Wie erreicht man Nibbana?

SayadawText auf der Grundlage des Dharma Talks von dem Ehrw. Pa Auk Sayadaw 21. Juni 2009, Zentrum Buddhas Weg

Für Buddhisten ist das Erreichen und die Verwirklichung von Nibbana das höchste Ziel. Um dieses umzusetzen, ist das Praktizieren des Achtfachen Pfades notwendig.

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Der Achtfache Pfad besagt:

1. Rechte Erkenntnis (samma ditthi)

2. Rechte Absicht (samma sankappa)

3. Rechte Rede (samma vaca)

4. Rechte Tat (samma kammanta)

5. Rechter Lebenserwerb (samma ajiva)

6. Rechtes Bemühen (samma vayama)

7. Rechte Achtsamkeit (samma sati)

8. Rechte Konzentration (samma samadhi).

Man muss mit Sila, also mit Moralität, anfangen; das bedeutet man beginnt mit rechter Rede, rechter Tat (Handlung) und rechtem Lebenserwerb (Lebensunterhalt).

Dieser Teil des Trainings ist über das Praktizieren der fünf oder der acht Silas (für Laien) zu bewerkstelligen. Um die Silas dann zu vertiefen, muss man die drei Glieder, die mit der Konzentration (Sammlung) verbunden sind, als nächstes schulen: rechtes Bemühen, rechte Achtsamkeit und rechte Konzentration.

Was ist rechte Konzentration?

In den Sutren wird beschrieben, dass rechte Konzentration bedeutet, dass man sich im Verwirklichen der vier Jhanas (Vertiefungen) übt.

Hat man die rechte Konzentration kultiviert, geht man zum Training von Weisheit (panna) über.

Was benötigt man zum Erreichen von Weisheit?

Man muss die rechte Erkenntnis oder Verständnis und die rechte Absicht trainieren.

Was ist rechtes Verständnis?

Rechtes Verständnis gründet in dem Verstehen der Vier Edlen Wahrheiten und damit in dem tiefen Verständnis von dukkha (Leid) bzw. dem Beenden des Leids:

1. Wesen des Leids.

2. Ursache des Leids.

3. Beendigung des Leids.

4. Der Weg zur Beendigung des Leids (vgl. Achtfacher Pfad).

Was bedeutet das?

Wenn man Nibbana erreichen will, muss man die Vier Edlen Wahrheiten verstehen und verinnerlichen. Anders ausgedrückt: ohne das rechte Verständnis des Leids und des Beendens des Leids kann man Nibbana nicht realisieren. Man muss erst das Leid beenden.

Wie kommt das Leid zustande?

Das Leid entsteht durch die fünf Aggregate der Anhaftung – sie sind die eigentliche Ursache des Leids. Um Nibbana zu erreichen, ist die direkte Kenntnis der fünf Aggregate der Anhaftung notwendig.

Der Buddha beschreibt die fünf Aggregate der Anhaftung (skandhas) im Mahasatipatthana-Sutra:

1. Das Aggregat der Anhaftung an die Materialität (rupa, Körperlichkeit)

2. Das Aggregat der Anhaftung an die Gefühle (vedana)

3. Das Aggregat der Anhaftung an die Wahrnehmung (sanna)

4. Das Aggregat der Anhaftung an die mentalen (geistigen) Formationen (sankhara)

5. Das Aggregat der Anhaftung an das Bewusstsein (vinanna).

Das erste Aggregat der Anhaftung: die Materialität (rupa)

Das Anhaften an die Materialität oder Körperlichkeit manifestiert sich in Form von 11 Aspekten, wie im Khanda Sutta beschrieben wird:

Unabhängig von welcher Art Materialität man spricht, wird man sie bei genauerer Betrachtung folgendermaßen charakterisieren können: sie gehört entweder zur Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft, befindet sich innen (z.B. im Bauch) oder draußen (z.B. im Wald), ist grob oder fein, in der Nähe oder weit entfernt, ist in Bezug auf z.B. ihren zugehörigen Daseinsbereich eher untergeordnet (z.B. Wesen aus dem Höllenbereich) oder übergeordnet (z.B. Wesenheit aus dem Götterhimmel).

