MN4 – Furcht und Schrecken

Majjhima Nikàya 4

 

Furcht und Schrecken (Bhayabherava Sutta)

1. So habe ich gehört. Einmal hielt sich der Erhabene bei Sàvatthã im Jeta Hain, dem Park des Anàthapindika auf.

2. Da ging der Brahmane Jàussoni zum Erhabenen und tauschte Grußformeln mit ihm aus. Nach diesen höflichen und freundlichen Worten setzte er sich seitlich nieder und sagte: „Meister Gotama, wenn Männer aus guter Familie aufgrund ihres Vertrauens in Meister Gotama von zu Hause fort in die Hauslosigkeit ziehen, haben sie dann Meister Gotama als ihr Oberhaupt, ihren Helfer und ihren Führer? Und folgen diese Leute dem Beispiel von Meister Gotama?“ „So ist es, Brahmane, so ist es. Wenn Männer aus guter Familie aufgrund ihres Vertrauens in mich von zu Hause fort in die Hauslosigkeit ziehen, haben sie mich als ihr Oberhaupt, ihren Helfer und ihren Führer. Und diese Leute folgen meinem Beispiel.“ „Aber, Meister Gotama, entlegene Lagerstätten im Dschungeldickicht im Wald sind schwer auszuhalten, Abgeschiedenheit ist schwierig zu praktizieren, und es ist schwer, sich an der Einsamkeit zu erfreuen. Man möchte meinen, der Dschungel müßte einem Bhikkhu den Verstand rauben, wenn er keine Konzentration hat.“ „So ist es, Brahmane, so ist es. Entlegene Lagerstätten im Dschungeldickicht im Wald sind schwer auszuhalten, Abgeschiedenheit ist schwierig zu praktizieren, und es ist schwer, sich an der Einsamkeit zu erfreuen. Man möchte meinen, der Dschungel müßte einem Bhikkhu den Verstand rauben, wenn er keine Konzentration hat.“

3. „Vor meiner Erleuchtung, als ich noch lediglich ein unerleuchteter Bodhisatta war, erwog auch ich so: ,Entlegene Lagerstätten im Dschungeldickicht im Wald sind schwer auszuhalten, Abgeschiedenheit ist schwierig zu praktizieren, und es ist schwer, sich an der Einsamkeit zu erfreuen. Man möchte meinen, der Dschungel müßte einem Bhikkhu den Verstand rauben, wenn er keine Konzentration hat.‘“

4. „Ich erwog so: ,Wann immer Mönche oder Brahmanen sich ungeläutert im körperlichen Verhalten an entlegene Lagerstätten im Dschungeldickicht im Wald zurückziehen, dann rufen diese guten Mönche und Brahmanen aufgrund der Unzulänglichkeit ihres ungeläuterten körperlichen Verhaltens unheilsame Furcht und Schrecken hervor. Aber ich ziehe mich nicht ungeläutert im körperlichen Verhalten an entlegene Lagerstätten im Dschungeldickicht im Wald zurück. Ich bin geläutert im körperlichen Verhalten. Ich ziehe mich an entlegene Lagerstätten im Dschungeldickicht im Wald zurück als einer der Edlen mit geläutertem körperlichen Verhalten.‘ Weil ich in mir diese Läuterung des körperlichen Verhaltens erkannte, fand ich große Erleichterung darin, im Wald zu wohnen.“

5. „Ich erwog so: ,Wann immer Mönche oder Brahmanen sich ungeläutert im sprachlichen Verhalten an entlegene Lagerstätten im Dschungeldickicht im Wald zurückziehen, dann rufen diese guten Mönche und Brahmanen aufgrund der Unzulänglichkeit ihres ungeläuterten sprachlichen Verhaltens unheilsame Furcht und Schrecken hervor. Aber ich ziehe mich nicht ungeläutert im sprachlichen Verhalten an entlegene Lagerstätten im Dschungeldickicht im Wald zurück. Ich bin geläutert im sprachlichen Verhalten. Ich ziehe mich an entlegene Lagerstätten im Dschungeldickicht im Wald zurück als einer der Edlen mit geläutertem sprachlichen Verhalten.‘ Weil ich in mir diese Läuterung des sprachlichen Verhaltens erkannte, fand ich große Erleichterung darin, im Wald zu wohnen.“

