MN93 – An Assalàyana

Majjhima Nikàya 93

 

An Assalàyana (Assalàyana Sutta)

1. So habe ich gehört. Einmal hielt sich der Erhabene bei Sàvatthã im Jeta Hain,
dem Park des Anàthapindika auf.

2. Nun hielten sich zu jener Zeit fünfhundert Brahmanen aus verschiedenen
Provinzen bei Sàvatthã auf, um verschiedenen Geschäften nachzugehen. Da dachten
jene Brahmanen: „Dieser Mönch Gotama beschreibt Läuterung für alle vier
Kasten. Wer ist hier in der Lage, mit ihm ein Streitgespräch über diese Behauptung
zu führen?“

3. Nun hielt sich bei jener Gelegenheit ein brahmanischer Student namens
Assalàyana bei Sàvatthã auf. Jung, mit rasiertem Kopf, sechzehnjährig war er ein
Meister der drei Veden mit ihrem Wortschatz, der Liturgie, Klanglehre und Abstammungslehre,
und der Überlieferungsgeschichte als fünftem; gebildet in
Sprachkunde und Grammatik, war er vollkommen in Naturphilosophie und den
Merkmalen eines Großen Mannes bewandert. Da dachten die Brahmanen: „Da
hält sich dieser junge brahmanischer Student namens Assalàyana bei Sàvatthã
auf. Jung, mit rasiertem Kopf, sechzehnjährig ist er ein Meister der drei Veden
mit ihrem Wortschatz, der Liturgie, Klanglehre und Abstammungslehre, und der
Überlieferungsgeschichte als fünftem; gebildet in Sprachkunde und Grammatik,
ist er vollkommen in Naturphilosophie und den Merkmalen eines Großen Mannes
bewandert. Er wird in der Lage sein, mit dem Mönch Gotama ein Streitgespräch
über diese Behauptung zu führen.“

4. Also gingen die Brahmanen zu dem brahmanischen Studenten Assalàyana
und sagten zu ihm: „Meister Assalàyana, dieser Mönch Gotama beschreibt Läuterung
für alle vier Kasten. Meister Assalàyana komme und führe mit dem Mönch
Gotama ein Streitgespräch über diese Behauptung.“
Nach diesen Worten erwiderte der brahmanische Student Assalàyana: „Meine
Herren, der Mönch Gotama ist einer, der das Dhamma spricht. Nun ist es sehr
schwierig, mit jenen, die das Dhamma sprechen, ein Streitgespräch zu führen.
Ich bin nicht in der Lage, mit dem Mönch Gotama ein Streitgespräch über diese
Behauptung zu führen.“
Ein zweites Mal sagten die Brahmanen zu ihm: „Meister Assalàyana, dieser
Mönch Gotama beschreibt Läuterung für alle vier Kasten. Meister Assalàyana
komme und führe mit dem Mönch Gotama ein Streitgespräch über diese Behauptung.
Denn Meister Assalàyana hat die Ausbildung zum Wanderasketen hinter
sich gebracht.“
Ein zweites Mal erwiderte der brahmanische Student Assalàyana: „Meine
Herren, der Mönch Gotama ist einer, der das Dhamma spricht. Nun ist es sehr
schwierig, mit jenen, die das Dhamma sprechen, ein Streitgespräch zu führen.
Ich bin nicht in der Lage, mit dem Mönch Gotama ein Streitgespräch über diese
Behauptung zu führen.“
Ein drittes Mal sagten die Brahmanen zu ihm: „Meister Assalàyana, dieser
Mönch Gotama beschreibt Läuterung für alle vier Kasten. Meister Assalàyana
komme und führe mit dem Mönch Gotama ein Streitgespräch über diese Behauptung.
Denn Meister Assalàyana hat die Ausbildung zum Wanderasketen hinter
sich gebracht. Meister Assalàyana nehme keine Niederlage hin, ohne überhaupt
gekämpft zu haben.“
Nach diesen Worten erwiderte der brahmanische Student Assalàyana: „Meine
Herren, der Mönch Gotama ist einer, der das Dhamma spricht. Nun ist es sehr
schwierig, mit jenen, die das Dhamma sprechen, ein Streitgespräch zu führen. Ich
bin nicht in der Lage, mit dem Mönch Gotama ein Streitgespräch über diese Behauptung
zu führen. Und doch, meine Herren, werde ich auf euer Bitten hin gehen.“

