MN95 – Mit Canki

Majjhima Nikàya 95

 

Mit Canki (Canki Sutta)

1. So habe ich gehört. Einmal durchwanderte der Erhabene etappenweise das
Land Kosala, zusammen mit einer großen Sangha von Bhikkhus, und schließlich
gelangte er zu einem kosalischen Brahmanendorf namens Opasàda. Dort
hielt sich der Erhabene im Hain der Götter, dem Sàlahain nördlich von Opasàda
auf.

2. Bei jener Gelegenheit herrschte der Brahmane Caïkã über Opasàda, einen
Kronbesitz, der voll von Lebewesen war, reich an Weideland, Wald, Wasserstraßen
und Getreide, ein königliches Lehen, ein heiliges Stipendium, das ihm von
König Pasenadi von Kosala gegeben wurde.

3. Die brahmanischen Haushälter von Opasàda hörten: „Der Mönch Gotama,
der Sohn der Sakyer, der einen Sakyer-Klan verließ, um in die Hauslosigkeit zu
ziehen, wandert im Lande Kosala umher, zusammen mit einer großen Sangha
von Bhikkhus. Nun eilt Meister Gotama ein guter Ruf voraus, der folgendes
besagt: ,Jener Erhabene ist ein Verwirklichter, ein vollständig Erleuchteter, vollkommen
im wahren Wissen und erhaben im Verhalten, vollendet, Kenner der
Welten, unvergleichlicher Meister bezähmbarer Menschen, Lehrer himmlischer
und menschlicher Wesen, ein Erwachter, ein Erhabener. Er erläutert diese Welt
mit ihren Màras und Brahmàs, er erläutert diese Generation mit ihren Mönchen
und Brahmanen, ihren Prinzen und dem Volk, was er mit höherer Geisteskraft
selbst verwirklicht hat. Er lehrt das Dhamma, das gut am Anfang, gut in der
Mitte und gut am Ende ist, mit der richtigen Bedeutung und der richtigen Ausdrucksweise,
er enthüllt ein heiliges Leben, das äußerst vollkommen und rein
ist.‘ Es ist gut, solche Arahants zu sehen.“

4. Da machten sich die brahmanischen Haushälter von Opasàda in Gruppen
und Verbänden von Opasàda aus auf den Weg und gingen nach Norden, zum
Hain der Götter, zum Sàlahain.

5. Bei jener Gelegenheit hatte sich der Brahmane Caïkã in das obere Stockwerk
seines Palastes zur Mittagsruhe zurückgezogen. Da sah er die brahmanischen
Haushälter von Opasàda, die sich in Gruppen und Verbänden von Opasàda
aus auf den Weg machten und nach Norden, zum Hain der Götter, zum Sàlahain
gingen. Als er sie sah, fragte er seinen Minister: „Guter Minister, warum machen
sich die brahmanischen Haushälter von Opasàda in Gruppen und Verbänden von
Opasàda aus auf den Weg und gehen nach Norden, zum Hain der Götter, zum
Sàlahain?“

6. „Herr, dort ist der Mönch Gotama, der Sohn der Sakyer, der einen Sakyer
Klan verließ, um in die Hauslosigkeit zu ziehen, der im Lande Kosala umhergewandert
ist, zusammen mit einer großen Sangha von Bhikkhus. Nun eilt Meister
Gotama ein guter Ruf voraus, der folgendes besagt: ,Jener Erhabene ist ein
Verwirklichter, ein vollständig Erleuchteter, vollkommen im wahren Wissen und
erhaben im Verhalten, vollendet, Kenner der Welten, unvergleichlicher Meister
bezähmbarer Menschen, Lehrer himmlischer und menschlicher Wesen, ein Erwachter,
ein Erhabener. Er erläutert diese Welt mit ihren Màras und Brahmàs, er
erläutert diese Generation mit ihren Mönchen und Brahmanen, ihren Prinzen
und dem Volk, was er mit höherer Geisteskraft selbst verwirklicht hat. Er lehrt
das Dhamma, das gut am Anfang, gut in der Mitte und gut am Ende ist, mit der
richtigen Bedeutung und der richtigen Ausdrucksweise, er enthüllt ein heiliges
Leben, das äußerst vollkommen und rein ist.‘ Sie sind auf dem Weg zu diesem
Meister Gotama.“
„Dann, guter Minister, geh zu den brahmanischen Haushältern von Opasàda
und sage zu ihnen: ,Meine Herren, der Brahmane Caïkã sagt dieses: ›Bitte wartet,
meine Herren. Der Brahmane Caïkã will auch den Mönch Gotama aufsuchen.‹‘“
„Ja, Herr“, erwiderte der Minister, und er ging zu den brahmanischen Haushältern
von Opasàda und überbrachte ihnen die Botschaft.

