MN54 – An Potaliya

Majjhima Nikàya 54

 

An Potaliya (Potaliya Sutta)

1.So habe ich gehört. Einmal hielt sich der Erhabene im Lande der Aïguttaràper
bei einer ihrer Städte mit dem Namen âpaõa auf.

2. Als es Morgen war, zog sich der Erhabene an, nahm seine Schale und äußere
Robe und ging um Almosen nach âpaõa hinein. Nachdem er in âpaõa um
Almosen umhergegangen war und von seiner Almosenrunde zurückgekehrt war,
ging er nach seinem Mahl zu einem bestimmten Hain, um den Tag zu verbringen.
Nachdem er den Hain betreten hatte, setzte er sich am Fuße eines Baumes
nieder.

3. Der Haushälter Potaliya, der zum Zwecke körperlicher Ertüchtigung umherging
und wanderte, wobei er vollständig gekleidet und mit Sonnenschirm und
Sandalen ausgestattet war, ging auch zum Hain, und nachdem er den Hain betreten
hatte, ging er zum Erhabenen und tauschte Grußformeln mit ihm aus. Nach
diesen höflichen und freundlichen Worten stand er zur Seite. Der Erhabene sagte
zu ihm: „Da sind Sitzgelegenheiten, Haushälter, setz dich, wenn du möchtest.“
Nach diesen Worten dachte der Haushälter Potaliya: „Der Mönch Gotama
redet mich mit ,Haushälter‘ an“, und ärgerlich und ungehalten schwieg er.
Ein zweites Mal sagte der Erhabene zu ihm: „Da sind Sitzgelegenheiten,
Haushälter, setz dich, wenn du möchtest.“
Und ein zweites Mal dachte der Haushälter Potaliya: „Der Mönch Gotama
redet mich mit ,Haushälter‘ an“, und ärgerlich und ungehalten schwieg er.
Ein drittes Mal sagte der Erhabene zu ihm: „Da sind Sitzgelegenheiten,
Haushälter, setz dich, wenn du möchtest.“
Nach diesen Worten dachte der Haushälter Potaliya: „Der Mönch Gotama
redet mich mit ,Haushälter‘ an“, und ärgerlich und ungehalten sagte er zum Erhabenen:
„Meister Gotama, es ist weder passend noch angemessen, daß du mich
mit ,Haushälter‘ anredest.“
„Haushälter, du hast die Aspekte, Merkmale und Zeichen eines Haushälters.“
„Nichtsdestoweniger, Meister Gotama, habe ich all meine Arbeit aufgegeben
und all meine Geschäftigkeiten abgeschnitten.“
„Haushälter, auf welche Weise hast du all deine Arbeit aufgegeben und deine
Geschäftigkeiten abgeschnitten?“
„Meister Gotama, ich habe all meinen Reichtum, Getreide, Silber und Gold
an meine Kinder als ihr Erbe übergeben. Ohne ihnen zuzureden oder sie zu ermahnen,
lebe ich nur von Essen und Kleidung. Auf diese Weise habe ich all
meine Arbeit aufgegeben und meine Geschäftigkeiten abgeschnitten.“
„Haushälter, das Abschneiden von Geschäftigkeiten, wie du es beschreibst,
ist eine Sache, aber in der Disziplin des Edlen ist das Abschneiden von
Geschäftigkeiten anders.“
„Wie ist das Abschneiden von Geschäftigkeiten in der Disziplin des Edlen,
ehrwürdiger Herr? Es wäre gut, ehrwürdiger Herr, wenn der Erhabene mich das
Dhamma lehren würde, indem er aufzeigt, wie das Abschneiden von
Geschäftigkeiten in der Disziplin des Edlen ist.“
„Dann höre zu, Haushälter, und verfolge aufmerksam, was ich sagen werde.“
„Ja, ehrwürdiger Herr“, erwiderte Potaliya, der Haushälter. Der Erhabene sagte
dieses:

4. „Haushälter, es gibt diese acht Dinge in der Disziplin des Edlen, die zum
Abschneiden von Geschäftigkeiten führen. Was sind die acht? Gestützt auf Nicht-
Töten von Lebewesen ist das Töten von Lebewesen zu überwinden. Gestützt auf
Nehmen von nur dem, was gegeben wurde, ist das Nehmen von dem, was nicht
gegeben wurde, zu überwinden. Gestützt auf wahrhaftige Rede, ist falsche Rede
zu überwinden. Gestützt auf nichtgehässige Rede ist gehässige Rede zu überwinden.
Gestützt auf Enthalten von Raffgier 1) ist Raffgier zu überwinden. Gestützt
auf Enthalten von boshaftem Schimpfen ist boshaftes Schimpfen zu
überwinden. Gestützt auf Enthalten von zorniger Verzweiflung ist zornige Verzweiflung
zu überwinden. Gestützt auf Nicht-Überheblichkeit ist Überheblichkeit
zu überwinden. Dies sind die acht Dinge, kurz genannt, ohne in Einzelheiten
dargelegt worden zu sein, die zum Abschneiden von Geschäftigkeiten in der Disziplin
des Edlen führen.“

