Die Stimme Tibets – Ein Konzertbericht

Bildschirmfoto 2012-10-01 um 16.08.08Der Abend der gesungenen Mantras mit Ani Choying war entzückend. Es ist eine wundervolle Erfahrung, solch weichen und ruhigen Melodien zu lauschen, wissend, dass es sich um die Klänge von Mantren handelt. Ani Choying eröffnete den Abend mit einem besonderen Avalokiteshvara-Mantra und beendete ihn mit dem wohl bekannten Om Mani Pad Me Om – an dessen Rezitation sich das gesamte Publikum beteiligte.

Anlässlich des Konzerts der Ehrw. Ani Choying wurde zunächst ein neuer Dokumentarfilm vorgeführt, der das Nonnenkloster „Arya Tara“, Ani Choyings Biographie und ihr gegenwärtiges Engagement und Arbeiten für tibetische Nonnen in Nepal präsentierte. Interview-Auszüge Ani Choyings, Aufnahmen aus dem Alltag ihres Nonnenklosters, wunderschöne Bilder und Melodien stimmten die Besucher auf den folgenden Abend gesungener Meditation ein.

Nach guter Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Folksänger Steve Tibbett, erkannte Ani, dass sie mitTibetische Trommel ihrer Stimme, den tibetischen Mantren und ihrem Wissen über Chöd – einer besonderen tibetischen Rezitations- und Dharmapraxis – Geld ansammeln konnte. Ani Choying war sich darüber im klaren, dass sich solch ein Einkommen nicht mit der Verantwortung einer Nonne vereinbaren ließ. Doch nicht das Geldverdienen ist ihre Motivation – alle Einnahmen, die sie durch ihre Gesänge und Rezitationen erhält, werden in Anis Nonnenkloster Arya Tara investiert und unterstützen tibetische Nonnen in ihrer spirituellen Ausbildung und sichern deren Grundbedürfnisse. Ebenfalls ist es so Ani Choying weiterhin möglich, Dharma immer weiter zu verbreiten. So erreicht die Buddhas Lehre immer mehr Menschen auf Ani Choyings ganz besondere Art und Weise.

Ani widmet ihre Energie und Zeit das Leben von 54 Nonnen zu finanzieren, aufrechtzuerhalten, sie über die Runden zu bringen und ihnen zusätzlich eine spirituelle und moderne Erziehung zu ermöglichen. Ani reist von Land zu Land, von Kontinent zu Kontinent, von Show zu Show und Meeting zu Meeting, nur um ihrem Nonnenkloster dies zu ermöglichen. In dem vorgeführten Film erzählte Ani, wie sie im klösterlichen Leben aufwuchs. Viele der dort lebenden Ordinierten kannten zwar Mantren, zeremonielle Rituale und buddhistische Texte auswendig, konnten jedoch nicht einmal ihren eigenen Namen schreiben. Die hohe Bedeutung, die Ani Choying einer modernen Erziehung zuschreibt, deckt sich mit den Ansichten S.H. Dalai Lamas zu diesem Thema. Als der Dalai Lama Ani Choyings Tempel einweihte, fragte er daher witzelnd „Du bringst ihnen doch hoffentlich nicht nur das singen bei, oder?“

AniIn letzter Zeit erhält die Ehrw. Ani Choying immer wieder negative Kritik. In manchen Augen übertritt Ani Choyings wachsende Popularität und ihr „Pop-Star-Status“ die Grenzen eines adäquaten Verhaltens buddhistischer Nonnen. Viele Personen sind mit ihrer Lebensart und ihrer Methode des Geldverdienens durch das Singen nicht einverstanden. Daher wurde es Ani Choying immer wichtiger, die heilsame Motivation zu verdeutlichen, die hinter diesem Lebensstil steht.

Der Abend tibetischer Rezitation in der Pagode Phat Hue war ein Erfolg auf beiden Seiten. Zum einen fand sich ein Publikum von rund 100 Personen ein und lauschte den wunderschönen Gesängen und Chöd – Dharma – Vorträgen Ani Choyings. Zum anderen erhielt das deutsche Publikum einen Einblick in das bereits vergangene und gegenwärtige Privatleben der Ehrw. Ani Choying.

Mehr über Ani Choying sehen sie in unserem Video Interview

12. Juni 2008