Diese fünf Aggregate der Anhaftung entsprechen der Ersten Edlen Wahrheit vom Wesen des Leids.

Jedes der weiteren Aggregate (d.h. Gefühle, Wahrnehmung, Mentale Formationen und Bewusstsein) kann sich ebenso auf 11 unterschiedliche Weisen gemäß den 11 oben genannten Aspekten manifestieren.

Ohne die direkte Erkenntnis dieser 11 Aspekte der Aggregate der Anhaftung kann man Nibbana nicht verwirklichen. Sie dienen als Objekte für die Vipassana-Meditation.

Ich werde noch ein bisschen tiefer auf die Aggregate der Anhaftung an die Materialität eingehen.

Unser Körper besteht aus kleinsten Teilchen …

Gemäß der Lehre Buddhas ist unser Körper aus kleinen, subatomaren Partikeln zusammengesetzt, den Kalapas. Wenn man sich systematisch in der Meditation übt, kann man diese kleinen Teilchen sehen und analysieren. Sie entstehen und vergehen sehr schnell.

Wir unterscheiden 28 Arten von Materialität:

  • die vier Elemente (Wasser, Feuer, Erde und Wind)
  • sowie die daraus sich ableitenden 24 Materialitäten:
  • 5 Arten transparenter Materialität (Augen-, Nasen-, Ohren-, Zungen- und Körper-Element, welche die fünf physischen Sinnestore umfassen).
  • die vier Arten von Sinneswahrnehmungsfeldern (Farbe, Geräusch, Geruch, Geschmack)
  • die nutritive Essenz
  • die Lebensfakultät
  • die Herzmaterialität (die physische Basis des Geist-Bewusstseins und der damit assoziierten mentalen Faktoren).

Wenn man Nibbana realisieren möchte, muss man erstmal die ultimative (absolute) Wirklichkeit durchdringen. Die Kalapas entsprechen nicht der absoluten Wirklichkeitsebene. Man muss sie noch weiter analysieren, dann erkennt man die verschiedenen Bestandteile der Partikel in Form von den vier Elementen, Farbe, Geruch … (vgl. die 28 Arten der Materialität oben).

Mentalität (nama)

Das Durchdringen (direkte Verstehen) der Materialität ist Voraussetzung für das wirkliche Verständnis der Mentalität. Jeder kognitive Prozess (Geistprozess) umfasst zahlreiche Bewusstseinsmomente (cittakkhana) und diese wiederum werden von geistigen Faktoren (cetasika) begleitet. Das Bewusstsein entsteht nicht allein, es tritt immer zusammen mit begleitenden, mentalen Faktoren auf. Alles entsteht, bleibt und vergeht blitzschnell.

Um die einzelnen Geistprozesse unterscheiden zu können, benötigt man eine sehr hohe Konzentrationskraft. Daher muss man die ultimative Realität der Materialität bereits „gemeistert” haben.

Diese ultimative Realität, also die Bestandteile von den Kalapas, sie entstehen und vergehen sehr schnell in jedem Augenblick der Wahrnehmung. Wenn man sie erkannt hat, wird man imstande sein, auch die Denkprozesse, die zu diesen ultimativen Realitäten gerechnet werden, zu erkennen.

Sie werden durch drei Faktoren erkannt, durch

1. Kontakt (phassa)

2. Gefühle (vedana)

3. Bewusstsein (vinnana).

In dem wir mit Hilfe der drei Faktoren differenzieren, nehmen wir die Dinge wahr. Wenn wir diese drei Hauptursachen der Wahrnehmung erkannt haben, können wir die weiteren Bestandteile der Bewusstseins-Kalapas oder die Bestandteile von Bewusstseinsprozessen, die zu der ultimativen Wirklichkeit zählen, erkennen. Dann kann man genau die Denkprozesse und die entsprechenden Objekte (Dhammas) analysieren.

