MN98 – An Vàsettha

Majjhima Nikàya 98

 

An Vàsettha (Vàsettha Sutta)

1. So habe ich gehört. Einmal hielt sich der Erhabene bei Icchànaïgala, im Wald
nahe Icchànaïgala auf.

2. Bei jener Gelegenheit hielt sich eine Anzahl berühmter, wohlhabender Brahmanen
bei Icchànaïgala auf, nämlich der Brahmane Caïkã, der Brahmane
Tàrukkha, der Brahmane Pokkharasàti, der Brahmane Jànussoõi, der Brahmane
Todeyya und andere berühmte, wohlhabende Brahmanen.

3. Dann, als die brahmanischen Studenten Vàseññha und Bhàradvàja zu Zwekken
körperlicher Ertüchtigung umher gingen und wanderten, tauchte diese Diskussion
zwischen ihnen auf: „Auf welche Weise ist man ein Brahmane?“ Der
brahmanische Student Bhàradvàja sagte: „Wenn man auf beiden Seiten von guter
Herkunft ist, von reiner mütterlicher und väterlicher Abstammung, sieben
Generationen zurück, unangreifbar und einwandfrei hinsichtlich der Geburt, dann
ist man ein Brahmane.“ Der brahmanische Student Vàseññha sagte: „Wenn man
sittsam ist und die Gelübde erfüllt, dann ist man ein Brahmane.“

4. Aber der brahmanische Student Bhàradvàja konnte den brahmanischen Studenten
Vàseññha nicht überzeugen, auch konnte der brahmanische Student Vàseññha
den brahmanischen Studenten Bhàradvàja nicht überzeugen.

5. Da richtete sich der brahmanische Student Vàseññha an den brahmanischen
Studenten Bhàradvàja: „Herr, der Mönch Gotama, der Sohn der Sakyer, der einen
Sakyer-Klan verließ, um in die Hauslosigkeit zu ziehen, hält sich bei
Icchànaïgala, im Wald nahe Icchànaïgala auf. Nun eilt Meister Gotama ein guter
Ruf voraus, der folgendes besagt: ,Jener Erhabene ist ein Verwirklichter, ein
vollständig Erleuchteter, vollkommen im wahren Wissen und erhaben im Verhalten,
vollendet, Kenner der Welten, unvergleichlicher Meister bezähmbarer
Menschen, Lehrer himmlischer und menschlicher Wesen, ein Erwachter, ein Erhabener.‘
Komm, Bhàradvàja, laß uns zum Mönch Gotama hingehen und ihn in
dieser Angelegenheit befragen. Wie er antwortet, so wollen wir es uns merken.“
– „Ja, Herr“, erwiderte der brahmanische Student Bhàradvàja.

6. Dann gingen die brahmanischen Studenten Vàseññha und Bhàradvàja zum
Erhabenen und tauschten Grußformeln mit ihm aus. Nach diesen höflichen und
freundlichen Worten setzten sie sich seitlich nieder und der brahmanische Student
Vàseññha richtete sich folgendermaßen in Versform an den Erhabenen:

7. „Der Anspruch, den wir beide hier erheben
Ist anerkannt – die Kenntnis der drei Veden,
Denn ich bin Schüler von Pokkharasàti,
Und er steht in der Schulung bei Tàrukkha.

Wir haben volle Meisterschaft erworben
In allem, was die Veda-Meister lehren;
Geschickt in Wortwahl und in der Grammatik
Sind im Gespräch wir uns’ren Lehrern gleich.

O Gotama, wir sind in Streit geraten,
Bezüglich der Geburt- und Kastenfrage:
Es sagte Bhàradvàja, man sei Brahmin
Durch die Geburt, doch ich sag’, durch die Taten.
O Seher, dies ist also die Debatte.

Da keiner von uns überzeugen konnte,
Dem ander’n nicht den Standpunkt sichtbar machte,
Sind wir zu dir gekommen, dich zu fragen,
Erhabener, der du als Buddha giltst.

So wie die Leute mit erhob’nen Händen
Dem Vollmond sich zuwenden, voll Verehrung,
So schenken sie dir in der Welt Verehrung
Und Huldigung, o Meister Gotama.

O Gotama, nun stell’n wir dir die Frage,
O Auge, das in dieser Welt erschienen:
Ist man Brahmane durch Geburt, durch Taten?
Erkläre uns, die wir dies noch nicht wissen,
Woran soll’n wir erkennen den Brahmanen?“

8. (Der Buddha:)
„Wie man sie einteilt, Wesen die da leben,
Das will ich dir jetzt ganz genau erklären,
Gemäß der Wahrheit, Vàseññha, nun höre;
Denn vielerlei sind Arten der Geburt.

Zuerst erfahre nun von Gras und Bäumen:
Obwohl sie keine Selbsterkenntnis haben,
Ist die Geburt ihr kennzeichnendes Merkmal;
Denn vielerlei sind Arten der Geburt.

Nun kommen Motten und die Schmetterlinge,
Und weiter durch das Tierreich bis zur Ameis’:
Ihr kennzeichnendes Merkmal die Geburt ist;
Denn vielerlei sind Arten der Geburt.

Dann lern’ die Arten derer mit vier Füßen,
Verschiedenartig sind sie, kleine, große:
Ihr kennzeichnendes Merkmal die Geburt ist;
Denn vielerlei sind Arten der Geburt.

Lern’ diese, die auf ihren Bäuchen laufen,
Die Klasse mit dem langen Rücken, Schlangen:
Ihr kennzeichnendes Merkmal die Geburt ist;
Denn vielerlei sind Arten der Geburt.

Und lern’ die Fische, die im Wasser leben,
Die auf der Unterwasserweide grasen:
Ihr kennzeichnendes Merkmal die Geburt ist;
Denn vielerlei sind Arten der Geburt.

Und Vögel bahnen ihren Weg mit Flügeln,
Wenn sie den weiten Himmelsraum durchstreifen:
Ihr kennzeichnendes Merkmal die Geburt ist;
Denn vielerlei sind Arten der Geburt.“

9. „Der Unterschied in der Geburt bei jenen
Ist ausschlaggebend kennzeichnendes Merkmal.
Kein Unterschied in der Geburt bei Menschen
Ist ausschlaggebend kennzeichnendes Merkmal.

Nicht beim Haar und nicht beim Kopfe,
Nicht bei Ohren oder Augen,
Nicht beim Mund oder der Nase,
Nicht bei Lippen oder Brauen;

Nicht bei Schultern oder Nacken,
Nicht beim Bauch oder dem Rücken,
Nicht beim Hinterteil, dem Brustkorb,
Nicht beim Anus, beim Geschlechtsteil.

Nicht bei Händen oder Füßen,
Nicht bei Fingern oder Nägeln,
Nicht bei Knien oder Schenkeln,
Nicht bei Hautfarb’, bei der Stimme:
Anders als bei and’ren Wesen,
Macht Geburt hier kein Kennzeichen.

Der Menschenleib, an sich geseh’n,
Zeigt keinen wahren Unterschied.
Die Unterscheidung zwischen Menschen,
Ist nur sprachliche Bezeichnung.“

10. „Wer von den Menschen sich ernährt
Durch Ackerbau, du solltest wissen,
Nennt man Bauer, Vàseññha,
Brahmane ist er nicht.

Wer von den Menschen sich ernährt
Durch Handwerkskunst, du solltest wissen,
Heißt Handwerker, Vàseññha,
Brahmane ist er nicht.

Wer von den Menschen sich ernährt
Durch Handelszunft, du solltest wissen,
nennt man Händler, Vàseññha,
Brahmane ist er nicht.

Wer von den Menschen sich ernährt
Durch Dienstbarkeit, du solltest wissen,
Nennt man Diener, Vàseññha,
Brahmane ist er nicht.

Wer von den Menschen sich ernährt
Durch Stehlerei, du solltest wissen,
Nennt man Räuber, Vàseññha,
Brahmane ist er nicht.

Wer von den Menschen sich ernährt
Durch Waffenzunft, du solltest wissen,
Nennt man Krieger, Vàseññha,
Brahmane ist er nicht.

Wer von den Menschen sich ernährt
Durchs Priesteramt, du solltest wissen,
Nennt man Priester, Vàseññha,
Brahmane ist er nicht.

Wer von den Menschen Herrschaft übt
In Stadt und Land, du solltest wissen,
Nennt man König, Vàseññha,
Brahmane ist er nicht.“

11. „Ich nenne einen dann noch nicht Brahmanen,
Nur wegen Ursprung und Familienlinie.
Wenn Hindernisse tief noch in ihm lauern,
Ist er nur einer, der recht höflich redet.
Wer frei von Hindernissen nicht mehr haftet:
Nur diesen einen nenne ich Brahmanen 1).

Wer abgeschnitten hat schon alle Fesseln,
Nicht mehr erschüttert wird von inn’ren Qualen,
Wer haftfrei alle Bindung überwunden:
Nur diesen einen nenne ich Brahmanen.

Wer durchgeschnitten hat jedweden Riemen,
Die Zügel und das Brautband ganz genauso,
Wer seine Deichsel anhob, wer erwachte:
Nur diesen einen nenne ich Brahmanen.

Wer ohne eine Spur von Haß erduldet,
Beleidigung, Gewalt, Gefesseltwerden,
Mit Stärke der Geduld, die wohl erworben:
Nur diesen einen nenne ich Brahmanen.

Wer niemals aufbraust angefüllt mit Ärger,
Wer pflichtbewußt, bescheiden, voller Tugend,
Sich selbst besiegt, trägt seinen letzten Körper:
Nur diesen einen nenne ich Brahmanen.

Wer wie der Regen auf dem Lotusblatte,
Dem Senfkorn auf der Ahlenspitze gleich ist,
An Sinnesfreuden auch kein bißchen haftet:
Nur diesen einen nenne ich Brahmanen.
Wer hier und jetzt in sich erkennt und feststellt

Endgültige Vernichtung allen Leidens,
Mit abgelegter Bürde, ohne Haften:
Nur diesen einen nenne ich Brahmanen.
Wer tiefgründig versteht, wer voller Weisheit

Vermag zu unterscheiden Pfad und Nicht-Pfad,
Und wer das allerhöchste Ziel erlangt hat:
Nur diesen einen nenne ich Brahmanen.
Von Haushaltsleuten unbeschwert, genauso

Von den Gefährten, die ihr Haus verließen,
Wer wandert ohne Heim und ohne Wünsche:
Nur diesen einen nenne ich Brahmanen.
Wer niemals mehr erhebt den Stab, die Waffe,

Den Lebewesen, schwach und stark, entgegen,
Wer nicht mehr tötet und wer nicht läßt töten:
Nur diesen einen nenne ich Brahmanen.
Und keinem Streiter ist er mehr ein Gegner,

Ganz friedlich unter den Gewaltveschrieb’nen,
Wer nicht mehr haftet unter allen Haftern:
Nur diesen einen nenne ich Brahmanen.
Wer alle Gier und Haß schon abgeworfen,

Einbildung ebenso, und auch Verachtung,
Dem Senfkorn auf der Ahlenspitze gleich ist:
Nur diesen einen nenne ich Brahmanen.
Wer Worte äußert, völlig frei von Grobheit,

Voll von Bedeutung, immer treu der Wahrheit,
Wer keinem and’ren jemals Schaden zufügt:
Nur diesen einen nenne ich Brahmanen.
Wer in der Welt wird niemals an sich nehmen,

Was nicht gegeben wurde, sei es langes, kurzes,
Ob klein, ob groß, ob lieblich oder faulig:
Nur diesen einen nenne ich Brahmanen.
Wer innerlich nicht mehr ist voller Sehnen,

Bezüglich dieser Welt und auch der nächsten,
Wer ohne Sehnen lebt und ohne Haften:
Nur diesen einen nenne ich Brahmanen.
Wer sich dem Sinnesschwelgen nicht mehr hingibt,

Frei von Verwirrung ist, weil er erkannt hat,
Durch das Erreichen der todlosen Sphäre:
Nur diesen einen nenne ich Brahmanen.
Wer wirklich alle Bindung transzendiert hat,

An die Verdienste und an üble Taten,
Ist sorgenfrei, geläutert, ohne Fehler:
Nur diesen einen nenne ich Brahmanen.
Wer rein ist wie der Mond, der ohne Flecken,

Und klar und strahlend ist, in dessen Geiste
Entzücken und das Werden ganz zerstört sind:
Nur diesen einen nenne ich Brahmanen.
Wer diesen Sumpf hier hinter sich gelassen,

Den Schlamm, Sa§sàra, jegliche Verblendung,
Wer übersetzte an das and’re Ufer,
Und meditieren kann im Reich der Jhànas,
Wer ohne Schwanken ist, frei von Verwirrung,

Nibbàna hat erreicht durch Nicht-Anhaften:
Nur diesen einen nenne ich Brahmanen.
Wer aufgegeben sinnliches Vergnügen
Und hauslos hier auf dieser Erde wandert,

Wenn Sinnesgier und Werden ganz zerstört sind:
Nur diesen einen nenne ich Brahmanen.
Wer das Begehren auch hat aufgegeben
Und hauslos hier auf dieser Erde wandert,

Wenn sein Begehr’n und Werdeb ganz zerstört sind:
Nur diesen einen nenne ich Brahmanen.
Wer Bande an das Menschsein hier zurückläßt,
Die Bande an die Himmelswelten abwarf,

Nicht haftet an den Banden jeder Sorte:
Nur diesen einen nenne ich Brahmanen.
Er läßt zurück Verdruß und auch Entzücken,
Wer kühl ist und ganz ohne Haften,

Der Held, der alle Welt hat überwunden:
Nur diesen einen nenne ich Brahmanen.
Wer weiß, wie Wesen aus dem Leben scheiden,
Um wieder aufzutauchen, mannigfaltig,

Ist ohne Greifen, aufgewacht, vollendet:
Nur diesen einen nenne ich Brahmanen.
Von wem man die Bestimmung nicht kann wissen,
Die Götter nicht, nicht Geister oder Menschen,

Ein Arahant mit abgelegten Trieben:
Nur diesen einen nenne ich Brahmanen.
Wer völlig von Behinderungen frei ist,
Von vorne, hinten oder in der Mitte,

Wer unbehindert ist und nicht mehr klammert:
Nur diesen einen nenne ich Brahmanen.
Vollkommen ist der Held, der Herdenführer,
Der große Seher, der den Sieg errungen

Er ist gestillt, geläutert und erwachet:
Nur diesen einen nenne ich Brahmanen.
Wer seine vielen früh’ren Leben seh’n kann,
Den Himmel kennt und auch die Niederwelten,
Wer die Vernichtung der Geburt erlangt hat:
Nur diesen einen nenne ich Brahmanen.“

12. „Denn zugeteilt sind Name und Familie,
In dieser Welt als lediglich Bezeichnung;
Den Ursprung haben sie in Konventionen,
Sie werden zugeteilt nur mancherorten.

Denn jenen Menschen, die davon nichts wissen,
Hat falsche Ansicht lang am Herz gelegen;
Sie, die davon nichts wissen, uns verkünden:
,Man ist Brahmane nur durch die Geburt.‘

Man ist Brahmane nicht durch die Geburt,
Noch ist man Nicht-Brahmane durch Geburt.
Durch seine Taten ist man ein Brahmane,
durch seine Taten ist man Nicht-Brahmane.

Denn Menschen sind Bauern nur durch ihre Taten,
Und Handwerker sind sie nur durch ihre Tat;
Und Menschen sind Händler nur durch ihre Taten,
Und Diener sind sie auch nur durch ihre Tat.

Und Menschen sind Räuber nur durch ihre Taten,
Und Krieger sind sie auch nur durch ihre Tat;
Und Menschen sind Priester nur durch ihre Taten,
Und Könige sind sie nur durch ihre Tat.“

13. „Also so sieht der, der wirklich weise
Die Handlung, wie’s der Wirklichkeit entspricht,
Erkennt er, daß bedingt ist das Entstehen,
Geschickt erkennt er Taten 2), ihre Früchte.

Taten halten diese Welt am Drehen,
Taten wechseln die Generationen.
Lebewesen fesseln sich mit Taten,
Wie das Wagenrad mit Nägeln fest ist.

Asketentum, das heilige Leben,
Selbstkontrolle, und innere Übung – Durch diese Dinge wird man ein Brahmane,
Darin das höchste Brahmanentum liegt.

Einer, der dreifaches Wissen besitzt,
Friedvoll, vernichtet ist das Wiederwerden:
Wisse ihn so nur, als Brahmà und Sakka,
Vàseññha, für jene, die dies versteh’n.“

14. Nach diesen Worten sagten die brahmanischen Studenten Vàseññha und
Bhàradvàja zum Erhabenen: „Großartig, Meister Gotama! Großartig, Meister
Gotama! Das Dhamma ist vom Erhabenen auf vielfältige Weise klar gemacht
worden, so als ob er Umgestürztes aufgerichtet, Verborgenes enthüllt, einem
Verirrten den Weg gezeigt oder in der Dunkelheit eine Lampe gehalten hätte, damit
die Sehenden die Dinge erkennen können. Wir nehmen Zuflucht zu Meister
Gotama und zum Dhamma und zur Sangha der Bhikkhus. Möge Meister Gotama
uns von heute an als Laien-Anhänger, die zu ihm lebenslang Zuflucht genommen
haben, annehmen.“

Anmerkungen:
1) Der Buddha gebrauchte das Wort „Brahmane“ des öfteren als Bezeichnung für
Arahants.
2) „Taten“ und „Handlungen“ wird aus metrischen Gründen hier synonym verwendet.
Der Begriff wandelt sich an dieser Stelle von der spezifischen Ebene (die
gegenwärtige Handlung, die einen Beruf charakterisiert) zur allgemeinen Ebene
(Handlung als Treibstoff für den Daseinskreislauf).

Donnerstag, Juni 19th, 2008 Allgemeines Kommentare deaktiviert

MN97 – An Dhànañjàni

Majjhima Nikàya 97

 

An Dhànañjàni (Dhànañjàni Sutta)

1. So habe ich gehört. Einmal hielt sich der Erhabene bei Ràjagaha im Bambushain,
dem Eichhörnchen-Park auf.

2. Bei jener Gelegenheit wanderte der ehrwürdige Sàriputta in den südlichen
Hügeln, zusammen mit einer großen Sangha von Bhikkhus. Da ging ein gewisser
Bhikkhu, der die Regenklausur in Ràjagaha verbracht hatte, in den südlichen
Hügeln zum ehrwürdigen Sàriputta hin und tauschte Grußformeln mit ihm aus.
Nach diesen höflichen und freundlichen Worten setzte er sich seitlich nieder, und
der ehrwürdige Sàriputta fragte ihn: „Ist der Erhabene gesund und bei Kräften,
Freund?“
„Der Erhabene ist gesund und bei Kräften, Freund.“
„Ist die Sangha der Bhikkhus gesund und bei Kräften, Freund?“
„Die Sangha der Bhikkhus ist auch gesund und bei Kräften, Freund.“
„Freund, es gibt einen Brahmanen namens Dhànañjàni, der in Ràjagaha, beim
Taõóulapàla-Tor wohnt. Ist jener Brahmane Dhànañjàni auch gesund und bei
Kräften?“
„Jener Brahmane Dhànañjàni ist auch gesund und bei Kräften, Freund.“
„Ist er umsichtig?“
„Wie könnte er umsichtig sein, Freund? Er plündert brahmanische Haushälter
im Namen des Königs aus, und er plündert den König im Namen der brahmanischen
Haushälter aus. Seine Ehefrau, die Vertrauen hatte und aus einer Familie
mit Vertrauen stammte, ist gestorben, und er hat sich eine andere Ehefrau
genommen, eine Frau ohne Vertrauen, die aus einer Familie ohne Vertrauen
stammt.“
„Dies sind schlechte Neuigkeiten, die wir da hören, Freund, es sind in der Tat
schlechte Neuigkeiten, zu hören, daß der Brahmane Dhànañjàni nachlässig geworden
ist. Vielleicht werden wir bei der einen oder anderen Gelegenheit den
Brahmanen Dhànañjàni treffen und uns ein wenig mit ihm unterhalten.“

3. Dann, nachdem sich der ehrwürdige Sàriputta in den Südlichen Hügeln so
lange, wie er es für richtig hielt, aufgehalten hatte, machte er sich auf den Weg,
um nach Ràjagaha zu wandern. Indem er etappenweise wanderte, gelangte er
schließlich bei Ràjagaha an, und dort hielt er sich im Bambushain, dem Eichhörnchen-
Park auf.

4. Dann, als es Morgen war, zog sich der ehrwürdige Sàriputta an, nahm seine
Schale und äußere Robe und ging um Almosen nach Ràjagaha hinein. Zu dieser
Zeit ließ der Brahmane Dhànañjàni seine Kühe in einem Kuhstall außerhalb der
Stadt melken. Also ging der ehrwürdige Sàriputta, nachdem er in Ràjagaha um
Almosen umhergewandert war und von seiner Almosenrunde, nach seinem Mahl,
zurückgekehrt war, zum Brahmanen Dhànañjàni hin. Der Brahmane Dhànañjàni
sah den ehrwürdigen Sàriputta in der Ferne kommen, und er ging zu ihm hin und
sagte: „Trink etwas von dieser frischen Milch, Meister Sàriputta, bis es Zeit zum
Essen ist.“
„Genug, Brahmane, ich habe mein Mahl für heute beendet. Ich werde mich
am Fuße jenes Baumes aufhalten, um den Tag zu verbringen. Du kannst dorthin
kommen.“
„Ja, Herr“, erwiderte er.

5. Und dann, nachdem der Brahmane Dhànañjàni gefrühstückt hatte, ging er
zum ehrwürdigen Sàriputta und tauschte Grußformeln mit ihm aus. Nach diesen
höflichen und freundlichen Worten, setzte er sich seitlich nieder, und der ehrwürdige
Sàriputta fragte ihn: „Bist du umsichtig, Dhànañjàni?“
„Wie könnten wir umsichtig sein, Meister Sàriputta, wenn wir unsere Eltern,
unsere Frau und Kinder versorgen müssen, und unsere Sklaven, Diener und Arbeiter;
wenn wir unsere Pflicht gegenüber unseren Freunden und Gefährten, gegenüber
unseren Verwandten und Angehörigen, gegenüber unseren Gästen,
gegenüber unseren verstorbenen Vorfahren, gegenüber den Himmelswesen und
gegenüber dem König zu erfüllen haben; und wenn dieser Körper ebenfalls erfrischt
und ernährt werden muß?“

6. „Was meinst du, Dhànañjàni? Angenommen, hier würde sich jemand um
seiner Eltern willen dem Dhamma zuwider verhalten, würde sich unrechtmäßig
verhalten, und dann würden ihn die Wächter der Hölle solchen Verhaltens wegen
zur Hölle hin wegschleppen. Würde er sich herausreden können: ,Es geschah um
meiner Eltern willen, daß ich mich dem Dhamma zuwider verhielt, daß ich mich
unrechtmäßig verhielt, also mögen mich die Wächter der Hölle nicht zur Hölle
hin wegschleppen‘? Oder würden seine Eltern ihn herausreden können: ,Es geschah
um unseretwillen, daß er sich dem Dhamma zuwider verhielt, daß er sich
unrechtmäßig verhielt, also mögen ihn die Wächter der Hölle nicht zur Hölle hin
wegschleppen‘?“
„Nein, Meister Sàriputta. Selbst wenn er laut aufschreien würde, würden ihn
die Wächter der Hölle in die Hölle schleudern.“

7. „Was meinst du, Dhànañjàni? Angenommen, hier würde sich jemand um
seiner Frau und Kinder willen dem Dhamma zuwider verhalten, würde sich unrechtmäßig
verhalten, und dann würden ihn die Wächter der Hölle solchen Verhaltens
wegen zur Hölle hin wegschleppen. Würde er sich herausreden können:
,Es geschah um meiner Frau und Kinder willen, daß ich mich dem Dhamma
zuwider verhielt, daß ich mich unrechtmäßig verhielt, also mögen mich die Wächter
der Hölle nicht zur Hölle hin wegschleppen‘? Oder würden seine Frau und
Kinder ihn herausreden können: ,Es geschah um unseretwillen, daß er sich dem
Dhamma zuwider verhielt, daß er sich unrechtmäßig verhielt, also mögen ihn die
Wächter der Hölle nicht zur Hölle hin wegschleppen‘?“
„Nein, Meister Sàriputta. Selbst wenn er laut aufschreien würde, würden ihn
die Wächter der Hölle in die Hölle schleudern.“

8. „Was meinst du, Dhànañjàni? Angenommen, hier würde sich jemand um
seiner Sklaven, Diener und Arbeiter willen dem Dhamma zuwider verhalten,
würde sich unrechtmäßig verhalten, und dann würden ihn die Wächter der Hölle
solchen Verhaltens wegen zur Hölle hin wegschleppen. Würde er sich herausreden
können: ,Es geschah um meiner Sklaven, Diener und Arbeiter willen, daß
ich mich dem Dhamma zuwider verhielt, daß ich mich unrechtmäßig verhielt,
also mögen mich die Wächter der Hölle nicht zur Hölle hin wegschleppen‘?
Oder würden seine Sklaven, Diener und Arbeiter ihn herausreden können: ,Es
geschah um unseretwillen, daß er sich dem Dhamma zuwider verhielt, daß er
sich unrechtmäßig verhielt, also mögen ihn die Wächter der Hölle nicht zur Hölle
hin wegschleppen‘?“
„Nein, Meister Sàriputta. Selbst wenn er laut aufschreien würde, würden ihn
die Wächter der Hölle in die Hölle schleudern.“

9. „Was meinst du, Dhànañjàni? Angenommen, hier würde sich jemand um
seiner Freunde und Gefährten willen dem Dhamma zuwider verhalten, würde sich
unrechtmäßig verhalten, und dann würden ihn die Wächter der Hölle solchen Verhaltens
wegen zur Hölle hin wegschleppen. Würde er sich herausreden können:
,Es geschah um meiner Freunde und Gefährten willen, daß ich mich dem Dhamma
zuwider verhielt, daß ich mich unrechtmäßig verhielt, also mögen mich die Wächter
der Hölle nicht zur Hölle hin wegschleppen‘? Oder würden seine Freunde und
Gefährten ihn herausreden können: ,Es geschah um unseretwillen, daß er sich
dem Dhamma zuwider verhielt, daß er sich unrechtmäßig verhielt, also mögen
ihn die Wächter der Hölle nicht zur Hölle hin wegschleppen‘?“
„Nein, Meister Sàriputta. Selbst wenn er laut aufschreien würde, würden ihn
die Wächter der Hölle in die Hölle schleudern.“

10. „Was meinst du, Dhànañjàni? Angenommen, hier würde sich jemand um
seiner Verwandten und Angehörigen willen dem Dhamma zuwider verhalten,
würde sich unrechtmäßig verhalten, und dann würden ihn die Wächter der Hölle
solchen Verhaltens wegen zur Hölle hin wegschleppen. Würde er sich herausreden
können: ,Es geschah um meiner Verwandten und Angehörigen willen, daß
ich mich dem Dhamma zuwider verhielt, daß ich mich unrechtmäßig verhielt,
also mögen mich die Wächter der Hölle nicht zur Hölle hin wegschleppen‘?
Oder würden seine Verwandten und Angehörigen ihn herausreden können: ,Es
geschah um unseretwillen, daß er sich dem Dhamma zuwider verhielt, daß er
sich unrechtmäßig verhielt, also mögen ihn die Wächter der Hölle nicht zur Hölle
hin wegschleppen‘?“
„Nein, Meister Sàriputta. Selbst wenn er laut aufschreien würde, würden ihn
die Wächter der Hölle in die Hölle schleudern.“

11. „Was meinst du, Dhànañjàni? Angenommen, hier würde sich jemand um
seiner Gäste willen dem Dhamma zuwider verhalten, würde sich unrechtmäßig
verhalten, und dann würden ihn die Wächter der Hölle solchen Verhaltens wegen
zur Hölle hin wegschleppen. Würde er sich herausreden können: ,Es geschah um
meiner Gäste willen, daß ich mich dem Dhamma zuwider verhielt, daß ich mich
unrechtmäßig verhielt, also mögen mich die Wächter der Hölle nicht zur Hölle
hin wegschleppen‘? Oder würden seine Gäste ihn herausreden können: ,Es geschah
um unseretwillen, daß er sich dem Dhamma zuwider verhielt, daß er sich
unrechtmäßig verhielt, also mögen ihn die Wächter der Hölle nicht zur Hölle hin
wegschleppen‘?“
„Nein, Meister Sàriputta. Selbst wenn er laut aufschreien würde, würden ihn
die Wächter der Hölle in die Hölle schleudern.“

12. „Was meinst du, Dhànañjàni? Angenommen, hier würde sich jemand um
seiner verstorben Vorfahren willen dem Dhamma zuwider verhalten, würde sich
unrechtmäßig verhalten, und dann würden ihn die Wächter der Hölle solchen
Verhaltens wegen zur Hölle hin wegschleppen. Würde er sich herausreden können:
,Es geschah um meiner verstorbenen Vorfahren willen, daß ich mich dem
Dhamma zuwider verhielt, daß ich mich unrechtmäßig verhielt, also mögen mich
die Wächter der Hölle nicht zur Hölle hin wegschleppen‘? Oder würden seine
verstorbenen Vorfahren ihn herausreden können: ,Es geschah um unseretwillen,
daß er sich dem Dhamma zuwider verhielt, daß er sich unrechtmäßig verhielt,
also mögen ihn die Wächter der Hölle nicht zur Hölle hin wegschleppen‘?“
„Nein, Meister Sàriputta. Selbst wenn er laut aufschreien würde, würden ihn
die Wächter der Hölle in die Hölle schleudern.“

13. „Was meinst du, Dhànañjàni? Angenommen, hier würde sich jemand um
der Himmelswesen willen dem Dhamma zuwider verhalten, würde sich unrechtmäßig
verhalten, und dann würden ihn die Wächter der Hölle solchen Verhaltens
wegen zur Hölle hin wegschleppen. Würde er sich herausreden können: ,Es geschah
um der Himmelswesen willen, daß ich mich dem Dhamma zuwider verhielt,
daß ich mich unrechtmäßig verhielt, also mögen mich die Wächter der
Hölle nicht zur Hölle hin wegschleppen‘? Oder würden die Himmelswesen ihn
herausreden können: ,Es geschah um unseretwillen, daß er sich dem Dhamma
zuwider verhielt, daß er sich unrechtmäßig verhielt, also mögen ihn die Wächter
der Hölle nicht zur Hölle hin wegschleppen‘?“
„Nein, Meister Sàriputta. Selbst wenn er laut aufschreien würde, würden ihn
die Wächter der Hölle in die Hölle schleudern.“

14. „Was meinst du, Dhànañjàni? Angenommen, hier würde sich jemand um
des Königs willen dem Dhamma zuwider verhalten, würde sich unrechtmäßig
verhalten, und dann würden ihn die Wächter der Hölle solchen Verhaltens wegen
zur Hölle hin wegschleppen. Würde er sich herausreden können: ,Es geschah um
des Königs willen, daß ich mich dem Dhamma zuwider verhielt, daß ich mich
unrechtmäßig verhielt, also mögen mich die Wächter der Hölle nicht zur Hölle
hin wegschleppen‘? Oder würde der König ihn herausreden können: ,Es geschah
um meinetwillen, daß er sich dem Dhamma zuwider verhielt, daß er sich unrechtmäßig
verhielt, also mögen ihn die Wächter der Hölle nicht zur Hölle hin
wegschleppen‘?“
„Nein, Meister Sàriputta. Selbst wenn er laut aufschreien würde, würden ihn
die Wächter der Hölle in die Hölle schleudern.“

15. „Was meinst du, Dhànañjàni? Angenommen, hier würde sich jemand dem
Dhamma zuwider verhalten, würde sich unrechtmäßig verhalten, um den Körper
zu erfrischen und zu ernähren, und dann würden ihn die Wächter der Hölle solchen
Verhaltens wegen zur Hölle hin wegschleppen. Würde er sich herausreden
können: ,Es geschah, um den Körper zu erfrischen und zu ernähren, daß ich mich
dem Dhamma zuwider verhielt, daß ich mich unrechtmäßig verhielt, also mögen
mich die Wächter der Hölle nicht zur Hölle hin wegschleppen‘? Oder würden
andere ihn herausreden können: ,Es geschah, um den Körper zu erfrischen und
zu ernähren, daß er sich dem Dhamma zuwider verhielt, daß er sich unrechtmäßig
verhielt, also mögen ihn die Wächter der Hölle nicht zur Hölle hin wegschleppen‘?“
„Nein, Meister Sàriputta. Selbst wenn er laut aufschreien würde, würden ihn
die Wächter der Hölle in die Hölle schleudern.“

16. „Was meinst du, Dhànañjàni? Welcher ist besser, einer, der sich um seiner
Eltern willen dem Dhamma zuwider verhält, sich unrechtmäßig verhält, oder
einer, der sich um seiner Eltern willen dem Dhamma gemäß verhält, sich rechtschaffen
verhält?“
„Meister Sàriputta, derjenige, der sich um seiner Eltern willen dem Dhamma
zuwider verhält, sich unrechtmäßig verhält, ist nicht der bessere; derjenige, der
sich um seiner Eltern willen dem Dhamma gemäß verhält, sich rechtschaffen
verhält, ist der bessere.“
„Dhànañjàni, es gibt andere Arten von Arbeit, ertragreich und in Übereinstimmung
mit dem Dhamma, mit denen man seine Eltern versorgen kann und zugleich
Übel vermeiden und Verdienstvolles ausüben kann.“

17. „Was meinst du, Dhànañjàni? Welcher ist besser, einer, der sich um seiner
Frau und Kinder willen dem Dhamma zuwider verhält, sich unrechtmäßig verhält,
oder einer, der sich um seiner Frau und Kinder willen dem Dhamma gemäß
verhält, sich rechtschaffen verhält?“
„Meister Sàriputta, derjenige, der sich um seiner Frau und Kinder willen willen
dem Dhamma zuwider verhält, sich unrechtmäßig verhält, ist nicht der bessere;
derjenige, der sich um seiner Frau und Kinder willen dem Dhamma gemäß
verhält, sich rechtschaffen verhält, ist der bessere.“
„Dhànañjàni, es gibt andere Arten von Arbeit, ertragreich und in Übereinstimmung
mit dem Dhamma, mit denen man seine Frau und Kinder versorgen kann
und zugleich Übel vermeiden und Verdienstvolles ausüben kann.“

18. „Was meinst du, Dhànañjàni? Welcher ist besser, einer, der sich um seiner
Sklaven, Diener und Arbeiter willen dem Dhamma zuwider verhält, sich unrechtmäßig
verhält, oder einer, der sich um seiner Sklaven, Diener und Arbeiter
willen dem Dhamma gemäß verhält, sich rechtschaffen verhält?“
„Meister Sàriputta, derjenige, der sich um seiner Sklaven, Diener und Arbeiter
willen dem Dhamma zuwider verhält, sich unrechtmäßig verhält, ist nicht der
bessere; derjenige, der sich um seiner Sklaven, Diener und Arbeiter willen dem
Dhamma gemäß verhält, sich rechtschaffen verhält, ist der bessere.“
„Dhànañjàni, es gibt andere Arten von Arbeit, ertragreich und in Übereinstimmung
mit dem Dhamma, mit denen man seine Sklaven, Diener und Arbeiter
versorgen kann und zugleich Übel vermeiden und Verdienstvolles ausüben
kann.“

19. „Was meinst du, Dhànañjàni? Welcher ist besser, einer, der sich um seiner
Freunde und Gefährten willen dem Dhamma zuwider verhält, sich unrechtmäßig
verhält, oder einer, der sich um seiner Freunde und Gefährten willen dem Dhamma
gemäß verhält, sich rechtschaffen verhält?“
„Meister Sàriputta, derjenige, der sich um seiner Freunde und Gefährten willen
dem Dhamma zuwider verhält, sich unrechtmäßig verhält, ist nicht der bessere;
derjenige, der sich um seiner Freunde und Gefährten willen dem Dhamma
gemäß verhält, sich rechtschaffen verhält, ist der bessere.“
„Dhànañjàni, es gibt andere Arten von Arbeit, ertragreich und in Übereinstimmung
mit dem Dhamma, mit denen man seine Pflicht gegenüber seinen Freunden
und Gefährten erfüllen kann und zugleich Übel vermeiden und Verdienstvolles
ausüben kann.“

20. „Was meinst du, Dhànañjàni? Welcher ist besser, einer, der sich um seiner
Verwandten und Angehörigen willen dem Dhamma zuwider verhält, sich unrechtmäßig
verhält, oder einer, der sich um seiner Verwandten und Angehörigen
willen dem Dhamma gemäß verhält, sich rechtschaffen verhält?“
„Meister Sàriputta, derjenige, der sich um seiner Verwandten und Angehörigen
willen dem Dhamma zuwider verhält, sich unrechtmäßig verhält, ist nicht
der bessere; derjenige, der sich um seiner Verwandten und Angehörigen willen
dem Dhamma gemäß verhält, sich rechtschaffen verhält, ist der bessere.“
„Dhànañjàni, es gibt andere Arten von Arbeit, ertragreich und in Übereinstimmung
mit dem Dhamma, mit denen man seine Pflicht gegenüber seinen Verwandten
und Angehörigen erfüllen kann und zugleich Übel vermeiden und
Verdienstvolles ausüben kann.“

21. „Was meinst du, Dhànañjàni? Welcher ist besser, einer, der sich um seiner
Gäste willen dem Dhamma zuwider verhält, sich unrechtmäßig verhält, oder einer,
der sich um seiner Gäste willen dem Dhamma gemäß verhält, sich rechtschaffen
verhält?“
„Meister Sàriputta, derjenige, der sich um seiner Gäste willen dem Dhamma
zuwider verhält, sich unrechtmäßig verhält, ist nicht der bessere; derjenige, der
sich um seiner Gäste willen dem Dhamma gemäß verhält, sich rechtschaffen
verhält, ist der bessere.“
„Dhànañjàni, es gibt andere Arten von Arbeit, ertragreich und in Übereinstimmung
mit dem Dhamma, mit denen man seine Pflicht gegenüber seinen Gästen
erfüllen kann und zugleich Übel vermeiden und Verdienstvolles ausüben
kann.“

22. „Was meinst du, Dhànañjàni? Welcher ist besser, einer, der sich um seiner
verstorbenen Vorfahren willen dem Dhamma zuwider verhält, sich unrechtmäßig
verhält, oder einer, der sich um seiner verstorbenen Vorfahren willen dem
Dhamma gemäß verhält, sich rechtschaffen verhält?“
„Meister Sàriputta, derjenige, der sich um seiner verstorbenen Vorfahren willen
dem Dhamma zuwider verhält, sich unrechtmäßig verhält, ist nicht der bessere;
derjenige, der sich um seiner verstorbenen Vorfahren willen dem Dhamma
gemäß verhält, sich rechtschaffen verhält, ist der bessere.“
„Dhànañjàni, es gibt andere Arten von Arbeit, ertragreich und in Übereinstimmung
mit dem Dhamma, mit denen man seine Pflicht gegenüber seinen verstorbenen
Vorfahren erfüllen kann und zugleich Übel vermeiden und Verdienstvolles
ausüben kann.“

23. „Was meinst du, Dhànañjàni? Welcher ist besser, einer, der sich um der
Himmelswesen willen dem Dhamma zuwider verhält, sich unrechtmäßig verhält,
oder einer, der sich um der Himmelswesen willen dem Dhamma gemäß
verhält, sich rechtschaffen verhält?“
„Meister Sàriputta, derjenige, der sich um der Himmelswesen willen dem
Dhamma zuwider verhält, sich unrechtmäßig verhält, ist nicht der bessere; derjenige,
der sich um der Himmelswesen willen dem Dhamma gemäß verhält, sich
rechtschaffen verhält, ist der bessere.“
„Dhànañjàni, es gibt andere Arten von Arbeit, ertragreich und in Übereinstimmung
mit dem Dhamma, mit denen man seine Pflicht gegenüber den Himmelswesen
erfüllen kann und zugleich Übel vermeiden und Verdienstvolles ausüben
kann.“

24. „Was meinst du, Dhànañjàni? Welcher ist besser, einer, der sich um des
Königs willen dem Dhamma zuwider verhält, sich unrechtmäßig verhält, oder
einer, der sich um des Königs willen dem Dhamma gemäß verhält, sich rechtschaffen
verhält?“
„Meister Sàriputta, derjenige, der sich um des Königs willen dem Dhamma
zuwider verhält, sich unrechtmäßig verhält, ist nicht der bessere; derjenige, der
sich um des Königs willen dem Dhamma gemäß verhält, sich rechtschaffen verhält,
ist der bessere.“
„Dhànañjàni, es gibt andere Arten von Arbeit, ertragreich und in Übereinstimmung
mit dem Dhamma, mit denen man seine Pflicht gegenüber dem König
erfüllen kann und zugleich Übel vermeiden und Verdienstvolles ausüben kann.“

25. „Was meinst du, Dhànañjàni? Welcher ist besser, einer, der sich, um den
Körper zu erfrischen und zu ernähren, dem Dhamma zuwider verhält, sich unrechtmäßig
verhält, oder einer, der sich, um den Körper zu erfrischen und zu
ernähren, dem Dhamma gemäß verhält, sich rechtschaffen verhält?“
„Meister Sàriputta, derjenige, der sich, um den Körper zu erfrischen und zu
ernähren, dem Dhamma zuwider verhält, sich unrechtmäßig verhält, ist nicht der
bessere; derjenige, der sich, um den Körper zu erfrischen und zu ernähren, dem
Dhamma gemäß verhält, sich rechtschaffen verhält, ist der bessere.“
„Dhànañjàni, es gibt andere Arten von Arbeit, ertragreich und in Übereinstimmung
mit dem Dhamma, mit denen man den Körper erfrischen und ernähren
kann und zugleich Übel vermeiden und Verdienstvolles ausüben kann.“

26. Dann erhob sich der Brahmane Dhànañjàni und nahm Abschied, entzückt
und erfreut über die Worte des ehrwürdigen Sàriputta.

