Teezeremonie für die Familie – Neue Wege zueinander finden
Die Teezeremonie stellt eine Möglichkeit dar, mit unseren Familien und Freunden einen neuen Dialog zu führen. Im Alltag haben wir selten die Gelegenheit für ruhige und gelassene Kommunikation. Oft beschützen wir unser Ego und blockieren den Fluss des Gesprächs. Mit der Teezeremonie lösen wir dies auf und schaffen eine Basis, auf der es sich besser kommunizieren lässt.
Im Kloster trinken wir jeden Tag Tee und auch in Asien ist es eine alte Tradition, zusammen bei Tee zu sitzen und zu reden. Alte Männer des Dorfes sitzen mit ihren Familienmitgliedern beisammen, man erzählt sich Geschichten und erlebt harmonische Stunden. Die Teezeremonie ist ein wichtiger Bestandteil der Zen-Tradition.
Herzen öffnen mit der Teezeremonie
„Was bewegt Euch, öffnet Euer Herz. Ich möchte Euch wirklich verstehen!” Das müssen wir mit voller Hingabe und authentisch rüberbringen. Wir müssen den Augenblick, wenn wir mit der Familie zusammen sind, wertschätzen. Denn solche Augenblicke sind in der Hektik des Alltags nicht oft da. Darüber hinaus ist das Leben ist so vergänglich. Wir wissen nie, was im nächsten Moment sein wird.
Wir haben alle Möglichkeiten, um glücklich zu werden, aber wir erlauben es uns oft nicht, glücklich zu sein. Die Teezeremonie soll das Glück wieder in die Familie bringen. Lassen wir unser Ego und unsere Masken weg und fangen wir neu an. Während der Teezeremonie schauen wir dem Anderen tief in die Augen, öffnen unser Herz und vermitteln ihm/ihr die Botschaft „es ist schön, dass Du da bist!“ Im Kreis der Familie sollen wir dankbar dafür sein, dass wir zu einer Familie zusammen gefunden haben. Es ist schön, dass die Familienmitglieder am Leben sind. Mit der Teezeremonie können wir Körper, Sprache und Geist vereinigen und Achtsamkeit üben. Diese können wir in die Familie zurückbringen und so unsere Kommunikation verbessern.
Die Vorbereitungen: Hingabe und Sorgfalt sind entscheidend
Jede Teezeremonie wird von einem Teemeister geführt. Er lädt zunächst seine Gäste ein. Selbstgebastelte und gestaltete Einladungskarten mit einem auf die einzuladende Person persönlich abgestimmten Text zeigen den Gästen bereits, dass sich der Gastgeber Mühe macht, genau sie einzuladen. Am Tag der Teezeremonie sollte der Teemeister den Raum gestalten und sich viel Zeit und Ruhe dafür nehmen. Er sollte sich zudem darüber Gedanken machen, wer wo sitzen wird: Menschen, die sich mögen, sitzen nebeneinander – Menschen, die Probleme miteinander haben, sitzen sich gegenüber, um sich besser in die Augen schauen zu können.
Wir versuchen dann den Tee vorzubereiten. Die Art und Weise ist sehr kompliziert, kann aber auch einfacher gestaltet sein – je nachdem, wie viel man sich bislang mit der Teezubereitung beschäftigt hat. Gerade im Westen hat man oft nicht die Zeit dafür. Wir können das hierbei jedoch lernen und daran großes Gefallen und innere Ruhe finden.
Eine sorgsam durchgeführte Teezeremonie berührt das Herz. Wir zeigen einander Respekt, unabhängig von Rang und Namen. Damit demonstrieren wir, dass wir in unserer Essenz alle gleich sind. Wir erweisen den Teegästen denselben Respekt, den wir normalerweise dem Buddha erweisen, wenn wir uns vor ihnen verbeugen. In jedem ist die Buddhanatur vorhanden, daher sollten wir uns selbst sowie andere Menschen stets respektieren.
