Vorträge und Unterweisung durch S.H. Dalai Lama in Hamburg vom 21.07. – 27.07.2007

Persönlicher Eindruck einer Zen-Schülerin

Die Tage in Hamburg bei den Belehrungen S.H. Dalai Lama sind vorüber und doch kommt es mir vor, als wenn sie noch nicht zu Ende seien, sie schwingen nach und der Alltag hat noch nicht recht Fuß fassen können. Es war eine sehr intensive Zeit, in der das normale Zeitgefühl verloren gegangen ist und erst langsam wiederkehrt.

Die folgenden Eindrücke geben meine persönliche Sichtweise wieder, andere Teilnehmer mögen die Veranstaltung ganz anders empfunden haben. Die wiedergegebenen Inhalte der Belehrungen stellen nur Bruchstücke da und ich schreibe spontan so, wie es meinem augenblicklichen Verständnis entspricht.

„Frieden lernen – die Praxis der Gewaltlosigkeit“

Es begann am Samstagmorgen, die Menschen strömten zum Tennisstadion Rotherbaum, trotz der großen Menschenmenge war die Atmosphäre angenehm und das Verhalten rücksichtsvoll. Laut Wettervorhersage sollte es am Samstag regnen, aber der Himmel wollte S.H. Dalai Lama wohl mit Sonnenschein begrüßen.
Auf dem Dach des Stadions war das goldene Rad der buddhistischen Lehre zu sehen und die Flagge Tibets wehte am Eingang. S.H. Dalai Lama erklärte uns später, dass Mao Tse-tung ihm 1954/55 die Erlaubnis gegeben hat, in Tibet neben der chinesischen Flagge auch die tibetische Flagge zu hissen. Dieser Hinweis dient uns als Information für den Fall, dass die chinesische Regierung einmal Einwände gegen das Hissen der tibetischen Flagge verlauten lässt.

Das Tennisstadion war nicht mehr als solches wiederzuerkennen: es war eine friedliche Stimmung im Raum, tibetische Gebetsfahnen hingen bogenförmig vom Dach, der Innenboden war mit blauem Teppich ausgelegt, vorne war eine Bühne aufgebaut und rechts und links daneben gab es große Leinwände, die das Geschehen auf der Bühne wiedergaben. Die Rückwand der mit gelben Stoff dekorierten Bühne wurde von drei großen Thankabildern des Buddha Shakyamuni, Buddha Manjushri und des 1000-armigen Avalokiteshvara geschmückt.

Als S.H. Dalai Lama die Bühne betrat, wurde es sehr still im Stadion, alle erhoben sich von ihren Sitzen und begrüßten ihn mit großem Applaus. Sein Lächeln und sein Segen erfüllten den Raum und die Herzen der Menschen. Trotz der 10.000 anderen Teilnehmer fühlte ich mich persönlich berührt und wahrgenommen.

S.H. Dalai Lama setzte sich mit gekreuzten Beinen auf einen Sessel in der Mitte der Bühne, hinter ihm stand ein traditionell tibetischer Thron, der jedoch erst am Freitag zur Segenseinweihung in Buddha Manjushri benutzt werden sollte. Ab Montag saßen dann noch rechts und links seiner Heiligkeit Mönche auf dem Boden und als große Neuheit auch Nonnen. Wer es nicht anders kennt und nicht weiß, dass es es nicht üblich ist, dass auch Nonnen auf der Bühne neben S.H. Dalai Lama sitzen, könnte meinen, dass es das Normalste der Welt sei – und ist es das nicht auch?

Das Wochenende stand unter dem Thema: „Frieden lernen – die Praxis der Gewaltlosigkeit“. Das Stadion war gefüllt und ich saß in der letzten Reihe ganz oben mit dem benachbarten Schwimmbad im Rücken. Der Ton war zu leise, das Schwimmbad zu laut, die Bühne zu weit weg und die Videowand war durch die tibetischen Gebetsflaggen und einen Teil der Dachkonstruktion zur oberen Hälfte verdeckt – ideale Bedingungen Geduld zu üben. Der Ton wurde besser, mit etwas Verrenkungen konnte ich mehr von der Leinwand sehen, später gab es noch ein paar freie Plätze weiter unten, so dass ich dann alles sehen und besser hören konnte.