5. Dann ging der brahmanische Student Assalàyana zusammen mit einer großen
Anzahl von Brahmanen zum Erhabenen und tauschte Grußformeln mit ihm
aus. Nach diesen höflichen und freundlichen Worten setzte er sich seitlich nieder
und sagte zum Erhabenen: „Meister Gotama, die Brahmanen sagen: ,Brahmanen
sind die höchste Kaste, die Angehörigen anderer Kasten sind von niedrigerem
Stand; Brahmanen sind die hellhäutigste Kaste, die Angehörigen anderer Kasten
sind dunkel; nur Brahmanen sind rein, Nicht-Brahmanen sind es nicht; allein die
Brahmanen sind die Söhne von Brahmà, die Abkömmlinge von Brahmà, aus
seinem Mund geboren, von Brahmà geboren, von Brahmà erschaffen, Erben von
Brahmà.‘ Was sagt Meister Gotama dazu?“
„Nun, Assalàyana, man sieht brahmanische Frauen menstruieren, schwanger
werden, gebären und stillen 1). Und doch sagen jene, die vom Schoß der brahmanischen
Frauen geboren werden: ,Brahmanen sind die höchste Kaste, die Angehörigen
anderer Kasten sind von niedrigerem Stand; Brahmanen sind die
hellhäutigste Kaste, die Angehörigen anderer Kasten sind dunkel; nur Brahmanen
sind rein, Nicht-Brahmanen sind es nicht; allein die Brahmanen sind die
Söhne von Brahmà, die Abkömmlinge von Brahmà, aus seinem Mund geboren,
von Brahmà geboren, von Brahmà erschaffen, Erben von Brahmà.‘“

6. „Obwohl Meister Gotama so spricht, meinen die Brahmanen dennoch: ,Brahmanen
sind die höchste Kaste, die Angehörigen anderer Kasten sind von niedrigerem
Stand; Brahmanen sind die hellhäutigste Kaste, die Angehörigen anderer
Kasten sind dunkel; nur Brahmanen sind rein, Nicht-Brahmanen sind es nicht;
allein die Brahmanen sind die Söhne von Brahmà, die Abkömmlinge von Brahmà,
aus seinem Mund geboren, von Brahmà geboren, von Brahmà erschaffen, Erben
von Brahmà.‘“
„Was meinst du, Assalàyana? Hast du gehört, daß es in Yona und Kamboja 2)
und in anderen entlegenen Ländern nur zwei Kasten gibt, Herren und Sklaven,
und daß Herren zu Sklaven werden und Sklaven zu Herren?“
„Davon habe ich gehört, Herr.“
„Welches Argument stärkt dann den Brahmanen den Rücken, oder welche
Autorität gibt ihnen Recht, wenn sie sagen: ,Brahmanen sind die höchste Kaste,
die Angehörigen anderer Kasten sind von niedrigerem Stand; Brahmanen sind
die hellhäutigste Kaste, die Angehörigen anderer Kasten sind dunkel; nur Brahmanen
sind rein, Nicht-Brahmanen sind es nicht; allein die Brahmanen sind die
Söhne von Brahmà, die Abkömmlinge von Brahmà, aus seinem Mund geboren,
von Brahmà geboren, von Brahmà erschaffen, Erben von Brahmà‘?“

