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WEIHNACHTWÜNSCHE

Liebe Gäste! Liebe Patienten!
Liebe Freunde, Mitarbeiter und Helfer!

Ein Jahr ist schnell vergangen!
Ein Jahr mit vielen Turbulenzen und Krisen, mit Auseinandersetzungen- aber auch ein Jahr mit vielen Begegnungen.

Wintergruß

Weihnachten ist eine Zeit, in der wir die Möglichkeit haben den gestressten Alltag kurz anzuhalten, um uns auf das wesentliche zu konzentrieren. -

Nämlich auf unsere Familie, in die wir hineingeboren wurden und die Familie um uns, die wir uns kreiert haben. In diesen weihnachtlichen Tagen haben wir die Möglichkeit uns tief mit ihnen zu verbinden und das Gefühl der Geborgenheit in uns zu spüren.

Es ist unabhängig von religiösen Hintergründen oder kulturellen Ansichten, jeder Mensch sucht auf seine Weise die Geborgenheit in sich selbst und in seinem familiären Umfeld.

Wir versuchen in diesen Tagen die Harmonie zu kreieren, in dem wir einen Gänsebraten servieren und am Tannenbaum die Kerzen anzünden und uns begleiten Gebräuche, die dem Fest entsprechen.

Die wahre Wärme aber kommt von innen, aus unseren eigenen Herzen, aus der tiefen Verbundenheit zu uns selbst. -
Durch die Verbindung zu unserem eigenen Herzen, sind wir in der Lage, dieses für alle Menschen zu öffnen. Das ist das grösste Geschenk überhaupt, denn so entsteht die Geborgenheit die wir uns alle  wünschen und suchen.

Mit diesen Zeilen sende ich euch allen  meine besten Wünsche. Ich möchte  mein Herz allen Menschen öffnen, die in meinem Leben sind und mich auf so viele unterschiedliche Arten  begleiten, in Buddhas Weg und genauso in der Pagode Phat Hue.
Nicht zu vergessen die vielen Menschen, die aus der Entfernung uns begleiten und uns unterstützen und so mit uns sind.
Aber auch den Menschen, die mich kritisieren und die mir kontrovers gegenüberstehen.

Möge jeder die tiefe Verbundenheit zu seinem eigenen Herzen spüren und es in die Welt tragen!

Laßt uns gemeinsam für den Frieden in der Welt und eine heile Zukunft beten und laßt uns so das Licht in jedem Herzen entzünden.

Friedvolle Tage euch allen…

Thay Thien Son

24. Dezember 2014 Startseite Keine Kommentare

Über die Stille – 2 buddhistische und 1 christlicher Mönch im Gespräch


DavidBhanteThayAm Montag den 31. Januar 2011 konnten wir an einer besonderen Begegnung in der Pagode Phat Hue teilnehmen: der Benediktinermönch Bruder David, weltweit bekannt durch den christlich deutschen Dialog, Bhante Punnaratana aus der Teravada-Tradition und Zenmeister Thich Thien Son sprachen über die Erfahrung von Stille aus der Perspektive ihrer Erfahrung und Tradition.

Thich Thien Son:
Als Mönche wissen wir, dass unser ganzes Leben davon abhängt, dass wir innere Stille üben. Wenn wir die Aspekte betrachten die jeder Mensch üben kann, um die Stille zu erfahren, was ist das in den unterschiedlichen Traditionen?

Bruder David:
Zu uns Bendediktinermönchen wird oft gesagt, ihr habt es so leicht, ihr lebt zurückgezogen im Kloster, aber die Laien müssen Stille in ihrem Alltag finden und das ist oft so schwer, immer wieder die Stille im Leben zu finden. Und wie können wir Stille äußerlich finden in unserem turbulenten Alltag?
Es beginnt schon mit der äußerlichen Stille. In jedem von uns ist ja der Mönch oder die Nonne – das heißt, wir geben uns den Raum, wenigstens ein paar Minuten am Tag klösterliche Stille schenken, frei von Radio, Fernsehen, etc… Die äußere Stille macht es uns möglich, uns auf die innere Stille einzulassen. Wenn wir still werden, bemerken wir plötzlich, dass alles ein Geschenk ist. Dass dieser Augenblick ein gegebener Augenblick ist. Wenn wir nicht still werden, bemerken wir das überhaupt nicht. Aber in dem Augenblick wo wir es bemerken, sind wir schon ganz erfüllt von Dankbarkeit und dann sind wir schon da, wo wir hinwollen: im Augenblick. Und mit der Dankbarkeit sind wir schon am rechten Ort und da erleben wir auch schon die Freude.
Da kommt dann meist die Frage, können wir wirklich für alles dankbar sein? Denn es gibt ja Gewalt in der Welt und Unrecht und Krankheit und Schmerz. Das ist wahr, wir können nicht dankbar sein, für Gewalt oder Unrecht. Aber wenn wir solche Augenblicke erleben wie Krankheit, Schmerz, oder einen Treuebruch, dann können wir überlegen, wofür kann ich dankbar sein? Zum Beispiel über die Gelegenheit etwas zu lernen oder für andere Einzutreten. Und die innere Stille gibt uns dafür Gelegenheit, das zu sehen und zu erfahren und nicht ohnmächtig einer schmerzlichen Erfahrung ausgeliefert zu sein.

