MN86 – Über Angulimàla

Majjhima Nikàya 86

 

Über Angulimàla (Angulimàla Sutta)

1. So habe ich gehört. Einmal hielt sich der Erhabene bei Sàvatthã im Jeta Hain,
dem Park des Anàthapindika auf.

2. Bei jener Gelegenheit hielt sich im Reich von König Pasenadi von Kosala
ein Verbrecher namens Aïgulimàla auf, ein mörderischer Mensch mit Blut an
den Händen, der sich der Gewalt und dem Totschlag verschrieben hatte und lebenden
Wesen gegenüber gnadenlos war. Dörfer, Marktstädte und Bezirke wurden
von ihm verwüstet. Ständig brachte er Menschen um und er trug ihre Finger
als Halskette 1).

3. Dann, als es Morgen war, kleidete sich der Erhabene an, nahm seine Schale
und äußere Robe und ging um Almosen nach Sàvatthã hinein. Als er um Almosen
in Sàvatthã umhergegangen war und nach seinem Mahl von seiner Almosenrunde
zurückgekehrt war, brachte er seine Lagerstätte in Ordnung, nahm seine
Schale und äußere Robe und machte sich auf der Straße, die zu Aïgulimàla führte,
auf den Weg. Vorbeikommende Hirten, Schäfer und Bauern sahen den Erhabenen
die Straße, die zu Aïgulimàla führte, entlanggehen und sagten zu ihm:
„Nimm nicht diese Straße, Mönch. An dieser Straße hält sich der Verbrecher
Aïgulimàla auf, ein mörderischer Mensch mit Blut an den Händen, der sich der
Gewalt und dem Totschlag verschrieben hat und lebenden Wesen gegenüber gnadenlos
ist. Dörfer, Marktstädte und Bezirke sind von ihm verwüstet worden. Ständig
bringt er Menschen um und er trägt ihre Finger als Halskette. Es sind Männer
in Gruppen von zehn, zwanzig, dreißig und sogar vierzig diese Straße entlanggekommen,
aber trotzdem sind sie Aïgulimàla in die Hände gefallen.“ Nach
diesen Worten ging der Erhabene schweigend weiter.
Ein zweites Mal sagten die Hirten, Schäfer und Bauern dies zum Erhabenen,
aber der Erhabene ging dennoch schweigend weiter. Ein drittes Mal sagten die
Hirten, Schäfer und Bauern dies zum Erhabenen, aber der Erhabene ging dennoch
schweigend weiter.

4. Der Verbrecher Aïgulimàla sah den Erhabenen in der Ferne kommen. Als
er ihn sah, dachte er: „Es ist wunderbar, es ist erstaunlich! Es sind Männer in
Gruppen von zehn, zwanzig, dreißig und sogar vierzig diese Straße entlanggekommen,
aber trotzdem sind sie mir in die Hände gefallen. Und jetzt kommt
dieser Mönch allein daher, ohne Begleitung, wie vom Schicksal getrieben. Warum
sollte ich nicht diesem Mönch das Leben nehmen?“ Dann nahm Aïgulimàla
sein Schwert und Schild auf, hängte sich den Bogen und Köcher um und folgte
dem Erhabenen auf den Fersen.

5. Da vollbrachte der Erhabene ein derartiges Kunststück übernatürlicher Kräfte,
daß der Verbrecher Aïgulimàla, obwohl er lief so schnell er konnte, den Erhabenen
nicht einholen konnte, der in normaler Geschwindigkeit ging. Da dachte
der Verbrecher Aïgulimàla: „Es ist wunderbar, es ist erstaunlich! Früher konnte
ich sogar einen schnellen Elefanten einholen und ergreifen; ich konnte sogar ein
schnelles Pferd einholen und ergreifen; ich konnte sogar eine schnelle Kutsche
einholen und ergreifen; ich konnte sogar einen schnellen Hirsch einholen und
ergreifen; aber jetzt kann ich, obwohl ich laufe so schnell ich kann, diesen Mönch
nicht einholen, der in normaler Geschwindigkeit geht!“ Er blieb stehen und rief
dem Erhabenen nach: „Bleib stehen, Mönch! Bleib stehen, Mönch!“
„Ich bin stehengeblieben, Aïgulimàla, bleib auch du stehen.“
Da dachte der Verbrecher Aïgulimàla: „Diese Mönche, die Söhne der Sakyer,
sprechen die Wahrheit, machen die Wahrheit geltend; aber obwohl dieser Mönch
immer noch weitergeht, sagt er: ,Ich bin stehengeblieben, Aïgulimàla, bleib auch
du stehen.‘ Angenommen, ich befrage diesen Mönch.“