5. „Ehrwürdiger Herr, es wäre gut, wenn der Erhabene mir aus Mitgefühl
diese acht Dinge in Einzelheiten darlegen würde, die zum Abschneiden von
Geschäftigkeiten führen, die vom Erhabenen kurz genannt worden sind, ohne in
Einzelheiten dargelegt worden zu sein.“
„Dann höre zu, Haushälter, und verfolge aufmerksam, was ich sagen werde.“
„Ja, ehrwürdiger Herr“, erwiderte Potaliya, der Haushälter. Der Erhabene sagte
dieses:

6. „,Gestützt auf Nicht-Töten von Lebewesen ist das Töten von Lebewesen zu
überwinden.‘ So wurde gesagt. Und in Bezug worauf wurde dies gesagt? Da
erwägt ein edler Schüler folgendes: ,Ich übe mich im Weg zum Überwinden und
zum Abschneiden jener Fesseln, aufgrund derer ich Lebewesen töten könnte.
Wenn ich Lebewesen töten würde, würde ich mich selbst dafür tadeln; und die
Weisen, die nachgeforscht haben, würden mich dafür tadeln; und bei der Auflösung
des Körpers, nach dem Tode, wäre ein unglücklicher Bestimmungsort, wegen
des Tötens von Lebewesen, zu erwarten. Aber dieses Töten von Lebewesen
ist selbst eine Fessel und ein Hindernis 2). Und während Triebe, Ärger und Fieber
durch das Töten von Lebewesen aufsteigen könnten, gibt es keine Triebe, keinen
Ärger und kein Fieber in einem, der sich des Tötens von Lebewesen enthält.‘
Also geschieht es in Bezug auf dieses, daß gesagt wurde: ,Gestützt auf Nicht-
Töten von Lebewesen ist das Töten von Lebewesen zu überwinden.‘“

7. „,Gestützt auf Nehmen von nur dem, was gegeben wurde, ist das Nehmen
von dem, was nicht gegeben wurde, zu überwinden.‘ So wurde gesagt. Und in
Bezug worauf wurde dies gesagt? Da erwägt ein edler Schüler folgendes: ,Ich
übe mich im Weg zum Überwinden und zum Abschneiden jener Fesseln, aufgrund
derer ich nehmen könnte, was nicht gegeben wurde. Wenn ich nehmen
würde, was nicht gegeben wurde, würde ich mich selbst dafür tadeln; und die
Weisen, die nachgeforscht haben, würden mich dafür tadeln; und bei der Auflösung
des Körpers, nach dem Tode, wäre ein unglücklicher Bestimmungsort, wegen
des Nehmens von dem, was nicht gegeben wurde, zu erwarten. Aber dieses
Nehmen von dem, was nicht gegeben wurde, ist selbst eine Fessel und ein Hindernis.
Und während Triebe, Ärger und Fieber durch das Nehmen von dem, was
nicht gegeben wurde, aufsteigen könnten, gibt es keine Triebe, keinen Ärger und
kein Fieber in einem, der sich des Nehmens von dem, was nicht gegeben wurde,
enthält.‘ Also geschieht es in Bezug auf dieses, daß gesagt wurde: ,Gestützt auf
Nehmen von nur dem, was gegeben wurde, ist das Nehmen von dem, was nicht
gegeben wurde, zu überwinden.‘“

8. „,Gestützt auf wahrhaftige Rede, ist falsche Rede zu überwinden.‘ So wurde
gesagt. Und in Bezug worauf wurde dies gesagt? Da erwägt ein edler Schüler
folgendes: ,Ich übe mich im Weg zum Überwinden und zum Abschneiden jener
Fesseln, aufgrund derer ich falsche Rede führen könnte. Wenn ich falsche Rede
führen würde, würde ich mich selbst dafür tadeln; und die Weisen, die nachgeforscht
haben, würden mich dafür tadeln; und bei der Auflösung des Körpers,
nach dem Tode, wäre ein unglücklicher Bestimmungsort, wegen der falschen
Rede, zu erwarten. Aber diese falsche Rede ist selbst eine Fessel und ein Hindernis.
Und während Triebe, Ärger und Fieber durch falsche Rede aufsteigen könnten,
gibt es keine Triebe, keinen Ärger und kein Fieber in einem, der sich der
falschen Rede enthält.‘ Also geschieht es in Bezug auf dieses, daß gesagt wurde:
,Gestützt auf wahrhaftige Rede, ist falsche Rede zu überwinden.‘“

