MN51 – An Kandaraka

Majjhima Nikàya 51

 

An Kandaraka (Kandaraka Sutta)

1. So habe ich gehört. Einmal hielt sich der Erhabene zusammen mit einer großen
Sangha von Bhikkhus bei Campà, am Ufer des Gaggarà Sees auf. Da gingen
Pessa, der Sohn des Elefantenführers, und Kandaraka der Wanderasket zum Erhabenen.
Pessa setzte sich seitlich nieder, nachdem er dem Erhabenen gehuldigt
hatte, während Kandaraka Grußformeln mit dem Erhabenen austauschte, und
nach diesen höflichen und freundlichen Worten zur Seite stand. Während er dort
stand, beobachtete er die Sangha der Bhikkhus, die in völligem Schweigen dasaß,
und dann sagte er zum Erhabenen:

2. „Es ist wunderbar, Meister Gotama, es ist erstaunlich, wie die Sangha der
Bhikkhus von Meister Gotama angeleitet worden ist, den richtigen Weg zu praktizieren.
Jene, die in der Vergangenheit Erhabene, verwirklicht und vollständig
erleuchtet waren, haben die Sangha der Bhikkhus bestenfalls auf eine Weise angeleitet,
den richtigen Weg zu praktizieren, wie es jetzt von Meister Gotama
getan wird. Und jene, die in der Zukunft Erhabene, verwirklicht und vollständig
erleuchtet sein werden, werden die Sangha der Bhikkhus bestenfalls auf eine
Weise anleiten, den richtigen Weg zu praktizieren, wie es jetzt von Meister Gotama
getan wird 1).“

3. „So ist es, Kandaraka, so ist es. Jene, die in der Vergangenheit Erhabene,
verwirklicht und vollständig erleuchtet waren, haben die Sangha der Bhikkhus
bestenfalls auf eine Weise angeleitet, den richtigen Weg zu praktizieren, wie es
jetzt von mir getan wird. Und jene, die in der Zukunft Erhabene, verwirklicht
und vollständig erleuchtet sein werden, werden die Sangha der Bhikkhus bestenfalls
auf eine Weise anleiten, den richtigen Weg zu praktizieren, wie es jetzt von
mir getan wird.“
„Kandaraka, in dieser Sangha von Bhikkhus gibt es Bhikkhus, die Arahants
sind, mit vernichteten Trieben, die das heilige Leben gelebt haben, getan haben,
was getan werden mußte, die Bürde abgelegt haben, das wahre Ziel erreicht haben,
die Fesseln des Daseins zerstört haben und durch letztendliche Erkenntnis
vollständig befreit sind. In dieser Sangha von Bhikkhus gibt es Bhikkhus in der
höheren Schulung, von beständiger Sittlichkeit, die ein Leben beständiger Sittlichkeit
führen, scharfsinnig, die ein Leben beständigen Scharfsinns führen. Sie
verweilen, indem sie ihren Geist gut in den vier Grundlagen der Achtsamkeit
verankert haben. Welche vier? Kandaraka, da verweilt ein Bhikkhu, indem er
den Körper als einen Körper betrachtet, eifrig, völlig achtsam und wissensklar,
nachdem er Habgier und Trauer gegenüber der Welt beseitigt hat. Er verweilt,
indem er Gefühle als Gefühle betrachtet, eifrig, völlig achtsam und wissensklar,
nachdem er Habgier und Trauer gegenüber der Welt beseitigt hat. Er verweilt,
indem er Geist als Geist betrachtet, eifrig, völlig achtsam und wissensklar, nachdem
er Habgier und Trauer gegenüber der Welt beseitigt hat. Er verweilt, indem
er Geistesobjekte als Geistesobjekte betrachtet, eifrig, völlig achtsam und wissensklar,
nachdem er Habgier und Trauer gegenüber der Welt beseitigt hat 2).“

