(Das Leben in) jeglicher Welt hat nichts von wirklich eigenem Besitz;
man muß alles zurücklassen und weitergehen‘: dies ist die dritte Zusammenfassung
des Dhamma, die vom Erhabenen, der weiß und sieht, der verwirklicht und
vollständig erleuchtet ist, gelehrt worden ist. Als ich dies wußte, sah und hörte,
zog ich vom Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit.“
(4) „,(Das Leben in) jeglicher Welt ist unvollständig, unersättlich, von Begehren
versklavt‘: dies ist die vierte Zusammenfassung des Dhamma, die vom Erhabenen,
der weiß und sieht, der verwirklicht und vollständig erleuchtet ist, gelehrt
worden ist. Als ich dies wußte, sah und hörte, zog ich vom Leben zu Hause fort
in die Hauslosigkeit.“

37. „Großer König, dies sind die vier Zusammenfassungen des Dhamma, die
vom Erhabenen, der weiß und sieht, der verwirklicht und vollständig erleuchtet
ist, gelehrt worden sind. Als ich sie wußte, sah und hörte, zog ich vom Leben zu
Hause fort in die Hauslosigkeit.“

38. „Meister Raññhapàla sagte: ,(Das Leben in) jeglicher Welt ist instabil, es
wird hinweggefegt.‘ Wie sollte man die Bedeutung dieser Aussage verstehen?“
„Was meinst du, großer König? Als du zwanzig oder fünfundzwanzig Jahre
alt warst, warst du da ein Könner im Reiten von Elefanten, ein Könner im Reiten
von Pferden, ein Könner im Wagenlenken, ein Könner im Bogenschießen, ein
Könner im Schwertkampf, mit starken Schenkeln und Armen, kräftig, leistungsfähig
in der Schlacht?“
„Als ich zwanzig oder fünfundzwanzig Jahre alt war, Meister Raññhapàla, war
ich ein Könner im Reiten von Elefanten, ein Könner im Reiten von Pferden, ein
Könner im Wagenlenken, ein Könner im Bogenschießen, ein Könner im Schwertkampf,
mit starken Schenkeln und Armen, kräftig, leistungsfähig in der Schlacht.
Manchmal frage ich mich, ob ich damals wohl übernatürliche Kräfte hatte. Ich
sehe keinen, der mir an Stärke gleichkam.“
„Was meinst du, großer König? Hast du jetzt noch genauso starke Schenkel
und Arme, bist du noch genauso kräftig und leistungsfähig in der Schlacht?“
„Nein, Meister Raññhapàla, jetzt bin ich alt, gealtert, gebeugt unter der Last
der Jahre, in fortgeschrittenem Alter, im letzten Lebensabschnitt; ich bin achtzig
geworden. Manchmal glaube ich, meinen Fuß hierhin zu setzten und dabei setze
ich ihn woanders hin.“
„Großer König, in Anbetracht dessen sagte der Erhabene, der weiß und sieht,
der verwirklicht und vollständig erleuchtet ist: ,(Das Leben in) jeglicher Welt ist
unbeständig, es wird hinweggefegt‘; und als ich dies wußte, sah und hörte, zog
ich vom Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit.“
„Es ist wunderbar, Meister Raññhapàla, es ist erstaunlich, wie gut jenes vom
Erhabenen, der weiß und sieht, der verwirklicht und vollständig erleuchtet ist,
ausgedrückt worden ist: ,(Das Leben in) jeglicher Welt ist unbeständig, es wird
hinweggefegt.‘ So ist es in der Tat!“