Der Samstagvormittag stand unter dem Thema „Einführung in die Psychologie des Geistes“. S.H. Dalai Lama sprach in Englisch und auf der Bühne gab es dann eine deutsche Übersetzung. Per Kopfhörer konnte man die Vorträge auch in Französisch, Spanisch, Italienisch, Vietnamesisch und Mandarin (Chinesisch) hören. Gedanken, die mir im Gedächtnis blieben waren: „Diskussion öffnet den Geist“, „Willenskraft zum Dialog ist wichtig“, „Ein Objekt kann man nicht gleichzeitig in zwei gegensätzlichen Haltungen sehen wie z. B. Liebe und Hass, daher ist es gut eine Substanz zu finden, die die negative Substanz ausschließt“. Nach dem jeweiligen einstündigem Vortrag S.H. Dalai Lama wurden drei bis vier Vertreter/innen verschiedenster Gruppen und Organisationen auf die Bühne gebeten, um ihr Projekt vorzustellen und zum Gespräch beizutragen.

Der Nachmittag stand unter dem Thema: „Ethik im Alltag“. S.H. Dalai Lama hat u.a. den Körper und den Geist verglichen. Wird ein geschwächter Körper mit Viren konfrontiert, können diese großen Schaden anrichten, ist der Körper jedoch gesund, verschwinden die Viren oft wieder. So ist es auch mit unserem Geist, daher ist es wichtig an unserer Geisteshaltung zu arbeiten, um einen stabilen Geist zu erlangen.

Wir Teilnehmenden konnten selbst auch Fragen aufschreiben, die eingesammelt und dann nach Auswahl S.H. dem Dalai Lama vorgelegt wurden. Selbst ist mir leider keine Frage eingefallen, die ich ihm hätte stellen können. Eine Jugendliche vor mir z.B. schrieb auf ihren Zettel die Frage: „Wie geht es Ihnen?“
Eine der ausgewählten Fragen war: „Wenn ich mich verteidigen muss, wie kann ich Mitgefühl üben?“ Antwort: „Bestimmte Handlungen kann man verwerfen, aber nicht die Person, trotz Fehler kann der Person gegenüber Respekt gezeigt werden.“
Eine andere Frage auf dem Podium hat mich besonders aufhorchen lassen: „Kann man auch zu viel Mitgefühl haben, das zu Burnout und Krankheit führt, oder gibt es auch einen gesunden Egoismus?“ Antwort: „Zuerst müssen wir uns selbst lieben, dann die anderen, sonst kann man es ja auch nicht weitergeben. Mitgefühl muß auch mit Weisheit einhergehen!”

Am Sonntagvormittag ging es um „Ethik“. Noch etwas müde vom gestrigen Tag hörte ich von S.H. Dalai Lama: „Guter Schlaf ist Quelle des friedlichen Geistes“, da fühlte ich mich fast „ertappt“. Gedanken, die mir haften geblieben sind: „Um ein guter Mensch zu sein, muß man nicht einer Religion folgen“ und „es gibt viele Probleme auf der Welt, aber wir sind alle Teil einer Welt.“
S.H. Dalai Lama hat uns aufgerufen Deutschlands zentrale Rolle in der EU zu sehen, um Mitgefühl einzubringen und er wünscht sich ein Jahrhundert der Freundschaft. Auf die Frage, welche gemeinsame Basis es für den Weltzukunftsrat geben kann, nannte S.H Dalai Lama die universelle Ethik (unabhängig von der Religion).

Am Sonntagnachmittag folgte der öffentlichen Vortrag: „Mitgefühl in der globalisierten Welt“. Es waren andere Zuhörer als bei den vorherigen Vorträgen da, viele, die die Gelegenheit nutzen wollten, S.H. den Dalai Lama live zu erleben. Sein Vortrag war mehr für das breite Publikum und ich finde es interessant zu erleben, wie S.H. Dalai Lama den Inhalt seiner Vorträge den Zuhörenden anpassen kann. Im Anschluss daran gab es noch eine interreligiöse Feier mit jugendlichen Vertreter/innen aus Hamburg, die aus dem Christentum, Judentum, Hinduismus, Buddhismus und dem Islam kommen. Der gemeinsam geschriebene und vorgetragene Text dieser Jugendlichen zum Thema Licht hat mich berührt. Schön, dass hier auch im Rahmen des öffentlichen Vortrages der Raum für diese interreligiöse Offenheit war.