7. „Obwohl Meister Gotama so spricht, meinen die Brahmanen dennoch: ,Brahmanen
sind die höchste Kaste, die Angehörigen anderer Kasten sind von niedrigerem
Stand; Brahmanen sind die hellhäutigste Kaste, die Angehörigen anderer
Kasten sind dunkel; nur Brahmanen sind rein, Nicht-Brahmanen sind es nicht;
allein die Brahmanen sind die Söhne von Brahmà, die Abkömmlinge von Brahmà,
aus seinem Mund geboren, von Brahmà geboren, von Brahmà erschaffen, Erben
von Brahmà.‘“
„Was meinst du, Assalàyana? Angenommen, ein Adeliger würde Lebewesen
töten, nehmen, was nicht gegeben wurde, Fehlverhalten in Sinnesvergnügen üben,
falsche Rede führen, gehässige Rede führen, grobe Rede führen, schwätzen, habgierig
sein, einen Geist voller Übelwollen haben, und falsche Ansicht hegen. Würde
nur er bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode in Umständen, die von Entbehrungen
geprägt sind, an einem unglücklichen Bestimmungsort, in Verderbnis,
ja sogar in der Hölle wiedererscheinen, und ein Brahmane nicht? Angenommen,
ein Händler würde Lebewesen töten, nehmen, was nicht gegeben wurde, Fehlverhalten
in Sinnesvergnügen üben, falsche Rede führen, gehässige Rede führen,
grobe Rede führen, schwätzen, habgierig sein, einen Geist voller Übelwollen haben,
und falsche Ansicht hegen. Würde nur er bei der Auflösung des Körpers,
nach dem Tode in Umständen, die von Entbehrungen geprägt sind, an einem unglücklichen
Bestimmungsort, in Verderbnis, ja sogar in der Hölle wiedererscheinen,
und ein Brahmane nicht? Angenommen, ein Arbeiter würde Lebewesen töten,
nehmen, was nicht gegeben wurde, Fehlverhalten in Sinnesvergnügen üben, falsche
Rede führen, gehässige Rede führen, grobe Rede führen, schwätzen, habgierig
sein, einen Geist voller Übelwollen haben, und falsche Ansicht hegen. Würde
nur er bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode in Umständen, die von Entbehrungen
geprägt sind, an einem unglücklichen Bestimmungsort, in Verderbnis,
ja sogar in der Hölle wiedererscheinen, und ein Brahmane nicht?“
„Nein, Meister Gotama. Sei es ein Adeliger oder ein Brahmane oder ein Händler
oder ein Arbeiter – jene aus allen vier Kasten, die Lebewesen töten, nehmen, was
nicht gegeben wurde, Fehlverhalten in Sinnesvergnügen üben, falsche Rede führen,
gehässige Rede führen, grobe Rede führen, schwätzen, habgierig sind, einen
Geist voller Übelwollen haben, und falsche Ansicht hegen, werden bei der Auflösung
des Körpers, nach dem Tode in Umständen, die von Entbehrungen geprägt
sind, an einem unglücklichen Bestimmungsort, in Verderbnis, ja sogar in
der Hölle wiedererscheinen.“
„Welches Argument stärkt dann den Brahmanen den Rücken, oder welche
Autorität gibt ihnen Recht, wenn sie sagen: ,Brahmanen sind die höchste Kaste,
die Angehörigen anderer Kasten sind von niedrigerem Stand; Brahmanen
sind die hellhäutigste Kaste, die Angehörigen anderer Kasten sind dunkel;
nur Brahmanen sind rein, Nicht-Brahmanen sind es nicht; allein die Brahmanen
sind die Söhne von Brahmà, die Abkömmlinge von Brahmà, aus seinem
Mund geboren, von Brahmà geboren, von Brahmà erschaffen, Erben von
Brahmà‘?“

8. „Obwohl Meister Gotama so spricht, meinen die Brahmanen dennoch: ,Brahmanen
sind die höchste Kaste, die Angehörigen anderer Kasten sind von niedrigerem
Stand; Brahmanen sind die hellhäutigste Kaste, die Angehörigen anderer
Kasten sind dunkel; nur Brahmanen sind rein, Nicht-Brahmanen sind es nicht;
allein die Brahmanen sind die Söhne von Brahmà, die Abkömmlinge von Brahmà,
aus seinem Mund geboren, von Brahmà geboren, von Brahmà erschaffen, Erben
von Brahmà.‘“
„Was meinst du, Assalàyana? Angenommen, ein Brahmane würde sich davon
enthalten, Lebewesen zu töten, zu nehmen, was nicht gegeben wurde, Fehlverhalten
bei Sinnesvergnügen zu üben, falsche Rede zu führen, gehässige Rede zu
führen, grobe Rede zu führen, zu schwätzen, und er wäre nicht habgierig, hätte
einen Geist ohne Übelwollen, und hegte richtige Ansicht. Würde nur er bei der
Auflösung des Körpers, nach dem Tode, an einem glücklichen Bestimmungsort
wiedererscheinen, ja sogar in der himmlischen Welt, und ein Adeliger, Händler
oder Arbeiter nicht?“
„Nein, Meister Gotama. Sei es ein Adeliger oder ein Brahmane oder ein Händler
oder ein Arbeiter – jene aus allen vier Kasten, die sich davon enthalten, Lebewesen
zu töten, zu nehmen, was nicht gegeben wurde, Fehlverhalten in Sinnesvergnügen
zu üben, falsche Rede zu führen, gehässige Rede zu führen, grobe Rede
zu führen, zu schwätzen, und die nicht habgierig sind, einen Geist ohne Übelwollen
haben, und richtige Ansicht hegen, werden bei der Auflösung des Körpers,
nach dem Tode an einem glücklichen Bestimmungsort wiedererscheinen,
ja sogar in der himmlischen Welt.“
„Welches Argument stärkt dann den Brahmanen den Rücken, oder welche
Autorität gibt ihnen Recht, wenn sie sagen: ,Brahmanen sind die höchste Kaste,
die Angehörigen anderer Kasten sind von niedrigerem Stand; Brahmanen sind
die hellhäutigste Kaste, die Angehörigen anderer Kasten sind dunkel; nur Brahmanen
sind rein, Nicht-Brahmanen sind es nicht; allein die Brahmanen sind die
Söhne von Brahmà, die Abkömmlinge von Brahmà, aus seinem Mund geboren,
von Brahmà geboren, von Brahmà erschaffen, Erben von Brahmà‘?“

