Reisetagebuch Vietnam Tag 2: Saigon City

3Moderne und Tradition in aller Fülle.Unser erster Tag in Vietnam, die Spannung steigt, was wird uns die Stadt wohl zeigen? Wir steigen in den Bus, der uns nun die nächsten Tage beherbergen wird, und es geht wieder ins Getümmel der summenden Motorroller. Wir schieben uns durch die schmalen Strassen bis zum ersten Haltepunkt: das alte Postamt und die Kirche Notre Dame. Wie der Name schon verrät, Erinnerungen an die französische Cochinchine Zeit (Indochina). Das Innere des Postamtes versetzt uns in alte Kolonialzeiten, wo Damen in Reifroecken einherspazierten. Heute ist es, obwohl in voller Funktion, ein Anlaufpunkt fuer Touristen und Vietnamesen sind zu dieser Tageszeit eher selten zu sehen.

2Die Kirche gleich nebenan empfängt uns mit jesuitischer Nüchternheit. Sie wurde mit Backsteinen erbaut, die damals extra aus Frankreich eingeschifft wurden. Auf der Strasse sieht man Hochzeitspaare, die sich gerne vor ihr fotografieren lassen und dabei besonderes Interesse bei allen Zigaretten- und Kartenverkäufern drum herum auslösen.

Dann geht es weiter in Richtung Chua (Pagode)Vinh Nghiem. Eine Pagode, die 1964 nach Spannungen zwischen Staat und Buddhismus, gebaut wurde: ein imposanter Bau im traditionellen Stil, in dem die nördliche Mahayana-Tradition gepflegt wird. Zum Klang einer Rezitation für Quan Am – dem Bodhisattva des Mitgefühls – zeigen wir durch Verbeugungen unseren Respekt und ruhen uns ein wenig im Klang der Stimmen aus. 64

Weiter geht’s zur nächsten Pagode quer durch die Stadt, zur Chua Giac Lam. Sie empfängt uns mit safrangelben Mauern, der traditionellen Farbe ihres chinesischen Ursprungs. Der vorstehende Mönch begleitet uns in die Buddhahalle. Ein beeindruckender Raum, gefüllt mit dunkelbraunen Holzverzierungen und goldenen Statuen.

78Nach einer kleinen Teepause und einem Blick auf die speisenden Mönche, geht es weiter. Auf dem Weg zu unserem Bus kommen wir an dem Brauch kleine gefangene Spatzen zu befreien nicht vorbei, auch mit der Gewissheit, dass sie vielleicht an der nächsten Ecke wieder eingefangen werden. 9

Nach der Mittagspause mit köstlichem vietnamesischen Kaffee (Cafe fin) fahren wir an zwei Orte der jüngeren Vergangenheit Vietnams: Über die Strassen-Kreuzung, an der sich 1963 Thich Quang Duc symbolisch für die Unterdrückung von Buddhisten in aller Öffentlichkeit verbrannt hat, rollt heute der Verkehr. Nur an der Strassenecke erinnert ein kleines Mahnmal noch daran, das heute von der Regierung gepflegt wird.

Danach geht es zum Kriegsmuseum. Es zeigt eine Seite der Grausamkeiten des Vietnamkrieges. Besuchergruppen von Veteranen umringen – in Gedanken versunken – die ausgestellte Kriegsmaschinerie. Aber auch junge Leute sind da, die eher mit Distanz die Kriegsfotos betrachten. Viele Fragen beschäftigen uns, Erinnerungen an Berichte werden wach. Aber es gibt immer noch keinen Frieden auf dieser Welt. Wann wachen die Menschen endlich auf und werden sich des Herzens und der Menschlichkeit bewusst? 1012

Unser Marathon-Tag hat noch kein Ende. Zwei weitere Pagoden stehen auf dem Plan. Zuerst die Chua Long Buu, in dem unser zurzeit in Frankfurt lebender Mönch Thay Minh Thong zu Hause ist. Sein über 90 Jahre alter Meister und seine Dharmabrüder begrüssen uns herzlich und laden uns nach einem Rundgang zu einer wunderschönen Tee-Zeremonie ein. Danach gibt es eine köstliche Suppe (Bun Bo) und frische Kokosnuss zur Stärkung. Ein letztes Winken und Lächeln, und wir fahren in Richtung Chua Giac Nguyen weiter. 141516
Diese Pagode ist für uns ein besonderer Ort. Hier wurde vor rund 34 Jahren unser ehrwürdiger Meister, Thich Thien Son, zum Novizen ordiniert. Der Empfang durch den Abt Thich Minh Nghia ist warmherzig. Zur damaligen Zeit – selbst noch ein junger Mönch – erinnert er sich an keine besonderen Begebenheiten, sehrwohl jedoch an die Persoenlichkeit unseres Meisters. Für uns war es sehr schön, an diesem Ort zu sein, denn wir fühlten uns im Herzen mit ihm verbunden. Es war schwierig, einen Abschluss zu finden, doch der Tagesplan rief uns zurück…das Abendessen auf einem Bootsrestaurant auf dem Fluß Sai-Gon, begleitet von traditioneller vietnamesischer Musik erwartet uns schon. Wir sind erfüllt, beseelt und ermüdet von den Eindrücken und Emotionen dieses Tages.17

6. März 2009

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