27. Bei anderer Gelegenheit wurde der Brahmane Dhànañjàni krank, litt, erkrankte
ernsthaft. Da sagte er zu einem Mann: „Komm, guter Mann, geh zum
Erhabenen, huldige ihm in meinem Namen mit dem Kopf zu seinen Füßen und
sage: ,Ehrwürdiger Herr, der Brahmane Dhànañjàni ist krank, leidet, ist ernsthaft
erkrankt; er bringt Huldigung mit dem Kopf zu den Füßen des Erhabenen dar.‘
Dann geh zum ehrwürdigen Sàriputta, huldige ihm in meinem Namen mit dem
Kopf zu seinen Füßen und sage: ,Ehrwürdiger Herr, der Brahmane Dhànañjàni
ist krank, leidet, ist ernsthaft erkrankt; er bringt Huldigung mit dem Kopf zu den
Füßen des ehrwürdigen Sàriputta dar.‘ Dann sage: ,Es wäre gut, ehrwürdiger
Herr, wenn der ehrwürdige Sàriputta aus Mitgefühl zum Haus des Brahmanen
Dhànañjàni kommen würde.‘“
„Ja, ehrwürdiger Herr“, erwiderte der Mann, und er ging zum Erhabenen, und
nachdem er dem Erhabenen gehuldigt hatte, setzte er sich seitlich nieder und
überbrachte seine Botschaft. Dann ging er zum ehrwürdigen Sàriputta, und nachdem
er dem ehrwürdigen Sàriputta gehuldigt hatte, überbrachte er seine Botschaft,
mit den Worten: „Es wäre gut, ehrwürdiger Herr, wenn der ehrwürdige
Sàriputta aus Mitgefühl zum Haus des Brahmanen Dhànañjàni kommen würde.“
Der ehrwürdige Sàriputta stimmte schweigend zu.

28. Dann zog sich der ehrwürdige Sàriputta an, nahm seine Schale und äußere
Robe und ging zum Haus des Brahmanen Dhànañjàni, setzte sich auf einem vorbereiteten
Sitz nieder, und sagte zum Brahmanen Dhànañjàni: „Ich hoffe, du
wirst gesund, Brahmane, ich hoffe, es geht dir gut. Ich hoffe, deine schmerzhaften
Gefühle lassen nach und wachsen nicht an, und daß sich ihr Nachlassen,
nicht ihr Anwachsen zeigt.“

29. „Meister Sàriputta, ich werde nicht gesund, es geht mir nicht gut. Meine
schmerzhaften Gefühle wachsen an, sie lassen nicht nach; ihr Anwachsen zeigt
sich, und nicht ihr Nachlassen. So als ob ein starker Mann meinen Kopf mit
einem scharfen Schwert aufspaltete, so schneiden ungestüme Winde durch meinen
Kopf. Ich werde nicht gesund, es geht mir nicht gut. Meine schmerzhaften
Gefühle wachsen an, sie lassen nicht nach; ihr Anwachsen zeigt sich, und nicht
ihr Nachlassen. So als ob ein starker Mann ein zähes Lederband wie ein Stirnband
um meinen Kopf zusammenzöge, so gibt es heftige Schmerzen in meinem
Kopf. Ich werde nicht gesund, es geht mir nicht gut. Meine schmerzhaften Gefühle
wachsen an, sie lassen nicht nach; ihr Anwachsen zeigt sich, und nicht ihr
Nachlassen. So als ob ein geschickter Schlachter oder sein Gehilfe den Bauch
eines Ochsen aufschlitzte, so schlitzen ungestüme Winde meinen Bauch auf. Ich
werde nicht gesund, es geht mir nicht gut. Meine schmerzhaften Gefühle wachsen
an, sie lassen nicht nach; ihr Anwachsen zeigt sich, und nicht ihr Nachlassen.
So als ob zwei starke Männer einen schwächeren Mann packten und ihn über
einer Grube voll heißer Kohlen rösteten, so gibt es ein heftiges Brennen in meinem
Körper. Ich werde nicht gesund, es geht mir nicht gut. Meine schmerzhaften
Gefühle wachsen an, sie lassen nicht nach; ihr Anwachsen zeigt sich, und nicht
ihr Nachlassen.“

30. „Was meinst du, Dhànañjàni? Was ist besser – die Hölle oder das Tierreich?“
– „Das Tierreich, Meister Sàriputta.“ – „Was ist besser – das Tierreich
oder der Bereich der Hungergeister?“ – „Der Bereich der Hungergeister, Meister
Sàriputta.“ – „Was ist besser – der Bereich der Hungergeister oder die Menschen?“
– „Die Menschen, Meister Sàriputta.“ – „Was ist besser – die Menschen
oder die Wesen des Himmels der Vier Großen Könige?“ – „Die Wesen des Himmels
der Vier Großen Könige, Meister Sàriputta.“ – „Was ist besser – die Wesen
des Himmels der Vier Großen Könige oder die Wesen des Himmels der Dreiunddreißig?“
– „Die Wesen des Himmels der Dreiunddreißig, Meister Sàriputta.“ –
„Was ist besser – die Wesen des Himmels der Dreiunddreißig oder die Yàma
Devas?“ – „Die Yàma Devas, Meister Sàriputta.“ – „Was ist besser – die Yàma
Devas oder die Wesen des Tusita-Himmels?“ – „Die Wesen des Tusita-Himmels,
Meister Sàriputta.“ – „Was ist besser – die Wesen des Tusita-Himmels
oder die Himmelswesen, die sich am Erschaffen erfreuen?“ – „Die Himmelswesen,
die sich am Erschaffen erfreuen, Meister Sàriputta.“ – „Was ist besser –
die Himmelswesen, die sich am Erschaffen erfreuen, oder die Himmelswesen,
die Macht über die Schöpfungen anderer haben?“ „Die Himmelswesen, die Macht
über die Schöpfungen anderer haben, Meister Sàriputta.“

31. „Was meinst du, Dhànañjàni? Was ist besser – die Himmelswesen, die
Macht über die Schöpfungen anderer haben, oder die Brahmawelt?“
„Meister Sàriputta sagte ,die Brahmawelt‘. Meister Sàriputta sagte ,die Brahmawelt‘.“
Da dachte der ehrwürdige Sàriputta: „Diese Brahmanen sind der Brahmawelt
ergeben. Angenommen, ich zeige dem Brahmanen Dhànañjàni den Weg in die
Gesellschaft von Brahmà?“
„Dhànañjàni, ich werde dir den Weg in die Gesellschaft von Brahmà zeigen.
Höre zu und verfolge aufmerksam, was ich sagen werde.“ – „Ja, Herr“, erwiderte
er. Der ehrwürdige Sàriputta sagte dieses:

32. „Was ist der Weg in die Gesellschaft von Brahmà? Dhànañjàni, da verweilt
ein Bhikkhu, indem er eine Himmelsrichtung mit einem Herzen, erfüllt
von Liebender Güte, durchdringt, ebenso die zweite, ebenso die dritte, ebenso
die vierte Himmelsrichtung; auch nach oben, nach unten, in alle Richtungen und
überall hin, und zu allen wie zu sich selbst, verweilt er, indem er die allumfassende
Welt mit einem Herzen durchdringt, das von Liebender Güte erfüllt ist, unerschöpflich,
erhaben, unermeßlich, ohne Feindseligkeit und ohne Übelwollen. Dies
ist der Weg in die Gesellschaft von Brahmà.“

33. „Wiederum, Dhànañjàni, verweilt ein Bhikkhu, indem er eine Himmelsrichtung
mit einem Herzen durchdringt, das erfüllt ist von Mitgefühl; ebenso die
zweite, ebenso die dritte, ebenso die vierte Himmelsrichtung; auch nach oben,
nach unten, in alle Richtungen und überall hin, und zu allen wie zu sich selbst,
verweilt er, indem er die allumfassende Welt mit einem Herzen durchdringt, das
von Mitgefühl erfüllt ist, unerschöpflich, erhaben, unermeßlich, ohne Feindseligkeit
und ohne Übelwollen. Auch dies ist der Weg in die Gesellschaft von Brahmà.“

34. „Wiederum, Dhànañjàni, verweilt ein Bhikkhu, indem er eine Himmelsrichtung
mit einem Herzen durchdringt, das erfüllt ist von Mitfreude; ebenso die
zweite, ebenso die dritte, ebenso die vierte Himmelsrichtung; auch nach oben,
nach unten, in alle Richtungen und überall hin, und zu allen wie zu sich selbst,
verweilt er, indem er die allumfassende Welt mit einem Herzen durchdringt, das
von Mitfreude erfüllt ist, unerschöpflich, erhaben, unermeßlich, ohne Feindseligkeit
und ohne Übelwollen. Auch dies ist der Weg in die Gesellschaft von
Brahmà.“

35. „Wiederum, Dhànañjàni, verweilt ein Bhikkhu, indem er eine Himmelsrichtung
mit einem Herzen durchdringt, das erfüllt ist von Gleichmut; ebenso die
zweite, ebenso die dritte, ebenso die vierte Himmelsrichtung; auch nach oben,
nach unten, in alle Richtungen und überall hin, und zu allen wie zu sich selbst,
verweilt er, indem er die allumfassende Welt mit einem Herzen durchdringt, das
von Gleichmut erfüllt ist, unerschöpflich, erhaben, unermeßlich, ohne Feindseligkeit
und ohne Übelwollen. Auch dies ist der Weg in die Gesellschaft von
Brahmà.“

36. „Dann, Meister Sàriputta, huldige dem Erhabenen in meinem Namen mit
dem Kopf zu seinen Füßen und sage: ,Ehrwürdiger Herr, der Brahmane
Dhànañjàni ist krank, leidet, ist ernsthaft erkrankt; er bringt Huldigung mit dem
Kopf zu den Füßen des Erhabenen dar.‘“
Danach, nachdem der ehrwürdige Sàriputta den Brahmanen Dhànañjàni im
Weg zur minderwertigen Brahmawelt gefestigt hatte, erhob er sich von seinem
Sitz und nahm Abschied, obwohl es noch mehr zu tun gab 1). Kurz nachdem der
ehrwürdige Sàriputta gegangen war, starb der Brahmane Dhànañjàni und erschien
in der Brahmawelt wieder.

37. Der Erhabene richtete sich so an die Bhikkhus: „Ihr Bhikkhus, nachdem
Sàriputta den Brahmanen Dhànañjàni im Weg zur minderwertigen Brahmawelt
gefestigt hatte, erhob er sich von seinem Sitz und nahm Abschied, obwohl es
noch mehr zu tun gab.“

38. Dann ging der ehrwürdige Sàriputta zum Erhabenen, und nachdem er ihm
gehuldigt hatte, setzte er sich seitlich nieder und sagte: „Ehrwürdiger Herr, der
Brahmane Dhànañjàni ist krank, leidet, ist ernsthaft erkrankt; er bringt Huldigung
mit dem Kopf zu den Füßen des Erhabenen dar.“
„Sàriputta, nachdem du den Brahmanen Dhànañjàni im Weg zur minderwertigen
Brahmawelt gefestigt hattest, warum erhobst du dich von seinem Sitz und
nahmst Abschied, obwohl es noch mehr zu tun gab?“
„Ehrwürdiger Herr, ich dachte: ,Diese Brahmanen sind der Brahmawelt ergeben.
Angenommen, ich zeige dem Brahmanen Dhànañjàni den Weg in die Gesellschaft
von Brahmà.‘“
„Sàriputta, der Brahmane Dhànañjàni ist gestorben, und er ist in der Brahmawelt
wiedererschienen 2).“

Anmerkungen:
1) Sàriputta nahm Abschied, ohne ihm eine Belehrung gegeben zu haben, die ihm
überweltliche Verwirklichung ermöglicht und den Weg zu Nibbàna geöffnet hätte.
Im Vergleich zur Befreiung wird sogar Geburt in der Brahmawelt „minderwertig“
(hïna) genannt.
2) Hier schwingt ein milder Tadel mit. Der Buddha muß wohl gesehen haben, daß
Dhànañjàni das Potential zu höherer Verwirklichung hatte, da er selbst bei bestimmten
Anlässen nur den Weg zur Brahmawelt lehrte, wenn jenes Potential bei
seinen Zuhörern nicht vorhanden war.

Donnerstag, Juni 19th, 2008 Allgemeines Kommentare deaktiviert

MN96 – An Esukàri

Majjhima Nikàya 96

 

An Esukàri (Esukàri Sutta)

1. So habe ich gehört. Einmal hielt sich der Erhabene bei Sàvatthã im Jeta Hain,
dem Park des Anàthapindika auf.

2. Da ging der Brahmane Esukàrã zum Erhabenen und tauschte Grußformeln
mit ihm aus. Nach diesen höflichen und freundlichen Worten setzte er sich seitlich
nieder und sagte:

3. „Meister Gotama, die Brahmanen schreiben vier Ebenen des Dienens vor.
Sie schreiben die Ebene des Dienens gegenüber einem Brahmanen vor, die Ebene
des Dienens gegenüber einem Adeligen, die Ebene des Dienens gegenüber
einem Händler und die Ebene des Dienens gegenüber einem Arbeiter. Darin,
Meister Gotama, schreiben die Brahmanen dies als die Ebene des Dienens gegenüber
einem Brahmanen vor: ein Brahmane mag einem Brahmanen dienen,
ein Adeliger mag einem Brahmanen dienen, ein Händler mag einem Brahmanen
dienen, und ein Arbeiter mag einem Brahmanen dienen. Das ist die Ebene des
Dienens gegenüber einem Brahmanen, die die Brahmanen vorschreiben. Meister
Gotama, die Brahmanen schreiben dies als die Ebene des Dienens gegenüber
einem Adeligen vor: ein Adeliger mag einem Adeligen dienen, ein Händler
mag einem Adeligen dienen, und ein Arbeiter mag einem Adeligen dienen. Das
ist die Ebene des Dienens gegenüber einem Adeligen, die die Brahmanen vorschreiben.
Meister Gotama, die Brahmanen schreiben dies als die Ebene des
Dienens gegenüber einem Händler vor: ein Händler mag einem Händler dienen,
und ein Arbeiter mag einem Händler dienen. Das ist die Ebene des Dienens gegenüber
einem Händler, die die Brahmanen vorschreiben. Meister Gotama, die
Brahmanen schreiben dies als die Ebene des Dienens gegenüber einem Arbeiter
vor: nur ein Arbeiter mag einem Arbeiter dienen; denn wer sonst könnte einem
Arbeiter dienen? Das ist die Ebene des Dienens gegenüber einem Arbeiter, die
die Brahmanen vorschreiben. Was sagt Meister Gotama dazu?“

4. „Nun, Brahmane, hat alle Welt die Brahmanen dazu ermächtigt, diese vier
Ebenen des Dienens vorzuschreiben?“ – „Nein, Meister Gotama.“ – „Angenommen,
Brahmane, sie nötigten einem armen, bedürftigen Mann ohne einen Pfennig
ein Stück Fleisch auf und würden ihm dann sagen: ,Guter Mann, du mußt
dieses Fleisch essen und dafür bezahlen‘; ebenso schreiben die Brahmanen ohne
Zustimmung jener anderen Mönche und Brahmanen trotzdem jene vier Ebenen
des Dienens vor.“

5. „Ich sage nicht, Brahmane, daß allen gedient werden sollte, auch sage ich
anderen dient, aufgrund dieses Dienens schlechter und nicht besser wird, dann
sage ich, daß diesem anderen nicht gedient werden sollte. Und wenn jemand,
wenn er einem anderen dient, aufgrund dieses Dienens besser und nicht schlechter
wird, dann sage ich, daß diesem anderen gedient werden sollte.“

6. „Wenn sie einen Adeligen fragen würden: ,Welchem von diesen solltest du
dienen – einem, in dessen Diensten du schlechter und nicht besser wirst, aufgrund
des Dienens, oder einem, in dessen Diensten du besser und nicht schlechter
wirst, aufgrund des Dienens?‘, dann würde ein Adeliger richtigerweise so
Antwort geben: ,Ich sollte dem nicht dienen, in dessen Diensten ich schlechter
und nicht besser werde, aufgrund des Dienens; ich sollte dem dienen, in dessen
Diensten ich besser und nicht schlechter werde, aufgrund des Dienens.‘“
„Wenn sie einen Brahmanen fragen würden: ,Welchem von diesen solltest du
dienen – einem, in dessen Diensten du schlechter und nicht besser wirst, aufgrund
des Dienens, oder einem, in dessen Diensten du besser und nicht schlechter
wirst, aufgrund des Dienens?‘, dann würde ein Brahmane richtigerweise so
Antwort geben: ,Ich sollte dem nicht dienen, in dessen Diensten ich schlechter
und nicht besser werde, aufgrund des Dienens; ich sollte dem dienen, in dessen
Diensten ich besser und nicht schlechter werde, aufgrund des Dienens.‘“
„Wenn sie einen Händler fragen würden: ,Welchem von diesen solltest du
dienen – einem, in dessen Diensten du schlechter und nicht besser wirst, aufgrund
des Dienens, oder einem, in dessen Diensten du besser und nicht schlechter
wirst, aufgrund des Dienens?‘, dann würde ein Händler richtigerweise so
Antwort geben: ,Ich sollte dem nicht dienen, in dessen Diensten ich schlechter
und nicht besser werde, aufgrund des Dienens; ich sollte dem dienen, in dessen
Diensten ich besser und nicht schlechter werde, aufgrund des Dienens.‘“
„Wenn sie einen Arbeiter fragen würden: ,Welchem von diesen solltest du
dienen – einem, in dessen Diensten du schlechter und nicht besser wirst, aufgrund
des Dienens, oder einem, in dessen Diensten du besser und nicht schlechter
wirst, aufgrund des Dienens?‘, dann würde ein Arbeiter richtigerweise so
Antwort geben: ,Ich sollte dem nicht dienen, in dessen Diensten ich schlechter
und nicht besser werde, aufgrund des Dienens; ich sollte dem dienen, in dessen
Diensten ich besser und nicht schlechter werde, aufgrund des Dienens.‘“

7. „Ich sage nicht, Brahmane, daß einer besser ist, weil er aus einer aristokratischen
Familie stammt, auch sage ich nicht, daß einer schlechter ist, weil er aus
einer aristokratischen Familie stammt. Ich sage nicht, daß einer besser ist, weil
er von großer Schönheit ist, auch sage ich nicht, daß einer schlechter ist, weil er
von großer Schönheit ist. Ich sage nicht, daß einer besser ist, weil er großen
Reichtum besitzt, auch sage ich nicht, daß einer schlechter ist, weil er großen
Reichtum besitzt.“

8. „Denn, Brahmane, da kann es sein, daß einer aus einer aristokratischen
Familie Lebewesen tötet, nimmt, was nicht gegeben wurde, Fehlverhalten bei
Sinnesvergnügen übt, falsche Rede, boshafte Rede, grobe Rede übt, schwätzt,
habgierig ist, einen Geist voller Übelwollen hat und falsche Ansicht hegt.
Deshalb sage ich nicht, daß einer besser ist, weil er aus einer aristokratischen Familie
stammt. Aber, Brahmane, es kann auch sein, daß einer aus einer aristokratischen
Familie sich enthält, Lebewesen zu töten, zu nehmen, was nicht gegeben
wurde, sich des Fehlverhaltens bei Sinnesvergnügen, der falschen Rede, boshaften
Rede, groben Rede und des Schwätzens enthält, und daß er nicht habgierig
ist, einen Geist ohne Übelwollen hat und richtige Ansicht hegt. Deshalb sage ich
nicht, daß einer schlechter ist, weil er aus einer aristokratischen Familie stammt.“
„Brahmane, da kann es sein, daß einer von großer Schönheit Lebewesen tötet,
nimmt, was nicht gegeben wurde, Fehlverhalten bei Sinnesvergnügen übt, falsche
Rede, boshafte Rede, grobe Rede übt, schwätzt, habgierig ist, einen Geist
voller Übelwollen hat und falsche Ansicht hegt. Deshalb sage ich nicht, daß einer
besser ist, weil er von großer Schönheit ist. Aber, Brahmane, es kann auch
sein, daß einer von großer Schönheit sich enthält, Lebewesen zu töten, zu nehmen,
was nicht gegeben wurde, sich des Fehlverhaltens bei Sinnesvergnügen,
der falschen Rede, boshaften Rede, groben Rede und des Schwätzens enthält,
und daß er nicht habgierig ist, einen Geist ohne Übelwollen hat und richtige
Ansicht hegt. Deshalb sage ich nicht, daß einer schlechter ist, weil er von großer
Schönheit ist.“
„Brahmane, da kann es sein, daß einer, der großen Reichtum besitzt, Lebewesen
tötet, nimmt, was nicht gegeben wurde, Fehlverhalten bei Sinnesvergnügen
übt, falsche Rede, boshafte Rede, grobe Rede übt, schwätzt, habgierig ist, einen
Geist voller Übelwollen hat und falsche Ansicht hegt. Deshalb sage ich nicht,
daß einer besser ist, weil er großen Reichtum besitzt. Aber, Brahmane, es kann
auch sein, daß einer, der großen Reichtum besitzt, sich enthält, Lebewesen zu
töten, zu nehmen, was nicht gegeben wurde, sich des Fehlverhaltens bei Sinnesvergnügen,
der falschen Rede, boshaften Rede, groben Rede und des Schwätzens
enthält, und daß er nicht habgierig ist, einen Geist ohne Übelwollen hat und
richtige Ansicht hegt. Deshalb sage ich nicht, daß einer schlechter ist, weil er
großen Reichtum besitzt.“

9. „Ich sage nicht, Brahmane, daß allen gedient werden sollte, auch sage ich
nicht, daß keinem gedient werden sollte. Denn wenn jemandes Vertrauen, Sittlichkeit,
Gelehrsamkeit, Großzügigkeit und Weisheit aufgrund des Dienens in
dessen Diensten anwachsen, dann sage ich, daß diesem anderen gedient werden
sollte.“

10. Nach diesen Worten sagte der Brahmane Esukàrã zum Erhabenen: „Meister
Gotama, die Brahmanen schreiben vier Arten von Reichtum vor. Sie schreiben
die Lebensaufgabe 1) eines Brahmanen vor, die Lebensaufgabe eines Adeligen,
die Lebensaufgabe eines Händlers und die Lebensaufgabe eines Arbeiters. Darin,
Meister Gotama, schreiben die Brahmanen dies als die Lebensaufgabe eines
Brahmanen vor – den Almosengang; ein Brahmane, der seine eigene Lebensaufgabe,
den Almosengang, verschmäht, verletzt seine Pflicht, wie ein Wachmann,
der nimmt, was nicht gegeben wurde. Das ist die Lebensaufgabe eines Brahmanen,
die die Brahmanen vorschreiben. Meister Gotama, die Brahmanen schreiben dies
als die Lebensaufgabe eines Adeligen vor – den Bogen und Köcher; ein
Adeliger, der seine eigene Lebensaufgabe, den Bogen und Köcher, verschmäht,
verletzt seine Pflicht, wie ein Wachmann, der nimmt, was nicht gegeben wurde.
Das ist die Lebensaufgabe eines Adeligen, die die Brahmanen vorschreiben.
Meister Gotama, die Brahmanen schreiben dies als die Lebensaufgabe eines
Händlers vor – Ackerbau und Viehzucht; ein Händler, der seine eigene Lebensaufgabe,
Ackerbau und Viehzucht, verschmäht, verletzt seine Pflicht, wie ein
Wachmann, der nimmt, was nicht gegeben wurde. Das ist die Lebensaufgabe
eines Händlers, die die Brahmanen vorschreiben. Meister Gotama, die Brahmanen
schreiben dies als die Lebensaufgabe eines Arbeiters vor – die Sichel und
Schultertrage; ein Arbeiter, der seine eigene Lebensaufgabe, die Sichel und
Schultertrage, verschmäht, verletzt seine Pflicht, wie ein Wachmann, der nimmt,
was nicht gegeben wurde. Das ist die Lebensaufgabe eines Arbeiters, die die
Brahmanen vorschreiben. Was sagt Meister Gotama dazu?“

11. „Nun, Brahmane, hat alle Welt die Brahmanen dazu ermächtigt, diese vier
Arten von Lebensaufgabe vorzuschreiben?“ – „Nein, Meister Gotama.“ – „Angenommen,
Brahmane, sie nötigten einem armen, bedürftigen Mann ohne einen
Pfennig ein Stück Fleisch auf und würden ihm dann sagen: ,Guter Mann, du
mußt dieses Fleisch essen und dafür bezahlen‘; ebenso schreiben die Brahmanen
ohne Zustimmung jener anderen Mönche und Brahmanen trotzdem jene vier Arten
von Lebensaufgabe vor.“

12. „Ich, Brahmane, verkünde das edle, überweltliche Dhamma als eines Mannes
ureigene Lebensaufgabe. Aber indem man seine altehrwürdige mütterliche
und väterliche Abstammungslinie verfolgt, wird er gemäß seiner Wiedergeburt 2)
eingestuft. Wenn er in einer Familie von Adligen wiedergeboren wird, gilt er als
Adeliger; wenn er in einer Familie von Brahmanen wiedergeboren wird, gilt er
als Brahmane; wenn er in einer Familie von Händlern wiedergeboren wird, gilt
er als Händler; wenn er in einer Familie von Arbeitern wiedergeboren wird, gilt
er als Arbeiter. Genau so wie Feuer nach den jeweiligen Bedingungen, in deren
Abhängigkeit es brennt, eingestuft wird – wenn Feuer in Abhängigkeit von Holzscheiten
brennt, gilt es als Holzfeuer; wenn Feuer in Abhängigkeit von Reisigbündeln
brennt, gilt es als Reisigfeuer; wenn Feuer in Abhängigkeit von Gras
brennt, gilt es als Grasfeuer; wenn Feuer in Abhängigkeit von Kuhmist brennt,
gilt es als Kuhmistfeuer – ebenso, Brahmane, erkläre ich das edle, überweltliche
Dhamma als eines Mannes ureigene Lebensaufgabe. Aber indem man seine altehrwürdige
mütterliche und väterliche Abstammungslinie verfolgt, wird er gemäß
seiner Wiedergeburt eingestuft. Wenn er in einer Familie von Adligen
wiedergeboren wird, gilt er als Adeliger; wenn er in einer Familie von Brahmanen
wiedergeboren wird, gilt er als Brahmane; wenn er in einer Familie von
Händlern wiedergeboren wird, gilt er als Händler; wenn er in einer Familie von
Arbeitern wiedergeboren wird, gilt er als Arbeiter.“

13. „Wenn, Brahmane, irgendjemand aus einer Familie von Adeligen vom
Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit zieht, und, nachdem er dem Dhamma
und der Disziplin, die vom Tathàgata verkündet wird, begegnet ist, er sich davon
enthält, Lebewesen zu töten, zu nehmen, was nicht gegeben wurde, Fehlverhalten
bei Sinnesvergnügen zu üben, falsche Rede zu führen, gehässige Rede zu
führen, grobe Rede zu führen, zu schwätzen, und wenn er nicht habgierig ist,
einen Geist ohne Übelwollen hat, und richtige Ansicht hegt, dann ist er einer, der
den wahren Weg verwirklicht, das Dhamma, das heilsam ist. Wenn irgendjemand
aus einer Familie von Brahmanen vom Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit
zieht, und, nachdem er dem Dhamma und der Disziplin, die vom Tathàgata verkündet
wird, begegnet ist, er sich davon enthält, Lebewesen zu töten, zu nehmen,
was nicht gegeben wurde, Fehlverhalten bei Sinnesvergnügen zu üben, falsche
Rede zu führen, gehässige Rede zu führen, grobe Rede zu führen, zu schwätzen,
und wenn er nicht habgierig ist, einen Geist ohne Übelwollen hat, und richtige
Ansicht hegt, dann ist er einer, der den wahren Weg verwirklicht, das Dhamma,
das heilsam ist. Wenn irgendjemand aus einer Familie von Händlern vom Leben
zu Hause fort in die Hauslosigkeit zieht, und, nachdem er dem Dhamma und der
Disziplin, die vom Tathàgata verkündet wird, begegnet ist, er sich davon enthält,
Lebewesen zu töten, zu nehmen, was nicht gegeben wurde, Fehlverhalten bei
Sinnesvergnügen zu üben, falsche Rede zu führen, gehässige Rede zu führen,
grobe Rede zu führen, zu schwätzen, und wenn er nicht habgierig ist, einen Geist
ohne Übelwollen hat, und richtige Ansicht hegt, dann ist er einer, der den wahren
Weg verwirklicht, das Dhamma, das heilsam ist. Wenn irgendjemand aus einer
Familie von Arbeitern vom Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit zieht, und,
nachdem er dem Dhamma und der Disziplin, die vom Tathàgata verkündet wird,
begegnet ist, er sich davon enthält, Lebewesen zu töten, zu nehmen, was nicht
gegeben wurde, Fehlverhalten bei Sinnesvergnügen zu üben, falsche Rede zu
führen, gehässige Rede zu führen, grobe Rede zu führen, zu schwätzen, und wenn
er nicht habgierig ist, einen Geist ohne Übelwollen hat, und richtige Ansicht
hegt, dann ist er einer, der den wahren Weg verwirklicht, das Dhamma, das heilsam
ist.“

14. „Was meinst du, Brahmane? Ist nur ein Brahmane dazu fähig, einen Geist
der Liebenden Güte gegenüber einer bestimmten Region zu entfalten, ohne Feindseligkeit
und ohne Übelwollen, und ein Adeliger oder ein Händler oder ein Arbeiter
nicht?“
„Nein, Meister Gotama. Sei es ein Adeliger oder ein Brahmane oder ein Händler
oder ein Arbeiter – jene aus allen vier Kasten sind dazu fähig, einen Geist der
Liebenden Güte gegenüber einer bestimmten Region zu entfalten, ohne Feindseligkeit
und ohne Übelwollen.“
„Ebenso, Brahmane, wenn irgendjemand aus einer Familie von Adeligen vom
Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit zieht, und, nachdem er dem Dhamma
und der Disziplin, die vom Tathàgata verkündet wird, begegnet ist, er sich davon
enthält, Lebewesen zu töten, zu nehmen, was nicht gegeben wurde, Fehlverhalten
bei Sinnesvergnügen zu üben, falsche Rede zu führen, gehässige Rede zu
führen, grobe Rede zu führen, zu schwätzen, und wenn er nicht habgierig ist,
einen Geist ohne Übelwollen hat, und richtige Ansicht hegt, dann ist er einer, der
den wahren Weg verwirklicht, das Dhamma, das heilsam ist. Wenn irgendjemand
aus einer Familie von Brahmanen vom Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit
zieht, und, nachdem er dem Dhamma und der Disziplin, die vom Tathàgata verkündet
wird, begegnet ist, er sich davon enthält, Lebewesen zu töten, zu nehmen,
was nicht gegeben wurde, Fehlverhalten bei Sinnesvergnügen zu üben, falsche
Rede zu führen, gehässige Rede zu führen, grobe Rede zu führen, zu schwätzen,
und wenn er nicht habgierig ist, einen Geist ohne Übelwollen hat, und richtige
Ansicht hegt, dann ist er einer, der den wahren Weg verwirklicht, das Dhamma,
das heilsam ist. Wenn irgendjemand aus einer Familie von Händlern vom Leben
zu Hause fort in die Hauslosigkeit zieht, und, nachdem er dem Dhamma und der
Disziplin, die vom Tathàgata verkündet wird, begegnet ist, er sich davon enthält,
Lebewesen zu töten, zu nehmen, was nicht gegeben wurde, Fehlverhalten bei
Sinnesvergnügen zu üben, falsche Rede zu führen, gehässige Rede zu führen,
grobe Rede zu führen, zu schwätzen, und wenn er nicht habgierig ist, einen Geist
ohne Übelwollen hat, und richtige Ansicht hegt, dann ist er einer, der den wahren
Weg verwirklicht, das Dhamma, das heilsam ist. Wenn irgendjemand aus einer
Familie von Arbeitern vom Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit zieht, und,
nachdem er dem Dhamma und der Disziplin, die vom Tathàgata verkündet wird,
begegnet ist, er sich davon enthält, Lebewesen zu töten, zu nehmen, was nicht
gegeben wurde, Fehlverhalten bei Sinnesvergnügen zu üben, falsche Rede zu
führen, gehässige Rede zu führen, grobe Rede zu führen, zu schwätzen, und wenn
er nicht habgierig ist, einen Geist ohne Übelwollen hat, und richtige Ansicht
hegt, dann ist er einer, der den wahren Weg verwirklicht, das Dhamma, das heilsam
ist.“