9. „,Gestützt auf nichtgehässige Rede ist gehässige Rede zu überwinden.‘ So
wurde gesagt. Und in Bezug worauf wurde dies gesagt? Da erwägt ein edler
Schüler folgendes: ,Ich übe mich im Weg zum Überwinden und zum Abschneiden
jener Fesseln, aufgrund derer ich gehässige Rede führen könnte. Wenn ich
gehässige Rede führen würde, würde ich mich selbst dafür tadeln; und die Weisen,
die nachgeforscht haben, würden mich dafür tadeln; und bei der Auflösung
des Körpers, nach dem Tode, wäre ein unglücklicher Bestimmungsort wegen der
gehässigen Rede zu erwarten. Aber diese gehässige Rede ist selbst eine Fessel
und ein Hindernis. Und während Triebe, Ärger und Fieber durch gehässige Rede
aufsteigen könnten, gibt es keine Triebe, keinen Ärger und kein Fieber in einem,
der sich der gehässigen Rede enthält.‘ Also geschieht es in Bezug auf dieses, daß
gesagt wurde: ,Gestützt auf nichtgehässige Rede ist gehässige Rede zu überwinden.‘“

10. „,Gestützt auf Enthalten von Raffgier ist Raffgier zu überwinden.‘ So wurde
gesagt. Und in Bezug worauf wurde dies gesagt? Da erwägt ein edler Schüler
folgendes: ,Ich übe mich im Weg zum Überwinden und zum Abschneiden jener
Fesseln, aufgrund derer ich raffgierig sein könnte. Wenn ich raffgierig wäre, würde
ich mich selbst dafür tadeln; und die Weisen, die nachgeforscht haben, würden
mich dafür tadeln; und bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, wäre ein
unglücklicher Bestimmungsort wegen der Raffgier zu erwarten. Aber diese Raffgier
Rede ist selbst eine Fessel und ein Hindernis. Und während Triebe, Ärger
und Fieber durch Raffgier aufsteigen könnten, gibt es keine Triebe, keinen Ärger
und kein Fieber in einem, der sich der Raffgier enthält.‘ Also geschieht es in
Bezug auf dieses, daß gesagt wurde: ,Gestützt auf Enthalten von Raffgier ist
Raffgier zu überwinden.‘“

11. „,Gestützt auf Enthalten von boshaftem Schimpfen ist boshaftes Schimpfen
zu überwinden.‘ So wurde gesagt. Und in Bezug worauf wurde dies gesagt?
Da erwägt ein edler Schüler folgendes: ,Ich übe mich im Weg zum Überwinden
und zum Abschneiden jener Fesseln, aufgrund derer ich boshaft schimpfen könnte.
Wenn ich boshaft schimpfen würde, würde ich mich selbst dafür tadeln; und die
Weisen, die nachgeforscht haben, würden mich dafür tadeln; und bei der Auflösung
des Körpers, nach dem Tode, wäre ein unglücklicher Bestimmungsort wegen
des boshaften Schimpfens zu erwarten. Aber dieses boshafte Schimpfen ist
selbst eine Fessel und ein Hindernis. Und während Triebe, Ärger und Fieber
durch boshaftes Schimpfen aufsteigen könnten, gibt es keine Triebe, keinen Ärger
und kein Fieber in einem, der sich des boshaften Schimpfens enthält.‘ Also
geschieht es in Bezug auf dieses, daß gesagt wurde: ,Gestützt auf Enthalten von
boshaftem Schimpfen ist boshaftes Schimpfen zu überwinden.‘“