7. Bei jener Gelegenheit hielten sich fünfhundert Brahmanen aus verschiedenen
Ländern bei Opasàda auf, um verschiedenen Geschäften nachzugehen. Sie
hörten: „Der Brahmane Caïkã, so heißt es, wird den Mönch Gotama aufsuchen.“
Da gingen sie zum Brahmanen Caïkã hin und fragten ihn: „Herr, ist es wahr, daß
du den Mönch Gotama aufsuchen wirst?“
„So ist es, meine Herren. Ich werde den Mönch Gotama aufsuchen.“

8. „Herr, suche nicht den Mönch Gotama auf. Es ist nicht angemessen, Meister
Caïkã, daß du den Mönch Gotama aufsuchst; vielmehr ist es angemessen,
daß der Mönch Gotama dich aufsucht. Denn du, Herr, bist von guter Herkunft
auf beiden Seiten, von reiner mütterlicher und väterlicher Abstammung, sieben
Generationen zurück, unangreifbar und einwandfrei hinsichtlich der Geburt. Weil
das so ist, Meister Caïkã, ist es nicht angemessen, daß du den Mönch Gotama
aufsuchst; vielmehr ist es angemessen, daß der Mönch Gotama dich aufsucht.
Du, Herr, bist reich, mit großem Reichtum und Besitz. Du, Herr, bist ein Meister
der drei Veden mit ihrem Wortschatz, der Liturgie, Klanglehre und Abstammungslehre,
und der Überlieferungsgeschichte als fünftem; gebildet in Sprachkunde
und Grammatik, bist du vollkommen in Naturphilosophie und den Merkmalen
eines Großen Mannes bewandert. Du, Herr, siehst gut aus, bist stattlich und anmutig,
du besitzt höchste Schönheit der Gesichtsfarbe, mit erhabener Schönheit
und erhabener Gegenwart, bemerkenswert anzusehen. Du, Herr, bist sittsam,
gereift in Sittlichkeit, du besitzt gereifte Sittlichkeit. Du, Herr, bist ein guter Redner
mit guter Vortragsweise; du äußerst Worte, die höflich, klar, tadellos sind und
den Sinn klar machen. Du, Herr, lehrst die Lehrer vieler Menschen, und dreihundert
brahmanische Studenten lehrst du die Rezitation der Hymnen. Du, Herr,
wirst von König Pasenadi von Kosala geehrt, respektiert, verehrt, in Ehren gehalten.
Du, Herr, wirst vom Brahmanen Pokkharasàti geehrt, respektiert, verehrt,
in Ehren gehalten. Du, Herr, herrschst über Opasàda, einen Kronbesitz, der
voll von Lebewesen ist, reich an Weideland, Wald, Wasserstraßen und Getreide,
ein königliches Lehen, ein heiliges Stipendium, das dir von König Pasenadi von
Kosala gegeben wurde. Weil das so ist, Meister Caïkã, ist es nicht angemessen,
daß du den Mönch Gotama aufsuchst; vielmehr ist es angemessen, daß der Mönch
Gotama dich aufsucht.“

9. Nach diesen Worten sagte der Brahmane Caïkã zu jenen Brahmanen: „Nun,
meine Herren, vernehmt von mir, warum es angemessen ist, daß ich Meister
Gotama aufsuche, und warum es nicht angemessen ist, daß Meister Gotama mich
aufsucht. Meine Herren, der Mönch Gotama ist von guter Herkunft auf beiden
Seiten, von reiner mütterlicher und väterlicher Abstammung, sieben Generationen
zurück, unangreifbar und einwandfrei hinsichtlich der Geburt. Weil das so
ist, meine Herren, ist es nicht angemessen, daß Meister Gotama mich aufsucht;
stattdessen ist es angemessen, daß ich Meister Gotama aufsuche. Meine Herren,
der Mönch Gotama zog in die Hauslosigkeit, wobei er viel Gold und Barren, das
in Gewölben und Schatzkammern weggeschlossen war, aufgab. Meine Herren,
der Mönch Gotama ging von zu Hause fort in die Hauslosigkeit, als er noch in
jungem Alter war, als schwarzhaariger junger Mann, mit Jugendlichkeit gesegnet,
in der Blüte seines Lebens. Meine Herren, der Mönch Gotama rasierte sich
Kopf- und Barthaar ab, zog die gelbe Robe an und ging von zu Hause fort in die
Hauslosigkeit, obwohl seine Mutter und sein Vater das nicht wünschten und mit
tränenüberströmtem Gesicht weinten. Meine Herren, der Mönch Gotama sieht
gut aus, ist stattlich und anmutig, besitzt höchste Schönheit der Gesichtsfarbe,
mit erhabener Schönheit und erhabener Gegenwart, bemerkenswert anzusehen.
Meine Herren, der Mönch Gotama ist sittsam, mit edler Sittlichkeit, mit heilsamer
Sittlichkeit, er besitzt heilsame Sittlichkeit. Meine Herren, der Mönch Gotama
ist ein guter Redner mit guter Vortragsweise; er äußert Worte, die höflich, klar,
tadellos sind und den Sinn klar machen. Meine Herren, der Mönch Gotama ist
ein Lehrer für die Lehrer vieler Menschen. Meine Herren, der Mönch Gotama ist
frei von sinnlicher Begierde und ohne persönliche Eitelkeit. Meine Herren, der
Mönch Gotama vertritt die Lehre von der moralischen Wirksamkeit von Handlung,
die Lehre von der moralischen Wirksamkeit von Taten; er trachtet nach
keinerlei Schaden für die Linie der Brahmanen. Meine Herren, der Mönch Gotama
zog von einer aristokratischen Familie fort, von einer der ursprünglichen adeligen
Familien. Meine Herren, der Mönch Gotama zog von einer reichen Familie
fort, von einer Familie von großem Reichtum und großem Besitz. Meine Herren,
die Menschen kommen aus entlegenen Königreichen und entlegenen Bezirken,
um dem Mönch Gotama Fragen zu stellen. Meine Herren, tausende von Himmelswesen
haben lebenslang zum Mönch Gotama Zuflucht genommen. Meine Herren,
Meister Gotama eilt ein guter Ruf voraus, der folgendes besagt: ,Jener
Erhabene ist ein Verwirklichter, ein vollständig Erleuchteter, vollkommen im
wahren Wissen und erhaben im Verhalten, vollendet, Kenner der Welten, unvergleichlicher
Meister bezähmbarer Menschen, Lehrer himmlischer und menschlicher
Wesen, ein Erwachter, ein Erhabener.‘ Meine Herren, der Mönch Gotama
besitzt die zweiunddreißig Merkmale eines Großen Mannes. Meine Herren, König
Seniya Bimbisàra von Magadha und seine Frau und Kinder haben lebenslang
zum Mönch Gotama Zuflucht genommen. Meine Herren, König Pasenadi von
Kosala und seine Frau und Kinder haben lebenslang zum Mönch Gotama Zuflucht
genommen. Meine Herren, der Brahmane Pokkharasàti und seine Frau
und Kinder haben lebenslang zum Mönch Gotama Zuflucht genommen. Meine
Herren, der Mönch Gotama ist bei Opasàda angekommen und hält sich bei
Opasàda im Hain der Götter, dem Sàlahain nördlich von Opasàda, auf. Nun sind
jegliche Mönche oder Brahmanen, die in unsere Stadt kommen, unsere Gäste,
und Gäste sollten geehrt, respektiert, verehrt werden, und es sollte ihnen Ehre
zuteil werden. Weil das so ist, meine Herren, ist es nicht angemessen, daß Meister
Gotama mich aufsucht; stattdessen ist es angemessen, daß ich Meister Gotama
aufsuche.“
„Meine Herren, das war jetzt das Lob auf Meister Gotama, soweit ich es gelernt
habe, aber das Lob auf Meister Gotama ist nicht darauf begrenzt, den das
Lob auf Meister Gotama ist unermeßlich. Da Meister Gotama jeden einzelnen
dieser Faktoren besitzt, ist es nicht angemessen, daß Meister Gotama mich aufsucht;
stattdessen ist es angemessen, daß ich Meister Gotama aufsuche. Daher,
meine Herren, wollen wir jetzt alle den Mönch Gotama aufsuchen.“