Man beginnt also die Mentalitäten zu durchdringen, wenn die Meditation schon sehr klar ist. Wenn man dann fortfährt, die mentalen Formationen in jedem Denkprozess mit den assoziierten mentalen Faktoren zu untersuchen, dann erkennt man die Zusammenhänge von Kontakt (phassa), Gefühl (vedana), Willensmoment (cetana), Wahrnehmung (sanna) und Bewusstsein (vinnana).

Sie entstehen immer zusammen und aus diesem Grund, kann der Meditierende, indem er sich zunächst auf einen der Faktoren konzentriert, auch Zugang zu den anderen Faktoren bekommen, wenn die Vertiefung tiefer wird.

Die meisten Yogis beginnen mit dem Gefühl, welches klar im Vordergrund steht. Später, wenn die Konzentration besser ist, sieht man auch die anderen Faktoren, die mit dem Gefühl einhergehen – besonders die Wahrnehmung, den Kontakt und den Willensmoment. Wenn der Kontakt als Faktor am klarsten ist, können dann allmählich auch alle anderen Geistesfaktoren erkannt werden, die im Wahrnehmungsprozess zusammen mit dem Gefühl erschienen sind.

Jemand hat mich gefragt: Ist es möglich, die Kalapas zu sehen?

Lehre uns diese Kalapas wahrzunehmen! Wie kann ein Yogi die Mentalitäten und die begleitenden mentalen Faktoren erkennen, wenn sie doch so schnell entstehen und vergehen?

Es gibt eine Methode des direkten Wissens, um sie wahrzunehmen.

Im Samadhi- Sutra wird gesagt, nur der konzentrierte Geist kann die Phänomene wirklich erkennen, wie sie sind. Er kann die Wahrheit der Phänomene erkennen und damit auch die Wahrheit des Leids.

Wenn der Geist ruhig und konzentriert ist, ist er fähig, das Licht der Weisheit zu erzeugen. In diesem Licht kann man dann die Kalapas erkennen.

Exkurs: Das Raum-Element

In den Schriften werden drei verschiedene Aspekte des Raum-Elements erwähnt:

1. innerer Raum z.B. im Bauch, also „Hohlräume“.

2. Kasina-Raum-Element: Es entsteht, wenn man sich mit den Kasinas beschäftigt. Wenn man auf die Totalität von weißer Farbe meditiert und man dann die weiße Farbe zurückzieht, entsteht dieses Raum-Element.

3. Grenzen der Kalapas erkennen: dies entspricht der eigentlichen Definition von Raum-Element, wie wir sie im Abhidhamma finden. Gemeint ist Abgrenzung von einem Kalapa zum anderen; wenn man diese Grenzen zwischen den einzelnen Kalapas sieht, kann man auch die Partikel selber wahrnehmen.

Obwohl die Kalapas erscheinen und vergehen, in einem jeden Moment millionenmal: Durch das entstehende Licht der Weisheit wird man die Kalapas wahrnehmen können.

In dem wir all dies in der Tiefe erkannt und verstanden haben, haben wir die direkte Kenntnis der ersten Edlen Wahrheit erlangt.

Die 2. Edle Wahrheit, die Ursache von Leiden (dukkha)

Erst muss man die Ursache des Leids verstehen, denn die Wirkung (also die Manifestation) des Leids ist dann erst die Folge der Ursache.

Wenn wir geboren werden, werden wir geboren durch das Bewusstsein, das uns mit dem neuen Leben verbindet im Bauch unserer Mutter. Wir sind mit 3 Materialitäten geboren, mit 3 verschiedenen Arten von Materialitäten-Kalapas: der Lebensfakultät, der Herzdekadenkalapas und der Sexmaterialität.

Dann kommen die Geistesfaktoren dazu. Wenn diese zusammen erscheinen (also Materialität und Mentalität) dann ermöglichen sie durch das Erscheinen der fünf Aggregate namarupa und damit eine neue Existenz.