4. Nach diesen Worten sagte Pessa, der Sohn des Elefantenführers: „Es ist
wunderbar, ehrwürdiger Herr, es ist erstaunlich, wie gut die vier Grundlagen der
Achtsamkeit vom Erhabenen bekannt gemacht worden sind, für die Läuterung
der Wesen, für die Überwindung von Kummer und Klagen, für das Verschwinden
von Schmerz und Trauer, für das Erreichen des wahren Wegs, für die Verwirklichung
von Nibbàna. Ehrwürdiger Herr, von Zeit zu Zeit verweilen auch
wir weißgekleideten Laienanhänger, indem wir unseren Geist gut in diesen vier
Grundlagen der Achtsamkeit verankert haben. Ehrwürdiger Herr, da verweilen
wir, indem wir den Körper als einen Körper betrachten, eifrig, völlig achtsam
und wissensklar, nachdem wir Habgier und Trauer gegenüber der Welt beseitigt
haben. Wir verweilen, indem wir Gefühle als Gefühle betrachten, eifrig, völlig
achtsam und wissensklar, nachdem wir Habgier und Trauer gegenüber der Welt
beseitigt haben. Wir verweilen, indem wir Geist als Geist betrachten, eifrig, völlig
achtsam und wissensklar, nachdem wir Habgier und Trauer gegenüber der
Welt beseitigt haben. Wir verweilen, indem wir Geistesobjekte als Geistesobjekte
betrachten, eifrig, völlig achtsam und wissensklar, nachdem wir Habgier und
Trauer gegenüber der Welt beseitigt haben. Es ist wunderbar, ehrwürdiger Herr,
es ist erstaunlich, wie inmitten der Wirrnis, Verdorbenheit und Täuschung des
Menschen, der Erhabene das Wohlergehen und den Schaden der Wesen kennt.
Denn die Menschheit ist eine Wirrnis, aber das Tier ist offen. Ehrwürdiger Herr,
ich kann einen Elefanten zur Zahmheit bringen, und in dem Zeitraum, der notwendig
ist, um einen Ausflug durch Campà und zurück zu machen, wird jener
Elefant jede Art von Tücke, Hinterlist, Verschlagenheit und Falschheit – zu der
er fähig ist – zeigen. Aber jene, die unsere Sklaven, Dienstboten und Diener
genannt werden, benehmen sich mit dem Körper auf die eine Art, mit der Sprache
auf eine andere Art, während ihr Geist auf wieder andere Art arbeitet. Es ist
wunderbar, ehrwürdiger Herr, es ist erstaunlich, wie inmitten der Wirrnis, Verdorbenheit
und Täuschung des Menschen, der Erhabene das Wohlergehen und
den Schaden der Wesen kennt. Denn die Menschheit ist eine Wirrnis, aber das
Tier ist offen.“

5. „So ist es, Pessa, so ist es. Die Menschheit ist eine Wirrnis, aber das Tier ist
offen. Pessa, es gibt vier Arten von Personen, die man in der Welt finden kann.
Welche vier? Da quält eine bestimmte Art von Person sich selbst und verfolgt die
Praxis der Selbstfolter. Da quält eine bestimmte Art von Person andere und verfolgt
die Praxis, andere zu foltern. Da quält eine bestimmte Art von Person sich
selbst und verfolgt die Praxis der Selbstfolter, und sie quält auch andere und
verfolgt die Praxis, andere zu foltern. Da quält eine bestimmte Art von Person
sich nicht selbst oder verfolgt die Praxis der Selbstfolter nicht, und sie quält
andere nicht oder verfolgt die Praxis, andere zu foltern, nicht. Da sie weder sich
noch andere quält, ist sie hier und jetzt hungerfrei, erloschen und abgekühlt, und
sie verweilt, indem sie Glückseligkeit erlebt, weil sie selbst heilig geworden ist.
Welche der vier Arten von Personen stellt deinen Geist zufrieden, Pessa?“
„Die ersten drei stellen meinen Geist nicht zufrieden, ehrwürdiger Herr, aber
die letzte stellt meinen Geist zufrieden.“

6. „Aber, Pessa, warum stellen die ersten drei Arten von Personen deinen Geist
nicht zufrieden?“
„Ehrwürdiger Herr, die Art von Person, die sich selbst quält und die Praxis der
Selbstfolter verfolgt, quält und foltert sich selbst, obwohl sie Glück wünscht und
vor Schmerz zurückschreckt; deshalb stellt diese Art von Person meinen Geist
nicht zufrieden. Und die Art von Person, die andere quält und die Praxis, andere
zu foltern, verfolgt, quält und foltert andere, die Glück wünschen und vor Schmerz
zurückschrecken; deshalb stellt diese Art von Person meinen Geist nicht zufrieden.
Und die Art von Person, die sich selbst quält und die Praxis der Selbstfolter
verfolgt, und die auch andere quält und die Praxis, andere zu foltern, verfolgt,
quält und foltert sich und andere, die jeweils Glück wünschen und vor Schmerz
zurückschrecken; deshalb stellt diese Art von Person meinen Geist nicht zufrieden.
Aber die Art von Person, die sich nicht selbst quält oder die Praxis der Selbstfolter
nicht verfolgt, und die andere nicht quält oder die Praxis, andere zu foltern,
nicht verfolgt; wer, da er weder sich selbst noch andere quält, hungerfrei, erloschen
und abgekühlt ist, und verweilt, indem er Glückseligkeit erlebt, weil er
selbst heilig geworden ist – der quält weder sich selbst noch andere, die jeweils
Glück wünschen und vor Schmerz zurückschrecken. Deshalb stellt diese Art von
Person meinen Geist zufrieden. Und jetzt, ehrwürdiger Herr, nehmen wir Abschied.
Wir sind beschäftigt und haben viel zu tun.“
„Jetzt ist es an der Zeit, Pessa, das zu tun, was du für richtig hältst.“
Dann erhob sich Pessa, der Sohn des Elefantenführers und nahm Abschied,
entzückt und erfreut über die Worte des Erhabenen, und nachdem er dem Erhabenen
gehuldigt hatte, nahm er Abschied, wobei er ihm die rechte Seite zuwandte.