6. Dann richtete sich der Verbrecher Aïgulimàla folgendermaßen in Versform
an den Erhabenen:

„Obwohl du gehst, Mönch, sagst du, du seist steh’ngeblieben;
Ich stehe, doch du sagst, ich sei nicht steh’ngeblieben.
Ich frag’ dich nun, o Mönch, was das bedeutet:
Wieso bist du statt meiner steh‘ngeblieben?“

„Aïgulimàla, für immer bin ich steh’ngeblieben,
Enthalte mich aller Gewalt gegenüber den Wesen;
Doch du kennst Zurückhaltung nicht gegenüber dem Leben:
Deshalb bin ich stehengeblieben, dagegen du nicht.“

„Zu guter Letzt ist dieser Mönch, ein hochverehrter Weiser,
In diesen großen Wald gekommen, meiner Rettung willen.
Nachdem ich deinen Vers gehört, der mich das Dhamma lehrte,
Will ich für immer in der Tat das Übel unterlassen.“

Nach diesen Worten nahm der Räuber seine Waffen,
In hohem Bogen warf er sie in einen Abgrund.
Den Füßen des Erhab’nen huldigt’ der Verbrecher
Und auf der Stelle bat er ordiniert zu werden.

Da sprach zu ihm der Buddha, voll von großem Mitleid,
Der Lehrer dieser Welt mit allen ihren Göttern,
Der Voll-Erleuchtete, er sagte, „Komm, oh Bhikkhu.“
Und so geschah es, daß der Mörder Bhikkhu wurde.

7. Dann machte sich der Erhabene auf den Weg, um nach Sàvatthã zurückzuwandern,
mit Aïgulimàla als seinen Aufwärter. Indem er etappenweise wanderte,
kam er schließlich bei Sàvatthã an, und dort hielt sich der Erhabene im Jeta Hain,
dem Park des Anàthapiõóika auf.

8. Bei jener Gelegenheit versammelten sich große Menschenmassen an den
Toren von König Pasenadis innerem Palast, sie waren sehr laut und lärmend und
riefen: „Majestät, der Verbrecher Aïgulimàla hält sich in deinem Reich auf; er
ist ein mörderischer Mensch mit Blut an den Händen, der sich der Gewalt und
dem Totschlag verschrieben hat und lebenden Wesen gegenüber gnadenlos ist!
Dörfer, Marktstädte und Bezirke sind von ihm verwüstet worden. Ständig bringt
er Menschen um und er trägt ihre Finger als Halskette! Majestät muß ihn zur
Strecke bringen!“

9. Da fuhr König Pasenadi am hellichten Tage mit einer Kavallerie von fünfhundert
Mann aus Sàvatthã aus, und machte sich in Richtung des Parks auf den
Weg. So fuhr er, so weit die Straße für Kutschen befahrbar war, und dann stieg er
von seiner Karosse herab und ging zu Fuß zum Erhabenen weiter. Nachdem er
ihm gehuldigt hatte, setzte er sich seitlich nieder, und der Erhabene sagte zu ihm:
„Was ist los, großer König? Greift dich König Seniya Bimbisàra von Magadha
an, oder die Licchavier von Vesàlã oder andere feindlich gesonnene Könige?“

10. „Ehrwürdiger Herr, König Seniya Bimbisàra von Magadha greift mich
nicht an, auch nicht die Licchavier von Vesàlã, auch nicht andere feindlich gesonnene
Könige. Aber es hält sich ein Verbrecher namens Aïgulimàla in meinem
Reich auf, der ein mörderischer Mensch ist, mit Blut an den Händen, der sich der
Gewalt und dem Totschlag verschrieben hat und lebenden Wesen gegenüber gnadenlos
ist. Dörfer, Marktstädte und Bezirke sind von ihm verwüstet worden. Ständig
bringt er Menschen um und er trägt ihre Finger als Halskette. Niemals werde
ich in der Lage sein, ihn zur Strecke zu bringen, ehrwürdiger Herr.“

