„Wir brauchen ein Jahrhundert des Dialogs, um unsere Probleme friedlich lösen zu können!”

Seine Heiligkeit der 14. Dalai Lama in Berlin

dalai lamaGroße Solidaritätskundgebung für Tibet am 19. Mai 2008. Über 25.000 Menschen hatten sich am Montagnachmittag rund um das Brandenburger Tor versammelt, als das geistliche Oberhaupt der Tibeter die Bühne betrat. Gleich zu Beginn seiner Rede bewies Seine Heiligkeit einmal mehr, was grenzenloses Mitgefühl in der praktischen Umsetzung bedeutet: „Lasst uns unsere Anteilnahme für die chinesischen Brüder und Schwestern ausdrücken – viele haben ihre Angehörigen durch das Erdbeben verloren und leiden“. Darüber hinaus appellierte er an seine Landsleute, die Demonstrationen vor Ort in Tibet für ein paar Tage auszusetzen, um Mitgefühl für das chinesische Volk zu zeigen.

Seine Heiligkeit bedankte sich für die große Unterstützung der westlichen Welt für die aktuelle Situation in Tibet. Gleichzeitig betonte er jedoch, dass es nicht darum gehe, „Pro-Tibet“ oder „Pro-China“ Stellung zu beziehen. Vielmehr gehe es darum, sich „Pro-Gerechtigkeit“ einzusetzen. Das 20. Jahrhundert sei voll von Blutvergießen gewesen – es sei daher höchste Zeit für ein Jahrhundert des Dialogs und des Mitgefühls. „Bitte weitet Eure Besorgnis aus auf alle leidenden Wesen – schaut nicht nur nach Tibet!“

Der 14. Dalai Lama verdeutlichte zudem, dass er „das große weite Land mit der roten Flagge“ wertschätze und entgegen chinesischer Berichterstattung keine Abspaltung von China anstrebe. „Ich habe kein Problem damit, wenn die chinesische Flagge mit den fünf Sternen neben der tibetischen Nationalflagge weht.“ Tibet sei wirtschaftlich betrachtet durchaus auf China angewiesen. In kultureller Ansicht aber könne China, vor allem auch die junge Generation, sehr viel von der Spiritualität Tibets profitieren.

Gegen Ende seiner Ansprache ermutigte Seine Heiligkeit die Zuhörer, ihren Enthusiasmus für die Sache Tibets auch im eigenen Alltag einzusetzen. „Wenn Ihr Euren Enthusiasmus für Gewaltlosigkeit und menschliche Werte in Eurem Alltag umsetzt, helft Ihr nicht nur Euch selbst, Eurer Familie und Eurer Gemeinschaft, sondern letztendlich auch den Tibetern. Auf diese Weise können wir eine wahrhaft friedliche Welt schaffen!“

19. Mai 2008

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