6. „Ich erwog so: ,Wann immer Mönche oder Brahmanen sich ungeläutert im geistigen Verhalten an entlegene Lagerstätten im Dschungeldickicht im Wald zurückziehen, dann rufen diese guten Mönche und Brahmanen aufgrund der Unzulänglichkeit ihres ungeläuterten geistigen Verhaltens unheilsame Furcht und Schrecken hervor. Aber ich ziehe mich nicht ungeläutert im geistigen Verhalten an entlegene Lagerstätten im Dschungeldickicht im Wald zurück. Ich bin geläutert im geistigen Verhalten. Ich ziehe mich an entlegene Lagerstätten im Dschungeldickicht im Wald zurück als einer der Edlen mit geläutertem geistigen Verhalten.‘ Weil ich in mir diese Läuterung des geistigen Verhaltens erkannte, fand ich große Erleichterung darin, im Wald zu wohnen.“

7. „Ich erwog so: ,Wann immer Mönche oder Brahmanen sich ungeläutert in der Lebensweise an entlegene Lagerstätten im Dschungeldickicht im Wald zurückziehen, dann rufen diese guten Mönche und Brahmanen aufgrund der Unzulänglichkeit ihrer ungeläuterten Lebensweise unheilsame Furcht und Schrecken hervor. Aber ich ziehe mich nicht ungeläutert in der Lebensweise an entlegene Lagerstätten im Dschungeldickicht im Wald zurück. Ich bin geläutert in der Lebensweise. Ich ziehe mich an entlegene Lagerstätten im Dschungeldickicht im Wald zurück als einer der Edlen mit geläuterter Lebensweise.‘ Weil ich in mir diese Läuterung der Lebensweise erkannte, fand ich große Erleichterung darin, im Wald zu wohnen.“

8. „Ich erwog so: ,Wann immer Mönche oder Brahmanen, die habgierig und voller Begierde sind, sich an entlegene Lagerstätten im Dschungeldickicht im Wald zurückziehen, dann rufen diese guten Mönche und Brahmanen aufgrund der Unzulänglichkeit, die daher kommt, daß sie habgierig und voller Begierde sind, unheilsame Furcht und Schrecken hervor. Aber ich ziehe mich nicht habgierig und voller Begierde an entlegene Lagerstätten im Dschungeldickicht im Wald zurück. Ich bin frei von Habgier. Ich ziehe mich an entlegene Lagerstätten im Dschungeldickicht im Wald zurück als einer der Edlen, die frei von Habgier sind.‘ Weil ich in mir diese Freiheit von Habgier erkannte, fand ich große Erleichterung darin, im Wald zu wohnen.“

9. „Ich erwog so: ,Wann immer Mönche oder Brahmanen sich mit einem Geist voller Übelwollen und haßerfüllter Absichten an entlegene Lagerstätten im Dschungeldickicht im Wald zurückziehen, dann rufen diese guten Mönche und Brahmanen aufgrund der Unzulänglichkeit ihres Geistes voller Übelwollen und haßerfüllter Absichten unheilsame Furcht und Schrecken hervor. Aber ich ziehe mich nicht mit einem Geist voller Übelwollen und haßerfüllter Absichten an entlegene Lagerstätten im Dschungeldickicht im Wald zurück. Ich habe einen Geist voll Liebender Güte. Ich ziehe mich an entlegene Lagerstätten im Dschungeldickicht im Wald zurück als einer der Edlen mit einem Geist voll Liebender Güte.‘ Weil ich in mir diesen Geist voll Liebender Güte erkannte, fand ich große Erleichterung darin, im Wald zu wohnen.“

10. „Ich erwog so: ,Wann immer Mönche oder Brahmanen, die von Trägheit und Mattheit übermannt werden, sich an entlegene Lagerstätten im Dschungeldickicht im Wald zurückziehen, dann rufen diese guten Mönche und Brahmanen aufgrund der Unzulänglichkeit, die daher kommt, daß sie von Trägheit und Mattheit übermannt werden, unheilsame Furcht und Schrecken hervor. Aber ich ziehe mich nicht von Trägheit und Mattheit übermannt an entlegene Lagerstätten im Dschungeldickicht im Wald zurück. Ich bin frei von Trägheit und Mattheit. Ich ziehe mich an entlegene Lagerstätten im Dschungeldickicht im Wald zurück als einer der Edlen, die frei von Trägheit und Mattheit sind.‘ Weil ich in mir diese Freiheit von Trägheit und Mattheit erkannte, fand ich große Erleichterung darin, im Wald zu wohnen.“