12. „,Gestützt auf Enthalten von zorniger Verzweiflung ist zornige Verzweiflung
zu überwinden.‘ So wurde gesagt. Und in Bezug worauf wurde dies gesagt?
Da erwägt ein edler Schüler folgendes: ,Ich übe mich im Weg zum Überwinden
und zum Abschneiden jener Fesseln, aufgrund derer ich voll zorniger Verzweiflung
sein könnte. Wenn ich voll zorniger Verzweiflung wäre, würde ich mich
selbst dafür tadeln; und die Weisen, die nachgeforscht haben, würden mich dafür
tadeln; und bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, wäre ein unglücklicher
Bestimmungsort wegen der zornigen Verzweiflung zu erwarten. Aber diese
zornige Verzweiflung ist selbst eine Fessel und ein Hindernis. Und während Triebe,
Ärger und Fieber durch zornige Verzweiflung aufsteigen könnten, gibt es keine
Triebe, keinen Ärger und kein Fieber in einem, der sich der zornigen Verzweiflung
enthält.‘ Also geschieht es in Bezug auf dieses, daß gesagt wurde: ,Gestützt
auf Enthalten von zorniger Verzweiflung ist zornige Verzweiflung zu überwinden.‘“

13. „,Gestützt auf Nicht-Überheblichkeit ist Überheblichkeit zu überwinden.‘So
wurde gesagt. Und in Bezug worauf wurde dies gesagt? Da erwägt ein edler
Schüler folgendes: ,Ich übe mich im Weg zum Überwinden und zum Abschneiden
jener Fesseln, aufgrund derer ich überheblich sein könnte. Wenn ich überheblich
wäre, würde ich mich selbst dafür tadeln; und die Weisen, die
nachgeforscht haben, würden mich dafür tadeln; und bei der Auflösung des Körpers,
nach dem Tode, wäre ein unglücklicher Bestimmungsort wegen der Überheblichkeit
zu erwarten. Aber diese Überheblichkeit ist selbst eine Fessel und
ein Hindernis. Und während Triebe, Ärger und Fieber durch Überheblichkeit
aufsteigen könnten, gibt es keine Triebe, keinen Ärger und kein Fieber in einem,
der sich der Überheblichkeit enthält.‘ Also geschieht es in Bezug auf dieses, daß
gesagt wurde: ,Gestützt auf Nicht-Überheblichkeit ist Überheblichkeit zu überwinden.‘“

14. „Diese acht Dinge, die in der Disziplin des Edlen zum Abschneiden von
Geschäftigkeiten führen, sind jetzt in Einzelheiten dargelegt worden. Aber das
Abschneiden von Geschäftigkeiten in der Disziplin des Edlen ist noch nicht vollständig
und in jeder Hinsicht erlangt worden.“
„Ehrwürdiger Herr, wie wird das Abschneiden von Geschäftigkeiten in der
Disziplin des Edlen vollständig und in jeder Hinsicht erlangt? Ehrwürdiger Herr,
es wäre gut, wenn der Erhabene mich aus Mitgefühl das Dhamma lehren würde,
indem er aufzeigt, wie das Abschneiden von Geschäftigkeiten in der Disziplin
des Edlen vollständig und in jeder Hinsicht erlangt ist.“
„Dann höre zu, Haushälter, und verfolge aufmerksam, was ich sagen werde.“
„Ja, ehrwürdiger Herr“, erwiderte Potaliya, der Haushälter. Der Erhabene sagte
dieses:

15. „Haushälter, angenommen, ein Hund würde, von Hunger und Schwäche
überwältigt, vor einer Metzgerei warten. Dann würde ein geschickter Metzger
oder sein Gehilfe ein Skelett blutverschmierter fleischloser Knochen herausschneiden
und es dem Hund zuwerfen. Was meinst du, Haushälter? Würde der Hund
seinen Hunger und seine Schwäche loswerden, indem er so ein Skelett blutverschmierter
fleischloser Knochen abnagte?“
„Nein, ehrwürdiger Herr. Warum ist das so? Weil jenes Skelett nur aus blutverschmierten
fleischlosen Knochen besteht. Jener Hund würde schließlich nur
Erschöpfung und Enttäuschung ernten.“
„Ebenso, Haushälter, erwägt ein edler Schüler: ,Sinnesvergnügen sind vom
Erhabenen mit einem Skelett verglichen worden; sie bringen viel Leid und Verzweiflung
ein, wobei die Gefahr, die in ihnen steckt, groß ist.‘ Nachdem er dies
mit angemessener Weisheit der Wirklichkeit entsprechend gesehen hat, vermeidet
er den Gleichmut, der auf Unterschiedlichkeit beruht, von Unterschiedlichkeit
gestützt wird, und entfaltet den Gleichmut, der auf Einheit beruht, von Einheit
gestützt wird 3), bei dem das Anhaften an die materiellen Dinge der Welt ganz und
gar, ohne Rückstände, aufhört.“

