Portrait Bhante Punnaratana

bahnte-zen-garten„Ich bin so stolz auf meine Mutter. Ich mache ihre Arbeit weiter in ihrem Namen.“

Er hört immer aufmerksam zu. Er spricht immer gelassen. Und er kann tief vom Herzen lachen. Und dabei leuchten seine dunklen, liebevollen Augen. Bhante Punnaratana. In der Pagode kennen ihn viele Schüler/innen als Meditationslehrer. Und er vermittelt sanft die buddhistische Lehre, wie ein heilsames Juwel. Und das ist auch sein Name auf Pali: Punna bedeutet heilsam und Ratana ist das Juwel.

Bhante wurde im Januar 1964 in dem kleinen Dorf Rathmale bei Wariyapola in Sri Lanka geboren, als Zweitjüngster von sieben Geschwistern. Sein Vater hatte ein Reisfeld, das er mit seiner Frau und den ältesten Töchtern bewirtschaftete. Und sie bauten eigenes Gemüse an.

Rathmale - Bhantes Geburtsort

Rathmale - Bhantes Geburtsort

Viel Geld hatten sie nie, aber es reichte, sodass Bhante eine Schuluniform, Schuhe und einen Ranzen bekam, um zur Schule gehen zu können.

Mit elf Jahren dachte er daran, Mönch zu werden. Aber seine Mutter fand die Idee nicht so gut. Doch ein Bekannter seines Vaters war Abt eines Klosters, das 150 Kilometer von seinem Zuhause entfernt war, in Veyangode. Er durfte dort hingehen. Dieser Abt war wie ein Vater und eine Mutter zu ihm. Von ihm erhielt er seine erste intensive Ausbildung in Buddhismus. Der Entschluß, Mönch zu werden, reifte und mit 14 wurde er ordiniert. Er machte sein „Abitur“ und ging dann in die Nähe der Hauptstadt Colombo, wo er an einer staatlichen Universität Buddhistische Philosophie, Singhalesisch, Pali und Geschichte studierte.

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Sri Lanka

Von Sri Lanka nach Deutschland

Da sein Abt in Sri Lanka Kontakt zum Abt des „Buddhistischen Hauses“ in Berlin-Frohnau hatte, wurde Bhante von der German Dharmadutta Society nach Berlin eingeladen. Und so kam Bhante Punnaratana vor 13 Jahren nach Deutschland und übernahm die Leitung des Hauses. Hier trifft er die ehrwürdige deutsche Nonne Agganyani, die ihn auf einem Ordinierten-Treffen mit dem Abt und Zen-Meister der Pagode, Thich Thien Son, bekannt gemacht hat. Der Kontakt zwischen beiden vertiefte sich, als sie sich in Hannover und in Frankfurt zum Kongreß „Alter, Krankheit,Tod“ wiedersehen. Kurz danach wird Bhante festes Mitglied in der Pagode Phat Hue.

Als 2003 seine Mutter stirbt, bricht für den Theravada-Mönch kurz die Welt zusammen. Eine Stunde muss er bitterlich weinen. Aber dann fühlt er ganz deutlich, dass er seine Trauer zum Guten verändern kann. Denn, als seine Mutter verbrannt wurde, kamen etwa 800 Freunde und Mönche, die sich von ihr verabschieden wollten. „Es war unglaublich. Meine Mutter war eine so beliebte Frau. Ich war so stolz auf sie. Ich mache ihre Arbeit weiter in ihrem Namen“, dachte Bhante, als er die Menschenmenge vor dem Haus sah. Seine Mutter, obwohl sie sieben Kinder groß gezogen hatte, half noch vielen anderen Kindern oder alten, gebrechlichen Frauen und Männern. „Sie hatte nie viel, aber was sie hatte, hat sie immer weiter gegeben“, erinnert sich der Sohn. Wenn er sie besuchte, brachte er aus Deutschland Vitamine und Milchpulver mit, aber sie hat es gleich verschenkt. Das war immer so.

Bhante und Patenkinder in Sri Lanka„Wenn ich glücklich bin, dann kann ich auch andere Menschen glücklich machen“

Deshalb gründete Bhante vor vier Jahren in Sri Lanka die Kinderhilfsorganisation „Karuna Samadhi“ (www.karuna-samadhi.de). Heute werden 200 Kinder durch Spenden und Patenschaften aus Deutschland unterstützt. Das Projekt lebt von ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen, sodaß keine Verwaltungskosten anfallen. Einmal im Jahr reist Bhante mit Freunden und Paten nach Sri Lanka, um die Kinder zu treffen, die sie nur von einem Foto kennen. „Wenn ich glücklich bin, dann kann ich auch andere Menschen glücklich machen“, weiß der 45-jährige Mönch nach jahrzehntelanger buddhistischer Praxis.