7. Bald nachdem er gegangen war, richtete sich der Erhabene folgendermaßen
an die Bhikkhus: „Ihr Bhikkhus, Pessa, der Sohn des Elefantenführers, ist weise,
er hat große Weisheit. Wenn er noch eine Weile sitzengeblieben wäre, bis ich ihm
in Einzelheiten diese vier Arten von Personen erklärt hätte, hätte er großen Nutzen
daraus gezogen. Aber auch so hat er bereits großen Nutzen gezogen.“
„Jetzt ist die Zeit, Erhabener, jetzt ist die Zeit, Vollendeter, daß der Erhabene
diese vier Arten von Personen in Einzelheiten erklären möge. Wenn die Bhikkhus
dies vom Erhabenen gehört haben, werden sie es sich merken.“
„Dann, ihr Bhikkhus, hört zu und verfolgt aufmerksam, was ich sagen werde.“
„Ja, ehrwürdiger Herr“, erwiderten die Bhikkhus. Der Erhabene sagte folgendes:

8. „Ihr Bhikkhus, welche Art von Person quält sich selbst und verfolgt die
Praxis der Selbstfolter? Da läuft eine bestimmte Person nackt herum, Sitten und
Gebräuche verwerfend, ihre Hände ableckend, kommt nicht, wenn sie darum
gebeten wird, bleibt nicht stehen, wenn sie darum gebeten wird; sie nimmt kein
Essen an, das ihr gebracht oder für sie zubereitet wurde, auch keine Einladung
(zum Essen); sie erhält nichts aus einem Topf, einer Schüssel, über eine Türschwelle,
einen Stab, einen Mörserstößel gereicht, von zwei zusammen Essenden,
einer Schwangeren, einer Stillenden, einer Frau, die bei einem Mann liegt,
von einem Ort, wo Essensverteilung angekündigt ist, wo ein Hund wartet, wo
die Fliegen summen; sie nimmt keinen Fisch oder Fleisch an; sie trinkt keinen
Schnaps, Wein oder fermentiertes Gebräu. Sie hält sich an einen Haushalt, einen
Bissen; sie hält sich an zwei Haushalte, zwei Bissen; sie hält sich an drei Haushalte,
drei Bissen; sie hält sich an vier Haushalte, vier Bissen; sie hält sich an
fünf Haushalte, fünf Bissen; sie hält sich an sechs Haushalte, sechs Bissen; sie
hält sich an sieben Haushalte, sieben Bissen. Sie lebt von einem Löffelvoll am
Tag, von zwei Löffelvoll am Tag, von drei Löffelvoll am Tag, von vier Löffelvoll
am Tag, von fünf Löffelvoll am Tag, von sechs Löffelvoll am Tag, von sieben
Löffelvoll am Tag. Sie nimmt einmal täglich Essen zu sich, alle zwei Tage, alle
drei Tage, alle vier Tage, alle fünf Tage, alle sechs Tage, alle; und so weiter, bis
zu einmal alle zwei Wochen, beschäftigt sie sich mit der Praxis, Essen nur in
festgelegten Abständen zu sich zu nehmen. Sie ißt Laub oder Hirse oder wilden
Reis oder Rindenspäne oder Moos oder Reisspelzen oder Reisabfall oder Sesam-
Mehl oder Gras oder Kuhdung. Sie lebt von Wurzeln und Früchten des
Waldes, sie ernährt sich von Fallobst. Sie kleidet sich in Hanf, in hanfhaltigen
Stoff, in Leichentücher, in Lumpen vom Müll, in Baumrinde, in Antilopenfell, in
Fetzen von Antilopenfell, in Gewirke aus Kusa-Gras, in Gewirke aus Baumrinde,
in Gewirke aus Hobelspänen, in Wolle aus Menschenhaar, in Wolle aus Tierhaar,
in Eulenflügel. Diese Person ist jemand, der sich die Haare und den Bart
ausreißt, der die Praxis des Haare- und Bartausreißens ausübt. Sie ist jemand, der
fortwährend steht, Sitzgelegenheiten verwerfend. Sie ist jemand, der fortwährend
auf dem Boden hockt, der sich der Beibehaltung der Hockstellung hingibt.
Sie ist jemand, der eine Matte aus Dornen benutzt; sie macht eine Matte aus
Dornen zu ihrem Bett. Sie beschäftigt sich mit der Ausübung der Praxis, bei der
sie dreimal täglich, auch abends, im Wasser steht. So verweilt sie, indem sie auf
solch vielfältige Weise die Praxis ausübt, den Körper zu quälen und abzutöten.
Dies nennt man die Art von Person, die sich selbst quält und die Praxis der Selbstfolter
verfolgt.“