Wenn wir geboren sind, werden wir in den 5 Aggregaten der Anhaftung geboren. Ohne Ursache hätten sich die fünf Aggregate nicht formiert. Die Wirkung ist in der Gegenwart, die Ursache (unseres Leids) liegt in der Vergangenheit.

Wir sind in dieses Leben geboren und wir setzen den Prozess der Anhaftung fort. Dadurch akkumulieren wir weiter Ursachen für weiteres Leid und damit für weitere Leben.

Anatta – Nicht-Selbst

Was meinen Sie (der Ehrw. Sayadaw zeigt auf sich selbst) – wer ist das?

Vielleicht denken Sie jetzt, das ist doch der Ehrw. Pa Auk Sayadaw?

Wenn Sie das denken, haben sie das falsche Verständnis oder avija, Ignoranz (Verblendung). Nach Buddhas Lehre ist unser Körper aus Materialität und Mentalität zusammengesetzt, die jeweils schnell entstehen und vergehen – so wie die Kalapas schnell entstehen und vergehen. So schnell wie das passiert, gibt es gar nicht genug Zeit, um sagen zu können, „Das ist Pa Auk Sayadaw.”

Mit dem gleichen falschen Verständnis hegen Sie vielleicht den Wunsch, Mann oder Frau, oder ein Mönch zu sein. Diese Vorstellungen basieren ebenfalls auf Ignoranz, avija.

Avija – Verblendung, auf dieser Basis wünscht man sich etwas zu sein.

Aufgrund dieser Ignoranz und Verblendung entwickeln wir tanha, Durst oder Gier. Wir gieren nach dem Werden (bhava), nach Existenz.

Upadana – das Anhaften entsteht, wenn tanha, die Begierde verfestigt ist, dann wird es zur Anhaftung.

Diese drei mentalen Faktoren sind die hauptsächliche Wurzel für die so genannte „Befleckungsrunde” (= round of defilement). Sie haben die Potenz, zukünftige Existenzen zu ermöglichen.

Die Ursache von Leid wird also durch 3 Faktoren erklärt:

1. avija: falsche Erkenntnis oder Verblendung

2. tanha: Begierde

3. upadana: Anhaften.

Diese drei sind verantwortlich für die Unreinheiten des Geistes. Durch diese wird dann „der Wille zum Tun/Handeln” erzeugt. Um etwas zu werden, tut man etwas. Die geistigen Formationen akkumulieren dann und werden zu Willensäußerungen, die sich wiederum in Handlungen manifestieren. Dies schafft erneut Leid bzw. die Ursache von Leid – hier vor allem im Sinne von Leid aufgrund der Vergänglichkeit der Erscheinungen (weil wir nichts festhalten können).

Geistige Beschmutzungen/Verunreinigungen erzeugen unheilsame Rede, Lebensführung und Erkenntnis.

Diese 3 Faktoren sind also der Ursprung für unser Leid.

Wenn man in seinem vergangenen Leben Leid angesammelt hat und kennt nun die Edlen Wahrheiten des Leidens, dann sollte man auch versuchen, die Wahrheit der fünf Aggregate der Anhaftung zu durchdringen – und zwar nicht nur in Bezug auf das gegenwärtige, sondern auch in Bezug auf das vergangene Leben. Denn wenn man die Zusammensetzung der Aggregate der Anhaftung aus einem vergangenen Leben verstanden hat, versteht man auch die gegenwärtige Konstellation der Aggregate. Darüber hinaus kann man auf zukünftige Leben schließen, da man Ursache und Wirkung in der Tiefe verstanden hat.

Wenn man den ganzen Komplex von Ursache und Wirkung verstehen will, kann man also auch erkennen, wie die jetzigen Ursachen zukünftige Existenzen bedingen.