Bhante Punnaratana:
Samahdi ist ein bekanntes Wort in Pali für Ruhe, Stille.
Es ist bekannt in der ganzen indischen Philosophie. Zum Beispiel auch beim Yoga ist Samhadi die letzte Übung oder das letztendliche Ziel. Wenn wir im Buddhismus an Stille denken, gibt es Buddhas erste Lehrrede in Varanasi. Dort lehrt er, wie können wir Unzulänglichkeit vermeiden? Und dabei erzählt er von Achtfachen Pfad.
Und den achtfachen Pfad unterteilt er in drei Gruppen:
• Die Rechte Anstrengung
• Die rechte Konzentration
• Die Rechte Sammlung oder Samahdi/ Stille.

Anhand dieser drei Disziplin, Konzentration und Stille, können wir geistige Harmonie herstellen und in Einlang mit uns selbst und anderen kommen. Wir Menschen brauchen Ruhe, körperlich wie geistig. Man stelle sich nur einmal vor, wie es wäre, wenn es keine Nacht gäbe? Was passiert dann mit den Menschen? Nachts hat unser Körper und unser Geist Zeit, Ruhe zu erlangen. Wenn wir nicht richtig schlafen können, merken wir sehr schnell, an unserem Körper und ähnlich geht es auch unserem Geist. Wir alle brauchen die Erfahrung von Ruhe und Stille um leben zu können.

Thich Thien Son:
Ich komme aus einem Land, wo es keine Ruhe gab, denn es war Krieg. Als kleiner Junge im Kloster gingen wir in die Meditation, aber ständig hört man Gewehre und Bomben. Und deshalb habe ich gelernt in der Unruhe, die Ruhe zu finden. Denn wenn man äußerlich nicht die Ruhe hat, muss man trotzdem innerlich Ruhe bewahren und die Ruhe in sich finden.
Unser Meister sagte immer zu uns „Weil das Land so unruhig ist müsst ihr die innere Ruhe finden. Ihr müsst auf einem Marktplatz die Ruhe finden können“. – Ein Marktplatz in Vietnam ist ganz anders als hier in Deutschland – alle schreien und handeln und alle Sinne werden angesprochen, es ist sehr schwer dort die Ruhe zu finden. – Während des Krieges in Vietnam mussten wir oft flüchten, wir waren oft gezwungen schnell wegzulaufen und ich erinnere mich, an einen Tag, an dem wir an einen neuen Ort kamen. Den ganzen Tag waren wir unterwegs auf der Flucht und am Abend haben irgendwo ein Lager aufgebaut und ein Feuer gemacht. Und dann mussten wir ja warten, bis das Essen fertig war. Wir saßen um das Feuer und warteten und schauten dabei in die Flammen. Und da wurde mir bewusst, Feuer ist immer in Bewegung aber trotzdem erzeugt es während wir es betrachten in uns Ruhe.
Diese Ruhe in der Bewegung, habe ich auch erfahren, während meines Retreats in Indien, als ich täglich 3000 Verbeugungen gemacht habe. Dort habe ich die Ruhe in der Bewegung erfahren. Plötzlich konnte ich 360 Grad um mich herum wahrnehmen und ich habe verstanden, dass alles in Bewegung ist, wenn ich den Fluss der Bewegung bin, wenn ich mitten im Fluss des Lebens bin, dann bin ich in der Ruhe, in der Stille. Wenn man versucht, sich gegen den Fluss aufzulehnen, fällt man aus der Ruhe heraus. Aber wenn man einfach mit fließen kann, ist man in der Ruhe. Und so mache ich die Erfahrung, wenn ich in Einklang mit den Bedingungen bin und mich in den Fluss der Erfahrung geben kann, bin ich in der Ruhe.