9. „Welche Art von Person, ihr Bhikkhus, quält andere und verfolgt die Praxis,
andere zu foltern? Da ist eine bestimmte Person ein Schafschlachter, ein Schweineschlachter,
ein Geflügelschlachter, ein Fallensteller, ein Jäger, ein Fischer, ein
Dieb, ein Henker, ein Gefängniswärter oder jemand, der einem anderen derart
grausamen Beruf nachgeht. Dies nennt man die Art von Person, die andere quält
und die Praxis, andere zu foltern, verfolgt.“

10. „Welche Art von Person, ihr Bhikkhus, quält sich selbst und verfolgt die
Praxis der Selbstfolter, und quält auch andere und verfolgt die Praxis, andere zu
foltern? Da ist eine Person ein kopfgesalbter adeliger König oder ein wohlhabender
Brahmane. Nachdem er einen neuen Opfertempel im Osten der Stadt hat
erbauen lassen, und sich Kopfhaar und Bart hat abrasieren lassen, betritt er den
Opfertempel zusammen mit seiner Hauptkönigin und seinem brahmanischen
Hohepriester, wobei er in rauhes Leder gekleidet ist, seinen Körper mit Butterfett
und Öl eingeschmiert hat, und sich den Rücken mit einem Hirschgeweih
zerkratzt hat. Dort legt er sich auf den blanken, mit dem Opfergras bedeckten
Boden. Der König ernährt sich von der Milch aus der ersten Zitze einer Kuh mit
einem Kalb von gleicher Farbe, während die Königin sich von der Milch aus der
zweiten Zitze ernährt, und der brahmanische Hohepriester sich von der Milch
aus der dritten Zitze ernährt; die Milch aus der vierten Zitze gießen sie ins Feuer,
und das Kalb ernährt sich von dem, was übrig bleibt. Er sagt: ,So und so viele
Bullen sollen als Opfer getötet werden, so und so viele Jungrinder sollen als
Opfer getötet werden, so und so viele Färsen sollen als Opfer getötet werden, so
und so viele Ziegen sollen als Opfer getötet werden, so und so viele Schafe sollen
als Opfer getötet werden, so und so viele Bäume sollen für die Opferpfähle
gefällt werden, so und so viel Gras soll als Opfergras gemäht werden.‘ Und dann
treffen seine Sklaven, Dienstboten und Diener die Vorbereitungen, weinend, mit
angsterfüllten Gesichtern, angetrieben von der Furcht vor Strafe und von Angst.
Dies nennt man die Art von Person, die sich selbst quält und die Praxis der Selbstfolter
verfolgt, und die andere quält und die Praxis, andere zu foltern, verfolgt.“

11. „Welche Art von Person, ihr Bhikkhus, quält sich nicht selbst oder verfolgt
die Praxis der Selbstfolter nicht und quält andere nicht oder verfolgt die Praxis,
andere zu foltern, nicht – derjenige, der, weil er weder sich selbst noch andere
quält, hier und jetzt hungerfrei, erloschen und abgekühlt ist, und verweilt, indem
er Glückseligkeit erlebt, weil er selbst heilig geworden ist?“

12. „Ihr Bhikkhus, da erscheint ein Tathàgata in der Welt, ein Verwirklichter,
ein vollständig Erleuchteter, vollkommen im wahren Wissen und erhaben im
Verhalten, vollendet, Kenner der Welten, unvergleichlicher Meister bezähmbarer
Menschen, Lehrer himmlischer und menschlicher Wesen, ein Erwachter, ein
Erhabener. Er erläutert diese Welt mit ihren Màras und Brahmàs, er erläutert
diese Generation mit ihren Mönchen und Brahmanen, ihren Prinzen und dem
Volk, was er mit höherer Geisteskraft selbst verwirklicht hat. Er lehrt das Dhamma,
das gut am Anfang, gut in der Mitte und gut am Ende ist, mit der richtigen Bedeutung
und der richtigen Ausdrucksweise, er enthüllt ein heiliges Leben, das
äußerst vollkommen und rein ist.“