11. „Ich erwog so: ,Wann immer Mönche oder Brahmanen sich mit einem rastlosen und friedlosen Geist an entlegene Lagerstätten im Dschungeldickicht im Wald zurückziehen, dann rufen diese guten Mönche und Brahmanen aufgrund der Unzulänglichkeit ihres rastlosen und friedlosen Geistes unheilsame Furcht und Schrecken hervor. Aber ich ziehe mich nicht mit einem rastlosen und friedlosen Geist an entlegene Lagerstätten im Dschungeldickicht im Wald zurück. Ich habe einen friedvollen Geist. Ich ziehe mich an entlegene Lagerstätten im Dschungeldickicht im Wald zurück als einer der Edlen mit einem friedvollen Geist.‘ Weil ich in mir diesen Frieden des Geistes erkannte, fand ich große Erleichterung darin, im Wald zu wohnen.“

12. „Ich erwog so: ,Wann immer Mönche oder Brahmanen, die unsicher und zweifelnd sind, sich an entlegene Lagerstätten im Dschungeldickicht im Wald zurückziehen, dann rufen diese guten Mönche und Brahmanen aufgrund der Unzulänglichkeit, die daher kommt, daß sie unsicher und zweifelnd sind, unheilsame Furcht und Schrecken hervor. Aber ich ziehe mich nicht unsicher und zweifelnd an entlegene Lagerstätten im Dschungeldickicht im Wald zurück. Ich habe den Zweifel hinter mir gelassen. Ich ziehe mich an entlegene Lagerstätten im Dschungeldickicht im Wald zurück als einer der Edlen, die den Zweifel hinter sich gelassen haben.‘ Weil ich in mir dieses Zurücklassen des Zweifels 1) erkannte, fand ich große Erleichterung darin, im Wald zu wohnen.“

13. „Ich erwog so: ,Wann immer Mönche oder Brahmanen, die zum Eigenlob und zur Herabwürdigung anderer veranlagt sind, sich an entlegene Lagerstätten im Dschungeldickicht im Wald zurückziehen, dann rufen diese guten Mönche und Brahmanen beaufgrund der Unzulänglichkeit, die daher kommt, daß sie zum Eigenlob und zur Herabwürdigung anderer veranlagt sind, unheilsame Furcht und Schrecken hervor. Aber ich ziehe mich nicht zum Eigenlob und zur Herabwürdigung anderer veranlagt an entlegene Lagerstätten im Dschungeldickicht im Wald zurück. Ich bin nicht zum Eigenlob und zur Herabwürdigung anderer veranlagt. Ich ziehe mich an entlegene Lagerstätten im Dschungeldickicht im Wald zurück als einer der Edlen, die nicht zum Eigenlob und zur Herabwürdigung anderer veranlagt sind.‘ Weil ich in mir diese Nicht-Veranlagung zum Eigenlob und zur Herabwürdigung anderer erkannte, fand ich große Erleichterung darin, im Wald zu wohnen.“

14. „Ich erwog so: ,Wann immer Mönche oder Brahmanen, die Bestürzung und Ängstlichkeit unterworfen sind, sich an entlegene Lagerstätten im Dschungeldickicht im Wald zurückziehen, dann rufen diese guten Mönche und Brahmanen aufgrund der Unzulänglichkeit, die daher kommt, daß sie Bestürzung und Ängstlichkeit unterworfen sind, unheilsame Furcht und Schrecken hervor. Aber ich ziehe mich nicht Bestürzung und Ängstlichkeit unterworfen an entlegene Lagerstätten im Dschungeldickicht im Wald zurück. Mir sträuben sich die Haare nicht. Ich ziehe mich an entlegene Lagerstätten im Dschungeldickicht im Wald zurück als einer der Edlen, denen sich die Haare nicht sträuben.‘ Weil ich in mir diese Abwesenheit des Haaresträubens erkannte, fand ich große Erleichterung darin, im Wald zu wohnen.“