15. „Was meinst du, Brahmane? Ist nur ein Brahmane dazu fähig, einen Badeschwamm
und Seifenpulver zu nehmen, zum Fluß zu gehen und Staub und
Schmutz abzuwaschen, und ein Adeliger oder ein Händler oder ein Arbeiter nicht?“
„Nein, Meister Gotama. Sei es ein Adeliger oder ein Brahmane oder ein Händler
oder ein Arbeiter – jene aus allen vier Kasten sind dazu fähig, einen Badeschwamm
und Seifenpulver zu nehmen, zum Fluß zu gehen und Staub und Schmutz abzuwaschen.“
„Ebenso, Brahmane, wenn irgendjemand aus einer Familie von Adeligen vom
Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit zieht, und, nachdem er dem Dhamma
und der Disziplin, die vom Tathàgata verkündet wird, begegnet ist, er sich davon
enthält, Lebewesen zu töten, zu nehmen, was nicht gegeben wurde, Fehlverhalten
bei Sinnesvergnügen zu üben, falsche Rede zu führen, gehässige Rede zu
führen, grobe Rede zu führen, zu schwätzen, und wenn er nicht habgierig ist,
einen Geist ohne Übelwollen hat, und richtige Ansicht hegt, dann ist er einer, der
den wahren Weg verwirklicht, das Dhamma, das heilsam ist. Wenn irgendjemand
aus einer Familie von Brahmanen vom Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit
zieht, und, nachdem er dem Dhamma und der Disziplin, die vom Tathàgata verkündet
wird, begegnet ist, er sich davon enthält, Lebewesen zu töten, zu nehmen,
was nicht gegeben wurde, Fehlverhalten bei Sinnesvergnügen zu üben, falsche
Rede zu führen, gehässige Rede zu führen, grobe Rede zu führen, zu schwätzen,
und wenn er nicht habgierig ist, einen Geist ohne Übelwollen hat, und richtige
Ansicht hegt, dann ist er einer, der den wahren Weg verwirklicht, das Dhamma,
das heilsam ist. Wenn irgendjemand aus einer Familie von Händlern vom Leben
zu Hause fort in die Hauslosigkeit zieht, und, nachdem er dem Dhamma und der
Disziplin, die vom Tathàgata verkündet wird, begegnet ist, er sich davon enthält,
Lebewesen zu töten, zu nehmen, was nicht gegeben wurde, Fehlverhalten bei
Sinnesvergnügen zu üben, falsche Rede zu führen, gehässige Rede zu führen,
grobe Rede zu führen, zu schwätzen, und wenn er nicht habgierig ist, einen Geist
ohne Übelwollen hat, und richtige Ansicht hegt, dann ist er einer, der den wahren
Weg verwirklicht, das Dhamma, das heilsam ist. Wenn irgendjemand aus einer
Familie von Arbeitern vom Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit zieht, und,
nachdem er dem Dhamma und der Disziplin, die vom Tathàgata verkündet wird,
begegnet ist, enthält er sich davon, Lebewesen zu töten, zu nehmen, was nicht
gegeben wurde, Fehlverhalten bei Sinnesvergnügen zu üben, falsche Rede zu
führen, gehässige Rede zu führen, grobe Rede zu führen, zu schwätzen, und wenn
er nicht habgierig ist, einen Geist ohne Übelwollen hat, und richtige Ansicht
hegt, dann ist er einer, der den wahren Weg verwirklicht, das Dhamma, das heilsam
ist.“

16. „Was meinst du, Brahmane? Angenommen, ein kopfgesalbter adeliger
König würde hundert Männer von unterschiedlicher Geburt versammeln und zu
ihnen sagen: ,Kommt, meine Herren, all jene, die in eine adelige Familie oder
eine brahmanische Familie oder eine königliche Familie geboren wurden, sollen
einen Reibestock aus Sàla-Holz, Salaëa-Holz, Sandel-Holz oder Padumaka-Holz
nehmen und damit ein Feuer entfachen und Hitze hervorbringen. Und all jene,
die in eine Familie von Unberührbaren geboren wurden, eine Familie von Fallenstellern,
eine Familie von Korbflechtern, eine Familie von Stellmachern oder
eine Familie von Straßenkehrern, sollen einen Reibestock nehmen, der aus dem
Holz von einem Wassernapf für Hunde, einem Schweinetrog, einem Abfalleimer
oder aus Rizinusöl-Holz hergestellt wurde und damit ein Feuer entfachen und
Hitze hervorbringen.‘“
„Was meinst du, Brahmane? Wenn von jemandem aus der ersten Gruppe ein
Feuer entfacht und Hitze hervorgebracht wird, würde jenes Feuer eine Flamme
haben, Farbe und Schein, und wäre es möglich, es für Zwecke zu verwenden, für
die Feuer geeignet ist, dagegen, wenn von jemandem aus der zweiten Gruppe ein
Feuer entfacht und Hitze hervorgebracht wird, würde jenes Feuer keine Flamme
haben, keine Farbe und keinen Schein, und wäre es nicht möglich, es für Zwecke
zu verwenden, für die Feuer geeignet ist?“
„Nein, Meister Gotama. Wenn von jemandem aus der ersten Gruppe ein Feuer
entfacht und Hitze hervorgebracht wird, dann würde jenes Feuer eine Flamme
haben, Farbe und Schein, und wäre es möglich, es für Zwecke zu verwenden, für
die Feuer geeignet ist. Und wenn von jemandem aus der zweiten Gruppe ein
Feuer entfacht und Hitze hervorgebracht wird, dann würde jenes Feuer auch eine
Flamme haben, Farbe und Schein, und wäre es möglich, es für Zwecke zu verwenden,
für die Feuer geeignet ist. Denn jegliches Feuer hat eine Flamme, Farbe
und Schein, und es ist möglich, jegliches für Zwecke zu verwenden, für die Feuer
geeignet ist.“
„Ebenso, Brahmane, wenn irgendjemand aus einer Familie von Adeligen vom
Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit zieht, und, nachdem er dem Dhamma
und der Disziplin, die vom Tathàgata verkündet wird, begegnet ist, er sich davon
enthält, Lebewesen zu töten, zu nehmen, was nicht gegeben wurde, Fehlverhalten
bei Sinnesvergnügen zu üben, falsche Rede zu führen, gehässige Rede zu führen,
grobe Rede zu führen, zu schwätzen, und wenn er nicht habgierig ist, einen
Geist ohne Übelwollen hat, und richtige Ansicht hegt, dann ist er einer, der den
wahren Weg verwirklicht, das Dhamma, das heilsam ist. Wenn irgendjemand aus
einer Familie von Brahmanen vom Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit zieht,
und, nachdem er dem Dhamma und der Disziplin, die vom Tathàgata verkündet
wird, begegnet ist, er sich davon enthält, Lebewesen zu töten, zu nehmen, was
nicht gegeben wurde, Fehlverhalten bei Sinnesvergnügen zu üben, falsche Rede
zu führen, gehässige Rede zu führen, grobe Rede zu führen, zu schwätzen, und
wenn er nicht habgierig ist, einen Geist ohne Übelwollen hat, und richtige Ansicht
hegt, dann ist er einer, der den wahren Weg verwirklicht, das Dhamma, das
heilsam ist. Wenn irgendjemand aus einer Familie von Händlern vom Leben zu
Hause fort in die Hauslosigkeit zieht, und, nachdem er dem Dhamma und der
Disziplin, die vom Tathàgata verkündet wird, begegnet ist, er sich davon enthält,
Lebewesen zu töten, zu nehmen, was nicht gegeben wurde, Fehlverhalten bei
Sinnesvergnügen zu üben, falsche Rede zu führen, gehässige Rede zu führen, grobe
Rede zu führen, zu schwätzen, und er nicht habgierig ist, einen Geist ohne Übelwollen
hat, und richtige Ansicht hegt, dann ist er einer, der den wahren Weg verwirklicht,
das Dhamma, das heilsam ist. Wenn irgendjemand aus einer Familie
von Arbeitern vom Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit zieht, und, nachdem
er dem Dhamma und der Disziplin, die vom Tathàgata verkündet wird, begegnet
ist, er sich davon enthält, Lebewesen zu töten, zu nehmen, was nicht gegeben
wurde, Fehlverhalten bei Sinnesvergnügen zu üben, falsche Rede zu führen, gehässige
Rede zu führen, grobe Rede zu führen, zu schwätzen, und wenn er nicht
habgierig ist, einen Geist ohne Übelwollen hat, und richtige Ansicht hegt, dann ist
er einer, der den wahren Weg verwirklicht, das Dhamma, das heilsam ist.“

17. Nach diesen Worten sagte der Brahmane Esukàrã zum Erhabenen: „Großartig,
Meister Gotama! Großartig, Meister Gotama! Das Dhamma ist von Meister
Gotama auf vielfältige Weise klar gemacht worden, so als ob er Umgestürztes
aufgerichtet, Verborgenes enthüllt, einem Verirrten den Weg gezeigt oder in der
Dunkelheit eine Lampe gehalten hätte, damit die Sehenden die Dinge erkennen
können. Ich nehme Zuflucht zu Meister Gotama und zum Dhamma und zur Sangha
der Bhikkhus. Möge Meister Gotama mich von heute an als Laien-Anhänger, der
zu ihm lebenslang Zuflucht genommen hat, annehmen.“

Anmerkungen:
1) Reichtum (dhana) und „Lebensaufgabe“ (sandhana), wörtlich „das, was zu Reichtum
führt“; Lebensunterhalt. BB übersetzt durchweg mit „Reichtum“, was in
diesem Zusammenhang ein bißchen holprig wirkt.
2) Attabhàvassa abhinibbatti: wörtlich „Wiederannehmen von Selbstwerdung“.

Donnerstag, Juni 19th, 2008 Allgemeines Kommentare deaktiviert

MN95 – Mit Canki

Majjhima Nikàya 95

 

Mit Canki (Canki Sutta)

1. So habe ich gehört. Einmal durchwanderte der Erhabene etappenweise das
Land Kosala, zusammen mit einer großen Sangha von Bhikkhus, und schließlich
gelangte er zu einem kosalischen Brahmanendorf namens Opasàda. Dort
hielt sich der Erhabene im Hain der Götter, dem Sàlahain nördlich von Opasàda
auf.

2. Bei jener Gelegenheit herrschte der Brahmane Caïkã über Opasàda, einen
Kronbesitz, der voll von Lebewesen war, reich an Weideland, Wald, Wasserstraßen
und Getreide, ein königliches Lehen, ein heiliges Stipendium, das ihm von
König Pasenadi von Kosala gegeben wurde.

3. Die brahmanischen Haushälter von Opasàda hörten: „Der Mönch Gotama,
der Sohn der Sakyer, der einen Sakyer-Klan verließ, um in die Hauslosigkeit zu
ziehen, wandert im Lande Kosala umher, zusammen mit einer großen Sangha
von Bhikkhus. Nun eilt Meister Gotama ein guter Ruf voraus, der folgendes
besagt: ,Jener Erhabene ist ein Verwirklichter, ein vollständig Erleuchteter, vollkommen
im wahren Wissen und erhaben im Verhalten, vollendet, Kenner der
Welten, unvergleichlicher Meister bezähmbarer Menschen, Lehrer himmlischer
und menschlicher Wesen, ein Erwachter, ein Erhabener. Er erläutert diese Welt
mit ihren Màras und Brahmàs, er erläutert diese Generation mit ihren Mönchen
und Brahmanen, ihren Prinzen und dem Volk, was er mit höherer Geisteskraft
selbst verwirklicht hat. Er lehrt das Dhamma, das gut am Anfang, gut in der
Mitte und gut am Ende ist, mit der richtigen Bedeutung und der richtigen Ausdrucksweise,
er enthüllt ein heiliges Leben, das äußerst vollkommen und rein
ist.‘ Es ist gut, solche Arahants zu sehen.“

4. Da machten sich die brahmanischen Haushälter von Opasàda in Gruppen
und Verbänden von Opasàda aus auf den Weg und gingen nach Norden, zum
Hain der Götter, zum Sàlahain.

5. Bei jener Gelegenheit hatte sich der Brahmane Caïkã in das obere Stockwerk
seines Palastes zur Mittagsruhe zurückgezogen. Da sah er die brahmanischen
Haushälter von Opasàda, die sich in Gruppen und Verbänden von Opasàda
aus auf den Weg machten und nach Norden, zum Hain der Götter, zum Sàlahain
gingen. Als er sie sah, fragte er seinen Minister: „Guter Minister, warum machen
sich die brahmanischen Haushälter von Opasàda in Gruppen und Verbänden von
Opasàda aus auf den Weg und gehen nach Norden, zum Hain der Götter, zum
Sàlahain?“

6. „Herr, dort ist der Mönch Gotama, der Sohn der Sakyer, der einen Sakyer
Klan verließ, um in die Hauslosigkeit zu ziehen, der im Lande Kosala umhergewandert
ist, zusammen mit einer großen Sangha von Bhikkhus. Nun eilt Meister
Gotama ein guter Ruf voraus, der folgendes besagt: ,Jener Erhabene ist ein
Verwirklichter, ein vollständig Erleuchteter, vollkommen im wahren Wissen und
erhaben im Verhalten, vollendet, Kenner der Welten, unvergleichlicher Meister
bezähmbarer Menschen, Lehrer himmlischer und menschlicher Wesen, ein Erwachter,
ein Erhabener. Er erläutert diese Welt mit ihren Màras und Brahmàs, er
erläutert diese Generation mit ihren Mönchen und Brahmanen, ihren Prinzen
und dem Volk, was er mit höherer Geisteskraft selbst verwirklicht hat. Er lehrt
das Dhamma, das gut am Anfang, gut in der Mitte und gut am Ende ist, mit der
richtigen Bedeutung und der richtigen Ausdrucksweise, er enthüllt ein heiliges
Leben, das äußerst vollkommen und rein ist.‘ Sie sind auf dem Weg zu diesem
Meister Gotama.“
„Dann, guter Minister, geh zu den brahmanischen Haushältern von Opasàda
und sage zu ihnen: ,Meine Herren, der Brahmane Caïkã sagt dieses: ›Bitte wartet,
meine Herren. Der Brahmane Caïkã will auch den Mönch Gotama aufsuchen.‹‘“
„Ja, Herr“, erwiderte der Minister, und er ging zu den brahmanischen Haushältern
von Opasàda und überbrachte ihnen die Botschaft.

7. Bei jener Gelegenheit hielten sich fünfhundert Brahmanen aus verschiedenen
Ländern bei Opasàda auf, um verschiedenen Geschäften nachzugehen. Sie
hörten: „Der Brahmane Caïkã, so heißt es, wird den Mönch Gotama aufsuchen.“
Da gingen sie zum Brahmanen Caïkã hin und fragten ihn: „Herr, ist es wahr, daß
du den Mönch Gotama aufsuchen wirst?“
„So ist es, meine Herren. Ich werde den Mönch Gotama aufsuchen.“

8. „Herr, suche nicht den Mönch Gotama auf. Es ist nicht angemessen, Meister
Caïkã, daß du den Mönch Gotama aufsuchst; vielmehr ist es angemessen,
daß der Mönch Gotama dich aufsucht. Denn du, Herr, bist von guter Herkunft
auf beiden Seiten, von reiner mütterlicher und väterlicher Abstammung, sieben
Generationen zurück, unangreifbar und einwandfrei hinsichtlich der Geburt. Weil
das so ist, Meister Caïkã, ist es nicht angemessen, daß du den Mönch Gotama
aufsuchst; vielmehr ist es angemessen, daß der Mönch Gotama dich aufsucht.
Du, Herr, bist reich, mit großem Reichtum und Besitz. Du, Herr, bist ein Meister
der drei Veden mit ihrem Wortschatz, der Liturgie, Klanglehre und Abstammungslehre,
und der Überlieferungsgeschichte als fünftem; gebildet in Sprachkunde
und Grammatik, bist du vollkommen in Naturphilosophie und den Merkmalen
eines Großen Mannes bewandert. Du, Herr, siehst gut aus, bist stattlich und anmutig,
du besitzt höchste Schönheit der Gesichtsfarbe, mit erhabener Schönheit
und erhabener Gegenwart, bemerkenswert anzusehen. Du, Herr, bist sittsam,
gereift in Sittlichkeit, du besitzt gereifte Sittlichkeit. Du, Herr, bist ein guter Redner
mit guter Vortragsweise; du äußerst Worte, die höflich, klar, tadellos sind und
den Sinn klar machen. Du, Herr, lehrst die Lehrer vieler Menschen, und dreihundert
brahmanische Studenten lehrst du die Rezitation der Hymnen. Du, Herr,
wirst von König Pasenadi von Kosala geehrt, respektiert, verehrt, in Ehren gehalten.
Du, Herr, wirst vom Brahmanen Pokkharasàti geehrt, respektiert, verehrt,
in Ehren gehalten. Du, Herr, herrschst über Opasàda, einen Kronbesitz, der
voll von Lebewesen ist, reich an Weideland, Wald, Wasserstraßen und Getreide,
ein königliches Lehen, ein heiliges Stipendium, das dir von König Pasenadi von
Kosala gegeben wurde. Weil das so ist, Meister Caïkã, ist es nicht angemessen,
daß du den Mönch Gotama aufsuchst; vielmehr ist es angemessen, daß der Mönch
Gotama dich aufsucht.“

9. Nach diesen Worten sagte der Brahmane Caïkã zu jenen Brahmanen: „Nun,
meine Herren, vernehmt von mir, warum es angemessen ist, daß ich Meister
Gotama aufsuche, und warum es nicht angemessen ist, daß Meister Gotama mich
aufsucht. Meine Herren, der Mönch Gotama ist von guter Herkunft auf beiden
Seiten, von reiner mütterlicher und väterlicher Abstammung, sieben Generationen
zurück, unangreifbar und einwandfrei hinsichtlich der Geburt. Weil das so
ist, meine Herren, ist es nicht angemessen, daß Meister Gotama mich aufsucht;
stattdessen ist es angemessen, daß ich Meister Gotama aufsuche. Meine Herren,
der Mönch Gotama zog in die Hauslosigkeit, wobei er viel Gold und Barren, das
in Gewölben und Schatzkammern weggeschlossen war, aufgab. Meine Herren,
der Mönch Gotama ging von zu Hause fort in die Hauslosigkeit, als er noch in
jungem Alter war, als schwarzhaariger junger Mann, mit Jugendlichkeit gesegnet,
in der Blüte seines Lebens. Meine Herren, der Mönch Gotama rasierte sich
Kopf- und Barthaar ab, zog die gelbe Robe an und ging von zu Hause fort in die
Hauslosigkeit, obwohl seine Mutter und sein Vater das nicht wünschten und mit
tränenüberströmtem Gesicht weinten. Meine Herren, der Mönch Gotama sieht
gut aus, ist stattlich und anmutig, besitzt höchste Schönheit der Gesichtsfarbe,
mit erhabener Schönheit und erhabener Gegenwart, bemerkenswert anzusehen.
Meine Herren, der Mönch Gotama ist sittsam, mit edler Sittlichkeit, mit heilsamer
Sittlichkeit, er besitzt heilsame Sittlichkeit. Meine Herren, der Mönch Gotama
ist ein guter Redner mit guter Vortragsweise; er äußert Worte, die höflich, klar,
tadellos sind und den Sinn klar machen. Meine Herren, der Mönch Gotama ist
ein Lehrer für die Lehrer vieler Menschen. Meine Herren, der Mönch Gotama ist
frei von sinnlicher Begierde und ohne persönliche Eitelkeit. Meine Herren, der
Mönch Gotama vertritt die Lehre von der moralischen Wirksamkeit von Handlung,
die Lehre von der moralischen Wirksamkeit von Taten; er trachtet nach
keinerlei Schaden für die Linie der Brahmanen. Meine Herren, der Mönch Gotama
zog von einer aristokratischen Familie fort, von einer der ursprünglichen adeligen
Familien. Meine Herren, der Mönch Gotama zog von einer reichen Familie
fort, von einer Familie von großem Reichtum und großem Besitz. Meine Herren,
die Menschen kommen aus entlegenen Königreichen und entlegenen Bezirken,
um dem Mönch Gotama Fragen zu stellen. Meine Herren, tausende von Himmelswesen
haben lebenslang zum Mönch Gotama Zuflucht genommen. Meine Herren,
Meister Gotama eilt ein guter Ruf voraus, der folgendes besagt: ,Jener
Erhabene ist ein Verwirklichter, ein vollständig Erleuchteter, vollkommen im
wahren Wissen und erhaben im Verhalten, vollendet, Kenner der Welten, unvergleichlicher
Meister bezähmbarer Menschen, Lehrer himmlischer und menschlicher
Wesen, ein Erwachter, ein Erhabener.‘ Meine Herren, der Mönch Gotama
besitzt die zweiunddreißig Merkmale eines Großen Mannes. Meine Herren, König
Seniya Bimbisàra von Magadha und seine Frau und Kinder haben lebenslang
zum Mönch Gotama Zuflucht genommen. Meine Herren, König Pasenadi von
Kosala und seine Frau und Kinder haben lebenslang zum Mönch Gotama Zuflucht
genommen. Meine Herren, der Brahmane Pokkharasàti und seine Frau
und Kinder haben lebenslang zum Mönch Gotama Zuflucht genommen. Meine
Herren, der Mönch Gotama ist bei Opasàda angekommen und hält sich bei
Opasàda im Hain der Götter, dem Sàlahain nördlich von Opasàda, auf. Nun sind
jegliche Mönche oder Brahmanen, die in unsere Stadt kommen, unsere Gäste,
und Gäste sollten geehrt, respektiert, verehrt werden, und es sollte ihnen Ehre
zuteil werden. Weil das so ist, meine Herren, ist es nicht angemessen, daß Meister
Gotama mich aufsucht; stattdessen ist es angemessen, daß ich Meister Gotama
aufsuche.“
„Meine Herren, das war jetzt das Lob auf Meister Gotama, soweit ich es gelernt
habe, aber das Lob auf Meister Gotama ist nicht darauf begrenzt, den das
Lob auf Meister Gotama ist unermeßlich. Da Meister Gotama jeden einzelnen
dieser Faktoren besitzt, ist es nicht angemessen, daß Meister Gotama mich aufsucht;
stattdessen ist es angemessen, daß ich Meister Gotama aufsuche. Daher,
meine Herren, wollen wir jetzt alle den Mönch Gotama aufsuchen.“

10. Dann ging der Brahmane Caïkã, zusammen mit einem großen Gefolge an
Brahmanen, zum Erhabenen und tauschte Grußformeln mit ihm aus. Nach diesen
höflichen und freundlichen Worten setzte er sich seitlich nieder.

11. Bei jener Gelegenheit hatte sich der Erhabene niedergesetzt und beendete
gerade ein freundliches Gespräch mit einigen älteren, sehr ehrwürdigen Brahmanen.
Zu der Zeit saß ein brahmanischer Student namens Kàpañhika in der
Versammlung. Er war jung, sechzehn Jahre alt, ein Meister der drei Veden mit
ihrem Wortschatz, der Liturgie, Klanglehre und Abstammungslehre, und der
Überlieferungsgeschichte als fünftem; gebildet in Sprachkunde und Grammatik,
war er vollkommen in Naturphilosophie und den Merkmalen eines Großen Mannes
bewandert. Während die älteren, sehr ehrwürdigen Brahmanen sich mit dem
Erhabenen unterhielten, platzte er oft herein und unterbrach ihr Gespräch. Da
tadelte der Erhabene den brahmanischen Studenten Kàpañhika so: „Der ehrwürdige
Bhàradvàja platze nicht herein und unterbreche die Rede der älteren, sehr
ehrwürdigen Brahmanen nicht, während sie sich unterhalten. Der ehrwürdige
Bhàradvàja warte ab, bis das Gespräch zu Ende ist.“
Nach diesen Worten sagte der Brahmane Caïkã zum Erhabenen: „Meister
Gotama tadele den brahmanischen Studenten Kàpañhika nicht. Der brahmanische
Student Kàpañhika ist ein Mann aus guter Familie, er ist sehr gebildet, er
kann sich gut ausdrücken, er ist weise; er ist in der Lage, an dieser Diskussion
mit Meister Gotama teilzunehmen.“

12. Da dachte der Erhabene: „Der brahmanische Student Kàpañhika muß sicherlich
in den Schriften der drei Veden perfekt bewandert sein, da die Brahmanen
ihn so ehren.“
Da dachte der brahmanische Student Kàpañhika: „Wenn der Mönch Gotama
den Blick zu mir wendet, werde ich ihm eine Frage stellen.“
Weil der Erhabene mit seinem Herzen den Gedanken im Herzen des brahmanischen
Studenten Kàpañhika erkannte, wendete er ihm den Blick zu. Da dachte
der brahmanische Student Kàpañhika: „Der Mönch Gotama hat sich mir zugewendet.
Angenommen, ich stelle ihm eine Frage.“ Dann sagte er zum Erhabenen:
„Meister Gotama, was die alten brahmanischen Hymnen angeht, die durch
mündliche Überlieferung und Schriftensammlungen überliefert worden sind, sind
die Brahmanen mit Bestimmtheit zu dem Schluß gekommen: ,Nur dies ist wahr,
alles andere ist falsch.‘ Was sagt Meister Gotama dazu?“

13. „Wie ist das, Bhàradvàja, gibt es unter den Brahmanen auch nur einen
einzigen Brahmanen, der sagt: ,Ich weiß dies, ich sehe dies: nur dies ist wahr,
alles andere ist falsch‘?“ – „Nein, Meister Gotama.“
„Wie ist das, Bhàradvàja, gibt es unter den Brahmanen auch nur einen einzigen
Lehrer oder auch nur einen einzigen Lehrer eines Lehrers, zurück bis zur
siebten Generation von Lehrern, der sagt: ,Ich weiß dies, ich sehe dies: nur dies
ist wahr, alles andere ist falsch‘?“ – „Nein, Meister Gotama.“
„Wie ist das, Bhàradvàja, die brahmanischen Seher der Vorzeit, die Erschaffer
der Hymnen, die Komponisten der Hymnen, deren alte Hymnen, die früher
gechantet, vorgetragen und gesammelt wurden, die Brahmanen heutzutage immer
noch chanten und nachsprechen, wobei sie nachsprechen, was gesagt wurde
und rezitieren, was rezitiert wurde – das heißt, Aññhaka, Vàmaka, Vàmadeva,
Vessàmitta, Yamataggi, Aïgirasa, Bhàradvàja, Vàseññha, Kassapa und Bhagu 1)
sagten etwa diese brahmanischen Seher der Vorzeit: ,Ich weiß dies, ich sehe dies:
nur dies ist wahr, alles andere ist falsch‘?“ – „Nein, Meister Gotama.“
„Also, Bhàradvàja, es scheint, als gäbe es unter den Brahmanen nicht einen
einzigen Brahmanen, der sagt: ,Ich weiß dies, ich sehe dies: nur dies ist wahr,
alles andere ist falsch‘. Und unter den Brahmanen gibt es keinen einzigen Lehrer
oder Lehrer eines Lehrers, zurück bis zur siebten Generation von Lehrern, der
sagt: ,Ich weiß dies, ich sehe dies: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch‘. Und
die brahmanischen Seher der Vorzeit, die Erschaffer der Hymnen, die Komponisten
der Hymnen, deren alte Hymnen, die früher gechantet, vorgetragen und gesammelt
wurden, die Brahmanen heutzutage immer noch chanten und
nachsprechen, wobei sie nachsprechen, was gesagt wurde und rezitieren, was
rezitiert wurde – das heißt, Aññhaka, Vàmaka, Vàmadeva, Vessàmitta, Yamataggi,
Aïgirasa, Bhàradvàja, Vàseññha, Kassapa und Bhagu – nicht einmal diese brahmanischen
Seher der Vorzeit sagten: ,Ich weiß dies, ich sehe dies: nur dies ist
wahr, alles andere ist falsch‘. Angenommen es gäbe eine Reihe blinder Männer,
jeder in Berührung mit dem nächsten: der erste sieht nichts, der mittlere sieht
nichts, und der letzte sieht nichts. Ebenso, Bhàradvàja, gleichen die Brahmanen,
was ihre Behauptung angeht, einer Reihe blinder Männer: der erste sieht nichts,
der mittlere sieht nichts, und der letzte sieht nichts. Was meinst du, Bhàradvàja,
nachdem das so ist, zeigt es sich da nicht, daß das Vertrauen der Brahmanen
keine Grundlage hat?“

14. „Die Brahmanen ehren dies nicht nur aus Vertrauen heraus, Meister Gotama.
Sie ehren es auch als eine mündliche Überlieferung.“
„Bhàradvàja, zuerst hast du einen Standpunkt eingenommen, der auf Vertrauen
beruht, und jetzt sprichst du von mündlicher Überlieferung. Es gibt fünf Dinge,
Bhàradvàja, die sich hier und jetzt auf zwei verschiedene Weisen zeigen
können. Welche fünf? Vertrauen, Billigung, mündliche Überlieferung, begründetes
Erdenken und reflektives Annehmen einer Ansicht. Diese fünf Dinge können
sich hier und jetzt auf zwei verschiedene Weisen zeigen. Etwas mag aus dem
Vertrauen heraus vollständig angenommen werden, und doch kann es leer, hohl
und falsch sein; aber etwas anderes mag nicht aus dem Vertrauen heraus vollständig
angenommen werden, und doch kann es den Tatsachen entsprechen, wahr
und ohne Fehler sein. Wiederum mag etwas vollständig gebilligt werden, und
doch kann es leer, hohl und falsch sein; aber etwas anderes mag nicht vollständig
gebilligt werden, und doch kann es den Tatsachen entsprechen, wahr und ohne
Fehler sein. Wiederum mag etwas vollständig Bestandteil mündlicher Überlieferung
sein, und doch kann es leer, hohl und falsch sein; aber etwas anderes mag
nicht vollständig Bestandteil mündlicher Überlieferung sein, und doch kann es
den Tatsachen entsprechen, wahr und ohne Fehler sein. Wiederum mag etwas
gut erdacht sein, und doch kann es leer, hohl und falsch sein; aber etwas anderes
mag nicht gut erdacht sein, und doch kann es den Tatsachen entsprechen, wahr
und ohne Fehler sein. Wiederum mag über etwas gut reflektiert worden sein, und
doch kann es leer, hohl und falsch sein; aber über etwas anderes mag nicht gut
reflektiert worden sein, und doch kann es den Tatsachen entsprechen, wahr und
ohne Fehler sein. Unter diesen Umständen ist es für einen Weisen, der die Wahrheit
aufrecht erhalten will, nicht angemessen, mit Bestimmtheit zu dem Schluß
zu kommen: ,Nur dies ist wahr, alles andere ist falsch.‘“

15. „Aber, Meister Gotama, wie gibt es dann ein Aufrechterhalten der Wahrheit?
Wie erhält man die Wahrheit aufrecht? Wir fragen Meister Gotama nach
dem Aufrechterhalten der Wahrheit.“
„Wenn ein Mann Vertrauen besitzt, Bhàradvàja, so erhält er die Wahrheit aufrecht,
wenn er sagt: ,Ich vertraue auf das‘; aber er kommt noch nicht mit Bestimmtheit
zu dem Schluß: ,Nur dies ist wahr, alles andere ist falsch.‘ Auf diese
Weise, Bhàradvàja, gibt es ein Aufrechterhalten der Wahrheit; auf diese Weise
erhält er die Wahrheit aufrecht; auf diese Weise beschreiben wir das Aufrechterhalten
der Wahrheit. Aber noch gibt es da kein Erwachen zur Wahrheit.“
„Wenn ein Mann etwas billigt, Bhàradvàja, so erhält er die Wahrheit aufrecht,
wenn er sagt: ,Ich billige das‘; aber er kommt noch nicht mit Bestimmtheit zu
dem Schluß: ,Nur dies ist wahr, alles andere ist falsch.‘ Auch auf diese Weise,
Bhàradvàja, gibt es dann ein Aufrechterhalten der Wahrheit; auf diese Weise erhält
er die Wahrheit aufrecht; auf diese Weise beschreiben wir das Aufrechterhalten
der Wahrheit. Aber noch gibt es da kein Erwachen zur Wahrheit.“
„Wenn ein Mann eine mündliche Überlieferung empfängt, Bhàradvàja, so erhält
er die Wahrheit aufrecht, wenn er sagt: ,Meine mündliche Überlieferung ist
so‘; aber er kommt noch nicht mit Bestimmtheit zu dem Schluß: ,Nur dies ist
wahr, alles andere ist falsch.‘ Auch auf diese Weise, Bhàradvàja, gibt es dann ein
Aufrechterhalten der Wahrheit; auf diese Weise erhält er die Wahrheit aufrecht;
auf diese Weise beschreiben wir das Aufrechterhalten der Wahrheit. Aber noch
gibt es da kein Erwachen zur Wahrheit.“
„Wenn ein Mann zu einem Schluß kommt, der auf begründetem Erdenken
beruht, Bhàradvàja, so erhält er die Wahrheit aufrecht, wenn er sagt: ,Ich habe
das erdacht‘; aber er kommt noch nicht mit Bestimmtheit zu dem Schluß: ,Nur
dies ist wahr, alles andere ist falsch.‘ Auch auf diese Weise, Bhàradvàja, gibt es
dann ein Aufrechterhalten der Wahrheit; auf diese Weise erhält er die Wahrheit
aufrecht; auf diese Weise beschreiben wir das Aufrechterhalten der Wahrheit.
Aber noch gibt es da kein Erwachen zur Wahrheit.“
„Wenn ein Mann reflektives Annehmen einer Ansicht erlangt, Bhàradvàja, so
erhält er die Wahrheit aufrecht, wenn er sagt: ,Ich habe diese Ansicht reflektiv
angenommen‘; aber er kommt noch nicht mit Bestimmtheit zu dem Schluß: ,Nur
dies ist wahr, alles andere ist falsch.‘ Auch auf diese Weise, Bhàradvàja, gibt es
dann ein Aufrechterhalten der Wahrheit; auf diese Weise erhält er die Wahrheit
aufrecht; auf diese Weise beschreiben wir das Aufrechterhalten der Wahrheit.
Aber noch gibt es da kein Erwachen zur Wahrheit 2).“

16. „Auf jene Weise, Meister Gotama, gibt es ein Aufrechterhalten der Wahrheit;
auf jene Weise erhält man die Wahrheit aufrecht; auf jene Weise erkennen
wir das Aufrechterhalten der Wahrheit an. Aber auf welche Weise gibt es ein
Erwachen zur Wahrheit? Auf welche Weise erwacht man zur Wahrheit? Wir fragen
Meister Gotama nach dem Erwachen zur Wahrheit.“

17. „Bhàradvàja, da mag ein Bhikkhu in Abhängigkeit von einem gewissen
Dorf oder einer gewissen Stadt leben. Dann geht ein Haushälter oder Sohn eines
Haushälters zu ihm hin und untersucht ihn in Hinsicht auf drei Arten von Geisteszuständen:
in Hinsicht auf Geisteszustände, die auf Gier beruhen, in Hinsicht
auf Geisteszustände, die auf Haß beruhen, und in Hinsicht auf Geisteszustände,
die auf Verblendung beruhen: ,Gibt es in diesem Ehrwürdigen irgendwelche
Geisteszustände, die auf Gier beruhen, so daß er mit einem Geist, der von jenen
Zuständen besessen ist, sagen könnte, ›Ich weiß‹, während er nicht weiß, und
›ich sehe‹, während er nicht sieht, oder daß er andere dazu drängen könnte, auf
eine Weise zu handeln, daß es lange zu ihrem Schaden und Leid gereichen würde?‘
Während er ihn untersucht, wird ihm klar: ,In diesem Ehrwürdigen gibt es
keine derartigen Geisteszustände, die auf Gier beruhen. Das körperliche Verhalten
und das sprachliche Verhalten dieses Ehrwürdigen ist nicht das von einem,
der unter dem Einfluß von Gier steht. Und das Dhamma, das dieser Ehrwürdige
lehrt, ist tiefgründig, schwer zu sehen und schwer zu verstehen, friedvoll und
erhaben, durch bloßes Nachdenken nicht zu erlangen, subtil, von den Weisen
selbst zu erfahren. Und es ist schwer für einen, der unter dem Einfluß von Gier
steht, dieses Dhamma zu lehren.‘“

18. „Wenn er ihn untersucht hat und gesehen hat, daß er von Geisteszuständen,
die auf Gier beruhen, geläutert ist, dann untersucht er ihn als nächstes in
Hinsicht auf Geisteszustände, die auf Haß beruhen: ,Gibt es in diesem Ehrwürdigen
irgendwelche Geisteszustände, die auf Haß beruhen, so daß er mit einem
Geist, der von jenen Zuständen besessen ist, sagen könnte, ›Ich weiß‹, während
er nicht weiß, und ›ich sehe‹, während er nicht sieht, oder daß er andere dazu
drängen könnte, auf eine Weise zu handeln, daß es lange zu ihrem Schaden und
Leid gereichen würde?‘ Während er ihn untersucht, wird ihm klar: ,In diesem
Ehrwürdigen gibt es keine derartigen Geisteszustände, die auf Haß beruhen. Das
körperliche Verhalten und das sprachliche Verhalten dieses Ehrwürdigen ist nicht
das von einem, der unter dem Einfluß von Haß steht. Und das Dhamma, das
dieser Ehrwürdige lehrt, ist tiefgründig, schwer zu sehen und schwer zu verstehen,
friedvoll und erhaben, durch bloßes Nachdenken nicht zu erlangen, subtil,
von den Weisen selbst zu erfahren. Und es ist schwer für einen, der unter dem
Einfluß von Haß steht, dieses Dhamma zu lehren.‘“

19. „Wenn er ihn untersucht hat und gesehen hat, daß er von Geisteszuständen,
die auf Haß beruhen, geläutert ist, dann untersucht er ihn als nächstes in
Hinsicht auf Geisteszustände, die auf Verblendung beruhen: ,Gibt es in diesem
Ehrwürdigen irgendwelche Geisteszustände, die auf Verblendung beruhen, so
daß er mit einem Geist, der von jenen Zuständen besessen ist, sagen könnte, ›Ich
weiß‹, während er nicht weiß, und ›ich sehe‹, während er nicht sieht, oder daß er
andere dazu drängen könnte, auf eine Weise zu handeln, daß es lange zu ihrem
Schaden und Leid gereichen würde?‘ Während er ihn untersucht, wird ihm klar:
,In diesem Ehrwürdigen gibt es keine derartigen Geisteszustände, die auf Verblendung
beruhen. Das körperliche Verhalten und das sprachliche Verhalten dieses
Ehrwürdigen ist nicht das von einem, der unter dem Einfluß von Verblendung
steht. Und das Dhamma, das dieser Ehrwürdige lehrt, ist tiefgründig, schwer zu
sehen und schwer zu verstehen, friedvoll und erhaben, durch bloßes Nachdenken
nicht zu erlangen, subtil, von den Weisen selbst zu erfahren. Und es ist schwer
für einen, der unter dem Einfluß von Verblendung steht, dieses Dhamma zu lehren.‘“