11. „Großer König, angenommen, du würdest sehen, daß sich Aïgulimàla
Kopfhaar und Bart abrasiert hätte, die gelbe Robe angezogen hätte, und vom
Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit gezogen wäre; daß er sich davon enthielte,
Lebewesen zu töten, zu nehmen, was nicht gegeben wurde, und von falscher
Rede; daß er es unterließe, nachts zu essen, daß er nur zu einer Tageszeit
äße, und zölibatär, sittsam und von gutem Charakter wäre. Wenn du ihn so sehen
würdest, wie würdest du ihn behandeln?“
„Ehrwürdiger Herr, wir würden ihm huldigen, oder wir würden in seiner Gegenwart
aufstehen, oder ihn einladen, Platz zu nehmen; oder wir würden ihn
ersuchen, Roben anzunehmen, Almosenspeise, eine Lagerstätte und Medizin;
oder wir würden ihm eine rechtmäßige Wache, Verteidigung und Schutz besorgen.
Aber, ehrwürdiger Herr, er ist ein unmoralischer Mann, von üblem Charakter.
Wie könnte er jemals solche Sittlichkeit und Zurückhaltung haben?“

12. Bei jener Gelegenheit saß der ehrwürdige Aïgulimàla nicht weit vom Erhabenen.
Da streckte der Erhabene den rechten Arm aus und sagte zu König
Pasenadi von Kosala: „Großer König, dies ist Aïgulimàla.“
Da war König Pasenadi voll Furcht, erschrocken, mit zu Berge stehenden
Haaren. Weil der Erhabene dies wußte, sagte er zu ihm: „Habe keine Furcht,
großer König, habe keine Furcht. Du hast von ihm nichts zu befürchten.“ Da
wich die Furcht des Königs, sein Schrecken und seine Haare legten sich. Er ging
hinüber zum ehrwürdigen Aïgulimàla und sagte: „Ehrwürdiger Herr, ist der edle
Herr wirklich Aïgulimàla?“
„Ja, großer König.“
„Ehrwürdiger Herr, aus welcher Familie stammt der Vater des edlen Herrn?
Aus welcher Familie stammt seine Mutter?“
„Mein Vater ist ein Gagga, großer König; meine Mutter ist eine Mantàõi.“
„Der edle Herr Gagga Mantàõiputta verweile in Zufriedenheit. Ich werde Roben
besorgen, Almosenspeise, eine Lagerstätte und Medizin für den edlen Herrn Gagga
Mantàõiputta.“

13. Zu jener Zeit war der ehrwürdige Aïgulimàla ein Waldbewohner, einer,
der ausschließlich Almosenspeise zu sich nimmt, ein Fetzenrobenträger, und er
beschränkte sich auf drei Roben. Er erwiderte: „Genug, großer König, meine
dreifache Robe ist vollständig.“
Dann kehrte König Pasenadi zum Erhabenen zurück, und nachdem er ihm
gehuldigt hatte, setzte er sich seitlich nieder und sagte: „Es ist wunderbar, ehrwürdiger
Herr, es ist erstaunlich, wie der Erhabene die Ungebändigten bändigt, den
Friedlosen Frieden bringt, und jene, die Nibbàna nicht erlangt haben, zum Nibbàna
führt. Ehrwürdiger Herr, wir selbst konnten ihn mit Gewalt und Waffen nicht
bändigen, und doch hat ihn der Erhabene ohne Gewalt und Waffen gebändigt.
Und jetzt, ehrwürdiger Herr, nehmen wir Abschied. Wir sind beschäftigt und
haben viel zu tun.“
„Jetzt ist der Zeitpunkt, großer König, das zu tun, was du für richtig hältst.“
Dann erhob sich König Pasenadi von Kosala von seinem Sitz, und nachdem er
dem Erhabenen gehuldigt hatte, nahm er Abschied, wobei er ihm die rechte Seite
zuwandte.

14. Danach, als es Morgen war, zog sich der ehrwürdige Aïgulimàla an, nahm
seine Schale und äußere Robe und ging um Almosen nach Sàvatthã hinein. Als er
in Sàvatthã um Almosen von Haus zu Haus zog, sah er eine bestimmte Frau, die
gerade ein mißgebildetes Kind gebar. Als er dies sah, dachte er: „Wie sehr die
Lebewesen leiden! In der Tat, wie sehr die Lebewesen leiden!“
Nachdem er in Sàvatthã um Almosen umhergewandert war und nach seiner
Mahlzeit von der Almosenrunde zurückgekehrt war, ging er zum Erhabenen,
und nachdem er ihm gehuldigt hatte, setzte er sich seitlich nieder und sagte:
„Ehrwürdiger Herr, heute morgen zog ich mich an, nahm meine Schale und äußere
Robe und ging um Almosen nach Sàvatthã hinein. Als ich in Sàvatthã um
Almosen von Haus zu Haus zog, sah ich eine bestimmte Frau, die gerade ein
mißgebildetes Kind gebar. Als ich dies sah, dachte ich: ,Wie sehr die Lebewesen
leiden! In der Tat, wie sehr die Lebewesen leiden!‘“

