„Alles ist Zen”
– aus dem Einführungsvortrag des Ehrw. Thich Thong Phuong – 7. Oktober 2009, Buddhas Weg
Ich möchte Euch einladen, dass Ihr dieses Wochenende dazu nutzt, fokussiert zu bleiben. Wir haben vergessen, wer wir wirklich sind. Wir lassen uns ständig durch äußere Reize von unserer wahren Natur ablenken. Wir können uns selbst finden während wir kochen, schlafen oder arbeiten. Es ist nur eine Frage des Fokussiert-seins. Ein Retreat kann wie ein Erinnerungsbad wirken: Wir werden daran erinnert, woher wir kommen. Wir haben die Gelegenheit, über die Dinge, die wir getan oder nicht getan haben, zu reflektieren. Richtet Eure Aufmerksamkeit auf die sechs Sinne und die entsprechenden Sinnesorgane. Wir verlieren uns so oft, weil wir den externen Stimuli, die auf unsere Sinnesorgane treffen, folgen. Dabei wenden wir unsere Aufmerksamkeit der Außenwelt zu und lassen uns von den Eindrücken wegtragen. Nun sollten wir die Zeit nutzen, unsere Innenwelt aufmerksam zu beobachten. Unser Leben in Samsara ist nur vorübergehend, es ist vergänglich. Dadurch, dass wir uns ständig durch sinnliche Eindrücke aus der Umwelt ablenken lassen, erzeugen wir Verwirrung in uns. Wir haben vergessen, wie wir eigentlich hierher gekommen sind (d.h. in Samsara). Durch die Meditation können wir unseren Fokus wiederfinden und den Zugang zu unserem wahren Selbst wieder erlangen.
Die Aufmerksamkeit nach Innen wenden …
Im Alltag konzentrieren wir uns meist auf äußere Reize – die nächsten Tage wollen wir unsere Aufmerksamkeit nach innen richten. Wir werden dann imstande sein, unsere Schwächen zu sehen und auch unser negatives Karma, welches wir im Laufe vieler Leben angesammelt haben. Wenn wir wahrhaftig und mutig nach innen schauen, bekommen wir Klarheit darüber, wer wir wirklich sind. Schauen wir weiter nur nach Außen, vergessen wir immer mehr, woher wir kommen. Unsere Sinneswahrnehmungen beeinflussen unsere Gefühle. Wir werden abgelenkt. Zum Beispiel erkennen wir dann sehr schnell die Fehler anderer und kritisieren sie dafür, haben aber keinen Blick für unsere eigenen. Dazu müssen wir nach innen schauen. Wir werden dann feststellen, dass wir genau so sind, wie alle anderen. Es gibt keinen Unterschied zwischen uns und den anderen.
Keine Zeit vergeuden …
Die Zeit vergeht sehr schnell. Während eines Augenzwinkerns passiert so viel. Ehe wir uns versehen, sterben wir. Die Zeit wartet nicht auf uns. Das Leben und die Zeit sind vergänglich. Es gibt keine Zeit zu verschwenden. Lasst uns jeden Moment unseres Lebens nutzen. Gedanken wie „ich mag dieses oder ich mag jenes nicht“ sollten wir aus unserem Geist verbannen. Konzentriert Euch auf Eure Handlungen, z.B. beim Essen, wie Ihr die Stäbchen haltet, den Reis kaut usw. und Euer Geist wird ruhig werden. Ein ruhiger Geist ist ein klarer Geist. Und nur ein klarer Geist kann die Dinge sehen, wie sie wirklich sind.
Wenn Eure Gedanken anfangen zu wandern und bindet sie fest, z.B. indem Ihr über Dinge, die Ihr getan habt, reflektiert. Wenn man Geschehnisse ein zweites Mal betrachtet, vermag man sie oft viel klarer zu sehen. Das nennt man Reflektion.
Geist und Körper an einen Ort bringen …
Es ist einfach, unseren Körper in einer bestimmten, z.B. Sitzposition, zu halten. Aber wie ist das mit unserem Geist? Unseren Geist festzubinden, ist schwierig. Er tendiert dazu, umher zu wandern. Wir sitzen und versuchen zu meditieren, aber unser Geist geht zum Markt und will sich dort vergnügen. Wir sollten üben, unseren Körper und unseren Geist an einen Ort zu bringen. Die Realität sieht aber oft so aus, dass unser Körper an einem Ort und unser Geist sich an einem anderen Platz aufhält. Das ist eigentlich kein richtiges Leben – wir sind dann nicht mehr als ein lebendiger Leichnam.
Nutzt daher die Zeit Eures Lebens, um Euren Geist zu schulen. Stellt Euch immer wieder die Frage: Lebe ich wirklich? Wenn wir auf und ab gehen, fragt Euch: Wer geht da auf und ab? Wer sind wir eigentlich? Wenn wir ehrlich sind, können wir all diese Fragen nicht wirklich beantworten. Wir geben zwar vor, dass wir es können, aber in Wahrheit sind wir einfach nur verwirrt. Wir sind wie verwirrte Geister (Gespenster). Daher müssen wir praktizieren. Lebt aufmerksam und versucht Euren Geist in einem ruhigen Zustand zu halten. Wenn wir in Achtsamkeit gehen und in Achtsamkeit sitzen dann können wir mit Klarheit den Sinn und Zweck unseres Lebens erkennen. Wir sehen dann Dinge, die wir zuvor gar nicht wahrgenommen haben. Der Dharma ist überall, wir waren lediglich nicht imstande, ihn wahrzunehmen, weil wir unsere Aufmerksamkeit nicht darauf gerichtet haben.