Nur wenn man diese 11 Aspekte von den 5 Aggregaten analysiert hat, dann wird man Ursache und Wirkung richtig verstehen. Deswegen werden die 5 Aggregate nochmal unter den 11 Aspekten Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft, innere, äußere, feinere und gröbere, untergeordnete und übergeordnete sowie nahe und ferne betrachtet.

Das Leid beenden …

Man kann das Leiden auf zwei grundsätzlichen Wegen beenden:

1. auf der Grundlage von Vipassana: Entstehen und Vergehen in jedem Augenblick

2. auf der Grundlage von Vipassana: direkte Kenntnis von Ursache und Wirkung.

“Rückabwicklung” der 12 Glieder bedingten Entstehens …

Wenn die falsche Erkenntnis vollkommen erloschen ist, dann werden die Willensformationen vollkommen erlöschen. Wenn diese erloschen sind, dann wird das Wiedergeburtsbewusstsein völlig erloschen sein. Wenn dieses vollkommen erlöscht ist, dann wird die materielle und die mentale Welt vollkommen erlöscht sein. Wenn diese erloschen sind, dann werden auch die sechs Sphären von Wahrnehmung erloschen sein (also die Wahrnehmung über die sechs Sinne Seh-, Hör-, Geruchs-, Tast-, Geschmack-, „Denksinn“). In der Folge erlöscht auch der Kontakt (phassa) und die ganzen folgenden Glieder bedingten Entstehens.

Leiden ist nichts anderes als diese 12 Glieder bedingten Entstehens.

Die vier Stufen der Erkenntnis (Stromeintritt, Einmalwiederkehrer, Niewiederkehrer, Arahant)

Wann wird die Ursache erlöschen?

Es geschieht, wenn man richtig in Samatha und Vipassana geschult ist. Durch diese Schulung wird man imstande sein, die vier Wege und die vier Früchte der Wege zu verwirklichen und ein Arahant werden. Dieser kann dann die Ursache des Leidens vollkommen beseitigen und die Wahrheit vom Erlöschen vollkommen verwirklichen. Wenn man sich Mühe gibt, kann man es schaffen. Noch in diesem Leben oder im nächsten Leben. Die Ursachen beseitigen, um die Wahrheit vom Erlöschen zu verwirklichen.

Auch im überweltlichen Bereich gibt es ein Objekt direkter Erkenntnis. Dieses ist dadurch gekennzeichnet, dass es nicht zusammengesetzt ist, also weder aus Materialität noch aus Mentalität besteht. Wenn dieses Element durchdrungen hat, kann man sich vollständig von Ursache und Wirkung des Leids befreien.

Um Vipassana zu üben, sollte man jedoch erstmal mit weltlichen Objekten üben. Die Voraussetzung für Vipassana ist die Reinigung des Geistes durch Einhalten der Silas und das Praktizieren des Achtfachen Pfads.

Die folgenden Objekte sind die Objekte für die Vipassana-Meditation:

Wir ergründen die Wahrheit von Ursache und Leiden anhand

1. der 5 Aggregate der Anhaftung in ihrer Ausprägung der 11 Aspekte.

2. der 5 Faktoren Verblendung (avija), Kontakt oder Berührung (phassa), Durst oder Begierde (tanha), Handlung/Wirken (kamma) und Anhaften (upadana).

Wenn man diese zwei Punkte klar erkannt hat, hat man die rechte Erkenntnis (samma ditthi) entwickelt.

Die drei Daseinsmerkmale …

Wenn man das Wesen des Leids mit Hilfe von Vipassana erkannt hat und auch die fünf Aggregate in der Tiefe verstanden hat, erkennt man, dass sie von drei Aspekten, den drei Daseinsmerkmalen, durchdrungen sind:

1. Vergänglichkeit – anicca

Entstehen und Vergehen in jedem Augenblick der Wahrnehmung

2. Leid – dukkha

Dieses Entstehen und Vergehen ist mit Leiden verbunden

3.ohne Selbst – anatta

Wenn man die Phänomene im Entstehen und Vergehen kontempliert, erkennt man, dass sie ohne ein Selbst sind.