Das leibliche Wohl

Neben der Nahrung für den Geist gab es zur körperlichen Stärkung verschiedenste Stände und Zelte mit gesüßtem Chai, tibetischem Buttertee, Mangolassi (hm!), Crepes, Brezel, gefülltem Fladenbrot, indischer Küche ….. Das gemeinsame mittägliche Picknick der Pagoden-Sangha im Park an der Alster war sehr lecker. Zu einem täglichen Ritual wurde es mir, mindestens einmal am Tag einen gesüßten Chai zu trinken. Leider waren die Menschenschlangen oft sehr lang, auch zu den Toiletten. Wie beglückend doch eine kurze Schlange sein kann! Als einmal in einer Toilettenschlange eine Nonne hinter mir stand und ich sie vorlassen wollte, meinte sie von Herzen: Nein danke, S.H. Dalai Lama sagte, wir sind alle gleich und ich habe es jetzt auch nicht eilig.

Buddhistische Philosophie und Praxis – Erklärungen zu den 400 Versen des indischen Meisters Aryadeva

Eine weitere Besonderheit dieser Tage war, dass die Morgengebete jeweils von verschiedenen buddhistischen Schulen und auch Richtungen rezitiert und gesungen wurden.(Theravada, Vietnamesisch, Koreanisch u.a.).

Am Montagvormittag begannen nun die traditionellen Belehrungen S.H. Dalai Lama zu den vierhundert Versen des Aryadeva. Es ist schön, S.H Dalai Lama auf Tibetisch sprechen zu hören, allerdings passierte es mir auch immer wieder, dass sich meine Aufmerksamkeit den anderen Teilnehmenden in der Halle zuwandte, meine Gedanken abschweiften und ich sie erst wieder einfangen musste.
Die Gestik der Hände S.H. Dalai Lama war sehr lebhaft und präzise, seine Rede unterbrach er immer wieder durch sein Lachen , ein Lachen, über das er sich oft selbst zu freuen schien – manchmal lachten die tibetischen Mönche und Nonnen auch mit.
Christof Spitz, der Übersetzer S.H. Dalai Lama, hatte es sicherlich nicht leicht, wenn er die bis zu 20 minütigen Ausführungen ins Deutsche wiederzugeben hatte, wobei er leider das Lachen nicht mitübersetzte.

Zuerst begann S.H. Dalai Lama mit grundlegenden Gedanken zur Philosophie des Abhängigen Entstehens und der Frage: Gibt es endgültiges Glück? Antwort: Ja, das gibt es. Wir alle haben das Erkenntnispotential eines Buddhas in uns, allerdings ist es noch nicht entfaltet, Hindernisse in unserem Geist stehen dem im Weg. – Ein aufmunternder Gedanke, dass das Potential schon da ist („alles ist in unserem Geist und unserem Herz“), auch wenn es noch viel auf dem Weg dahin zu tun gibt .

Meiner Denkstruktur tut es gut, die buddhistischen Einteilungen, Gruppen, Nebengruppen, Durchnummerierungen u.ä. zu hören, wie z.B. auch vom Weg zur Erleuchtung in 3 Stufen:
1. Negative Handlungen aufzugeben (darunter kann ich mir etwas vorstellen).
2. Die falsche Sicht vom Selbst aufzugeben (da wird es nun schon schwieriger).
3. Alle irrtümlichen Sichtweisen aufzugeben (na ja …..).

Ein mir neuer Gedanke war, dass der Zusammenhang von Ursache und Wirkung kein One-way-Denken ist, sondern dass eine Ursache auch von der Wirkung abhängig ist, die so erst zur Ursache wird. Ferner gibt es keine Ursache, die nicht Wirkung einer vorherigen Ursache war. – So hatte ich es noch nie gesehen.