15. „Ich erwog so: ,Wann immer Mönche oder Brahmanen, die nach Gewinn, Ehre und Ruhm trachten, sich an entlegene Lagerstätten im Dschungeldickicht im Wald zurückziehen, dann rufen diese guten Mönche und Brahmanen aufgrund der Unzulänglichkeit, die daher kommt, daß sie nach Gewinn, Ehre und Ruhm trachten, unheilsame Furcht und Schrecken hervor. Aber ich ziehe mich nicht nach Gewinn, Ehre und Ruhm trachtend an entlegene Lagerstätten im Dschungeldickicht im Wald zurück. Ich habe wenig Wünsche. Ich ziehe mich an entlegene Lagerstätten im Dschungeldickicht im Wald zurück als einer der Edlen, die wenig Wünsche haben.‘ Weil ich in mir diese geringe Zahl der Wünsche erkannte, fand ich große Erleichterung darin, im Wald zu wohnen.“

16. „Ich erwog so: ,Wann immer Mönche oder Brahmanen, die faul sind und es an Energie mangeln lassen, sich an entlegene Lagerstätten im Dschungeldickicht im Wald zurückziehen, dann rufen diese guten Mönche und Brahmanen aufgrund der Unzulänglichkeit, die daher kommt, daß sie faul sind und es an Energie mangeln lassen, unheilsame Furcht und Schrecken hervor. Aber ich ziehe mich nicht faul und mit mangelnder Energie an entlegene Lagerstätten im Dschungeldickicht im Wald zurück. Ich bin voll Energie. Ich ziehe mich an entlegene Lagerstätten im Dschungeldickicht im Wald zurück als einer der Edlen, die voll Energie sind.‘ Weil ich in mir diese Energiefülle erkannte, fand ich große Erleichterung darin, im Wald zu wohnen.“

17. „Ich erwog so: ,Wann immer Mönche oder Brahmanen, die unachtsam und nicht wissensklar sind, sich an entlegene Lagerstätten im Dschungeldickicht im Wald zurückziehen, dann rufen diese guten Mönche und Brahmanen aufgrund der Unzulänglichkeit, die daher kommt, daß sie unachtsam und nicht wissensklar sind, unheilsame Furcht und Schrecken hervor. Aber ich ziehe mich nicht ohne achtsam und wissensklar zu sein an entlegene Lagerstätten im Dschungeldickicht im Wald zurück. Ich bin in der Achtsamkeit verankert. Ich ziehe mich an entlegene Lagerstätten im Dschungeldickicht im Wald zurück als einer der Edlen, die in der Achtsamkeit verankert sind.‘ Weil ich in mir diese Verankerung in der Achtsamkeit erkannte, fand ich große Erleichterung darin, im Wald zu wohnen.“

18. „Ich erwog so: ,Wann immer Mönche oder Brahmanen, die unkonzentriert, mit abschweifendem Geist sind, sich an entlegene Lagerstätten im Dschungeldickicht im Wald zurückziehen, dann rufen diese guten Mönche und Brahmanen aufgrund der Unzulänglichkeit, die daher kommt, daß sie unkonzentriert, mit abschweifendem Geist sind, unheilsame Furcht und Schrecken hervor. Aber ich ziehe mich nicht unkonzentriert, mit abschweifendem Geist an entlegene Lagerstätten im Dschungeldickicht im Wald zurück. Ich bin von Konzentration erfüllt. Ich ziehe mich an entlegene Lagerstätten im Dschungeldickicht im Wald zurück als einer der Edlen, die von Konzentration erfüllt sind.‘ Weil ich in mir dieses Erfülltsein von Konzentration erkannte, fand ich große Erleichterung darin, im Wald zu wohnen.“

19. „Ich erwog so: ,Wann immer Mönche oder Brahmanen, die ohne Weisheit sind, die Schwätzer sind, sich an entlegene Lagerstätten im Dschungeldickicht im Wald zurückziehen, dann rufen diese guten Mönche und Brahmanen aufgrund der Unzulänglichkeit, die daher kommt, daß sie ohne Weisheit sind, Schwätzer sind, unheilsame Furcht und Schrecken hervor. Aber ich ziehe mich nicht ohne Weisheit, als Schwätzer an entlegene Lagerstätten im Dschungeldickicht im Wald zurück. Ich bin von Weisheit erfüllt. Ich ziehe mich an entlegene Lagerstätten im Dschungeldickicht im Wald zurück als einer der Edlen, die von Weisheit erfüllt sind.‘ Weil ich in mir dieses Erfülltsein von Weisheit erkannte, fand ich große Erleichterung darin, im Wald zu wohnen.“

