Generationsaufstellungen: Die Familiendynamik verstehen lernen

familieWir müssen Wechselspiele zwischen Vater und Mutter dringend erkennen, beobachten und schauen, welche von ihnen wir übernommen haben. Denn nach diesen Vorbildern suchen wir uns Freunde und Partner aus. Das ist die Verblendung, von der Buddha immer wieder spricht: Wir haben keinerlei Klarheit darüber, dass sich Gewohnheitsmuster und Wunschvorstellungen unserer Vorfahren von Generation zu Generation übertragen.

In unseren Zenseminaren führen wir daher zu diesem Thema intensive Familienaufstellungen durch, die uns einen tiefen Einblick geben, warum wer in der Familie wie handelt und heute wie ist. Es ist eine uralte Methode, durch die man Stammbäume aufstellt und dadurch den Einfluss unserer Vorfahren auf die Erziehung unserer Eltern erkennt, weshalb wir sind wie wir sind. Wir wollen dadurch Probleme erkennen und auflösen.

Beispiel

familienstrukturStellen wir uns eine Familie mit 4 Kindern vor und erforschen wir, wie sich allein das Aufeinanderfolgen der Kinder auf das Verhalten und die Gewohnheiten der Geschwister auswirkt:

Zeitabstände zwischen den Töchtern und Söhnen haben ebenfalls gravierende Auswirkungen. Wir befassen uns erst einmal nur mit dem „Wer wird wann geboren“-Aspekt.

1. Das erste Kind ist eine Tochter. Sie ist so niedlich und schön. „Wir haben eine süße Tochter, wie schön!“ Sie bekommt sehr viel Aufmerksamkeit der Eltern und Großeltern. Sie wird wie eine Puppe behandelt und erhält sehr viel Liebe.

2. Das zweite Kind ist…noch eine Tochter…schon wieder. „Du bekommst einfach das Kleid deiner Schwester…und die Spielsachen auch.“ Sie erhält vieles, was bereits die ältere Schwester hatte. Sie kann niemals dieselbe Aufmerksamkeit erhalten, die ihrer Schwester zugekommen ist. Daher muss sie selber die Welt erobern. Sie wird daher rebellisch, um sich zu zeigen. „Die brave, dumme Schwester will ich nicht sein, also bin ich wild.“ Sie wird sich körperlich und geistig sehr gut entwickeln, viel Sport treiben, um Erfolge vorweisen zu können. Es gab mal ein solches Kind in einer Familienaufstellung, dass man regelrecht einsperren musste, da es immer ausbrechen und sich zeigen wollte. Schutzgitter zwischen zwei Zimmern mussten 1,80 Meter hoch gebaut werden – und selbst diese überwand das Kind als es sehr jung war.

3. Das dritte Kind ist ein Junge. „Endlich, nach so langer Zeit.“ Er ist der Stolz von Mutter und Vater. Er bekommt noch mehr Aufmerksamkeit als die erste Schwester. Die zweite Tochter fühlt sich nun endgültig alleine und verloren. „Was habe ich von einem Bruder? Niemand wird mich sehen und mir Aufmerksamkeit geben!“ Das dritte Kind bekommt soviel Aufmerksamkeit, dass es sich als König sieht und tun und lassen kann, was es will. Es betrachtet alles als sein Eigentum und entwickelt eine starke egoistische Einstellung: Mein Thron, meine Krone, mein Palast, meins, meins, meins.

4. Als Viertes kommt noch ein Junge zur Welt. „Noch ein Junge? Ja, das ist auch ok.“ Er wird die Konstellation der Familie genauestens beobachten: Der Bruder ist wie ein König, die eine Schwester tut nichts und bekommt Aufmerksamkeit, die andere ist rebellisch, um gesehen zu werden. Welche Rolle muss ich jetzt spielen, um Aufmerksamkeit zu bekommen? „Ich muss der Brave sein!“ Er passt sich an alle an: „Schwester, spielst du mit mir, biittee!“ Er verstellt sich, um von der zweiten Schwester Aufmerksamkeit zu bekommen. Der königliche Bruder lehnt ihn ab und will nichts mit ihm zu tun haben, denn er stellt eine Konkurrenz dar. Das zweite und vierte Kind tun sich hier zusammen. Sie fühlen sich verbunden, da beide sich auf Gegebenheiten einstellen und anpassen mussten, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Das zweite Kind wird sehr selbstständig und verlässt das Haus sehr früh. Das letzte jedoch fühlt sich für die ganze Familie verantwortlich. Um das eigene Glück zu erhalten, muss der letzte Sohn immer das Glück der Familie zusammenhalten. Alleine sein Leben zu leben oder alleine Glück zu empfinden ist ihm kaum möglich. Erlebt er ein glückliches Ereignis, ruft er sofort Schwester Nr.2 an, um es ihr zu berichten. Er wird es kaum annehmen, aber ihm sollte man ernsthaft sagen: „Lebe dein Leben für dich!“

Diese Konstellation von Geschwistern schafft uns die Bedingungen, wie wir uns entwickeln. Das war nur eine kleine Aufstellung, nur zwischen Geschwistern, ohne die Verhaltensweisen der Eltern sowie deren Herkunft, ohne die zeitlichen Abstände zwischen den Geschwistern und deren Bedeutungen. Unsere Eltern und Vorfahren haben einen so großen Einfluss auf uns. Wir denken stets, wir seien frei. Doch frei zu sein ist unmöglich, solange man nicht weiß, wo man herkommt.

3. März 2009

1 Kommentar to Generationsaufstellungen: Die Familiendynamik verstehen lernen

  1. Diesen Beziehungskonstellationen,die hier beschrieben werden, fehlt etwas WESENTLICHES.
    Ein Kind lebt nicht nur in einer Familiendynamik und in bestimmten Beziehungsmustern.
    Ein Kind lebt auch aus dem SEIN, dem URGRUND, auch wenn emotionale Erfahrungen
    sehr prägend und oft auch sehr destruktiv sind. Es scheint mir ein Dilemma der Psychotherapiezu sein,dass Phänomene und Strukturen überbewertet werden und dass dabei das WESENTLICHE übersehen wird.Ich schreibe diesen Kommentar im Rückblick auf meine Kindheit. Und ich weiß wirklich frei zu sein ist nicht möglich, indem ich erkenne aus welchen Familienstrukturen ich komme, sondern indem ich erkenne und erfahre wer ich im tiefsten Wesen bin.

  2. Monika Krämer-Jennerjahn Familientherapeutin on Februar 18th, 2010

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