10. Dann ging der Brahmane Caïkã, zusammen mit einem großen Gefolge an
Brahmanen, zum Erhabenen und tauschte Grußformeln mit ihm aus. Nach diesen
höflichen und freundlichen Worten setzte er sich seitlich nieder.

11. Bei jener Gelegenheit hatte sich der Erhabene niedergesetzt und beendete
gerade ein freundliches Gespräch mit einigen älteren, sehr ehrwürdigen Brahmanen.
Zu der Zeit saß ein brahmanischer Student namens Kàpañhika in der
Versammlung. Er war jung, sechzehn Jahre alt, ein Meister der drei Veden mit
ihrem Wortschatz, der Liturgie, Klanglehre und Abstammungslehre, und der
Überlieferungsgeschichte als fünftem; gebildet in Sprachkunde und Grammatik,
war er vollkommen in Naturphilosophie und den Merkmalen eines Großen Mannes
bewandert. Während die älteren, sehr ehrwürdigen Brahmanen sich mit dem
Erhabenen unterhielten, platzte er oft herein und unterbrach ihr Gespräch. Da
tadelte der Erhabene den brahmanischen Studenten Kàpañhika so: „Der ehrwürdige
Bhàradvàja platze nicht herein und unterbreche die Rede der älteren, sehr
ehrwürdigen Brahmanen nicht, während sie sich unterhalten. Der ehrwürdige
Bhàradvàja warte ab, bis das Gespräch zu Ende ist.“
Nach diesen Worten sagte der Brahmane Caïkã zum Erhabenen: „Meister
Gotama tadele den brahmanischen Studenten Kàpañhika nicht. Der brahmanische
Student Kàpañhika ist ein Mann aus guter Familie, er ist sehr gebildet, er
kann sich gut ausdrücken, er ist weise; er ist in der Lage, an dieser Diskussion
mit Meister Gotama teilzunehmen.“

12. Da dachte der Erhabene: „Der brahmanische Student Kàpañhika muß sicherlich
in den Schriften der drei Veden perfekt bewandert sein, da die Brahmanen
ihn so ehren.“
Da dachte der brahmanische Student Kàpañhika: „Wenn der Mönch Gotama
den Blick zu mir wendet, werde ich ihm eine Frage stellen.“
Weil der Erhabene mit seinem Herzen den Gedanken im Herzen des brahmanischen
Studenten Kàpañhika erkannte, wendete er ihm den Blick zu. Da dachte
der brahmanische Student Kàpañhika: „Der Mönch Gotama hat sich mir zugewendet.
Angenommen, ich stelle ihm eine Frage.“ Dann sagte er zum Erhabenen:
„Meister Gotama, was die alten brahmanischen Hymnen angeht, die durch
mündliche Überlieferung und Schriftensammlungen überliefert worden sind, sind
die Brahmanen mit Bestimmtheit zu dem Schluß gekommen: ,Nur dies ist wahr,
alles andere ist falsch.‘ Was sagt Meister Gotama dazu?“

