Das Phänomen Leben

„Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie, was man bekommt.“
(Forrest Gump)

Wir atmen, wir essen und trinken, wir gehen zur Toilette, wir kommunizieren mit unserer Mitwelt, wir lieben, wir hassen, wir zeugen Nachkommen, manchmal wollen wir einfach nur noch schlafen – all diese „Tätigkeiten“ sind Ausdruck unserer Lebendigkeit und ziehen sich wie ein roter Faden durch unser Leben hindurch.
Doch – haben Sie im Stress des Alltags schon einmal inne gehalten und sich gefragt – was Leben eigentlich ist und bedeutet?

Ganz nüchtern: Das Phänomen des Lebens naturwissenschaftlich betrachtet

In den Naturwissenschaften wird Leben als ein komplexes Zusammentreffen von typischen Merkmalen definiert. Diese charakteristischen Eigenschaften sind:
- Stoff- und Energieaustausch mit der Umwelt
- Fortpflanzung
- Wachstum
- Reaktionen auf Veränderungen der Umwelt.

Ursuppe & Co: wie alles begann…

Auf unserem Planeten begann das Leben ungefähr vor 3,5 bis 3,9 Milliarden Jahren. Alle heute bekannten Lebensformen, egal ob Bakterien, Pilze, Pflanzen, Tiere oder Menschen, bestehen aus ähnlichen Bausteinen. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um Nukleinsäuren (Ribonukleinsäure RNA und/oder Desoxyribonukleinsäure DNA) sowie um aus Aminosäuren zusammengesetzte Proteine.

Man geht heute davon aus, dass das Leben seinerzeit durch die Einwirkung verschiedener Energieformen (z.B. UV-Strahlung der Sonne, elektrische Entladungen und hohe Druckentwicklung) auf die in der Uratmosphäre vorhandenen chemischen Elemente und einfachen Verbindungen wie z.B. Wasserdampf, Methan und Ammoniak entstanden ist. Zunächst bildeten sich kleinere Moleküle (= Teilchen), die sich dann später zu komplexeren Verbindungen und Makromolekülen (= großen Teilchen) zusammen fanden. Warum und wie diese Kombinationen von chemischen Elementen und Verbindungen zustande kamen wird durch zum Teil sehr von einander abweichenden, naturwissenschaftlichen Theorien im Rahmen der so genannten Evolutionstheorie diskutiert.

Durch die Genforschung und –technologie der modernen Zeit ist es teilweise möglich geworden, die genetischen Baupläne von Lebewesen zu entschlüsseln. Experimente zur Schaffung „künstlichen Lebens“ laufen in den renommierten Labors unserer Welt auf Hochtouren. Aufgrund der Komplexität genetischer Codes ist es aber nach wie vor sehr schwierig und zum Teil auch unmöglich, das Genom (= den genetischen Bauplan) eines Lebewesens nach dem Vorbild der Natur künstlich nachzubauen.

Leben außerhalb „unserer“ Erde…

Bisher konnten Wissenschaftler keinen definitiven Beweis dafür erbringen. Gesteinsanalysen vom Planeten Mars, die zunächst als versteinerte Bakterien interpretiert wurden, konnten bisher nicht bestätigt werden.
Im April 2007 wurde jedoch eine „zweite Erde“ entdeckt: 20.000 Lichtjahre entfernt von unserem Planeten herrschen offenbar ähnliche Lebensbedingungen wie bei uns. Die Durchschnittstemperatur der Oberfläche „unserer Schwester“ liegt zwischen 0 und 40 Grad Celsius, so dass es aller Wahrscheinlichkeit flüssiges Wasser geben müsste. Das Vorhandensein von Wasser ist die wichtigste Voraussetzung für die Entwicklung von Leben.

Es gibt auch Ansätze, wie z.B. die des theoretischen Physikers Gerald Feinberg und des Chemikers Robert Shapiro, die Leben und Lebensformen wesentlich weitgefasster definieren als wir das gewöhnlich tun. Feinberg zufolge „entsteht Leben durch Wechselwirkungen zwischen freier Energie und Materie, die imstande ist, eine größere Ordnung innerhalb des gemeinsamen Systems zu erreichen.“ Demnach könnten Lebensformen auf der Grundlage von elektromagnetischen oder Gravitationsfeldern entstehen – beispielsweise Siliziumwesen in geschmolzenem Gestein oder Strahlungsorganismen in interstellaren Staubwolken.