13. „Ein Haushälter oder Sohn eines Haushälters oder jemand, der in einer
anderen Familie geboren wird, hört jenes Dhamma. Wenn er das Dhamma hört,
erlangt er Vertrauen in den Tathàgata. Im Besitz jenes Vertrauens erwägt er: ,Das
Leben eines Haushälters ist eng und staubig; das Leben in der Hauslosigkeit ist
weit und offen. Während man zu Hause wohnt, ist es nicht leicht, das heilige
Leben zu führen, das zutiefst vollkommen und rein ist, wie eine polierte Muschel.
Angenommen, ich rasiere mir das Kopfhaar und den Bart ab, ziehe die
gelbe Robe an und ziehe vom Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit.‘ Bei
späterer Gelegenheit rasiert er sich das Kopfhaar und den Bart ab, zieht die gelbe
Robe an und zieht vom Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit, wobei er ein
kleines oder großes Vermögen, einen kleinen oder großen Verwandtenkreis aufgibt.“

14. „Nachdem er so in die Hauslosigkeit gezogen ist und die Übung und Lebensweise
der Bhikkhus auf sich genommen hat, enthält er sich davon, Lebewesen
zu töten, indem er es aufgegeben hat, Lebewesen zu töten; Stock und Waffen
beiseite gelegt, sanft und freundlich, lebt er voll Mitgefühl für alle Lebewesen.
Er enthält sich davon, das zu nehmen, was ihm nicht gegeben wurde, indem er es
aufgegeben hat zu nehmen, was nicht gegeben wurde; indem er nur nimmt, was
gegeben wurde, nur erwartet, was gegeben wurde, indem er nicht stiehlt, weilt er
in Reinheit. Indem er die Unkeuschheit aufgegeben hat, lebt er in Keuschheit,
lebt er losgelöst von der gewöhnlichen Praxis des Geschlechtsverkehrs und er
enthält sich davon.“
„Er enthält sich davon, die Unwahrheit zu sagen, indem er es aufgegeben hat,
die Unwahrheit zu sagen; er spricht die Wahrheit, hält sich an die Wahrheit, ist
vertrauenswürdig und verläßlich, er ist einer, der die Welt nicht täuscht. Er enthält
sich davon, gehässig zu sprechen, indem er es aufgegeben hat, gehässig zu
sprechen; er verbreitet nicht woanders, was er hier gehört hat, um jene Menschen
von den Menschen hier zu entzweien, auch verbreitet er nicht hier, was er woanders
gehört hat, um diese Menschen von jenen Menschen dort zu entzweien;
somit ist er einer, der diejenigen vereint, die vorher entzweit waren, einer, der
Freundschaft fördert, Eintracht genießt, sich über Eintracht freut, an Eintracht
Entzücken findet, jemand, der Worte äußert, die Eintracht säen. Er enthält sich
des Gebrauchs grober Worte, indem er den Gebrauch grober Worte aufgegeben
hat; er äußert Worte, die sanft, gefällig und liebenswert sind, die zu Herzen gehen,
höflich sind, nach denen es viele verlangt, die vielen angenehm sind. Er
enthält sich der Schwatzhaftigkeit, indem er die Schwatzhaftigkeit aufgegeben
hat; er redet zur rechten Zeit, sagt, was den Tatsachen entspricht, redet über das,
was gut ist, spricht über das Dhamma und die Disziplin; zur rechten Zeit sagt er
Worte, die wert sind, festgehalten zu werden, vernünftig, gemäßigt und heilsam.“
„Er enthält sich davon, Saatgut und Pflanzen zu beschädigen. Er übt sich darin,
nur zu einer Tageszeit zu essen, indem er sich davon enthält, nachts und außerhalb
der angemessenen Zeit zu essen. Er enthält sich des Tanzens, Singens,
Musizierens und des Besuchs von Theateraufführungen. Er enthält sich davon,
Schmuck zu tragen, sich mit Parfüm herauszuputzen und sich mit Kosmetik zu
verschönern. Er enthält sich hoher und breiter Betten. Er enthält sich davon, Gold
und Silber anzunehmen. Er enthält sich davon, ungekochtes Getreide anzunehmen.
Er enthält sich davon, rohes Fleisch anzunehmen. Er enthält sich davon,
Frauen und Mädchen anzunehmen. Er enthält sich davon, Sklaven und Sklavinnen
anzunehmen. Er enthält sich davon, Ziegen und Schafe anzunehmen. Er enthält
sich davon, Geflügel und Schweine anzunehmen. Er enthält sich davon,
Elefanten, Rinder, Pferde und Stuten anzunehmen. Er enthält sich davon, Felder
und Ländereien anzunehmen.Er enthält sich davon, Botengänge zu verrichten
und Botschaften zu übermitteln. Er enthält sich des Kaufens und Verkaufens. Er
enthält sich davon, falsche Gewichte, falsche Metalle und falsche Maße zu verwenden.
Er enthält sich des Schwindelns, Täuschens, Betrügens und der Hinterlist.
Er enthält sich der Körperverletzung, des Mordens, Fesselns, der Wegelagerei,
des Plünderns und der Gewalt.“