13. „Wie ist das, Bhàradvàja, gibt es unter den Brahmanen auch nur einen
einzigen Brahmanen, der sagt: ,Ich weiß dies, ich sehe dies: nur dies ist wahr,
alles andere ist falsch‘?“ – „Nein, Meister Gotama.“
„Wie ist das, Bhàradvàja, gibt es unter den Brahmanen auch nur einen einzigen
Lehrer oder auch nur einen einzigen Lehrer eines Lehrers, zurück bis zur
siebten Generation von Lehrern, der sagt: ,Ich weiß dies, ich sehe dies: nur dies
ist wahr, alles andere ist falsch‘?“ – „Nein, Meister Gotama.“
„Wie ist das, Bhàradvàja, die brahmanischen Seher der Vorzeit, die Erschaffer
der Hymnen, die Komponisten der Hymnen, deren alte Hymnen, die früher
gechantet, vorgetragen und gesammelt wurden, die Brahmanen heutzutage immer
noch chanten und nachsprechen, wobei sie nachsprechen, was gesagt wurde
und rezitieren, was rezitiert wurde – das heißt, Aññhaka, Vàmaka, Vàmadeva,
Vessàmitta, Yamataggi, Aïgirasa, Bhàradvàja, Vàseññha, Kassapa und Bhagu 1)
sagten etwa diese brahmanischen Seher der Vorzeit: ,Ich weiß dies, ich sehe dies:
nur dies ist wahr, alles andere ist falsch‘?“ – „Nein, Meister Gotama.“
„Also, Bhàradvàja, es scheint, als gäbe es unter den Brahmanen nicht einen
einzigen Brahmanen, der sagt: ,Ich weiß dies, ich sehe dies: nur dies ist wahr,
alles andere ist falsch‘. Und unter den Brahmanen gibt es keinen einzigen Lehrer
oder Lehrer eines Lehrers, zurück bis zur siebten Generation von Lehrern, der
sagt: ,Ich weiß dies, ich sehe dies: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch‘. Und
die brahmanischen Seher der Vorzeit, die Erschaffer der Hymnen, die Komponisten
der Hymnen, deren alte Hymnen, die früher gechantet, vorgetragen und gesammelt
wurden, die Brahmanen heutzutage immer noch chanten und
nachsprechen, wobei sie nachsprechen, was gesagt wurde und rezitieren, was
rezitiert wurde – das heißt, Aññhaka, Vàmaka, Vàmadeva, Vessàmitta, Yamataggi,
Aïgirasa, Bhàradvàja, Vàseññha, Kassapa und Bhagu – nicht einmal diese brahmanischen
Seher der Vorzeit sagten: ,Ich weiß dies, ich sehe dies: nur dies ist
wahr, alles andere ist falsch‘. Angenommen es gäbe eine Reihe blinder Männer,
jeder in Berührung mit dem nächsten: der erste sieht nichts, der mittlere sieht
nichts, und der letzte sieht nichts. Ebenso, Bhàradvàja, gleichen die Brahmanen,
was ihre Behauptung angeht, einer Reihe blinder Männer: der erste sieht nichts,
der mittlere sieht nichts, und der letzte sieht nichts. Was meinst du, Bhàradvàja,
nachdem das so ist, zeigt es sich da nicht, daß das Vertrauen der Brahmanen
keine Grundlage hat?“

14. „Die Brahmanen ehren dies nicht nur aus Vertrauen heraus, Meister Gotama.
Sie ehren es auch als eine mündliche Überlieferung.“
„Bhàradvàja, zuerst hast du einen Standpunkt eingenommen, der auf Vertrauen
beruht, und jetzt sprichst du von mündlicher Überlieferung. Es gibt fünf Dinge,
Bhàradvàja, die sich hier und jetzt auf zwei verschiedene Weisen zeigen
können. Welche fünf? Vertrauen, Billigung, mündliche Überlieferung, begründetes
Erdenken und reflektives Annehmen einer Ansicht. Diese fünf Dinge können
sich hier und jetzt auf zwei verschiedene Weisen zeigen. Etwas mag aus dem
Vertrauen heraus vollständig angenommen werden, und doch kann es leer, hohl
und falsch sein; aber etwas anderes mag nicht aus dem Vertrauen heraus vollständig
angenommen werden, und doch kann es den Tatsachen entsprechen, wahr
und ohne Fehler sein. Wiederum mag etwas vollständig gebilligt werden, und
doch kann es leer, hohl und falsch sein; aber etwas anderes mag nicht vollständig
gebilligt werden, und doch kann es den Tatsachen entsprechen, wahr und ohne
Fehler sein. Wiederum mag etwas vollständig Bestandteil mündlicher Überlieferung
sein, und doch kann es leer, hohl und falsch sein; aber etwas anderes mag
nicht vollständig Bestandteil mündlicher Überlieferung sein, und doch kann es
den Tatsachen entsprechen, wahr und ohne Fehler sein. Wiederum mag etwas
gut erdacht sein, und doch kann es leer, hohl und falsch sein; aber etwas anderes
mag nicht gut erdacht sein, und doch kann es den Tatsachen entsprechen, wahr
und ohne Fehler sein. Wiederum mag über etwas gut reflektiert worden sein, und
doch kann es leer, hohl und falsch sein; aber über etwas anderes mag nicht gut
reflektiert worden sein, und doch kann es den Tatsachen entsprechen, wahr und
ohne Fehler sein. Unter diesen Umständen ist es für einen Weisen, der die Wahrheit
aufrecht erhalten will, nicht angemessen, mit Bestimmtheit zu dem Schluß
zu kommen: ,Nur dies ist wahr, alles andere ist falsch.‘“

