MN64 – Die längere Lehrrede an Màlunkyàputta

Majjhima Nikàya 64

 

Die längere Lehrrede an Màlunkyàputta

(Mahàmàlunkya Sutta)

1. So habe ich gehört. Einmal hielt sich der Erhabene bei Sàvatthã im Jeta Hain,
dem Park des Anàthapindika auf. Dort richtete er sich folgendermaßen an die
Bhikkhus: „Ihr Bhikkhus.“ – „Ehrwürdiger Herr“, erwiderten sie. Der Erhabene
sagte dieses:

2. „Ihr Bhikkhus, erinnert ihr euch an die fünf niedrigeren Fesseln 1), wie sie
von mir gelehrt wurden?“
Nach diesen Worten erwiderte der ehrwürdige Màluïkyàputta: „Ehrwürdiger
Herr, ich erinnere mich an die fünf niedrigeren Fesseln, wie sie vom Erhabenen
gelehrt wurden.“
„Aber, Màluïkyàputta, auf welche Weise erinnerst du dich an die fünf niedrigeren
Fesseln, wie sie von mir gelehrt wurden?“
„Ehrwürdiger Herr, ich erinnere mich an die Persönlichkeitsansicht als eine
niedrigere Fessel, die vom Erhabenen gelehrt wurde. Ich erinnere mich an den
Zweifel als eine niedrigere Fessel, die vom Erhabenen gelehrt wurde. Ich erinnere
mich an das Festhalten an Regeln und Ritualen als eine niedrigere Fessel, die
vom Erhabenen gelehrt wurde. Ich erinnere mich an die Sinnesbegierde als eine
niedrigere Fessel, die vom Erhabenen gelehrt wurde. Ich erinnere mich an das
Übelwollen als eine niedrigere Fessel, die vom Erhabenen gelehrt wurde. Auf
diese Weise, ehrwürdiger Herr, erinnere ich mich an die fünf niedrigeren Fesseln,
wie sie vom Erhabenen gelehrt wurden.“

3. „Màluïkyàputta, wen sollte ich jemals diese fünf niedrigeren Fesseln auf
solche Weise gelehrt haben 2)? Würden die Wanderasketen anderer Sekten dich
nicht mit dem Gleichnis vom Kleinkind widerlegen? Denn ein junges, zartes
Kleinkind, das unbeholfen daliegt, hat noch nicht einmal die Vorstellung von
,Persönlichkeit‘, also wie könnte da Persönlichkeitsansicht in ihm erscheinen?
Und doch steckt in ihm die zugrundeliegende Neigung zur Persönlichkeitsansicht.
Ein junges, zartes Kleinkind, das unbeholfen daliegt, hat noch nicht einmal
die Vorstellung von ,Lehren 3)‘, also wie könnte da Zweifel hinsichtlich der Lehren
in ihm erscheinen? Und doch steckt in ihm die zugrundeliegende Neigung
zum Zweifel. Ein junges, zartes Kleinkind, das unbeholfen daliegt, hat noch nicht
einmal die Vorstellung von ,Regeln‘, also wie könnte da Festhalten an Regeln
und Ritualen in ihm erscheinen. Und doch steckt in ihm die zugrundeliegende
Neigung zum Festhalten an Regeln und Ritualen. Ein junges, zartes Kleinkind,
das unbeholfen daliegt, hat noch nicht einmal die Vorstellung von, Sinnesvergnügen‘,
also wie könnte da Sinnesbegierde in ihm erscheinen? Und doch steckt
in ihm die zugrundeliegende Neigung zu sinnlicher Begierde. Ein junges, zartes
Kleinkind, das unbeholfen daliegt, hat noch nicht einmal die Vorstellung von
,Lebewesen‘, also wie könnte da Übelwollen gegenüber Lebewesen in ihm erscheinen?
Und doch steckt in ihm die zugrundeliegende Neigung zum Übelwollen.
Würden die Wanderasketen anderer Sekten dich nicht mit dem Gleichnis
vom Kleinkind widerlegen?“

