Mittwoch, 12. Januar 2011

Im Buddhismus haben wir ein Sprichwort: „Leid führt zur Erleuchtung“.
Es gibt verschiedene Formen des Leids: Das Leid des Geborenwerdens, das Leid des Alters, das Leid der Krankheit, das Leid der Veränderung und das Leid des Todes. Ebenso empfinden wir unsere Gefühle, sowie unsere unerfüllten Erwartungen, Hoffnungen und Wünsche als leidvoll. Wir leiden, weil wir nicht alles im Leben kontrollieren und beeinflussen können. Wir möchten unser Schicksal selbst bestimmen, aber wir sind nicht allmächtig und die Dinge geschehen nicht nach unserem Willen. Natürlich wünscht sich jeder einen Zauberstab oder eine Zauberring, um alles Leid wegzaubern zu können. Es fällt uns schwer unseren eigenen Willen einfach loszulassen und zu sagen: So ist es.

Auf unserem spirituellen Weg, setzen wir uns mit geistigen Phänomenen auseinander und wir verstehen, dass unsere Empfindungen sehr subjektiv sind und auch zum Teil sehr unterschiedlich von den Empfindungen anderer. Unser Leid, hat mit unserem eigenen Thema oder unseren Ansichten zu tun. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns die Frage stellen, von welchen Gedanken und Konzepten wir unser Glück im Leben abhängig machen und wann wir unser Leben als leidvoll definieren.
Meistes weigern wir uns, Schmerz zu akzeptieren, egal in welcher Form er auftritt. Es tut weh und wir wollen ihn nicht haben. Doch tatsächlich ist es unsere Vorstellungen von Leid, die uns quält und wir verstärken unseren Schmerz noch durch unsere Gedanken. Um das zu verstehen, hilft vielleicht eine Geschichte: ein junger Mann will erfolgreich sein im Leben und er möchte es einfach haben, ohne dass er viel Einsatz bringen muss. Also wählt er sich eine Arbeit, die ihm leicht von der Hand geht ohne dass er viel dazu lernen muss. Jede Kritik versucht er zu vermeiden und auf jedes Hindernis reagiert er mit einem Gegenangriff von Wut oder Konfrontation. Dennoch erlebt er ständig Misserfolge.
Jemand der seine Schwäche und seine Probleme versucht zu vermeiden und aus dem Weg zu gehen, kann nicht groß werden. Nur jemand der Fehler macht, kennt seine Schwächen und kann zum Erfolg kommen. So ist es auch mit unserer spirituellen Entwicklung. Wir üben uns, unseren jetzigen Zustand zu akzeptieren. So wie er ist, und so wie wir sind.
Wenn unser Leben nicht so läuft wie wir es uns wünschen, leiden wir an unseren eigenen Ansichten und Vorstellungen von Glück. Vielleicht müssen wir lernen zu verstehen, dass unsere Vorstellungen von Glück uns in unser Leid bringen. Auf der Konzept – und Gedankenebene ist das leichter nachzuvollziehen, aber wenn wir krank sind und körperliche Probleme auftauchen, herrscht unsere Angst, die Kontrolle zu verlieren, viel stärker. Doch je mehr wir versuchen, die Kontrolle zu gewinnen und uns gegen die Krankheit auflehnen, desto stärker wird unsere Angst. Es ist deshalb wichtig, dass wir uns mit unseren eigenen Konzepten über Krankheit, Schmerz und Leid auseinandersetzen, um unserer Angst zu begegnen. Vielleicht müssen wir uns fragen, „Was hat dazu geführt, dass ich jetzt leide?“
Wenn wir verstehen, was uns zum Leid geführt hat, verstehen wir auch, wie wir aus dem Leid wieder heraus kommen können.
Das ist natürlich Theorie. In der Wirklichkeit sehen wir uns in einem Kreislauf des Leids gefangen, wir denken, es wird nie wieder besser und geben uns nicht einmal die Chance, eine andere Möglichkeit in Betracht zu ziehen oder überhaupt nur zuzulassen. Dabei gibt es tausend Möglichkeiten, die uns aus unserem Leid heraus helfen können. Ein erster Schritt ist zu sagen: Ich bin derjenige, der mich da rein gebracht hat, also kann ich mich auch wieder da raus bringen. Vom Verstand her geht das sehr schnell, doch bis unser Bewusstsein oder unser Ego verstanden hat brauchen wir Geduld.

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12. Januar 2011

3 Kommentare to Mittwoch, 12. Januar 2011

  1. Dankeschön!

  2. Patrick on Januar 12th, 2011
  3. Echt toll geschrieben – so ist es!!! Genauso habe ich es auch erfahren……

    Für diese Erfahrung bin ich nun Dankbar, so komisch wie es auch klingen mag…..
    Meine Erfahrung ist, das Gefühl vollständig wahr zu nehmen – es tut weh, aber es wird wieder gut. Das Göttliche ist dann ganz nah.

  4. Annette on Januar 31st, 2011
  5. durch eine langjährige Beziehung mit einem alkoholsüchtien Mann bin ich auf einen neuen Weg gekommen. Ich kann somit nur bestätigen, erst tut die Trennung “weh”, dann wird es besser u. dann gut. Es kommt soviel neue Freude auf, von der man eine zeitlang nicht zu träumen gewagt hat.
    Das Meditationswochenende Buddhas-Weg hat mir u. a. sehr geholfen – eine Bereicherung -.

  6. Felder, Petra on März 9th, 2011

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