15. „Aber, Meister Gotama, wie gibt es dann ein Aufrechterhalten der Wahrheit?
Wie erhält man die Wahrheit aufrecht? Wir fragen Meister Gotama nach
dem Aufrechterhalten der Wahrheit.“
„Wenn ein Mann Vertrauen besitzt, Bhàradvàja, so erhält er die Wahrheit aufrecht,
wenn er sagt: ,Ich vertraue auf das‘; aber er kommt noch nicht mit Bestimmtheit
zu dem Schluß: ,Nur dies ist wahr, alles andere ist falsch.‘ Auf diese
Weise, Bhàradvàja, gibt es ein Aufrechterhalten der Wahrheit; auf diese Weise
erhält er die Wahrheit aufrecht; auf diese Weise beschreiben wir das Aufrechterhalten
der Wahrheit. Aber noch gibt es da kein Erwachen zur Wahrheit.“
„Wenn ein Mann etwas billigt, Bhàradvàja, so erhält er die Wahrheit aufrecht,
wenn er sagt: ,Ich billige das‘; aber er kommt noch nicht mit Bestimmtheit zu
dem Schluß: ,Nur dies ist wahr, alles andere ist falsch.‘ Auch auf diese Weise,
Bhàradvàja, gibt es dann ein Aufrechterhalten der Wahrheit; auf diese Weise erhält
er die Wahrheit aufrecht; auf diese Weise beschreiben wir das Aufrechterhalten
der Wahrheit. Aber noch gibt es da kein Erwachen zur Wahrheit.“
„Wenn ein Mann eine mündliche Überlieferung empfängt, Bhàradvàja, so erhält
er die Wahrheit aufrecht, wenn er sagt: ,Meine mündliche Überlieferung ist
so‘; aber er kommt noch nicht mit Bestimmtheit zu dem Schluß: ,Nur dies ist
wahr, alles andere ist falsch.‘ Auch auf diese Weise, Bhàradvàja, gibt es dann ein
Aufrechterhalten der Wahrheit; auf diese Weise erhält er die Wahrheit aufrecht;
auf diese Weise beschreiben wir das Aufrechterhalten der Wahrheit. Aber noch
gibt es da kein Erwachen zur Wahrheit.“
„Wenn ein Mann zu einem Schluß kommt, der auf begründetem Erdenken
beruht, Bhàradvàja, so erhält er die Wahrheit aufrecht, wenn er sagt: ,Ich habe
das erdacht‘; aber er kommt noch nicht mit Bestimmtheit zu dem Schluß: ,Nur
dies ist wahr, alles andere ist falsch.‘ Auch auf diese Weise, Bhàradvàja, gibt es
dann ein Aufrechterhalten der Wahrheit; auf diese Weise erhält er die Wahrheit
aufrecht; auf diese Weise beschreiben wir das Aufrechterhalten der Wahrheit.
Aber noch gibt es da kein Erwachen zur Wahrheit.“
„Wenn ein Mann reflektives Annehmen einer Ansicht erlangt, Bhàradvàja, so
erhält er die Wahrheit aufrecht, wenn er sagt: ,Ich habe diese Ansicht reflektiv
angenommen‘; aber er kommt noch nicht mit Bestimmtheit zu dem Schluß: ,Nur
dies ist wahr, alles andere ist falsch.‘ Auch auf diese Weise, Bhàradvàja, gibt es
dann ein Aufrechterhalten der Wahrheit; auf diese Weise erhält er die Wahrheit
aufrecht; auf diese Weise beschreiben wir das Aufrechterhalten der Wahrheit.
Aber noch gibt es da kein Erwachen zur Wahrheit 2).“

16. „Auf jene Weise, Meister Gotama, gibt es ein Aufrechterhalten der Wahrheit;
auf jene Weise erhält man die Wahrheit aufrecht; auf jene Weise erkennen
wir das Aufrechterhalten der Wahrheit an. Aber auf welche Weise gibt es ein
Erwachen zur Wahrheit? Auf welche Weise erwacht man zur Wahrheit? Wir fragen
Meister Gotama nach dem Erwachen zur Wahrheit.“

17. „Bhàradvàja, da mag ein Bhikkhu in Abhängigkeit von einem gewissen
Dorf oder einer gewissen Stadt leben. Dann geht ein Haushälter oder Sohn eines
Haushälters zu ihm hin und untersucht ihn in Hinsicht auf drei Arten von Geisteszuständen:
in Hinsicht auf Geisteszustände, die auf Gier beruhen, in Hinsicht
auf Geisteszustände, die auf Haß beruhen, und in Hinsicht auf Geisteszustände,
die auf Verblendung beruhen: ,Gibt es in diesem Ehrwürdigen irgendwelche
Geisteszustände, die auf Gier beruhen, so daß er mit einem Geist, der von jenen
Zuständen besessen ist, sagen könnte, ›Ich weiß‹, während er nicht weiß, und
›ich sehe‹, während er nicht sieht, oder daß er andere dazu drängen könnte, auf
eine Weise zu handeln, daß es lange zu ihrem Schaden und Leid gereichen würde?‘
Während er ihn untersucht, wird ihm klar: ,In diesem Ehrwürdigen gibt es
keine derartigen Geisteszustände, die auf Gier beruhen. Das körperliche Verhalten
und das sprachliche Verhalten dieses Ehrwürdigen ist nicht das von einem,
der unter dem Einfluß von Gier steht. Und das Dhamma, das dieser Ehrwürdige
lehrt, ist tiefgründig, schwer zu sehen und schwer zu verstehen, friedvoll und
erhaben, durch bloßes Nachdenken nicht zu erlangen, subtil, von den Weisen
selbst zu erfahren. Und es ist schwer für einen, der unter dem Einfluß von Gier
steht, dieses Dhamma zu lehren.‘“