9. „Obwohl Meister Gotama so spricht, meinen die Brahmanen dennoch: ,Brahmanen
sind die höchste Kaste, die Angehörigen anderer Kasten sind von niedrigerem
Stand; Brahmanen sind die hellhäutigste Kaste, die Angehörigen anderer
Kasten sind dunkel; nur Brahmanen sind rein, Nicht-Brahmanen sind es nicht;
allein die Brahmanen sind die Söhne von Brahmà, die Abkömmlinge von Brahmà,
aus seinem Mund geboren, von Brahmà geboren, von Brahmà erschaffen, Erben
von Brahmà.‘“
„Was meinst du, Assalàyana? Ist nur ein Brahmane dazu fähig, einen Geist
der Liebenden Güte gegenüber einer bestimmten Region zu entfalten, ohne Feindseligkeit
und ohne Übelwollen, und ein Adeliger oder ein Händler oder ein Arbeiter
nicht?“
„Nein, Meister Gotama. Sei es ein Adeliger oder ein Brahmane oder ein Händler
oder ein Arbeiter – jene aus allen vier Kasten sind dazu fähig, einen Geist der
Liebenden Güte gegenüber einer bestimmten Region zu entfalten, ohne Feindseligkeit
und ohne Übelwollen.“
„Welches Argument stärkt dann den Brahmanen den Rücken, oder welche
Autorität gibt ihnen Recht, wenn sie sagen: ,Brahmanen sind die höchste Kaste,
die Angehörigen anderer Kasten sind von niedrigerem Stand; Brahmanen sind
die hellhäutigste Kaste, die Angehörigen anderer Kasten sind dunkel; nur Brahmanen
sind rein, Nicht-Brahmanen sind es nicht; allein die Brahmanen sind die
Söhne von Brahmà, die Abkömmlinge von Brahmà, aus seinem Mund geboren,
von Brahmà geboren, von Brahmà erschaffen, Erben von Brahmà‘?“

10. „Obwohl Meister Gotama so spricht, meinen die Brahmanen dennoch:
,Brahmanen sind die höchste Kaste, die Angehörigen anderer Kasten sind von
niedrigerem Stand; Brahmanen sind die hellhäutigste Kaste, die Angehörigen
anderer Kasten sind dunkel; nur Brahmanen sind rein, Nicht-Brahmanen sind es
nicht; allein die Brahmanen sind die Söhne von Brahmà, die Abkömmlinge von
Brahmà, aus seinem Mund geboren, von Brahmà geboren, von Brahmà erschaffen,
Erben von Brahmà.‘“
„Was meinst du, Assalàyana? Ist nur ein Brahmane dazu fähig, einen Badeschwamm
und Seifenpulver zu nehmen, zum Fluß zu gehen und Staub und
Schmutz abzuwaschen, und ein Adeliger oder ein Händler oder ein Arbeiter
nicht?“
„Nein, Meister Gotama. Sei es ein Adeliger oder ein Brahmane oder ein Händler
oder ein Arbeiter – jene aus allen vier Kasten sind dazu fähig, einen Badeschwamm
und Seifenpulver zu nehmen, zum Fluß zu gehen und Staub und Schmutz abzuwaschen.“
„Welches Argument stärkt dann den Brahmanen den Rücken, oder welche
Autorität gibt ihnen Recht, wenn sie sagen: ,Brahmanen sind die höchste Kaste,
die Angehörigen anderer Kasten sind von niedrigerem Stand; Brahmanen sind
die hellhäutigste Kaste, die Angehörigen anderer Kasten sind dunkel; nur Brahmanen
sind rein, Nicht-Brahmanen sind es nicht; allein die Brahmanen sind die
Söhne von Brahmà, die Abkömmlinge von Brahmà, aus seinem Mund geboren,
von Brahmà geboren, von Brahmà erschaffen, Erben von Brahmà‘?“