4. Darauf sagte der ehrwürdige ânanda: „Es ist an der Zeit, Erhabener, es ist
an der Zeit, Vollendeter, daß der Erhabene die die fünf niedrigeren Fesseln lehrt.
Nachdem es die Bhikkhus vom Erhabenen gehört haben, werden sie es sich merken.“
„Dann höre zu, ânanda, und verfolge aufmerksam, was ich sagen werde.“
„Ja, ehrwürdiger Herr“, erwiderte der ehrwürdige ânanda.
Der Erhabene sagte dieses:

5. „ânanda, ein nicht unterrichteter Weltling, der die Edlen nicht beachtet und
in ihrem Dhamma nicht bewandert und geschult ist, der aufrechte Menschen
nicht beachtet und in ihrem Dhamma nicht bewandert und geschult ist, weilt da
mit einem Herzen, das von der Persönlichkeitsansicht besessen und versklavt ist,
und er versteht nicht der Wirklichkeit entsprechend, wie man der erschienenen
Persönlichkeitsansicht entrinnt; und wenn jene Persönlichkeitsansicht zur Gewohnheit
geworden und in ihm nicht entwurzelt worden ist, ist sie eine niedrigere
Fessel. Er weilt mit einem Herzen, das vom Zweifel besessen und versklavt
ist, und er versteht nicht der Wirklichkeit entsprechend, wie man dem erschienenen
Zweifel entrinnt; und wenn jener Zweifel zur Gewohnheit geworden und in
ihm nicht entwurzelt worden ist, ist er eine niedrigere Fessel. Er weilt mit einem
Herzen, das vom Festhalten an Regeln und Ritualen besessen und versklavt ist,
und er versteht nicht der Wirklichkeit entsprechend, wie man dem erschienenen
Festhalten an Regeln und Ritualen entrinnt; und wenn jenes Festhalten an Regeln
und Ritualen zur Gewohnheit geworden und in ihm nicht entwurzelt worden
ist, ist es eine niedrigere Fessel. Er weilt mit einem Herzen, das von
Sinnesbegierde besessen und versklavt ist, und er versteht nicht der Wirklichkeit
entsprechend, wie man der erschienenen Sinnesbegierde entrinnt; und wenn jene
Sinnesbegierde zur Gewohnheit geworden und in ihm nicht entwurzelt worden
ist, ist sie eine niedrigere Fessel. Er weilt mit einem Herzen, das vom Übelwollen
besessen und versklavt ist, und er versteht nicht der Wirklichkeit entsprechend,
wie man dem erschienenen Übelwollen entrinnt; und wenn jenes
Übelwollen zur Gewohnheit geworden und in ihm nicht entwurzelt worden ist,
ist es eine niedrigere Fessel.“

6. „Ein wohlunterrichteter edler Schüler, der die Edlen beachtet und in ihrem
Dhamma bewandert und geschult ist, der aufrechte Menschen beachtet und in
ihrem Dhamma bewandert und geschult ist, weilt nicht mit einem Herzen, das
vom Persönlichkeitsansicht besessen und versklavt ist, und er versteht der Wirklichkeit
entsprechend, wie man der erschienenen Persönlichkeitsansicht entrinnt,
und die Persönlichkeitsansicht ist in ihm überwunden, zusammen mit der
zugrundeliegenden Neigung dazu. Er weilt nicht mit einem Herzen, das vom Zweifel
besessen und versklavt ist, und er versteht der Wirklichkeit entsprechend, wie
man dem erschienenen Zweifel entrinnt, und der Zweifel ist in ihm überwunden,
zusammen mit der zugrundeliegenden Neigung dazu. Er weilt nicht mit einem
Herzen, das vom Festhalten an Regeln und Ritualen besessen und versklavt ist,
und er versteht der Wirklichkeit entsprechend, wie man dem erschienenen Festhalten
an Regeln und Ritualen entrinnt, und das Festhalten an Regeln und Ritualen
ist in ihm überwunden, zusammen mit der zugrundeliegenden Neigung dazu.
Er weilt nicht mit einem Herzen, das von Sinnesbegierde besessen und versklavt
ist, und er versteht der Wirklichkeit entsprechend, wie man der erschienenen
Sinnesbegierde entrinnt, und die Sinnesbegierde ist in ihm überwunden, zusammen
mit der zugrundeliegenden Neigung dazu. Er weilt nicht mit einem Herzen,
das von Übelwollen besessen und versklavt ist, und er versteht der Wirklichkeit
entsprechend, wie man dem erschienenen Übelwollen entrinnt, und das Übelwollen
ist in ihm überwunden, zusammen mit der zugrundeliegenden Neigung
dazu.“