20. „Wenn er ihn untersucht hat und gesehen hat, daß er von Geisteszuständen,
die auf Verblendung beruhen, geläutert ist, dann setzt er sein Vertrauen3) in
ihn; voll Vertrauen besucht er ihn und erweist ihm Respekt; nachdem er ihm
Respekt erwiesen hat, hört er genau zu; wenn er genau zuhört, hört er das Dhamma;
wenn er das Dhamma gehört hat, merkt er es sich und untersucht die Bedeutung
der Lehren, die er sich gemerkt hat; wenn er ihre Bedeutung untersucht, erlangt
er ein reflektives Annehmen dieser Lehren; wenn er ein reflektives Annehmen
dieser Lehren erlangt hat, tritt Eifer hervor; wenn Eifer hervorgetreten ist, wendet
er seinen Willen an; wenn er seinen Willen angewendet hat, prüft er genau;
wenn er genau geprüft hat, bemüht er sich; wenn er sich entschlossen bemüht,
verwirklicht er mit dem Körper4) die letztendliche Wahrheit und sieht sie, indem
er sie mit Weisheit durchdringt. Auf diese Weise, Bhàradvàja, gibt es ein Erwachen
zur Wahrheit; auf diese Weise erwacht man zur Wahrheit; auf diese Weise
beschreiben wir das Erwachen zur Wahrheit. Aber noch gibt es da kein endgültiges
Erlangen der Wahrheit 5).“

21. „Auf jene Weise, Meister Gotama, gibt es ein Erwachen zur Wahrheit; auf
jene Weise erwacht man zur Wahrheit; auf jene Weise erkennen wir das Erwachen
zur Wahrheit an. Aber auf welche Weise gibt es ein endgültiges Erlangen
der Wahrheit? Auf welche Weise erlangt man endgültig die Wahrheit? Wir fragen
Meister Gotama nach dem endgültigen Erlangen der Wahrheit.“
„Das endgültige Erlangen der Wahrheit, Bhàradvàja, liegt in der Wiederholung,
Entwicklung und Entfaltung eben jener Dinge. Auf diese Weise, Bhàradvàja,
gibt es das endgültige Erlangen der Wahrheit; auf diese Weise erlangt man endgültig
die Wahrheit; auf diese Weise beschreiben wir das endgültige Erlangen
der Wahrheit.“

22. „Auf jene Weise, Meister Gotama, gibt es das endgültige Erlangen der
Wahrheit; auf jene Weise erlangt man endgültigdie Wahrheit; auf jene Weise erkennen
wir das endgültige Erlangen der Wahrheit an. Aber was, Meister Gotama,
ist am hilfreichsten für das endgültige Erlangen der Wahrheit? Wir fragen Meister
Gotama nach der Sache, die am hilfreichsten für das endgültige Erlangen der
Wahrheit ist.“
„Bemühen ist am hilfreichsten für das endgültige Erlangen der Wahrheit,
Bhàradvàja. Wenn man sich nicht bemüht, wird man die Wahrheit nicht endgültig
erlangen; aber weil man sich bemüht, erlangt man die Wahrheit endgültig.
Deshalb ist Bemühen am hilfreichsten für das endgültige Erlangen der Wahrheit.“

23. „Aber was, Meister Gotama, ist am hilfreichsten für das Bemühen? Wir
fragen Meister Gotama nach der Sache, die am hilfreichsten für das Bemühen
ist.“
„Genaues Prüfen ist am hilfreichsten für das Bemühen, Bhàradvàja. Wenn man
nicht genau prüft, wird man sich nicht bemühen; aber weil man genau prüft, bemüht
man sich. Deshalb ist genaues Prüfen am hilfreichsten für das Bemühen.“

24. „Aber was, Meister Gotama, ist am hilfreichsten für genaues Prüfen? Wir
fragen Meister Gotama nach der Sache, die am hilfreichsten für genaues Prüfen
ist ist.“
„Die Anwendung des Willens ist am hilfreichsten für genaues Prüfen,
Bhàradvàja. Wenn man seinen Willen nicht anwendet, wird man nicht genau
prüfen; aber weil man seinen Willen anwendet, prüft man genau. Deshalb ist die
Anwendung des Willens am hilfreichsten für das Bemühen.“

25. „Aber was, Meister Gotama, ist am hilfreichsten für die Anwendung des
Willens? Wir fragen Meister Gotama nach der Sache, die am hilfreichsten für die
Anwendung des Willens ist.“
„Eifer ist am hilfreichsten für die Anwendung des Willens, Bhàradvàja. Wenn
man keinen Eifer hervorbringt, wird man seinen Willen nicht anwenden; aber
weil man Eifer hervorbringt, wendet man seinen Willen an. Deshalb ist Eifer am
hilfreichsten für die Anwendung des Willens.“

26. „Aber was, Meister Gotama, ist am hilfreichsten für den Eifer? Wir fragen
Meister Gotama nach der Sache, die am hilfreichsten für den Eifer ist.“
„Ein reflektives Annehmen der Lehren ist am hilfreichsten für den Eifer,
Bhàradvàja. Wenn man kein reflektives Annehmen der Lehren erlangt, wird kein
Eifer hervortreten; aber weil man ein reflektives Annehmen der Lehren erlangt,
tritt Eifer hervor. Deshalb ist ein reflektives Annehmen der Lehren am hilfreichsten
für den Eifer.“

27. „Aber was, Meister Gotama, ist am hilfreichsten für ein reflektives Annehmen
der Lehren? Wir fragen Meister Gotama nach der Sache, die am hilfreichsten
für ein reflektives Annehmen der Lehren ist.“
„Untersuchen der Bedeutung ist am hilfreichsten für ein reflektives Annehmen
der Lehren, Bhàradvàja. Wenn man ihre Bedeutung nicht untersucht, wird
man kein reflektives Annehmen der Lehren erlangen; aber weil man ihre Bedeutung
untersucht, erlangt man ein reflektives Annehmen der Lehren. Deshalb ist
Untersuchen der Bedeutung am hilfreichsten für ein reflektives Annehmen der
Lehren.“

28. „Aber was, Meister Gotama, ist am hilfreichsten für das Untersuchen der
Bedeutung? Wir fragen Meister Gotama nach der Sache, die am hilfreichsten für
das Untersuchen der Bedeutung ist.“
„Sich die Lehren zu merken, ist am hilfreichsten für das Untersuchen der Bedeutung,
Bhàradvàja. Wenn man sich eine Lehre nicht merkt, wird man ihre Bedeutung
nicht untersuchen; aber weil man sich eine Lehre merkt, untersucht man
ihre Bedeutung. Deshalb ist es am hilfreichsten für das Untersuchen der Bedeutung,
wenn man sich die Lehren merkt.“

29. „Aber was, Meister Gotama, ist am hilfreichsten, um sich die Lehren zu
merken? Wir fragen Meister Gotama nach der Sache, die am hilfreichsten ist, um
sich die Lehren zu merken.“
„Das Dhamma zu hören, ist am hilfreichsten, um sich die Lehren zu merken,
Bhàradvàja. Wenn man das Dhamma nicht hört, wird man sich die Lehren nicht
merken; aber weil man das Dhamma hört, merkt man sich die Lehren. Deshalb
das Hören des Dhamma am hilfreichsten, um sich die Lehren zu merken.“

30. „Aber was, Meister Gotama, ist am hilfreichsten, um das Dhamma zu
hören? Wir fragen Meister Gotama nach der Sache, die am hilfreichsten ist, um
das Dhamma zu hören.“
„Genau zuzuhören ist am hilfreichsten, um das Dhamma zu hören, Bhàradvàja.
Wenn man nicht genau zuhört, wird man das Dhamma nicht hören; aber weil
man genau zuhört, hört man das Dhamma. Deshalb das genaues Zuhören am
hilfreichsten, um das Dhamma zu hören.“

31. „Aber was, Meister Gotama, ist am hilfreichsten, um genau zuzuhören?
Wir fragen Meister Gotama nach der Sache, die am hilfreichsten ist, um genau
zuzuhören.“
„Respekt zu erweisen ist am hilfreichsten, um genau zuzuhören, Bhàradvàja.
Wenn man Respekt nicht erweist, wird man nicht genau zuhören; aber weil man
Respekt erweist, hört man genau zu. Deshalb am hilfreichsten, Respekt zu erweisen,
um genau zuzuhören.“

32. „Aber was, Meister Gotama, ist am hilfreichsten, um Respekt zu erweisen?
Wir fragen Meister Gotama nach der Sache, die am hilfreichsten ist, um
Respekt zu erweisen.“
„(Den Lehrer) zu besuchen ist am hilfreichsten, um Respekt zu erweisen,
Bhàradvàja. Wenn man (den Lehrer) nicht besucht, wird man ihm Respekt nicht
erweisen; aber weil man (den Lehrer) besucht, erweist man ihm Respekt. Deshalb
am hilfreichsten, (den Lehrer) zu besuchen, um ihm Respekt zu erweisen.“

33. „Aber was, Meister Gotama, ist am hilfreichsten, um (den Lehrer) zu besuchen?
Wir fragen Meister Gotama nach der Sache, die am hilfreichsten ist, um
(den Lehrer) zu besuchen.“
„Vertrauen ist am hilfreichsten, um (den Lehrer) zu besuchen, Bhàradvàja.
Wenn Vertrauen (in den Lehrer) nicht entsteht, wird man ihn nicht besuchen;
aber weil Vertrauen (in den Lehrer) entsteht, besucht man ihn. Deshalb ist Vertrauen
am hilfreichsten, um (den Lehrer) zu besuchen.“

34. „Wir haben Meister Gotama über das Aufrechterhalten der Wahrheit befragt,
und Meister Gotama hat über das Aufrechterhalten der Wahrheit geantwortet;
wir billigen jene Antwort und nehmen sie an, und somit sind wir
zufriedengestellt. Wir haben Meister Gotama über das Erwachen zur Wahrheit
befragt, und Meister Gotama hat über das Erwachen zur Wahrheit geantwortet;
wir billigen jene Antwort und nehmen sie an, und somit sind wir zufriedengestellt.
Wir haben Meister Gotama über das endgültige Erlangen der Wahrheit
befragt, und Meister Gotama hat über das endgültige Erlangen der Wahrheit geantwortet;
wir billigen jene Antwort und nehmen sie an, und somit sind wir zufriedengestellt.
Wir haben Meister Gotama über die Sache, die am hilfreichsten
für das endgültige Erlangen der Wahrheit ist, befragt, und Meister Gotama hat
über die Sache, die am hilfreichsten für das endgültige Erlangen der Wahrheit ist,
geantwortet; wir billigen jene Antwort und nehmen sie an, und somit sind wir
zufriedengestellt. Worüber wir auch immer Meister Gotama befragt haben, das
hat er uns beantwortet; wir billigen jene Antwort und nehmen sie an, und somit
sind wir zufriedengestellt. Früher, Meister Gotama, pflegten wir zu denken: ,Wer
sind diese kahlköpfigen Mönche schon, diese dunkelhäutigen, niedrigen Abkömmlinge,
geboren aus den Füßen des Ahnen 6), daß sie das Dhamma erkennen könnten?‘
Aber Meister Gotama hat in der Tat in mir die Liebe zu den Mönchen
erweckt, Vertrauen in die Mönche, Ehrfurcht vor den Mönchen.“

35. „Großartig, Meister Gotama! Großartig, Meister Gotama! Das Dhamma
ist vom Erhabenen auf vielfältige Weise klar gemacht worden, so als ob er Umgestürztes
aufgerichtet, Verborgenes enthüllt, einem Verirrten den Weg gezeigt
oder in der Dunkelheit eine Lampe gehalten hätte, damit die Sehenden die Dinge
erkennen können. Ich nehme Zuflucht zu Meister Gotama und zum Dhamma
und zur Sangha der Bhikkhus. Möge Meister Gotama mich von heute an als
Laien-Anhänger, der zu ihm lebenslang Zuflucht genommen hat, annehmen.“

Anmerkungen:
1) Dies sind die Rishis der Vorzeit, die von den Brahmanen als göttlich inspirierte
Autoren der Veden betrachtet werden.
2) „Aufrechterhalten der Wahrheit“ bedeutet, den Erkenntnisstand wahrheitsgemäß
wiederzugeben. Das „Erkennen der Wahrheit“ bezieht sich auf den Inhalt des
Erkenntnisstands. Viele westliche Buddhisten neigen dazu, Dinge, die außerhalb
ihrer Reichweite liegen, spekulativ zu erörtern. Oft wird dabei so getan, als wüßte
man den Sachverhalt aus eigener Erfahrung, egal ob es dabei um Erleuchtungstheorien,
Leerheit, das Absolute oder was auch immer geht. Der Rat des Buddha
könnte da heilsam angewendet werden.
3) Vertrauen, das auf Untersuchung beruht; Weisheit und Vertrauen dieser Art fördern
sich gegenseitig. Begründetes Vertrauen erleichtert es, die Führung des Buddha
in Richtiger Ansicht anzunehmen; dieses Annehmen erleichtert das Erwachen
zur Wahrheit; jedes Erkennen dessen, was man mittels begründetem Vertrauen
vorher angenommen hatte, macht dieses Vertrauen stärker, usw.
4) MA sagt, es handle sich um den geistigen Körper. Vielleicht heißt „mit dem Körper“
einfach „zu Lebzeiten“, das heißt, man muß nicht auf irgendein jenseitiges
Heil warten.
5) „Erwachen zur Wahrheit“ dürfte sich auf Stromeintritt beziehen, „endgültiges
Erlangen der Wahrheit“ auf Arahantschaft.
6) Der Ahne ist Brahmà.

Donnerstag, Juni 19th, 2008 Allgemeines Kommentare deaktiviert

MN94 – An Ghoñamukha

Majjhima Nikàya 94

 

An Ghoñamukha (Ghonamukha Sutta)

1. So habe ich gehört. Einmal hielt sich der ehrwürdige Udena bei Bàràõasã im
Khemiya Mangohain auf.

2. Nun war bei jener Gelegenheit der Brahmane Ghoñamukha in Bàràõasã angekommen,
um verschiedenen Geschäften nachzugehen. Als er zum Zwecke
körperlicher Ertüchtigung umher ging und wanderte, gelangte er zum Khemiya
Mangohain. Zu diesem Zeitpunkt ging der ehrwürdige Udena im Freien auf und
ab. Da ging der Brahmane Ghoñamukha zum ehrwürdigen Udena hin und tauschte
Grußformeln mit ihm aus. Nach diesen höflichen und freundlichen Worten, sagte
er dieses, während er immer noch seitlich neben dem ehrwürdigen Udena auf
und ab ging: „Werter Mönch, es gibt kein Leben eines Wanderasketen, das mit
dem Dhamma übereinstimmt: so erscheint es mir hier, und das kann daran liegen,
daß ich hier noch keinen Ehrwürdigen wie dich gesehen habe oder weil ich
hier das Dhamma noch nicht gesehen habe.“

3. Nach diesen Worten verließ der ehrwürdige Udena den Gehpfad und ging
in seine Unterkunft, wo er sich auf einem vorbereiteten Sitz niederließ. Und auch
Ghoñamukha verließ den Gehpfad und ging in die Unterkunft, wo er zur Seite
stand. Da sagte der ehrwürdige Udena zu ihm: „Da sind Sitzgelegenheiten, Brahmane,
nimm Platz, wenn du willst.“
„Wir haben uns nicht hingesetzt, weil wir Meister Udenas (Worte) abgewartet
haben. Denn wie könnte es sich jemand wie wir herausnehmen, ohne Einladung
auf einem Sitz Platz zu nehmen?“

4. Dann nahm der Brahmane Ghoñamukha einen niedrigen Sitz ein, setzte sich
seitlich nieder und sagte zum ehrwürdigen Udena: „Werter Mönch, es gibt kein
Leben eines Wanderasketen, das mit dem Dhamma übereinstimmt: so erscheint
es mir hier, und das kann daran liegen, daß ich hier noch keinen Ehrwürdigen
wie dich gesehen habe oder weil ich hier das Dhamma noch nicht gesehen habe.“
„Brahmane, wenn du meinst, daß irgendeine meiner Aussagen Zustimmung
verdient, dann stimme ihr zu; wenn du meinst, gegen irgendeine meiner Aussagen
müßten Einwände erhoben werden, dann erhebe Einwände gegen sie; und
wenn du die Bedeutung irgendeiner meiner Aussagen nicht verstehst, dann bitte
mich um Erläuterung, mit den Worten: ,Wie verhält es sich damit, Meister Udena?
Was bedeutet dies?‘ Auf diese Weise können wir diese Angelegenheit erörtern.“
„Meister Udena, wenn ich meine, daß irgendeine der Aussagen von Meister
Udena Zustimmung verdient, dann werde ich ihr zustimmen; wenn ich meine,
gegen irgendeine seiner Aussagen müßten Einwände erhoben werden, dann werde
ich Einwände gegen sie erheben; und wenn ich die Bedeutung irgendeiner
Aussage von Meister Udena nicht verstehe, dann werde ich Meister Udena um
Erläuterung bitten, mit den Worten: ,Wie verhält es sich damit, Meister Udena?
Was bedeutet dies?‘ Auf diese Weise wollen wir diese Angelegenheit erörtern.“

5. „Brahmane, es gibt vier Arten von Personen, die man in der Welt finden
kann. Welche vier? Da quält eine bestimmte Art von Person sich selbst und verfolgt
die Praxis der Selbstfolter. Da quält eine bestimmte Art von Person andere
und verfolgt die Praxis, andere zu foltern. Da quält eine bestimmte Art von Person
sich selbst und verfolgt die Praxis der Selbstfolter, und sie quält auch andere
und verfolgt die Praxis, andere zu foltern. Da quält eine bestimmte Art von Person
sich nicht selbst oder verfolgt die Praxis der Selbstfolter nicht, und sie quält
andere nicht oder verfolgt die Praxis, andere zu foltern, nicht. Da sie weder sich
noch andere quält, ist sie hier und jetzt hungerfrei, erloschen und abgekühlt, und
sie verweilt, indem sie Glückseligkeit erlebt, weil sie selbst heilig geworden ist.
Welche der vier Arten von Personen stellt deinen Geist zufrieden, Brahmane?“
„Die ersten drei stellen meinen Geist nicht zufrieden, Meister Udena, aber die
letzte stellt meinen Geist zufrieden.“

6. „Aber, Brahmane, warum stellen die ersten drei Arten von Personen deinen
Geist nicht zufrieden?“
„Meister Udena, die Art von Person, die sich selbst quält und die Praxis der
Selbstfolter verfolgt, quält und foltert sich selbst, obwohl sie Glück begehrt und
vor Schmerz zurückschreckt; deshalb stellt diese Art von Person meinen Geist
nicht zufrieden. Und die Art von Person, die andere quält und die Praxis, andere
zu foltern, verfolgt, quält und foltert andere, die Glück begehren und vor Schmerz
zurückschrecken; deshalb stellt diese Art von Person meinen Geist nicht zufrieden.
Und die Art von Person, die sich selbst quält und die Praxis der Selbstfolter
verfolgt, und die auch andere quält und die Praxis, andere zu foltern, verfolgt,
quält sich und andere, die jeweils Glück begehren und vor Schmerz zurückschrekken;
deshalb stellt diese Art von Person meinen Geist nicht zufrieden. Aber,
Meister Udena, die Art von Person, die sich nicht selbst quält oder die Praxis der
Selbstfolter nicht verfolgt, und die andere nicht quält oder die Praxis, andere zu
foltern, nicht verfolgt; wer, da er weder sich selbst noch andere quält, hungerfrei,
erloschen und abgekühlt ist, und verweilt, indem er Glückseligkeit erlebt, weil er
selbst heilig geworden ist – der quält weder sich selbst noch andere, die jeweils
Glück begehren und vor Schmerz zurückschrecken. Deshalb stellt diese Art von
Person meinen Geist zufrieden.“

7. „Brahmane, es gibt zwei Arten von Gruppen von Menschen. Welche zwei?
Da giert eine gewisse Gruppe von Menschen nach Juwelen und Ohrringen und
trachtet nach Frauen und Kindern, Sklaven und Sklavinnen, Feldern und Ländereien,
Gold und Silber. Aber da giert eine gewisse Gruppe von Menschen nicht
nach Juwelen und Ohrringen, und ist, nachdem sie Frauen und Kinder, Sklaven
und Sklavinnen, Felder und Ländereien, Gold und Silber aufgegeben hat, vom
Leben zu Hause in die Hauslosigkeit fortgezogen. Nun gibt es diese Art von
Person, die sich nicht selbst quält oder die Praxis der Selbstfolter nicht verfolgt,
und die andere nicht quält oder die Praxis, andere zu foltern, nicht verfolgt; die,
da sie weder sich noch andere quält, hier und jetzt hungerfrei ist, erloschen und
abgekühlt, und die verweilt, indem sie Glückseligkeit erlebt, weil sie selbst heilig
geworden ist. In welcher der zwei Arten von Gruppen von Menschen siehst
du für gewöhnlich diese Person, Brahmane – in der Gruppe von Menschen, die
nach Juwelen und Ohrringen giert und nach Frauen und Kindern, Sklaven und
Sklavinnen, Feldern und Ländereien, Gold und Silber trachtet, oder in der Gruppe
von Menschen, die nicht nach Juwelen und Ohrringen giert, und die, nachdem
sie Frauen und Kinder, Sklaven und Sklavinnen, Felder und Ländereien, Gold
und Silber aufgegeben hat, vom Leben zu Hause in die Hauslosigkeit fortgezogen
ist?“
„Ich sehe für gewöhnlich diese Art von Person, Meister Udena, in der Gruppe
von Menschen, die nicht nach Juwelen und Ohrringen giert, und die, nachdem
sie Frauen und Kinder, Sklaven und Sklavinnen, Felder und Ländereien, Gold
und Silber aufgegeben hat, vom Leben zu Hause in die Hauslosigkeit fortgezogen
ist.“

8. „Aber gerade eben, Brahmane, haben wir dich sagen hören: ,Werter Mönch,
es gibt kein Leben eines Wanderasketen, das mit dem Dhamma übereinstimmt:
so erscheint es mir hier, und das kann daran liegen, daß ich hier noch keinen
Ehrwürdigen wie dich gesehen habe oder weil ich hier das Dhamma noch nicht
gesehen habe.‘“
„Gewiß, Meister Udena, es geschah um zu lernen, daß ich diese Worte äußerte.
Es gibt ein Leben eines Wanderasketen, das mit dem Dhamma übereinstimmt,
und Meister Udena möge jene meine Worte zur Kenntnis nehmen. Es wäre gut,
wenn Meister Udena mir aus Mitgefühl jene vier Arten von Personen, die er kurz
erwähnte, in Einzelheiten darlegen würde.“

9. „Dann, Brahmane, höre zu und verfolge aufmerksam, was ich sagen werde.“
– „Ja, Herr“, erwiderte der Brahmane Ghoñamukha. Der ehrwürdige Udena
sagte folgendes:

10. „Brahmane, welche Art von Person quält sich selbst und verfolgt die Praxis
der Selbstfolter? Da läuft eine bestimmte Person nackt herum, Sitten und
Gebräuche verwerfend, ihre Hände ableckend, kommt nicht, wenn sie darum
gebeten wird, bleibt nicht stehen, wenn sie darum gebeten wird; sie nimmt kein
Essen an, das ihr gebracht oder für sie zubereitet wurde, auch keine Einladung
(zum Essen); sie erhält nichts aus einem Topf, einer Schüssel, über eine Türschwelle,
einen Stab, einen Mörserstößel gereicht, von zwei zusammen Essenden,
einer Schwangeren, einer Stillenden, einer Frau, die bei einem Mann liegt,
von einem Ort, wo Essensverteilung angekündigt ist, wo ein Hund wartet, wo
die Fliegen summen; sie nimmt keinen Fisch oder Fleisch an; sie trinkt keinen
Schnaps, Wein oder fermentiertes Gebräu. Sie hält sich an einen Haushalt, einen
Bissen; sie hält sich an zwei Haushalte, zwei Bissen; sie hält sich an drei Haushalte,
drei Bissen; sie hält sich an vier Haushalte, vier Bissen; sie hält sich an
fünf Haushalte, fünf Bissen; sie hält sich an sechs Haushalte, sechs Bissen; sie
hält sich an sieben Haushalte, sieben Bissen. Sie lebt von einem Löffelvoll am
Tag, von zwei Löffelvoll am Tag, von drei Löffelvoll am Tag, von vier Löffelvoll
am Tag, von fünf Löffelvoll am Tag, von sechs Löffelvoll am Tag, von sieben
Löffelvoll am Tag. Sie nimmt einmal täglich Essen zu sich, alle zwei Tage, alle
drei Tage, alle vier Tage, alle fünf Tage, alle sechs Tage, alle sieben Tage; und so
weiter, bis zu einmal alle zwei Wochen, beschäftigt sie sich mit der Praxis, Essen
nur in festgelegten Abständen zu sich zu nehmen. Sie ißt Laub oder Hirse oder
wilden Reis oder Rindenspäne oder Moos oder Reisspelzen oder Reisabfall oder
Sesam-Mehl oder Gras oder Kuhdung. Sie lebt von Wurzeln und Früchten des
Waldes, sie ernährt sich von Fallobst. Sie kleidet sich in Hanf, in hanfhaltigen
Stoff, in Leichentücher, in Lumpen vom Müll, in Baumrinde, in Antilopenfell, in
Fetzen von Antilopenfell, in Gewirke aus Kusa-Gras, in Gewirke aus Baumrinde,
in Gewirke aus Hobelspänen, in Wolle aus Menschenhaar, in Wolle aus Tierhaar,
in Eulenflügel. Diese Person ist jemand, der sich die Haare und den Bart
ausreißt, der die Praxis des Haare- und Bartausreißens ausübt. Sie ist jemand, der
fortwährend steht, Sitzgelegenheiten verwerfend. Sie ist jemand, der fortwährend
auf dem Boden hockt, der sich der Beibehaltung der Hockstellung hingibt.
Sie ist jemand, der eine Matte aus Dornen benutzt; sie macht eine Matte aus
Dornen zu ihrem Bett. Sie beschäftigt sich mit der Ausübung der Praxis, bei der
sie dreimal täglich, auch abends, im Wasser steht. So verweilt sie, indem sie auf
solch vielfältige Weise die Praxis ausübt, den Körper zu quälen und abzutöten.
Dies nennt man die Art von Person, die sich selbst quält und die Praxis der Selbstfolter
verfolgt.“

11. „Welche Art von Person, Brahmane, quält andere und verfolgt die Praxis,
andere zu foltern? Da ist eine bestimmte Person ein Schafschlachter, ein Schweineschlachter,
ein Geflügelschlachter, ein Fallensteller, ein Jäger, ein Fischer, ein
Dieb, ein Henker, ein Gefängniswärter oder jemand, der einem anderen derart
grausamen Beruf nachgeht. Dies nennt man die Art von Person, die andere quält
und die Praxis, andere zu foltern, verfolgt.“

12. „Welche Art von Person, Brahmane, quält sich selbst und verfolgt die Praxis
der Selbstfolter, und quält auch andere und verfolgt die Praxis, andere zu
foltern? Da ist eine Person ein kopfgesalbter adeliger König oder ein wohlhabender
Brahmane. Nachdem er einen neuen Opfertempel im Osten der Stadt hat
erbauen lassen, und sich Kopfhaar und Bart hat abrasieren lassen, betritt er den
Opfertempel zusammen mit seiner Hauptkönigin und seinem brahmanischen
Hohepriester, wobei er in rauhes Leder gekleidet ist, seinen Körper mit Butterfett
und Öl eingeschmiert hat, und sich den Rücken mit einem Hirschgeweih
zerkratzt hat. Dort legt er sich auf den blanken, mit dem Opfergras bedeckten
Boden. Der König ernährt sich von der Milch aus der ersten Zitze einer Kuh mit
einem Kalb von gleicher Farbe, während die Königin sich von der Milch aus der
zweiten Zitze ernährt, und der brahmanische Hohepriester sich von der Milch
aus der dritten Zitze ernährt; die Milch aus der vierten Zitze gießen sie ins Feuer,
und das Kalb ernährt sich von dem, was übrig bleibt. Er sagt: ,So und so viele
Bullen sollen als Opfer getötet werden, so und so viele Jungrinder sollen als
Opfer getötet werden, so und so viele Färsen sollen als Opfer getötet werden, so
und so viele Ziegen sollen als Opfer getötet werden, so und so viele Schafe sollen
als Opfer getötet werden, so und so viele Bäume sollen für die Opferpfähle
gefällt werden, so und so viel Gras soll als Opfergras gemäht werden.‘ Und dann
treffen seine Sklaven, Dienstboten und Diener die Vorbereitungen, weinend, mit
angsterfüllten Gesichtern, angetrieben von der Furcht vor Strafe und von Angst.
Dies nennt man die Art von Person, die sich selbst quält und die Praxis der Selbstfolter
verfolgt, und die andere quält und die Praxis, andere zu foltern, verfolgt.“

13. „Welche Art von Person, Brahmane, quält sich nicht selbst oder verfolgt
die Praxis der Selbstfolter nicht und quält andere nicht oder verfolgt die Praxis,
andere zu foltern, nicht – derjenige, der weil er weder sich selbst noch andere
quält, hier und jetzt hungerfrei, erloschen und abgekühlt ist, und verweilt, indem
er Glückseligkeit erlebt, weil er selbst heilig geworden ist?“

14. „Brahmane, da erscheint ein Tathàgata in der Welt, ein Verwirklichter, ein
vollständig Erleuchteter, vollkommen im wahren Wissen und erhaben im Verhalten,
vollendet, Kenner der Welten, unvergleichlicher Meister bezähmbarer
Menschen, Lehrer himmlischer und menschlicher Wesen, ein Erwachter, ein Erhabener.
Er erläutert diese Welt mit ihren Màras und Brahmàs, er erläutert diese
Generation mit ihren Mönchen und Brahmanen, ihren Prinzen und dem Volk,
was er mit höherer Geisteskraft selbst erkannt hat. Er lehrt das Dhamma, das gut
am Anfang, gut in der Mitte und gut am Ende ist, mit der richtigen Bedeutung
und der richtigen Ausdrucksweise, er enthüllt ein heiliges Leben, das äußerst
vollkommen und rein ist.“

15. „Ein Haushälter oder Sohn eines Haushälters oder jemand, der in einer
anderen Familie geboren wird, hört jenes Dhamma. Wenn er das Dhamma hört,
erlangt er Vertrauen in den Tathàgata. Im Besitz jenes Vertrauens erwägt er: ,Das
Leben eines Haushälters ist eng und staubig; das Leben in der Hauslosigkeit ist
weit und offen. Während man zu Hause wohnt, ist es nicht leicht, das heilige
Leben zu führen, das zutiefst vollkommen und rein ist, wie eine polierte Muschel.
Angenommen, ich rasiere mir das Kopfhaar und den Bart ab, ziehe die
gelbe Robe an und ziehe vom Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit.‘ Bei
späterer Gelegenheit rasiert er sich das Kopfhaar und den Bart ab, zieht die gelbe
Robe an und zieht vom Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit, wobei er ein
kleines oder großes Vermögen, einen kleinen oder großen Verwandtenkreis aufgibt.“

16. „Nachdem er so in die Hauslosigkeit gezogen ist und die Übung und Lebensweise
der Bhikkhus auf sich genommen hat, enthält er sich davon, Lebewesen
zu töten, indem er es aufgegeben hat, Lebewesen zu töten; Stock und Waffen
beiseite gelegt, sanft und freundlich, lebt er voll Mitgefühl für alle Lebewesen.
Er enthält sich davon, das zu nehmen, was ihm nicht gegeben wurde, indem er es
aufgegeben hat zu nehmen, was nicht gegeben wurde; indem er nur nimmt, was
gegeben wurde, nur erwartet, was gegeben wurde, indem er nicht stiehlt, weilt er
in Reinheit. Indem er die Unkeuschheit aufgegeben hat, lebt er in Keuschheit,
lebt er losgelöst von der gewöhnlichen Praxis des Geschlechtsverkehrs und er
enthält sich davon.“
„Er enthält sich davon, die Unwahrheit zu sagen, indem er es aufgegeben hat,
die Unwahrheit zu sagen; er spricht die Wahrheit, hält sich an die Wahrheit, ist
vertrauenswürdig und verläßlich, er ist einer, der die Welt nicht täuscht. Er enthält
sich davon, gehässig zu sprechen, indem er es aufgegeben hat, gehässig zu
sprechen; er verbreitet nicht woanders, was er hier gehört hat, um jene Menschen
von den Menschen hier zu entzweien, auch verbreitet er nicht hier, was er woanders
gehört hat, um diese Menschen von jenen Menschen dort zu entzweien;
somit ist er einer, der diejenigen vereint, die vorher entzweit waren, einer, der
Freundschaft fördert, Eintracht genießt, sich über Eintracht freut, an Eintracht
Entzücken findet, jemand, der Worte äußert, die Eintracht säen. Er enthält sich
des Gebrauchs grober Worte, indem er den Gebrauch grober Worte aufgegeben
hat; er äußert Worte, die sanft, gefällig und liebenswert sind, die zu Herzen gehen,
höflich sind, nach denen es viele verlangt, die vielen angenehm sind. Er
enthält sich der Schwatzhaftigkeit, indem er die Schwatzhaftigkeit aufgegeben
hat; er redet zur rechten Zeit, sagt, was den Tatsachen entspricht, redet über das,
was gut ist, spricht über das Dhamma und die Disziplin; zur rechten Zeit sagt er
Worte, die wert sind, festgehalten zu werden, vernünftig, gemäßigt und heilsam.“
„Er enthält sich davon, Saatgut und Pflanzen zu beschädigen. Er übt sich darin,
nur zu einer Tageszeit zu essen, indem er sich davon enthält, nachts und außerhalb
der angemessenen Zeit zu essen. Er enthält sich des Tanzens, Singens,
Musizierens und des Besuchs von Theateraufführungen. Er enthält sich davon,
Schmuck zu tragen, sich mit Parfüm herauszuputzen und sich mit Kosmetik zu
verschönern. Er enthält sich hoher und breiter Betten. Er enthält sich davon, Gold
und Silber anzunehmen. Er enthält sich davon, ungekochtes Getreide anzunehmen.
Er enthält sich davon, rohes Fleisch anzunehmen. Er enthält sich davon,
Frauen und Mädchen anzunehmen. Er enthält sich davon, Sklaven und Sklavinnen
anzunehmen. Er enthält sich davon, Ziegen und Schafe anzunehmen. Er enthält
sich davon, Geflügel und Schweine anzunehmen. Er enthält sich davon,
Elefanten, Rinder, Pferde und Stuten anzunehmen. Er enthält sich davon, Felder
und Ländereien anzunehmen.Er enthält sich davon, Botengänge zu verrichten
und Botschaften zu übermitteln. Er enthält sich des Kaufens und Verkaufens. Er
enthält sich davon, falsche Gewichte, falsche Metalle und falsche Maße zu verwenden.
Er enthält sich des Schwindelns, Täuschens, Betrügens und der Hinterlist.
Er enthält sich der Körperverletzung, des Mordens, Fesselns, der Wegelagerei,
des Plünderns und der Gewalt.“

17. „Er begnügt sich mit Roben, um seinen Körper zu schützen, und mit
Almosenspeise, um seinen Magen zu füllen, und wohin er auch geht, nimmt er
nur diese mit. Gerade so wie ein Vogel, der, wohin er auch fliegt, nur mit seinen
Flügeln als Gepäck fliegt, so begnügt sich auch der Bhikkhu mit Roben, um
seinen Körper zu schützen, und mit Almosenspeise, um seinen Magen zu füllen,
und wohin er auch geht, nimmt er nur diese mit. Weil er diese Ansammlung edler
Sittlichkeit besitzt, erlebt er in sich eine Glückseligkeit, die ohne Tadel ist.“

18. „Wenn er mit dem Auge eine Form sieht, klammert er sich nicht an ihre
Zeichen und ihr Erscheinungsbild. Da üble, unheilsame Geisteszustände der Gier
und der Trauer in ihn eindringen könnten, wenn er den Sehsinn unkontrolliert
ließe, übt er sich in dessen Kontrolle, er beschützt den Sehsinn, er beschäftigt
sich mit der Kontrolle des Sehsinns. Wenn er mit dem Ohr einen Klang hört,
klammert er sich nicht an seine Zeichen und sein Erscheinungsbild. Da üble,
unheilsame Geisteszustände der Gier und der Trauer in ihn eindringen könnten,
wenn er den Hörsinn unkontrolliert ließe, übt er sich in dessen Kontrolle, er
beschützt den Hörsinn, er beschäftigt sich mit der Kontrolle des Hörsinns. Wenn
er mit der Nase einen Geruch riecht, klammert er sich nicht an seine Zeichen und
sein Erscheinungsbild. Da üble, unheilsame Geisteszustände der Gier und der
Trauer in ihn eindringen könnten, wenn er den Geruchsinn unkontrolliert ließe,
übt er sich in dessen Kontrolle, er beschützt den Geruchsinn, er beschäftigt sich
mit der Kontrolle des Geruchsinns. Wenn er mit der Zunge einen Geschmack
schmeckt, klammert er sich nicht an seine Zeichen und sein Erscheinungsbild.
Da üble, unheilsame Geisteszustände der Gier und der Trauer in ihn eindringen
könnten, wenn er den Geschmacksinn unkontrolliert ließe, übt er sich in dessen
Kontrolle, er beschützt den Geschmacksinn, er beschäftigt sich mit der Kontrolle
des Geschmacksinns. Wenn er mit dem Körper ein Berührungsobjekt fühlt,
klammert er sich nicht an seine Zeichen und sein Erscheinungsbild. Da üble,
unheilsame Geisteszustände der Gier und der Trauer in ihn eindringen könnten,
wenn er den Berührungssinn unkontrolliert ließe, übt er sich in dessen Kontrolle,
er beschützt den Berührungssinn, er beschäftigt sich mit der Kontrolle des
Berührungssinns. Wenn er mit dem Geist ein Geistesobjekt erfährt, klammert er
sich nicht an seine Zeichen und sein Erscheinungsbild. Da üble, unheilsame Geisteszustände
der Gier und der Trauer in ihn eindringen könnten, wenn er den
Geistsinn unkontrolliert ließe, übt er sich in dessen Kontrolle, er beschützt den
Geistsinn, er beschäftigt sich mit der Kontrolle des Geistsinns. Weil er diese edle
Sinneskontrolle besitzt, erlebt er in sich eine Glückseligkeit, die unbesudelt ist.“