Bruder David:
Was Thay erzählt hat, erinnert mich an meine erste Erfahrung mit Zen. Ich war in einem Zentrum in New York und wir praktizierten dort in einem Keller. Das Kellerfenster ging direkt auf die Straße hinaus und dort war eine Bushaltestelle. Immer hörte man Gesprächsfetzen und die Menschen die ein- und ausstiegen und mein Lehrer sagte, hier könnt ihr am besten lernen still zu sein.
Wenn man keine eigenen Pläne hat und genau weiß wie es sein sollte, sondern den gegeben Augeblick so wie er ist annehmen kann, dann kann man an einer Busstation, oder auf dem Marktplatz praktizieren, denn man nutzt jede Gegebenheit wie sie ist und man hat die Möglichkeit sich zu fragen: Wozu gibt mir diese Gegebenheit die Gelegenheit? Und über die Begebenheit kann ich dankbar sein.
Es gibt ein Zitat aus dem 5. Jahrhundert, das besagt, dass man immer einen Schriott zurück treten soll und auf das Ganze schauen: „Schau auf das Ganze und Lobe das Ganze“. Dankbar sein heißt nicht unbedingt Danke zu sagen, zum Beispiel wenn ich Kindern ein Geschenk mitbringe sagen sie Danke, und legen das Geschenk aber zur Seite und schauen es nicht weiter an. Das ist etwas anderes als Dankbarkeit. Sie sagen Danke, weil sie gut erzogen sind, aber das Wesen der Dankbarkeit ist eher so wie zum Beispiel die Kinder, die mir das Geschenk aus den Händen reißen und gar nichts sagen, aber dann den ganzen Tag ganz vertieft damit spielen. Dankbarkeit drückt sich aus, wie wir etwas verwenden, was wir mit einer Gegebenheit tun.
Bhante hat vorher von Kontemplation gesprochen. Das Wort Kontemplation kommt aus dem Lateinischen und enthält verschiedene Aspekte:
Auf etwas zeigen/ auf eine Dauer oder Wiederkehr oder Wiederholung und auch auf etwas Dazwischen. Dann ist darin auch noch das Wort Tempel, Tempo und Temperament. Es hängt also auch mit einem Maas zusammen. Kontemplieren aus dem lateinischen Ursprung bedeutete bei den Römern so viel wie: zu den Sternen schauen und dabei Maas nehmen, was man auf Erden tun sollte. Still schauen und das Geschaute auf Erden verwirklichen oder umsetzen. Der Tempel war eine Übertragung der himmlischen Ordnung auf die Erde. Das heißt, wenn wir kontemplieren, schauen wir auf das, was wir im Leben TUN.

Bhante Punnaratana:
Wenn wir Samadhi üben, dann achten wir nicht auf uns selbst, sondern auf die ganze Ordnung, wie die Dinge miteinander zusammenhängen. Wenn man kontempliert kann man dankbar sein. Ich selbst habe die Erfahrung gemacht, dass ich keine Hoffung zu leben hatte. Zwei meiner Mönchsbrüder wurden vor meinen Augen erschossen und auch ein Kind und ich war sicher, ich komme als nächstes dran, ich werde getötet, es gibt keine Chance zu leben. Ich habe die Augen geschlossen und habe über Leben und Tod kontempliert und habe mich erinnert wie dankbar ich bin für alles was ich erfahren habe und ich habe all den Verdienst übertragen, all das Glück das ich erfahren habe, steht in Verbindung mit unzähligen Bedingungen, Menschen und Gegebenheiten und ich war sehr dankbar für alles.
Als Mönche haben wir viele Regeln und eine Regel ist zum Beispiel, wenn wir unsere Robe anziehen, kontemplieren wir darüber, mit wie viel liebevoller Arbeit sie genäht wurde und wer sie uns gespendet hat. Es gibt so viele Bedingungen, auf die man kontemplieren kann, die zur Entstehung des gegenwärtigen Moments beitragen. Meine Erfahrung von Kontemplation ist eher die Vipassanapraxis, als das Samahdi.
Vipassana ist die Besonderheit der Dinge zu analysieren und die Bedingungen zu verstehen, wie etwas entsteht. Und Samhadi ist tief in sich innere Ruhe und Frieden zu finden.

Thich Thien Son:
Wenn ich das Wort Kontemplation aus meiner Tradition betrachte, bedeutet es so viel wie nach innen, deinen eigenen Spiegel sehen, um die Realität zu erkennen, dass man über das, was sich draußen in den Gegebenheiten zeigt, seine eigene Realität erkennt und sich abgleichen kann.

Ich möchte Bruder David aber noch eine Frage stellen: Du bist 84 Jahre alt und hast davon viele Jahre ganz zurückgezogen gelebt. Was hat sich dir in der Stille gezeigt?

Bruder David:
Alles was mich das mönchische Leben gelehrt hat ist, dass ich meinen Tee mit um so größerem Genuss trinke und mich über dieses Gespräch freue und einfach dankbar bin über das Leben. Die Blume blüht, der Tee nährt, wir versuchen einander liebenswert zu begegnen, dafür bin ich dankbar und fühle eine große Freude.

Die Aufzeichnung der Gesprächs mit anschließenden Fragen sind demnächst auf DVD bei uns erhältlich.

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2. Februar 2011 Startseite Keine Kommentare