18. „Wenn er ihn untersucht hat und gesehen hat, daß er von Geisteszuständen,
die auf Gier beruhen, geläutert ist, dann untersucht er ihn als nächstes in
Hinsicht auf Geisteszustände, die auf Haß beruhen: ,Gibt es in diesem Ehrwürdigen
irgendwelche Geisteszustände, die auf Haß beruhen, so daß er mit einem
Geist, der von jenen Zuständen besessen ist, sagen könnte, ›Ich weiß‹, während
er nicht weiß, und ›ich sehe‹, während er nicht sieht, oder daß er andere dazu
drängen könnte, auf eine Weise zu handeln, daß es lange zu ihrem Schaden und
Leid gereichen würde?‘ Während er ihn untersucht, wird ihm klar: ,In diesem
Ehrwürdigen gibt es keine derartigen Geisteszustände, die auf Haß beruhen. Das
körperliche Verhalten und das sprachliche Verhalten dieses Ehrwürdigen ist nicht
das von einem, der unter dem Einfluß von Haß steht. Und das Dhamma, das
dieser Ehrwürdige lehrt, ist tiefgründig, schwer zu sehen und schwer zu verstehen,
friedvoll und erhaben, durch bloßes Nachdenken nicht zu erlangen, subtil,
von den Weisen selbst zu erfahren. Und es ist schwer für einen, der unter dem
Einfluß von Haß steht, dieses Dhamma zu lehren.‘“

19. „Wenn er ihn untersucht hat und gesehen hat, daß er von Geisteszuständen,
die auf Haß beruhen, geläutert ist, dann untersucht er ihn als nächstes in
Hinsicht auf Geisteszustände, die auf Verblendung beruhen: ,Gibt es in diesem
Ehrwürdigen irgendwelche Geisteszustände, die auf Verblendung beruhen, so
daß er mit einem Geist, der von jenen Zuständen besessen ist, sagen könnte, ›Ich
weiß‹, während er nicht weiß, und ›ich sehe‹, während er nicht sieht, oder daß er
andere dazu drängen könnte, auf eine Weise zu handeln, daß es lange zu ihrem
Schaden und Leid gereichen würde?‘ Während er ihn untersucht, wird ihm klar:
,In diesem Ehrwürdigen gibt es keine derartigen Geisteszustände, die auf Verblendung
beruhen. Das körperliche Verhalten und das sprachliche Verhalten dieses
Ehrwürdigen ist nicht das von einem, der unter dem Einfluß von Verblendung
steht. Und das Dhamma, das dieser Ehrwürdige lehrt, ist tiefgründig, schwer zu
sehen und schwer zu verstehen, friedvoll und erhaben, durch bloßes Nachdenken
nicht zu erlangen, subtil, von den Weisen selbst zu erfahren. Und es ist schwer
für einen, der unter dem Einfluß von Verblendung steht, dieses Dhamma zu lehren.‘“

20. „Wenn er ihn untersucht hat und gesehen hat, daß er von Geisteszuständen,
die auf Verblendung beruhen, geläutert ist, dann setzt er sein Vertrauen3) in
ihn; voll Vertrauen besucht er ihn und erweist ihm Respekt; nachdem er ihm
Respekt erwiesen hat, hört er genau zu; wenn er genau zuhört, hört er das Dhamma;
wenn er das Dhamma gehört hat, merkt er es sich und untersucht die Bedeutung
der Lehren, die er sich gemerkt hat; wenn er ihre Bedeutung untersucht, erlangt
er ein reflektives Annehmen dieser Lehren; wenn er ein reflektives Annehmen
dieser Lehren erlangt hat, tritt Eifer hervor; wenn Eifer hervorgetreten ist, wendet
er seinen Willen an; wenn er seinen Willen angewendet hat, prüft er genau;
wenn er genau geprüft hat, bemüht er sich; wenn er sich entschlossen bemüht,
verwirklicht er mit dem Körper4) die letztendliche Wahrheit und sieht sie, indem
er sie mit Weisheit durchdringt. Auf diese Weise, Bhàradvàja, gibt es ein Erwachen
zur Wahrheit; auf diese Weise erwacht man zur Wahrheit; auf diese Weise
beschreiben wir das Erwachen zur Wahrheit. Aber noch gibt es da kein endgültiges
Erlangen der Wahrheit 5).“

21. „Auf jene Weise, Meister Gotama, gibt es ein Erwachen zur Wahrheit; auf
jene Weise erwacht man zur Wahrheit; auf jene Weise erkennen wir das Erwachen
zur Wahrheit an. Aber auf welche Weise gibt es ein endgültiges Erlangen
der Wahrheit? Auf welche Weise erlangt man endgültig die Wahrheit? Wir fragen
Meister Gotama nach dem endgültigen Erlangen der Wahrheit.“
„Das endgültige Erlangen der Wahrheit, Bhàradvàja, liegt in der Wiederholung,
Entwicklung und Entfaltung eben jener Dinge. Auf diese Weise, Bhàradvàja,
gibt es das endgültige Erlangen der Wahrheit; auf diese Weise erlangt man endgültig
die Wahrheit; auf diese Weise beschreiben wir das endgültige Erlangen
der Wahrheit.“

22. „Auf jene Weise, Meister Gotama, gibt es das endgültige Erlangen der
Wahrheit; auf jene Weise erlangt man endgültigdie Wahrheit; auf jene Weise erkennen
wir das endgültige Erlangen der Wahrheit an. Aber was, Meister Gotama,
ist am hilfreichsten für das endgültige Erlangen der Wahrheit? Wir fragen Meister
Gotama nach der Sache, die am hilfreichsten für das endgültige Erlangen der
Wahrheit ist.“
„Bemühen ist am hilfreichsten für das endgültige Erlangen der Wahrheit,
Bhàradvàja. Wenn man sich nicht bemüht, wird man die Wahrheit nicht endgültig
erlangen; aber weil man sich bemüht, erlangt man die Wahrheit endgültig.
Deshalb ist Bemühen am hilfreichsten für das endgültige Erlangen der Wahrheit.“