15. „Er begnügt sich mit Roben, um seinen Körper zu schützen, und mit
Almosenspeise, um seinen Magen zu füllen, und wohin er auch geht, nimmt er
nur diese mit. Gerade so wie ein Vogel, der, wohin er auch fliegt, nur mit seinen
Flügeln als Gepäck fliegt, so begnügt sich auch der Bhikkhu mit Roben, um
seinen Körper zu schützen, und mit Almosenspeise, um seinen Magen zu füllen,
und wohin er auch geht, nimmt er nur diese mit. Weil er diese Ansammlung edler
Sittlichkeit besitzt, erlebt er in sich eine Glückseligkeit, die ohne Tadel ist.“

16. „Wenn er mit dem Auge eine Form sieht, klammert er sich nicht an ihre
Zeichen und ihr Erscheinungsbild. Da üble, unheilsame Geisteszustände der Gier
und der Trauer in ihn eindringen könnten, wenn er den Sehsinn unkontrolliert
ließe, übt er sich in dessen Kontrolle, er beschützt den Sehsinn, er beschäftigt
sich mit der Kontrolle des Sehsinns. Wenn er mit dem Ohr einen Klang hört,
klammert er sich nicht an seine Zeichen und sein Erscheinungsbild. Da üble,
unheilsame Geisteszustände der Gier und der Trauer in ihn eindringen könnten,
wenn er den Hörsinn unkontrolliert ließe, übt er sich in dessen Kontrolle, er
beschützt den Hörsinn, er beschäftigt sich mit der Kontrolle des Hörsinns. Wenn
er mit der Nase einen Geruch riecht, klammert er sich nicht an seine Zeichen und
sein Erscheinungsbild. Da üble, unheilsame Geisteszustände der Gier und der
Trauer in ihn eindringen könnten, wenn er den Geruchsinn unkontrolliert ließe,
übt er sich in dessen Kontrolle, er beschützt den Geruchsinn, er beschäftigt sich
mit der Kontrolle des Geruchsinns. Wenn er mit der Zunge einen Geschmack
schmeckt, klammert er sich nicht an seine Zeichen und sein Erscheinungsbild.
Da üble, unheilsame Geisteszustände der Gier und der Trauer in ihn eindringen
könnten, wenn er den Geschmacksinn unkontrolliert ließe, übt er sich in dessen
Kontrolle, er beschützt den Geschmacksinn, er beschäftigt sich mit der Kontrolle
des Geschmacksinns. Wenn er mit dem Körper ein Berührungsobjekt fühlt,
klammert er sich nicht an seine Zeichen und sein Erscheinungsbild. Da üble,
unheilsame Geisteszustände der Gier und der Trauer in ihn eindringen könnten,
wenn er den Berührungssinn unkontrolliert ließe, übt er sich in dessen Kontrolle,
er beschützt den Berührungssinn, er beschäftigt sich mit der Kontrolle des
Berührungssinns. Wenn er mit dem Geist ein Geistesobjekt erfährt, klammert er
sich nicht an seine Zeichen und sein Erscheinungsbild. Da üble, unheilsame Geisteszustände
der Gier und der Trauer in ihn eindringen könnten, wenn er den
Geistsinn unkontrolliert ließe, übt er sich in dessen Kontrolle, er beschützt den
Geistsinn, er beschäftigt sich mit der Kontrolle des Geistsinns. Weil er diese edle
Sinneskontrolle besitzt, erlebt er in sich eine Glückseligkeit, die unbesudelt
ist.“

17. „Er wird einer, der wissensklar handelt beim Hingehen und Zurückgehen;
der wissensklar handelt beim Hinschauen und Wegschauen; der wissensklar handelt
beim Beugen und Strecken der Glieder; der wissensklar handelt beim Tragen
der Robe und beim Umhertragen der äußeren Robe und der Schale; der
wissensklar handelt beim Essen, Trinken, Kauen und Schmecken; der wissensklar
handelt beim Entleeren von Kot und Urin; der wissensklar handelt beim
Gehen, Stehen, Sitzen, Einschlafen, Aufwachen, beim Reden und Schweigen.“

