Ajahn Brahm: Die Leichtigkeit des Seins oder die Kunst des Eiersammelns

Australischer Humor in der Pagode Phat Hue

Kopie von Ajahn BrahmDer Besuch von Ajahn Brahm in der Pagode Phat Hue war ein echtes Highlight 2008. „It was just awesome!“ („es war einfach nur fantastisch“) – auf diese Weise fassten viele der internationalen Teilnehmer/innen die Tage mit Ajahn Brahm zusammen. Über die Hälfte der Besucher kam zum Beispiel aus Schottland, Frankreich, Holland, Tschechien und sogar aus Mexiko. Selten wurde bei Dharmavorträgen so viel gelacht wie während der letzten vier Tage! Der Abt des Bodhinyana-Klosters in Perth, Westaustralien, versteht es auf einzigartige Weise, Dharma für den Westen mit Humor und Tiefgang zu präsentieren. Seine wöchentlichen Belehrungen auf You-Tube haben in der westlichen Buddhismus-Szene nahezu Kult-Status – über 20.000 Zuhörer/innen schalten sich dort regelmäßig ein.

Zum Auftakt seines Besuchs in Frankfurt gab es am Donnerstag zunächst einen Gastvortrag in der Frankfurter Goethe-Universität zum Thema „Hass, Liebe und wo stehst Du?“ Wieso hassen wir eigentlich und was bedeutet bedingungslose Liebe? Die etwa 50 Besucher/innen waren von Ajahn Brahms Fähigkeit beeindruckt, buddhistische Inhalte durch Geschichten und Parabeln lebendig zu veranschaulichen.
Von Freitag bis Sonntag kamen bis zu 200 Teilnehmer/innen zum Meditationsretreat und den öffentlichen Dharmavorträgen unter dem Motto „Dinner & Dharma“. Auch zu Buddhas Zeiten wurde erst für das leibliche Wohl gesorgt, bevor der Erleuchtete seine Belehrungen an seine Schüler weiter gab. Eine Gruppe Vietnames/innen kochte jeden Abend für die Gäste in der Frankfurter Pagode ein köstliches, vegetarisches Menü.

Ab 20 Uhr ging es dann mit Ajahn Brahm weiter in der Buddhahalle. „Über die Vernunft hinaus, jenseits von Glauben“ war das Motto am Freitagabend. „Wenn wir uns mit Buddhismus beschäftigen, lernen wir das Denken zu stoppen, sodass unsere Zukunft frei ist. Durch Meditation können wir uns aus dem Gefängnis unserer Gedanken befreien. Dann stellst Du fest, dass alles, was Du im Leben machst, einfach ist.“
„Lachend auf dem Weg ins Nirvana“ war das Thema am Samstagabend. Ajahn Brahm vermittelt die Vier edlen Wahrheiten Buddhas auf ganz besondere Art. Er stellt nicht das Leid (dukkha) in den Mittelpunkt, sondern das Glücklichsein. Durch das Loslassen von Wünschen und Sehnsüchten wie Geld, Macht und Erfolg können wir uns für das Glück öffnen. Glück – so Ajahn Brahm – wird dann erfahrbar, wenn wir jeden Augenblick in unserem Leben liebevoll annehmen können. Dies gilt für den Alltag genau so wie für den Weg zur Erleuchtung.

Eine für Ajahn Brahm typische Parabel veranschaulicht diese Sichtweise: Es waren einmal zwei Hühnerzüchter. Der eine ging morgens in den Hühnerstall und sammelte den Hühnerkot in seinen Korb und brachte ihn nach Hause. Schon bald stank es so sehr darin, dass alle aus seiner Hütte flüchteten. Der andere Züchter sammelte in seinem Korb die Eier, backte Pfannkuchen für seine Familie und verkaufte den Rest der Eier auf dem Markt.
Viele Menschen neigen dazu, den Kot der Hühner und nicht die Eier zu sammeln. Die Bedeutung dieses Gleichnisses ist: Wenn Ihr Eure Vergangenheit anschaut – was sammelt Ihr? Sammelt Ihr alle negativen Erfahrungen und grämt Euch darüber? Dann sammelt Ihr lediglich den Hühnerkot? Oder sammelt Ihr die Eier und erinnert Euch an die schönen, erfolgreichen und glücklichen Zeiten?
Tagsüber gab es im Rahmen des Retreats Dharmareden, die die Inhalte der Abendvorträge vertieften, und Meditationen. Die Retreat-Teilnehmer hatten auch die Gelegenheit, Ajahn Brahm Fragen zur eigenen Meditationspraxis zu stellen. In kleineren Gruppen widmete er sich intensiv und sehr einfühlsam den persönlichen Anliegen der Teilnehmer.
„Dank Ajahn Brahm habe ich endlich einen wirklichen Zugang zum Buddhismus finden können. Plötzlich fügten sich auf wundersame Weise Puzzlestücke der buddhistischen Lehre zu einem sinnvollen Ganzen zusammen. Dafür bin ich sehr dankbar“, so ein Teilnehmer nach dem Retreat.

In Kürze können Sie auf Spendenbasis eine DVD mit den Dharmavorträgen über die Pagode Phat Hue beziehen. Wir informieren Sie, sobald die DVD vorliegt.

27. Oktober 2008

2 Kommentare to Ajahn Brahm: Die Leichtigkeit des Seins oder die Kunst des Eiersammelns

  1. Die Kommentare des Artikels “Ajahn Brahm in der Pagode angekommen” verschiebe ich in diesen aktuelleren Artikel.
    Ihr seid alle herzlich eingeladen, hier eure Eindrücke und Grüße zum Retreat zu hinterlassen.

    Su schrieb:

    Ein riesengroßes Dankeschön an Ajahn Brahm für das Kommen, an die Sangha der Pagode für die Gastfreundschaft, Unterstützung, die stets freundliche und liebevolle Güte und Hilfe, an all die unsichtbaren Helfer der vietnamesischen Gemeinde, deren Kochkünste eine Nicht-Anhaftung an die vorzüglichen Speisen zu einer großen Herausforderung machten! Es war sehr leicht sich bei Euch im Retreat wohl, umsorgt und geborgen zu fühlen.
    Aus vollem Herzen: Herzlichen Dank!
    Mit Metta – Su

  2. huengo on Oktober 28th, 2008
  3. Timo schrieb:

    Vielen lieben Dank an alle Organisatoren und Beteiligten, die mir die Möglichkeit eröffneten, diesem außergewöhnlich Menschen zuzuhören. Weisheit und Humor funktionieren sehr gut miteinander. …und das Essen war natürlich auch gut ;)
    Vielen Dank!
    Timo

  4. huengo on Oktober 28th, 2008

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