Exkurs: Nimittas….wenn der Atem zum reflektiven Bild wird

Auch im Rahmen der Samatha-Methode können wir den Achtfachen Pfad praktizieren.

Um das reflektive Bild (nimitta) wirklich zu durchdringen, nutzen wir die rechte Erkenntnis. Die rechte Absicht und Anstrengung ermöglicht das Ganze. Mit der rechten Achtsamkeit gegenüber dem reflektiven Bild können wir uns darauf konzentrieren und so dann die jeweiligen Jhanas (Vertiefungszustände) erreichen.

Man beginnt mit dem Praktizieren des weltlichen, Achtfachen Pfades mit der Samatha-Methode.

Wenn man dies richtig geübt hat, kann man zu Vipassana übergehen und dort zur Reife (Fruchterlangung) gelangen. Dann kann man den direkten Pfad von Erkenntnis verwirklichen (Weg und Frucht).

Auf der überweltlichen Ebene fokussiert man im Rahmen von Vipassana auf Nibbana. Nibbana erkennen, bedeutet hier die rechte Erkenntnis. Die rechte Absicht und Anstrengung sind notwendig, um diese Erkenntnis zu erreichen. Wir praktizieren Achtsamkeit auf Nibbana als Objekt und versenken uns darin – das ist dann die rechte (überweltliche) Konzentration.

Wir benötigen also die Samatha- und die Vipassana-Praxis, um zur direkten Erkenntnis, dem Weg und der Frucht, zu gelangen.

Indem man Samatha übt, beschäftigt man sich nach der Theravadatradition mit 40 Samathaobjekten, die zu tieferer Konzentration führen. Welches Objekt man benutzt, muss jeder für sich entscheiden. Wenn Sie sich für Anapanasati entscheiden, was für die meisten das beste Objekt ist für das tägliche Üben, dann sollten Sie immer beim Einatmen und Ausatmen bleiben. Man benutzt den Atem dabei als Konzept und nimmt lediglich wahr, wo der Atem beim Ein- und Ausatmen die Region unterhalb der Nase berührt. Man verfolgt nicht den Atemverlauf (das wäre Vipassana). Damit man beim Einatmen und Ausatmen bleibt, benutzen Anfänger die Zählmethode. Wenn sich aber die Konzentration schnell entwickelt und die Achtsamkeit besser ist, dann braucht man nicht mehr zu zählen. Wie man meditiert, werde ich ausführlich während der Interviews erklären.

Fragen?

Du hattest über die 11 Aspekte gesprochen, zwei davon sind noch nicht ganz klar definiert, nämlich inferior und superior?

Die Aggregate der Anhaftung menschlicher Wesen sind höherwertig im Vergleich zu den Aggregaten der Anhaftung der Wesen in den unteren Daseinsbereichen (Höllen). Die Höllenwesen sind also verglichen mit unseren Aggregaten untergeordnet. Sie sind erzeugt durch unheilsames Karma (die Aggregate), wohingegen die Aggregate von Mönchen durch heilsames Karma erzeugt werden/wurden.

Aber unsere menschlichen Aggregate der Anhaftung sind, obwohl sie durch heilsames Karma erzeugt sind, nicht so heilsam wie die Aggregate der Devas/Götter. Ihr Karma ist viel heilsamer und daher sind auch ihre Aggregate viel feiner. Unsere Aggregate sind dagegen sehr grob und häßlich.

Die untergeordneten Götter können vor Buddha stehen oder sitzen. Die Brahmas können nicht vor Buddha stehen oder sitzen, weil sie so feinstofflich sind. Deswegen hat der Buddha vorgeschlagen, dass sie einen gröberen Körper erzeugen, damit sie vor ihm sitzen und stehen können, um Dharma zu hören.

Brahmas im 1. Jhana-Bereich sind inferior zu Göttern im 2. Jhana-Bereich; je höher die Konzentrationskraft, desto feiner wird der Körper.

24. Juni 2009

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