18. „Weil er diese Ansammlung edler Sittlichkeit, diese edle Sinneskontrolle
und diese edle Achtsamkeit und Wissensklarheit besitzt, zieht er sich an eine
abgeschiedene Lagerstätte zurück: in einen Wald, an den Fuß eines Baumes, auf
einen Berg, in eine Schlucht, in eine Berghöhle, an eine Leichenstätte, in ein
Dschungeldickicht, auf ein freies Feld, auf einen Strohhaufen.“

19. „Nach der Rückkehr von seiner Almosenrunde, nach seiner Mahlzeit, setzt
er sich mit gekreuzten Beinen und gerade aufgerichtetem Oberkörper hin und
hält die Achtsamkeit vor sich gegenwärtig. Indem er die Habgier nach weltlichen
Dingen überwindet, verweilt er mit einem Herzen, das frei ist von Habgier;
er läutert seinen Geist von Habgier. Indem er Übelwollen und Haß überwindet,
verweilt er mit einem Geist, der frei ist von Übelwollen, der Mitgefühl empfindet
für das Wohlergehen aller Lebewesen; er läutert seinen Geist von Übelwollen
und Haß. Indem er Trägheit und Mattheit überwindet, verweilt er frei von
Trägheit und Mattheit, lichten Geistes, achtsam und wissensklar; er läutert seinen
Geist von Trägheit und Mattheit. Indem er Rastlosigkeit und Gewissensunruhe
überwindet, verweilt er ausgeglichen, mit einem Geist, der inneren Frieden
hat; er läutert seinen Geist von Rastlosigkeit und Gewissensunruhe. Indem er
den Zweifel überwindet, verweilt er dem Zweifel entronnen, ohne Unsicherheit
in Bezug auf heilsame Geisteszustände; er läutert seinen Geist vom Zweifel.“

20. „Nachdem er diese fünf Hindernisse, diese Unvollkommenheiten des Herzens,
die die Weisheit schwächen, überwunden hat, tritt er ganz abgeschieden
von Sinnesvergnügen, abgeschieden von unheilsamen Geisteszuständen, in die
erste Vertiefung ein, die von anfänglicher und anhaltender Hinwendung des Geistes
begleitet ist, und verweilt darin, mit Verzückung und Glückseligkeit, die aus
der Abgeschiedenheit entstanden sind.“

21. „Wiederum, mit der Stillung der anfänglichen und anhaltenden Hinwendung
des Geistes (zum Meditationsobjekt) tritt er in die zweite Vertiefung ein,
die innere Beruhigung und Einheit des Herzens enthält, ohne anfängliche und
anhaltende Hinwendung des Geistes, und verweilt darin, mit Verzückung und
Glückseligkeit, die aus der Konzentration entstanden sind.“

22. „Wiederum, mit dem Verblassen der Verzückung, in Gleichmut verweilend,
achtsam und wissensklar, voll körperlich erlebter Glückseligkeit, tritt er in
die dritte Vertiefung ein, von der die Edlen sagen: ,Glückselig verweilt derjenige,
der voll Gleichmut und Achtsamkeit ist‘, und verweilt darin.“

23. „Mit dem Überwinden von Glück und Schmerz und dem schon früheren
Verschwinden von Freude und Trauer, tritt er in die vierte Vertiefung ein, die
aufgrund von Gleichmut Weder-Schmerzhaftes-noch-Angenehmes und Reinheit
der Achtsamkeit in sich hat, und verweilt darin.“

24. „Wenn sein konzentrierter Geist auf solche Weise geläutert, klar, makellos,
der Unvollkommenheit ledig, gefügig, nutzbar, stetig und unerschütterlich
ist, richtet er ihn auf das Wissen von der Erinnerung an frühere Leben. Er erinnert
sich an viele frühere Leben, das heißt, an eine Geburt, zwei Geburten, drei
Geburten, vier Geburten, fünf Geburten, zehn Geburten, zwanzig Geburten, dreißig
Geburten, vierzig Geburten, fünfzig Geburten, hundert Geburten, tausend
Geburten, hunderttausend Geburten, viele Äonen, in denen sich das Weltall zusammenzog,
viele Äonen, in denen sich das Weltall ausdehnte, viele Äonen, in
denen sich das Weltall zusammenzog und ausdehnte: ,Dort wurde ich soundso
genannt, war von solcher Familie, mit solcher Erscheinung, solcherart war meine
Nahrung, so mein Erleben von Glück und Schmerz, so meine Lebensspanne;
und nachdem ich von dort verschieden war, erschien ich woanders wieder; auch
dort wurde ich soundso genannt, war von solcher Familie, mit solcher Erscheinung,
war meine Nahrung solcherart, so mein Erleben von Glück und Schmerz,
so meine Lebensspanne; und nachdem ich von dort verschieden war, erschien
ich hier wieder.‘ So erinnert er sich an viele frühere Leben mit ihren Aspekten
und Besonderheiten.“