19. „Er wird einer, der wissensklar handelt beim Hingehen und Zurückgehen;
der wissensklar handelt beim Hinschauen und Wegschauen; der wissensklar handelt
beim Beugen und Strecken der Glieder; der wissensklar handelt beim Tragen
der Robe und beim Umhertragen der äußeren Robe und der Schale; der
wissensklar handelt beim Essen, Trinken, Kauen und Schmecken; der wissensklar
handelt beim Entleeren von Kot und Urin; der wissensklar handelt beim
Gehen, Stehen, Sitzen, Einschlafen, Aufwachen, beim Reden und Schweigen.“

20. „Weil er diese Ansammlung edler Sittlichkeit, diese edle Sinneskontrolle
und diese edle Achtsamkeit und Wissensklarheit besitzt, zieht er sich an eine
abgeschiedene Lagerstätte zurück: in einen Wald, an den Fuß eines Baumes, auf
einen Berg, in eine Schlucht, in eine Berghöhle, an eine Leichenstätte, in ein
Dschungeldickicht, auf ein freies Feld, auf einen Strohhaufen.“

21. „Nach der Rückkehr von seiner Almosenrunde, nach seiner Mahlzeit, setzt
er sich mit gekreuzten Beinen und gerade aufgerichtetem Oberkörper hin und
hält die Achtsamkeit vor sich gegenwärtig. Indem er die Habgier nach weltlichen
Dingen überwindet, verweilt er mit einem Herzen, das frei ist von Habgier;
er läutert seinen Geist von Habgier. Indem er Übelwollen und Haß überwindet,
verweilt er mit einem Geist, der frei ist von Übelwollen, der Mitgefühl empfindet
für das Wohlergehen aller Lebewesen; er läutert seinen Geist von Übelwollen
und Haß. Indem er Trägheit und Mattheit überwindet, verweilt er frei von
Trägheit und Mattheit, lichten Geistes, achtsam und wissensklar; er läutert seinen
Geist von Trägheit und Mattheit. Indem er Rastlosigkeit und Gewissensunruhe
überwindet, verweilt er ausgeglichen, mit einem Geist, der inneren Frieden
hat; er läutert seinen Geist von Rastlosigkeit und Gewissensunruhe. Indem er
den Zweifel überwindet, verweilt er dem Zweifel entronnen, ohne Unsicherheit
in Bezug auf heilsame Geisteszustände; er läutert seinen Geist vom Zweifel.“

22. „Nachdem er diese fünf Hindernisse, diese Unvollkommenheiten des Herzens,
die die Weisheit schwächen, überwunden hat, tritt er ganz abgeschieden
von Sinnesvergnügen, abgeschieden von unheilsamen Geisteszuständen, in die
erste Vertiefung ein, die von anfänglicher und anhaltender Hinwendung des Geistes
begleitet ist, und verweilt darin, mit Verzückung und Glückseligkeit, die aus
der Abgeschiedenheit entstanden sind.“

23. „Wiederum, mit der Stillung der anfänglichen und anhaltenden Hinwendung
des Geistes (zum Meditationsobjekt) tritt er in die zweite Vertiefung ein,
die innere Beruhigung und Einheit des Herzens enthält, ohne anfängliche und
anhaltende Hinwendung des Geistes, und verweilt darin, mit Verzückung und
Glückseligkeit, die aus der Konzentration entstanden sind.“

24. „Wiederum, mit dem Verblassen der Verzückung, in Gleichmut verweilend,
achtsam und wissensklar, voll körperlich erlebter Glückseligkeit, tritt er in
die dritte Vertiefung ein, von der die Edlen sagen: ,Glückselig verweilt derjenige,
der voll Gleichmut und Achtsamkeit ist‘, und verweilt darin.“

25. „Mit dem Überwinden von Glück und Schmerz und dem schon früheren
Verschwinden von Freude und Trauer, tritt er in die vierte Vertiefung ein, die
aufgrund von Gleichmut Weder-Schmerzhaftes-noch-Angenehmes und Reinheit
der Achtsamkeit in sich hat, und verweilt darin.“

26. „Wenn sein konzentrierter Geist auf solche Weise geläutert, klar, makellos,
der Unvollkommenheit ledig, gefügig, nutzbar, stetig und unerschütterlich
ist, richtet er ihn auf das Wissen von der Erinnerung an frühere Leben. Er erinnert
sich an viele frühere Leben, das heißt, an eine Geburt, zwei Geburten, drei
Geburten, vier Geburten, fünf Geburten, zehn Geburten, zwanzig Geburten, dreißig
Geburten, vierzig Geburten, fünfzig Geburten, hundert Geburten, tausend
Geburten, hunderttausend Geburten, viele Äonen, in denen sich das Weltall zusammenzog,
viele Äonen, in denen sich das Weltall ausdehnte, viele Äonen, in
denen sich das Weltall zusammenzog und ausdehnte: ,Dort wurde ich soundso
genannt, war von solcher Familie, mit solcher Erscheinung, solcherart war meine
Nahrung, so mein Erleben von Glück und Schmerz, so meine Lebensspanne;
und nachdem ich von dort verschieden war, erschien ich woanders wieder; auch
dort wurde ich soundso genannt, war von solcher Familie, mit solcher Erscheinung,
war meine Nahrung solcherart, so mein Erleben von Glück und Schmerz,
so meine Lebensspanne; und nachdem ich von dort verschieden war, erschien
ich hier wieder.‘ So erinnert er sich an viele frühere Leben mit ihren Aspekten
und Besonderheiten.“

27. „Wenn sein konzentrierter Geist auf solche Weise geläutert, klar, makellos,
der Unvollkommenheit ledig, gefügig, nutzbar, stetig und unerschütterlich
ist, richtet er ihn auf das Wissen vom Sterben und Wiedererscheinen der Wesen.
Er sieht mit dem Himmlischen Auge, das geläutert und dem menschlichen überlegen
ist, die Wesen sterben und wiedererscheinen, niedrige und hohe, schöne
und häßliche, in Glück und Elend. Er versteht, wie die Wesen ihren Handlungen
gemäß weiterwandern: ,Diese geschätzten Wesen, die sich mit Körper, Sprache
und Geist übel benommen haben, die die Edlen geschmäht haben, die falsche
Ansichten hatten und diesen in ihren Taten Ausdruck verliehen, sind bei der Auflösung
des Körpers, nach dem Tode in Umständen, die von Entbehrungen geprägt
sind, wiedererschienen, an einem unglücklichen Bestimmungsort, in
Verderbnis, ja sogar in der Hölle; aber jene geschätzten Wesen, die sich mit Körper,
Sprache und Geist wohl benommen haben, die die Edlen nicht geschmäht
haben, die richtige Ansichten hatten und diesen in ihren Taten Ausdruck verliehen,
sind bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode an einem glücklichen
Bestimmungsort wiedererschienen, ja sogar in der himmlischen Welt.‘ So sieht
er mit dem Himmlischen Auge, das geläutert und dem menschlichen überlegen
ist, die Wesen sterben und wiedererscheinen, niedrige und hohe, schöne und häßliche,
in Glück und Elend, und er versteht, wie die Wesen ihren Handlungen
gemäß weiterwandern.“

28. „Wenn sein konzentrierter Geist auf solche Weise geläutert, klar, makellos,
der Unvollkommenheit ledig, gefügig, nutzbar, stetig und unerschütterlich
ist, richtet er ihn auf das Wissen von der Vernichtung der Triebe. Er versteht
der Wirklichkeit entsprechend: ,Dies ist Dukkha.‘ Er versteht der Wirklichkeit
entsprechend: ,Dies ist der Ursprung von Dukkha.‘ Er versteht der Wirklichkeit
entsprechend: ,Dies ist das Aufhören von Dukkha.‘ Er versteht der Wirklichkeit
entsprechend: ,Dies ist der Weg, der zum Aufhören von Dukkha führt.‘ Er
versteht der Wirklichkeit entsprechend: ,Dies sind die Triebe.‘ Er versteht der
Wirklichkeit entsprechend: ,Dies ist der Ursprung der Triebe.‘ Er versteht der
Wirklichkeit entsprechend: ,Dies ist das Aufhören der Triebe.‘ Er versteht der
Wirklichkeit entsprechend: ,Dies ist der Weg, der zum Aufhören der Triebe
führt.‘“

29. „Wenn er so weiß und sieht, ist sein Geist vom Sinnestrieb befreit, vom
Werdenstrieb und vom Unwissenheitstrieb. Wenn er so befreit ist, kommt das
Wissen: ,Er ist befreit.‘ Er versteht: ,Geburt ist zu Ende gebracht, das heilige
Leben ist gelebt, es ist getan, was getan werden mußte, darüber hinaus gibt es
nichts mehr.‘“

30. „Dies, Brahmane, nennt man die Art von Person, die sich nicht selbst quält
oder die Praxis der Selbstfolter nicht verfolgt, und die andere nicht quält oder die
Praxis, andere zu foltern, nicht verfolgt – derjenige, der, weil er weder sich noch
andere quält, hier und jetzt hungerfrei, erloschen und abgekühlt ist, und verweilt,
indem er Glückseligkeit erlebt, weil er selbst heilig geworden ist.“

31. Nach diesen Worten sagte der Brahmane Ghoñamukha zum ehrwürdigen
Udena: „Großartig, Meister Udena! Großartig, Meister Udena! Das Dhamma ist
von Meister Udena auf vielfältige Weise klar gemacht worden, so als ob er Umgestürztes
aufgerichtet, Verborgenes enthüllt, einem Verirrten den Weg gezeigt
oder in der Dunkelheit eine Lampe gehalten hätte, damit die Sehenden die Dinge
erkennen können. Ich nehme Zuflucht zu Meister Udena und zum Dhamma und
zur Sangha der Bhikkhus. Möge Meister Udena mich von heute an als Laien-
Anhänger, der zu ihm lebenslang Zuflucht genommen hat, annehmen.“

32. „Nimm nicht Zuflucht zu mir, Brahmane. Nimm Zuflucht zu dem selben
Erhabenen, zu dem auch ich Zuflucht genommen habe.“
„Wo hält er sich jetzt auf, jener Meister Gotama, der verwirklicht und vollständig
erleuchtet ist, Meister Udena?“
„Jener Erhabene, der verwirklicht und vollständig erleuchtet ist, hat das endgültige
Nibbàna erlangt, Brahmane.“
„Würden wir hören, daß sich Meister Gotama im Umkreis von zehn Meilen
aufhält, würden wir zehn Meilen zurücklegen, um jenen Meister Gotama, der
verwirklicht und vollständig erleuchtet ist, zu sehen. Würden wir hören, daß sich
Meister Gotama im Umkreis von zwanzig Meilen aufhält, würden wir zwanzig
Meilen zurücklegen, um jenen Meister Gotama, der verwirklicht und vollständig
erleuchtet ist, zu sehen. Würden wir hören, daß sich Meister Gotama im Umkreis
von dreißig Meilen aufhält, würden wir dreißig Meilen zurücklegen, um jenen
Meister Gotama, der verwirklicht und vollständig erleuchtet ist, zu sehen. Würden
wir hören, daß sich Meister Gotama im Umkreis von vierzig Meilen aufhält,
würden wir vierzig Meilen zurücklegen, um jenen Meister Gotama, der verwirklicht
und vollständig erleuchtet ist, zu sehen. Würden wir hören, daß sich Meister
Gotama im Umkreis von fünfzig Meilen aufhält, würden wir fünfzig Meilen zurücklegen,
um jenen Meister Gotama, der verwirklicht und vollständig erleuchtet
ist, zu sehen. Würden wir hören, daß sich Meister Gotama im Umkreis von
hundert Meilen aufhält, würden wir hundert Meilen zurücklegen, um jenen Meister
Gotama, der verwirklicht und vollständig erleuchtet ist, zu sehen. Aber da
jener Meister Gotama das endgültige Nibbàna erlangt hat, nehmen wir Zuflucht
zu jenem Meister Gotama und zum Dhamma und zur Sangha der Bhikkhus. Möge
Meister Udena mich als Laien-Anhänger, der lebenslang Zuflucht genommen
hat, annehmen.“

33. „Nun, Meister Udena, der König von Aïga gibt mir eine regelmäßige tägliche
Spende. Meister Udena gestatte mir, ihm davon eine regelmäßige Spende
zu geben.“
„Was für eine Art von regelmäßiger täglicher Spende gibt dir der König von
Aïga, Brahmane?“
„Fünfhundert Kahàpaõas, Meister Udena.“
„Es ist uns nicht gestattet, Gold und Silber anzunehmen, Brahmane.“
„Wenn es Meister Udena nicht gestattet ist, will ich ein Kloster für Meister
Udena bauen lassen.“
„Wenn es dich danach verlangt, ein Kloster für mich bauen zu lassen, Brahmane,
dann laß eine Versammlungshalle für die Sangha bei Pàñaliputta 1) bauen.“
„Ich bin umso mehr zufriedengestellt und erfreut, dadurch daß Meister Udena
mir vorschlägt, der Sangha ein Geschenk zu machen. Also werde ich mit dieser
regelmäßigen Spende und einer weiteren regelmäßigen Spende eine Versammlungshalle
für die Sangha bei Pàñaliputta bauen lassen.“
Dann ließ der Brahmane Ghoñamukha mit jener regelmäßigen Spende und
einer weiteren regelmäßigen Spende eine Versammlungshalle für die Sangha bei
Pàñaliputta bauen. Und jene wird jetzt Ghotamukhã genannt.

Anmerkungen:
1) Das heutige Patna im Bundesstaat Bihar.

Donnerstag, Juni 19th, 2008 Allgemeines Kommentare deaktiviert

MN93 – An Assalàyana

Majjhima Nikàya 93

 

An Assalàyana (Assalàyana Sutta)

1. So habe ich gehört. Einmal hielt sich der Erhabene bei Sàvatthã im Jeta Hain,
dem Park des Anàthapindika auf.

2. Nun hielten sich zu jener Zeit fünfhundert Brahmanen aus verschiedenen
Provinzen bei Sàvatthã auf, um verschiedenen Geschäften nachzugehen. Da dachten
jene Brahmanen: „Dieser Mönch Gotama beschreibt Läuterung für alle vier
Kasten. Wer ist hier in der Lage, mit ihm ein Streitgespräch über diese Behauptung
zu führen?“

3. Nun hielt sich bei jener Gelegenheit ein brahmanischer Student namens
Assalàyana bei Sàvatthã auf. Jung, mit rasiertem Kopf, sechzehnjährig war er ein
Meister der drei Veden mit ihrem Wortschatz, der Liturgie, Klanglehre und Abstammungslehre,
und der Überlieferungsgeschichte als fünftem; gebildet in
Sprachkunde und Grammatik, war er vollkommen in Naturphilosophie und den
Merkmalen eines Großen Mannes bewandert. Da dachten die Brahmanen: „Da
hält sich dieser junge brahmanischer Student namens Assalàyana bei Sàvatthã
auf. Jung, mit rasiertem Kopf, sechzehnjährig ist er ein Meister der drei Veden
mit ihrem Wortschatz, der Liturgie, Klanglehre und Abstammungslehre, und der
Überlieferungsgeschichte als fünftem; gebildet in Sprachkunde und Grammatik,
ist er vollkommen in Naturphilosophie und den Merkmalen eines Großen Mannes
bewandert. Er wird in der Lage sein, mit dem Mönch Gotama ein Streitgespräch
über diese Behauptung zu führen.“

4. Also gingen die Brahmanen zu dem brahmanischen Studenten Assalàyana
und sagten zu ihm: „Meister Assalàyana, dieser Mönch Gotama beschreibt Läuterung
für alle vier Kasten. Meister Assalàyana komme und führe mit dem Mönch
Gotama ein Streitgespräch über diese Behauptung.“
Nach diesen Worten erwiderte der brahmanische Student Assalàyana: „Meine
Herren, der Mönch Gotama ist einer, der das Dhamma spricht. Nun ist es sehr
schwierig, mit jenen, die das Dhamma sprechen, ein Streitgespräch zu führen.
Ich bin nicht in der Lage, mit dem Mönch Gotama ein Streitgespräch über diese
Behauptung zu führen.“
Ein zweites Mal sagten die Brahmanen zu ihm: „Meister Assalàyana, dieser
Mönch Gotama beschreibt Läuterung für alle vier Kasten. Meister Assalàyana
komme und führe mit dem Mönch Gotama ein Streitgespräch über diese Behauptung.
Denn Meister Assalàyana hat die Ausbildung zum Wanderasketen hinter
sich gebracht.“
Ein zweites Mal erwiderte der brahmanische Student Assalàyana: „Meine
Herren, der Mönch Gotama ist einer, der das Dhamma spricht. Nun ist es sehr
schwierig, mit jenen, die das Dhamma sprechen, ein Streitgespräch zu führen.
Ich bin nicht in der Lage, mit dem Mönch Gotama ein Streitgespräch über diese
Behauptung zu führen.“
Ein drittes Mal sagten die Brahmanen zu ihm: „Meister Assalàyana, dieser
Mönch Gotama beschreibt Läuterung für alle vier Kasten. Meister Assalàyana
komme und führe mit dem Mönch Gotama ein Streitgespräch über diese Behauptung.
Denn Meister Assalàyana hat die Ausbildung zum Wanderasketen hinter
sich gebracht. Meister Assalàyana nehme keine Niederlage hin, ohne überhaupt
gekämpft zu haben.“
Nach diesen Worten erwiderte der brahmanische Student Assalàyana: „Meine
Herren, der Mönch Gotama ist einer, der das Dhamma spricht. Nun ist es sehr
schwierig, mit jenen, die das Dhamma sprechen, ein Streitgespräch zu führen. Ich
bin nicht in der Lage, mit dem Mönch Gotama ein Streitgespräch über diese Behauptung
zu führen. Und doch, meine Herren, werde ich auf euer Bitten hin gehen.“

5. Dann ging der brahmanische Student Assalàyana zusammen mit einer großen
Anzahl von Brahmanen zum Erhabenen und tauschte Grußformeln mit ihm
aus. Nach diesen höflichen und freundlichen Worten setzte er sich seitlich nieder
und sagte zum Erhabenen: „Meister Gotama, die Brahmanen sagen: ,Brahmanen
sind die höchste Kaste, die Angehörigen anderer Kasten sind von niedrigerem
Stand; Brahmanen sind die hellhäutigste Kaste, die Angehörigen anderer Kasten
sind dunkel; nur Brahmanen sind rein, Nicht-Brahmanen sind es nicht; allein die
Brahmanen sind die Söhne von Brahmà, die Abkömmlinge von Brahmà, aus
seinem Mund geboren, von Brahmà geboren, von Brahmà erschaffen, Erben von
Brahmà.‘ Was sagt Meister Gotama dazu?“
„Nun, Assalàyana, man sieht brahmanische Frauen menstruieren, schwanger
werden, gebären und stillen 1). Und doch sagen jene, die vom Schoß der brahmanischen
Frauen geboren werden: ,Brahmanen sind die höchste Kaste, die Angehörigen
anderer Kasten sind von niedrigerem Stand; Brahmanen sind die
hellhäutigste Kaste, die Angehörigen anderer Kasten sind dunkel; nur Brahmanen
sind rein, Nicht-Brahmanen sind es nicht; allein die Brahmanen sind die
Söhne von Brahmà, die Abkömmlinge von Brahmà, aus seinem Mund geboren,
von Brahmà geboren, von Brahmà erschaffen, Erben von Brahmà.‘“

6. „Obwohl Meister Gotama so spricht, meinen die Brahmanen dennoch: ,Brahmanen
sind die höchste Kaste, die Angehörigen anderer Kasten sind von niedrigerem
Stand; Brahmanen sind die hellhäutigste Kaste, die Angehörigen anderer
Kasten sind dunkel; nur Brahmanen sind rein, Nicht-Brahmanen sind es nicht;
allein die Brahmanen sind die Söhne von Brahmà, die Abkömmlinge von Brahmà,
aus seinem Mund geboren, von Brahmà geboren, von Brahmà erschaffen, Erben
von Brahmà.‘“
„Was meinst du, Assalàyana? Hast du gehört, daß es in Yona und Kamboja 2)
und in anderen entlegenen Ländern nur zwei Kasten gibt, Herren und Sklaven,
und daß Herren zu Sklaven werden und Sklaven zu Herren?“
„Davon habe ich gehört, Herr.“
„Welches Argument stärkt dann den Brahmanen den Rücken, oder welche
Autorität gibt ihnen Recht, wenn sie sagen: ,Brahmanen sind die höchste Kaste,
die Angehörigen anderer Kasten sind von niedrigerem Stand; Brahmanen sind
die hellhäutigste Kaste, die Angehörigen anderer Kasten sind dunkel; nur Brahmanen
sind rein, Nicht-Brahmanen sind es nicht; allein die Brahmanen sind die
Söhne von Brahmà, die Abkömmlinge von Brahmà, aus seinem Mund geboren,
von Brahmà geboren, von Brahmà erschaffen, Erben von Brahmà‘?“

7. „Obwohl Meister Gotama so spricht, meinen die Brahmanen dennoch: ,Brahmanen
sind die höchste Kaste, die Angehörigen anderer Kasten sind von niedrigerem
Stand; Brahmanen sind die hellhäutigste Kaste, die Angehörigen anderer
Kasten sind dunkel; nur Brahmanen sind rein, Nicht-Brahmanen sind es nicht;
allein die Brahmanen sind die Söhne von Brahmà, die Abkömmlinge von Brahmà,
aus seinem Mund geboren, von Brahmà geboren, von Brahmà erschaffen, Erben
von Brahmà.‘“
„Was meinst du, Assalàyana? Angenommen, ein Adeliger würde Lebewesen
töten, nehmen, was nicht gegeben wurde, Fehlverhalten in Sinnesvergnügen üben,
falsche Rede führen, gehässige Rede führen, grobe Rede führen, schwätzen, habgierig
sein, einen Geist voller Übelwollen haben, und falsche Ansicht hegen. Würde
nur er bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode in Umständen, die von Entbehrungen
geprägt sind, an einem unglücklichen Bestimmungsort, in Verderbnis,
ja sogar in der Hölle wiedererscheinen, und ein Brahmane nicht? Angenommen,
ein Händler würde Lebewesen töten, nehmen, was nicht gegeben wurde, Fehlverhalten
in Sinnesvergnügen üben, falsche Rede führen, gehässige Rede führen,
grobe Rede führen, schwätzen, habgierig sein, einen Geist voller Übelwollen haben,
und falsche Ansicht hegen. Würde nur er bei der Auflösung des Körpers,
nach dem Tode in Umständen, die von Entbehrungen geprägt sind, an einem unglücklichen
Bestimmungsort, in Verderbnis, ja sogar in der Hölle wiedererscheinen,
und ein Brahmane nicht? Angenommen, ein Arbeiter würde Lebewesen töten,
nehmen, was nicht gegeben wurde, Fehlverhalten in Sinnesvergnügen üben, falsche
Rede führen, gehässige Rede führen, grobe Rede führen, schwätzen, habgierig
sein, einen Geist voller Übelwollen haben, und falsche Ansicht hegen. Würde
nur er bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode in Umständen, die von Entbehrungen
geprägt sind, an einem unglücklichen Bestimmungsort, in Verderbnis,
ja sogar in der Hölle wiedererscheinen, und ein Brahmane nicht?“
„Nein, Meister Gotama. Sei es ein Adeliger oder ein Brahmane oder ein Händler
oder ein Arbeiter – jene aus allen vier Kasten, die Lebewesen töten, nehmen, was
nicht gegeben wurde, Fehlverhalten in Sinnesvergnügen üben, falsche Rede führen,
gehässige Rede führen, grobe Rede führen, schwätzen, habgierig sind, einen
Geist voller Übelwollen haben, und falsche Ansicht hegen, werden bei der Auflösung
des Körpers, nach dem Tode in Umständen, die von Entbehrungen geprägt
sind, an einem unglücklichen Bestimmungsort, in Verderbnis, ja sogar in
der Hölle wiedererscheinen.“
„Welches Argument stärkt dann den Brahmanen den Rücken, oder welche
Autorität gibt ihnen Recht, wenn sie sagen: ,Brahmanen sind die höchste Kaste,
die Angehörigen anderer Kasten sind von niedrigerem Stand; Brahmanen
sind die hellhäutigste Kaste, die Angehörigen anderer Kasten sind dunkel;
nur Brahmanen sind rein, Nicht-Brahmanen sind es nicht; allein die Brahmanen
sind die Söhne von Brahmà, die Abkömmlinge von Brahmà, aus seinem
Mund geboren, von Brahmà geboren, von Brahmà erschaffen, Erben von
Brahmà‘?“

8. „Obwohl Meister Gotama so spricht, meinen die Brahmanen dennoch: ,Brahmanen
sind die höchste Kaste, die Angehörigen anderer Kasten sind von niedrigerem
Stand; Brahmanen sind die hellhäutigste Kaste, die Angehörigen anderer
Kasten sind dunkel; nur Brahmanen sind rein, Nicht-Brahmanen sind es nicht;
allein die Brahmanen sind die Söhne von Brahmà, die Abkömmlinge von Brahmà,
aus seinem Mund geboren, von Brahmà geboren, von Brahmà erschaffen, Erben
von Brahmà.‘“
„Was meinst du, Assalàyana? Angenommen, ein Brahmane würde sich davon
enthalten, Lebewesen zu töten, zu nehmen, was nicht gegeben wurde, Fehlverhalten
bei Sinnesvergnügen zu üben, falsche Rede zu führen, gehässige Rede zu
führen, grobe Rede zu führen, zu schwätzen, und er wäre nicht habgierig, hätte
einen Geist ohne Übelwollen, und hegte richtige Ansicht. Würde nur er bei der
Auflösung des Körpers, nach dem Tode, an einem glücklichen Bestimmungsort
wiedererscheinen, ja sogar in der himmlischen Welt, und ein Adeliger, Händler
oder Arbeiter nicht?“
„Nein, Meister Gotama. Sei es ein Adeliger oder ein Brahmane oder ein Händler
oder ein Arbeiter – jene aus allen vier Kasten, die sich davon enthalten, Lebewesen
zu töten, zu nehmen, was nicht gegeben wurde, Fehlverhalten in Sinnesvergnügen
zu üben, falsche Rede zu führen, gehässige Rede zu führen, grobe Rede
zu führen, zu schwätzen, und die nicht habgierig sind, einen Geist ohne Übelwollen
haben, und richtige Ansicht hegen, werden bei der Auflösung des Körpers,
nach dem Tode an einem glücklichen Bestimmungsort wiedererscheinen,
ja sogar in der himmlischen Welt.“
„Welches Argument stärkt dann den Brahmanen den Rücken, oder welche
Autorität gibt ihnen Recht, wenn sie sagen: ,Brahmanen sind die höchste Kaste,
die Angehörigen anderer Kasten sind von niedrigerem Stand; Brahmanen sind
die hellhäutigste Kaste, die Angehörigen anderer Kasten sind dunkel; nur Brahmanen
sind rein, Nicht-Brahmanen sind es nicht; allein die Brahmanen sind die
Söhne von Brahmà, die Abkömmlinge von Brahmà, aus seinem Mund geboren,
von Brahmà geboren, von Brahmà erschaffen, Erben von Brahmà‘?“

9. „Obwohl Meister Gotama so spricht, meinen die Brahmanen dennoch: ,Brahmanen
sind die höchste Kaste, die Angehörigen anderer Kasten sind von niedrigerem
Stand; Brahmanen sind die hellhäutigste Kaste, die Angehörigen anderer
Kasten sind dunkel; nur Brahmanen sind rein, Nicht-Brahmanen sind es nicht;
allein die Brahmanen sind die Söhne von Brahmà, die Abkömmlinge von Brahmà,
aus seinem Mund geboren, von Brahmà geboren, von Brahmà erschaffen, Erben
von Brahmà.‘“
„Was meinst du, Assalàyana? Ist nur ein Brahmane dazu fähig, einen Geist
der Liebenden Güte gegenüber einer bestimmten Region zu entfalten, ohne Feindseligkeit
und ohne Übelwollen, und ein Adeliger oder ein Händler oder ein Arbeiter
nicht?“
„Nein, Meister Gotama. Sei es ein Adeliger oder ein Brahmane oder ein Händler
oder ein Arbeiter – jene aus allen vier Kasten sind dazu fähig, einen Geist der
Liebenden Güte gegenüber einer bestimmten Region zu entfalten, ohne Feindseligkeit
und ohne Übelwollen.“
„Welches Argument stärkt dann den Brahmanen den Rücken, oder welche
Autorität gibt ihnen Recht, wenn sie sagen: ,Brahmanen sind die höchste Kaste,
die Angehörigen anderer Kasten sind von niedrigerem Stand; Brahmanen sind
die hellhäutigste Kaste, die Angehörigen anderer Kasten sind dunkel; nur Brahmanen
sind rein, Nicht-Brahmanen sind es nicht; allein die Brahmanen sind die
Söhne von Brahmà, die Abkömmlinge von Brahmà, aus seinem Mund geboren,
von Brahmà geboren, von Brahmà erschaffen, Erben von Brahmà‘?“

10. „Obwohl Meister Gotama so spricht, meinen die Brahmanen dennoch:
,Brahmanen sind die höchste Kaste, die Angehörigen anderer Kasten sind von
niedrigerem Stand; Brahmanen sind die hellhäutigste Kaste, die Angehörigen
anderer Kasten sind dunkel; nur Brahmanen sind rein, Nicht-Brahmanen sind es
nicht; allein die Brahmanen sind die Söhne von Brahmà, die Abkömmlinge von
Brahmà, aus seinem Mund geboren, von Brahmà geboren, von Brahmà erschaffen,
Erben von Brahmà.‘“
„Was meinst du, Assalàyana? Ist nur ein Brahmane dazu fähig, einen Badeschwamm
und Seifenpulver zu nehmen, zum Fluß zu gehen und Staub und
Schmutz abzuwaschen, und ein Adeliger oder ein Händler oder ein Arbeiter
nicht?“
„Nein, Meister Gotama. Sei es ein Adeliger oder ein Brahmane oder ein Händler
oder ein Arbeiter – jene aus allen vier Kasten sind dazu fähig, einen Badeschwamm
und Seifenpulver zu nehmen, zum Fluß zu gehen und Staub und Schmutz abzuwaschen.“
„Welches Argument stärkt dann den Brahmanen den Rücken, oder welche
Autorität gibt ihnen Recht, wenn sie sagen: ,Brahmanen sind die höchste Kaste,
die Angehörigen anderer Kasten sind von niedrigerem Stand; Brahmanen sind
die hellhäutigste Kaste, die Angehörigen anderer Kasten sind dunkel; nur Brahmanen
sind rein, Nicht-Brahmanen sind es nicht; allein die Brahmanen sind die
Söhne von Brahmà, die Abkömmlinge von Brahmà, aus seinem Mund geboren,
von Brahmà geboren, von Brahmà erschaffen, Erben von Brahmà‘?“

11. „Obwohl Meister Gotama so spricht, meinen die Brahmanen dennoch:
,Brahmanen sind die höchste Kaste, die Angehörigen anderer Kasten sind von
niedrigerem Stand; Brahmanen sind die hellhäutigste Kaste, die Angehörigen
anderer Kasten sind dunkel; nur Brahmanen sind rein, Nicht-Brahmanen sind es
nicht; allein die Brahmanen sind die Söhne von Brahmà, die Abkömmlinge von
Brahmà, aus seinem Mund geboren, von Brahmà geboren, von Brahmà erschaffen,
Erben von Brahmà.‘“
„Was meinst du, Assalàyana? Angenommen, ein kopfgesalbter adeliger König
würde hundert Männer von unterschiedlicher Geburt versammeln und zu
ihnen sagen: ,Kommt, meine Herren, all jene, die in eine adelige Familie oder
eine brahmanische Familie oder eine königliche Familie geboren wurden, sollen
einen Reibestock aus Sàla-Holz, Salaëa-Holz, Sandel-Holz oder aus dem Holz
des Granatapfelbaums nehmen und damit ein Feuer entfachen und Hitze hervorbringen.
Und all jene, die in eine Familie von Unberührbaren geboren wurden,
eine Familie von Fallenstellern, eine Familie von Korbflechtern, eine Familie
von Stellmachern oder eine Familie von Straßenkehrern, sollen einen Reibestock
nehmen, der aus dem Holz von einem Wassernapf für Hunde, einem Schweinetrog,
einem Abfalleimer oder aus Rizinusöl-Holz hergestellt wurde und damit
ein Feuer entfachen und Hitze hervorbringen.‘“
„Was meinst du, Assalàyana? Wenn von jemandem aus der ersten Gruppe ein
Feuer entfacht und Hitze hervorgebracht wird, würde jenes Feuer eine Flamme
haben, Farbe und Schein, und wäre es möglich, es für Zwecke zu verwenden, für
die Feuer geeignet ist, dagegen, wenn von jemandem aus der zweiten Gruppe ein
Feuer entfacht und Hitze hervorgebracht wird, würde jenes Feuer keine Flamme
haben, keine Farbe und keinen Schein, und wäre es nicht möglich, es für Zwecke
zu verwenden, für die Feuer geeignet ist?“
„Nein, Meister Gotama. Wenn von jemandem aus der ersten Gruppe ein Feuer
entfacht und Hitze hervorgebracht wird, dann würde jenes Feuer eine Flamme
haben, Farbe und Schein, und wäre es möglich, es für Zwecke zu verwenden, für
die Feuer geeignet ist. Und wenn von jemandem aus der zweiten Gruppe ein
Feuer entfacht und Hitze hervorgebracht wird, dann würde jenes Feuer auch eine
Flamme haben, Farbe und Schein, und wäre es möglich, es für Zwecke zu verwenden,
für die Feuer geeignet ist. Denn jegliches Feuer hat eine Flamme, Farbe
und Schein, und es ist möglich, jegliches für Zwecke zu verwenden, für die Feuer
geeignet ist.“
„Welches Argument stärkt dann den Brahmanen den Rücken, oder welche
Autorität gibt ihnen Recht, wenn sie sagen: ,Brahmanen sind die höchste Kaste,
die Angehörigen anderer Kasten sind von niedrigerem Stand; Brahmanen sind
die hellhäutigste Kaste, die Angehörigen anderer Kasten sind dunkel; nur Brahmanen
sind rein, Nicht-Brahmanen sind es nicht; allein die Brahmanen sind die
Söhne von Brahmà, die Abkömmlinge von Brahmà, aus seinem Mund geboren,
von Brahmà geboren, von Brahmà erschaffen, Erben von Brahmà‘?“

12. „Obwohl Meister Gotama so spricht, meinen die Brahmanen dennoch:
,Brahmanen sind die höchste Kaste, die Angehörigen anderer Kasten sind von
niedrigerem Stand; Brahmanen sind die hellhäutigste Kaste, die Angehörigen
anderer Kasten sind dunkel; nur Brahmanen sind rein, Nicht-Brahmanen sind es
nicht; allein die Brahmanen sind die Söhne von Brahmà, die Abkömmlinge von
Brahmà, aus seinem Mund geboren, von Brahmà geboren, von Brahmà erschaffen,
Erben von Brahmà.‘“
„Was meinst du, Assalàyana? Angenommen, ein adeliger Jugendlicher würde
mit einem brahmanischen Mädchen schlafen, und ein Sohn würde aufgrund von
diesem Beischlaf geboren werden. Sollte der Sohn, der von einem adligen Jugendlichen
und einem brahmanischen Mädchen stammt, ein Adeliger genannt
werden, nach dem Vater, oder ein Brahmane, nach der Mutter?“
„Er könnte beides genannt werden, Meister Gotama.“

13. „Was meinst du, Assalàyana? Angenommen, ein brahmanischer Jugendlicher
würde mit einem adeligen Mädchen schlafen, und ein Sohn würde aufgrund
von diesem Beischlaf geboren werden. Sollte der Sohn, der von einem brahmanischen
Jugendlichen und einem adeligen Mädchen stammt, ein Adeliger genannt
werden, nach der Mutter, oder ein Brahmane, nach dem Vater?“
„Er könnte beides genannt werden, Meister Gotama.“

14. „Was meinst du, Assalàyana? Angenommen, eine Stute würde von einem
Esel-Hengst gedeckt werden, und ein Fohlen würde aufgrund dessen geboren
werden. Sollte das Fohlen ein Pferd genannt werden, nach der Mutter, oder ein
Esel, nach dem Vater?“
„Es ist ein Maultier, Meister Gotama, da es weder zur einen, noch zur anderen
Art gehört. Ich sehe einen Unterschied in diesem zuletzt genannten Fall, aber ich
sehe keinen Unterschied in einem der vorher genannten Fälle.“

15. „Was meinst du, Assalàyana? Angenommen, es gäbe zwei brahmanische
Studenten, die Brüder sind, von der selben Mutter geboren, der eine fleißig und
klug, und der andere weder fleißig noch klug; welchem von ihnen würden Brahmanen
bei einer Bestattungszeremonie zuerst zu essen geben, oder bei einer zeremoniellen
Darbringung von Milchreis, oder bei einem Opferfest, oder bei einem
Fest für Gäste?“
„Bei solchen Anlässen würden Brahmanen zuerst dem zu essen geben, der
fleißig und klug ist, Meister Gotama; denn wie könnte das große Frucht bringen,
was einem gegeben wird, der weder fleißig noch klug ist?“

16. „Was meinst du, Assalàyana? Angenommen, es gäbe zwei brahmanische
Studenten, die Brüder sind, von der selben Mutter geboren, der eine fleißig und
klug, aber sittenlos und von schlechtem Charakter,und der andere weder fleißig
noch klug, aber sittsam und von gutem Charakter; welchem von ihnen würden
Brahmanen bei einer Bestattungszeremonie zuerst zu essen geben, oder bei einer
zeremoniellen Darbringung von Milchreis, oder bei einem Opferfest, oder bei
einem Fest für Gäste?“
„Bei solchen Anlässen würden Brahmanen zuerst dem zu essen geben, der
weder fleißig noch klug, aber sittsam und von gutem Charakter ist, Meister
Gotama; denn wie könnte das große Frucht bringen, was einem gegeben wird,
der sittenlos und von schlechtem Charakter ist?“