7. „Es gibt einen Pfad, ânanda, einen Weg zum Überwinden der fünf niedrigeren
Fesseln; daß irgendjemand, ohne zu jenem Pfad, zu jenem Weg zu gelangen,
die fünf niedrigeren Fesseln kennen oder sehen oder überwinden wird –
dies ist nicht möglich. Wenn da ein großer Baum voller Kernholz steht, so ist es
nicht möglich, daß irgendjemand sein Kernholz schneiden wird, ohne durch seine
Rinde und sein Weichholz zu schneiden, ebenso gibt es einen Pfad, einen Weg
zum Überwinden der fünf niedrigeren Fesseln; daß irgendjemand, ohne zu jenem
Pfad, zu jenem Weg zu gelangen, die fünf niedrigeren Fesseln kennen oder
sehen oder überwinden wird – dies ist nicht möglich.“
„Es gibt einen Pfad, ânanda, einen Weg zum Überwinden der fünf niedrigeren
Fesseln; daß irgendjemand, dadurch, daß er zu jenem Pfad, zu jenem Weg
gelangt, die fünf niedrigeren Fesseln kennen oder sehen oder überwinden wird –
dies ist möglich. Wenn da ein großer Baum voller Kernholz steht, so ist es möglich,
daß irgendjemand sein Kernholz schneiden wird, indem er durch seine Rinde
und sein Weichholz schneidet, ebenso gibt es einen Pfad, einen Weg zum
Überwinden der fünf niedrigeren Fesseln; daß irgendjemand, dadurch, daß er zu
jenem Pfad, zu jenem Weg gelangt, die fünf niedrigeren Fesseln kennen oder
sehen oder überwinden wird – dies ist möglich.“

8. „Angenommen, ânanda, der Gangesfluß wäre voll Wasser bis zum Rand,
so daß Krähen davon trinken könnten, und dann käme ein schwächlicher Mann
und dächte: ,Indem ich mit der Kraft meiner Arme den Strom durchschwimme,
werde ich sicher zum anderen Ufer dieses Gangesflusses hinüber gelangen‘; und
doch wäre er nicht in der Lage, sicher hinüber zu gelangen. Genauso, wenn das
Dhamma jemand zum Zwecke des Aufhörens der Persönlichkeit gelehrt wird,
wenn sein Geist nicht darin eintritt und nicht Zuversicht, Beständigkeit und Entschlossenheit
erwirbt, dann kann er als dem schwächlichen Manne gleich betrachtet
werden.“
„Angenommen, ânanda, der Gangesfluß wäre voll Wasser bis zum Rand, so
daß Krähen davon trinken könnten, und dann käme ein starker Mann und dächte:
,Indem ich mit der Kraft meiner Arme den Strom durchschwimme, werde ich
sicher zum anderen Ufer dieses Gangesflusses hinüber gelangen‘; und er wäre er
in der Lage, sicher hinüber zu gelangen. Genauso, wenn das Dhamma jemand
zum Zwecke des Aufhörens der Persönlichkeit gelehrt wird, wenn sein Geist
darin eintritt und Zuversicht, Beständigkeit und Entschlossenheit erwirbt, dann
kann er als dem starken Manne gleich betrachtet werden.“