39. „Meister Raññhapàla, an diesem Hofe gibt es Elefantentruppen und berittene
Krieger und Wagenstreitkräfte und Soldaten zu Fuß, die dienen, um jegliche
Bedrohung für uns zu unterwerfen. Nun sagte Meister Raññhapàla: ,(Das Leben
in) jeglicher Welt ist ohne Schutz und ohne Beschützer.‘ Wie sollte man die Bedeutung
dieser Aussage verstehen?“
„Was meinst du, großer König? Hast du irgendein chronisches Leiden?“
„Ich habe chronische Blähungen, Meister Raññhapàla. Manchmal stehen meine
Freunde und Gefährten, meine Verwandten und Angehörigen um mich herum
und denken: ,Jetzt liegt König Koravya im Sterben, jetzt liegt König Koravya im
Sterben!‘“
„Was meinst du, großer König? Kannst du deinen Freunden und Gefährten,
deinen Verwandten und Angehörigen befehlen: ,Kommt, meine guten Freunde
und Gefährten, meine Verwandten und Angehörigen. Alle Anwesenden sollen
dieses schmerzhafte Gefühl mit mir teilen, so daß ich weniger Schmerz empfinden
möge‘? Oder mußt du jenen Schmerz für dich allein empfinden?“
„Ich kann meinen Freunden und Gefährten, meinen Verwandten und Angehörigen
dies nicht befehlen. Ich muß jenen Schmerz allein empfinden.“
„Großer König, in Anbetracht dessen sagte der Erhabene, der weiß und sieht,
der verwirklicht und vollständig erleuchtet ist: ,(Das Leben in) jeglicher Welt ist
ohne Schutz und ohne Beschützer‘; und als ich dies wußte, sah und hörte, zog ich
vom Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit.“
„Es ist wunderbar, Meister Raññhapàla, es ist erstaunlich, wie gut jenes vom
Erhabenen, der weiß und sieht, der verwirklicht und vollständig erleuchtet ist,
ausgedrückt worden ist: ,(Das Leben in) jeglicher Welt ist ohne Schutz und ohne
Beschützer.‘ So ist es in der Tat!“

40. „Meister Raññhapàla, an diesem Hofe gibt es Goldmünzen und Goldbarren
im Überfluß, die in Tresoren und Schatzkammern verwahrt werden. Nun sagte
Meister Raññhapàla: ,(Das Leben in) jeglicher Welt hat nichts von wirklich eigenem
Besitz; man muß alles zurücklassen und weitergehen.‘ Wie sollte man die
Bedeutung dieser Aussage verstehen?“
„Was meinst du, großer König? Jetzt amüsierst du dich, versorgt und ausgestattet
mit den fünf Strängen sinnlichen Vergnügens, aber wirst du in der Lage
sein, vom künftigen Leben zu verlangen: ,Ich will mich genauso amüsieren, versorgt
und ausgestattet mit den gleichen fünf Strängen sinnlichen Vergnügens‘?
Oder werden andere diesen Besitz übernehmen, während du deinen eigenen Handlungen
gemäß weiterwandern mußt?“
„Das kann ich vom künftigen Leben nicht verlangen, Meister Raññhapàla. Im
Gegenteil, andere werden diesen Besitz übernehmen, während ich meinen eigenen
Handlungen gemäß weiterwandern muß.“
„Großer König, in Anbetracht dessen sagte der Erhabene, der weiß und sieht,
der verwirklicht und vollständig erleuchtet ist: ,(Das Leben in) jeglicher Welt hat
nichts von wirklich eigenem Besitz; man muß alles zurücklassen und weitergehen‘;
und als ich dies wußte, sah und hörte, zog ich vom Leben zu Hause fort in
die Hauslosigkeit.“
„Es ist wunderbar, Meister Raññhapàla, es ist erstaunlich, wie gut jenes vom Erhabenen,
der weiß und sieht, der verwirklicht und vollständig erleuchtet ist, ausgedrückt
worden ist: ,(Das Leben in) jeglicher Welt hat nichts von wirklich eigenem
Besitz; man muß alles zurücklassen und weitergehen.‘ So ist es in der Tat!“

