1. Woche Retreat mit dem Ehrw. Sayadaw und dem Ehrw. U Jagara: Von der äußeren Ruhe zur inneren Ruhe

buddhahalle-buddhas-wegSobald man das angenehm kühle und weitläufige Foyer des neuen Zentrums „Buddhas Weg” betritt, wird man damit konfrontiert: viel Stille und viel Raum. Was für die meisten sogleich Balsam für die gestresste Seele ist, war für einige, die aus ihrem geschäftigen Alltag direkt in den Retreat kamen, erstmal eine echte Herausforderung: „Ich weiß gar nicht, was ich mit mir anfangen soll. Hier habe ich so viel Zeit und Raum und alles ist so still. Das macht mir richtig Angst!” Aller Anfang ist bekanntlich schwer und so benötigt man in der Regel ein paar Tage, um sich innerlich wirklich auf die äußerliche Ruhe einlassen zu können.

Schweigen ist Gold …

Unterstützt wird dieser Anpassungsprozess durch das Praktizieren des „edlen Schweigens”: außerhalb der persönlichen Interviews mit den Meditationsmeistern sowie außer bei dringenden organisatorischen Fragen, wie z.B. „wo finde ich den Staubsauger?”, wird nicht miteinander gesprochen. Eines der Hauptziele der Meditationspraxis während des Retreats ist das zur Ruhe kommen des eigenen Geistes und das bei sich selbst Ankommen. Spricht man über die eigenen Meditationserfahrungen mit anderen Teilnehmern, lenkt dies von den inneren Prozessen zu sehr ab – mitunter wird man die Gesprächsinhalte in die darauf folgende Meditationssitzung mit hinein nehmen. Außerdem kann man nicht abschätzen, ob man den Anderen gerade stört, wenn man ihn anspricht. Es geht also darum, sich selbst und dem Anderen, Raum für die eigene Praxis zu geben.

Der Tag beginnt früh …

Morgens um 4 Uhr heißt es Aufstehen: die erste 90-minütige Meditationssitzung startet bereits um 4.30 Uhr. Es werden zu Beginn die Dreifache Zuflucht, Buddhas Qualitäten sowie das Metta-Sutra, allesamt in der Sprache Buddhas, „Pali”, gemeinsam rezitiert.

Nach der ersten Meditation haben die aus ganz Europa, Kanada und den USA kommenden Teilnehmer/-innen eine Stunde Zeit für ihre jeweilige Arbeitsmeditation. Es gibt eine reiche Auswahl an Aufgaben, für die man sich während des Retreat eintragen kann: von Küchendiensten, Staubsaugen und Wischen, Toiletten putzen bis Bäume fällen und anderen Gartenarbeiten, kann man sich diejenige Tätigkeit auswählen, die man gerne übernehmen möchte. Dabei geht es nicht nur um eine lästige Pflichterfüllung – vielmehr ist dies eine gute Möglichkeit, etwas Praktisches zur Unterstützung der Gemeinschaft zu tun. Aus buddhistischer Sicht geben Betätigungen dieser Art die Gelegenheit, Großzügigkeit oder dana zu praktizieren – ein wichtiger Bestandteil des Achtfachen Pfades. Die Praktizierenden können so wertvolle Verdienste ansammeln.

Frühstück gibt es daran anschließend zwischen 7 bis 9 Uhr. Selbstverständlich muss man nicht zwei Stunden lang frühstücken – wer früher fertig ist, hat noch Zeit für sich.

Von 9 bis 10.30 Uhr folgt dann die zweite Meditationssitzung des Tages. Mit Ausnahme von Sonntagmorgen, denn dann gibt es zu dieser Zeit einen Dharma-Vortrag des Ehrwürdigen Pa Auk Sayadaw. Die Zusammenfassung des Dharma-Talks vom 21. Juni können Sie hier lesen.