9. „Und was, ânanda, ist der Pfad, der Weg zur Überwindung der fünf niedrigeren
Fesseln? In Abgeschiedenheit von jeglicher Vereinnahmung 4), mit der
Überwindung unheilsamer Geisteszustände, mit der völligen Stillung körperlicher
Trägheit tritt da ein Bhikkhu ganz abgeschieden von Sinnesvergnügen, abgeschieden
von unheilsamen Geisteszuständen, in die erste Vertiefung ein, die
von anfänglicher und anhaltender Hinwendung des Geistes begleitet ist, und verweilt
darin, mit Verzückung und Glückseligkeit, die aus der Abgeschiedenheit
entstanden sind.“
„Was auch immer darin an Form, Gefühl, Wahrnehmung, Gestaltungen und
Bewußtsein existiert, er sieht diese Zustände als vergänglich, als Dukkha, als
eine Krankheit, als ein Geschwür, als einen Stachel, als ein Unglück, als Leid,
als fremd, als etwas, das sich auflöst, als leer, als Nicht-Selbst 5). Er wendet seinen
Geist von diesen Zuständen ab und lenkt ihn so zum todlosen Element: ,Dies
ist das friedvolle, dies ist das höchste, nämlich die Stillung aller Gestaltungen,
das Loslassen aller Vereinnahmung, die Vernichtung allen Begehrens, die Lossagung,
das Aufhören, Nibbàna.‘ Auf dieser Grundlage erlangt er die Vernichtung
der Triebe. Aber wenn er die Vernichtung der Triebe nicht erlangt, dann wird er
aufgrund jener Begierde nach dem Dhamma, jenes Entzückens über das Dhamma,
mit der Vernichtung der fünf niedrigeren Fesseln, einer, der dazu bestimmt ist,
spontan (in den Reinen Bereichen) wiederzuerscheinen und dort Nibbàna zu erlangen,
ohne je von jener Welt zurückzukehren. Dies ist der Pfad, der Weg zur
Überwindung der fünf niedrigeren Fesseln.“

10. „Wiederum, mit der Stillung der anfänglichen und anhaltenden Hinwendung
des Geistes (zum Meditationsobjekt) tritt ein Bhikkhu in die zweite Vertiefung
ein, die innere Beruhigung und Einheit des Herzens enthält, ohne anfängliche
und anhaltende Hinwendung des Geistes, und verweilt darin, mit Verzückung
und Glückseligkeit, die aus der Konzentration entstanden sind.“
„Was auch immer darin an Form, Gefühl, Wahrnehmung, Gestaltungen und
Bewußtsein existiert, er sieht diese Zustände als vergänglich, als Dukkha, als
eine Krankheit, als ein Geschwür, als einen Stachel, als ein Unglück, als Leid,
als fremd, als etwas, das sich auflöst, als leer, als Nicht-Selbst. Er wendet seinen
Geist von diesen Zuständen ab und lenkt ihn so zum todlosen Element: ,Dies ist
das friedvolle, dies ist das höchste, nämlich die Stillung aller Gestaltungen, das
Loslassen aller Vereinnahmung, die Vernichtung allen Begehrens, die Lossagung,
das Aufhören, Nibbàna.‘ Auf dieser Grundlage erlangt er die Vernichtung der
Triebe. Aber wenn er die Vernichtung der Triebe nicht erlangt, dann wird er aufgrund
jener Begierde nach dem Dhamma, jenes Entzückens über das Dhamma,
mit der Vernichtung der fünf niedrigeren Fesseln, einer, der dazu bestimmt ist,
spontan (in den Reinen Bereichen) wiederzuerscheinen und dort Nibbàna zu erlangen,
ohne je von jener Welt zurückzukehren. Dies ist der Pfad, der Weg zur
Überwindung der fünf niedrigeren Fesseln.“