15. „In jenem Fall, Aïgulimàla, geh nach Sàvatthã hinein und sage zu jener
Frau: ,Schwester, seit ich geboren wurde, kann ich mich nicht daran erinnern,
daß ich jemals vorsätzlich einem Lebewesen das Leben genommen habe.
Bei dieser Wahrheit, mögest du gesund sein und möge dein Kind gesund sein!‘“
„Ehrwürdiger Herr, würde ich da nicht wissentlich lügen, denn ich habe vielen
Lebewesen vorsätzlich das Leben genommen?“
„Dann, Aïgulimàla, geh nach Sàvatthã hinein und sage zu jener Frau: ,Schwester,
seit ich mit der edlen Geburt geboren wurde, kann ich mich nicht daran
erinnern, daß ich jemals vorsätzlich einem Lebewesen das Leben genommen
habe. Bei dieser Wahrheit, mögest du gesund sein und möge dein Kind gesund
sein 2)!‘“
„Ja, ehrwürdiger Herr“, sagte der ehrwürdige Aïgulimàla, und nachdem er
nach Sàvatthã hineingegangen war, sagte er zu jener Frau: „Schwester, seit ich
mit der edlen Geburt geboren wurde, kann ich mich nicht daran erinnern, daß ich
jemals vorsätzlich einem Lebewesen das Leben genommen habe. Bei dieser
Wahrheit, mögest du gesund sein und möge dein Kind gesund sein!“ Da wurden
die Frau und das Kind gesund.

16. Bald darauf, nachdem er allein lebte, zurückgezogen, umsichtig, eifrig
und entschlossen, trat der ehrwürdige Aïgulimàla hier und jetzt durch eigene
Verwirklichung mit höherer Geisteskraft in das höchste Ziel des heiligen Lebens
ein, für das Männer aus guter Familie zu Recht von zu Hause fort in die
Hauslosigkeit ziehen, und er verweilte darin. Er erkannte unmittelbar: „Geburt
ist zu Ende gebracht, das heilige Leben ist gelebt, es ist getan, was getan werden
mußte, darüber hinaus gibt es nichts mehr.“ Und der ehrwürdige Aïgulimàla
wurde einer der Arahants.

17. Danach, als es Morgen war, zog sich der ehrwürdige Aïgulimàla an, nahm
seine Schale und äußere Robe und ging um Almosen nach Sàvatthã hinein. Bei
jener Gelegenheit warf jemand einen Erdklumpen und traf den ehrwürdigen
Aïgulimàla am Körper, ein anderer warf einen Knüppel und traf ihn am Körper,
und wieder ein anderer warf eine Scherbe und traf ihn am Körper. Dann ging der
ehrwürdige Aïgulimàla zum Erhabenen, wobei Blut aus seinem verletzten Kopf
floß, mit zerbrochener Almosenschale und zerrissener äußerer Robe. Der Erhabene
sah ihn in der Ferne kommen und sagte zu ihm: „Ertrage es, Brahmane!
Ertrage es, Brahmane! Du erlebst hier und jetzt das Ergebnis von Taten, für die
du viele Jahre, viele Jahrhunderte, viele Jahrtausende lang in der Hölle gequält
worden wärst 3).“

18. Danach, während der ehrwürdige Aïgulimàla allein in der Zurückgezogenheit
weilte und die Glückseligkeit der Befreiung erlebte, äußerte er diesen
Ausruf 4):

„Wer einst nachlässig lebte, dann
Nie mehr nachlässig ist,
Erleuchtet die Welt
Wie der Mond, frei von Wolken.

Wer früher begangenes Übel jetzt umkehrt,
Durch heilsame Taten anstatt,
Erleuchtet die Welt
Wie der Mond, frei von Wolken.

Der jugendliche Bhikkhu, dessen Streben
Der Lehre des Buddha nur gilt,
Erleuchtet die Welt
Wie der Mond, frei von Wolken.