Wir verbeugen uns vor der Buddhanatur des Anderen
Nachdem wir die Schale mit Tee aufgenommen haben, gehen wir langsam zu unserem Familienmitglied, welchem wir den Tee darbieten möchten. Wir heben als Zeichen des Respekts den Tee vor ihm in die Höhe über unseren Kopf und setzen ihn dann vor ihm oder ihr ab. Es folgt eine Niederwerfung als Zeichen des Respekts. Wir falten unsere Hände zu einer geschlossenen Lotusblüte zusammen und führen sie zunächst zu unserer Stirn, dann zu unserem Mund und als letztes zu unserem Herzen – wir repräsentieren damit das, was wir in dieser Teezeremonie vermitteln wollen: Körper, Sprache und Geist. Das Herz als letzte Station ist Symbol der Mitte. Dann gehen wir in die Knie und legen als erstes unsere rechte Hand flach vor uns auf den Boden. Das ist ein Zeichen des Friedens, man kommt ohne Waffen oder Gefühle der Gewalt. Erst danach folgt die zweite Hand. Wir werfen uns nieder: Die 5 Körperteile wollen wir vor unserem Gegenüber niederlegen und offenbaren: Stirn, Nase, Hände, Unterarme und Knie berühren den Boden. Berührten bislang die Handflächen den Boden, drehen wir diese nun nach oben. Wir erweisen hierbei der Person, der wir uns niederwerfen, vollen Respekt. Gleichzeitig handelt es sich um eine Bittgeste. Bei hohen Mönchen oder Buddha bittet man um Dharma, um Belehrung. Bei unserer Familie bitten wir um Liebe.
Im Buddhismus und besonders im Zen wollen wir aber an nichts anhaften. Wir nehmen also die Liebe an, die wir empfangen dürfen – wir schließen daher die nach oben zeigenden Handflächen – und lassen nach einem kurzen Festhalten wieder los – wir öffnen und drehen die Handflächen erneut, sodass sie den Boden berühren. Wir lernen dadurch Liebe zu empfangen, aber auch loszulassen. Nach dem Aufstehen verbeugen wir uns tief mit einem Mudra, dass wir an der Stirn bilden: Kleiner, Ring- und Mittelfinger falten sich ineinander, die beiden Daumen liegen übereinander, deren Nägel zeigen zu uns, die beiden Zeigefinger laufen gerade aufeinander zu, berühren sich an den Fingerspitzen und bilden ein Dreieck mit den beiden Daumen zusammen. Es ist das Mudra der höchsten Reinheits- und Weisheitskraft. Wir wünschen dadurch dem Anderen Glückseligkeit und Weisheit.
Die Teezeremonie als Plattform für Dialog und Neubeginn – nicht nur innerhalb der Familie
Die Teezeremonie ist voller Metaphern und Symbole. Daher ist sie in Europa so erklärungsbedürftig. Gibt man die Erklärung aber vorweg, kann man wirklich lernen, einer Person, die uns nahe steht, tiefsten Respekt zu erweisen und zu einem wahrhaften Dialog einzuladen.
Wir müssen während dieser Teezeremonie eingestehen, was wir falsch gemacht haben und wozu wir beigetragen haben, dass Harmonie und Frieden in der Vergangenheit nicht möglich waren. Wir haben jetzt die Chance, offen und ehrlich zu sein. Wir können uns öffnen und unserer Familie aus tiefem Herzen sagen, dass wir sie lieben. Wir können sagen: „Ich liebe Euch und wünsche mir, dass wir uns auf einer harmonischen und innigen Ebene wieder näher kommen. In letzter Zeit, das gestehe ich, hatte ich andere Prioritäten in meinem Leben und habe Euch vergessen. Doch jetzt bin ich mir bewusst, wie wichtig es ist, mit Euch zusammen zu sein. Ihr gebt mir so viel Unterstützung für mein Leben.“ Man kann sich bedanken für Begleitung, man kann sich bedanken, dass eine Person in unser Leben getreten ist. Wenn Kinder uns anlächeln, öffnen sie Herzen. Wir können in dieser Zeremonie genauso viel tun. Wir können über Probleme reden und um Entschuldigung bitten, für das, was schief gelaufen ist. Wir können sagen, was wir verändern wollen. Jeder Tag ist ein Neubeginn. Wir müssen nur eine neue Sichtweise für unser Leben entwickeln. Wenn wir eine neue Bedeutung für unser Arbeit und unser Dasein finden, ist ein großer Schritt getan.