23. „Aber was, Meister Gotama, ist am hilfreichsten für das Bemühen? Wir
fragen Meister Gotama nach der Sache, die am hilfreichsten für das Bemühen
ist.“
„Genaues Prüfen ist am hilfreichsten für das Bemühen, Bhàradvàja. Wenn man
nicht genau prüft, wird man sich nicht bemühen; aber weil man genau prüft, bemüht
man sich. Deshalb ist genaues Prüfen am hilfreichsten für das Bemühen.“

24. „Aber was, Meister Gotama, ist am hilfreichsten für genaues Prüfen? Wir
fragen Meister Gotama nach der Sache, die am hilfreichsten für genaues Prüfen
ist ist.“
„Die Anwendung des Willens ist am hilfreichsten für genaues Prüfen,
Bhàradvàja. Wenn man seinen Willen nicht anwendet, wird man nicht genau
prüfen; aber weil man seinen Willen anwendet, prüft man genau. Deshalb ist die
Anwendung des Willens am hilfreichsten für das Bemühen.“

25. „Aber was, Meister Gotama, ist am hilfreichsten für die Anwendung des
Willens? Wir fragen Meister Gotama nach der Sache, die am hilfreichsten für die
Anwendung des Willens ist.“
„Eifer ist am hilfreichsten für die Anwendung des Willens, Bhàradvàja. Wenn
man keinen Eifer hervorbringt, wird man seinen Willen nicht anwenden; aber
weil man Eifer hervorbringt, wendet man seinen Willen an. Deshalb ist Eifer am
hilfreichsten für die Anwendung des Willens.“

26. „Aber was, Meister Gotama, ist am hilfreichsten für den Eifer? Wir fragen
Meister Gotama nach der Sache, die am hilfreichsten für den Eifer ist.“
„Ein reflektives Annehmen der Lehren ist am hilfreichsten für den Eifer,
Bhàradvàja. Wenn man kein reflektives Annehmen der Lehren erlangt, wird kein
Eifer hervortreten; aber weil man ein reflektives Annehmen der Lehren erlangt,
tritt Eifer hervor. Deshalb ist ein reflektives Annehmen der Lehren am hilfreichsten
für den Eifer.“

27. „Aber was, Meister Gotama, ist am hilfreichsten für ein reflektives Annehmen
der Lehren? Wir fragen Meister Gotama nach der Sache, die am hilfreichsten
für ein reflektives Annehmen der Lehren ist.“
„Untersuchen der Bedeutung ist am hilfreichsten für ein reflektives Annehmen
der Lehren, Bhàradvàja. Wenn man ihre Bedeutung nicht untersucht, wird
man kein reflektives Annehmen der Lehren erlangen; aber weil man ihre Bedeutung
untersucht, erlangt man ein reflektives Annehmen der Lehren. Deshalb ist
Untersuchen der Bedeutung am hilfreichsten für ein reflektives Annehmen der
Lehren.“

28. „Aber was, Meister Gotama, ist am hilfreichsten für das Untersuchen der
Bedeutung? Wir fragen Meister Gotama nach der Sache, die am hilfreichsten für
das Untersuchen der Bedeutung ist.“
„Sich die Lehren zu merken, ist am hilfreichsten für das Untersuchen der Bedeutung,
Bhàradvàja. Wenn man sich eine Lehre nicht merkt, wird man ihre Bedeutung
nicht untersuchen; aber weil man sich eine Lehre merkt, untersucht man
ihre Bedeutung. Deshalb ist es am hilfreichsten für das Untersuchen der Bedeutung,
wenn man sich die Lehren merkt.“

29. „Aber was, Meister Gotama, ist am hilfreichsten, um sich die Lehren zu
merken? Wir fragen Meister Gotama nach der Sache, die am hilfreichsten ist, um
sich die Lehren zu merken.“
„Das Dhamma zu hören, ist am hilfreichsten, um sich die Lehren zu merken,
Bhàradvàja. Wenn man das Dhamma nicht hört, wird man sich die Lehren nicht
merken; aber weil man das Dhamma hört, merkt man sich die Lehren. Deshalb
das Hören des Dhamma am hilfreichsten, um sich die Lehren zu merken.“

30. „Aber was, Meister Gotama, ist am hilfreichsten, um das Dhamma zu
hören? Wir fragen Meister Gotama nach der Sache, die am hilfreichsten ist, um
das Dhamma zu hören.“
„Genau zuzuhören ist am hilfreichsten, um das Dhamma zu hören, Bhàradvàja.
Wenn man nicht genau zuhört, wird man das Dhamma nicht hören; aber weil
man genau zuhört, hört man das Dhamma. Deshalb das genaues Zuhören am
hilfreichsten, um das Dhamma zu hören.“

31. „Aber was, Meister Gotama, ist am hilfreichsten, um genau zuzuhören?
Wir fragen Meister Gotama nach der Sache, die am hilfreichsten ist, um genau
zuzuhören.“
„Respekt zu erweisen ist am hilfreichsten, um genau zuzuhören, Bhàradvàja.
Wenn man Respekt nicht erweist, wird man nicht genau zuhören; aber weil man
Respekt erweist, hört man genau zu. Deshalb am hilfreichsten, Respekt zu erweisen,
um genau zuzuhören.“