17. „Zuerst, Assalàyana, hast du einen Standpunkt eingenommen, der auf
Abstammung beruht, und danach hast du einen Standpunkt eingenommen, der
auf Schriftgelehrtentum beruht, und danach bist du dazu übergegangen, einen
Standpunkt einzunehmen, der auf genau der Grundlage beruht, nach der Läuterung
für alle vier Kasten existiert, so wie ich sie beschreibe.“
Nach diesen Worten saß der brahmanische Student Assalàyana stumm da, verzagt,
mit hängenden Schultern und gesenktem Kopf, verdrossen und teilnahmslos.
Als der Erhabene dies zur Kenntnis genommen hatte, sagte er zu ihm:

18. „Einmal, Assalàyana, als sieben brahmanische Seher in Laubhütten im
Wald wohnten, erschien diese schädliche Ansicht in ihnen: ,Brahmanen sind die
höchste Kaste, die Angehörigen anderer Kasten sind von niedrigerem Stand;
Brahmanen sind die hellhäutigste Kaste, die Angehörigen anderer Kasten sind
dunkel; nur Brahmanen sind rein, Nicht-Brahmanen sind es nicht; allein die Brahmanen
sind die Söhne von Brahmà, die Abkömmlinge von Brahmà, aus seinem
Mund geboren, von Brahmà geboren, von Brahmà erschaffen, Erben von Brahmà.‘
Nun hörte der Seher Devala der Dunkle 3) davon. Da richtete er Haare und Bart
zurecht, zog ockerfarbene Kleidung an, zog feste Sandalen an, nahm einen Stab
aus Gold und erschien im Hof der sieben brahmanischen Seher. Während der
Seher Devala der Dunkle im Hof der sieben brahmanischen Seher auf und ab
ging, sprach er: ,Wo sind diese ehrenwerten brahmanischen Seher hingegangen?
Wo sind diese ehrenwerten brahmanischen Seher hingegangen?‘ Da dachten die
sieben brahmanischen Seher: ,Wer geht da im Hof der sieben brahmanischen
Seher auf und ab, wie ein Dorftölpel, und spricht: ›Wo sind diese ehrenwerten
brahmanischen Seher hingegangen? Wo sind diese ehrenwerten brahmanischen
Seher hingegangen?‹ Wir wollen ihn verfluchen!‘ Dann verfluchten die sieben
brahmanischen Seher den Seher Devala den Dunklen mit den Worten: ,Werde zu
Asche, Abscheulicher! Werde zu Asche, Abscheulicher!‘ Aber je mehr ihn die
sieben brahmanischen Seher verfluchten, desto anmutiger, schöner und stattlicher
wurde der Seher Devala der Dunkle. Da dachten die sieben brahmanischen
Seher: ,Unsere Askese ist vergeblich, unser heiliges Leben ist fruchtlos; denn
wenn wir früher jemanden verfluchten, mit den Worten: ›Werde zu Asche, Abscheulicher!
Werde zu Asche, Abscheulicher!‹ dann wurde er immer zu Asche;
aber je mehr wir diesen hier verfluchen, desto anmutiger, schöner und stattlicher
wird er.‘“
„,Eure Askese ist nicht vergeblich, meine Herren, euer heiliges Leben ist nicht
fruchtlos. Aber, meine Herren, beseitigt euren Haß mir gegenüber.‘ – ,Wir haben
unseren Haß dir gegenüber beseitigt, Herr. Wer bist du?‘ – ,Habt ihr von dem
Seher Devala dem Dunklen gehört, meine Herren?‘ – ,Ja, Herr.‘ – ,Das bin ich,
meine Herren.‘“
„Da gingen die sieben brahmanischen Seher zum Seher Devala dem Dunklen
hin und huldigten ihm. Dann sagte er zu ihnen: ,Meine Herren, ich hörte, daß
diese schädliche Ansicht in den sieben brahmanische Seher erschien, als sie in
Laubhütten im Wald wohnten: ›Brahmanen sind die höchste Kaste, die Angehörigen
anderer Kasten sind von niedrigerem Stand; Brahmanen sind die
hellhäutigste Kaste, die Angehörigen anderer Kasten sind dunkel; nur Brahmanen
sind rein, Nicht-Brahmanen sind es nicht; allein die Brahmanen sind die
Söhne von Brahmà, die Abkömmlinge von Brahmà, aus seinem Mund geboren,
von Brahmà geboren, von Brahmà erschaffen, Erben von Brahmà.‹‘ – ,So ist es,
Herr.‘ – ,Aber meine Herren, wißt ihr, ob die Mutter, die euch geboren hat, nur
mit einem Brahmanen ging und niemals mit einem Nicht-Brahmanen?‘ – ,Nein,
Herr.‘ – ,Aber meine Herren, wißt ihr, ob die Mütter eurer Mütter zurück bis zur
siebten Generation nur mit Brahmanen gingen und niemals mit Nicht-Brahmanen?‘
– ,Nein, Herr.‘ – ,Aber meine Herren, wißt ihr, ob der Vater, der euch
gezeugt hat, nur mit einer Brahmanin ging und niemals mit einer Nicht-
Brahmanin?‘ – ,Nein, Herr.‘ – ,Aber meine Herren, wißt ihr, ob die Väter eurer
Väter zurück bis zur siebten Generation nur mit Brahmaninnen gingen und niemals
mit Nicht-Brahmaninnen?‘ – ,Nein, Herr.‘“
„, Aber meine Herren, wißt ihr, wie die Empfängnis eines Wesen, das wiedergeboren
wird, zustande kommt?‘ – ,Herr, wir wissen, wie die Empfängnis eines
Wesen, das wiedergeboren wird, zustande kommt. Da ist die Vereinigung von
Mutter und Vater, und die Mutter hat ihre fruchtbaren Tage, und das Wesen, das
wiedergeboren wird, ist erschienen. So kommt die Empfängnis eines Wesen, das
wiedergeboren wird, durch die Vereinigung dieser drei Dinge zustande.‘“
„,Dann, meine Herren, wißt ihr also mit Sicherheit, ob jenes Wesen, das wiedergeboren
wird, ein Adeliger oder ein Brahmane oder ein Händler oder ein Arbeiter
ist?‘ – ,Herr, wir wissen nicht mit Sicherheit, ob jenes Wesen, das
wiedergeboren wird, ein Adeliger oder ein Brahmane oder ein Händler oder ein
Arbeiter ist.‘ – ,Nachdem das so ist, meine Herren, was seid ihr dann?‘ – ,Nachdem
das so ist, Herr, wissen wir nicht, was wir sind.‘“
„Nun, Assalàyana, selbst jene sieben brahmanischen Seher waren nicht in der
Lage, ihre eigene Behauptung über die Abstammung aufrecht zu erhalten, als sie
vom Seher Devala dem Dunklen unter Druck gesetzt, befragt und ins Kreuzverhör
genommen wurden. Aber wie willst du deine eigene Behauptung über die
Abstammung aufrecht erhalten, wenn du von mir unter Druck gesetzt, befragt
und ins Kreuzverhör genommen wirst? Du, der du dich auf die Lehrmeinungen
der Lehrer verläßt, bist noch nicht einmal ihr Löffelhalter Puõõa 4).“

19. Nach diesen Worten sagte der brahmanische Student Assalàyana zum Erhabenen:
„Großartig, Meister Gotama! Großartig, Meister Gotama! Das Dhamma
ist von Meister Gotama auf vielfältige Weise klar gemacht worden, so als ob er
Umgestürztes aufgerichtet, Verborgenes enthüllt, einem Verirrten den Weg gezeigt
oder in der Dunkelheit eine Lampe gehalten hätte, damit die Sehenden die
Dinge erkennen können. Ich nehme Zuflucht zu Meister Gotama und zum
Dhamma und zur Sangha der Bhikkhus. Möge Meister Gotama mich von heute
an als Laien-Anhänger, der zu ihm lebenslang Zuflucht genommen hat, annehmen.“

Anmerkungen:
1) Das nimmt Stellung zur Behauptung, Brahmanen seien von Brahmàs Mund geboren.
2) BB: Yona ist wahrscheinlich Ionien (Griechenland), Kamboja ist ein nordindischer
Distrikt.
3) MA identifiziert Devala mit dem Buddha in einem früheren Leben. Der Beiname
„der Dunkle“ deutet auf nicht-arisch/drawidische und/oder niederkastige Herkunft
hin.
4) BB: Puõõa war ein Diener der sieben Seher, der ihnen mit einem Löffel gekochte
Blätter aufzutischen pflegte.

Donnerstag, Juni 19th, 2008 Allgemeines Kommentare deaktiviert

MN92 – An Sela

Majjhima Nikàya 92

 

An Sela (Sela Sutta)

1. So habe ich gehört. Einmal wanderte der Erhabene im Lande der Aïguttaràper
umher, zusammen mit einer großen Sangha von Bhikkhus, zusammen mit zwölfhundertfünfzig
Bhikkhus, und schließlich gelangte er bei einer der Städte der
Aïguttaràper mit dem Namen âpaõa an.

2. Der Filzhaarasket Keniya hörte: „Der Mönch Gotama, der Sohn der Sakyer,
der einen Sakyer-Klan verließ, um in die Hauslosigkeit zu ziehen, ist im Lande
der Aïguttaràper umhergewandert, zusammen mit einer großen Sangha von
Bhikkhus, zusammen mit zwölfhundertfünfzig Bhikkhus, und er ist nach âpaõa
gekommen. Nun eilt Meister Gotama ein guter Ruf voraus, der folgendes besagt:
,Jener Erhabene ist ein Verwirklichter, ein vollständig Erleuchteter, vollkommen
im wahren Wissen und erhaben im Verhalten, vollendet, Kenner der Welten, unvergleichlicher
Meister bezähmbarer Menschen, Lehrer himmlischer und menschlicher
Wesen, ein Erwachter, ein Erhabener. Er erläutert diese Welt mit ihren
Màras und Brahmàs, er erläutert diese Generation mit ihren Mönchen und Brahmanen,
ihren Prinzen und dem Volk, was er mit höherer Geisteskraft selbst verwirklicht
hat. Er lehrt das Dhamma, das gut am Anfang, gut in der Mitte und gut
am Ende ist, mit der richtigen Bedeutung und der richtigen Ausdrucksweise, er
enthüllt ein heiliges Leben, das äußerst vollkommen und rein ist.‘ Es ist gut,
solche Arahants zu sehen.“

3. Da ging der Filzhaarasket Keniya zum Erhabenen und tauschte Grußformeln
mit ihm aus, und nach diesen höflichen und freundlichen Worten setzte er
sich seitlich nieder. Der Erhabene unterrichtete ihn, forderte ihn auf, rüttelte ihn
auf und ermunterte ihn mit einem Vortrag über das Dhamma. Nachdem der Filzhaarasket
Keniya vom Erhabenen mit einem Vortrag über das Dhamma unterrichtet,
aufgefordert, aufgerüttelt und ermuntert worden war, sagte er zum
Erhabenen: „Der Erhabene stimme zusammen mit der Sangha der Bhikkhus zu,
das morgige Mahl von mir anzunehmen.“
Nach diesen Worten sagte der Erhabene zu ihm: „Die Sangha der Bhikkhus ist
umfangreich, Keniya, sie besteht aus zwölfhundertfünfzig Bhikkhus, und du bist
doch voll Hingabe zu den Brahmanen.“
Ein zweites Mal sagte der Filzhaarasket Keniya zum Erhabenen: „Obwohl die
Sangha der Bhikkhus umfangreich ist, Meister Gotama, und aus zwölfhundertfünfzig
Bhikkhus besteht, und obwohl ich voll Hingabe zu den Brahmanen bin,
so stimme der Erhabene dennoch zusammen mit der Sangha der Bhikkhus zu,
das morgige Mahl von mir anzunehmen.“
Ein zweites Mal sagte der Erhabene zu ihm: „Die Sangha der Bhikkhus ist
umfangreich, Keniya, sie besteht aus zwölfhundertfünfzig Bhikkhus, und du bist
doch voll Hingabe zu den Brahmanen.“
Ein drittes Mal sagte der Filzhaarasket Keniya zum Erhabenen: „Obwohl die
Sangha der Bhikkhus umfangreich ist, Meister Gotama, und aus zwölfhundertfünfzig
Bhikkhus besteht, und obwohl ich voll Hingabe zu den Brahmanen bin,
so stimme der Erhabene dennoch zusammen mit der Sangha der Bhikkhus zu,
das morgige Mahl von mir anzunehmen.“ Der Erhabene stimmte schweigend zu.

4. Dann, nachdem er wußte, daß der Erhabene zugestimmt hatte, erhob sich
der Filzhaarasket Keniya von seinem Sitz und ging zu seiner eigenen Einsiedelei,
wo er sich folgendermaßen an seine Freunde und Gefährten, an seine Verwandten
und Angehörigen richtete: „Hört mich an, meine Freunde und Gefährten,
meine Verwandten und Angehörigen. Der Mönch Gotama ist von mir für die
morgige Mahlzeit eingeladen worden, zusammen mit der Sangha der Bhikkhus.
Trefft die notwendigen Besorgungen und Vorbereitungen für mich.“
„Ja, Herr“, erwiderten sie, und einige gruben Feuerstellen, einige hackten Holz,
einige spülten Geschirr, einige stellten Wasserkrüge bereit, einige bereiteten Sitzgelegenheiten
vor, während der Filzhaarasket Keniya selbst einen Pavillon errichtete.

5. Bei jener Gelegenheit hielt sich der Brahmane Sela bei âpaõa auf. Er war
ein Meister der drei Veden mit ihrem Wortschatz, der Liturgie, Klanglehre und
Abstammungslehre, und der Überlieferungsgeschichte als fünftem; gebildet in
Sprachkunde und Grammatik, war er vollkommen in Naturphilosophie und den
Merkmalen eines Großen Mannes bewandert, und er lehrte dreihundert brahmanische
Studenten das Rezitieren der Hymnen.

6. Zu der Zeit war der Filzhaarasket Keniya voll Hingabe zum Brahmanen
Sela. Da gelangte der Brahmane Sela, während er zum Zwecke körperlicher Ertüchtigung
umherging und umherwanderte, zur Einsiedelei des Filzhaarasketen
Keniya. Dort sah er einige, die Feuerstellen gruben, einige, die Holz hackten,
einige, die Geschirr spülten, einige, die Wasserkrüge bereitstellten, einige, die
Sitzgelegenheiten vorbereiteten, während der Filzhaarasket Keniya selbst einen
Pavillon errichtete.

7. Als er dies sah, fragte er den Filzhaarasketen Keniya: „Was ist los, will
Meister Keniya eine Hochzeit oder eine Brautfeier veranstalten? Oder gibt es ein
großes Opfer? Oder ist König Seniya Bimbisara von Magadha zusammen mit
großem Gefolge für morgen zum Essen eingeladen worden?“

8. „Ich werde keine Hochzeit oder Brautfeier veranstalten, Meister Sela, auch
ist König Seniya Bimbisara von Magadha nicht zusammen mit großem Gefolge
für morgen zum Essen eingeladen worden, aber ich plane ein großes Opfer. Der
Mönch Gotama, der Sohn der Sakyer, der einen Sakyer-Klan verließ, um in die
Hauslosigkeit zu ziehen, ist im Lande der Anguttaràper umhergewandert, zusammen
mit einer großen Sangha von Bhikkhus, zusammen mit zwölfhundertfünfzig
Bhikkhus, und er ist nach âpaõa gekommen. Nun eilt Meister Gotama
ein guter Ruf voraus, der folgendes besagt: ,Jener Erhabene ist ein Verwirklichter,
ein vollständig Erleuchteter, vollkommen im wahren Wissen und erhaben im
Verhalten, vollendet, Kenner der Welten, unvergleichlicher Meister bezähmbarer
Menschen, Lehrer himmlischer und menschlicher Wesen, ein Erwachter 1),
ein Erhabener.‘ Er ist von mir zur morgigen Mahlzeit eingeladen worden, zusammen
mit der Sangha der Bhikkhus.“

9. „Sagtest du ,Buddha‘, Keniya?“
„Ich sagte ,Buddha‘, Sela.“
„Sagtest du ,Buddha‘, Keniya?“
„Ich sagte ,Buddha‘, Sela.“

10. Da fiel dem Brahmanen Sela ein: „Es ist schwer, selbst diesem Wort ,Buddha‘
in der Welt zu begegnen. Nun sind die zweiunddreißig Merkmale eines
Großen Mannes in unseren Hymnen überliefert worden, und der Große Mann,
der mit ihnen ausgestattet ist, hat nur zwei mögliche Bestimmungen, keine anderen.
Wenn er das Leben zu Hause führt, wird er ein Universalherrscher, ein rechtschaffener
König, der dem Dhamma gemäß regiert, ein Herrscher über die vier
Himmelsrichtungen, überall siegreich, der seinem Land Stabilität verliehen hat
und die sieben Kostbarkeiten besitzt: das kostbare Rad, den kostbaren Elefanten,
das kostbare Pferd, das kostbare Juwel, die kostbare Frau, den kostbaren Verwalter,
und den kostbaren Berater als siebte. Seine Kinder, deren Zahl eintausend
überschreitet, sind tapfer und heldenhaft und zermalmen die Heere der anderen;
über diese von Meeren begrenzte Erde herrscht er ohne Rute, ohne Waffe, mit
den Mitteln des Dhamma. Aber wenn er vom Leben zu Hause fort in die
Hauslosigkeit zieht, wird er ein Verwirklichter, ein vollständig Erleuchteter, der
den Schleier in der Welt beiseitezieht.“

11. „Mein guter Keniya, wo hält sich Meister Gotama, der Verwirklichte, der
vollständig Erleuchtete jetzt auf?“
Nach diesen Worten streckte der Filzhaarasket Keniya den rechten Arm aus
und sagte: „Dort, wo der Hain jene grüne Linie bildet, Meister Sela.“

12. Dann ging der Brahmane Sela zusammen mit dreihundert brahmanischen
Studenten zum Erhabenen. Dort richtete er sich an die brahmanischen Studenten:
„Kommt leise mit, meine Herren, tretet vorsichtig auf; denn es ist schwierig,
sich jenen Erhabenen zu nähern, sie ziehen allein umher, wie Löwen. Wenn ich
mit dem Mönch Gotama spreche, platzt nicht herein und unterbrecht mich nicht,
sondern wartet, bis unser Gespräch beendet ist.“

13. Dann ging der Brahmane Sela zum Erhabenen und tauschte Grußformeln
mit ihm aus, und nach diesen höflichen und freundlichen Worten, setzte er sich
seitlich nieder und hielt nach den zweiunddreißig Merkmalen eines Großen Mannes
am Körper des Erhabenen Ausschau. Er sah die zweiunddreißig Merkmale
eines Großen Mannes am Körper des Erhabenen, mit der Ausnahme von zwei; er
war im Zweifel und unsicher in Bezug auf zwei von den Merkmalen, und er
konnte sich nicht entscheiden und klar darüber werden: über das von einer Hautfalte
umschlossene männliche Geschlechtsorgan, und über die Größe der Zunge.
Da fiel dem Erhabenen auf: „Dieser Brahmane Sela sieht die zweiunddreißig
Merkmale eines Großen Mannes an mir, mit der Ausnahme von zwei; er ist im
Zweifel und unsicher in Bezug auf zwei von den Merkmalen, und er kann sich
nicht entscheiden und klar darüber werden: über das von einer Hautfalte umschlossene
männliche Geschlechtsorgan, und über die Größe der Zunge.“

14. Da bewirkte der Erhabene ein Kunststück übernatürlicher Kräfte von der
Art, daß der Brahmane Sela sah, daß das männliche Geschlechtsorgan des Erhabenen
von einer Hautfalte umschlossen war. Dann streckte der Erhabene die Zunge
heraus und berührte mehrmals beide Ohröffnungen, und er berührte mehrmals
beide Nasenlöcher, und er bedeckte seine gesamte Stirn mit seiner Zunge.

15. Da dachte der Brahmane Sela: „Der Mönch Gotama ist mit den zweiunddreißig
Merkmalen eines Großen Mannes ausgestattet; sie sind vollständig, nicht
unvollständig. Aber ich weiß nicht, ob er ein Buddha ist, oder nicht. Jedoch habe
ich von älteren, gealterten Brahmanen, die gemäß der Überlieferungslinie der
Lehrer sprechen, gehört, daß jene, die Verwirklichte, vollständig Erleuchtete sind,
sich als solche zu erkennen geben, wenn ihre Lobpreisung gesprochen wird.
Angenommen, ich rühme den Mönch Gotama von Angesicht zu Angesicht mit
passenden Versen?“
Dann rühmte er den Erhabenen von Angesicht zu Angesicht mit passenden
Versen:

16. „Körpervollkommener, der du begünstigt bist,
der du so liebenswert anzuschau’n bist;
Oh du Erhabener, golden an Hautfarbe,
weiß sind die Zähne dein; und du bist stark.
Zeichen sind eines ums and’re zu sehen,
die auszeichnen einen von solcher Geburt;
An deinem Körper sind alle zu finden,
die Zeichen, sie enthüllen den Großen Mann.
Augen so klar, mit so hellem Gesicht,
majestätisch, wie Flammen so aufrecht und g’rad,
Mitten in dieser Versammlung von Mönchen,
da strahlst du, dem lodernden Sonnenball gleich.
Bhikkhu, so lieblich und schön anzusehen,
die Haut solchen goldenen Schimmer besitzt –
Seltene Schönheit besitzend, warum sollte
dir denn das Mönchsleben ausreichend sein?
König zu sein wäre passend, ein Herr über
Kutschen, ein Herr, der das Rad bringt in Schwung,
Sieger an allen vier Enden der Welt, und ein
Fürst in dem Hain mit dem Ros’apfelbaum 2).
Voll edler Krieger und voll großer Prinzen,
die alle nur stets dir zu Diensten sein woll’n;
Gotama, du solltest herrschen, als Lenker
der Menschen, ein König der Könige sein.“

17. (Der Buddha:)
„Ich bin schon ein König, o Sela,
ich bin höchster König des Dhamma,
Das Dhamma-Rad bring’ ich zum Drehen,
das Rad, dessen Lauf keiner stoppt.“

18. (Sela:)
„Du sagst, du seist völlig erleuchtet,
oh Gotama, und du behauptest:
,Ich bin höchster König des Dhamma,
das Dhamma-Rad bring‘ ich zum Drehen.‘
Wer ist denn dein Feldherr, dein Schüler,
wer folgt seines Lehrherren Weg nach?
Wer hilft dir beim Drehen des Rades,
das Rad, das du brachtest in Schwung?“

19. (Der Buddha:)
„Das Rad, das ich brachte in Schwung einst,
dies Dhamma-Rad, welches das höchste;
Tathàgatas Sohn, Sàriputta,
er hilft mir beim Drehen des Rads.
Was zu erkennen ist, wurde erkannt,
Was zu entfalten ist, wurde entfaltet,
Zu Überwindendes ward überwunden,
Deshalb, Brahmane, bin ich jetzt ein Buddha.
D’rum laß deinen Zweifel vergehen,
und treffe jetzt eine Entscheidung,
Denn schwierig ist es, zu erlangen
den Anblick von einem Erhab’nen.
Ich bin einer, dem in der Welt hier
nur selten begegnen man kann.
Ich bin der vollkommen Erwachte,
Brahmane, und der höchste Arzt.
Als Heiliger jenseits der Maße,
der Màras Armeen zermalmt;
Der all seine Feinde besiegt hat,
leb’ freudvoll ich, frei jeder Angst.“

20. (Sela:)
„O Herren, hört dies, was er sagte,
der Mann der Vision, dieser Heiler,
Der mächtige Held, dessen Ruf schallt,
dem Ruf eines Wald-Löwen gleich.
Selbst als von Geburt Ausgestoß’ner,
wer würd‘ ihm nicht glauben, erkennend,
Den Heiligen jenseits der Maße,
der Màras Armeen zermalmt?
Es folge ihm jeder Bereite,
wer nicht bereit ist, nehme Abschied,
Denn unter ihm werde ich hauslos,
dem Mann von erhabener Weisheit.“

21. (Die Studenten:)
„O Herr, wenn die Lehre du annimmst,
die Lehre von diesem Erwachten,
So werden auch wir bei ihm hauslos,
dem Mann von erhabener Weisheit.“

22. (Sela:)
„Hier gibt es dreihundert Brahmanen,
die fleh’n mit erhobenen Händen:
,O laß uns das heilige Leben,
Erhabener, unter dir führen.‘“

23. (Der Buddha:)
„Das heilige Leben, o Sela, ist gut erklärt,
Hier und jetzt sichtbar und ohne Verzug;
Wer voller Umsicht die Übungen auf sich nimmt,
Findet die Frucht in der Hauslosigkeit.“

24. Dann zogen der Brahmane Sela und seine Versammlung unter dem Erhabenen
in die Hauslosigkeit, und sie erhielten die Ordination.

25. Dann, als die Nacht zu Ende war, ließ der Filzhaarasket Keniya gute Gerichte
verschiedener Art in seiner eigenen Einsiedelei zubereiten, und er ließ
dem Erhabenen die Zeit ansagen: „Es ist an der Zeit, Meister Gotama, das Mahl
ist fertig.“ Dann, als es Morgen war, zog sich der Erhabene an, nahm seine Schale
und äußere Robe und ging mit der Sangha der Bhikkhus zur Einsiedelei des
Filzhaarasketen Keniya und nahm auf dem vorbereiteten Sitz Platz. Dann bediente
der Filzhaarasket Keniya eigenhändig die Sangha unter der Führung des
Buddha und verköstigte sie mit verschiedenen erlesenen Gerichten. Nachdem
der Erhabene gegessen und seine Hand von der Schale zurückgezogen hatte,
nahm der Filzhaarasket Keniya einen niedrigen Sitz ein und setzte sich seitlich
nieder. Daraufhin gab ihm der Erhabene seinen Segen mit diesen Versen:

26. „Die Brandopfer sind die Erfüllung des Feuers,
Sàvittã Erfüllung der vedischen Hymnen,
Zur Krönung der Menschen gibt es einen König,
Zur Krönung der Flüsse und Ströme das Meer;
Der Mond ist der Höchste und Beste der Sterne,
Die Sonne die Beste von allem, was leuchtet;
Verdienst ist das Mittel von allen, die streben;
Die Sangha das Mittel von jenen, die geben 3).“
Nachdem der Erhabene mit diesen Versen seinen Segen gegeben hatte, erhob er
sich von seinem Sitz und nahm Abschied.

27. Bald, nicht lange nach ihrer Ordination, nachdem sie allein lebten, zurückgezogen,
umsichtig, eifrig und entschlossen, traten der ehrwürdige Sela und seine
Versammlung hier und jetzt durch eigene Verwirklichung mit höherer
Geisteskraft in das höchste Ziel des heiligen Lebens ein, für das Männer aus guter
Familie zu Recht von zu Hause fort in die Hauslosigkeit ziehen, und sie verweilten
darin. Sie erkannten unmittelbar: „Geburt ist zu Ende gebracht, das heilige
Leben ist gelebt, es ist getan, was getan werden mußte, darüber hinaus gibt es
nichts mehr.“ Und der ehrwürdige Sela und seine Versammlung wurden Arahants.

28. Dann gingen der ehrwürdige Sela und seine Versammlung zum Erhabenen.
Nachdem er seine obere Robe auf einer Schulter zurechtgerückt hatte, streckte
er seine zusammengelegten Hände ehrerbietig grüßend in Richtung des Erhabenen
aus und richtete sich in Versform an ihn:

„Acht Tag’ sind vergangen, Allseher,
seit wir zu dir Zuflucht genommen.
In den sieben Nächten, Erhab’ner,
hat uns deine Lehre gezähmt.

Du bist der Erwachte, der Lehrer,
der Weise, der Màra besiegte.
Die üblen Tendenzen vernichtet,
gehst führend der Menschheit voraus.

Das Haften hast du überwunden,
beseitigt hast du alle Triebe,
Ein Löwe bist du, frei vom Klammern,
die Angst überwunden, die Furcht.

Die dreihundert Bhikkhus hier stehen,
zusammengelegt sind die Hände,
O Held, reiche ihnen die Füße,
und laß sie den Lehrer verehr’n.

Anmerkungen:
1) Erwachter heißt auf Pàli buddha.
2) Jambudãpa, eine poetische Bezeichnung für den indischen Subkontinent; im übertragenen
Sinne ein Begriff für die Menschenwelt.
3) In dieser Strophe wird in jedem Vers ein Wort (mukha) verwendet, das vedischen
Ursprungs ist. Es bedeutet wörtlich „Mund, Mündung, Eingang, Mittel, Weg,
Erfüllung“ und muß im Deutschen mit verschiedenen Begriffen wiedergegeben
werden.

Donnerstag, Juni 19th, 2008 Allgemeines Kommentare deaktiviert

MN91 – Brahmàyu

Majjhima Nikàya 91

 

Brahmàyu (Brahmàyu Sutta)

1. So habe ich gehört. Einmal wanderte der Erhabene im Lande Videha umher,
zusammen mit einer großen Sangha von Bhikkhus, zusammen mit fünfhundert
Bhikkhus.

2. Bei jener Gelegenheit lebte der Brahmane Brahmàyu bei Mithilà. Er war
alt, gealtert, von der Last der Jahre gebeugt, in fortgeschrittenem Alter, im letzten
Lebensabschnitt; er war in seinem hundertzwanzigsten Jahr. Er war ein Meister
der drei Veden mit ihrem Wortschatz, der Liturgie, Klanglehre und
Abstammungslehre, und der Überlieferungsgeschichte als fünftem; gebildet in
Sprachkunde und Grammatik, war er vollkommen in Naturphilosophie und den
Merkmalen eines Großen Mannes bewandert 1).

3. Der Brahmane Brahmàyu hörte: „Der Mönch Gotama, der Sohn der Sakyer,
der einen Sakyer-Klan verließ, um in die Hauslosigkeit zu ziehen, wandert im
Lande Videha umher, zusammen mit einer großen Sangha von Bhikkhus, zusammen
mit fünfhundert Bhikkhus. Nun eilt Meister Gotama ein guter Ruf voraus,
der folgendes besagt: ,Jener Erhabene ist ein Verwirklichter, ein vollständig Erleuchteter,
vollkommen im wahren Wissen und erhaben im Verhalten, vollendet,
Kenner der Welten, unvergleichlicher Meister bezähmbarer Menschen, Lehrer
himmlischer und menschlicher Wesen, ein Erwachter, ein Erhabener. Er erläutert
diese Welt mit ihren Màras und Brahmàs, er erläutert diese Generation mit
ihren Mönchen und Brahmanen, ihren Prinzen und dem Volk, was er mit höherer
Geisteskraft selbst verwirklicht hat. Er lehrt das Dhamma, das gut am Anfang,
gut in der Mitte und gut am Ende ist, mit der richtigen Bedeutung und der richtigen
Ausdrucksweise, er enthüllt ein heiliges Leben, das äußerst vollkommen und
rein ist.‘ Es ist gut, solche Arahants zu sehen.“

4. Zu dieser Zeit hatte der Brahmane Brahmàyu einen jungen brahmanischen
Studenten namens Uttara, der ein Meister der drei Veden war, mit ihrem Wortschatz,
der Liturgie, Klanglehre und Abstammungslehre, und der Überlieferungsgeschichte
als fünftem; gebildet in Sprachkunde und Grammatik, war er
vollkommen in Naturphilosophie und den Merkmalen eines Großen Mannes bewandert.
Er sagte zu seinem Studenten: „Der Mönch Gotama, der Sohn der Sakyer,
der einen Sakyer-Klan verließ, um in die Hauslosigkeit zu ziehen, wandert im
Lande Videha umher, zusammen mit einer großen Sangha von Bhikkhus, zusammen
mit fünfhundert Bhikkhus. Nun eilt Meister Gotama ein guter Ruf voraus,
der folgendes besagt: ,Jener Erhabene ist ein Verwirklichter, ein vollständig Erleuchteter,
vollkommen im wahren Wissen und erhaben im Verhalten, vollendet,
Kenner der Welten, unvergleichlicher Meister bezähmbarer Menschen, Lehrer
himmlischer und menschlicher Wesen, ein Erwachter, ein Erhabener. Er erläutert
diese Welt mit ihren Màras und Brahmàs, er erläutert diese Generation mit
ihren Mönchen und Brahmanen, ihren Prinzen und dem Volk, was er mit höherer
Geisteskraft selbst verwirklicht hat. Er lehrt das Dhamma, das gut am Anfang,
gut in der Mitte und gut am Ende ist, mit der richtigen Bedeutung und der richtigen
Ausdrucksweise, er enthüllt ein heiliges Leben, das äußerst vollkommen und
rein ist.‘ Es ist gut, solche Arahants zu sehen. Komm, mein lieber Uttara, geh
zum Mönch Gotama und finde heraus, ob der Bericht, der über ihn verbreitet
wird, wahr ist oder nicht, und ob Meister Gotama diesem entspricht oder
nicht. Auf diese Weise werden wir durch dich über Meister Gotama Bescheid
wissen.“

5. „Aber wie soll ich herausfinden, Herr, ob der Bericht, der über Meister
Gotama verbreitet wird, wahr ist oder nicht, und ob Meister Gotama diesem entspricht
oder nicht?“
„Mein lieber Uttara, die zweiunddreißig Merkmale eines Großen Mannes sind
in unseren Hymnen überliefert worden, und der Große Mann, der mit ihnen ausgestattet
ist, hat nur zwei mögliche Bestimmungen, keine anderen 2). Wenn er das
Leben zu Hause führt, wird er ein Universalherrscher, ein rechtschaffener König,
der dem Dhamma gemäß regiert, ein Herrscher über die vier Himmelsrichtungen,
überall siegreich, der seinem Land Stabilität verliehen hat und die sieben
Kostbarkeiten besitzt: das kostbare Rad, den kostbaren Elefanten, das kostbare
Pferd, das kostbare Juwel, die kostbare Frau, den kostbaren Verwalter, und den
kostbaren Berater als siebte. Seine Kinder, deren Zahl eintausend überschreitet,
sind tapfer und heldenhaft und zermalmen die Heere der anderen; über diese von
Meeren begrenzte Erde herrscht er ohne Rute, ohne Waffe, mit den Mitteln des
Dhamma. Aber wenn er vom Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit zieht,
wird er ein Verwirklichter, ein vollständig Erleuchteter, der den Schleier in der
Welt beiseitezieht. Aber ich, mein lieber Uttara, bin derjenige, der die Hymnen
gibt; du bist derjenige, der sie empfängt.“

6. „Ja, Herr“, erwiderte er. Er erhob sich von seinem Sitz, und nachdem er
dem Brahmanen Brahmàyu gehuldigt hatte, machte er sich auf den Weg, wobei
er ihm die rechte Seite zuwandte, ins Land Videha, wo der Erhabene umherwanderte.
Indem er etappenweise wanderte, gelangte er beim Erhabenen an und
tauschte Grußformeln mit ihm aus. Nach diesen höflichen und freundlichen Worten
setzte er sich seitlich nieder und hielt nach den zweiunddreißig Merkmalen eines
Großen Mannes am Körper des Erhabenen Ausschau. Er sah, mehr oder weniger,
die zweiunddreißig Merkmale eines Großen Mannes am Körper des Erhabenen,
mit der Ausnahme von zwei; er war im Zweifel und unsicher in Bezug auf
zwei von den Merkmalen, und er konnte sich nicht entscheiden und klar darüber
werden: über das von einer Hautfalte umschlossene männliche Geschlechtsorgan,
und über die Größe der Zunge.
Da fiel dem Erhabenen auf: „Dieser brahmanische Student Uttara sieht, mehr
oder weniger, die zweiunddreißig Merkmale eines Großen Mannes an mir, mit
der Ausnahme von zwei; er ist im Zweifel und unsicher in Bezug auf zwei von
den Merkmalen, und er kann sich nicht entscheiden und klar darüber werden:
über das von einer Hautfalte umschlossene männliche Geschlechtsorgan, und
über die Größe der Zunge.“

7. Da bewirkte der Erhabene ein Kunststück übernatürlicher Kräfte von der
Art, daß der brahmanische Student Uttara sah, daß das männliche Geschlechtsorgan
des Erhabenen von einer Hautfalte umschlossen war 3). Dann streckte der
Erhabene die Zunge heraus und berührte mehrmals beide Ohröffnungen, und er
berührte mehrmals beide Nasenlöcher, und er bedeckte seine gesamte Stirn mit
seiner Zunge.