Von 11 bis 12 Uhr gibt es Mittagessen. Dieses ist für viele Teilnehmer/-innen die letzte Mahlzeit des Tages. Denn: Der Ehrwürdige U Jagara gibt den jeweils neu eintreffenden Gästen die Möglichkeit, für die Dauer des Retreats, die acht Silas (buddhistische Laiengelübde) anzunehmen. Darunter besagt eines, dass man mittags, nach dem höchsten Stand der Sonne, keine (feste) Mahlzeit mehr zu sich nehmen sollte. Getränke wie Tee sind nach wie vor erlaubt – wenn es sein muss auch mit Honig. Diese alte buddhistische Regel soll die Effektivität der Meditationspraxis unterstützen. Wenn der Körper nicht so sehr mit Verdauungsprozessen beschäftigt ist, kann sich der Geist besser auf die Meditation konzentrieren.

Nach dem Mittagessen kann man zwei Stunden pausieren – Mittagsschlaf machen oder zur Gehmeditation in den wunderschönen, direkt hinter dem Zentrum gelegenen, Wald aufbrechen.

Um 14 Uhr heißt es wieder „Treffpunkt Buddhahalle” zur dritten Meditationssitzung des Tages. Direkt daran anschließend geben der Ehrwürdige Pa Auk Sayadaw und der Ehrwürdige U Jagara Gelegenheit für ein persönliches Interview. Zu diesem Zweck kann man sich in eine entsprechende Liste eintragen. Die Interviews bieten den Raum für persönliche Fragen zur eigenen Meditationspraxis – egal, ob man gerade erst mit der Meditation begonnen hat oder bereits „ein alter Hase” ist: „Was kann ich tun, wenn ich während der Meditation dauernd einschlafe”… „Wie finde ich die für mich richtige Sitzposition?”… „Wie kann ich mit aufkommenden Emotionen wie Wut und Trauer umgehen?” und – für die fortgeschrittenen „Yogis und Yoginis”: „Wie schaffe ich es, die Jhana-Faktoren zu betrachten, ohne dass ich mich , z.B. in piti (Freude/Entzücken) verliere?” oder „Wie kann ich das nimitta („reflektives Zeichen”) auch während des Tages, z.B. während der Gehmeditation, wahrnehmen und aufrechterhalten?”

Nach Ende des Interviews hat man noch Zeit für eine Gehmeditation oder Freizeit. Für diejenigen, die Abendessen zu sich nehmen möchten, steht ab 17.30 Uhr eine leichte Suppe zum Verzehr bereit. Ab 18.30 Uhr gibt es Yoga: ein willkommener und wohltuender körperlicher Ausgleich für die vom vielen Sitzen verspannten und schmerzhaften Muskeln und Sehnen.

Die letzte Meditationssitzung des Tages beginnt um 19.30 Uhr – mit Ausnahme von Mittwochabend. Dann gibt der Ehrwürdige U Jagara seine Dharmarede. Eine Zusammenfassung des Talks vom letzten Mittwoch finden Sie hier.

Danach kann man nochmal spazieren gehen – aber Achtsamkeit ist angesagt: ab 22 Uhr werden alle Eingänge abgeschlossen – wer zu spät kommt, kann dann eine ausgedehnte, nächtliche Meditationssitzung im Wald abhalten …

Nach einer Woche “Stille” …

Für einige Teilnehmer/-innen ging gestern Abend der Retreat zu Ende -  gut die Hälfte der Retreatants bleiben noch länger. Nahezu einstimmiges Resümee der vergangenen Woche: “Die Erfahrung hat sich rundum gelohnt – ich konnte endlich mal zur Ruhe kommen.” Anfänger/-innen hatten die Gelegenheit, sich in den letzten Tage eine solide Basis für ihre Meditationspraxis anzueignen – viele Fortgeschrittene haben ihre Praxis intensivieren können. Vielen Dank an alle Teilnehmer/-innen und bitte praktiziert weiter :))).

Sie haben noch bis zum 18. Juli Gelegenheit, an dem Retreat teilzunehmen. Wir bieten auch flexible Tages- und Wochenend-Retreatmöglichkeiten an – Informationen dazu finden Sie hier!

Und für alle, die nicht in den Odenwald kommen können: Der Ehrwürdige U Jagara gibt Freitagabends auch in der Pagode Phat Hue Dharmareden. Die einzelnen Termine und Themen finden Sie hier.

28. Juni 2009

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