11. „Wiederum, mit dem Verblassen der Verzückung, in Gleichmut verweilend,
achtsam und wissensklar, voll körperlich erlebter Glückseligkeit, tritt er in
die dritte Vertiefung ein, von der die Edlen sagen: ,Glückselig verweilt derjenige,
der voll Gleichmut und Achtsamkeit ist‘, und verweilt darin.“
„Was auch immer darin an Form, Gefühl, Wahrnehmung, Gestaltungen und
Bewußtsein existiert, er sieht diese Zustände als vergänglich, als Dukkha, als
eine Krankheit, als ein Geschwür, als einen Stachel, als ein Unglück, als Leid,
als fremd, als etwas, das sich auflöst, als leer, als Nicht-Selbst. Er wendet seinen
Geist von diesen Zuständen ab und lenkt ihn so zum todlosen Element: ,Dies ist
das friedvolle, dies ist das höchste, nämlich die Stillung aller Gestaltungen, das
Loslassen aller Vereinnahmung, die Vernichtung allen Begehrens, die Lossagung,
das Aufhören, Nibbàna.‘ Auf dieser Grundlage erlangt er die Vernichtung der
Triebe. Aber wenn er die Vernichtung der Triebe nicht erlangt, dann wird er aufgrund
jener Begierde nach dem Dhamma, jenes Entzückens über das Dhamma,
mit der Vernichtung der fünf niedrigeren Fesseln, einer, der dazu bestimmt ist,
spontan (in den Reinen Bereichen) wiederzuerscheinen und dort Nibbàna zu erlangen,
ohne je von jener Welt zurückzukehren. Dies ist der Pfad, der Weg zur
Überwindung der fünf niedrigeren Fesseln.“

12. „Wiederum, mit dem Überwinden von Glück und Schmerz und dem schon
früheren Verschwinden von Freude und Trauer, tritt er in die vierte Vertiefung
ein, die aufgrund von Gleichmut Weder-Schmerzhaftes-noch-Angenehmes und
Reinheit der Achtsamkeit in sich hat, und verweilt darin.“
„Was auch immer darin an Form, Gefühl, Wahrnehmung, Gestaltungen und
Bewußtsein existiert, er sieht diese Zustände als vergänglich, als Dukkha, als
eine Krankheit, als ein Geschwür, als einen Stachel, als ein Unglück, als Leid,
als fremd, als etwas, das sich auflöst, als leer, als Nicht-Selbst. Er wendet seinen
Geist von diesen Zuständen ab und lenkt ihn so zum todlosen Element: ,Dies ist
das friedvolle, dies ist das höchste, nämlich die Stillung aller Gestaltungen, das
Loslassen aller Vereinnahmung, die Vernichtung allen Begehrens, die Lossagung,
das Aufhören, Nibbàna.‘ Auf dieser Grundlage erlangt er die Vernichtung der
Triebe. Aber wenn er die Vernichtung der Triebe nicht erlangt, dann wird er aufgrund
jener Begierde nach dem Dhamma, jenes Entzückens über das Dhamma,
mit der Vernichtung der fünf niedrigeren Fesseln, einer, der dazu bestimmt ist,
spontan (in den Reinen Bereichen) wiederzuerscheinen und dort Nibbàna zu erlangen,
ohne je von jener Welt zurückzukehren. Dies ist der Pfad, der Weg zur
Überwindung der fünf niedrigeren Fesseln.“

