Reisetagebuch Vietnam Tag 6: „Von Süd nach Nord – wie Yin und Yang“

1aHeute Morgen geht die Fahrt ins Landesinnere, die heilige Stadt My Son steht auf dem Plan. Tief im Dschungel versteckt schlummerte sie in Vergessenheit, bis französische Soldaten auf ihren Streifzügen die alte Tempelanlage der Champa 1898 entdeckten. Zur Blütezeit des Champareiches im 13 Jh. diente diese heillige Stadt dem König als Versteck und wurde nur von einigen hohen Priestern bewohnt. Sie war so geheim, dass nur einige Wenige überhaupt von ihrer Existenz wussten. 2563Von den einst über 70 Tempeln waren vor den Kriegswirren des Vietnamkrieges noch 58 erhalten. Als Versteck der vietnamesischen Partisanen wurden sie dann bei Luftangriffen fast völlig zerstört und so können wir heute durch die Ruinen von nur noch 20 Tempeln wandern. 34Der Weg zu diesem geheimnisvollen Ort bleibt spannend. Angekommen wechseln wir von unserem Bus in alte Militärjeeps oder Minibusse um die Fahrt fortzusetzen. Durchgeschüttelt erreichen wir den nächsten Halt, von wo aus wir zu Fuß in der schwülen Hitze weitergehen müssen. Der Dschungel um uns herum ist sehr licht, sehr junger Baum- und Strauchwuchs zeugt von den Versuchen der Wiederaufforstungen des vergifteten Urwaldbodens. 122Bombenkrater und der Hinweis, dass auf keinen Fall vom Fußweg abgekommen werden darf, da immer noch sehr viele Minen und Blindgänger versteckt sind, erweckt ein beklemmendes Gefühl bei uns. Diese Stimmung wird aber schnell vertrieben, als eine folkloristische Tanzdarbietung uns kurz in die Cham Zeit zurück versetzt. 74548a83Und auch die Tempelanlage, die zumeist der Verehrung Shivas diente, hat ihren Reiz nicht verloren. Bis heute ist es Wissenschaftlern übrigens nicht gelungen das Geheimnis ihrer Bausubstanz zu lösen. In Gedanken versunken machen wir uns auf die Weiterfahrt. Es geht vorbei an Reisfeldern in denen vereinzelt Wasserbüffel stehen, langsam hinauf in die Berge. Wir geniessen wunderschöne Ausblicke aufs Meer und die Bucht von Da Nang bis wir plötzlich von einer Nebelwand eingefangen werden- der Wolkenpass ist erreicht und macht seinem Namen alle Ehre. Diese natürliche Grenze zwischen dem nördlichen und südlichen Landesteil ist Klimascheide vom tropischen Süden zum suptropischen Norden und wurde zugleich über Jahrtausende auch als politische Grenze genutzt. 92103113Wir schrauben uns wieder ins Tal hinunter und erblicken den wunderschönen Lang Co Strand. Nur haben wir leider das Wetter des Südens hinter uns gelassen und feuchter Nieselregen und Dunst versperrt uns die Sicht. Die Häuser und Dörfer am Strassenrand verändern ihr Aussehen. Grössere, massive Bauten mit typischem Dreisäulenvorbau wechseln mit kleinen Hütten. Das ganze Leben spielt sich entlang der Strasse ab, selbst die Eisenbahnlinie begleitet uns nun. Der Verkehr wird dichter und wir nähern uns Hue, der alten Kaiserstadt. Es geht über einige Brücken in die Stadt hinein und einfache Märkte entlang den Ufern, ein buntes Durcheinander von Fahrrädern (ja endlich auch wieder Fahrräder im Strassenbild), Mopeds und wenigen Autos empfängt uns. Die Strassen sind eng und morgen werden wir auf hier auf Entdeckung gehen.

11. März 2009

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