„Meine Wurzeln sind in Asien“, sagt er ohne Sehnsucht oder Verlangen nach seiner Heimat. Doch inzwischen hat Bhante Punnaratana mehr Freunde in Deutschland als in Sri Lanka. Denn zurückgehen, das kann er sich im Moment nicht vorstellen. In Sri Lanka hätte er vermutlich nie so viele angesehene, buddhistische Lehrer getroffen wie hier in der Pagode Phat Hue: sei es Ajahn Brahm, Pa-Auk Sayadaw oder Tenzin Palmo. „Das ist ein Geschenk!“, empfindet Bhante mit Dankbarkeit. Dankbar ist er auch Samaneri Agganyani. Ohne sie hätte er Thich Thien Son nicht kennen gelernt. Er hätte nicht die Chance gehabt, in diesem ungewöhnlichen Tempel an der Hanauer Landstraße mit so vielen unterschiedlichen Menschen – sei es Laien oder Ordinierte – zu leben und sie zu unterrichten.

Informationsabend der Karuna Samadhi Organisation“Selbstvertrauen, Großzügigkeit, Geduld – diese Eigenschaften sollten wir erlernen”

Bhante gibt den Mönchen und Nonnen in der Pagode Unterricht in Pali, an der Johannes Gutenberg Universität in Mainz arbeitet er als Dozent für Singhalesisch. Und: er unterrichtet Buddhistische Religion und Philosophie im Rahmen der Buddhistischen Universität. Hier können Interessierte, die tiefer in die buddhistische Lehre einsteigen wollen, an vier Wochenenden im Jahr einen Abschluß machen, der sie berechtigt in Sri Lanka ein Studium für Buddhismus und Pali zu beginnen. (Mehr Informationen zu Bhantes Lehrgängen in der Pagode)

Bhante hat viele Schüler/innen. Nach all den Jahren Unterricht fällt ihm auf, dass viele Westler/innen sich oft mit anderen Menschen vergleichen. Aber damit sollten wir aufhören, es führe nur zu Stress und innerem Druck. Jeder Mensch habe ein eigenes Talent, sagt er und stellt in Gesprächen immer wieder fest, dass die Menschen im Westen mehr Selbstvertrauen brauchen. Selbstvertrauen verbunden mit Großzügigkeit und Geduld. Diese drei Eigenschaften sollten wir nach und nach lernen, rät Bhante ganz ohne Pathos.

Und er selbst? Hat er einen Wunsch für sein Leben? „Ich akzeptiere mein Leben so wie es gerade ist. Ich habe keinen Wunsch. Ehrlich.“ Und dann lacht er wieder. Ein Lachen, das ansteckt und tief aus seinem Herzen kommt.bhante-sri-lanka-kopie

2. Februar 2009

2 Kommentare to Portrait Bhante Punnaratana

  1. Unsere Meditationgruppe hat dem Bhante immer gern gelauscht. Sein Vorträge und Belehrungen waren immer hilfreich und sehr praktisch auf das tägliche Leben, auch von Laien anwendbar. Er ist ein so liebevoller Mensch mit so viel Metta. Seine Gegenwart vermag einem Glück und Zufriedenheit zu geben.
    Wir hätten ihn gern wieder bei uns.
    Jutta Besser-Lahtz und Hans-Hermann Lahtz

  2. Jutta Besser-Lahtz on März 31st, 2009
  3. für mich ist es eine große hilfe und unterstützung das bhante punnaratana in der pagode path hue verweilt und Meditationsabende gibt.Durch seine Güte,sein Mitgefühl und innere Gelassenheit vermag er immer wieder mein Herz zu öffnen und mich innerlich dem Dhamma zuzuwenden.Seine Meditationen sind geprägt von tiefer Stille,Konzentration und Herzensweite.Nie bin ich allein,…Woran liegt das?So baut sich immer wieder Vertrauen auf,zu mir selbst aber auch zur Meditation.Unnötige Worte werden nicht gesprochen,(welche Wohltat für den Geist).Seine schöne Stimme nährt Herz und Geist und bringt mich in Kontakt mit den alten Traditionen der Rezitation,mit dem asiatischen Teil,der uns erst einmal fremd ist.Ich möchte an dieser Stelle einfach nur meinen Dank aussprechen,dass Bhante punnaratana uns in dieser Weise einen so schönen Zugang zur Meditation und zum Darma eröffnet.Möge er noch lange bei uns bleiben und mögen wir es verstehen die Früchte seiner Arbeit weiter zu entwickeln und ins Leben zu tragen Vielen Dank

  4. eva jander on April 25th, 2009

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