20. „Ich erwog: ,Es gibt diese besonders glücksverheißenden Nächte am vierzehnten, am fünfzehnten und am achten des Halbmonats. Wie wäre es, wenn ich mich in solchen Nächten an so ehrfurchtseinflößenden, schreckenerregenden Plätzen, wie Obstgartenschreinen, Waldschreinen und Baumschreinen aufhielte? Vielleicht könnte ich jener Furcht und jenem Schrecken begegnen.‘ Und später hielt ich mich in solchen Nächten an so ehrfurchtseinflößenden, schreckenerregenden Plätzen, wie Obstgarten-Schreinen, Waldschreinen und Baumschreinen auf. Und während ich mich dort aufhielt, kam gelegentlich ein wildes Tier in meine Nähe, oder ein Pfau schlug einen Ast ab, oder der Wind raschelte in den Blättern. Ich dachte: ,Was nun, wenn jetzt Furcht und Schrecken kommen?‘ Ich dachte: ,Warum weile ich immer in Erwartung von Furcht und Schrecken? Wie wäre es, wenn ich jene Furcht und jenen Schrecken unterwürfe, während ich die Stellung beibehalte, in der ich mich befinde, wenn sie über mich kommen?‘“ „Während ich auf und ab ging, kam Furcht und Schrecken über mich; weder blieb ich stehen, noch setzte ich mich, noch legte ich mich hin, bis ich jene Furcht und jenen Schrecken unterworfen hatte. Während ich stand, kam Furcht und Schrecken über mich; weder ging ich auf und ab, noch setzte ich mich, noch legte ich mich hin, bis ich jene Furcht und jenen Schrecken unterworfen hatte. Während ich saß, kam Furcht und Schrecken über mich; weder ging ich auf und ab, noch stand ich auf, noch legte ich mich hin, bis ich jene Furcht und jenen Schrecken unterworfen hatte. Während ich lag, kam Furcht und Schrecken über mich; weder ging ich auf und ab, noch stand ich auf, noch setzte ich mich, bis ich jene Furcht und jenen Schrecken unterworfen hatte.“

21. „Brahmane, es gibt einige Mönche und Brahmanen, die die Nacht für den Tag und den Tag für die Nacht halten. Ich sage, in ihrem Fall handelt es sich um ein Verweilen in Verblendung. Aber ich nehme die Nacht als Nacht und den Tag als Tag wahr. Wenn man zu Recht von irgendjemand sagen wollte: ,Ein Wesen, das nicht der Verblendung unterworfen ist, ist in der Welt erschienen, zum Wohle und zum Glück von vielen, aus Mitgefühl für die Welt, zum Guten, zum Wohle und zum Glück von Göttern und Menschen‘, so bin in der Tat ich derjenige, von dem man zu Recht dies sagen sollte.“

22. „Unerschöpfliche Energie wurde in mir hervorgebracht und ununterbrochenene Achtsamkeit wurde gegenwärtig, mein Körper war still und unbeschwert, mein Geist war konzentriert und einspitzig.“

23. „Ganz abgeschieden von Sinnesvergnügen, abgeschieden von unheilsamen Geisteszuständen, trat ich in die erste Vertiefung ein, die von anfänglicher und anhaltender Hinwendung des Geistes begleitet ist 2), und verweilte darin, mit Verzückung und Glückseligkeit, die aus der Abgeschiedenheit entstanden sind.“

24. „Mit der Stillung der anfänglichen und anhaltenden Hinwendung des Geistes trat ich in die zweite Vertiefung ein, die innere Beruhigung und Einheit des Herzens ohne anfängliche und anhaltende Hinwendung des Geistes enthält, und verweilte darin, mit Verzückung und Glückseligkeit, die aus der Konzentration entstanden sind.“

25. „Mit dem Verblassen der Verzückung, in Gleichmut verweilend, achtsam und wissensklar, voll körperlich erlebter Glückseligkeit, trat ich in die dritte Vertiefung ein, von der die Edlen sagen: ,Glückselig verweilt derjenige, der voll Gleichmut und Achtsamkeit ist‘, und verweilte darin.“