Am Montagnachmittag begann S.H. nun mit dem Lesen der 400 Verse und den erläuternden Erklärungen dazu: teils ausführlich, teils kurz, teils folgte dem Lesen keine Erklärung. Manche Gedanken waren mir bekannt, manche ergänzend, manche neu, manche waren mir verständlich, manche unverständlich und manche verpasste ich einfach, weil meine Konzentration gerade nicht anwesend war. Obwohl es eigentlich nur zweimal zwei Stunden Belehrungen am Tag gab (vormittags und nachmittags), war ich zum Teil recht müde und erschöpft. Gegen Ende der Woche hatte ich mich dann besser daran gewöhnt und ich konnte mich leichter konzentrieren. Die Belehrungen der Tage gehen in meiner Erinnerung ineinander über.

Die 400 Verse sind in zwei große Bereiche eingeteilt:die Kapitel 1-8 sind Übungen zur Methode und die Kapitel 9-16 Übungen zur Weisheit. Die ersten acht Kapitel sind relativ praxisnah und die zweiten acht Kapitel sind zum Teil sehr theoretisch (Philosophiestudenten hätten sicher ihre Freude daran gehabt).

Die ersten vier Kapitel geben Grundsätzliches zur buddhistischen Einstellung auf dem Weg zur Befreiung wieder. Im 1. Kapitel: „Den Glauben an die Beständigkeit überwinden“ stellte S.H. Dalai Lama die Frage, was uns daran hindert die Dharmapraxis auszuüben? – Jetzt ist der Zeitpunkt, solange wir noch handeln können!
Sehr interessant fand ich die ausführliche Beschreibung des Sterbeprozesses bis zu den subtilen Energien und dem subtilen Bewusstsein.

An mehreren Stellen hat S.H. Dalai Lama das Thema Bewusstsein aus verschiedener Sichtweise aufgegriffen, so z. B. dass es ein Objekt geben muss; Sinnesorgane, die ein Bild aufnehmen können sowie einen Bewusstseinsfaktor, ein vorhergehendes Bewusstsein, das die Aufmerksamkeit lenkt. Weitere Ausführungen dazu wären für mich interessant gewesen, aber es ging in einem schnellen Tempo weiter durch zum Teil recht komplexe Themen, z.B. die Konzentrationsstufen oder die Leerheit. (Wer hat sich nur bei der Übersetzung das Wort „Leerheit“ ausgedacht? Sollen wir westlichen Menschen damit geprüft werden, wie stark unsere Motivation ist, den buddhistischen Weg zu gehen? Oder warum sonst wird es so schwer verständlich ausgedrückt?)

Zwischen den Erklärungen zu den Versen hat S.H. Dalai Lama auch andere interessante buddhistische Themen angesprochen und diese teilweise auch in einer humorvollen Weise: So erklärte er z.B. zur Zuflucht in Buddha, Dharma und Sangha, dass dies für Menschen ist, die eine dauerhafte Befreiung suchen, jedoch nicht als Zuflucht vor Regen oder Hunger zu verstehen ist, bzw. davor schützt.

Zwischen den Erklärungen zu den Versen hat S.H. Dalai Lama auch andere interessante buddhistische Themen angesprochen, teilweise auch in einer humorvollen Weise: So erklärte er z.B. zur Zuflucht in Buddha, Dharma und Sangha, dass diese für Menschen sei, die eine dauerhafte Befreiung suchen, jedoch nicht als Zuflucht vor Regen oder Hunger zu verstehen ist.

Vom 2. Kapitel: „Den Glauben überwinden, das Leidhafte sei Glück“ ist mir ein Beispiel noch gut in Erinnerung: „Wir sind, wie jemand, der an einem Ausschlag leidet, sich kratzt und es als Glück empfinder, dass nun das Jucken nachläßt.“
Haften geblieben ist auch, dass Glück von unseren Vorstellungen abhängt.

Das 3. Kapitel: „Den Glauben an Reinheit aufgeben“ handelt vielfach von körperlichem Verlangen und Sexualität. Da Aryadeva den Inhalt des Textes an Mönche gerichtet hatte, erfolgt die Darstellung aus männlicher Sicht. In den Belehrungen hat S.H. Dalai Lama jedoch auch angesprochen, dass Nonnen den Text aus weiblicher Sicht interpretieren sollten. Als Laien-Praktizierende habe ich mich gedanklich jedoch bei manchen Versen ausgeklinkt, da ich mich nicht angesprochen gefühlt habe.