16. „Haushälter, angenommen, ein Geier, eine Krähe oder ein Habicht ergriffe
ein Stück Fleisch und flöge weg, und dann flögen andere Geier, Krähen und
Habichte auf und pickten und krallten nach ihm. Was meinst du, Haushälter?
Wenn jener Geier, jene Krähe oder jener Habicht jenes Stück Fleisch nicht schnell
losließe, würde er sich deswegen nicht den Tod oder tödliches Leid zuziehen?“
„Ja, ehrwürdiger Herr.“
„Ebenso, Haushälter, erwägt ein edler Schüler: ,Sinnesvergnügen sind vom
Erhabenen mit einem Stück Fleisch verglichen worden; sie bringen viel Leid und
Verzweiflung ein, wobei die Gefahr, die in ihnen steckt, groß ist.‘ Nachdem er
dies mit angemessener Weisheit der Wirklichkeit entsprechend gesehen hat, vermeidet
er den Gleichmut, der auf Unterschiedlichkeit beruht, von Unterschiedlichkeit
gestützt wird, und entfaltet den Gleichmut, der auf Einheit beruht, von
Einheit gestützt wird, bei dem das Anhaften an die materiellen Dinge der Welt
ganz und gar, ohne Rückstände, aufhört.“

17. „Haushälter, angenommen, ein Mann nähme eine lodernde Grasfackel und
liefe damit gegen den Wind. Was meinst du, Haushälter? Wenn jener Mann jene
lodernde Grasfackel nicht schnell losließe, würde jene lodernde Grasfackel nicht
seine Hand oder seinen Arm oder einen anderen Teil seines Körpers verbrennen,
so daß er sich deswegen den Tod oder tödliches Leid zuziehen würde?“
„Ja, ehrwürdiger Herr.“
„Ebenso, Haushälter, erwägt ein edler Schüler: ,Sinnesvergnügen sind vom
Erhabenen mit einer Grasfackel verglichen worden; sie bringen viel Leid und
Verzweiflung ein, wobei die Gefahr, die in ihnen steckt, groß ist.‘ Nachdem er
dies mit angemessener Weisheit der Wirklichkeit entsprechend gesehen hat, vermeidet
er den Gleichmut, der auf Unterschiedlichkeit beruht, von Unterschiedlichkeit
gestützt wird, und entfaltet den Gleichmut, der auf Einheit beruht, von
Einheit gestützt wird, bei dem das Anhaften an die materiellen Dinge der Welt
ganz und gar, ohne Rückstände, aufhört.“

18. „Haushälter, angenommen, es gäbe eine Kohlengrube, tiefer als die Größe
eines Mannes, voller glühender Kohlen ohne Flamme oder Rauch. Dann käme
ein Mann, der leben und nicht sterben wollte, der Glück wollte und vor Schmerz
zurückschreckte, und zwei starke Männer ergriffen ihn an beiden Armen und
zögen ihn in Richtung jener Kohlengrube. Was meinst du, Haushälter? Würde
jener Mann seinen Körper drehen und winden?“
„Ja, ehrwürdiger Herr. Warum ist das so? Weil jener Mann weiß, daß er, wenn
er in jene Kohlengrube fällt, sich deswegen den Tod oder tödliches Leid zuziehen
wird.“
„Ebenso, Haushälter, erwägt ein edler Schüler: ,Sinnesvergnügen sind vom
Erhabenen mit einer Kohlengrube verglichen worden; sie bringen viel Leid und
Verzweiflung ein, wobei die Gefahr, die in ihnen steckt, groß ist.‘ Nachdem er
dies mit angemessener Weisheit der Wirklichkeit entsprechend gesehen hat, vermeidet
er den Gleichmut, der auf Unterschiedlichkeit beruht, von Unterschiedlichkeit
gestützt wird, und entfaltet den Gleichmut, der auf Einheit beruht, von
Einheit gestützt wird, bei dem das Anhaften an die materiellen Dinge der Welt
ganz und gar, ohne Rückstände, aufhört.“

19. „Haushälter, angenommen, ein Mann träumte von lieblichen Parks, lieblichen
Hainen, lieblichen Wiesen und lieblichen Seen, und beim Aufwachen sähe
er nichts davon. Ebenso, Haushälter, erwägt ein edler Schüler: ,Sinnesvergnügen
sind vom Erhabenen mit einem Traum verglichen worden; sie bringen viel Leid
und Verzweiflung ein, wobei die Gefahr, die in ihnen steckt, groß ist.‘ Nachdem
er dies mit angemessener Weisheit der Wirklichkeit entsprechend gesehen hat,
vermeidet er den Gleichmut, der auf Unterschiedlichkeit beruht, von Unterschiedlichkeit
gestützt wird, und entfaltet den Gleichmut, der auf Einheit beruht, von
Einheit gestützt wird, bei dem das Anhaften an die materiellen Dinge der Welt
ganz und gar, ohne Rückstände, aufhört.“