26. „Mit dem Überwinden von Glück und Schmerz und dem schon früheren Verschwinden von Freude und Trauer, trat ich in die vierte Vertiefung ein, die aufgrund von Gleichmut Weder-Schmerzhaftes-noch-Angenehmes und Reinheit der Achtsamkeit in sich hat, und verweilte darin.“

27. „Als mein konzentrierter Geist auf solche Weise geläutert, klar, makellos, der Unvollkommenheit ledig, gefügig, nutzbar, stetig und unerschütterlich war, richtete ich ihn auf das Wissen der Erinnerung an frühere Leben. Ich erinnerte mich an viele frühere Leben, das heißt, an eine Geburt, zwei Geburten, drei Geburten, vier Geburten, fünf Geburten, zehn Geburten, zwanzig Geburten, dreißig Geburten, vierzig Geburten, fünfzig Geburten, hundert Geburten, tausend Geburten, hunderttausend Geburten, viele Äonen, in denen sich das Weltall zusammenzog, viele Äonen, in denen sich das Weltall ausdehnte, viele Äonen, in denen sich das Weltall zusammenzog und ausdehnte: ,Dort wurde ich soundso genannt, war von solcher Familie, mit solcher Erscheinung, solcherart war meine Nahrung, so mein Erleben von Glück und Schmerz, so meine Lebensspanne; und nachdem ich von dort verschieden war, erschien ich woanders wieder; auch dort wurde ich soundso genannt, war von solcher Familie, mit solcher Erscheinung, war meine Nahrung solcherart, so mein Erleben von Glück und Schmerz, so meine Lebensspanne; und nachdem ich von dort verschieden war, erschien ich hier wieder.‘ So erinnerte ich mich an viele frühere Leben mit ihren Aspekten und Besonderheiten.“

28. „Dies war das erste wahre Wissen, das ich zur ersten Nachtwache erlangte. Die Unwissenheit war vertrieben und wahres Wissen erschien, die Dunkelheit war vertrieben und Licht erschien, wie es in einem geschieht, der umsichtig, eifrig und entschlossen lebt.“

29. „Als mein konzentrierter Geist auf solche Weise geläutert, klar, makellos, der Unvollkommenheit ledig, gefügig, nutzbar, stetig und unerschütterlich war, richtete ich ihn auf das Wissen vom Sterben und Wiedererscheinen der Wesen. Ich sah mit dem Himmlischen Auge, das geläutert und dem menschlichen überlegen ist, die Wesen sterben und wiedererscheinen, niedrige und hohe, schöne und häßliche, in Glück und Elend. Ich verstand, wie die Wesen ihren Handlungen gemäß weiterwandern: ,Diese geschätzten Wesen, die sich mit Körper, Sprache und Geist übel benommen haben, die die Edlen geschmäht haben, die falsche Ansichten hatten und diesen in ihren Taten Ausdruck verliehen, sind bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode in Umständen, die von Entbehrungen geprägt sind, wiedererschienen, an einem unglücklichen Bestimmungsort, in Verderbnis, ja sogar in der Hölle; aber jene geschätzten Wesen, die sich mit Körper, Sprache und Geist wohl benommen haben, die die Edlen nicht geschmäht haben, die richtige Ansichten hatten und diesen in ihren Taten Ausdruck verliehen, sind bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode an einem glücklichen Bestimmungsort wiedererschienen, ja sogar in der himmlischen Welt.‘ So sah
ich mit dem Himmlischen Auge, das geläutert und dem menschlichen überlegen ist, die Wesen sterben und wiedererscheinen, niedrige und hohe, schöne und häßliche, in Glück und Elend, und ich verstand, wie die Wesen ihren Handlungen gemäß weiterwandern.“

30. „Dies war das zweite wahre Wissen, das ich zur zweiten Nachtwache erlangte. Die Unwissenheit war vertrieben und wahres Wissen erschien, die Dunkelheit war vertrieben und Licht erschien, wie es in einem geschieht, der umsichtig, eifrig und entschlossen lebt.“