13. „Wiederum, mit dem völligen Überwinden der Formwahrnehmung, mit
dem Verschwinden der Wahrnehmung der Sinneseinwirkung, mit Nichtbeachtung
der Vielheitswahrnehmung, indem sich der Bhikkhu vergegenwärtigt ,Raum
ist unendlich‘, tritt er in das Gebiet der Raumunendlichkeit ein und verweilt darin.“
„Was auch immer darin an Gefühl, Wahrnehmung, Gestaltungen und Bewußtsein
existiert 6), er sieht diese Zustände als vergänglich, als Dukkha, als eine Krankheit,
als ein Geschwür, als einen Stachel, als ein Unglück, als Leid, als fremd, als
etwas, das sich auflöst, als leer, als Nicht-Selbst. Er wendet seinen Geist von
diesen Zuständen ab und lenkt ihn so zum todlosen Element: ,Dies ist das friedvolle,
dies ist das höchste, nämlich die Stillung aller Gestaltungen, das Loslassen
aller Vereinnahmung, die Vernichtung allen Begehrens, die Lossagung, das Aufhören,
Nibbàna.‘ Auf dieser Grundlage erlangt er die Vernichtung der Triebe.
Aber wenn er die Vernichtung der Triebe nicht erlangt, dann wird er aufgrund
jener Begierde nach dem Dhamma, jenes Entzückens über das Dhamma, mit der
Vernichtung der fünf niedrigeren Fesseln, einer, der dazu bestimmt ist, spontan
(in den Reinen Bereichen) wiederzuerscheinen und dort Nibbàna zu erlangen,
ohne je von jener Welt zurückzukehren. Dies ist der Pfad, der Weg zur Überwindung
der fünf niedrigeren Fesseln.“

14. „Wiederum, mit dem völligen Überwinden des Gebiets der Raumunendlichkeit,
indem sich der Bhikkhu vergegenwärtigt ,Bewußtsein ist unendlich‘,
tritt er in das Gebiet der Bewußtseinsunendlichkeit ein und verweilt darin.“
„Was auch immer darin an Gefühl, Wahrnehmung, Gestaltungen und Bewußtsein
existiert, er sieht diese Zustände als vergänglich, als Dukkha, als eine Krankheit,
als ein Geschwür, als einen Stachel, als ein Unglück, als Leid, als fremd, als
etwas, das sich auflöst, als leer, als Nicht-Selbst. Er wendet seinen Geist von
diesen Zuständen ab und lenkt ihn so zum todlosen Element: ,Dies ist das friedvolle,
dies ist das höchste, nämlich die Stillung aller Gestaltungen, das Loslassen
aller Vereinnahmung, die Vernichtung allen Begehrens, die Lossagung, das Aufhören,
Nibbàna.‘ Auf dieser Grundlage erlangt er die Vernichtung der Triebe.
Aber wenn er die Vernichtung der Triebe nicht erlangt, dann wird er aufgrund
jener Begierde nach dem Dhamma, jenes Entzückens über das Dhamma, mit der
Vernichtung der fünf niedrigeren Fesseln, einer, der dazu bestimmt ist, spontan
(in den Reinen Bereichen) wiederzuerscheinen und dort Nibbàna zu erlangen,
ohne je von jener Welt zurückzukehren. Dies ist der Pfad, der Weg zur Überwindung
der fünf niedrigeren Fesseln.“