8. Da dachte der brahmanische Student Uttara: „Der Mönch Gotama ist mit
den zweiunddreißig Merkmalen eines Großen Mannes ausgestattet. Angenommen,
ich folgte dem Mönch Gotama und beobachtete sein Verhalten 4)?“
Dann folgte er dem Erhabenen sieben Monate lang wie ein Schatten und verließ
ihn nie. Am Ende der sieben Monate im Lande Videha, machte er sich auf
die Reise nach Mithilà, wo sich der Brahmane Brahmàyu befand. Als er ankam,
huldigte er ihm und setzte sich seitlich nieder. Darauf fragte ihn der Brahmane
Brahmàyu: „Nun, mein lieber Uttara, ist der Bericht, der über Meister Gotama
verbreitet wird, wahr oder nicht? Und entspricht Meister Gotama diesem oder
nicht?“

9. „Der Bericht, der über Meister Gotama verbreitet wird, ist wahr, Herr, und
nicht anders; und Meister Gotama entspricht diesem und nicht anders. Er besitzt
die zweiunddreißig Merkmale eines Großen Mannes.
Meister Gotama setzt seinen Fuß flach auf – dies ist ein Merkmal eines Großen
Mannes bei Meister Gotama.
Auf seinen Fußsohlen sind Räder mit tausend Speichen, komplett mit Felgen
und Naben – dies ist ein Merkmal eines Großen Mannes bei Meister Gotama.
Er hat hervorstehende Fersen – dies ist ein Merkmal eines Großen Mannes bei
Meister Gotama.
Er hat lange Finger und Zehen – dies ist ein Merkmal eines Großen Mannes
bei Meister Gotama.
Seine Hände und Füße sind weich und zart – dies ist ein Merkmal eines Großen
Mannes bei Meister Gotama.
Er hat netzförmige Hände und Füße – dies ist ein Merkmal eines Großen
Mannes bei Meister Gotama.
Seine Füße sind gewölbt – dies ist ein Merkmal eines Großen Mannes bei
Meister Gotama.
Er hat Beine wie eine Antilope – dies ist ein Merkmal eines Großen Mannes
bei Meister Gotama.
Wenn er steht, ohne sich nach vorn zu beugen, berühren die Handflächen beider
Hände die Knie und reiben sich daran – dies ist ein Merkmal eines Großen
Mannes bei Meister Gotama.
Sein männliches Geschlechtsorgan ist von einer Hautfalte umschlossen – dies
ist ein Merkmal eines Großen Mannes bei Meister Gotama.
Er ist von goldener Farbe, seine Haut hat einen goldenen Schimmer – dies ist
ein Merkmal eines Großen Mannes bei Meister Gotama.
Er hat eine feine Haut, und weil seine Haut so fein ist, bleiben Staub und
Schmutz nicht an seinem Körper hängen – dies ist ein Merkmal eines Großen
Mannes bei Meister Gotama.
Seine Körperhaare wachsen einzeln, jedes Haar wächst für sich – dies ist ein
Merkmal eines Großen Mannes bei Meister Gotama.
Die Spitzen seiner Körperhaare wenden sich nach oben; die nach oben gewendeten
Körperhaare sind blauschwarz, in der Farbe von Kollyrium, gelockt,
rechtsdrehend – dies ist ein Merkmal eines Großen Mannes bei Meister Gotama.
Er hat die geraden Glieder eines Brahmà – dies ist ein Merkmal eines Großen
Mannes bei Meister Gotama.
Er hat sieben Ausbuchtungen 5) – dies ist ein Merkmal eines Großen Mannes
bei Meister Gotama.
Er hat den Oberkörper eines Löwen- dies ist ein Merkmal eines Großen Mannes
bei Meister Gotama.
Die Furche zwischen seinen Schulterblättern ist aufgefüllt – dies ist ein Merkmal
eines Großen Mannes bei Meister Gotama.
Er hat die Ausbreitung eines Banyan-Baumes; seine Armspanne ist seiner
Körpergröße gleich, und seine Körpergröße ist seiner Armspanne gleich – dies
ist ein Merkmal eines Großen Mannes bei Meister Gotama.
Sein Nacken und seine Schultern sind ebenmäßig – dies ist ein Merkmal eines
Großen Mannes bei Meister Gotama.
Sein Geschmack ist von höchster Schärfe 6) – dies ist ein Merkmal eines Großen
Mannes bei Meister Gotama.
Er hat den Rachen eines Löwen – dies ist ein Merkmal eines Großen Mannes
bei Meister Gotama.
Er hat vierzig Zähne – dies ist ein Merkmal eines Großen Mannes bei Meister
Gotama.
Seine Zähne sind ebenmäßig – dies ist ein Merkmal eines Großen Mannes bei
Meister Gotama.
Seine Zähne haben keine Lücken – dies ist ein Merkmal eines Großen Mannes
bei Meister Gotama.
Seine Zähne sind ganz weiß – dies ist ein Merkmal eines Großen Mannes bei
Meister Gotama.
Er hat eine große Zunge – dies ist ein Merkmal eines Großen Mannes bei
Meister Gotama.
Er hat eine göttliche Stimme, wie der Ruf des Karavãka-Vogels – dies ist ein
Merkmal eines Großen Mannes bei Meister Gotama.
Seine Augen sind tiefblau – dies ist ein Merkmal eines Großen Mannes bei
Meister Gotama.
Er hat die Wimpern eines Ochsen – dies ist ein Merkmal eines Großen Mannes
bei Meister Gotama.
Haare wachsen ihm zwischen den Augenbrauen, welche weiß sind, mit dem
Schimmer von weicher Baumwolle – dies ist ein Merkmal eines Großen Mannes
bei Meister Gotama.
Sein Kopf hat die Form eines Turbans 7) – dies ist ein Merkmal eines Großen
Mannes bei Meister Gotama.
Meister Gotama ist mit diesen zweiunddreißig Merkmalen eines Großen Mannes
ausgestattet.“

10. „Wenn er geht, schreitet er zuerst mit dem rechten Fuß aus. Er streckt den
Fuß nicht zu weit vor, und setzt ihn nicht zu dicht nieder. Er geht weder zu schnell
noch zu langsam. Er geht, ohne mit den Knien aneinander zu schlagen. Er geht,
ohne mit den Knöcheln aneinander zu schlagen. Er geht, ohne seine Schenkel
anzuheben oder abzusenken oder sie zusammenzubringen oder auseinanderzuhalten.
Wenn er geht, schwingt nur der untere Teil seines Körpers, und er geht
nicht mit körperlicher Anstrengung. Wenn er sich umblickt, wendet er den ganzen
Körper. Er blickt nicht senkrecht nach oben; er blickt nicht senkrecht nach
unten. Er schaut beim Gehen nicht in der Gegend herum. Er blickt eine Pfluglänge
voraus; darüber hinaus hat er ungehindertes Wissen und Schauung.“

11. „Wenn er ein Haus betritt, hebt oder senkt er seinen Körper nicht, oder
beugt ihn vor oder zurück. Er dreht sich weder zu nahe am Sitz um, noch zu weit
entfernt. Er stützt sich nicht mit der Hand auf dem Sitz auf. Er läßt sich nicht auf
den Sitz fallen.“

12. „Wenn er in einem Haus Platz genommen hat, nestelt er nicht mit den
Händen herum. Er zappelt nicht mit den Füßen herum. Er sitzt nicht mit übereinander
geschlagenen Beinen. Er sitzt nicht mit übereinander geschlagenen Füßen.
Er sitzt nicht mit aufgestützem Kinn. Wenn er in einem Haus Platz genommen
hat, hat er keine Angst, er erschauert und zittert nicht, er ist nicht nervös. Weil er
keine Angst hat, nicht erschauert und zittert und nicht nervös ist, stehen ihm die
Haare nicht zu Berge, und er ist auf Abgeschiedenheit bedacht.“

13. „Wenn er das Wasser für die Schale erhält, hebt oder senkt er die Schale
nicht und neigt sie nicht vor oder zurück. Er nimmt weder zu wenig, noch zu viel
Wasser für die Schale. Er wäscht die Schale, ohne plätschernde Geräusche zu
machen. Er wäscht die Schale, ohne sie zu drehen. Er stellt die Schale nicht auf
den Boden, um sich die Hände zu waschen: wenn seine Hände gewaschen sind,
ist die Schale gewaschen; und wenn die Schale gewaschen ist, sind seine Hände
gewaschen. Er schüttet das Wasser weder zu weit weg, noch zu nahe, und er
verschüttet es nicht.“

14. „Wenn er Reis erhält, hebt oder senkt er die Schale nicht und neigt sie
nicht vor oder zurück. Er nimmt weder zu wenig, noch zu viel Reis. Er fügt
Soßen im richtigen Verhältnis dazu; er überschreitet die richtige Menge Soße für
einen Bissen nicht. Er wendet den Bissen zwei oder dreimal im Mund und schluckt
ihn dann herunter, und kein Reiskorn gelangt ungekaut in seinen Körper, und
kein Reiskorn bleibt in seinem Mund zurück; dann nimmt er den nächsten Bissen.
Er nimmt sein Essen zu sich und erlebt dabei den Geschmack, allerdings
erlebt er keinerlei Gier nach dem Geschmack. Das Essen, das er zu sich nimmt,
hat acht Faktoren: es ist weder zum Spaß, noch zur Berauschung, noch zum
Schmücken, noch zur Verschönerung, sondern nur, um diesen Körper am Leben
zu erhalten, ihn zu ernähren, um Unbehagen zu beenden und das heilige Leben
zu unterstützen; er erwägt: ,So werde ich alte Gefühle (des Hungers) beenden,
ohne neue Gefühle hervorzurufen, und ich werde gesund und ohne Tadel sein
und ich werde ein leichtes Leben haben.‘“

15. „Wenn er gegessen hat und das Wasser für die Schale erhält, hebt oder
senkt er die Schale nicht und neigt sie nicht vor oder zurück. Er nimmt weder zu
wenig, noch zu viel Wasser für die Schale. Er wäscht die Schale ohne plätschernde
Geräusche zu machen. Er wäscht die Schale, ohne sie zu drehen. Er stellt die
Schale nicht auf den Boden, um sich die Hände zu waschen: wenn seine Hände
gewaschen sind, ist die Schale gewaschen; und wenn die Schale gewaschen ist,
sind seine Hände gewaschen. Er schüttet das Wasser weder zu weit weg, noch zu
nahe, und er verschüttet es nicht.“

16. „Wenn er gegessen hat, stellt er die Schale auf den Boden, weder zu weit
weg, noch zu nahe; und er geht weder sorglos mit der Schale um, noch ist er
übermäßig darum besorgt.“

17. „Wenn er gegessen hat, sitzt er eine Weile schweigend da, aber er versäumt
den Zeitpunkt für die Segnung 8) nicht. Wenn er gegessen hat und die Segnung
gewährt, kritisiert er dabei die Mahlzeit nicht und erwartet dabei keine
weitere Mahlzeit; er unterrichtet jene Zuhörerschaft, fordert sie auf, rüttelt sie
auf und ermuntert sie mit einem Vortrag, einzig über das Dhamma. Wenn er dies
getan hat, erhebt er sich von seinem Sitz und nimmt Abschied.“

18. „Er geht weder zu schnell, noch zu langsam, und er geht nicht wie einer,
der entkommen will.“

19. „Seine Robe ist weder zu hoch, noch zu tief geschürzt, auch umschließt
sie seinen Körper weder zu eng, noch zu locker, auch fährt ihm der Wind nicht
unter die Robe. Staub und Schmutz besudeln seinen Körper nicht.“

20. „Wenn er ins Kloster gegangen ist, setzt er sich auf einem vorbereiteten
Sitz nieder. Nachdem er sich niedergesetzt hat, wäscht er sich die Füße, jedoch
ist er dabei nicht um die Pflege seiner Füße besorgt. Nachdem er sich die Füße
gewaschen hat, setzt er sich mit gekreuzten Beinen und gerade aufgerichtetem
Oberkörper hin und hält die Achtsamkeit vor sich gegenwärtig. Er denkt nicht
daran, sich selbst Leid zuzufügen, oder anderen Leid zuzufügen, oder beiden
Leid zuzufügen; er sitzt da, mit dem Geist auf sein eigenes Wohlergehen ausgerichtet,
auf das Wohlergehen anderer, und auf das Wohlergehen beider; sogar auf
das Wohlergehen der ganzen Welt.“

21. „Wenn er ins Kloster gegangen ist, lehrt er seine Zuhörerschaft das
Dhamma. Er schmeichelt jener Zuhörerschaft nicht und macht ihr auch keine
Vorhaltungen; er unterrichtet sie, fordert sie auf, rüttelt sie auf und ermuntert sie
mit einem Vortrag, einzig über das Dhamma. Die Sprache aus seinem Munde hat
acht Qualitäten: sie ist klar, verständlich, melodiös, hörbar, durchdringend, wohlklingend,
tief und volltönend. Aber während seine Stimme vernehmbar ist, so
weit seine Zuhörerschaft reicht, dringt seine Sprache doch nicht über die Zuhörerschaft
hinaus. Wenn die Leute von ihm unterrichtet, aufgefordert, aufgerüttelt
und ermuntert worden sind, erheben sie sich von ihren Sitzen und nehmen Abschied,
wobei sie nur auf ihn blicken und sich mit nichts anderem beschäftigen.“

22. „Herr, wir haben gesehen, wie Meister Gotama geht, wir haben gesehen,
wie er steht, wir haben gesehen, wie er in einem Haus im Schweigen sitzt, wir
haben gesehen, wie er in einem Haus ißt, wir haben gesehen, wie er in einem
Haus nach dem Essen im Schweigen sitzt, wir haben gesehen, wie er nach dem
Essen die Segnung gewährt, wir haben gesehen, wie er zum Kloster geht, wir
haben gesehen, wie er im Kloster im Schweigen sitzt, wir haben gesehen, wie er
im Kloster eine Zuhörerschaft das Dhamma lehrt. So ist Meister Gotama; so ist
er, und mehr als das.“

23. Nach diesen Worten erhob sich der Brahmane Brahmàyu von seinem Sitz
und faltete seine Hände ehrerbietig in Richtung des Erhabenen, wobei er seine
obere Robe auf einer Schulter zurechtrückte, und gab diesen Ausruf dreimal von
sich: „Ehre dem Erhabenen, dem Verwirklichten und vollständig Erleuchteten!
Ehre dem Erhabenen, dem Verwirklichten und vollständig Erleuchteten! Ehre
dem Erhabenen, dem Verwirklichten und vollständig Erleuchteten! Vielleicht treffen
wir Meister Gotama bei der einen oder anderen Gelegenheit und unterhalten
uns etwas mit ihm.“

24. Im Verlauf seiner Wanderschaft gelangte der Erhabene schließlich bei
Mithilà an. Dort hielt sich der Erhabene in Makhàdevas Mango-Hain auf. Die
brahmanischen Haushälter von Mithilà hörten: „Der Mönch Gotama, der Sohn
der Sakyer, der einen Sakyer-Klan verließ, um in die Hauslosigkeit zu ziehen, ist
im Lande Videha umhergewandert, zusammen mit einer großen Sangha von
Bhikkhus, zusammen mit fünfhundert Bhikkhus, und jetzt ist er nach Mithilà
gekommen und hält sich in Makhàdevas Mango-Hain auf. Nun eilt Meister
Gotama ein guter Ruf voraus, der folgendes besagt: ,Jener Erhabene ist ein Verwirklichter,
ein vollständig Erleuchteter, vollkommen im wahren Wissen und
erhaben im Verhalten, vollendet, Kenner der Welten, unvergleichlicher Meister
bezähmbarer Menschen, Lehrer himmlischer und menschlicher Wesen, ein Erwachter,
ein Erhabener. Er erläutert diese Welt mit ihren Màras und Brahmàs, er
erläutert diese Generation mit ihren Mönchen und Brahmanen, ihren Prinzen
und dem Volk, was er mit höherer Geisteskraft selbst verwirklicht hat. Er lehrt
das Dhamma, das gut am Anfang, gut in der Mitte und gut am Ende ist, mit der
richtigen Bedeutung und der richtigen Ausdrucksweise, er enthüllt ein heiliges
Leben, das äußerst vollkommen und rein ist.‘ Es ist gut, solche Arahants zu sehen.“

25. Darauf gingen die brahmanischen Haushälter von Mithilà zum Erhabenen.
Einige huldigten dem Erhabenen und setzten sich seitlich nieder; einige
tauschten Grußformeln mit ihm aus und setzten sich nach diesen höflichen und
freundlichen Worten seitlich nieder; einige grüßten den Erhabenen ehrerbietig
mit zusammengelegten Händen und setzten sich seitlich nieder; einige nannten
ihren Namen und Klan in der Gegenwart des Erhabenen und setzten sich seitlich
nieder; einige schwiegen und setzten sich seitlich nieder.

26. Der Brahmane Brahmàyu hörte: „Der Mönch Gotama, der Sohn der Sakyer,
der einen Sakyer-Klan verließ, um in die Hauslosigkeit zu ziehen, ist bei Mithilà
angekommen und hält sich in Makhàdevas Mango-Hain auf.“
Dann ging der Brahmane Brahmàyu zu Makhàdevas Mango-Hain, zusammen
mit einer Anzahl von brahmanischen Studenten. Als er sich dem Mango-Hain
näherte, dachte er: „Es ist nicht angemessen, daß ich den Mönch Gotama sehe,
ohne vorher angekündigt zu werden.“ Dann richtete er sich an einen gewissen
brahmanischen Studenten: „Komm, Student, geh zum Mönch Gotama und frage
in meinem Namen, ob er frei von Krankheit und Gebrechen sei, und ob er gesund
und stark sei und in Wohlbefinden weile, mit den Worten: ,Meister Gotama, der
Brahmane Brahmàyu läßt fragen, ob der Erhabene frei von Krankheit und Gebrechen
sei, und ob er gesund und stark sei und in Wohlbefinden weile‘, und sage
dieses: ,Der Brahmane Brahmàyu, Meister Gotama, ist alt, gealtert, von der Last
der Jahre gebeugt, in fortgeschrittenem Alter, im letzten Lebensabschnitt; er ist
in seinem hundertzwanzigsten Jahr. Er ist ein Meister der drei Veden mit ihrem
Wortschatz, der Liturgie, Klanglehre und Abstammungslehre, und der Überlieferungsgeschichte
als fünftem; gebildet in Sprachkunde und Grammatik, ist er
vollkommen in Naturphilosophie und den Merkmalen eines Großen Mannes bewandert.
Von allen brahmanischen Haushältern, die in Mithilà leben, gilt er als
der erste von ihnen in Reichtum, in der Kenntnis der Hymnen, und in Alter und
Ruhm. Er wünscht Meister Gotama zu sehen.‘“
„Ja, Herr“, erwiderte der brahmanische Student. Er ging zum Erhabenen und
tauschte Grußformeln mit ihm aus, und nach diesen höflichen und freundlichen
Worten stand er zur Seite und überbrachte seine Botschaft. (Der Erhabene sagte:)
„Jetzt ist es an der Zeit für den Brahmanen Brahmàyu, das zu tun, was er für
richtig hält.“

27. Dann ging der brahmanische Student zum Brahmanen Brahmàyu zurück
und sagte: „Die Erlaubnis wurde vom Mönch Gotama gewährt. Jetzt ist es an der
Zeit, Herr, das zu tun, was du für richtig hältst.“
Also ging der Brahmane Brahmàyu zum Erhabenen. Die Versammlung sah
ihn in der Ferne kommen, und sofort machten sie ihm den Weg frei, wie für
jemanden, der bekannt und berühmt ist. Dann sagte der Brahmane Brahmàyu zur
Versammlung: „Genug, meine Herren, jeder bleibe auf seinem Platz sitzen. Ich
werde hier neben dem Mönch Gotama sitzen.“

28. Dann ging er zum Erhabenen und tauschte Grußformeln mit ihm aus, und
nach diesen höflichen und freundlichen Worten, setzte er sich seitlich nieder und
hielt nach den zweiunddreißig Merkmalen eines Großen Mannes am Körper des
Erhabenen Ausschau. Er sah, mehr oder weniger, die zweiunddreißig Merkmale
eines Großen Mannes am Körper des Erhabenen, mit der Ausnahme von zwei; er
war im Zweifel und unsicher in Bezug auf zwei von den Merkmalen, und er
konnte sich nicht entscheiden und klar darüber werden: über das von einer Hautfalte
umschlossene männliche Geschlechtsorgan, und über die Größe der Zunge.

29. Dann richtete sich der Brahmane Brahmàyu in Versform an den Erhabenen:

„Ich lernte zweiunddreißig Zeichen,
Die Merkmale des Großen Mannes –
Von diesen kann ich zwei nicht sehen
Auf deinem Körper, Gotama.

Steckt das, was man verhüllen sollte,
In einer Falte, größtes Wesen?
Obwohl das Wort grammatisch weiblich,
Ist deine Zunge vielleicht männlich?

Vielleicht ist deine Zunge eine,
Die groß ist, wie es uns gelehrt ward’?
Ach bitte, streck sie aus ein bißchen
Und heile, Seher, uns’ren Zweifel,

Dem Wohlergeh’n in diesem Leben
Und Glück in künft’gen Leben willen;
Verlangt es uns nach der Erlaubnis,
Zu fragen, was wir wissen woll’n.“

30. Da fiel dem Erhabenen auf: „Dieser Brahmane Brahmàyu sieht, mehr oder
weniger, die zweiunddreißig Merkmale eines Großen Mannes an mir, mit der
Ausnahme von zwei; er ist im Zweifel und unsicher in Bezug auf zwei von den
Merkmalen, und er kann sich nicht entscheiden und klar darüber werden: über
das von einer Hautfalte umschlossene männliche Geschlechtsorgan, und über
die Größe der Zunge.“
Da bewirkte der Erhabene ein Kunststück übernatürlicher Kräfte von der Art,
daß der Brahmane Brahmàyu sah, daß das männliche Geschlechtsorgan des Erhabenen
von einer Hautfalte umschlossen war. Dann streckte der Erhabene die
Zunge heraus und berührte mehrmals beide Ohröffnungen, und er berührte mehrmals
beide Nasenlöcher, und er bedeckte seine gesamte Stirn mit seiner Zunge.

31. Dann sprach der Erhabene diese Verse als Erwiderung zum Brahmanen
Brahmàyu:

„Gelernte zweiunddreißig Zeichen,
Die Merkmale des Großen Mannes –
An meinem Körper sind sie alle:
Brahmane, zweif’le da nicht mehr.

Was zu erkennen ist, wurde erkannt,
Was zu entfalten ist, wurde entfaltet,
Zu Überwindendes ward überwunden,
Deshalb, Brahmane, bin ich jetzt ein Buddha.

Dem Wohlergeh’n in diesem Leben
Und Glück in künft’gen Leben willen;
Gewährt ist dir Erlaubnis, frage,
Was immer du auch wissen willst.“

32. Da dachte der Brahmane Brahmàyu: „Erlaubnis wurde mir vom Mönch
Gotama gewährt. Worüber sollte ich ihn befragen: das Gute in diesem Leben
oder das Gute in künftigen Leben?“ Dann dachte er: „Ich bin im Guten dieses
Lebens bewandert, und auch andere befragen mich über das Gute in diesem Leben.
Warum sollte ich ihn nicht über das Gute in künftigen Leben befragen?“
Dann richtete er sich in Versform an den Erhabenen:

„Wie wird man ein wahrer Brahmane?
Und wie wird das Wissen erlangt?
Wie hat man das dreifache Wissen 9)?
Und wie wird man heil’ger Gelehrter?

Auf welchem Weg wird man ein Arhant?
Und wie hat man Vollkommenheit?
Wie ist man ein schweigender Weiser?
Und wie wird man Buddha genannt?“

33. Dann sprach der Erhabene diese Verse als Erwiderung:

„Wer seine früh’ren Leben kennt,
Den Himmel und das Elend sieht,
Das Ende der Geburt erlangt –

Ein Weiser, der direkt erkennt,
Der seinen Geist geläutert weiß,
Ist völlig frei von jeder Gier,

Geburt und Tod er überwand.
Im heil’gen Leben ist perfekt,
Wer alles überwunden hat –
Ein solcher Buddha wird genannt.“

34. Nach diesen Worten erhob sich der Brahmane Brahmàyu von seinem Sitz,
und nachdem er seine obere Robe auf einer Schulter zurechtgerückt hatte, warf
er sich mit dem Kopf zu Füßen des Erhabenen nieder, und er bedeckte die Füße
des Erhabenen mit Küssen und liebkoste sie mit den Händen, wobei er seinen
Namen nannte: „Ich bin der Brahmane Brahmàyu, Meister Gotama; ich bin der
Brahmane Brahmàyu, Meister Gotama.“

35. Jene in der Versammlung waren verwundert und erstaunt, und sie sagten:
„Es ist wunderbar, meine Herren, es ist erstaunlich, welch große Kraft und große
Macht der Mönch Gotama hat, daß der bekannte und berühmte Brahmane
Brahmàyu solche Demut zeigt!“
Dann sagte der Erhabene zu dem Brahmanen Brahmàyu: „Genug, Brahmane,
erhebe dich; setz dich auf deinem eigenen Sitz nieder, da dein Geist ja solche
Zuversicht in Bezug auf mich hat.“
Da erhob sich der Brahmane Brahmàyu und setzte sich auf seinem eigenen
Sitz nieder.

36. Dann gab ihm der Erhabene fortschreitende Unterweisung, das heißt, einen
Vortrag über Großzügigkeit, einen Vortrag über Sittlichkeit, einen Vortrag
über die himmlischen Welten; er erklärte die Gefahr, Erniedrigung und Beflekkung
in den Sinnesvergnügen und den Segen der Entsagung. Als er wußte, daß
der Geist des Brahmanen Brahmàyu bereit, aufnahmefähig, frei von Hindernissen,
freudig und zuversichtlich war, erläuterte er ihm die Lehre, die die Besonderheit
der Buddhas ist: Dukkha, sein Ursprung, sein Aufhören und der Pfad.
Gerade so wie ein sauberes Tuch, bei dem alle Markierungen entfernt wurden,
Färbemittel gleichmäßig aufnehmen würde, so erschien auch im Brahmanen
Brahmàyu, während er dort saß, die fleckenlose, reine Schau des Dhamma: „Alles,
was dem Ursprung unterworfen ist, ist dem Aufhören unterworfen.“ Da sah
der Brahmane Brahmàyu das Dhamma, erlangte das Dhamma, erkannte das
Dhamma, drang in das Dhamma ein; er ließ den Zweifel hinter sich, er wurde
frei von Verwirrung, er erlangte Selbstvertrauen und wurde in der Lehre des Lehrers
von anderen unabhängig.

37. Er sagte: „Großartig, Meister Gotama! Großartig, Meister Gotama! Das
Dhamma ist vom Erhabenen auf vielfältige Weise klar gemacht worden, so als
ob er Umgestürztes aufgerichtet, Verborgenes enthüllt, einem Verirrten den Weg
gezeigt oder in der Dunkelheit eine Lampe gehalten hätte, damit die Sehenden
die Dinge erkennen können. Ich nehme Zuflucht zu Meister Gotama und zum
Dhamma und zur Sangha der Bhikkhus. Möge Meister Gotama mich von heute
an als Laien-Anhänger, der zu ihm lebenslang Zuflucht genommen hat, annehmen.
Der Erhabene stimme zusammen mit der Sangha der Bhikkhus zu, das
morgige Mahl von mir anzunehmen.“
Der Erhabene stimmte schweigend zu. Dann, nachdem er wußte, daß der Erhabene
zugestimmt hatte, erhob sich der Brahmane Brahmàyu von seinem Sitz,
und nachdem er dem Erhabenen gehuldigt hatte, nahm er Abschied, wobei er
ihm die rechte Seite zuwandte.

38. Dann, als die Nacht zu Ende war, ließ der Brahmane Brahmàyu gute Gerichte
verschiedener Art in seinem eigenen Hause zubereiten, und er ließ dem
Erhabenen die Zeit ansagen: „Es ist an der Zeit, Meister Gotama, das Mahl ist
fertig.“
Dann, als es Morgen war, zog sich der Erhabene an, nahm seine Schale und
äußere Robe und ging mit der Sangha der Bhikkhus zum Haus des Brahmanen
Brahmàyu und nahm auf dem vorbereiteten Sitz Platz. Dann bediente der Brahmane
Brahmàyu eine Woche lang eigenhändig die Sangha unter der Führung des
Buddha und verköstigte sie mit verschiedenen erlesenen Gerichten.

39. Am Ende jener Woche machte sich der Erhabene auf den Weg, um im
Lande Videha umherzuwandern. Kurz nachdem er gegangen war, starb der Brahmane
Brahmàyu. Da ging eine Anzahl Bhikkhus zum Erhabenen, und nachdem
sie ihm gehuldigt hatten, setzten sie sich seitlich nieder und sagten: „Ehrwürdiger
Herr, der Brahmane Brahmàyu ist gestorben. Was ist seine Bestimmung?
Was ist sein künftiger Weg?“
„Ihr Bhikkhus, der Brahmane Brahmàyu war weise, er betrat den Weg des
Dhamma, und er hat mich in der Auslegung des Dhamma nicht behelligt. Mit der
Vernichtung der fünf niedrigeren Fesseln ist er spontan (in den Reinen Bereichen)
wiedererschienen und wird dort Nibbàna erlangen, ohne je von jener Welt
zurückzukehren.“
Das ist es, was der Erhabene sagte. Die Bhikkhus waren zufrieden und entzückt
über die Worte des Erhabenen.

Anmerkungen:
1) Das ist die Standardbeschreibung eines gelehrten Brahmanen.
2) Die weiter unten beschriebenen zweiunddreißig Merkmale werden in D30 ausführlich
behandelt. Dort wird jedes Merkmal als kammische Folge einer bestimmten
Tugend, die jeweils vom Buddha während seiner Existenzen als Bodhisatta
vervollkommnet wurde, beschrieben.
3) MA: Der Buddha vollbrachte dieses Kunststückchen, weil er sich sicher war, daß
Uttaras Lehrer die Voraussetzungen zur Nichtwiederkehr besaß, und daß das Erlangen
dieser Frucht davon abhing, daß Uttaras Zweifel ausgeräumt würden.
4) Um einen Buddha oder Arahant mit Gewißheit zu erkennen, muß man selber
einer sein. Der Buddha wies aber in verschiedenen Lehrreden darauf hin, daß
man auch Rückschlüsse mit hoher Wahrscheinlichkeitsquote aus dem Verhalten
ziehen kann. In Thailand wird allgemein gelehrt, daß man „von außen“ einen
Nichtwiederkehrer nicht von einem Arahant unterscheiden kann, da bei beiden
die Faktoren Gier und Haß bereits ausgeschaltet sind. Die beim Nichtwiederkehrer
noch vorhandenen subtilen Fesseln sollen sich auf sein Verhalten nicht
auswirken.
5) Die Rückseiten der vier Gliedmaßen, die Schultern und der Rücken.
6) Es ist nicht ganz einleuchtend, wie das von außen zu erkennen sein soll.
7) Eine Umschreibung der Flammen- oder Lichtprotuberanz (wörtl.: uôhïsa, Turban)
auf dem Scheitel, die bei Buddhabildnissen häufig dargestellt ist.
8) Die Segnung (anumodanà) ist eine vorgetragene Reflektion der Mitfreude über
die positiven Auswirkungen, die das Geben für den Gebenden hat. Diese erweckt
im Zuhörer ebenfalls heilsame Freude. Die Segnung kann auch in Verbindung
mit kurzen Schutzrezitationen (paritta) und/oder einem kurzen Dhammavortrag
gegeben werden.
9) Die Frage bezieht sich auf die drei Veden, wie überhaupt alle Fragen aus dem
Wertesystem des Brahmanen entspringen. Der Buddha gibt ihnen jedoch neue
Bedeutung im Bezugssystem des Dhamma.

Donnerstag, Juni 19th, 2008 Allgemeines Kommentare deaktiviert

MN90 – Bei Kannakatthala

Majjhima Nikàya 90

 

Bei Kannakatthala (Kannakatthala Sutta)

1. So habe ich gehört. Einmal hielt sich der Erhabene bei Ujuñña, im Kannakatthala
Hirschpark auf.

2. Bei jener Gelegenheit war König Pasenadi von Kosala bei Ujuñña angekommen,
um Geschäfte zu erledigen. Da sagte er zu einem Manne: „Komm,
guter Mann, geh zum Erhabenen und bringe in meinem Namen mit den Haupte
zu seinen Füßen Huldigung dar und frage, ob er frei von Krankheit und Gebrechen
sei, und ob er gesund und stark sei und in Wohlbefinden weile, mit den
Worten: ,Ehrwürdiger Herr, König Pasenadi von Kosala bringt Huldigung mit
dem Haupt zu Füßen des Erhabenen dar und läßt fragen, ob der Erhabene frei
von Krankheit und Gebrechen sei, und ob er gesund und stark sei und in Wohlbefinden
weile.‘ Und sage dieses: ,Ehrwürdiger Herr, heute wird König Pasenadi
von Kosala kommen, um den Erhabenen zu sehen, nachdem er gefrühstückt hat.‘“
„Ja, Majestät“, erwiderte der Mann, und er ging zum Erhabenen, und nachdem
er ihm gehuldigt hatte, setzte er sich seitlich nieder und überbrachte seine
Nachricht.

3. Die Schwestern Somà und Sakulà hörten 1): „Heute wird König Pasenadi
von Kosala den Erhabenen aufsuchen, nachdem er gefrühstückt hat.“
Dann gingen die beiden Schwestern zum König, während das Essen aufgetragen
wurde, und sagten: „Majestät, bringe in unserem Namen mit den Haupte zu
den Füßen des Erhabenen Huldigung dar und frage, ob er frei von Krankheit und
Gebrechen sei, und ob er gesund und stark sei und in Wohlbefinden weile, mit
den Worten: ,Ehrwürdiger Herr, die Schwestern Somà und Sakulà bringen Huldigung
mit dem Haupt zu Füßen des Erhabenen dar und lassen fragen, ob der
Erhabene frei von Krankheit und Gebrechen sei, und ob er gesund und stark sei
und in Wohlbefinden weile.‘“

4. Dann ging König Pasenadi von Kosala, nachdem er sein Frühstück beendet
hatte, zum Erhabenen, und nachdem er ihm gehuldigt hatte, setzte er sich seitlich
nieder und überbrachte die Nachricht der Schwestern Somà und Sakulà.
„Aber, großer König, konnten die Schwestern Somà und Sakulà keinen anderen
Boten finden?“
„Ehrwürdiger Herr, die Schwestern Somà und Sakulà hörten: ,Heute wird König
Pasenadi von Kosala den Erhabenen aufsuchen, nachdem er gefrühstückt hat.‘
Dann kamen die Schwestern Somà und Sakulà zu mir, während das Essen aufgetragen
wurde, und sagten: ,Majestät, bringe in unserem Namen mit den Haupte
zu den Füßen des Erhabenen Huldigung dar und frage, ob er frei von Krankheit
und Gebrechen sei, und ob er gesund und stark sei und in Wohlbefinden weile,
mit den Worten: ›Ehrwürdiger Herr, die Schwestern Somà und Sakulà bringen
Huldigung mit dem Haupt zu Füßen des Erhabenen dar und lassen fragen, ob der
Erhabene frei von Krankheit und Gebrechen sei, und ob er gesund und stark sei
und in Wohlbefinden weile.‹‘“
„Mögen die Schwestern Somà und Sakulà glücklich sein, großer König.“

5. Dann sagte König Pasenadi von Kosala zum Erhabenen: „Ehrwürdiger Herr,
ich habe dieses gehört: ,Der Mönch Gotama sagt: ›Es gibt keinen Mönch oder
Brahmanen, der allwissend und allsehend ist, der behaupten kann, vollständiges
Wissen und vollständige Schau zu haben; das ist nicht möglich.‹‘ Ehrwürdiger
Herr, sagen jene, die so sprechen, das, was vom Erhabenen gesagt worden ist,
und stellen sie ihn nicht falsch dar, mit dem, was der Wahrheit widerspricht?
Erklären sie in Übereinstimmung mit dem Dhamma auf eine Weise, so daß nichts,
was einen Grund zum Tadeln schaffen könnte, berechtigterweise aus ihren Behauptungen
abgeleitet werden kann?“
„Großer König, jene, die so sprechen: ,Der Mönch Gotama sagt: ›Es gibt keinen
Mönch oder Brahmanen, der allwissend und allsehend ist, der behaupten
kann, vollständiges Wissen und vollständige Schau zu haben; das ist nicht möglich.‹‘
– sie sagen nicht das, was von mir gesagt worden ist, sondern stellen mich
falsch dar, mit dem, was unwahr ist und der Wahrheit widerspricht.“

6. Dann richtete sich König Pasenadi von Kosala an General Vióåóabha: „General,
wer brachte diese Geschichte in den Palast?“
„Es war Sañjaya, Majestät, der Brahmane aus dem âkàsa-Klan.“

7. Dann sagte König Pasenadi von Kosala zu einem Mann: „Komm, guter
Mann, teile Sañjaya, dem Brahmanen aus dem âkàsa-Klan mit: ,Ehrwürdiger
Herr, König Pasenadi von Kosala ruft nach dir.‘“
„Ja, Majestät“, erwiderte der Mann. Er ging zu Sañjaya, dem Brahmanen aus
dem âkàsa-Klan, und teilte ihm mit: „Ehrwürdiger Herr, König Pasenadi von
Kosala ruft nach dir.“

8. In der Zwischenzeit sagte König Pasenadi von Kosala zum Erhabenen:
„Ehrwürdiger Herr, könnte etwas anderes vom Erhabenen in Bezug auf jenes
gesagt worden sein, und die Person verstand es falsch? Erinnert sich der Erhabene,
auf welche Weise er jene Äußerung von sich gegeben hat?“
„Ich erinnere mich, diese Äußerung in der Tat so von mir gegeben zu haben,
großer König: ,Es gibt keinen Mönch oder Brahmanen, der alles gleichzeitig
weiß und sieht; das ist nicht möglich 2).“
„Was der Erhabene gesagt hat, erscheint vernünftig, was der Erhabene gesagt
hat, erscheint begründet: ,Es gibt keinen Mönch oder Brahmanen, der alles gleichzeitig
weiß und sieht; das ist nicht möglich.‘“

9. „Es gibt diese vier Kasten, ehrwürdiger Herr: die Adeligen, die Brahmanen,
die Händler und die Arbeiter. Gibt es irgendein Unterscheidungsmerkmal oder
einen Unterschied zwischen ihnen?“
„Es gibt diese vier Kasten, großer König: die Adeligen, die Brahmanen, die
Händler und die Arbeiter. Zwei von ihnen, das heißt, die Adeligen und die Brahmanen,
werden für überlegen gehalten, weil die Menschen ihnen huldigen, für
sie aufstehen, und ihnen ehrerbietige Grüße und Höflichkeiten gewähren.“