41. „Nun sagte Meister Raññhapàla: ,(Das Leben in) jeglicher Welt ist unvollständig,
unersättlich, von Begehren versklavt.‘ Wie sollte man die Bedeutung
dieser Aussage verstehen?“
„Was meinst du, großer König? Herrschst du über das reiche Land Kuru?“
„Ja, Meister Raññhapàla, so ist es.“
„Was meinst du, großer König? Angenommen, ein vertrauenswürdiger und
zuverlässiger Mann käme aus dem Osten zu dir und sagte: ,Nimm bitte zur Kenntnis,
großer König, daß ich aus dem Osten zu dir gekommen bin, und dort sah ich
ein großes Land, mächtig und reich, volkreich und dicht besiedelt. Dort gibt es
zahlreiche Elefantentruppen und zahlreiche berittene Krieger, Wagenstreitkräfte
und Soldaten zu Fuß; dort gibt es eine Fülle von Elfenbein, reichlich Goldmünzen
und Goldbarren, sowohl bearbeitete als auch unbearbeitete, und zahlreiche
Frauen zum Ehelichen. Mit deinen gegenwärtigen Streitkräften kannst du es erobern.
Erobere es doch, großer König.‘ Was würdest du tun?“
„Wir würden es erobern und darüber herrschen, Meister Raññhapàla.“
„Was meinst du, großer König? Angenommen, ein vertrauenswürdiger und
zuverlässiger Mann käme aus dem Westen zu dir und sagte: ,Nimm bitte zur
Kenntnis, großer König, daß ich aus dem Westen zu dir gekommen bin, und dort
sah ich ein großes Land, mächtig und reich, volkreich und dicht besiedelt. Dort
gibt es zahlreiche Elefantentruppen und zahlreiche berittene Krieger, Wagenstreitkräfte
und Soldaten zu Fuß; dort gibt es eine Fülle von Elfenbein, reichlich
Goldmünzen und Goldbarren, sowohl bearbeitete als auch unbearbeitete, und
zahlreiche Frauen zum Ehelichen. Mit deinen gegenwärtigen Streitkräften kannst
du es erobern. Erobere es doch, großer König.‘ Was würdest du tun?“
„Wir würden es ebenfalls erobern und darüber herrschen, Meister Raññhapàla.“
„Was meinst du, großer König? Angenommen, ein vertrauenswürdiger und
zuverlässiger Mann käme aus dem Norden zu dir und sagte: ,Nimm bitte zur
Kenntnis, großer König, daß ich aus dem Norden zu dir gekommen bin, und dort
sah ich ein großes Land, mächtig und reich, volkreich und dicht besiedelt. Dort
gibt es zahlreiche Elefantentruppen und zahlreiche berittene Krieger, Wagenstreitkräfte
und Soldaten zu Fuß; dort gibt es eine Fülle von Elfenbein, reichlich
Goldmünzen und Goldbarren, sowohl bearbeitete als auch unbearbeitete, und
zahlreiche Frauen zum Ehelichen. Mit deinen gegenwärtigen Streitkräften kannst
du es erobern. Erobere es doch, großer König.‘ Was würdest du tun?“
„Wir würden es ebenfalls erobern und darüber herrschen, Meister Raññhapàla.“
„Was meinst du, großer König? Angenommen, ein vertrauenswürdiger und
zuverlässiger Mann käme aus dem Süden, über das Meer zu dir und sagte: ,Nimm
bitte zur Kenntnis, großer König, daß ich aus dem Süden, über das Meer zu dir
gekommen bin, und dort sah ich ein großes Land, mächtig und reich, volkreich
und dicht besiedelt. Dort gibt es zahlreiche Elefantentruppen und zahlreiche berittene
Krieger, Wagenstreitkräfte und Soldaten zu Fuß; dort gibt es eine Fülle
von Elfenbein, reichlich Goldmünzen und Goldbarren, sowohl bearbeitete als
auch unbearbeitete, und zahlreiche Frauen zum Ehelichen. Mit deinen gegenwärtigen
Streitkräften kannst du es erobern. Erobere es doch, großer König.‘
Was würdest du tun?“
„Wir würden es ebenfalls erobern und darüber herrschen, Meister Raññhapàla.“
„Großer König, in Anbetracht dessen sagte der Erhabene, der weiß und sieht,
der verwirklicht und vollständig erleuchtet ist: ,(Das Leben in) jeglicher Welt ist
unvollständig, unersättlich, von Begehren versklavt‘; und als ich dies wußte, sah
und hörte, zog ich vom Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit.“
„Es ist wunderbar, Meister Raññhapàla, es ist erstaunlich, wie gut jenes vom
Erhabenen, der weiß und sieht, der verwirklicht und vollständig erleuchtet ist,
ausgedrückt worden ist: ,(Das Leben in) jeglicher Welt ist unvollständig, unersättlich,
von Begehren versklavt.‘ So ist es in der Tat!“

42. Das ist es, was der ehrwürdige Raññhapàla sagte. Und nach diesen Worten
sagte er noch:

„Ich sehe reiche Männer auf der Welt, die doch
Nichts von dem Reichtum geben, durch Unwissenheit.
Voll Gier sie ihren Reichtum horten, gut versteckt,
Noch mehr Vergnügen für die Sinne wollen sie.