20. „Haushälter, angenommen, ein Mann borgte sich Güter als Leihgabe –
eine traumhafte Kutsche und mit Juwelen gut bestückte Ohrringe – und umgeben
von diesen geborgten Gütern ginge er zum Marktplatz. Dann würden die
Leute sagen, wenn sie ihn sehen: ,Meine Herren, das ist ein reicher Mann! So
genießen die Reichen ihren Reichtum!‘ Dann würden die Eigentümer ihre Dinge
zurücknehmen, wann immer sie ihn sähen. Was meinst du, Haushälter? Würde
das ausreichen, daß der Mann niedergeschlagen sein würde?“
„Ja, ehrwürdiger Herr. Warum ist das so? Weil die Eigentümer ihre Dinge
zurücknahmen.“
„Ebenso, Haushälter, erwägt ein edler Schüler: ,Sinnesvergnügen sind vom
Erhabenen mit geborgten Gütern verglichen worden; sie bringen viel Leid und
Verzweiflung ein, wobei die Gefahr, die in ihnen steckt, groß ist.‘ Nachdem er
dies mit angemessener Weisheit der Wirklichkeit entsprechend gesehen hat, vermeidet
er den Gleichmut, der auf Unterschiedlichkeit beruht, von Unterschiedlichkeit
gestützt wird, und entfaltet den Gleichmut, der auf Einheit beruht, von
Einheit gestützt wird, bei dem das Anhaften an die materiellen Dinge der Welt
ganz und gar, ohne Rückstände, aufhört.“

21. „Haushälter, angenommen, es gäbe einen dichten Hain, nicht weit von
einem Dorf oder einer Stadt, in dem es einen Baum voller Früchte gäbe, aber
keine seiner Früchte wäre zu Boden gefallen. Dann käme ein Mann, der Früchte
benötigte, Früchte suchte, sich auf die Suche nach Früchten machte, und er beträte
den Hain und sähe den Baum voller Früchte. Daraufhin dachte er: ,Dieser Baum
ist voller Früchte, aber keine seiner Früchte ist zu Boden gefallen. Ich weiß, wie
man auf einen Baum klettert, also will ich auf diesen Baum klettern, so viel von
den Früchten essen, wie ich will, und meinen Beutel füllen.‘ Und er tat es. Dann
käme ein zweiter Mann, der Früchte benötigte, Früchte suchte, sich auf die Suche
nach Früchten machte, und er nähme eine scharfe Axt, und auch er beträte
den Hain und sähe jenen Baum voller Früchte. Daraufhin dachte er: ,Dieser Baum
ist voller Früchte, aber keine seiner Früchte ist zu Boden gefallen. Ich weiß nicht,
wie man auf einen Baum klettert, also will ich diesen Baum an der Wurzel fällen,
so viel von den Früchten essen, wie ich will, und meinen Beutel füllen.‘ Und er
tat es. Was meinst du, Haushälter? Wenn jener erste Mann, der auf den Baum
geklettert war, nicht sofort herunterkäme, würde er sich dann nicht, wenn der
Baum fiele, die Hand, das Bein oder einen anderen Teil seines Körpers brechen,
so daß er sich deswegen den Tod oder tödliches Leid zuziehen würde?“
„Ja, ehrwürdiger Herr.“
„Ebenso, Haushälter, erwägt ein edler Schüler: ,Sinnesvergnügen sind vom
Erhabenen mit einem Obstbaum verglichen worden; sie bringen viel Leid und
Verzweiflung ein, wobei die Gefahr, die in ihnen steckt, groß ist.‘ Nachdem er
dies mit angemessener Weisheit der Wirklichkeit entsprechend gesehen hat, vermeidet
er den Gleichmut, der auf Unterschiedlichkeit beruht, von Unterschiedlichkeit
gestützt wird, und entfaltet den Gleichmut, der auf Einheit beruht, von
Einheit gestützt wird, bei dem das Anhaften an die materiellen Dinge der Welt
ganz und gar, ohne Rückstände, aufhört.“