25. „Wenn sein konzentrierter Geist auf solche Weise geläutert, klar, makellos,
der Unvollkommenheit ledig, gefügig, nutzbar, stetig und unerschütterlich
ist, richtet er ihn auf das Wissen vom Sterben und Wiedererscheinen der Wesen.
Er sieht mit dem Himmlischen Auge, das geläutert und dem menschlichen überlegen
ist, die Wesen sterben und wiedererscheinen, niedrige und hohe, schöne
und häßliche, in Glück und Elend. Er versteht, wie die Wesen ihren Handlungen
gemäß weiterwandern: ,Diese geschätzten Wesen, die sich mit Körper, Sprache
und Geist übel benommen haben, die die Edlen geschmäht haben, die falsche
Ansichten hatten und diesen in ihren Taten Ausdruck verliehen, sind bei der Auflösung
des Körpers, nach dem Tode in Umständen, die von Entbehrungen geprägt
sind, wiedererschienen, an einem unglücklichen Bestimmungsort, in
Verderbnis, ja sogar in der Hölle; aber jene geschätzten Wesen, die sich mit Körper,
Sprache und Geist wohl benommen haben, die die Edlen nicht geschmäht
haben, die richtige Ansichten hatten und diesen in ihren Taten Ausdruck verliehen,
sind bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode an einem glücklichen
Bestimmungsort wiedererschienen, ja sogar in der himmlischen Welt.‘ So sieht
er mit dem Himmlischen Auge, das geläutert und dem menschlichen überlegen
ist, die Wesen sterben und wiedererscheinen, niedrige und hohe, schöne und häßliche,
in Glück und Elend, und er versteht, wie die Wesen ihren Handlungen
gemäß weiterwandern.“

26. „Wenn sein konzentrierter Geist auf solche Weise geläutert, klar, makellos,
der Unvollkommenheit ledig, gefügig, nutzbar, stetig und unerschütterlich
ist, richtet er ihn auf das Wissen von der Vernichtung der Triebe. Er versteht der
Wirklichkeit entsprechend: ,Dies ist Dukkha.‘ Er versteht der Wirklichkeit entsprechend:
,Dies ist der Ursprung von Dukkha.‘ Er versteht der Wirklichkeit
entsprechend: ,Dies ist das Aufhören von Dukkha.‘ Er versteht der Wirklichkeit
entsprechend: ,Dies ist der Weg, der zum Aufhören von Dukkha führt.‘ Er versteht
der Wirklichkeit entsprechend: ,Dies sind die Triebe.‘ Er versteht der Wirklichkeit
entsprechend: ,Dies ist der Ursprung der Triebe.‘ Er versteht der
Wirklichkeit entsprechend: ,Dies ist das Aufhören der Triebe.‘ Er versteht der
Wirklichkeit entsprechend: ,Dies ist der Weg, der zum Aufhören der Triebe führt.‘“

27. „Wenn er so weiß und sieht, ist sein Geist vom Sinnestrieb befreit, vom
Werdenstrieb und vom Unwissenheitstrieb. Wenn er so befreit ist, kommt das
Wissen: ,Er ist befreit.‘ Er versteht: ,Geburt ist zu Ende gebracht, das heilige
Leben ist gelebt, es ist getan, was getan werden mußte, darüber hinaus gibt es
nichts mehr.‘“

28. „Dies, ihr Bhikkhus, nennt man die Art von Person, die sich nicht selbst
quält oder die Praxis der Selbstfolter nicht verfolgt, und die andere nicht quält
oder die Praxis, andere zu foltern, nicht verfolgt – derjenige, der, weil er weder
sich noch andere quält, hier und jetzt hungerfrei, erloschen und abgekühlt ist,
und verweilt, indem er Glückseligkeit erlebt, weil er selbst heilig geworden ist.“
Das ist es, was der Erhabene sagte. Die Bhikkhus waren zufrieden und entzückt
über die Worte des Erhabenen.

Anmerkungen:
1) Kandaraka äußert eine Mutmaßung als Ausdruck seiner Bewunderung; der Buddha
bestätigt sie, auf direkter Erkenntnis beruhend.
2) MA: Die vier Grundlagen der Achtsamkeit werden ins Spiel gebracht, weil sie
die Ursache für das gesammelte Verhalten der Bhikkhus sind.