10. „Ehrwürdiger Herr, ich stellte meine Frage nicht über dieses gegenwärtige
Leben; ich stellte meine Frage über das künftige Leben. Es gibt diese vier Kasten,
ehrwürdiger Herr: die Adeligen, die Brahmanen, die Händler und die Arbeiter.
Gibt es irgendein Unterscheidungsmerkmal oder einen Unterschied
zwischen ihnen?“
„Großer König, es gibt diese fünf Kampfesglieder. Welche fünf? Da hat ein
Bhikkhu Vertrauen, er setzt sein Vertrauen folgendermaßen in die Erleuchtung
des Tathàgata: ,Der Erhabene ist ein Verwirklichter, ein vollständig Erleuchteter,
vollkommen im wahren Wissen und erhaben im Verhalten, vollendet, Kenner
der Welten, unvergleichlicher Meister bezähmbarer Menschen, Lehrer himmlischer
und menschlicher Wesen, ein Erwachter, ein Erhabener.‘ Dann ist er frei
von Krankheit und Gebrechen und besitzt eine gute Verdauung, die weder zu
kühl, noch zu warm ist, sondern mittel, und die ihn in die Lage versetzt, die
Anspannung des Bemühens zu ertragen. Dann ist er ehrlich und aufrichtig, und
er präsentiert sich dem Lehrer und seinen Gefährten im heiligen Leben so, wie er
tatsächlich ist. Dann ist er energetisch beim Überwinden unheilsamer Geisteszustände
und beim Übernehmen heilsamer Geisteszustände, er ist gefestigt, er entfaltet
sein Bemühen mit Festigkeit und Beharrlichkeit im Entwickeln heilsamer
Geisteszustände. Dann ist er weise, er besitzt Weisheit in Bezug auf Entstehen
und Vergehen, die edel und durchdringend ist und zur völligen Vernichtung von
Dukkha führt. Dies sind die fünf Kampfesglieder. Es gibt diese vier Kasten, großer
König: die Adeligen, die Brahmanen, die Händler und die Arbeiter. Wenn sie
nun diese fünf Kampfesglieder besäßen, würde es lange zu ihrem Wohlergehen
und Glück gereichen.“

11. „Ehrwürdiger Herr, es gibt diese vier Kasten: die Adeligen, die Brahmanen,
die Händler und die Arbeiter. Wenn sie nun diese fünf Kampfesglieder
besäßen, gäbe es in jener Hinsicht irgendein Unterscheidungsmerkmal oder einen
Unterschied zwischen ihnen?“
„Hier, großer König, sage ich, daß der Unterschied zwischen ihnen in der
Verschiedenartigkeit ihres Strebens liegen würde. Angenommen, es gäbe zwei
zähmbare Elefanten oder zähmbare Pferde oder zähmbare Ochsen, die gut gezähmt
und wohl diszipliniert sind, und zwei zähmbare Elefanten oder zähmbare
Pferde oder zähmbare Ochsen, die ungezähmt und undiszipliniert sind. Was meinst
du, großer König? Würden die zwei zähmbaren Elefanten oder zähmbaren Pferde
oder zähmbaren Ochsen, die gut gezähmt und wohl diszipliniert sind, dadurch,
daß sie gezähmt wurden, das Verhalten eines Gezähmten annehmen,
würden sie den Zustand eines Gezähmten erreichen?“
„Ja, ehrwürdiger Herr.“
„Und würden die zwei zähmbaren Elefanten oder zähmbaren Pferde oder zähmbaren
Ochsen, die ungezähmt und undiszipliniert sind, dadurch, daß sie nicht
gezähmt wurden, das Verhalten eines Gezähmten annehmen, würden sie den
Zustand eines Gezähmten erreichen, so wie die zwei zähmbaren Elefanten oder
zähmbaren Pferde oder zähmbaren Ochsen, die gut gezähmt und wohl diszipliniert
sind?“
„Nein, ehrwürdiger Herr.“
„Ebenso, großer König, ist es nicht möglich, daß das, was von einem erreicht
werden kann, der Vertrauen besitzt, der frei von Krankheit ist, der ehrlich und
aufrichtig ist, der energisch ist, und der weise ist, auch von einem erreicht wird,
der kein Vertrauen besitzt, der viel krank ist, der hinterlistig und betrügerisch ist,
der faul ist, und der nicht weise ist.“

12. „Was der Erhabene gesagt hat, erscheint vernünftig, was der Erhabene
gesagt hat, erscheint begründet. Ehrwürdiger Herr, es gibt diese vier Kasten: die
Adeligen, die Brahmanen, die Händler und die Arbeiter. Wenn sie nun diese fünf
Kampfesglieder besäßen, und wenn ihr Streben richtig wäre, gäbe es in jener
Hinsicht irgendein Unterscheidungsmerkmal oder einen Unterschied zwischen
ihnen?“
„Hier, großer König, in dieser Hinsicht sage ich, daß es zwischen ihnen keinen
Unterschied gibt, das heißt zwischen der Befreiung des einen und der Befreiung
der anderen. Angenommen, ein Mann nähme trockenes Sàka-Holz,
entfachte ein Feuer und brächte Hitze hervor; und dann nähme ein anderer Mann
trockenes Sàla-Holz, entfachte ein Feuer und brächte Hitze hervor; und dann
nähme ein anderer Mann trockenes Mango-Holz, entfachte ein Feuer und brächte
Hitze hervor; und dann nähme ein anderer Mann trockenes Feigen-Holz, entfachte
ein Feuer und brächte Hitze hervor. Was meinst du, großer König? Gäbe
es irgendeinen Unterschied zwischen diesen Feuern, die mit verschiedenen Holzarten
entfacht wurden, das heißt, zwischen der Flamme des einen und der Flamme
der anderen, oder zwischen der Farbe des einen und der Farbe der anderen,
oder dem Schein des einen und dem Schein der anderen?“
„Nein, ehrwürdiger Herr.“
„Ebenso, großer König, wenn ein Feuer mittels Energie angezündet wird,
mittels Streben entfacht wird, gibt es, sage ich, keinen Unterschied, das heißt,
zwischen der Befreiung des einen und der Befreiung der anderen 3).“

13. „Was der Erhabene gesagt hat, erscheint vernünftig, was der Erhabene gesagt
hat, erscheint begründet. Aber, ehrwürdiger Herr, wie ist das: gibt es Götter?“
„Warum fragst du das, großer König?“
„Ehrwürdiger Herr, meine Frage bezog sich darauf, ob jene Götter zu diesem
(Menschendasein) zurückkehren, oder ob sie nicht zurückkehren.“
„Großer König, jene Götter, die dem Leiden noch unterworfen sind, kehren zu
diesem (Menschendasein) zurück, jene Götter, die dem Leiden nicht mehr unterworfen
sind 4), kehren zu diesem (Menschendasein) nicht mehr zurück.“

14. Nach diesen Worten fragte General Vióåóabha den Erhabenen: „Ehrwürdiger
Herr, können jene Götter, die dem Leiden noch unterworfen sind und zu
diesem (Menschendasein) zurückkehren, jene Götter, die dem Leiden nicht mehr
unterworfen sind und zu diesem (Menschendasein) nicht mehr zurückkehren,
zum Absturz bringen oder von jenem Ort verbannen?“
Da dachte der ehrwürdige ânanda: „Dieser General Vióåóabha ist der Sohn
von König Pasenadi von Kosala, und ich bin der Sohn des Erhabenen 5). Jetzt ist
es an der Zeit, daß von Sohn zu Sohn gesprochen wird.“ Er sagte zu General
Vióåóabha. „General, ich werde dir eine Gegenfrage stellen. Antworte, wie du es
für richtig hältst. General, was meinst du? Soweit sich König Pasenadi von
Kosala‘s Reich erstreckt, übt er die Herrschaft und Souveränität aus; kann nun
König Pasenadi von Kosala jeglichen Mönch oder Brahmanen zum Absturz bringen,
oder kann er ihn von jenem Ort verbannen, ungeachtet, ob jener Mönch oder
Brahmane Verdienste hat oder nicht, und ob er das heilige Leben führt oder nicht?“
„Das kann er, Herr.“
„General, was meinst du? Soweit sich das erstreckt, was nicht zu König
Pasenadi von Kosala‘s Reich gehört, übt er die Herrschaft und Souveränität nicht
aus; kann nun König Pasenadi von Kosala hier jeglichen Mönch oder Brahmanen
zum Absturz bringen, oder kann er ihn von jenem Ort verbannen, ungeachtet,
ob jener Mönch oder Brahmane Verdienste hat oder nicht, und ob er das
heilige Leben führt oder nicht?“
„Das kann er nicht, Herr.“
„General, was meinst du? Hast du von den Göttern der Dreiunddreißig gehört?“
„Ja, Herr, ich habe von ihnen gehört. Und König Pasenadi von Kosala hat
auch von ihnen gehört.“
„General, was meinst du? Kann König Pasenadi von Kosala die Götter der
Dreiunddreißig zum Absturz bringen, oder kann er sie von jenem Ort verbannen?“
„Herr, König Pasenadi von Kosala kann die Götter der Dreiunddreißig nicht
einmal sehen, also wie könnte er sie zum Absturz bringen oder von jenem Ort
verbannen?“
„Ebenso, General, können jene Götter, die dem Leiden noch unterworfen sind
und zu diesem (Menschendasein) zurückkehren, jene Götter, die dem Leiden
nicht mehr unterworfen sind und zu diesem (Menschendasein) nicht mehr zurückkehren,
nicht einmal sehen, also wie könnten sie sie zum Absturz bringen
oder von jenem Ort verbannen?“

15. Da fragte König Pasenadi von Kosala den Erhabenen: „Ehrwürdiger Herr,
wie ist der Name dieses Bhikkhu?“
„Sein Name ist ânanda, großer König.“
„ânanda (Freude) ist er in der Tat, ehrwürdiger Herr, und als ânanda erscheint
er. Was der ehrwürdige ânanda gesagt hat, erscheint vernünftig, was er gesagt
hat, erscheint begründet. Aber, ehrwürdiger Herr, wie ist das: gibt es Brahmàs?“
„Warum fragst du das, großer König?“
„Ehrwürdiger Herr, meine Frage bezog sich darauf, ob jene Brahmàs zu diesem
(Menschendasein) zurückkehren, oder ob sie nicht zurückkehren.“
„Großer König, jeglicher Brahmà, der dem Leiden noch unterworfen ist, kehrt
zu diesem (Menschendasein) zurück, jeglicher Brahmà, der dem Leiden nicht
mehr unterworfen ist, kehrt zu diesem (Menschendasein) nicht mehr zurück.“

16. Dann kündigte ein Mann König Pasenadi von Kosala an: „Großer König,
Sañjaya, der Brahmane aus dem âkàsa-Klan ist angekommen.“
König Pasenadi von Kosala fragte Sañjaya, den Brahmanen aus dem âkàsa-
Klan: „Brahmane, wer brachte diese Geschichte in den Palast?“
„Majestät, es war General Vióåóabha.“
General Vióåóabha sagte: „Majestät, es war Sañjaya, der Brahmane aus dem
âkàsa-Klan.“

17. Dann kündigte ein Mann dem König Pasenadi von Kosala an: „Majestät,
es ist Zeit zur Abfahrt.“
König Pasenadi von Kosala sagte zum Erhabenen: „Ehrwürdiger Herr, wir
haben den Erhabenen zum Thema Allwissenheit befragt, und der Erhabene hat
zum Thema Allwissenheit geantwortet; wir billigen jene Antwort und nehmen
sie an, und somit sind wir zufriedengestellt. Wir haben den Erhabenen zum Thema
Läuterung in den vier Kasten befragt, und der Erhabene hat zum Thema Läuterung
in den vier Kasten geantwortet; wir billigen jene Antwort und nehmen sie
an, und somit sind wir zufriedengestellt. Wir haben den Erhabenen zum Thema
Götter befragt, und der Erhabene hat zum Thema Götter geantwortet; wir billigen
jene Antwort und nehmen sie an, und somit sind wir zufriedengestellt. Wir
haben den Erhabenen zum Thema Brahmàs befragt, und der Erhabene hat zum
Thema Brahmàs geantwortet; wir billigen jene Antwort und nehmen sie an, und
somit sind wir zufriedengestellt. Was wir den Erhabenen auch immer fragten, hat
der Erhabene beantwortet; wir billigen jene Antworten und nehmen sie an, und
somit sind wir zufriedengestellt. Und jetzt, ehrwürdiger Herr, nehmen wir Abschied.
Wir sind beschäftigt und haben viel zu tun.“
„Jetzt ist es an der Zeit, großer König, das zu tun, was du für richtig hältst.“
Dann erhob sich König Pasenadi von Kosala von seinem Sitz, entzückt und
erfreut über die Worte des Erhabenen, und nachdem er dem Erhabenen gehuldigt
hatte, nahm er Abschied, wobei er ihm die rechte Seite zuwandte.

Anmerkungen:
1) MA: Sie waren Ehefrauen des Königs.
2) Eine Erklärung hierzu findet sich in den Anmerkungen zu M71.
3) Es ist nicht ganz klar ersichtlich, warum der Buddha auf die gleiche Frage zwei
unterschiedliche Antworten gibt. Möglicherweise mußte dem König erst verdeutlicht
werden, daß die fünf Kampfesglieder nicht einfach irgendwelche Attribute
sind, wie zum Beispiel Attribute der Kastenzugehörigkeit, sondern aktive heilsame
Zustände.
4) Die Nichtwiederkehrer in den Reinen Bereichen.
5) In spiritueller Hinsicht.

Donnerstag, Juni 19th, 2008 Allgemeines Kommentare deaktiviert

MN89 – Monumente für das Dhamma

Majjhima Nikàya 89

 

Monumente für das Dhamma

(Dhammacetiya Sutta)

1. So habe ich gehört. Einmal hielt sich der Erhabene im Land der Sakyer, bei
einer Stadt der Sakyer namens Medaëumpa auf.

2. Bei dieser Gelegenheit war König Pasenadi von Kosala bei Naïgaraka angekommen,
um verschiedenen Geschäften nachzugehen. Dann richtete er sich
an Dãgha Kàràyana 1): „Lieber Kàràyana, laß die Staatskarossen anspannen. Laß
uns zum Lustgarten fahren, um einen angenehmen Ort zu sehen.“
„Ja, Majestät“, erwiderte Dãgha Kàràyana. Als die Staatskarossen angespannt
waren, informierte er den König: „Majestät, die Staatskarossen sind für dich
bereit. Jetzt ist es an der Zeit, das zu tun, was du für richtig hältst.“

3. Dann bestieg König Pasenadi eine Staatskarosse und fuhr in Begleitung der
anderen Kutschen im vollen Pomp der Königsherrschaft aus Naïgaraka aus, und
begab sich zum Park. Er fuhr so weit die Straße für Kutschen befahrbar war, und
dann stieg er von seiner Karosse herab und betrat den Park zu Fuß.

4. Während König Pasenadi im Park zum Zwecke körperlicher Ertüchtigung
umherging und umherwanderte, sah er Bäume, die lieblich und inspirierend waren,
ruhig und nicht von Stimmenlärm gestört, mit einer Atmosphäre der Abgeschiedenheit,
von Menschen abgelegen und günstig für die Zurückgezogenheit.
Ihr Anblick erinnerte ihn folgendermaßen an den Erhabenen: „Diese Bäume sind
lieblich und inspirierend, ruhig und nicht von Stimmenlärm gestört, mit einer
Atmosphäre der Abgeschiedenheit, von Menschen abgelegen und günstig für die
Zurückgezogenheit, wie die Orte, an denen wir dem Erhabenen, dem Verwirklichten
und vollständig Erleuchteten, Respekt zu erweisen pflegten.“ Dann teilte
er Dãgha Kàràyana seine Gedanken mit und fragte: „Wo hält er sich jetzt auf, der
Erhabene, der Verwirklichte und vollständig Erleuchtete?“

5. „Majestät, es gibt da eine Stadt der Sakyer namens Medaëumpa. Der Erhabene,
der Verwirklichte und vollständig Erleuchtete hält sich jetzt dort auf.“
„Wie weit ist es von Nagaraka nach Medaëumpa?“
„Es ist nicht weit, Majestät, drei Meilen 2). Es ist noch lange genug hell, um
dorthin zu fahren.“
„Dann, lieber Kàràyana, laß die Staatskarossen anspannen. Laß uns den Erhabenen,
den Verwirklichten und vollständig Erleuchteten aufsuchen.“
„Ja, Majestät“, erwiderte er. Als die Staatskarossen angespannt waren, informierte
er den König: „Majestät, die Staatskarossen sind für dich bereit. Jetzt ist
es an der Zeit, das zu tun, was du für richtig hältst.“

6. Dann bestieg König Pasenadi eine Staatskarosse und fuhr in Begleitung der
anderen Kutschen von Naïgaraka in Richtung der Sakyer Stadt Medaëumpa. Er
kam dort an, während es noch hell war, und fuhr in Richtung des Parks weiter. Er
fuhr so weit die Straße für Kutschen befahrbar war, und dann stieg er von seiner
Karosse herab und betrat den Park zu Fuß.

7. Bei jener Gelegenheit ging eine Anzahl von Bhikkhus im Freien auf und ab.
Da ging König Pasenadi zu ihnen hin und fragte: „Ehrwürdige Herren, wo hält er
sich jetzt auf, der Erhabene, der Verwirklichte und vollständig Erleuchtete? Wir
wollen den Erhabenen, den Verwirklichten und vollständig Erleuchteten sehen.“

8. „Jenes ist seine Behausung, großer König, mit der geschlossenen Tür. Nähere
dich ihr leise, ohne Hast, betritt die Veranda, räuspere dich und klopfe an
der Türfüllung an. Der Erhabene wird dir die Tür öffnen.“ König Pasenadi reichte
Dãgha Kàràyana auf der Stelle sein Schwert und seinen Turban. Da dachte
Dãgha Kàràyana: „Der König geht jetzt also in eine geheime Sitzung! Und ich
muß jetzt hier allein warten 3)!“ Ohne Hast näherte sich König Pasenadi leise der
Behausung mit der geschlossenen Tür, betrat die Veranda, räusperte sich und
klopfte an der Türfüllung an. Der Erhabene öffnete die Tür.

9. Dann betrat König Pasenadi die Behausung. Er warf sich mit dem Kopf zu
den Füßen des Erhabenen nieder, er bedeckte die Füße des Erhabenen mit Küssen
und liebkoste sie mit den Händen, wobei er seinen Namen nannte: „Ich bin
König Pasenadi von Kosala, ehrwürdiger Herr. Ich bin König Pasenadi von Kosala,
ehrwürdiger Herr.“
„Aber, großer König, welchen Grund siehst du dafür, diesem Körper solch
höchste Ehre zu erweisen und solche Freundschaft zu zeigen?“

10. „Ehrwürdiger Herr, ich ziehe dem Dhamma gemäß folgenden Schluß über
den Erhabenen: ,Der Erhabene ist vollständig erleuchtet, das Dhamma ist vom
Erhabenen wohl verkündet, die Sangha der Schüler des Erhabenen praktiziert
gut.‘ Nun, ehrwürdiger Herr, sehe ich einige Mönche und Brahmanen, die zehn
Jahre lang, zwanzig Jahre lang, dreißig Jahre oder vierzig Jahre lang ein begrenztes
heiliges Leben führen, und dann sehe ich sie bei späterer Gelegenheit,
gut gepflegt und gut gesalbt, mit frisiertem Haar und getrimmtem Bart, wie sie
sich vergnügen, versorgt und ausgestattet mit den fünf Strängen sinnlichen Vergnügens.
Aber hier sehe ich Bhikkhus, die das vollkommene und reine heilige
Leben führen, so lange sie am Leben und am Atmen sind. In der Tat sehe ich
nirgendwo sonst ein heiliges Leben, das so vollkommen und rein wie dieses ist.
Deshalb, ehrwürdiger Herr, ziehe ich dem Dhamma gemäß folgenden Schluß
über den Erhabenen: ,Der Erhabene ist vollständig erleuchtet, das Dhamma ist
vom Erhabenen wohl verkündet, die Sangha der Schüler des Erhabenen praktiziert
gut.‘“

11. „Wiederum, ehrwürdiger Herr, streiten Könige mit Königen, Adelige mit
Adeligen, Brahmanen mit Brahmanen, Haushälter mit Haushältern; Mutter streitet
mit Kind, Kind mit Mutter, Vater mit Kind, Kind mit Vater; Bruder streitet mit
Bruder, Bruder mit Schwester, Schwester mit Bruder, Freund mit Freund. Aber
hier sehe ich Bhikkhus, die in Eintracht leben, mit gegenseitigem Verständnis,
ohne Streit, wobei sie sich wie Milch und Wasser mischen, sich gegenseitig mit
gütigen Augen betrachten. Nirgendwo sonst sehe ich eine Versammlung in solcher
Eintracht. Auch deshalb, ehrwürdiger Herr, ziehe ich dem Dhamma gemäß
folgenden Schluß über den Erhabenen: ,Der Erhabene ist vollständig erleuchtet,
das Dhamma ist vom Erhabenen wohl verkündet, die Sangha der Schüler des
Erhabenen praktiziert gut.‘“

12. „Wiederum, ehrwürdiger Herr, bin ich von Park zu Park und von Garten
zu Garten gegangen und gewandert. Dort habe ich einige Mönche und Brahmanen
gesehen, die mager, elend, unansehnlich, gelbsüchtig sind, mit Adern, die
aus den Gliedern hervortreten, so daß die Leute sie kein zweites Mal ansehen
wollten. Ich habe gedacht: ,Sicher führen diese Ehrwürdigen das heilige Leben
in Unzufriedenheit, oder sie haben irgendeine üble Tat begangen und verbergen
sie, so mager und elend sind sie, so unansehnlich, gelbsüchtig, mit Adern, die aus
den Gliedern hervortreten, so daß die Leute sie kein zweites Mal ansehen wollten.‘
Ich näherte mich ihnen und fragte sie: ,Warum seid ihr Ehrwürdigen so
mager, elend, unansehnlich, gelbsüchtig, mit Adern, die aus den Gliedern hervortreten,
so daß die Leute euch kein zweites Mal ansehen wollten?‘ Ihre Antwort
war: ,Es ist eine Krankheit, die in unserer Familie liegt, großer König.‘
Aber hier sehe ich Bhikkhus, lächelnd und heiter, voll aufrichtiger Freude, einfach
entzückend, mit klaren Sinnen, die unbeschwert leben, gelassen, die von
dem leben, was andere geben, mit einem Herzen, so unbekümmert, wie das eines
wilden Hirsches. Ich habe gedacht: ,Sicher nehmen diese Ehrwürdigen fortschreitende
Zustände erhabenen Ranges in der Lehre des Erhabenen wahr, da sie so
lächelnd und heiter verweilen, voll aufrichtiger Freude, einfach entzückend, mit
klaren Sinnen, da sie so unbeschwert leben, gelassen, da sie von dem leben, was
andere geben, mit einem Herzen, so unbekümmert, wie das eines wilden Hirsches.‘
Auch deshalb, ehrwürdiger Herr, ziehe ich dem Dhamma gemäß folgenden
Schluß über den Erhabenen: ,Der Erhabene ist vollständig erleuchtet, das
Dhamma ist vom Erhabenen wohl verkündet, die Sangha der Schüler des Erhabenen
praktiziert gut.‘“

13. „Wiederum, ehrwürdiger Herr, nachdem ich ein kopfgesalbter adeliger
König bin, bin ich in der Lage, jene hinrichten zu lassen, die hingerichtet werden
sollten, jenen eine Geldstrafe aufzuerlegen, denen eine Geldstrafe auferlegt werden
sollte, jene zu verbannen, die verbannt werden sollten. Und doch, wenn ich
im Rat sitze, platzen sie herein und unterbrechen mich. Obwohl ich sage: ,Meine
Herren, platzt nicht herein und unterbrecht mich nicht, wenn ich im Rat sitze;
wartet das Ende meiner Rede ab‘, platzen sie dennoch herein und unterbrechen
mich. Aber hier sehe ich Bhikkhus, während der Erhabene eine Versammlung
von mehreren hundert Anhängern das Dhamma lehrt, und es ist bei jener Gelegenheit
keinerlei Husten oder Räuspern seitens seiner Schüler zu hören. Einmal
lehrte der Erhabene eine Versammlung von mehreren hundert Anhängern das
Dhamma, und da räusperte sich ein bestimmter Schüler von ihm. Daraufhin stieß
ihn einer seiner Gefährten im heiligen Leben mit dem Knie an, um ihm damit zu
sagen: ,Sei still, ehrwürdiger Herr, mach keinen Lärm; der Erhabene, der Lehrer
lehrt uns das Dhamma.‘ Ich dachte: ,Es ist wunderbar, es ist erstaunlich, wie eine
Versammlung ohne Zwang oder Waffengewalt so diszipliniert sein kann!‘ In der
Tat sehe ich nirgendwo sonst eine so wohldisziplinierte Versammlung. Auch deshalb,
ehrwürdiger Herr, ziehe ich dem Dhamma gemäß folgenden Schluß über
den Erhabenen: ,Der Erhabene ist vollständig erleuchtet, das Dhamma ist vom
Erhabenen wohl verkündet, die Sangha der Schüler des Erhabenen praktiziert
gut.‘“

14.“Wiederum, ehrwürdiger Herr, habe ich gewisse gebildete Adelige gesehen,
die klug sind, sich in den Lehren anderer auskennen und scharfsinnig sind,
wie haarspaltende Meisterschützen; sie ziehen umher und zerpflücken sozusagen
die Ansichten anderer mit ihrem scharfen Verstand. Wenn sie hören: ,Der
Mönch Gotama wird dieses oder jenes Dorf oder diese oder jene Stadt besuchen‘,
dann formulieren sie eine Frage, mit der es folgendes auf sich hat: ,Wir
wollen zum Mönch Gotama gehen und ihm diese Frage stellen. Wenn er auf
diese bestimmte Weise gefragt wird, wird er auf diese bestimmte Art antworten,
und so werden wir seine Lehre auf diese Weise widerlegen; und wenn er auf jene
bestimmte Art gefragt wird, wird er auf jene bestimmte Art antworten, und wir
werden seine Lehre auf jene Weise widerlegen.‘ Sie hören: ,Der Mönch Gotama
ist zu Besuch in dieses und jenes Dorf oder in diese und jene Stadt gekommen‘,
und sie gehen zum Mönch Gotama hin, und der Mönch Gotama unterrichtet sie,
fordert sie auf, rüttelt sie auf und ermuntert sie mit einem Vortrag über das
Dhamma. Nachdem sie vom Mönch Gotama mit einem Vortrag über das Dhamma
unterrichtet, aufgefordert, aufgerüttelt und ermuntert wurden, lassen sie es sein,
ihm die Frage zu stellen, also wie sollten sie da seine Lehre widerlegen? Vielmehr
werden sie in der Tat seine Schüler. Auch deshalb, ehrwürdiger Herr, ziehe
ich dem Dhamma gemäß folgenden Schluß über den Erhabenen: ,Der Erhabene
ist vollständig erleuchtet, das Dhamma ist vom Erhabenen wohl verkündet, die
Sangha der Schüler des Erhabenen praktiziert gut.‘“

15. „Wiederum habe ich gewisse gebildete Brahmanen gesehen, die klug sind,
sich in den Lehren anderer auskennen und scharfsinnig sind, wie haarspaltende
Meisterschützen; sie ziehen umher und zerpflücken sozusagen die Ansichten
anderer mit ihrem scharfen Verstand. Wenn sie hören: ,Der Mönch Gotama wird
dieses oder jenes Dorf oder diese oder jene Stadt besuchen‘, dann formulieren
sie eine Frage, mit der es folgendes auf sich hat: ,Wir wollen zum Mönch Gotama
gehen und ihm diese Frage stellen. Wenn er auf diese bestimmte Weise gefragt
wird, wird er auf diese bestimmte Art antworten, und so werden wir seine Lehre
auf diese Weise widerlegen; und wenn er auf jene bestimmte Art gefragt wird,
wird er auf jene bestimmte Art antworten, und wir werden seine Lehre auf jene
Weise widerlegen.‘ Sie hören: ,Der Mönch Gotama ist zu Besuch in dieses und
jenes Dorf oder in diese und jene Stadt gekommen‘, und sie gehen zum Mönch
Gotama hin, und der Mönch Gotama unterrichtet sie, fordert sie auf, rüttelt sie
auf und ermuntert sie mit einem Vortrag über das Dhamma. Nachdem sie vom
Mönch Gotama mit einem Vortrag über das Dhamma unterrichtet, aufgefordert,
aufgerüttelt und ermuntert wurden, lassen sie es sein, ihm die Frage zu stellen,
also wie sollten sie da seine Lehre widerlegen? Vielmehr werden sie in der Tat
seine Schüler. Auch deshalb, ehrwürdiger Herr, ziehe ich dem Dhamma gemäß
folgenden Schluß über den Erhabenen: ,Der Erhabene ist vollständig erleuchtet,
das Dhamma ist vom Erhabenen wohl verkündet, die Sangha der Schüler des
Erhabenen praktiziert gut.‘“

16. „Wiederum habe ich gewisse gebildete Haushälter gesehen, die klug sind,
sich in den Lehren anderer auskennen und scharfsinnig sind, wie haarspaltende
Meisterschützen; sie ziehen umher und zerpflücken sozusagen die Ansichten
anderer mit ihrem scharfen Verstand. Wenn sie hören: ,Der Mönch Gotama wird
dieses oder jenes Dorf oder diese oder jene Stadt besuchen‘, dann formulieren
sie eine Frage, mit der es folgendes auf sich hat: ,Wir wollen zum Mönch Gotama
gehen und ihm diese Frage stellen. Wenn er auf diese bestimmte Weise gefragt
wird, wird er auf diese bestimmte Art antworten, und so werden wir seine Lehre
auf diese Weise widerlegen; und wenn er auf jene bestimmte Art gefragt wird,
wird er auf jene bestimmte Art antworten, und wir werden seine Lehre auf jene
Weise widerlegen.‘ Sie hören: ,Der Mönch Gotama ist zu Besuch in dieses und
jenes Dorf oder in diese und jene Stadt gekommen‘, und sie gehen zum Mönch
Gotama hin, und der Mönch Gotama unterrichtet sie, fordert sie auf, rüttelt sie
auf und ermuntert sie mit einem Vortrag über das Dhamma. Nachdem sie vom
Mönch Gotama mit einem Vortrag über das Dhamma unterrichtet, aufgefordert,
aufgerüttelt und ermuntert wurden, lassen sie es sein, ihm die Frage zu stellen,
also wie sollten sie da seine Lehre widerlegen? Vielmehr werden sie in der Tat
seine Schüler. Auch deshalb, ehrwürdiger Herr, ziehe ich dem Dhamma gemäß
folgenden Schluß über den Erhabenen: ,Der Erhabene ist vollständig erleuchtet,
das Dhamma ist vom Erhabenen wohl verkündet, die Sangha der Schüler des
Erhabenen praktiziert gut.‘“

17. „Wiederum habe ich gewisse gebildete Mönche gesehen, die klug sind,
sich in den Lehren anderer auskennen und scharfsinnig sind, wie haarspaltende
Meisterschützen; sie ziehen umher und zerpflücken sozusagen die Ansichten
anderer mit ihrem scharfen Verstand. Wenn sie hören: ,Der Mönch Gotama wird
dieses oder jenes Dorf oder diese oder jene Stadt besuchen‘, dann formulieren
sie eine Frage, mit der es folgendes auf sich hat: ,Wir wollen zum Mönch Gotama
gehen und ihm diese Frage stellen. Wenn er auf diese bestimmte Weise gefragt
wird, wird er auf diese bestimmte Art antworten, und so werden wir seine Lehre
auf diese Weise widerlegen; und wenn er auf jene bestimmte Art gefragt wird,
wird er auf jene bestimmte Art antworten, und wir werden seine Lehre auf jene
Weise widerlegen.‘ Sie hören: ,Der Mönch Gotama ist zu Besuch in dieses und
jenes Dorf oder in diese und jene Stadt gekommen‘, und sie gehen zum Mönch
Gotama hin, und der Mönch Gotama unterrichtet sie, fordert sie auf, rüttelt sie
auf und ermuntert sie mit einem Vortrag über das Dhamma. Nachdem sie vom
Mönch Gotama mit einem Vortrag über das Dhamma unterrichtet, aufgefordert,
aufgerüttelt und ermuntert wurden, lassen sie es sein, ihm die Frage zu stellen,
also wie sollten sie da seine Lehre widerlegen? Vielmehr bitten sie in der Tat den
Mönch Gotama, ihnen zu gestatten, von zu Hause fort in die Hauslosigkeit zu
ziehen, und er gibt ihnen die Ordination. Nicht lange nachdem sie in die
Hauslosigkeit gezogen sind, in der sie alleine leben, zurückgezogen, umsichtig,
eifrig und entschlossen, treten sie hier und jetzt durch eigene Verwirklichung mit
höherer Geisteskraft in das höchste Ziel des heiligen Lebens ein, für das Männer
aus guter Familie zu Recht von zu Hause fort in die Hauslosigkeit ziehen, und sie
verweilen darin. Sie sagen: ,Um Haaresbreite waren wir verloren, um Haaresbreite
gingen wir zugrunde, denn früher behaupteten wir, Mönche zu sein, obwohl
wir nicht wirklich Mönche waren; wir behaupteten, Brahmanen zu sein,
obwohl wir nicht wirklich Brahmanen waren; wir behaupteten, Arahants zu sein,
obwohl wir nicht wirklich Arahants waren. Aber jetzt sind wir Mönche, jetzt
sind wir Brahmanen, jetzt sind wir Arahants.‘ Auch deshalb, ehrwürdiger Herr,
ziehe ich dem Dhamma gemäß folgenden Schluß über den Erhabenen: ,Der Erhabene
ist vollständig erleuchtet, das Dhamma ist vom Erhabenen wohl verkündet,
die Sangha der Schüler des Erhabenen praktiziert gut.‘“

18. „Wiederum, ehrwürdiger Herr, essen Isãdatta und Puràõa 4), meine beiden
Inspektoren, mein Essen und sie benutzen meine Kutschen; ich verschaffe ihnen
einen Lebensunterhalt und bringe sie zu Ruhm. Und doch sind sie trotzdem mir
gegenüber weniger respektvoll, als dem Erhabenen gegenüber. Einmal, als ich
auszog und ein Heer anführte und diese Inspektoren, Isãdatta und Puràõa prüfte,
widerfuhr es mir, daß ich in einem sehr beengten Quartier untergebracht war.
Nachdem diese beiden Inspektoren, Isãdatta und Puràõa, einen Großteil der Nacht
mit einem Gespräch über das Dhamma verbracht hatten, legten sie sich nieder,
mit dem Kopf in die Richtung, von der sie hörten, der Erhabene befände sich
dort, und mit den Füßen zu mir. Ich dachte: ,Es ist wunderbar, es ist erstaunlich!
Diese beiden Inspektoren, Isãdatta und Puràõa, essen mein Essen und sie benutzen
meine Kutschen; ich verschaffe ihnen einen Lebensunterhalt und bringe sie
zu Ruhm. Und doch sind sie trotzdem mir gegenüber weniger respektvoll, als
dem Erhabenen gegenüber. Sicher nehmen diese guten Leute fortschreitende
Zustände erhabenen Ranges in der Lehre des Erhabenen wahr.‘ Auch deshalb,
ehrwürdiger Herr, ziehe ich dem Dhamma gemäß folgenden Schluß über den
Erhabenen: ,Der Erhabene ist vollständig erleuchtet, das Dhamma ist vom Erhabenen
wohl verkündet, die Sangha der Schüler des Erhabenen praktiziert gut.‘“

19. „Wiederum, ehrwürdiger Herr, ist der Erhabene ein Adeliger, und ich bin
ein Adeliger; der Erhabene ist Kosaler, und ich bin Kosaler; der Erhabene ist
achtzig Jahre alt, und ich bin achtzig Jahre alt. Weil dem so ist, halte ich es für
angemessen, dem Erhabenen solch höchste Ehre zu erweisen und solche Freundschaft
zu zeigen.“

20. „Und jetzt, ehrwürdiger Herr, nehmen wir Abschied. Wir sind beschäftigt
und haben viel zu tun.“
„Jetzt ist es an der Zeit, großer König, das zu tun, was du für richtig hältst.“
Dann erhob sich König Pasenadi von Kosala von seinem Sitz, und nachdem er
dem Erhabenen gehuldigt hatte, nahm er Abschied, wobei er ihm die rechte Seite
zuwandte.

21. Dann, kurz nachdem er gegangen war, richtete sich der Erhabene so an die
Bhikkhus: „Ihr Bhikkhus, bevor dieser König Pasenadi sich von seinem Sitz
erhoben hatte und gegangen war, hat er Monumente für das Dhamma geäußert.
Lernt die Monumente für das Dhamma; beherrscht die Monumente für das
Dhamma; merkt euch die Monumente für das Dhamma. Die Monumente für das
Dhamma sind heilbringend, ihr Bhikkhus, und sie gehören zu den Grundlagen
des heiligen Lebens 5).“
Das ist es, was der Erhabene sagte. Die Bhikkhus waren zufrieden und entzückt
über die Worte des Erhabenen.

Anmerkungen:
1) Er war Pasenadis oberster Feldherr, der später dessen Sohn beim Umsturz half.
2) Etwa dreißig Kilometer.
3) MA: Der Feldherr befürchtete Maßnahmen gegen seine Person nach der Unterhaltung
mit dem Buddha. Er eilte mit den königlichen Insignien zurück in die
Hauptstadt, um Vióåóabha zum König zu küren.
4) Der Buddha sagte von beiden, sie seien zum Zeitpunkt ihres Todes Einmalwiederkehrer
gewesen.
5) Monument (cetiya) im übertragenen Sinne – normalerweise werden so die Bauwerke
der buddhistischen Welt bezeichnet, die auch unter den Namen Stupa,
Dagoba, Pagode, Chedi, Chörten usw. bekannt sind. Die Funktion beider Arten
von Monumenten ist die gleiche: das Hervorbringen von Vertrauen in das Dreifache
Juwel bei demjenigen, der sie mit weiser Reflektion betrachtet.

Donnerstag, Juni 19th, 2008 Allgemeines Kommentare deaktiviert