11. „Obwohl Meister Gotama so spricht, meinen die Brahmanen dennoch:
,Brahmanen sind die höchste Kaste, die Angehörigen anderer Kasten sind von
niedrigerem Stand; Brahmanen sind die hellhäutigste Kaste, die Angehörigen
anderer Kasten sind dunkel; nur Brahmanen sind rein, Nicht-Brahmanen sind es
nicht; allein die Brahmanen sind die Söhne von Brahmà, die Abkömmlinge von
Brahmà, aus seinem Mund geboren, von Brahmà geboren, von Brahmà erschaffen,
Erben von Brahmà.‘“
„Was meinst du, Assalàyana? Angenommen, ein kopfgesalbter adeliger König
würde hundert Männer von unterschiedlicher Geburt versammeln und zu
ihnen sagen: ,Kommt, meine Herren, all jene, die in eine adelige Familie oder
eine brahmanische Familie oder eine königliche Familie geboren wurden, sollen
einen Reibestock aus Sàla-Holz, Salaëa-Holz, Sandel-Holz oder aus dem Holz
des Granatapfelbaums nehmen und damit ein Feuer entfachen und Hitze hervorbringen.
Und all jene, die in eine Familie von Unberührbaren geboren wurden,
eine Familie von Fallenstellern, eine Familie von Korbflechtern, eine Familie
von Stellmachern oder eine Familie von Straßenkehrern, sollen einen Reibestock
nehmen, der aus dem Holz von einem Wassernapf für Hunde, einem Schweinetrog,
einem Abfalleimer oder aus Rizinusöl-Holz hergestellt wurde und damit
ein Feuer entfachen und Hitze hervorbringen.‘“
„Was meinst du, Assalàyana? Wenn von jemandem aus der ersten Gruppe ein
Feuer entfacht und Hitze hervorgebracht wird, würde jenes Feuer eine Flamme
haben, Farbe und Schein, und wäre es möglich, es für Zwecke zu verwenden, für
die Feuer geeignet ist, dagegen, wenn von jemandem aus der zweiten Gruppe ein
Feuer entfacht und Hitze hervorgebracht wird, würde jenes Feuer keine Flamme
haben, keine Farbe und keinen Schein, und wäre es nicht möglich, es für Zwecke
zu verwenden, für die Feuer geeignet ist?“
„Nein, Meister Gotama. Wenn von jemandem aus der ersten Gruppe ein Feuer
entfacht und Hitze hervorgebracht wird, dann würde jenes Feuer eine Flamme
haben, Farbe und Schein, und wäre es möglich, es für Zwecke zu verwenden, für
die Feuer geeignet ist. Und wenn von jemandem aus der zweiten Gruppe ein
Feuer entfacht und Hitze hervorgebracht wird, dann würde jenes Feuer auch eine
Flamme haben, Farbe und Schein, und wäre es möglich, es für Zwecke zu verwenden,
für die Feuer geeignet ist. Denn jegliches Feuer hat eine Flamme, Farbe
und Schein, und es ist möglich, jegliches für Zwecke zu verwenden, für die Feuer
geeignet ist.“
„Welches Argument stärkt dann den Brahmanen den Rücken, oder welche
Autorität gibt ihnen Recht, wenn sie sagen: ,Brahmanen sind die höchste Kaste,
die Angehörigen anderer Kasten sind von niedrigerem Stand; Brahmanen sind
die hellhäutigste Kaste, die Angehörigen anderer Kasten sind dunkel; nur Brahmanen
sind rein, Nicht-Brahmanen sind es nicht; allein die Brahmanen sind die
Söhne von Brahmà, die Abkömmlinge von Brahmà, aus seinem Mund geboren,
von Brahmà geboren, von Brahmà erschaffen, Erben von Brahmà‘?“