Einfach nur füreinander da sein …
Es ist sehr schwierig, jemandem zu erklären, wie wichtig es ist, wenn eine Familie einfach für einen da ist. Junge Kinder, ältere Frauen, Paare, die gerade geheiratet haben – jeder Mensch kann in jedem Augenblick sterben. Alles ist vergänglich. Wir sollten uns daher vergegenwärtigen, wofür und mit wem wir leben. Wir sollten erkennen, dass Streitereien oft aus puren Nichtigkeiten entstehen. Wenn wir dann ehrlich sagen, was wir falsch gemacht haben, werden sich viele Herzen öffnen. Es kann auch erst einmal Wut oder Kritik aufkommen. Das kann wehtun. Aber auch für Kritik sollten wir dankbar sein, da wir endlich die Stimme des Herzens hören. Dann gibt es Raum für Liebe. Wir müssen diesen Raum schaffen. Viele Menschen vergessen, dass wir uns mit der Zeit verändern. Aus einer liebevollen, netten Frau kann eine verhärmte Haus- oder Geschäftsfrau werden. Und der Mann, der so viel Hoffnung in seine Familie besaß, erstarrt und resigniert eines Tages und ist von seinem Leben frustriert. Fragen wir uns, welchen Teil wir zu solchen Entwicklungen beigetragen haben. Glückliche Momente wie diese Zeremonien können Erstarrungen lösen und eingefahrene Beziehungsmuster wieder auffrischen. Wir konzentrieren uns dann nicht mehr auf negative Kleinigkeiten, sondern wollen aus dem Glück, was immer vorhanden ist, schöpfen, unsere Harmonie gießen und pflegen. Tee als Symbol des Wassers hilft uns dabei, Liebe und Glück blühen zu lassen. Wir müssen es nur praktizieren.
Der Buddha sagte: Ein Heiliger hat die Kraft, allen Menschen zu verzeihen. Diese Qualität müssen wir entwickeln.
Ein sehr guter Beitrag zum Thema der “Teezeremonie”.
Im Zen-Seminar mit Meister Thay und der Sangha, konnte ich bereits selbst die wunderbare Erfahrung dieser Kraft erleben. Und ich bin so sehr dankbar dafür, dieses erleben zu dürfen.
Demnächst habe ich vor, die Teezeremonie mit zwei Streitbaren durchzuführen. (sie waren einmal in einer Partnerschaft).
Ich bin auf den Ausgang schon sehr gespannt und ob sie sich darauf einlassen. ;-)
Achtsamer Zen-Gruss,
Zensu Uwe Sell
Hallo,
Alle und viele Menschen auf Erden sollten die Chancen wirlich nutzen, nicht nur um die Wege des Herzens zu gehen auch um zueinander zu finden, denn unsere Zeit auf Erden ist sehr kostbar und wertvoll um ganz allein zu sein.
Scheöne Kontakte zu knüpfen ist immer sinvoll, aber wertvolle Begnungen mit lieben sowie netten Menschen gehören immer dazu, denn auch Gepräche bei einer Tasse Tee sind immer schön.
Alles was Menschen Begeistert sowie auch schöne Gespräche lönnen unseren Horizont erweitern und dazu beitragen, das
andere etwas von lernen.
Endecken doch auch Sie sich seleber und neu sowie verwiklichen Sie viele Dinge und alles das was möglich ist.
Mit freundlichen Grüßen
Günter Wilkeing, Minden/Westfalen