22. „Nachdem er bei eben jener höchsten Achtsamkeit angelangt ist, deren
Reinheit auf Gleichmut beruht, erinnert sich dieser edle Schüler an viele frühere
Leben, das heißt, an eine Geburt, zwei Geburten, drei Geburten, vier Geburten,
fünf Geburten, zehn Geburten, zwanzig Geburten, dreißig Geburten, vierzig
Geburten, fünfzig Geburten, hundert Geburten, tausend Geburten, hunderttausend
Geburten, viele Äonen, in denen sich das Weltall zusammenzog, viele Äonen,
in denen sich das Weltall ausdehnte, viele Äonen, in denen sich das Weltall zusammenzog
und ausdehnte: ,Dort wurde ich soundso genannt, war von solcher
Familie, mit solcher Erscheinung, solcherart war meine Nahrung, so mein Erleben
von Glück und Schmerz, so meine Lebensspanne; und nachdem ich von dort
verschieden war, erschien ich woanders wieder; auch dort wurde ich soundso
genannt, war von solcher Familie, mit solcher Erscheinung, war meine Nahrung
solcherart, so mein Erleben von Glück und Schmerz, so meine Lebensspanne;
und nachdem ich von dort verschieden war, erschien ich hier wieder.‘ So erinnert
er sich an viele frühere Leben mit ihren Aspekten und Besonderheiten.“

23. „Nachdem er bei eben jener höchsten Achtsamkeit angelangt ist, deren
Reinheit auf Gleichmut beruht, sieht der edle Schüler mit dem Himmlischen
Auge, das geläutert und dem menschlichen überlegen ist, die Wesen sterben und
wiedererscheinen, niedrige und hohe, schöne und häßliche, in Glück und Elend.
Er versteht, wie die Wesen ihren Handlungen gemäß weiterwandern: ,Diese geschätzten
Wesen, die sich mit Körper, Sprache und Geist übel benommen haben,
die die Edlen geschmäht haben, die falsche Ansichten hatten und diesen in ihren
Taten Ausdruck verliehen, sind bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode in
Umständen, die von Entbehrungen geprägt sind, wiedererschienen, an einem
unglücklichen Bestimmungsort, in Verderbnis, ja sogar in der Hölle; aber jene
geschätzten Wesen, die sich mit Körper, Sprache und Geist wohl benommen
haben, die die Edlen nicht geschmäht haben, die richtige Ansichten hatten und
diesen in ihren Taten Ausdruck verliehen, sind bei der Auflösung des Körpers,
nach dem Tode an einem glücklichen Bestimmungsort wiedererschienen, ja sogar
in der himmlischen Welt.‘ So sieht er mit dem Himmlischen Auge, das geläutert
und dem menschlichen überlegen ist, die Wesen sterben und wiedererscheinen,
niedrige und hohe, schöne und häßliche, in Glück und Elend, und er versteht, wie
die Wesen ihren Handlungen gemäß weiterwandern.“

24. „Nachdem er bei eben jener höchsten Achtsamkeit angelangt ist, deren
Reinheit auf Gleichmut beruht, tritt dieser edle Schüler, durch eigene Verwirklichung
mit höherer Geisteskraft, in die Herzensbefreiung, die Befreiung durch
Weisheit, die mit der Vernichtung der Triebe triebfrei ist, ein und verweilt darin.“