12. „Obwohl Meister Gotama so spricht, meinen die Brahmanen dennoch:
,Brahmanen sind die höchste Kaste, die Angehörigen anderer Kasten sind von
niedrigerem Stand; Brahmanen sind die hellhäutigste Kaste, die Angehörigen
anderer Kasten sind dunkel; nur Brahmanen sind rein, Nicht-Brahmanen sind es
nicht; allein die Brahmanen sind die Söhne von Brahmà, die Abkömmlinge von
Brahmà, aus seinem Mund geboren, von Brahmà geboren, von Brahmà erschaffen,
Erben von Brahmà.‘“
„Was meinst du, Assalàyana? Angenommen, ein adeliger Jugendlicher würde
mit einem brahmanischen Mädchen schlafen, und ein Sohn würde aufgrund von
diesem Beischlaf geboren werden. Sollte der Sohn, der von einem adligen Jugendlichen
und einem brahmanischen Mädchen stammt, ein Adeliger genannt
werden, nach dem Vater, oder ein Brahmane, nach der Mutter?“
„Er könnte beides genannt werden, Meister Gotama.“

13. „Was meinst du, Assalàyana? Angenommen, ein brahmanischer Jugendlicher
würde mit einem adeligen Mädchen schlafen, und ein Sohn würde aufgrund
von diesem Beischlaf geboren werden. Sollte der Sohn, der von einem brahmanischen
Jugendlichen und einem adeligen Mädchen stammt, ein Adeliger genannt
werden, nach der Mutter, oder ein Brahmane, nach dem Vater?“
„Er könnte beides genannt werden, Meister Gotama.“

14. „Was meinst du, Assalàyana? Angenommen, eine Stute würde von einem
Esel-Hengst gedeckt werden, und ein Fohlen würde aufgrund dessen geboren
werden. Sollte das Fohlen ein Pferd genannt werden, nach der Mutter, oder ein
Esel, nach dem Vater?“
„Es ist ein Maultier, Meister Gotama, da es weder zur einen, noch zur anderen
Art gehört. Ich sehe einen Unterschied in diesem zuletzt genannten Fall, aber ich
sehe keinen Unterschied in einem der vorher genannten Fälle.“

15. „Was meinst du, Assalàyana? Angenommen, es gäbe zwei brahmanische
Studenten, die Brüder sind, von der selben Mutter geboren, der eine fleißig und
klug, und der andere weder fleißig noch klug; welchem von ihnen würden Brahmanen
bei einer Bestattungszeremonie zuerst zu essen geben, oder bei einer zeremoniellen
Darbringung von Milchreis, oder bei einem Opferfest, oder bei einem
Fest für Gäste?“
„Bei solchen Anlässen würden Brahmanen zuerst dem zu essen geben, der
fleißig und klug ist, Meister Gotama; denn wie könnte das große Frucht bringen,
was einem gegeben wird, der weder fleißig noch klug ist?“

16. „Was meinst du, Assalàyana? Angenommen, es gäbe zwei brahmanische
Studenten, die Brüder sind, von der selben Mutter geboren, der eine fleißig und
klug, aber sittenlos und von schlechtem Charakter,und der andere weder fleißig
noch klug, aber sittsam und von gutem Charakter; welchem von ihnen würden
Brahmanen bei einer Bestattungszeremonie zuerst zu essen geben, oder bei einer
zeremoniellen Darbringung von Milchreis, oder bei einem Opferfest, oder bei
einem Fest für Gäste?“
„Bei solchen Anlässen würden Brahmanen zuerst dem zu essen geben, der
weder fleißig noch klug, aber sittsam und von gutem Charakter ist, Meister
Gotama; denn wie könnte das große Frucht bringen, was einem gegeben wird,
der sittenlos und von schlechtem Charakter ist?“