31. „Als mein konzentrierter Geist auf solche Weise geläutert, klar, makellos, der Unvollkommenheit ledig, gefügig, nutzbar, stetig und unerschütterlich war, richtete ich ihn auf das Wissen von der Vernichtung der Triebe. Ich erkannte unmittelbar der Wirklichkeit entsprechend: ,Dies ist Dukkha.‘ Ich erkannte unmittelbar der Wirklichkeit entsprechend: ,Dies ist der Ursprung von Dukkha.‘ Ich erkannte unmittelbar der Wirklichkeit entsprechend: ,Dies ist das aufhören von Dukkha.‘ Ich erkannte unmittelbar der Wirklichkeit entsprechend: ,Dies ist der Weg, der zum Aufhören von Dukkha führt.‘ Ich erkannte unmittelbar der Wirklichkeit entsprechend: ,Dies sind die Triebe.‘ Ich erkannte unmittelbar der Wirklichkeit entsprechend: ,Dies ist der Ursprung der Triebe.‘ Ich erkannte unmittelbar der Wirklichkeit entsprechend: ,Dies ist das Aufhören der Triebe.‘ Ich erkannte unmittelbar der Wirklichkeit entsprechend: ,Dies ist der Weg, der zum Aufhören der Triebe führt.‘“

32. „Als ich so wußte und sah, war mein Geist vom Sinnestrieb befreit, vom Daseinstrieb und vom Unwissenheitstrieb. Als er so befreit war, kam das Wissen: ,Er ist befreit.‘ Ich erkannte unmittelbar: ,Geburt ist zu Ende gebracht, das heilige Leben ist gelebt, es ist getan, was getan werden mußte, darüber hinaus gibt es nichts mehr 3).‘“

33. „Dies war das dritte wahre Wissen, das ich zur dritten Nachtwache erlangte. Die Unwissenheit war vertrieben und wahres Wissen erschien, die Dunkelheit war vertrieben und Licht erschien, wie es in einem geschieht, der umsichtig, eifrig und entschlossen lebt.“

34. „Brahmane, jetzt kann es sein, daß du denkst: ,Vielleicht ist der
Mönch Gotama noch nicht einmal heute frei von Begierde, Haß und Verblendung, was der Grund dafür ist, daß er sich immer noch an entlegene Lagerstätten im Dschungeldickicht im Wald zurückzieht.‘ Aber du solltest nicht so denken. Weil ich zweierlei Nutzen darin sehe, geschieht es, daß ich mich immer noch an entlegene Lagerstätten im Dschungeldickicht im Wald zurückziehe: Ich sehe darin einen angenehmen Aufenthaltsort für mich, hier und jetzt, und ich habe Mitgefühl für künftige Generationen 4).“

35. „In der Tat, weil Meister Gotama ein Verwirklichter, ein vollständig Erleuchteter ist, hat er Mitgefühl für künftige Generationen. Großartig, Meister Gotama! Großartig, Meister Gotama! Das Dhamma ist von Meister Gotama auf vielfältige Weise klar gemacht worden, so als ob er Umgestürztes aufgerichtet, Verborgenes enthüllt, einem Verirrten den Weg gezeigt oder in der Dunkelheit eine Lampe gehalten hätte, damit die Sehenden die Dinge erkennen können. Ich nehme Zuflucht zu Meister Gotama und zum Dhamma und zur Sangha der Bhikkhus. Möge Meister Gotama mich von heute an als Laien-Anhänger, der zu ihm lebenslang Zuflucht genommen hat, annehmen.“

Anmerkungen:
1) Dies ist nicht im Sinne der überweltlichen Vernichtung der Fessel des Zweifels zu verstehen, da der Bodhisatta ja noch keine Erleuchtungsstufe erreicht hatte. Aber die Kraft seiner fast vervollkommneten Pàramis machte den Zweifel unwirksam. Analog sind die anderen Aussagen zu verstehen.
2) Anfängliche und anhaltende Hinwendung des Geistes (zum Meditationsobjekt) ist eine subtile Aktivität des Geistes in der ersten Vertiefung, die in den höheren Vertiefungen nicht mehr erforderlich ist, weil der Geist dort ganz im Objekt ruht; diese Hinwendung hat nichts mit „Denken“ zu tun, wie es oft falsch übersetzt wird.
3) „nàparaõ itthattàya“ wird von den Übersetzern auf zwei Weisen verstanden: „darüber hinaus gibt es nichts mehr zu tun“ und „darüber hinaus gibt es kein weiteres Dasein mehr“. Die hier gewählte Übersetzung läßt beides zu.
4) Der Buddha gibt späteren Generationen ein Vorbild für die Praxis.