Der Edle Achtfache Pfad
Der achtfache Pfad zeigt auf, welchen Weg Menschen gehen müssen, wenn sie sich vom Leiden befreien wollen. Die Lehre zeigt acht Methoden auf, die gleichzeitig auszuführen sind, nämlich rechte Einsicht, rechtes Denken, rechte Rede, rechtes Handeln, rechter Lebenserwerb, rechte Anstrengung, rechte Achtsamkeit, rechtes sich Versenken.
Ausführung
In den folgenden Ausführungen, die Meister Thich Thien Son während des Samadhi-Seminars über Ostern 2007 machte, werden einige dieser Aspekte erläuternd aufgegriffen:
Unser Dasein besteht aus den fünf Skandhas, nämlich aus Körper, Gefühl, Ideenkonzept, Gewohnheitsstruktur und Wahrnehmung. Diese Faktoren sind das Resultat unserer früheren Handlungen (Karma). Buddhas Lehre vom achtfachen Pfad zeigt zum einen, dass unsere jetzige Situation in der Samsarawelt durch unsere Handlungen erzeugt worden ist, und zeigt zum andern, dass alle Handlungen unserer Verantwortung unterliegen.
Rechte Einsicht
Dies bedeutet, es gilt uns bewusst zu machen und einzugestehen, dass das Leid, welches wir erfahren, Ergebnis unserer eigenen Handlung ist. Hierbei ist es sehr wichtig, die Wahrheit des Leidens zu ergründen, denn nur so kann man verstehen, dass nur wir selbst uns Leid zufügen und nicht etwa andere dafür verantwortlich gemacht werden können. Die Wahrheit von der Ursache des Leidens ist, dass wir zu sehr auf unser Ego fokusieren und alles daran setzen, es aufrechtzuerhalten, denn wir definieren unsere Existenz über das Ego. Da wir selbst das Leid geschaffen haben, kann es auch nur von uns wiederum beendet werden. Dazu müssen wir aber auch unsere Willenskraft einsetzen, wir müssen ernsthaft unser Leben ändern und wirklich die Bedingungen unseres Leidens aufheben wollen.
Rechtes Denken
Spricht Buddha von rechtem Denken, so ist damit gemeint, dass wir unheilsamen Gedanken entsagen. Gedanken sind wie Ströme, die uns tief in den Abgrund reißen können. Wenn uns nicht bewusst ist, in welche Richtung diese Gedankenströme fließen, enden wir sehr schnell im Bereich des Unheilsamen. Unsere Gedankenstruktur sollte immer aufbauend sein, das beinhaltet auch anzuerkennen, dass alles im Leben vergänglich und nichts beständig ist. Können wir dies anerkennen, so können wir auch besser loslassen. Wenn nun aber alles vergänglich ist, können wir getrost davon ausgehen, dass Situationen, in denen wir feststecken, sich auch verändern werden. Das Leben ist niemals aussichtslos, es bietet tausendfache Möglichkeiten, wir müssen nur unser Denken verändern..
Rechte Rede
Wollen wir positive Bedingungen im Leben schaffen, so ist es sehr wichtig, heilsame Dialoge zu führen, Buddha spricht hier von der rechten Rede.
Die Dialoge sollen wir so führen, dass sie helfen können, unsere Probleme aufzulösen. Wenn wir aber durch den Dialog unser Problem noch verstärken, haben wir in unheilsamer Weise die Rede geführt. Im Dialog sollen wir stets Wahrhaftigkeit üben, d.h. wir sollen die Wahrheit sagen. Aber auch wenn wir unser Gefühl nicht mitteilen, brechen wir bereits eines unserer buddhistischen Gelübde, nämlich nicht zu lügen.
Rechte Rede gibt die Möglichkeit, uns selbst besser zu erfahren, darüber hinaus gibt sie aber auch den Kommunikationspartnern die Möglichkeit uns kennen zu lernen. Daraus ergibt sich nun wiederum, dass der Wahrhaftigkeit im Dialog grundlegende Bedeutung zukommt.
Rohe Rede wie auch törichte Rede erzeugen nur Disharmonie, da wir aber als Praktizierende danach streben Harmonie zu erzeugen, vermeiden wir solche Rede.
Rechtes Handeln
Rechtes Handeln in seiner grundlegenden Form bedeutet, dem Töten, dem Stehlen und dem sexuellen Missbrauch zu entsagen, denn wir wollen im Alltag heilsame Energien schaffen und somit die Bedingungen für unsere buddhistische Praxis stärken.
Um sicherzustellen, dass wir einem heilsamen Lebenserwerb nachgehen und heilsame Handlungen vollziehen, sollten wir uns fragen, ob wir hilfreich für die Gesellschaft sind oder ob wir im Gegenteil als Täter auftreten, welche die Gesellschaft zerstören und welche unseren Kindern die Zukunft versperren. Von uns sollte ein Impuls an die Gesellschaft ausgehen, der aufzeigt, dass andere Lebensweisen möglich sind. Diesen Impuls schaffen wir dadurch, dass wir diese Lebensform praktizieren.
Rechte Anstrengung
Die moralischen Regeln oder Gelübde, die wir angenommen haben und nach denen wir uns ausrichten, sind letztendlich Achtsamkeitsübungen, welche gleichzeitig Schutz im Alltag geben. Wir müssen aber jeden Tag immer wieder durch eigene Anstrengung Verdienste ansammeln. Selbst wenn sich durch achtsames Handeln die Veränderung nur in kleinen Schritten vollzieht, kann doch eine solche Transformation eine starke Wirkung auf unser Dasein haben. Es ist natürlich sehr leicht aufzugeben und seinen Trieben zu folgen, aber wenn wir uns wirklich selbst kennen lernen möchten, müssen wir mit Anstrengung jeden Tag unsere Hindernisse, nämlich unsere Emotionen und Gefühle wie z. B. Hass, Stück für Stück abtragen. Deshalb beobachten wir jeden Tag unsere Handlungen mit Achtsamkeit, wir schauen, wie unsere Gefühlslage ist, wie wir wahrnehmen und was unser Geist mit uns macht. Auf diese Weise werden wir uns langsam auf das Wesentliche im Leben konzentrieren, nämlich auf das Ich. Das Ich kann uns vom Leid befreien, es kann aber auch unser Leben zerstören.