Dafür fand ich das 4. Kapitel:“ Den Stolz überwinden“ wieder recht spannend, vor allem den Gedanke, dass es einen positiven und einen negativen Stolz gibt. Der negative Stolz ist überheblich, achtet andere nicht und ist destruktiv. Der positive Stolz dagegen gibt positives Selbstvertrauen und Kraft, er ist mit dem Gedanken verbunden: „Ich kann es schaffen“.

Das 5. Kapitel: „Die Übungen eines Bodhisattva“ haben für S.H. Dalai Lama den größten praktischen Nutzen für die Geistesschulung. Die Auslegung werde ich mir noch einmal genauer ansehen müssen.

Das 6. Kapitel: „Die Methoden zur Überwindung der Leidenschaften“ handelt vielfach von Begierde und Wut, hier werden zwei unterschiedliche Sichtweisen angesprochen, bei Begierde fühlen wir uns hingezogen, bei Wut abgestoßen. Angesprochen hat mich der Gedanke, dass Zorn einem selbst schadet, die innere Ruhe und Freude stört und erschöpft. Auf den ersten Blick nicht sehr einleuchtend ist der Satz: „Ein Feind ist die beste Gelegenheit Geduld zu üben.“

Eine Frage aus dem Publikum, bei der ich zuerst die Luft angehalten und mich gefragt habe,wie wohl die Antwort lauten wird: „Wie kann ich mit einem Schwangerschaftsabbruch fertig werden, den ich im nachhinein als falsch ansehe?“
Antwort: „Es gibt keinen Menschen, der nicht schon einmal einen Fehler gemacht hat. (Ein Aufatmen der Erleichterung ging durch die Menge, fast als ob diese Wortevielen eine Last von den Schultern genommen haben). Es ist gut zu bereuen, zu bereinigen und es dann auchzu belassen und als bereinigt anzusehen“.

Auch die folgende Frage war recht interessant: „Woran liegt es, wenn ich Belehrungen nicht verstehe? Soll ich es dann besser bleiben lassen?“
Antwort: „Es liegt an der Vertrautheit, das ist der Hauptgrund des Verstehens. Man sollte studieren!“

Eine Frage zur Meditationspraxis lautete: „Führt die Vipassana-Meditation allein auch zur Erleuchtung oder ist sie gefährlich?“
Antwort: „Es gibt viele Arten der Vipassana-Meditation, auf die konventionelle Realität, aber auch auf die Einsicht in die Selbstlosigkeit der Person und der Phänomene. Allerdings ist die Einsichtsmeditation allein schwierig, da Methode und Weisheit nötig sind.“

Im 8. Kapitel: „Die Schüler sorgfältig vorbereiten“ hat S.H. Dalai Lama verschiedene Stufen auf dem Weg beschrieben. Eine mögliche Abfolge ist: Liebe zu sich selbst entwicklen, Konzentration üben, ein Objekt vergegenwärtigen und so den Geist stabilisieren.
Es gibt ein (geglaubtes) Erkennen, diese erweist sich als falsch, Zweifel entsteht, eine korrekte Vermutung folgt mit tieferer Gewissheit, dann folgt das Einüben und dann das Umwandeln in direkte Erfahrung.

Der zweite Teil (Kapitel 9-16) ist sehr philosophisch. Zum Teil hat S.H. Dalai Lama die Verse ohne Erklärungen nur vorgelesen. Es wird viel von der Verneinung beständiger Dinge gesprochen, der Negation des Selbst, der Zeit, der Relativität von Ansichten u.a. Die Diskussion verschiedener Schulen, die es damals gab, ist sehr vielschichtig. Fazit: „Kein einziges Phänomen ist existent, selbst die Leerheit nicht“.
Teils konnte ich die Darlegung logisch nachvollziehen, teils nicht. Den Inhalt jedoch auch wirklich zu verinnerlichen, das wäre dann noch ein weiterer Schritt. Der Gedanke, dass sich alles verändert ist mir jedenfalls näher gekommen.Aber auch wenn es mir teils schwer gefallen ist dem Inhalt zu folgen, möchte ich die Zeit der Belehrungen in der Anwesenheit und Ausstrahlung von S.H. Dalai Lama nicht missen.