15. „Wiederum, mit dem völligen Überwinden des Gebiets der Bewußtseinsunendlichkeit,
indem sich der Bhikkhu vergegenwärtigt ,da ist nichts‘, tritt er in
das Gebiet der Nichtsheit ein und verweilt darin.“
„Was auch immer darin an Gefühl, Wahrnehmung, Gestaltungen und Bewußtsein
existiert, er sieht diese Zustände als vergänglich, als Dukkha, als eine Krankheit,
als ein Geschwür, als einen Stachel, als ein Unglück, als Leid, als fremd, als
etwas, das sich auflöst, als leer, als Nicht-Selbst. Er wendet seinen Geist von
diesen Zuständen ab und lenkt ihn so zum todlosen Element: ,Dies ist das friedvolle,
dies ist das höchste, nämlich die Stillung aller Gestaltungen, das Loslassen
aller Vereinnahmung, die Vernichtung allen Begehrens, die Lossagung, das Aufhören,
Nibbàna.‘ Auf dieser Grundlage erlangt er die Vernichtung der Triebe.
Aber wenn er die Vernichtung der Triebe nicht erlangt, dann wird er aufgrund
jener Begierde nach dem Dhamma, jenes Entzückens über das Dhamma, mit der
Vernichtung der fünf niedrigeren Fesseln, einer, der dazu bestimmt ist, spontan
(in den Reinen Bereichen) wiederzuerscheinen und dort Nibbàna zu erlangen,
ohne je von jener Welt zurückzukehren. Dies ist der Pfad, der Weg zur Überwindung
der fünf niedrigeren Fesseln.“

16. „Ehrwürdiger Herr, wenn dies der Pfad, der Weg zur Überwindung der
fünf niedrigeren Fesseln ist, wie ist es dann möglich, daß man von einigen
Bhikkhus hier sagt, sie erlangen Herzensbefreiung, und von einigen, sie erlangen
Befreiung durch Weisheit?“
„Der Unterschied hier, ânanda, liegt in ihren Fähigkeiten 7), sage ich.“
Das ist es, was der Erhabene sagte. Der ehrwürdige ânanda war zufrieden und
entzückt über die Worte des Erhabenen.

Anmerkungen:
1) Die fünf niedrigeren Fesseln führen zur Geburt in der Sinnessphäre. Ihre Vernichtung
kommt beim Erreichen der dritten Erleuchtungsstufe, der Nichtwiederkehr,
zustande und führt zur Geburt in den Reinen Bereichen.
2) Aus katechistischer Sicht hat der ehrwürdige Màluïkyàputta richtig geantwortet.
Warum war der Buddha nicht mit seiner Antwort zufrieden? Laut BB ist die
Antwort von MA: Der ehrwürdige Màluïkyàputta habe die Ansicht gehabt, man
sei nur zu Zeiten gefesselt, zu denen die Fesseln aktiv sind. Das folgende Gleichnis
des Buddha gibt dieser Deutung allerdings keine eindeutige Unterstützung.
Der Buddha erläutert „Fessel“ als Kombination ihrer aktiven Ausprägung mit
der zugrunde liegenden Neigung. Màluïkyàputta hatte möglicherweise eine zu
statische konzeptuelle Vorstellung von den Fesseln.
3) Dhammà: hätte man auch mit „Dinge“ übersetzen können.
4) Vereinnahmung oder Aneignung (upadhi) ist das Mein-Machen in Bezug auf
Sinnesobjekte, ein Begriff der mit dem technischen Ausdruck „Anhaftung“
(upàdàna) verwandt ist. BB übersetzt es mit „objects of attachment“.
5) Einsicht, die auf Geistesruhe basiert: selbst in diesen erhabenen Geisteszuständen
werden die Daseinsmerkmale erkannt.
6) Wenn die formlosen Vertiefungen als Grundlage für Einsicht dienen, ist Form als
Objekt der Betrachtung nicht mehr vorhanden.
7) Die Befreiung ist in beiden Fällen die gleiche. Die Art und Weise, wie sie erlangt
wird, unterscheidet sich, je nachdem, ob Konzentration oder Weisheit die vorherrschende
Fähigkeit ist. In beiden Fällen sind aber sowohl Konzentration, als
auch Weisheit hoch entwickelt vorhanden. BB schreibt in seinen Korrekturanweisungen
für die dritte Auflage der englischen Ausgabe: „Die beiden Ausdrükke
sind sich ergänzende Möglichkeiten, ein und denselben Zustand zubeschreiben,
nicht zwei verschiedene Zustände, die gemeinsam erlangt werden.“