32. „Aber was, Meister Gotama, ist am hilfreichsten, um Respekt zu erweisen?
Wir fragen Meister Gotama nach der Sache, die am hilfreichsten ist, um
Respekt zu erweisen.“
„(Den Lehrer) zu besuchen ist am hilfreichsten, um Respekt zu erweisen,
Bhàradvàja. Wenn man (den Lehrer) nicht besucht, wird man ihm Respekt nicht
erweisen; aber weil man (den Lehrer) besucht, erweist man ihm Respekt. Deshalb
am hilfreichsten, (den Lehrer) zu besuchen, um ihm Respekt zu erweisen.“

33. „Aber was, Meister Gotama, ist am hilfreichsten, um (den Lehrer) zu besuchen?
Wir fragen Meister Gotama nach der Sache, die am hilfreichsten ist, um
(den Lehrer) zu besuchen.“
„Vertrauen ist am hilfreichsten, um (den Lehrer) zu besuchen, Bhàradvàja.
Wenn Vertrauen (in den Lehrer) nicht entsteht, wird man ihn nicht besuchen;
aber weil Vertrauen (in den Lehrer) entsteht, besucht man ihn. Deshalb ist Vertrauen
am hilfreichsten, um (den Lehrer) zu besuchen.“

34. „Wir haben Meister Gotama über das Aufrechterhalten der Wahrheit befragt,
und Meister Gotama hat über das Aufrechterhalten der Wahrheit geantwortet;
wir billigen jene Antwort und nehmen sie an, und somit sind wir
zufriedengestellt. Wir haben Meister Gotama über das Erwachen zur Wahrheit
befragt, und Meister Gotama hat über das Erwachen zur Wahrheit geantwortet;
wir billigen jene Antwort und nehmen sie an, und somit sind wir zufriedengestellt.
Wir haben Meister Gotama über das endgültige Erlangen der Wahrheit
befragt, und Meister Gotama hat über das endgültige Erlangen der Wahrheit geantwortet;
wir billigen jene Antwort und nehmen sie an, und somit sind wir zufriedengestellt.
Wir haben Meister Gotama über die Sache, die am hilfreichsten
für das endgültige Erlangen der Wahrheit ist, befragt, und Meister Gotama hat
über die Sache, die am hilfreichsten für das endgültige Erlangen der Wahrheit ist,
geantwortet; wir billigen jene Antwort und nehmen sie an, und somit sind wir
zufriedengestellt. Worüber wir auch immer Meister Gotama befragt haben, das
hat er uns beantwortet; wir billigen jene Antwort und nehmen sie an, und somit
sind wir zufriedengestellt. Früher, Meister Gotama, pflegten wir zu denken: ,Wer
sind diese kahlköpfigen Mönche schon, diese dunkelhäutigen, niedrigen Abkömmlinge,
geboren aus den Füßen des Ahnen 6), daß sie das Dhamma erkennen könnten?‘
Aber Meister Gotama hat in der Tat in mir die Liebe zu den Mönchen
erweckt, Vertrauen in die Mönche, Ehrfurcht vor den Mönchen.“

35. „Großartig, Meister Gotama! Großartig, Meister Gotama! Das Dhamma
ist vom Erhabenen auf vielfältige Weise klar gemacht worden, so als ob er Umgestürztes
aufgerichtet, Verborgenes enthüllt, einem Verirrten den Weg gezeigt
oder in der Dunkelheit eine Lampe gehalten hätte, damit die Sehenden die Dinge
erkennen können. Ich nehme Zuflucht zu Meister Gotama und zum Dhamma
und zur Sangha der Bhikkhus. Möge Meister Gotama mich von heute an als
Laien-Anhänger, der zu ihm lebenslang Zuflucht genommen hat, annehmen.“

Anmerkungen:
1) Dies sind die Rishis der Vorzeit, die von den Brahmanen als göttlich inspirierte
Autoren der Veden betrachtet werden.
2) „Aufrechterhalten der Wahrheit“ bedeutet, den Erkenntnisstand wahrheitsgemäß
wiederzugeben. Das „Erkennen der Wahrheit“ bezieht sich auf den Inhalt des
Erkenntnisstands. Viele westliche Buddhisten neigen dazu, Dinge, die außerhalb
ihrer Reichweite liegen, spekulativ zu erörtern. Oft wird dabei so getan, als wüßte
man den Sachverhalt aus eigener Erfahrung, egal ob es dabei um Erleuchtungstheorien,
Leerheit, das Absolute oder was auch immer geht. Der Rat des Buddha
könnte da heilsam angewendet werden.
3) Vertrauen, das auf Untersuchung beruht; Weisheit und Vertrauen dieser Art fördern
sich gegenseitig. Begründetes Vertrauen erleichtert es, die Führung des Buddha
in Richtiger Ansicht anzunehmen; dieses Annehmen erleichtert das Erwachen
zur Wahrheit; jedes Erkennen dessen, was man mittels begründetem Vertrauen
vorher angenommen hatte, macht dieses Vertrauen stärker, usw.
4) MA sagt, es handle sich um den geistigen Körper. Vielleicht heißt „mit dem Körper“
einfach „zu Lebzeiten“, das heißt, man muß nicht auf irgendein jenseitiges
Heil warten.
5) „Erwachen zur Wahrheit“ dürfte sich auf Stromeintritt beziehen, „endgültiges
Erlangen der Wahrheit“ auf Arahantschaft.
6) Der Ahne ist Brahmà.