Ganz pragmatisch: Das Leben leben und Lebensziele finden

„Verstehen kann man das Leben rückwärts, leben muss man es aber vorwärts.“
Søren Kierkegaard

Wenn wir unser Alltagsleben betrachten, zeichnet es sich häufig durch routinemäßige Abläufe aus. Wir stehen morgens auf, zelebrieren unsere Reinigungs- und Frühstücksrituale, gehen zur Arbeit, machen vielleicht eine Mittagspause, arbeiten weiter. Ist der Arbeitstag abgeschlossen, haben wir uns eine „Belohnung“ oder gar Entschädigung für den ganzen Stress verdient. Diese kann je nach individuellen Vorlieben völlig unterschiedlich aussehen: der eine geht joggen oder schwimmen, der andere leert den vollen Kühlschrank und setzt sich anschließend auf die Couch vor das Fernsehen. Oder man gönnt sich was und geht erstmal shoppen. Vielleicht hocken wir uns auch vor den Computer und chatten mit Freunden oder spielen Computerspiele und träumen uns in eine virtuelle Welt hinein.

Oft werden derartige Gewohnheitsstrukturen schlagartig in ihren Grundfesten erschüttert, wenn wir mit einem so genannten „einschneidenden Lebensereignis“ konfrontiert werden. Dies kann die Diagnose einer unter Umständen unheilbaren Krankheit, der Tod eines Nahestehenden, der Verlust des Arbeitsplatzes oder die Beendigung einer uns bis dahin tragenden Beziehung sein. Wir stehen plötzlich vor den Trümmern unseres bisherigen Lebens und fragen uns: „Was mache ich jetzt mit meinem Leben?“ Um diese alles entscheidende Frage beantworten zu können, muss man sich erstmal klar darüber werden, wie man das (eigene) Leben definiert und was man davon erwartet.

Folglich sollte man sich fragen: Was erwarte ich eigentlich von meinem Leben? Welche Lebensziele habe ich? Und: wo stehe ich jetzt – in diesem Moment – im Hinblick auf meine Wünsche und Zielvorstellungen?
Der richtige Zeitpunkt, um über das eigene Leben nachzudenken ist jetzt. Die Zukunft Ihres Lebens beginnt genau in diesem Augenblick. Man kann nicht früh genug damit beginnen, sich über das eigene Leben Gedanken zu machen. Das bedeutet nicht, dass man nur noch in der Ecke sitzend über das Leben grübelnd seine Tage verbringen soll, um dann schlussendlich in Depressionen zu versinken. Es geht darum, sich selbst Klarheit darüber zu verschaffen, was einem wirklich wichtig ist in diesem Leben. Entspricht der Arbeitsplatz, an welchem ich jeden Tag dreiviertel meiner Zeit verbringe, wenigstens zu 80% dem, was ich mir für mein Leben vorstelle? Wenn nicht, was kann ich aktiv verändern, um meine Zufriedenheit zu erhöhen? Sind die Beziehungen, die ich zu meinen Mitmenschen pflege meiner eigenen Entwicklung und der meiner Partner förderlich? Wenn nicht, was muss ich tun, um die Situation zu verändern?

Die Antworten müssen wir selbst herausfinden – kein Außenstehender kann uns das letztendlich abnehmen. Selbstverständlich kann man sich aber auf dem Weg Unterstützung suchen. Insbesondere in extremen Lebenssituationen kann ein Perspektivenwechsel äußerst heilsam und richtungsweisend sein. Hierbei können sowohl gute Freunde als auch professionelle Berater, die die Lebenssituation sozusagen aus der „neutralen Vogelperspektive“ heraus betrachten können, hilfreich sein.
Es geht darum, uns rechtzeitig, so lange wir noch die Zeit und Möglichkeiten haben, Klarheit über unsere Lebensziele zu verschaffen. Nur dann können wir zum Zeitpunkt unseres Todes zufrieden auf unser vergangenes Leben zurückschauen und müssen uns nicht über zahllose, verpasste Möglichkeiten grämen.

Eine bewährte Methode, sich über die „wirklich wichtigen Dinge“ im Leben bewusst zu werden, ist die Meditation über den eigenen Todeszeitpunkt.

4. Juli 2008