Zufluchtnahme, Bodhisattvagelübde und Segenseinweihung in Buddha Manjushri

Am Freitagmorgen gab es die Möglichkeit an der Segenseinweihung in Buddha Manjushri, dem Buddha der Weisheit, teilzunehmen und das Bodhisattva-Gelübde abzulegen oder zu erneuern. S.H. Dalai Lama betonte, dass wir mit der Annahme der Initiation eine enge Vebindung,eine Lehrer-Schüler-Beziehung mit ihm eingehen können. Es bestand jedoch auch die Möglichkeit, Einweihung und Gelübde nur im Sinne eines Vortrags zu verstehen und somit nicht eine engere Beziehung aufzunehmen. S.H. Dalai Lama erklärte den Ablauf sehr klar und einfach, was für mich die Intensität, die folgte, nicht hatte ahnen lassen: „Heute bist du in die Familie der Buddhas und Bodhisattva´s aufgenommen“.Die Segenseinweihung in Buddha Manjushri gab die Übertragung des Mantras „OM A RA PA TSA NA DHIH“ an uns, das wir täglich einige Male sprechen sollen.

Und plötzlich war es Freitagnachmittag, es wurde allen gedankt, vor allem auch den vielen ehrenamtlichen Helfer/innen, die Finanzen wurden öffentlich dargelegt (alle Kosten sind gedeckt!) und S.H. Dalai Lama sprach noch einmal in Englisch zu uns: Wenn wir Wünsche oder Abneigungen haben, sollen wir nicht nur auf uns selbst schauen sollen, sondern auch auf die anderen und deren Wünsche und Abneigungen.

Ich freue mich schon auf den Besuch S.H. Dalai Lama 2009 in Frankfurt!

Rahmenprogramm

Es war sehr vielseitig und umfaßte verschiedene Ausstellungen, z.B. im Völkerkundemuseum die „Schätze des tibetischen Buddhismus“, eine Fotoausstellungen zum Dalai Lama, Musikveranstaltungen von Rap for Tibet bis John Mc Laughlin, viele interessante Vorträge, vor allem von Nonnen, und eine Diskussion zu Naturwissenschaft und Buddhismus mit Matthieu Ricard und Prof. Metzinger.
Ven. Thubten Chodron aus Seattle vermittelte mit viel Humor und Theatralik das Thema “Die Arbeit mit der Wut“. Unser Ansatz ist oft: „Ich bin nicht wütend, sondern ich habe Recht und der/die andere muss sich ändern!“ Der Satz: „Ich habe die Verantwortung für meine negativen Emotionen, ich mache mich selbst ärgerlich“ klingt nicht sehr einladend, aber wie Thubten Chodron sagte: „Wenn ich die Verantwortung übernehme, kann ich auch etwas daran ändern“. Die lebensnahe Art von Thubten Chodron lässt mich auch im Alltag noch öfter an ihren Vortrag denken und mich immer mal wieder über mich selbst schmunzeln, wenn ich mich in dem Denken erkenne „ich habe aber Recht“ und eigentlich über andere wütend werden könnte.

Ven. Tenzin Palmo, eine erfahrene Nonne im Einzelretreat (12 Jahre in einer Höhle im Himalaya), wirkte durch ihre präsente, direkte und mitfühlende Art. Sie vermittelte in ihrem Vortrag „Leben als Praxis“ in eindringlicher Art, wie wichtig es ist, keine Zeit zu vergeuden und jetzt zu beginnen, denn „Jetzt“ kommt nicht mehr zurück. Man muss Tenzin Palmo einfach selbst erleben.

Es war für mich sehr belebend, motivierend und anregend,so viele lehrende Frauen erleben zu können und hoffe, sie und andere bald wieder zu erleben.

27. Juli 2007

1 Kommentar to Vorträge und Unterweisung durch S.H. Dalai Lama in Hamburg vom 21.07. – 27.07.2007

  1. DANKE für diese eindrücke.

  2. tom on November 5th, 2010

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