Ein König, der die Erde schon erobert hat,
Und übers Land regiert bis zu des Meeres Rand,
Noch nicht zufrieden ist er mit dem Ufer hier
Und hungert nach dem fernen Meeresufer auch.

Nicht nur ein König, and’re Menschen meistens auch,
Begehren nicht gestillt, begegnen sie dem Tod;
Verlassen diesen Körper, Pläne unerfüllt;
Die Gier bleibt immer unbefriedigt in der Welt.

Seine Verwandten klagen, raufen sich das Haar,
Sie schrei’n, ,Oh weh! Weh mir! Der Liebste ist jetzt tot!‘
Den Körper trägt man weg, in Laken gut verhüllt,
Zum Scheiterhaufen hin, und man verbrennt ihn dort.

Gekleidet in ein Tuch, läßt er den Reichtum hier,
Man stochert ihn mit Stangen während er dort brennt.
Bei seinem Tod kann kein Verwandter oder Freund
Ihm Zuflucht bieten, Hilfe geben oder Schutz.

Und während Erben seinen Reichtum nehmen, muß
Dies Wesen weiterwandern seinem Tun gemäß;
Und wenn er stirbt kann nichts und niemand mit ihm geh’n:
Nicht Kind, noch Weib, noch Reichtum, königliches Gut.

Langlebigkeit wird nicht erworben durch Besitz,
Auch hat kein Wohlstand hier das Altern je gebannt;
Kurz ist dies Leben, wie ein jeder Weiser sagt,
Es kennt die Ewigkeit nicht, nur Veränderung.

Den Todeshauch fühlt gleichermaßen Arm und Reich,
Der Törichte, er fühlt ihn und der Weise auch;
Schwach ist dabei der Narr, von Torheit heimgesucht,
Wogegen nie ein Weiser zitterte beim Tod.

Besser ist Weisheit hier als jeglicher Besitz,
Denn nur durch Weisheit wird das letzte Ziel erreicht.
Verblendetsein läßt Menschen üble Taten tun,
Und ein um’s and’re Leben wird das Ziel verfehlt.

Wie einer schoßwärts geht und geht zur nächsten Welt,
Erneuert er die Folge der Geburten stets,
Ein and‘rer ohne Weisheit, der in ihn vertraut,
Geht ebenfalls zum Schoße und zur nächsten Welt.

Wie einem Räuber, der auf frischer Tat ertappt,
Für seine üble Tat wird Leiden auferlegt,
Den Menschen nach dem Tode, in der nächsten Welt,
Für all ihr übles Tun wird Leiden auferlegt.

Die Sinnesfreuden vielfach, süß, entzückend sind,
Auf mannigfalt‘ge Weise stören sie den Geist;
Als ich Gefahren in den Sinnesfesseln sah,
Da wählte ich das Leben in Hauslosigkeit.

So wie vom Baume Früchte fallen, fallen auch
Beim Ende dieses Körpers, beide, Jung und Alt.
O König, weil ich dies gesehen, ging ich fort:
Gewiß weit besser ist es da, ein Mönch zu sein.“

Anmerkungen: 1) Raññhapàla hatte für die Ordination sein Leben riskiert. Der Buddha bezeichnete ihn als den Ersten unter jenen, die aus Vertrauen in die Hauslosigkeit gezogen waren. Diese Geschichte dürfte wohl auch Hermann Hesse inspiriert haben. 2) „In kurzer Zeit“ bedeutet laut MA in Raññhapàlas Fall 12 Jahre intensiver Praxis. Diese Aussage wird gestützt durch die Tatsache, daß Raññhapàla bei seinem versprochenen Elternbesuch nicht erkannt wurde. 3) MA: Der Vater wollte auf den Reichtum der Familie hinweisen, war aber innerlich so bewegt, daß er den Satz nicht vollständig herausbrachte.