Immer wenn Ihr praktiziert, konzentriert Euch auf Euren ruhigen Geist. Rennt nicht in Gedanken überall herum. Denn wenn die Gedanken anfangen zu wandern, kommen Gefühle hoch, auf welche wir dann unsere Aufmerksamkeit richten. Wir können das tun, aber wir sollten nicht mit den Gefühlen mitlaufen.
Denken erzeugt Verwirrung …
Wohin gehst Du? Es gibt immer eine Bedeutung hinter den Worten. Es geht immer um Zen – alles ist Zen. Man läuft nicht einfach nur die Straße runter. Ein Praktizierender tut dies in vollem Gewahrsein. Er ist sich seines Seins, seiner Existenz, in jedem Augenblick voll bewusst. In diesem Fall ist unsere Existenz im gegebenen Moment auf der Straße. Nur die Handlung ist wichtig. Wenn Ihr anfangt zu denken, entsteht Verwirrung. Wenn wir in vollem Gewahrsein sind, verlieren wir uns nie. Bringt Euch immer wieder zurück in die Gegenwart und fragt Euch „Wohin gehst Du?“ Das ist eine einfache Übung, um Körper und Geist an den gleichen Ort zu bringen.
Das Praktizieren sollte zu einer Gewohnheit werden. Egal wo Ihr seid, versucht immer, dass Euer Körper und Euer Geist an einem Ort sind.
Das eigene Haus bewachen …
Praktizieren ist Erfahrung. Wenn Ihr über Eure Sinne wahrnehmt, fokussiert auf das Sinnesorgan und nicht auf den Sinnesreiz. Also z.B. konzentriert Euch auf Eure Nase und nicht auf den Geruch. Sobald Ihr Eure Aufmerksamkeit auf den Geruch richtet, wird Euer Geist davon getragen. Wenn wir uns aber auf die Nase konzentrieren, bleibt unser Geist zentriert. Der wahre/echte Geist ist ein ruhiger Geist. Der ruhige Geist ist leer. Sobald man diese Leere wahrnimmt, steigen Ängste auf: „Was passiert da mit mir?“ Und sofort schießen wieder Gedanken hoch und man kommt aus der Ruhe raus. Werdet nicht zu Sklaven Eures wandernden Geistes. Wenn in Eurem Haus Gäste auftauchen, merkt Ihr es ja auch sofort und Ihr könnt sie auch rauswerfen, wenn sie Euch nicht passen. Fangt alle Gäste ein, die durch Eure Tür treten. Das gilt für den Beginn Eurer Praxis: Jeden Gedanken einfangen. Später geht es darum, über die Gedanken zu reflektieren. Am Anfang hat man noch nicht die notwendige Kontrolle über den Geist. Es ist als ob man schlafen geht, der Körper ist müde und braucht Schlaf, aber der Geist ist noch aktiv und man kommt nicht zur Ruhe; Schlafen ist unmöglich. Das zeigt, dass wir noch keine Kontrolle über unseren Geist haben. Er macht, was er will.
Legt Eure ganzen Bemühungen in alles, was Ihr tut. Seid achtsam. Konzentriert Euch auf die Tasse in Eurer Hand und lasst Eure Gedanken nicht umher wandern.
Wenn Ihr geht, geht mit Leichtigkeit. Bei jedem Schritt sollte Euer Geist „dabei sein“. Macht gleichmäßige, ruhige Schritte, wenn Ihr lauft. Macht alles, was Ihr tut langsam, fokussiert und gleichmäßig – denkt daran: Alles ist ZEN.
Ich kenne dieses Gefühl der Leere des Geistes und nun durch diesen “Essay” hier, erkenne ich, wie oft ich die Leere meines Geistes wahrnahm. In der Vergangenheit hatte ich fast nur noch in Angst gelebt und schlimme Illusionen gehabt. Ich konnte lange nicht arbeiten deswegen und Realität nicht von Samsara unterscheiden…doch Buddha half mir dort heraus und eine CD von ASD…
Ich weiss nicht ob ich wirklich viel seitdem gelernt habe oder nicht, denn alles was ich je gelernt habe erkenne ich als Illusion. Nichts von dem was ich je gedacht habe zu wissen ist wahr, denn solange ich es nicht WIRKLICH gefühlt habe und WIRKLICH WEISS das es SO ist wie ES IST, habe ich nur aus den Händen einer Illusion gegessen und mich mit diesem Essen genährt.
Woher wissen den die Menschen,dass der Tisch Tisch heisst und nicht Subat? Er könnte doch auch Subat heissen. Alle Nationen haben ein anderes Wort für Tisch, weil der Tisch an sich nicht wirklich wahrgenommen wurde und Sprache doch dann auch nur eine weitere Illusion darstellt, solange keine dem Geiste greifbare Essenz darin mit transportiert wird.
Es stimmt; der einzige Weg in die Freiheit führt durch den eigenen Geist.