17. „Zuerst, Assalàyana, hast du einen Standpunkt eingenommen, der auf
Abstammung beruht, und danach hast du einen Standpunkt eingenommen, der
auf Schriftgelehrtentum beruht, und danach bist du dazu übergegangen, einen
Standpunkt einzunehmen, der auf genau der Grundlage beruht, nach der Läuterung
für alle vier Kasten existiert, so wie ich sie beschreibe.“
Nach diesen Worten saß der brahmanische Student Assalàyana stumm da, verzagt,
mit hängenden Schultern und gesenktem Kopf, verdrossen und teilnahmslos.
Als der Erhabene dies zur Kenntnis genommen hatte, sagte er zu ihm:

18. „Einmal, Assalàyana, als sieben brahmanische Seher in Laubhütten im
Wald wohnten, erschien diese schädliche Ansicht in ihnen: ,Brahmanen sind die
höchste Kaste, die Angehörigen anderer Kasten sind von niedrigerem Stand;
Brahmanen sind die hellhäutigste Kaste, die Angehörigen anderer Kasten sind
dunkel; nur Brahmanen sind rein, Nicht-Brahmanen sind es nicht; allein die Brahmanen
sind die Söhne von Brahmà, die Abkömmlinge von Brahmà, aus seinem
Mund geboren, von Brahmà geboren, von Brahmà erschaffen, Erben von Brahmà.‘
Nun hörte der Seher Devala der Dunkle 3) davon. Da richtete er Haare und Bart
zurecht, zog ockerfarbene Kleidung an, zog feste Sandalen an, nahm einen Stab
aus Gold und erschien im Hof der sieben brahmanischen Seher. Während der
Seher Devala der Dunkle im Hof der sieben brahmanischen Seher auf und ab
ging, sprach er: ,Wo sind diese ehrenwerten brahmanischen Seher hingegangen?
Wo sind diese ehrenwerten brahmanischen Seher hingegangen?‘ Da dachten die
sieben brahmanischen Seher: ,Wer geht da im Hof der sieben brahmanischen
Seher auf und ab, wie ein Dorftölpel, und spricht: ›Wo sind diese ehrenwerten
brahmanischen Seher hingegangen? Wo sind diese ehrenwerten brahmanischen
Seher hingegangen?‹ Wir wollen ihn verfluchen!‘ Dann verfluchten die sieben
brahmanischen Seher den Seher Devala den Dunklen mit den Worten: ,Werde zu
Asche, Abscheulicher! Werde zu Asche, Abscheulicher!‘ Aber je mehr ihn die
sieben brahmanischen Seher verfluchten, desto anmutiger, schöner und stattlicher
wurde der Seher Devala der Dunkle. Da dachten die sieben brahmanischen
Seher: ,Unsere Askese ist vergeblich, unser heiliges Leben ist fruchtlos; denn
wenn wir früher jemanden verfluchten, mit den Worten: ›Werde zu Asche, Abscheulicher!
Werde zu Asche, Abscheulicher!‹ dann wurde er immer zu Asche;
aber je mehr wir diesen hier verfluchen, desto anmutiger, schöner und stattlicher
wird er.‘“
„,Eure Askese ist nicht vergeblich, meine Herren, euer heiliges Leben ist nicht
fruchtlos. Aber, meine Herren, beseitigt euren Haß mir gegenüber.‘ – ,Wir haben
unseren Haß dir gegenüber beseitigt, Herr. Wer bist du?‘ – ,Habt ihr von dem
Seher Devala dem Dunklen gehört, meine Herren?‘ – ,Ja, Herr.‘ – ,Das bin ich,
meine Herren.‘“
„Da gingen die sieben brahmanischen Seher zum Seher Devala dem Dunklen
hin und huldigten ihm. Dann sagte er zu ihnen: ,Meine Herren, ich hörte, daß
diese schädliche Ansicht in den sieben brahmanische Seher erschien, als sie in
Laubhütten im Wald wohnten: ›Brahmanen sind die höchste Kaste, die Angehörigen
anderer Kasten sind von niedrigerem Stand; Brahmanen sind die
hellhäutigste Kaste, die Angehörigen anderer Kasten sind dunkel; nur Brahmanen
sind rein, Nicht-Brahmanen sind es nicht; allein die Brahmanen sind die
Söhne von Brahmà, die Abkömmlinge von Brahmà, aus seinem Mund geboren,
von Brahmà geboren, von Brahmà erschaffen, Erben von Brahmà.‹‘ – ,So ist es,
Herr.‘ – ,Aber meine Herren, wißt ihr, ob die Mutter, die euch geboren hat, nur
mit einem Brahmanen ging und niemals mit einem Nicht-Brahmanen?‘ – ,Nein,
Herr.‘ – ,Aber meine Herren, wißt ihr, ob die Mütter eurer Mütter zurück bis zur
siebten Generation nur mit Brahmanen gingen und niemals mit Nicht-Brahmanen?‘
– ,Nein, Herr.‘ – ,Aber meine Herren, wißt ihr, ob der Vater, der euch
gezeugt hat, nur mit einer Brahmanin ging und niemals mit einer Nicht-
Brahmanin?‘ – ,Nein, Herr.‘ – ,Aber meine Herren, wißt ihr, ob die Väter eurer
Väter zurück bis zur siebten Generation nur mit Brahmaninnen gingen und niemals
mit Nicht-Brahmaninnen?‘ – ,Nein, Herr.‘“
„, Aber meine Herren, wißt ihr, wie die Empfängnis eines Wesen, das wiedergeboren
wird, zustande kommt?‘ – ,Herr, wir wissen, wie die Empfängnis eines
Wesen, das wiedergeboren wird, zustande kommt. Da ist die Vereinigung von
Mutter und Vater, und die Mutter hat ihre fruchtbaren Tage, und das Wesen, das
wiedergeboren wird, ist erschienen. So kommt die Empfängnis eines Wesen, das
wiedergeboren wird, durch die Vereinigung dieser drei Dinge zustande.‘“
„,Dann, meine Herren, wißt ihr also mit Sicherheit, ob jenes Wesen, das wiedergeboren
wird, ein Adeliger oder ein Brahmane oder ein Händler oder ein Arbeiter
ist?‘ – ,Herr, wir wissen nicht mit Sicherheit, ob jenes Wesen, das
wiedergeboren wird, ein Adeliger oder ein Brahmane oder ein Händler oder ein
Arbeiter ist.‘ – ,Nachdem das so ist, meine Herren, was seid ihr dann?‘ – ,Nachdem
das so ist, Herr, wissen wir nicht, was wir sind.‘“
„Nun, Assalàyana, selbst jene sieben brahmanischen Seher waren nicht in der
Lage, ihre eigene Behauptung über die Abstammung aufrecht zu erhalten, als sie
vom Seher Devala dem Dunklen unter Druck gesetzt, befragt und ins Kreuzverhör
genommen wurden. Aber wie willst du deine eigene Behauptung über die
Abstammung aufrecht erhalten, wenn du von mir unter Druck gesetzt, befragt
und ins Kreuzverhör genommen wirst? Du, der du dich auf die Lehrmeinungen
der Lehrer verläßt, bist noch nicht einmal ihr Löffelhalter Puõõa 4).“