Mögen meine Feinde Dhamma-Reden hören,
Mögen sie sich weih’n der Lehre des Erhab’nen,
Mögen meine Feinde gute Leut’ aufwarten,
Welche andere zum Vertrau’n ins Dhamma führen.

Mögen meine Feinde hin und wieder zuhör’n,
Dhamma hör’n von jenen, die von Nachsicht reden,
Jenen, die das Loblied von der Güte singen,
Mögen sie dem Dhamma gütig handelnd folgen.

Sicher würden sie dann mir nicht schaden wollen,
Und nicht daran denken, anderen zu schaden,
Wer sie alle schützte, Schwache oder Starke,
Mögen sie den besten, höchsten Frieden finden.

Leitungserbauer, sie lenken das Wasser,
Flechter, sie richten den Pfeilschaft gerade,
Zimmerleut’ geben dem Holz neue Formen,
Der Weise jedoch nur nach Selbstzähmung trachtet.

Manch einer wird nur durch Schläge gezügelt,
Manche mit Haken und and’re mit Peitschen;
Ich jedoch wurde von einem gezügelt,
Der Ruten nicht hat oder andere Waffen.

,Harmlos’, so lautet mein jetziger Name,
Obwohl ein gefährlicher Mensch ich einst war.
Mein heutiger Name verkündet die Wahrheit:
Kein einziges Wesen verletze ich mehr.

Einst lebt’ ich mein Leben als übler Verbrecher,
,Fingergirlande‘, so nannte man mich,
Gewaltige Fluten hab’n mich mitgerissen,
Zum Buddha, dem Lehrer, um Zuflucht ich ging.

Und obwohl Blut einst die Hände befleckte,
,Fingergirlande‘, so nannte man mich,
Sieh, welche Zuflucht ich habe gefunden:
Die Fessel des Werdens, sie ist jetzt gekappt.

Manch eine Untat begangen, die führt
Zur Wiedergeburt in den niederen Reichen,
Hat mich hier doch ihr Ergebnis ereilt,
So esse ich jetzt, unbelastet von Schulden 5).

Narren sind sie und ganz ohne Verstand,
Die sich selbst geben der Nachlässigkeit,
Doch jene voll Weisheit behüten die Umsicht,
Behandeln sie als ihren wertvollsten Schatz.

Öffnet der Nachlässigkeit nicht die Pforten,
Und trachtet nicht nach den Sinnesvergnügen.
Meditiert lieber, erfüllt ganz von Umsicht,
Um vollkomm’nes Glück hier und jetzt zu erlangen.

Die Wahl, die ich traf, heißt sie also willkommen,
Laßt sie so stehen, die Wahl war nicht schlecht;
Von allen Dhammas, die Menschen bekannt sind,
Bin ich zum besten und höchsten gelangt.

Die Wahl, die ich traf, heißt sie also willkommen,
Laßt sie so stehen, die Wahl war nicht schlecht;
Ich habe das dreifache Wissen erworben,
Vollendete alles, was der Buddha lehrt.“

Anmerkungen:
1) Aïgulimàla heißt Fingerkette. Er war ein brahmanischer Student, der aufgrund
einer Intrige von seinem Lehrer die Auflage bekam, eintausend menschliche Finger
zu bringen. Er lebte im Wald, griff Reisende an und hackte ihnen je einen
Finger ab. Die Erzählung der Sutta setzt ein, als er die eintausend Finger beinahe
beisammen hatte. Aïgulimàla war entschlossen, die nächste Person, die ihm über
den Weg laufen würde, zu töten. Der Buddha sah, daß Aïgulimàlas eigene Mutter,
die auf dem Weg zu ihrem Sohn war, Gefahr lief, von ihm getötet zu werden.
Der Buddha sah außerdem, daß der Verbrecher die Voraussetzungen (pàrami) für
Arahantschaft besaß, und trat dazwischen, bevor die Mutter eintraf.
2) Auch heute noch rezitieren buddhistische Mönche diesen Ausspruch als Segnung
(paritta) für schwangere Frauen, die kurz vor der Entbindung stehen.
3) Dies blieb ihm durch seine Arahantschaft erspart.
4) Diese Verse finden sich auch in einer Sammlung von Aussprüchen erleuchteter
Mönche namens Theragàthà, und auszugsweise im Dhammapada.
5) Man sagt, daß Bhikkhus, die noch keine Arahants sind, ihre Almosenspeise als
Erben des Buddha essen. Die Arahants essen „schuldenfrei“, weil sie selbst zum
höchsten Verdienstfeld geworden sind.