25. „An dieser Stelle, Haushälter, ist das Abschneiden von Geschäftigkeiten
in der Disziplin des Edlen vollständig und in jeder Hinsicht erlangt worden. Was
meinst du, Haushälter? Erkennst du in dir selbst irgendein Abschneiden von
Geschäftigkeiten wie dieses Abschneiden von Geschäftigkeiten in der Disziplin
des Edlen, wenn es vollständig und in jeder Hinsicht erlangt worden ist?“
„Ehrwürdiger Herr, wer bin ich, daß ich irgendein Abschneiden von
Geschäftigkeiten, vollständig und in jeder Hinsicht, wie das in der Disziplin des
Edlen, besitzen könnte? In der Tat, ehrwürdiger Herr, bin ich weit von jenem
Abschneiden von Geschäftigkeiten in der Disziplin des Edlen, wenn es vollständig
und in jeder Hinsicht erlangt worden ist, entfernt. Denn, ehrwürdiger Herr,
obwohl die Wandermönche anderer Sekten keine Vollblutmönche sind, bildeten
wir uns ein, sie seien Vollblutmönche; obwohl sie keine Vollblutmönche sind,
gaben wir ihnen das Essen von Vollblutmönchen; obwohl sie keine Vollblutmönche
sind, setzten wir sie an die Stelle von Vollblutmönchen. Aber obwohl
die Bhikkhus Vollblutmönche sind, bildeten wir uns ein, sie seien keine Vollblutmönche;
obwohl sie Vollblutmönche sind, gaben wir ihnen das Essen jener, die
keine Vollblutmönche sind; obwohl sie Vollblutmönche sind, setzten wir sie an
die Stelle jener, die keine Vollblutmönche sind. Aber jetzt, ehrwürdiger Herr,
weil die Wandermönche anderer Sekten keine Vollblutmönche sind, werden wir
verstehen, daß sie keine Vollblutmönche sind; weil sie keine Vollblutmönche
sind, werden wir ihnen das Essen jener, die keine Vollblutmönche sind, geben;
weil sie keine Vollblutmönche sind, werden wir sie an die Stelle jener, die keine
Vollblutmönche sind, setzen. Aber weil die Bhikkhus Vollblutmönche sind, werden
wir verstehen, daß sie Vollblutmönche sind; weil sie Vollblutmönche sind,
werden wir ihnen das Essen von Vollblutmönchen geben; weil sie Vollblutmönche
sind, werden wir sie an die Stelle von Vollblutmönchen setzen. Ehrwürdiger Herr,
der Erhabene hat in mir Liebe für die Mönche, Zuversicht in Bezug auf die Mönche,
Respekt vor den Mönchen erweckt 4).“

26. „Großartig, Meister Gotama! Großartig, Meister Gotama! Das Dhamma
ist von Meister Gotama auf vielfältige Weise klar gemacht worden, so als ob er
Umgestürztes aufgerichtet, Verborgenes enthüllt, einem Verirrten den Weg gezeigt
oder in der Dunkelheit eine Lampe gehalten hätte, damit die Sehenden die
Dinge erkennen können. Ich nehme Zuflucht zu Meister Gotama und zum
Dhamma und zur Sangha der Bhikkhus. Möge Meister Gotama mich von heute
an als Laien-Anhänger, der zu ihm lebenslang Zuflucht genommen hat, annehmen.“

Anmerkungen:
1) Wörtlich „ohne Raffgier“; aufgrund der unterschiedlichen Sprachstrukturen mußte
„Enthalten von“ eingefügt werden, da im Deutschen der aktive Aspekt in bloßer
Abwesenheit von etwas nicht zu erkennen ist. Selbst beim Kontemplieren der
Bedeutung von „Enthalten“ muß man sich vergegenwärtigen, daß es nicht nur
Abwesenheit von unheilsamer Handlung bedeutet, sondern aktive heilsame Handlung.
Entsprechendes gilt für die folgenden zwei Fälle.
2) Die Begriffe „Fessel“ und „Hindernis“ werden hier nicht im üblichen technischen
Sinne verwendet, sondern bezeichnen ein Verhalten, das ethischer Entwicklung
als Basis für jeglichen spirituellen Fortschritt im Weg steht.
3) Laut MA ist „Gleichmut, der auf Unterschiedlichkeit beruht“, ein Gleichmut in
Bezug auf Sinnesvergnügen; „Gleichmut, der auf Einheit beruht“, sei der Gleichmut
in der vierten Vertiefung. BB interpretiert „Gleichmut in Bezug auf Sinnesvergnügen“
als „Gleichgültigkeit, Apathie“. Da der Buddha hier mit einem
Haushälter in einer weniger technischen Sprache spricht, ist diese Deutung vielleicht
richtig. Normalerweise ist aber Gleichgültigkeit eine Form subtiler Abneigung,
für die der Buddha vermutlich nicht das Wort upekkhà verwendet hätte.
Vielleicht wurde dieser Gleichmut in Bezug auf Sinnesvergnügen deswegen als
der ungünstigere geschildert, weil er beim Weltling instabiler ist, aufgrund des
ständig wechselnden sinnlichen Inputs. Der Buddha selbst erläutert die beiden
Arten von Gleichmut in M137.
4) Es sei daran erinnert, daß die Begriffe „Mönche“, „Wandermönche“ und „Vollblutmönche“
etwas willkürlich gewählt sind, weil die entsprechenden Pàlibegriffe
sich mit der deutschen religiösen Terminologie nicht decken. „Wandermönche“
sind umherziehende spirituelle Suchende (und Lehrende), die nicht notwendigerweise
einem Orden angehören oder eine monastische Disiplin einhalten. „Mönche“
sind religiös Suchende allgemein. Lediglich der Begriff „Bhikkhu“ ist präzise
– einer, der in der Schulung des Buddha ordiniert ist.