19. Nach diesen Worten sagte der brahmanische Student Assalàyana zum Erhabenen:
„Großartig, Meister Gotama! Großartig, Meister Gotama! Das Dhamma
ist von Meister Gotama auf vielfältige Weise klar gemacht worden, so als ob er
Umgestürztes aufgerichtet, Verborgenes enthüllt, einem Verirrten den Weg gezeigt
oder in der Dunkelheit eine Lampe gehalten hätte, damit die Sehenden die
Dinge erkennen können. Ich nehme Zuflucht zu Meister Gotama und zum
Dhamma und zur Sangha der Bhikkhus. Möge Meister Gotama mich von heute
an als Laien-Anhänger, der zu ihm lebenslang Zuflucht genommen hat, annehmen.“

Anmerkungen:
1) Das nimmt Stellung zur Behauptung, Brahmanen seien von Brahmàs Mund geboren.
2) BB: Yona ist wahrscheinlich Ionien (Griechenland), Kamboja ist ein nordindischer
Distrikt.
3) MA identifiziert Devala mit dem Buddha in einem früheren Leben. Der Beiname
„der Dunkle“ deutet auf nicht-arisch/drawidische und/oder niederkastige Herkunft
hin.
4) BB: Puõõa war ein Diener der sieben Seher, der ihnen mit einem Löffel gekochte
Blätter aufzutischen pflegte.